Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 25.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189903259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18990325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990325
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-25
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.03.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Politische Rundschau. Deutschland. * Das Kaiserpaar ist am Dienstag von seiner Reise nach Kiel wieder in Berlin einge- troffen. * Der Kaiser, der mit seiner Gemahlin am Montag, (dem 10. Geburtstage des Prinzen Waldemar, Sohnes des Prinzen Heinrich) in Kiel eingetroffen war, stellte den Prinzen als Leutnant zur See in die Marine ein und zugleich wurde der Prinz zum Leutnant L la suite des 1. Garde-Regiments zu Fuß ernannt. * Zur Geschichte der Militär-Vorlage hatte die ,Deutsche Tagesztg.' mitgeteilt, daß Ler König von Sachsen bemüht gewesen sei, die Auflösung des Reichstages zu verhindern. Die ,Münch. Allg. Ztg/ kann diese Nachricht dahin ergänzen, daß „auch von anderen Bundes staaten und in erster Linie von Bayern" schwere Bedenken gegen eine neue Wahl geltend gemacht worden seien. * Eine für die deutschen Interessen in Kleinasien hochbedeutsame Nachricht, die der offiziöse Draht weiterverbreitet, ist aus Konstantinopel eingegangen. Danach hat der Sultan definitiv die Abmachungen mit den Anatolischen Bahnen wegen des Baues eines Hafens in Haidar Pascha be stätigt. Sämtliche von deutscher Seite gestellten Forderungen find bewilligt worden. — Der erste Dragoman der fran zösischen Botschaft begab fich sofort nach dem Palais, wo der erste Palastsekretär auf seine Einwendungen entgegnete, daß in der Angelegenheit infolge der endgültigen kaiser lichen Entschließung nichts mehr zu ändern sei. * Der Geh. Baurat Paul Wallot, der Erbauer des Reichstagsgebäudes, dem noch die Oberleitung über die noch unvollendete Aus schmückung des Baues oblag, ist infolge der Angriffe gegen ihn während der Reichstags etatsberatung von seinem Amte zurückgetreten. * Der Bundesrat hat in seiner letzten Plenarsitzung der Berechnung der nach dem Reichshaushaltsetat für 1899 zur Deckung der Gesamtausgabe des ordentlichen Etats aufzu bringenden Matrikularbeiträge zuge stimmt. Danach betragen die bar zu zahlenden Matrikularbeiträge für 1899 (in abgerundeten Millionen Mark): 490, also 14 Mill. Mk. mehr als im Vorjahre. Auf Preußen emfallen 298, Bayern 54,7, Sachsen 35,4, Württem berg 19,6, Baden 16,2 Millionen. Den niedrigsten Matrikularbeitrag von allen Bundes staaten zahlt Schaumburg-Lippe mit 359 337 Mk. *Landwirtschaftskammern find auch für die Rheinprovinz und für die Provinz Hannover errichtet worden. Die Satzungen der neuen Landwirtschafts- lammern werden im .Reichs-Anzeiger' ver öffentlicht. Oesterreich-Ungarn. * Gegen den durch sein Duell mit Badeni bekannt gewordenen radikal-nationalen Abgeord neten Wolff ist wegen einer Rede in Brüx die Strasanzeige wegen Hochverrats erstattet worden. Frankreich. *Die gemeinsamen Kammern des Kassations- Hofes werden nun die ganze Dreyfusaffäre und was damit zusammenhängt nochmals durchbe raten. Ihr Programm lautet: 1) Prüfung Les geheimen Dossiers. 2) Prüfung des Prozeßverfahrens von 1894. 3) Aussagen Lebrun-Renaults über die an geblichen Geständnisse von Dreyfus. 4) Umtriebe nach der Verurteilung von Dreyfus. 5) Prüfung des Prozesses gegenZola. 6) Prüfung der Umstände, unter welchen das Gesuch um die Nevision des Dreyfus- Prozesses eingebracht wurde. * Der ,Gaulois' versichert, die Unterhand lungen Salisburys mit dem französischen Bot schafter Cambons in London hätten zu einem endgültigen Einvernehmen geführt, wie es den Wünschen Frankreichs entspreche. Die Verhand lungen beliessen bekanntlich die Abgrenzung der französischen und englischen Ein flußsphären im Sudans biet mit Einschluß der Faschodafrage. England. * Der Oberst Rhodes, Bruder von Cecil Rhodes, reiste nach dem Sudan ab, um Kitchener in Gedaref am Blauen Ml, wohin er sich begeben, zu sprechen.. Seine Mission ist eine Folge von Rhodes' Berliner Ver handlungen und steht auch mit der Frage der Lieferung von Telegraphenpfählen von der Sudan-Seite in Verbindung. Lord Salisbury hat der Pforte die formelle Versicherung erteilt, daß England den Sudan nicht in Besitz genommen habe, und daß es die Souveränetätsrechte des Sultans über den Sudan weder eingeschränkt habe, noch dies zu thun beabsichtige. Italien. * Ueberwindet Papst Leo die jetzige Krise noch einmal, so tritt das Konklave wieder in weitere Ferne, sonst ist es eine Folge von zwei oder drei Monaten oder vielleicht schon wenigen Wochen. Jedenfalls verraten mancherlei Zeichen, daß die Kurie sich mit der Notwendigkeit eines Konklave vertraut zu machen beginnt. — Hält Papst Leo kein Konsistorium ab, so würde das Konklave unter sehr eigentümlichen und ungewöhnlichen Umständen zusammentreten. Das Kollegium der Kardinäle ist auf 56 zusammen geschmolzen. Sechs der 56 sind durch körperliche Gebrechen verhindert an der Papstwahl teil zunehmen. Den Kardinal in Australien wird die Entfernung abhalten, und vielleicht wird auch Kardinal Gibbons von Baltimore nicht recht zeitig eintreffen. So würde ein Konklave aus 48 Personen zusammentreten, wovon auf die Italiener nur 26 Stimmen gegen 22 Stimmen entfielen. Hinsichtlich des Nachfolgers haben fich manche Blätter in Weissagungen ge fallen, die mindestens sehr kühn genannt werden müssen. * InChina erhofft Italien, wenn auch noch eine Weile Widerstand geleistet wird, doch die Erreichung seines Zieles auf friedlichem Wege. In der Deputierten kammer gab der Minister des Auswärtigen, Canevaro wieder einmal einen Rückblick auf die Geschichte des italienischen Vorgehens in China. Dabei verwahrte er sich zunächst dagegen, daß die italienische Politik in China mit der bezüglich Abessiniens verglichen werden könne. Belgien. * An Stelle Dänemarks, das offiziös ab leugnet, Abfichten auf eine chinesische Landpacht zu haben, tritt jetzt Belgien. Am Freitag befürwortete im Tsung-li- Jamen der englische Gesandte die Ge währung der vonBelgien geforderten Kon zession inHankau. Das Tsung-li-Aamen sprach seine Verwunderung darüber aus, daß England das belgische Vorgehen unterstütze. China ist bereit, belgischen Unternehmern Land abzutreten, aber es weigert fich, die ver langte wertvolle Flußuferstelle ab zutreten. Spanien. *Die Lage der spanischen Ge fangenen auf den Philippinen hat im Namen Spaniens der französische Botschafter in Washington, der Spanien auch bei dem defini tiven Austausch der Friedensratifikationen ver treten wird, bei der Regierung der Ver. Staaten zur Sprache gebracht und dabei der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Schritte zur Sicherstellung der Freilassung gethan würden. Amerika. * Obschon in Washington angeblich auf eine baldige Beendigung des Kampfes auf den Philippinen gehofft wird, werden die Vorbereitungen zur Entsendung von Truppen und Vorräten nach den Philippinen nicht ein gestellt.— Die Zahl derAufständischen schätzten die amerikanischen Generale aus 20 000 bis 100 000 mit 30 000 Gewehren. Die Aufständischen em pfingen kürzlich neue Vorräte an Munition und verwenden jetzt rauchloses Pulver. Asien. *Wie fragwürdig die Hoffnung auf baldige Beendigung des Kampfes ist, zeigt ein Washing toner Telegramm aus Manila vom Montag: Aguinaldo sei mehr als je entschlossen, den Unabhängigkeits-Krieg fortzu setzen,- er unterdrückt streng jede gegenteilige Kundgebung unter den Filipinos. Kürzlich ließ er den General Lagarda enthaupten, weil dieser Vorstellungen wegen Aussichtslosigkeit der Fort setzung des Kampfes gemacht hatte! Aus dem Reichstage. Der Reichstag begann am Montag die dritte Etatsberatnng. In der Generaldebatte kam es zwischen der Rechten und der Linken zu einer heftigen Auseinandersetzung bezüglich der Kriegervereine. Staatssekretär Graf Posadowsky, wandte sich gegen den Abg. Singer (soz.), der die Kricgervereine als Kriechervereine bezeichnet hatte. Beim Etat des Reichs tages kam der Abg. Lieber (Zentr.) betreffs der Aus schmückung des Reichstagsgebäudes aus seine bekannte „Kritik" Stucks zurück, die er abzuschwächen suchte. Abg. Schwarz-München (wildlib.) nahm den Maler Stuck in Schutz. Der Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei wurden bewilligt. Am 21. d. erbittet und erhält Präsident Graf Ballestrem die Ermächtigung, dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe zn dessen 80. Geburtstage die Glück- und Segenswünsche des Reichstages auszu sprechen. Nach debatteloser Erledigung einer Anzahl Rechnungssachen wird die dritte Etatsberatung (Spezialdiskussion) fortgesetzt. Beim Auswärtigen Amt sragt Abg. Richter (frs. Vp.) an, welches Ergebnis die Verhandlungen mit Cecil Rhodes über den Bau einer durch das ostafrikanische Schutzgebiet führenden Telegraphen- und Bahnlinie gehabt haben. Staatssekretär v. Bülow erwidert, er könne heute und mit Rücksicht auf die noch schwebenden Verhandlungen noch nicht alle Einzelheiten Mit teilen. Das aber könne er mitteilen, daß über die Telegraphenlinie mit der transafrikanischen Tele graphengesellschaft ein Abkommen getroffen ist, durch welches die deutschen Interessen ausreichend gewahrt sind. Die Linie muß innerhalb fünf Jahren herge stellt sein; die Beamten werden den deutschen Ge setzen unterstellt. Es werden Anschlußlinien gelegt, und die Reichsrcgierung habe sich das Recht Vorbe halten, Telegraphenstationen in Deutsch-Ostafrika zu errichten. Nach 40 Jahren behält sich die Regierung vor, die Linie unentgeltlich zu übernehmen. Ueber die durch das ostafrikanische Gebiet zu führende Bahnlinie haben bisher nur ganz vertrauliche Ver handlungen stattgefunden, die noch zu keiner Ent scheidung und keiner Entschließung geführt haben. Die Regierung werde aber jedenfalls nur solchen Vorschlägen zustimmen, durch welche unsere Rechte nicht verletzt werden, und bei denen unsere Inter essen nicht zu kurz kommen. Zum Etat der Schutzgebiete liegt der An trag Lieber, unterzeichnet auch von den Mit gliedern der Rechten und der nationalliberalen Partei, vor, betr. Gewährung einer Entschädigung an die Gebrüder Denhardt für deren Verluste in Witu. Abg. Lieber, den Antrag begründend, führt aus, daß Ehre und guter Name des Deutschen Reiches hier beteiligt seien. Es müsse schnell ein geschritten werden, nötigenfalls mit Vorschüssen; denn den Gebr. Denhardt drohten neue Verluste, die unter Umständen ihren Ruin herbeiführen könnten. Kolonialdirektor v. Buchka wiederholt die bereits in zweiter Lesung abgegebene Erklärung, daß ein rechtlicher Entschädigungsanspruch nicht vorliege, daß er aber aus moralischen Gründen Verhandlun gen mit der Firma eingeleitet habe. Die Resolution Lieber u. Gen. wird einstimmig angenom m e n. Kolonialdirektor v. Buchka teilt mü, daß die in zweiter Lesung vom Reichstag angenommenen Aenderungen in dem Vertrage mit der Neu-Guinea- Gesellschaft von der letzteren angenommen worden seien. Der Kolonialetat wird darauf bewilligt. Beim Etat des Reichsamts des Innern bemerkt auf Anregung des Abg. Hermes (frs. Vgg.) Staatssekretär Graf Posadowsky: Es werde pro 1900 zur Förderung der Seefischerei ein größerer Betrag eingestellt werden. Abgg. Graf Bernstorff-Uelzen u. Gen. legen eine Resolution vor betr. Einstellung einer geeigneten forstlichen Kraft in bas Statistische Amt behufs Ausdehnung der forstlichen Statistik und Durchführung des Programms vom 4. August 1874. Die Resolutton wird nach kurzer Debatte an genommen. Eine kurze Erörterung entspinnt sich ferner über die neuesten sanitären Anordnungen zum Schutz der Arbeiter in Roßhaar-, Pinsel- rc. Fabriken gegen Milzbrand-Ansteckung. Es beteiligen sich daran die Abgg. Beck-Heidelberg, Oettel-Nürnberg, Beckh- Koburg, Hitze, sowie der Staatssekretär Graf Posa dowsky, welcher bittet, doch erst einmal die Wir kungen der am 1. Juli in Kraft tretenden Verordnung abzuwarten Beim Militär-Etat kommt Abg. Bebel (soz.) auf den Fall des Reser visten Griese zurück und stellt fest, daß Griese erst nach der Vereidigung über seine Zugehörigkeit zur Sozial demokratie befragt worden sei. Die militärische Be strafung des Griese sei also ungerecht gewesen. Ferner teilt Redner mit, daß die Uniform im Klub der Harmlosen sehr zahlreich gewesen sei; über hundert Offiziere seien ein- und ansgegangen. Auch in einem anderen Klub, dem Turfklub, sollten viele Offiziere verkehren. Zu demselben gehöre auch eine hoch- gestellte Person aus dem kaiserlichen Haushalt und ein Herrenhausmitglied, und es würden dort große Summen im Spiel umgesetzt. Kriegsminister v. Goßler bedauert, daß der Vorredner ihm nicht das Material unterbreitet habe. Nur wenn er solches in Händen hätte, könnte er de« Kaiser um Einleitung einer Untersuchung bitten. In dem Falle Griese habe er eine schleunige Aeußerung von dem Generalkommando in Königsberg erfordert; diese fehle ihm noch, er könne sich also darüber heute nicht äußern. Beim Marine-Etat macht Staatssekretär Tirpitz dem Hause Mitteilung von der seit Abschluß der zweiten Lesung cingetretene« Organisations-Aenderung bei den Kommandobehörden der Marine, die bezwecken, daß im Kriegsfälle eine einheitliche Leitung auch für die Seestreitmacht ge sichert sei. Nachdem die Marine eine gewisse Größe erlangt habe, habe sich diese Aenderung als not wendig ergeben. Der gegenwärtige Etat könne jedoch so, wie er vorliege, trotzdem verabschiedet werden. Es werde dem Hause demnächst ein Nachtrags-Etat zugehen. Beim Etat des Reichsschatzamts entsteht auf Anregung des Abg. Schmidt-Warburg (Zentr.) eine kurze Debatte über die namentlich von der Post verwaltung erhobene Einrede der Verjährung gegen sonst berechtigte Gehaltsanfprüche. Im Laufe der Debatte erklärt der Schatzsekretär, daß er selbst auf diese Einrede verzichte. Bei dem Etat „Zölle und Verbrau chs- steuern" werden auf Antrag des Abg. Grafen Schwerin-Löwitz die von ihm bezw. Paasche- Rocsicke beantragten Resolutionen betr. Zollver gütungen auf Mehl, sowie bett. Bier-Surrogate- Verbot einer besonderen Kommission überwiesen. Bei dem Postetat geht Abg. Müller- Sagan auf die neue Personal reform ein, u. a. bemängelnd, daß für dm Zutritt sür die mittlere Karriere nicht ein abgeschlossener Bildungsgang Vorbedingung sei. Weiter tritt er für die Postassistenten ein. Staatssekretär v. Podbielski hofft, die Per sonal-Reform mit dem nächsten Etatsjahr in die Wege zu leiten. Es geht das natürlich nicht plötzlich, sondern werde vielleicht 20—30 Jahre in Anspruch nehmen. Er hätte gegen eine gleichmäßige, abge schlossene Vorbildung der Assistenten nichts, dieser Wunsch scheitere aber an der Vielgestaltigkeit des Schulwesens in Deutschland. Für das Examen sei eine gute Praxis ebenso viel wert wie die Theorie. Es gebe Leute, die bis an die Schulter vollgepfropft seien mit Wissen und doch praktisch wenig brauchbar seien. Nach längerer Debatte wird der Rest des Etats erledigt und sodann das Etatsgesetz angenommen, gegen die Stimmen der Sozialdemokraten. Nächste Sitzung: 11. April. vr-upifch-r zandta«. Das Herrenhaus erledigte am Dienstag ver schiedene Uebersichten, Berichte und Petitionen und beschäftigte sich sodann mit dem Anträge des Herrn v. Below u. Gen., betr. das Verbot des Aufenthalts der männlichen und weiblichen Jugend bis zum 18. Lebensjahr in Schankstätten rc. Der Anttag wurde an eine Kommission verwiesen. Am Montag erledigte das Abgeordnetenhaus meh rere kleinere Vorlagen und eine größere Zahl von Petitionen. Das Abgeordnctmhaus erledigte mn Dienstag kleinere Vorlagm und Wahlprüfungen. Uon Uah «nd Fern. Kalbe a. S. Am 18. d. überbrachte Land rat Pape der noch rüstigen Witwe Johanne Fischer geb. Blasse in Gr.-Salze aus Anlaß des 100. Geburtstages eine von der Kaiserin gewidmete Prachtbibel. Die von der Kaiserin in die Bibel eigenhändig geschriebene Widmung lautet: „Der verwitweten Frau Fischer in Gr. Salze zum 100 jährigen Geburtstage 18. März 1899. Ps. 106, 1. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich- Auguste Viktoria I. L Die Weber der Kansa. S) Novelle von A. R. Rangabö. (Fortsetzung.) Elga reichte Oskar stumm die Hand, welche Lieser mit gezwungener Ehrfurcht an seine Lippen drückte. „Aber jetzt löse mir das Rätsel deines Schick sals," fuhr Grumbrige fort. „Du hast das Glück, welches wir für dich bereiteten, verschmäht, ich mache dir keinen Vorwurf daraus. In dem Augenblicke, wo ich dich wiedergefunden, ist aller Zorn aus meinem Herzen gewichen. Jedoch sage mir, was bedeutet dieses glänzende Ge fängnis ? Wenn du dich nicht glücklich fühlst, so kehre zurück zu mir unter meine schützenden Flügel. Meine Hütte steht zu deiner Aufnahme bereit und vielleicht findest du dort noch ein warmes Herz, das in großmütigem Vergessen dir gleich dem meinigen liebevoll entgegen schlägt." Elga warf fich weinend in die Arme der Allen. . „Dies ist der süßeste Augenblick meines Le bens," sagte sie, „und deine Verzeihung — eure Verzeihung," setzte sie nach einigem Zaudern hinzu, Oskar ihre Hand hinhaltend, „macht mich glücklich. Es fehlte mir nur dieses zu meinem vollkommenen Glücke. Beklage meine Gefangen schaft nicht, sie ist eine freiwillige. Durch schwer wiegende Gründe ist Christian gezwungen, mich verborgen zu hallen, bis er sich mir vermählen kann." „Du bist noch nicht sein Weib ?" fragt Oskar begierig. „Ich bin die Verlobte Christians," erwiderte Elga stolz. „Aus ihm allein bekannten Gründen hat er mir geboten, vorläufig hier in dem Hause zu bleiben und jeden Verkehr mit der Außen welt zu meiden. Ihr seid die ersten Menschen von außerhalb, die ich seitdem gesehen, außer ihm, den ich aber nie anders als in Gegenwart einiger treuer Diener empfange." „Aber welches sind diese Gründe?" fragte Grumbrige. „Was ist es um das furchtbare Geheimnis jenes vergifteten Briefes?" „Es steht mir nicht zu," erwiderte Elga, die Geheimnisse meines Gatten erforschen zu wollen. Ich habe mein Schicksal in seine Hände gegeben. Es genügt mir, seinen Willen zu kennen und ihn auszuüben." „Weißt du, wer jener Christian ist? Kennst du ihn?" fragte Oskar. „Wer er auch sein mag," versetzte Elga, in dem sie stolz den Kopf erhob, „er ist derjenige, der mich vor allen andern auserwählt und der mich liebt. Er ist mein Verlobter und wird bald mein Gatte sein. Als einfacher Weber bin ich ihm in die Verbannung gefolgt. Aber dieses Haus bezeugt, daß er ein reicher Handels herr sein muß." „Das ist er nicht," rief Oskar. „Dein Ver lobter, dein künftiger Gemahl ist —> „Wer ist er?" fragten die beiden Frauen. „Ist der König von Dänemark," sagte Oskar in verzweifeltem Tone und stürzte aus dem Gemach, während Elga ohnmächtig in Grum- brigens Arme sank. An der Hausthür zeigte er den beiden Wächtern zur großen Erleichterung ihres Gewissens das königliche Handschreiben, indem er ihnen bedeutete, daß die Alte ungestört im Hause verbleiben könne, dann bestieg er die Barte, die seiner wartete, fuhr über den Kanal, warf sich auf sein Pferd und kehrte nach Kopen hagen zurück. Der erste, dem er bei seiner Heimkunft be gegnete, war der junge Niederländer. „Mut," flüsterte er diesen: zu, „der Mord ist vereitelt. Das Opfer der Intrige ist ge- retteü Kein unschuldiges Blut wird auf deinem Gewissen lasten." Der Niederländer umarmte ihn leidenschaftlich und raunte ihm zu: „Sie ist also gerettet, ich danke dir. Aber schweige. Möge man sie wenigstens bis morgen tot wähnen. Wir sind auf morgen vor den König bcschieden. Wenn sie bis dahin gerettet, ist sie wirklich gerettet, denn welche Anwort uns auch werde, ist dann unsere Sendung beendigt." Als Oskar seine Mitgesandten iraf, be stürmten dieselben ihn mit Fragen über seine geheime Unterredung mit dem Könige und teilten ihm mit, daß der König auch sie am folgenden Tage, nach den niederländischen Abgesandten, empfangen werde. 12. Am nächsten Morgen drängte fich das Volk in den Straßen Kopenhagens, um den feierlichen Aufzug der beiden Gesandtschaften an zugaffen. Zuerst erschienen die niederländischen Ge sandten vor dem König und nach Verlauf einer halben Stunde riesen die Thürsteher: „Die Abgesandten der Hansa!" Allsogleich öffneten sich die Pforten und die Hanseaten traten ein, während die Nieder länder den Saal verließen, so daß beide Ge sandtschaften kein Wort miteinander anstauschen konnten. Aber es schien Oskar, als schwebe ein Lächeln der Befriedigung auf den Lippen der Hinausgehenden. „Männer der Hansa," redete der König fie an, „ich habe alle die Gründe des Mißver gnügens gegen die Hansa vergessen und ich er innere mich nur daran, daß auch ich einst die Schürze der Weber getragen. Ich erlasse euch die Steuer auf eure Stoffe gegen eine Tonne Goldes." Die Abgesandten verneigten sich und ver ließen freudig den Saal, denn wenn auch die geforderte Summe groß war, so war fie doch nichts gegen die gewährte Wohlthat. Kaum waren sie zurückgekehrt, als ein könig licher Diener erschien, der Oskar ein mit dem Jnstegel des Königs versehenes Schreiben übergab, und nachdem dieser dasselbe erbrochen, las er: „Wir Christian, von Gottes Gnaden, König von Dänemark, beschenken Oskar Syvern mit yer Tonne Goldes, welche die Webergilde der Hansa uns schuldet, als Mitgift zu seiner Heirat mit Elga Sruitbona von Bergen." Oskar ward von einem Schwindel ergriffe», er sah nichts, er hörte nichts, er starrte unver wandt auf das Papier, das er in seinen Hände» hielt. Mit angehaltencm Atem las er wieder und wieder, als könne er den Inhalt desselben nicht fassen. Ein kräftiger Schlag auf die Schulter weckte ihn aus seiner Erstarrung, es war der junge Niederländer.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)