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Allgemeiner Anzeiger : 29.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189904295
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-29
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 29.04.1899
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Weimar. Für die evangelischen Geistlichen des Landes ist eine neue Kleiderordnung ein- gesührt worden. Der Großherzog hat bestimmt, daß die Geistlichen bei Hofe nicht mehr wie bis her im Frack, sondern in einreihigem schwarzen Rock mit Stehkragen und weißer Halsbinde er scheinen sollen. Außerdem hat der Großherzog den Wunsch geäußert, daß die Geistlichen diesen Rock bei besonderen Anlässen tragen möchten, wo sie bisher den Frack getragen. Mühlhausen. Der schweren Meuterei machten sich sieben im hiesigen Amtsgerichts gefängnis internierte, erst kürzlich aus Heiligen stadt hierher übergeführte junge Burschen schuldig. Nach einer von ihnen getroffenen Verabredung simulierte einer der Burschen, als sie im Arbeits- faal beschäftigt waren, Krämpfe. Während der Gefangen-Oberaufseher Dannenberg sich über ihn beugte, überfielen die anderen Burschen D., suchten ihn mit bereitgehaltenen Schlingen zu fesseln und ihn durch Schläge mit einem eisernen Lineal, dessen sie bei der Arbeit be nötigt hatten, zu betäuben; ebenso drangen sie auf die dem Ueberfallenen zu Hilfe herbeigeeilte Familie ein. Es gelang, bevor die Meuterer ihre Absicht, aus dem Gefängnis auszubrechen, erreichten, den zur Hilfe herbeigekommenen Per sonen, die Burschen zu überwältigen. Die Ver letzungen des D., namentlich am Kopfe, sind er heblich. Kiel. Durch den Fehlschuß eines Leutnants, der an Bord des Schulschiffes „Friedrich Karl" auf Möwen schoß, wurden zwei im Boot segelnde fünfzehnjährige Knaben getroffen. Einer erhielt eine tiefe Fleischwunde, der andere eine schwere Beinverletzungi Posen. Der durch die samoanischen Wirren bekannt gewordene Pflanzer Hufnagel ist ein Posener Kind. Er hat hier das Realgymnasium besucht. Herr Hufnagel ist vor etwa 20 Jahren ausgewandert und hat noch bis vor kurzem mit einem hiesigen bekannten Entomologen (Jnsekten- kundigen) in brieflichem Verkehr gestanden. Der Vater des Herrn Hufnagel war hier in den 70er Jahren Oberpostsekretär. Stargard i. P Der Bankier Karl Meißner, der seit Ende November v. verschwunden war und wegen großer Unterschlagungen steckbrieflich verfolgt wurde, hat sich dieser Tage, von Chicago kommend, der hiesigen Behörde frei willig gestellt. Landsberg a. W. Der 14jährige Sohn des Arbeiters Rohleder in Blumenfelde hat den sechsjährigen Knaben Panknin erstochen, weil dieser ihn mit einem Stein geworfen hatte. Königsberg. Von einem Gendarm er schossen wurden am Freitag auf der Feldmark von St. Lorenz (in der Nähe der Badeorte Rauschen und Neukuhreu) zwei steckbrieflich ver folgte, vielfach vorbestrafte Einbrecher namens Moonts und Steinke. Die beiden Einbrecher waren 1876 (?) aus dem damaligen Gefängnis am Pregel, dem sogen, blauen Turm, entflohen. Nach dem Wölfischen Telegramm handelte der Gendarm in Rauschen in der Notwehr. Bromberg. Der Schuhmacher Krause aus Langenau, der am 28. November v. vom hie sigen Schwurgericht zum Tode verurteilt wurde weil er in der Nacht zum 30. Juli v. die 79jährige Witwe Schmelzer in Neu - Flötenau ermordet und beraubt hatte, ist zu lebensläng licher Zuchthausstrafe begnadigt worden. — In Wadek bei Argenau ist ein nichts würdiger Mordanfchlag verübt worden. In der Nacht zum Montag wurde an die Thür des Ausgedingers Gerth geklopft. Als der zum Be suche bei Gerth fick' aushaltende Arbeiter Renz öffnete, erhielt er emen Schrotschuß ,n den Kops, der das Gesicht schrecklich Frfleischre und auch den hinter ihm stehenden Gerth erheblich ver letzte. Renz der bis fitzt besinnungslos da niederliegt, hat wahrscheinlich das Augenlicht verloren. Als Thäter sind zwei Einwohner aus Wodek ermittelt imd verhaftet worden. Dirschau Berm Brande emes Stalles aus dem bei Mewe gelegenen Gute Ezierspitz kamen i drei Arbeiter in den Flammen UM. Mannheim. Den eigenen Mann dem! Aeuertode zu überliefern, suchte in Klemschonach die Frau des Landwirts Lohr. Die beiden« Eheleute lebten seit langer Zett in Unfrieden miteinander. Die Frau faßte deshalb den Ent schluß, ihren Mann aus dem Wege zu räumen. Sie schleppte während der Nacht, als der Mann in einer Kammer schlief, mit Hilfe ihrer 19 Jahre alten Tochter ein Quantum Reisigbündel in die Küche und zündete sie an. Das Feuer wurde aber rechtzeitig bemerkt und gelöscht. Die Tochter legte ein umfassendes Geständnis ab, während die Mutter die schreckliche That leugnet. Beide find verhaftet. Eger. Hier wurde der Oberkontrolleur Koch vom staatlichen Hauptsteueramt verhaftet; in seiner Amtskasse fehlen 10 000 Gulden Staats papiere. Die Verhaftung erregt das größte Aufsehen, da Koch eine sehr bekannte und ge sellschaftlich beliebte Persönlichkeit war. London. Zwei junge englische Studenten haben beschlossen, eine Fußreise um die Welt zu machen und zu dieser Reise nur einen Zeit raum von drei Jahren zu brauchen. Sie wollen durch Frankreich, Oesterreich, die Türkei, Afghanistan, Indien und China marschieren und dann durch die Ver. Staaten den Rückweg an treten. Als sie von High-croß in Leicestershire aufbrachen, wurden die beiden jungen Leute von einer neugierigen Menschenmenge begleitet. Die beiden Fußwanderer, welche sich, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche zu haben, auf die Reise begeben, haben nur ein Felleisen, ein Notizbuch und einen photographischen Apparat bei sich. Sie beabsichtigen, sich ihren Lebens unterhalt unterwegs durch Photographieren und schriftstellerische Arbeiten zu verdienen. New Zork. Wie über einen Akt der Lynchjustiz aus Newneau in Georgia gemeldet wird, ist dort ein Neger, welcher beschuldigt wurde, einen Pächter ermordet und dessen Frau geschändet zu haben, von der Bevölkerung lebendig am Spieße verbrannt worden, nach dem ihm zuvor die Ohren und Finger abge schnitten worden waren. Der Neger hatte den Mord eingestanden, aber das andere ihm zur Last gelegte Verbrechen geleugnet. Der Gouver neur war vergebens eingeschritten, um die Lynchjustiz zu Verbindern. Da man die Rache der Neger befürchtet, wurde um die Entsen dung von Truppen bei dem Gouverneur nach gesucht. — Eine drollige Wahl fand in dem Staate Illinois statt. Dort machten die Re publikaner einen Herrn James Mansfield zum Kandidaten für das Amt eines Schulrats. Als Gegenkandidaten stellten die Demokraten die Frau desselben Herrn Mansfield auf. Es soll ein lustiger Wahlkampf gewesen sein Die Frauen, die im Staate Illinois bei Schulwahlen das Stimmrecht besitzen, zeigten sich sehr rührig, und so ging denn Frau Mansfield als Siegerin aus dem Kampfe hervor. Herr Mansfield soll darüber sehr froh sein. Es heißt sogar, er habe selbst für seine Frau gestimmt Chicago. Die Frauen Chicagos und des ganzen Staates Illinois führen seit kurzem einen Feldzug gegen illustrierte Annoncen, welche den Körper einer Frau oder selbst nur den Kops derselben zur Darstellung bringen. Die Urheberin dieser neuesten Bewegung, Gertrud Wallace, Präsidentin eines Frauen-Klubs, erklärt den Feldzug folgendermaßen: „Die Gattinnen, Töchter und Schwestern der zivilisierten und aufgeklärten Bürger des freien Amerika find überzeugt, daß die pöbelhafte Verwendung der Gefichtszüge oder die Körperformen deS weib- lichen Geschlechtes, sei dieselbe gleichgültiger oder frecher Natur, als Neklamemittel nicht nur Ker Würde der Frauen schadet, sondern auch den Glauben an das hohe Ideal, als welches das weibliche Geschlecht von der Schöpfung ins Leben gerufen wurde, vernichtet." Der Protest wird wahrscheinlich Gegenstand einer Bill wer den, welche der Legislative von Illinois vorge legt werden soll. Mexiko, Der feuerspeiende Berg Popoca tepeil in Mexiko wurden soeben von einem eng lischen Syndikat für 250 000 Doll, angekauft worden Im Krater des Berges befindet sich nämlich das ausgedehnteste Schwefellager der Erde, das nunmehr durch das erwähnte Syndikat ausgebeutet werden soll. . GerichtshMe. Wien. Von einem Schusterbuben ist das österreichische Justizministerium verklagt worden und ist in dem Prozesse unterlegen. ' Der Schuhmacher lehrling Stanislaus Bochenski aus Tarnow war unschuldig zu einem Monat Arrest verurteilt worden und hatte diese Strafe auch verbüßt. Nachdem sich seine Unschuld herausgcstellt hatte, verklagte er das Justizministerium auf Entschädigung. Er beanspruchte einen Schadenersatz von 80Gulden, indem er ausführte, daß sich feine Lehrzeit infolge seiner Strafe um einen Monat verlängere und ihm ein Monatslohn von 75 Gulden als Gehilfe entgehe, ferner fordere er 5 Gulden für die Abnutzung seiner Kleider im Arrest. Am 22. d. entschied nun das Reichsgericht in Wien auf Grund des Gesetzes zur Entschädigung unschuldig Verurteilter: das Justizministerium sei schuldig, dem Kläger binnen vierzehn Tagen bei sonstiger Exe kution fünfunddreißig Gulden zu zahlen, und zwar dreißig Gulden als Ersatz sür entgangenen Ver dienst und fünf Gulden für die im Arrest erfolgte Abnutzung seiner Kleider. In der Begründung wurde ausgeführt, wer unschuldig verurteilt werde, habe das Recht auf Entschädigung, einerlei, ob der materielle Schaden sofort oder erst später sich ergibt. Bezüglich der Höhe der Entschädigung fand das Reichsgericht, daß dem Lehrling, der nach Angabe seines Meisters ein tüchtiger Geselle zu werden ver spricht, ein Gulden per Tag zuzusprechen sei. Wie man sich in Deutsch-Ostafrika amu fiert. Die eben eingetroffene .Deutsch-Ostafrikanische Zeitung' vom 20. März berichtet über den Auf enthalt der deutschen Tiefseeforscher in Dar-es- Salaam: Bei einem an Bord der „Valdivia" veranstalteten Festmahle wurde Len Besuchern aufgetischt: Tiefseeklein. Valdivische Reptilien brühe. Neu-Amsterdamer Rinderbraten mit Sar- gaffokraut. Dar-es-Sa-Lammbraten. Botanische Studien in Essig und Oel, in Zucker, nach der Natur. Antarktisches Eis. Zebukäse. Der Schluß und gleichzeitig der Glanzpunkt der Festlichkeiten bestand in einer italienischen Nacht, die Sonntag abend in den wundervollen Akazien - Anlagen neben der Boma dicht an der Lagune stattfand und zu der sich sämtliche Europäer der Stadt sowie die Offiziere von S. M. S. „Schwalbe" eingefunden hatten. Auch der Wali und der Sultan Said Chaled waren zugegen. Dank der Fürsorge des Bezirksamtmanns v. Strantz wär der Festplatz feenhaft beleuchtet. Am unteren Rande der die Promenadengänge einfassenden grünen Hecken glühte es von unzähligen Flämm- chen, von Ast zu Ast der Akazien zogen sich Ketten buntfarbiger Lampions, und überall leuchtete das blaue, grüne, rote und weiße Licht bengalischer Flammen. Bei den Klängen der in dem Musik-Kiosk konzertierenden und unter der persönlichen Leitung des Feldwebels Knaust Vorzügliches leistenden Goanesen-Kapelle, bei eisgekühlten Getränken und fröhlichem, ange regtem Geplauder saß man in bester Stimmung, nichts ahnend in zwangloser Reihenfolge bei einander, als sich plötzlich von der Seeseite her ein diabolisches Geheul aus vielen Hundert Kehlen erhob. Unmengen von Eingeborenen in abenteuerlicher Kleidung machten, mit Knütteln bewaffnet, durch die Reihen der Gesellschaft hin durch einen Scheinangriff auf die hinter der Boma, von der Dunkelheit geschützt, in Ver teidigungsstellung liegenden Askaris (Svldatcn). Es blitzte bald hier, bald dort ein Feuerstrahl auf, die Gewehre knatterten und mit einem regulären Schnellfeuer wurden die Angreifer abgeschlagen, worauf die Verfolgung der Flücht linge wieder mitten durch die Feftgesellschaft stattsand. Kaum hatten sich die Gäste von dem angenehmen Schreck der Ueberraschung erholt, als Hauptmann Langheld einen Parademarsch der Sieger kommandierte, der tadellos ausge führt wurde. Gemeinnütziges. Gegen das Abspringen von Tapete«. Um das Abspringen der Tapeten in Räumen, welche wechselnden Witterungseinflhssen aus gesetzt find zu verhüten, kann man sich folgen den Kleister bereiten: Man weicht 18 Pfund Bolus, nachdem er klein geklopft ist, in Wasser ein und schüttet sodann das darüber stehende Wasser ab. Hierauf werden 1V, Pfund Leim zu Leim wasser gekocht, mit der erweichten Bolus gut gemengt und noch 2 Pfmw Gips zugemischt. Die Masse wird alsdann mittels eines Pinsels durch einen Seiher getrieben und mit Wasser zu Kleister-verdünnt. Anstrich für feuchte Kellerräume. Gegen feuchte und modrig gewordene Mauern benutzt man in neuester Zeit folgenden Anstrich mit Erfolg: 93 Teile gepulverter Backstein mit sieben Teilen Bleiglätte werden in einer genügenden Menge Leinöl verrührt. Beide Teile find ge trennt zu pulverisieren, dann zusammenzumischen und mit dem Leinöl in eine Art Teig zu ver arbeiten. Die auf die Wände gebrachte Masse erhärtet nach 3—4 Tagen und läßt dann keine Feuchtigkeit mehr hindurchtreten. Schmutzige Klaviertasten reinigt man am besten auf trockenem Wege mittels eines Flanell läppchens. Da nicht alle Klaviertasten aus Elfenbein angefertigt find, sondern oft aus Knochen, Celluloid und anderem Material be stehen, und dann meist mit Farbe oder Lack überzug versehen find, so dürfen flüssige und auflösende Reinigungsmittel, wie warmes Wasser, Weingeist u. dgl. nicht angewendet werden. Kuntes Allerlei. Wenn man's haben kann. In amerika nischen Blättern ist jetzt von dem riesenhaften Sportpalast, den George Gould sich erbauen läßt, viel die Rede. Die Hauptmauern werden aus weißen Ziegelsteinen bestehen, die Pfeiler und sichtbaren Stützen aus solidem Marmor und Granit, das Rahmenwerk der ganzen Struktur aus Eisen. In der Mitte wird sich eine große Arena von elliptischer Gestalt be finden. An sie schließt sich in einer Ecke ein kolossales Schwimmbassin aus Marmor, er leuchtet von elektrischem Licht und mit einer Glaskuppel bedeckt. In einer anderen Ecke des Gebäudes befindet sich eine Turnanstalt mit allen nur erdenklichen Einrichtungen; eine dritte Ecke wird in eine Junggesellenwohnung ver wandelt, und die noch übrige Ecke zu einem prachtvoll ausgestatteten Theater eingerichtet. Pflanzzeit für Weinreben. Die beste und natürlichste Pflanzzeit für Reben ist das Frühjahr, sobald die Sonnenstrahlen anfangen, den Boden zu erwärmen. Denn der Weinstock liebt vor allen Dingen Wärme, es beginnt daher die Wurzelthätigkeit erst, sobald der Boden einigermaßen erwärmt ist. Als eine aus der warmen gemäßigten Zone stammende Pflanze verlangt der Weinstock im Hausqarten den besten, wärmsten, vor Nordwinden geschützten Platz; als eine kallliebende Pflanze mutz der Kalk, falls nicht vorhanden, in Form alten Bauschuttes und künstlicher Düngung dem Boden zugeführt werden. Die Pflanzgruben mache man gehörig wett; diese füllt man bis 12 Zentimeter unter der Oberfläche mit Komposterde; hierauf wird die Wurzel flach ausgebreitet, so daß der Wein stock fast wagsrecht zu liegen kommt. Man hüte sich, den Wurzelstock der Reben senkrecht wie einen Obstbaum zu pflanzen. Im allge meinen werden die Sorten Tbomery-Gutedel, Pariser Gutedel, Kgl Magdalenentraube, Made leine Angevine, Leipzmer Weitzer Gutedel, Jubiläumstraube, Große Perle, Malvasia, Muskat-Gutedel, Portugieser, Rotstieliger Dol- cedu Bocksbeutel, dinerie weiße und rote Gaisdutten w. als Spalierreben sehr gut ver wendbar sein. Für besonders warme und freie Lagen können noch Golden Champignon, Black, Hamburg, Bouquet-Traube. Gelbe Seiden traube, Malkoff Usum. Frankenthaler, Lady Dowur Black rc. verwendet werden. Der versteht's. Sonntagsjäger (der einen Treiber angeschossen). „Ich kann Euch heut' leider kein Schmerzensgeld geben, ich hab' nur ein Zehnmarkstück. Oder könnt Ihr wechseln?" Treiber: Nee, Herr Amtsrat, wechseln kann ich nicht, aber Sie können's nur ja als Vorschuß aufs nächste Mal rechnen!" Goethe und Mampe. Gouvernante: „Wodurch ging Goethes „Fischer" zu Grunde?" — Schülerin: „Durch Halb und Halb " — Gouvernante: „Wie kommst du darauf?" — Schülerin. „Es heißt doch. Halb zog sie ihn, halb sank er hin." ... — Herz brauchte, dann sollte ich mich an Sie wenden?" , Jetzt gewann Fritz den Mut, die Augen ein wenig zu erheben. „Freilich sagte ich das, liebes Fräulein, — ich glaube, es war recht dreist von mir!" „Trude heiße ich, und was Sie da gesagt haben, müssen Sie doch auch heut' noch ver treten können!" Das ging an Fritzens Ehrgefühl und er hob den erglühten Kopf höher. „Freilich thu ich das, immer, aber ich wußte ja nicht, ob Sie mir böse waren, wenn ein einfacher Arbeiter, - und Sie, ein solches vornehmes Fräulein " „Trude!" nickte das im rastlosen Eifer um das Geständnis des so unendlich zaghaften Fritz kämpfende Mädchen. Da schaute er aber endlich in ihre strahlen den Augen und sah darin den ganzen Himmel, den er in seinem gequälten Herzen trug. Und ohne daß er wußte, wie es geschehen, hatte er ihre kleinen weißen Händchen zwischen den seinen, und seine Worte flossen durcheinander wie seine Gefühle. „So sehr liebe ich Sie, — liebes Trudchen, — wenn ich das sagen darf, — vom ersten Mal an, - wie ich Sie gesehen, - liebstes, bestes Trudchen, — ich weiß ja gar nicht, was ich sage, aber — ich will Sie so lieb haben, so lieb « ' Sie neigte sich sanft zu ihm, und er fühlte ihren warmen betäubenden Atem; dann hotte er sie in seinen Arm und er sah ihre heißen weichen Lippen dicht vor sich. Hatte er sie geküßt? wahrscheinlich, denn Trude legte ihren Arm um den breiten Nacken des endlich Gefangenen und flüsterte zärtlich: „Du böser, 'lieber Mann, wie schwer hast du mir das gemacht!" Dann bog sie sich wieder langsam aus seinen Arm zurück, und sie plauderten Hand in Hand weiter wie zwei glückliche Menschen, die einander recht lieb haben. — Als Fritz ungewöhnlich spät wieder nach Hause kam, meinte Frau Marie nicht anders, als ihr Bruder sei in eine Kneipe verschleppt worden und habe sich einen gehörigen Spitz getrunken. Denn er kam nicht wie ein ver nünftiger Mensch zur Thür herein, sondern als habe er einen tüchtigen Rausch. Kaum sah er seine Schwester, so umfaßte er sie mit beiden Armen, sprang mit ihr wie toll umher und küßte sie auf die Wangen, was er doch sonst nichl that. „Junge, Fritz, — bist du denn ganz verrückt geworden!" keuchte endlich die atemlose Marie, — „Willst du mich wohl zufrieden lassen, — du reißt mir ja das ganze Zeug vom Leibe!" Aber Fritz raste noch eine Weile so fort, bis er so weit zur Besinnung kam, daß er seiner Schwester gestehen konnte, er sei zwar nicht verrückt, aber nahe daran, es vor lauter Freude zu werden. Und nun erzählte er ihr, indem er sich ge waltig in Stellung warf, daß er sich mit Trude versprochen habe. „Junge, — du?" machte Frau Marie, — ob mir das nicht geahnt hat. Und du nichts nutziger Mensch hast vor mir verstecken können, daß du unserm Trudchen. gut bist, und sie dir gar auch. Na warte, das ist alles hinter meinem Rücken hergegangen!" Der böse Fritz lachte und rieb sich vergnügt die Hände, während seine Schwester ihn mit offener Verwunderung anstarrte. „Uebrigens hätte ich deine Liebeserklärung hören müssen," meinte sie dann in heiterer Freude, — „dabei konnte man sich gewiß auch halb tot lachen. Daß du überhaupt so was fertig gekriegt haben sollst, ist mir ein Rätsel!" „Je nun," prahlte der glückliche Fritz, — „ein bißchen hat es ja dabei gehapert, aber — s'ist doch gegangen!" Jetzt sprang die junge Frau zur Großmutter hinein, um der das neueste Ereignis zu ver künden. „Sieh' einer den Jungen an!" schmunzelte Großmütterchen. — „na, Gott gebe seinen Segen dazu; ich mein, er hätt' kein besser Los ziehen können!" Die darauf folgenden Tage verlebte Trude in einem süßen träumerischen Gefühl; sie fühite sich reich in dem Bewußtsein, das unverdorbene reine Herz eines einfachen Menschen gefunden zu haben, der keine Lüge kannte. Sie lächelte Frau Marie glücklich an und ließ sich von der selben nach Herzenslust drücken und küssen. Es fiel ihr ein, zur Beachtung der Form ihren Verwandten von dem eingegangenen Ver löbnis Mitteilung zu machen. Sie beschloß, dies mündlich zu thun und machte sich auf den Weg nach dem früheren Heim, das eigentlich nur traurige Erinnerungen für sie barg. Frieda mußte entweder besonders übler Laune sein, oder der Groll über Trudes angeb- geblichen Eigensinn war nicht vergessen, — fie empfing die ihr freundlich nahende Kousine kalt und abstoßend. Als ihr Gatte hinzu kam, ver ließ sie den Salon unter dem Vorwande, daß Trude wohl die Geldangelegenheit mit ihm in Ordnung bringen wollte. Frieda wußte ja auch nicht, daß diese Sache bereits erledigt war. Trude mußte die unwillkürlich hervorbrechen den Thränen trocknen. Dann sagte fie dem ihr auffällig eifrig Trost zusprechenden Herrn des Hauses, daß sie eigentlich nur gekommen sei, um die Mitteilung ihrer Verlobung mit einem zwar armen, aber braven Mann, dem Schlosser Fritz Bender zu überbringen. Arno erblaßte leicht, — eine solche Wendung lag nicht in seiner Berechnung. Doch sich ge waltsam bezwingend, nahm er den Ton eines väterlichen Freundes an und fragte Trude, ob sie ihr Herz bei dieser Wahl auch emstlich ge- irüft und seine eigene Ehe nicht ein Beispiel ei, wohin Uebereilung führe. Und als Trude versicherte, daß sie hin- reichend Zeit gehabt, den Mann ihrer Wahl kennen und schätzen zu lernen, da wünschte er ihr seufzend, sie möge glücklicher werden wie er. Dann begann er eine Schilderung des Elends, an ein Weib gefesselt zu sein, das jeder Pflicht Hohn entgegensetze. Er wußte seinen Kummer mit so beredten Worten zu schildern, daß dem mitfühlenden Mädchen, dem der bewogene Gatte bisher nur HUfbereit und rücksichtsvoll entgegen- getreten war, das Herz weh that bei diesem Elend im glänzenden Gewände. LG» (Fortsetzung folgt.)
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