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Allgemeiner Anzeiger : 07.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189906077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18990607
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990607
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-07
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.06.1899
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Politische Rundschau. Deutschland. *Die Thronrede, mit der am Freitag die spanischen Cortes eröffnet wurden, kündigt an, es sei ein Abkommen mit dem deutschen Kaiser unterzeichnet worden, demzufolge die K aro li n e n -, P o l ar - und M ar i anne n- Jnseln von Spanien an Deutschland abgetreten werden. * * * * Der Kaiser hat am Freitag seiner neuen Besitzung Cadinen einen mehrstündigen Be such abgestattet und ist von dort zu einem mehr tägigen Jagdaufenthalt nach Prökelwitz ab gereist. * Der Kaiser wohnte am Donnerstag in Kiel dem Stapellauf des „Ersatz König Wilhelm" bei und taufte das Schiff auf den Namen „Kaiser Wilhelm der Groß e". * Ueber einen Konflikt zwichen Bremen und Rußland wird dem ,B. Tgbl/ aus Petersburg gemeldet: Der bremische Senat hat sich geweigert, sür die willkürliche Verhaftung eines russischen Priesters Sotikow durch die Be strafung der schuldigen Beamten Genugthuung zu leisten, wie es die russische Negierung forderte. Infolgedessen hat die russische Regierung ihren Ministerrefidenten für Bremen, Herrn Westmann, abberufen. * Durch kaiserliche Kabinettsordre vom 1. Mai ist bestimmt worden, daß die Trainbaillone künftig in voller Stärke zu den Herbstübungen heranzuziehen und die Kriegsfahrzeuge des Trains im regelmäßigem Wechsel hierbei und bei den kriegsmäßigen Uebungen in Gebrauch zu nehmen sind. *Der Reichsinvalidenfonds hatte Ende März 1899 an Wertvapieren zum Nenn wert einen Bestand von 393 235 800 Mk. und 2 917 225 Gulden süddeutscher Währung. Darunter befanden sich 307 999 250 Mk. Schuld verschreibungen des Reichs und deutscher Bundes staaten und 62 760 000 Mk. Kommunalpapiere. *Die Zahl der im vergangenen Jahre beim Kaiserlichen Patentamt angemeldeten Patente betrug 20 321 gegen 18 347 im Jahre 1897, während die Zahl der erteilten Patente sich auf 5570 belief; sie ist gegen 1897 um 130 Nummern gestiegen. Abgelaufen oder erloschen find 4940 (1897 4570) Patente. Die Gesamtzahl der seit dem 1. Juli 1877 über haupt erteilten Patente beträgt 101760, von denen zur Zeit noch 19,59 Prozent in Kraft find. *Jm Jahre 1897 wurden wegen Majestäts- beleidigung nach amtlicher Zusammen stellung von deutschen Gerichten 643 Anklagen verhandelt. Davon endeten 457 mit Verurteilung der Angeklagten und nur 186 mit Freisprechung. Die meisten dieser Fälle entfallen auf den Bezirk des Oberlandesgerichtsbezirks Berlin. Hier wurden 97 Anklagen verhandelt und 68 Ver urteilungen bei 29 Freisprechungen ausgesprochen. Dann folgt Breslau mit 93 Anklagen, 60 Ver urteilungen und 33 Freisprechungen. Von den Verurteilungen lauteten 16 auf 2 und mehr Jahre, 36 auf 1—2 Jahr und 259 auf 3—12 Monat; die übrigen aus geringere Strafen. * Zur Präsentation von Wechseln durch die Post hat der Staatssekretär des Reichspoftamtes angeordnet, daß dabei in glei cher Weise verfahren werde, wie von anderen Behörden und Beamten, und zwar in dem Sinne, daß die bei den Behörden und Beamten übliche zweitägige Frist auch von der Reichspost zngestanden werde. Oesterreich-Ungarn. *Dem ,Hamb. Korr.' zufolge verlautet in Pest von zuständiger Seite, daß derdeutsche Kaiser im September nach Ungarn kommt, um an den Herbstjagden des Erzherzogs Friedrich teilzunehmen. Auch König Albert von Sachsen wird hierzu er wartet. * Obgleich in Wien über die verworrene Ausgleichsfrage auf Veranlassung des Monarchen doch noch wieder Verhandlungen zwischen Thun und Szell stattgefunden haben, drücken die Budapester Blätter doch überein stimmend die Ansicht aus, daß die Hoffnung Der Polizei verfallen. 81 Erzählung von Philipp Galen. <Forts«yung.1 „Mir wurde bei diesen mir noch lange in den Ohren klingenden Worten ganz seltsam zu Mute, ich wußte nicht, was ich davon denken und dazu sagen sollte, und so sagte ich fast nur mechanisch: ,O nein, ich vergesse es nicht und habe bisher noch stets mein Wort gehalten." Zehn Minuten später lagen wir in unseren Betten, und was mir da träumte, — na, das brauche ich euch ja nicht zu sagen. — Und nun," fuhr der Erzähler mit ganz aufgeheitertem Gesicht fort, „was soll ich euch noch lange mit der Erzählung meiner Gefangenschaft aushalten, es ist ja fast alles mit ein paar Worten gesagt, also vorwärts! Acht Tage später, gerade heute vor vierzehn Tagen am Sonntag, stieg die Geburtstags- und Jubiläumssonne des Vaters der drei talentvollen Geschwister über dem Häuser- meer von Berlin, also auch über der lieben Hausvogtei empor —" „Aber wer war denn dieser so geheimnis voll gefeierte Mann, und wieheißt er?" unter brach mein Thüringer Freund seinen Landsmann, der mit einem Male einen poetischen Anflug zu nehmen schien. „Ja," erwiderte dieser, rasch in seine Prosa zurückfallend, „das weiß ich ebensowenig wie du, und werde den Namen erst erfuhren, wenigstens hat der Polizeiral mir das versprochen, wenn ich in meine Heimat gelangt bin und ihm von dort aus geschrieben habe, wie mein aller Vater, sonst der beste Mann von der Welt, einer Verständigung nahezu ganz geschwünden sei. Szell dürfte vielleicht schon in den nächsten Tagen seinen Rücktritt anbieten. (Und Thun?) Frankreich. * Der Dreyfus-Prozeß hat vorläufig ein weiteres Opfer gefordert: Oberst DuPaty de Clam ist durch einen Offizier der Garde rspublicaine verhaftet und in das Ge fängnis Cherche Midi, und zwar in dieselbe Zelle, die seiner Zeit Dreyfus und Picquart be herbergte, gebracht worden. * Die eigentlichen Verhandlungen des Kassationshofes in der Dreyfus sache sindbeendet; der Urteilsspruch steht unmittelbar bevor. * Die Neu-Boulangisten machen krampfhafte Versuche im Hinblick auf den schlim men Ausgang, den die Dreyfus-Affäre für sie zu nehmen droht, um noch in letzter Stunde einen Retter in ihrer Not zu finden. Der „Held von Faschoda", Major Mar chand, der jetzt in Paris eingetroffcn ist, soll nun diese Rolle als Retter spielen. Paul Derou- lede, der von den Pariser Geschworenen freige sprochene „Hochverräter", erscheint seinen An hängern von der Patriotenliga selbst nicht ge eignet. Dem Major Marchand ist von seinen Vorgesetzten „angeraten" worden, sich jeder poli tischen Demonstration zu enthalten. Belgien. *Der französische Gesandte in Brüssel, der den Spion Moutier unter seine Fittiche genommen hatte, hat eine schwere Niederlage erlitten. Die Mitglieder des Büreaus der französischen Handelskammer in Brüssel wurden einschließlich des früheren Vorsitzenden Rolland mit 46 von 48 abgegebenen Stimmen wiedcrgewählt. Sodann wurde Rolland mit 45 von 47 abgegebenen Stimmen zum Präsi denten wiedergewählt. Die Gesamtzahl der Mitglieder der französischen Handelskammer be trägt 80. Holland. *Jn der dritten Kommission der Friedens konferenz wurde heute der russische Vor schlag betreffend die Vermittelung ein stimmig angenommen. Danach würden sich also die Signatarmächte verpflichten, in allen Streitfragen zunächst dis Vermitte lung einer dritten Macht anzurufen, allerdings ohnesich dadurch im voraus irgend wie zu binden. * Die mit der Revision der Brüsseler Dekla ration von 1874 befaßte Unterkommission ist schon soweit mit ihren Arbeiten gediehen, daß sie wahrscheinlich noch in dieser Woche zu Ende kommt. In der Frage der Ausdehnung der Genfer Konvention auf den Seekrieg sollen von England und Amerika ernste Bedenken gegen bindende Regeln geltend gemacht sein; von den anderen Staaten wurde dagegen die analoge Ausdehnung der Genfer Konvention auf den Seekrieg für wünschenswert erklärt, und schließlich wurde auch die Uebereinstimmung er zielt in der Frage der Behandlung der dem Transport und der Verpflegung Verwun deter dienenden Fahrzeuge. Sv amen. *Der Ministerpräsident Silvela hielt am Donnerstag in einer Versammlung der Mit glieder der Majorität der Deputiertenkammer und des Senats, in welcher er den Vorsitz führte, eine Rede, in der er darauf hinwies, daß das ganze politische Verhalten geändert werden und daß man auf Sonderrechte ver zichten müsse. Die Niederlage Spa niens sei einzig und allein den Regie- renden zuzuschreiben; er habe sich bemüht, ein Programm großer radikalerRefor- men durchzuführen. Wenn dies mißlinge, werde das Land in die Diktatur geraten. Campos erklärte, er stimme den Ausführungen Silvelas zu. Die Versammlung bestimmte Pidal zum Präsidenten der Deputiertenkammer. *Der Kriegminister Polavieja fordert einen Extrakredit von 200 Millionen für Befestigungen. Balkanstaaten. *Die griechischen Zeitungen bringen Einzel meinen Wunsch, dramatischer Sänger zu wer den, ausgenommen hat. Doch weiter im Text. Also der Festtag war gekommen, und wie jeder Tag seinen Abend hat, so auch dieser. Punkt acht Uhr kam diesmal der Polizeirat und holte uns wieder in einem Wagen ab und zehn Minuten später befanden wir uns, — ich gestehe es ehrlich, mit froh und laut schlagendem Herzen — in einem großen Salon; dieser aber war durch einen Vorhang, von dem wir nur einen Teil der Rückseite sahen, in zwei Hälften geteilt. Die größere Hälfte war für den Gefeierten und die von ihm eingeladenen zuschauenden und zuhörenden Gäste bestimmt, von denen wir jedoch nicht die Spur zu Gesicht bekamen, und die kleinere nahm die Bühne und ein ganz enges Gemach ein, in dem die ungesehenen Sänger ihre Aufstellung nehmen sollten. Nur der hier her gerollte Flügel fand noch Platz darin, und da es fünf Personen waren, die hier agieren sollten, so mußten wir dicht bei einander um den Flügel gruppiert stehen. Von der Bühne waren wir ebenfalls nur durch einen leicht beweglichen Vorhaug getrennt, und so konnten wir wohl ziemlich deutlich hören, was auf derselben vorging, aber von den dar gestellten Lebenden Bildern nichts gewahren, w ran uns, wenigstens mir, auch sehr wenig gelegen war. Zehn Minuten mochten wir zwei männliche Sänger, von niemand gestört oder beachtet, hier zugebracht haben, da öffnete sich eure Thür, und d r junge Komponist trat in Begleitung seiner schönen Schwestern herein. O, wie entzückend heften über ein Komplott, welches gegen den Prinzen Georg geplant worden war und in Kreta entdeckt worden sein soll. Mehrere Muselmanen, die als Urheber des Komplotts angesehen werden, wurden aus - gewiesen. Amerika. *Mac Kinley will die soeben erst offiziell ernannten oder, wenn man will, bestätigten Friedenskommissare abberufen und er klärt, es nunmehr General Otis überlassen zu wollen, wie derselbe mit den Filipinos fertig werden könne. Dieser hatte sich bekannt lich im Gegensatz zu General Lawton anheischig gemacht, die Insel Luzon mit den ihm zur Ver fügung stehenden Truppen zu unterwerfen, wäh rend er frei ec zu diesem Ende 100 000 Mann für nötig erklärte. Jetzt gibt fast alle Welt in den Ver. Staaten Lawton recht, und Mac Kinley steht vor der schweren Aufgabe, die nötigen Truppen zu beschaffen, ohne zu einer Aushebung von neuen Freiwilligenkorps zu greifen, da letzteres zweifellos seine schon geschädigten Wahl aussichten noch mehr gefährden würde. Gesetzentwurf rnrn Schvtze des gewerblichen ArbeitsverchiMnUes. Unter diesem Titel ist am Donnerstag vor mittag dem Reichstage folgende Vorlage zuge gangen : ß 1. Wer es unternimmt, durch körperlichen Zwang, Drohung, Ehrverletzung oder Verrufs erklärung Arbeitgeber oder Arbeitnehmer zur Teilnahme an Vereinigungen oder Verabredun gen, die eine Einwirkung auf Arbcits- oder Lohnverhältniffe bezwecken, zu bestimmen oder von der Teilnahme an solchen Vereinigungen oder Verabredungen abzuhalten, wird mit Ge fängnis bis zu einem Jahre bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so ist auf Geld strafe bis zu 1000 Mark zu erkennen. 8- 2. Die Strafvorschriften des 8 1 finden auch auf denjenigen Anwendung, welcher es unternimmt, durch körperlichen Zwang, Drohung, Ehrverletzung oder Verrufserklärung 1) zur Herbeiführung oder Förderung einer Arbeiter- aussperrung Arbeitgeber zur Entlassung von Arbeitnehmern zu bestimmen oder an der An nahme oder Heranziehung solcher zu hindern, 2) zur Herbeiführung oder Förderung eines Arbeiterausstandes Arbeitnehmer zur Nieder- leguug der Arbeit zu bestimmen oder an der Annahme oder Ausführung von Arbeit zu hin dern, 3) bei einer Arbeiteraussperrung oder einem Arbeiterausstande die Arbeitgeber oder Arbeitnehmer zur Nachgiebigkeit gegen die dabei vertretenen Forderungen zu bestimmen. Z 3. Wer es sich zum Geschäfte macht, Handlungen der in den 88 1, 2 bezeichneten Art zu begehen, wird mit Gefängnis nicht unter drei Wochen bestraft. 8 4. Dem körperlichen Zwange im Sinne der 88 1 bis 3 wird die Beschädigung oder Vorenthaltung von Arbeitsgerät, Arbeitsmaterial, Arbeitserzeugnissen oder Kleidungsstücken gleich geachtet. Der Drohung im Sinne der 88 1 bis 3 wird die planmäßige Ueberwachung von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Arbeitsstätten, Wagen, Straßen, Plätzen, Bahnhöfen, Wasser staßen, Hafen- oder sonstigen Verkehrsanlagen gleichgeachtet. Eine Verrufserklärung oder Drohung im Sinne der 88 1 bis 3 liegt nicht vor, wenn der Thäter eine Handlung vornimmt, zu der er berechtigt ist, insbesondere wenn er befugterweise ein Arbeits- oder Dienstverhältnis ablehnt, beendigt oder kündigt, die Arbeit ein stellt, eine Arbeitseinstellung oder Aussperrung fortsetzt oder wenn er die Vornahme einer solchen Handlung in Ausficht stellt. 8 5. Wird wegen Personen, die an einem Arbeiterausstand oder einer Arbeiteraussperrung nicht oder nicht dauernd teilnehmen oder teil genommen haben, aus Anlaß dieser Nichtbeteili gung eine Beleidigung mittels Thätlichkeiten, eine vorsätzliche Körperverletzung oder eine vor sätzliche Sachbeschädigung begangen, so bedarf es zur Verfolgung keines Antrags. 8 6. Wer Personen, die an einem Arbeiter ausstand oder einer Ärbeiteraussperrung nicht oder nicht dauernd teilnehmen oder teilgenommen sahen die beiden Mädchen in ihren weißen, mit blauen und roten seidenen Schleifen verzierten Staatskleidern aus, allein ich wäre nicht im stände, auch nur irgend ein einzelnes an ihnen zu beschreiben; denn ich hatte nur Augen für ihre glücklich strahlenden Gesichter, auf denen alle Reize jungfräulicher Frische und Schönheit prangten. Alle drei begrüßten uns nur mit freund lichem Kopfnicken und einem rasch ausgetauschten Händedruck; denn laut sprechen durften wir ja nicht, da niemand etwas anderes von uns als unsern Gesang hören sollte. Nur ganz leise flüsterte mir Fräulein Bertha zu: „Es wird gleich losgehen. Erst kommt der Prolog, den Herr Gubitz gedichtet, und dann wir. Eine Glocke wird uns das Zeichen geben, wann wir zu singen anfangen müssen. Geben wir also acht!" Der Bmder setzte fich nun an den Flügel, und wir vier Sänger gruppierten uns dicht um ihn herum. Gleich darauf hörten wir den Pro log auf der Bühne sprechen, und ich vermute, daß es ein noch ziemlich junger Mann war, der die hübschen Worte mit Ausdruck sprach, aber vom Inhalt faßte ich nur wenig auf; denn meine Augen und meine ganze Aufmerksamkeit waren allein auf die schönen Gesichter der beiden lauschenden Damen gerichtet. Plötzlich schwieg der Redner, und mein Herz begann in lauten Schlägen zu klopfen. Zwei Minuten später ertönte das verabredete Glocken zeichen, der Komponist schlug seine einleitenden Akkorde auf dem Flügel an, und wir vier Sänger setzten alle richtig und gut ein. haben, aus Anlaß dieser Nichtbeteiligung bedroht oder in Verruf erklärt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. Sind mildernde Um stände vorhanden, so ist auf Geldstrafe bis zu 1000 Mk. zu erkennen. 8 7. Wer an einer öffentlichen Zusammen rottung, bei der eine Handlung der in den 88 1 bis 6 bezeichneten Art mit vereinten Kräften begangen wird, teilnimmt, wird mit Gefängnis bestraft. Die Rädelsführer sind mit Gefängnis nicht unter drei Monaten zu be strafen. 8 8. Sind in den Fällen der 88 1, 2, 4 ein Arbeiterausstand oder eine Arbeiteraussverrung herbeigeführt oder die Aussperrung mit Rücksicht auf die Natur oder Bestimmung des Beirieds geeignet, die Sicherheit des Reiches oder eines Bundesstaats zu gefährden oder eine gemeine Gefahr für Menschenleben oder für das Eigen tum herbeizuführen, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter einem Monat, gegen die Rädelsführer Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten ein. JstinfolgedesArbeiterausstandes oderderArbeiteraussperrungeine Gefährdung der Sicherheit des Reichs oder eines Bundesstaats eingetreten oder eine gemeine Ge fahr für Menschenleben oder das Eigentum herbeigeführt worden, soistaufZuchthausbiszu3Jahren, gegen den Rädelsführer aufZucht- haus bis zu fünf Jahren zu er kennen. Sind in den Fällen des Abs. 2 mildernde Umstände vorhanden, so tritt Ge- fängnisstrase nicht unter sechs Monaten, sür die Rädelsführer Gefängnisstrafe nicht unter einem Jahre ein. 8 9. Soweit nach diesem Gesetz eine gegen einen Arbeitgeber gerichtete Handlung mit Strafe bedroht ist, findet die Strafvorschrift auch dann Anwendung, wenn die Handlung gegen einen Vertreter des Arbeitgebers gerichtet ist. 8 10. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden Anwendung: 1) auf Arbeits- oder Dienstver hältnisse, die unter den 8 152 der Gewerbe ordnung fallen, 2) auf alle Arbeits- oder Dienst verhältnisse in solchen Reichs-, Staats- oder Kommunalbetrieben, die der Landesverteidigung, der öffentlichen Sicherheit, dem öffentlichen Ver kehr oder der öffentlichen Gesundheitspflege dienen, 3) auf alle Arbeits- oder Dienstverhält nisse in Eisenbahnunternehmungen. 8 11. Der 8 153 der Gewerbeordnung wird aufgehoben. Uon Uah und Fern. Dresden. Die berühmte Brühlsche Terrasse wird nunmehr doch nicht dem Ständehaus- Neubau zum Opfer fallen. Wie gemeldet wor den, war eine erhebliche Verkürzung der Terrasse in den beiden vom Prof. Wallot ausgearbeiteten Plänen vorgesehen. Die Dresdener Stadtver tretung unterbreitete die Pläne einem Ausschüsse hervorragender Sachverständiger, der fich für die Erhaltung der Terrasse aussprach. Nunmehr hat Prof. Wallot einen neuen Entwurf auszu arbeiten, der die Terrasse unberührt läßt. — Ein Bauarbeiter namens Ludwig er drosselte seine Frau und sein kleines Töchter chen, übergoß darauf die Lagerstatt mit Petro leum und zündete sie an. Die Feuerwehr fand die beiden Leichen vor. Der Thäter ist ge flüchtet. Köln. Bei der Fronleichnams-Prozession auf dem Rhein im benachbarten Mülheim am Rhein ereignere fich ein bedauerlicher Unglücks fall. Eine große Anzahl Nachen sowie mehrere dichtbesetzte Schiffe umkreisten wie alljährlich ein größeres Schiff, auf welchem die katholische Geistlichkeit mit dem Sanktisfimum sowie viele Kommunionskinder fich befanden. Dabei rannte ein Schiff gegen zwei Nachen an. Die Insassen stürzten ins Wasser und zwei Personen er tranken, während die übrigen gerettet wurden. Dann fuhr das Schiff gegen die Schiffbrücke, indem es mehrere Joche wegriß. Der zahl reichen Passagiere bemächtigte fich eine furchtbare Panik, indessen gelang es, das Schiff langsam an das Land zu bugsieren und so die Rettung der Insassen zu bewerkstelligen. Bei dem ersten Tone meiner Stimme war meine ganze Ruhe in mich zurückgekehrt, und ich sang so gut, wie ich konnte. Ebenso alle übrigen, und in etwa zehn oder fünfzehn Minuten waren wir fertig, und die drei lebenden Bilder, zu denen wir die musikalische Begleitung geliefert, waren wohlgelungen abgerollt. Ein lautes allgemeines Beifallklatschen und Jauchzen von feiten der für uns unsichtbaren Zuhörerschaft umbrauste uns noch, da gab der Sohn des Hauses uns schon einen Wink, daß wir ihm folgen sollten. Kaum hatten wir noch Zeit, einen dankenden Händedruck der beiden Schwestern zu erwidem, da befanden wir uns bereits auf dem Korridor, von wo aus der junge Mann uns durch zwei oder drei Zimmer in ein kleines abgelegenes Gemach führte; in diesem sahen wir einen ge deckten und mit allerlei Leckereien belasteten Tisch nebst zwei Flaschen Wein mit Gläsem stehen. „Meine Herren," sagte nun der junge Mann zu uns, indem er uns herzlich die Hände schüttelte, „unser Vorhaben ist nach Wunsch ge lungen, und ich danke Ihnen aufrichtig für Ihre bedeutsame und liebevolle Mitwirkung. Ich hoffe, daß daraus nur Gutes für Sie ent springen werde. Leider kann ich jetzt nicht länger bei Ihnen bleiben; denn ich muß zur Gesellschaft meines Vaters zurückkehren. Aber speisen und trinken Sie hier nach Herzenslust, dieser Tisch ist für Sie allein serviert, jedoch glaube ich ganz gewiß, daß der Herr Polizeirat Ihnen bald ein halbes Stündchen Gesellschaft leisten wird. So wenigstens hat er es mir ver-
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