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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, bonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus l Mark 30 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. - Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die Herren F: A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiede rholunge- Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ^/,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in >"n oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen Zchrisileilung, Druck unö Verlag von A. ZlHumg, Bretnig. Rr. 17. Mittwoch den 1. März 1899. 9. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Bretnig. Nachdem der hiesige Kirchen bau vom Gemeinderat einstimmig beschlossen worden ist, geht man jetzt daran, einzelne Kirchen zu besichtigen. Während man die Kirche in Burkau schon vor einiger Zeit einer Besichtigung unterzog, wurde am Sonntag vom Gemeinderat und Kirchenbaufonds-Aus- schuß die Kirche in Pieschen und Cölln bei Meißen in Augenschein genommen und dabei die letztere ob ihrer praktischen inneren Aus stattung und Styles geradezu bewundert. Es ist daher höchstwahrscheinlich, daß dieses Gotteshaus, welches vom Baumeister Quentin in Pirna erbaut worden ist, unserem Kirchen bau als Muster, jedoch in einfacherer Aus führung, dienen wird. — Die Gauvorturner-Versammlung des Meißner Hochland-Turngaues fand am Sonn tag von mittags halb zwölf Uhr an im Schützenhause zu Stadt Wehlen in Gegen wart von 68 Vorturnern und Turnwarten aus 26 Vereinen statt. Der Gauturnwart, Herr Bauriegel aus Stolpen, leitete zunächst die Frei- und Ordnungsübungen, denen sich dann das Gerättturnen in 6 Riegen anschloß. Unter Leitung einiger Turnwarte turnte man am Reck, Barren und Pferd und beendete den turnerischen Teil mit dem üblichen Kür turnen. Im kleinen Saale des Schützen hauses fand dann das gemeinsame Mittag essen, ebenso die eigentliche Versammlung statt. Die Turnübungen wurden allgemein als günstige bezeichnet, so daß abermals ver sichert werden konnte, daß die Vorturnerschaft des Gaues eine vorzügliche sei. Anträge hatten nur Wilthen und Ringenham gestellt, die ihre Erledigung fanden, worauf die üb lichen Wahlen vorgenommen wurden. Hauswalde. Bei der hies. Spar kasse wurden im Monat Februar 33 Einzah lungen im Betrage von 653 Mark geleistet und 5 neue Bücher ausgestellt. Dagegen er folgten 4 Rückzahlungen im Betrage von 80 Mark 50 Pf. — Die Bahnsteigsperre in Sachsen hat keinen finanziellen Erfolg gezeitigt. Innerhalb eines Jahres wurden zwar rund 93,000 Mk. für Bahnsteigkarten vereinnahmt, aber diese Summe steht, wie jetzt amtlicherseits bekannt gegeben wird, in keinem Verhältnis zu den Aufwendungen für bauliche Anlagen und der Mehreinstellung von Personal. — Hohen finan ziellen Erfolg zu erzielen, war auch gar nicht der Endzweck dieser so viel angefeindeten Neuerung, an welche man sich im Laufe der Zeit aber doch schon sa leidlich gewöhnt hat, 'vielmehr war die Sicherheit der Bahnbeamten hierbei maßgebend. Daß in dieser Richtung ganz bedeutende „Erfolge" erzielt wurden, lehren zur Genüge die statistischen Angaben über oie Verunglückungen des Beamtenpersonais beim Eisenbahnbetriebe. — Bei der Sektion der Leiche des er mordeten Besenbinders Trepte aus Boxdorf bei Naoeberg wurde festgestellt, daß der Un glückliche gegen 40 verschiedene Stichwunden mittels eines Taschenmesters am Kopfe nd Hals erhalten hatte. Die Angehörigen des erst 18 Jahre alten Mörders Bertram sind der Ansicht, daß dieser die That nur in einem abnormen Geisteszustände begangen haben kann. Bautzen. Zum Schwurgerichts-Vorsitzen den für die im 2. Kalendervierteljahre 1899 beginnende Sitzungsperiode ist beim hiesigen Königl. Landgericht Herr Landgerichtsdirektor Abee ernannt worden. — Wie der in Nizza erscheinenden Zeitung „L'Eclaireur" zu entnehmen ist, hat Herr Kommerzienrat Eschebach in Nizza Krim Karnevalsfeste ein 4 jähriges Kind vom Tode des Ertrinkens gerettet. Bei der Blumen- schlachl war es durch Strauchwerk an das Ufer des Teiches der öffentlichen Gärten geraten und hineingestürzt. Das Kind tauchte wieder auf und verschwand dann rasch wieder in den Fluten. Herr Eschebach, der sich zu dieser Zeit dort aufhielt, bemerkte den Vorgang, sprang nach und erfaßte den Kleinen. Er brachte ihn lebend ans Ufer, obwohl er selbst gegen das ihm bis an dcn Mund reichende Wasser ankämpfen mußte. Die vielen anwesen den Franzosen jubelten und auch „L'Eclaireur" beglückwünscht den Retter in der Mitteilung. — Ein Umbau der Augustusbrücke in Dresden ist schon in einigen Jahren zu er warten. Die Stadt beabsichtigt nur, erst die Marienbräcke für den modernen Verkehr ge eignet herzurichten, ehe sie den Neubau der Augustusbrücke, und zwar an derselben Stelle, wo sie jetzt steht, in Angriff nimmt. Mit Ende des Jahres 1901 sollen die neuen Bahnhofs bauten und damit auch die neue Eisenbahn brücke fertig sein. Dann kann die Stadt die Marienbrücke vom Fiskus übernehmen, um sic sofort umzubauen und nach Beendigung dieses Umbaues die Augustusbrücke abzubrechen. — Das „Schusterhaus", das letzte Wahr zeichen der großen Hochflutkatastrophe im Juli 1897 in der Umgebung Dresdens, wird in diesen Tagen völlig von der Erde ver schwinden, um einem nach den Plänen des Herrn Architekten Rose auszuführenden Neubau Platz zu machen. Bereits am Mittwoch ist mit dem Abbruch des alten Grundstücks be gonnen worden. Die ganze im einfachen Barockstiel geplante Neuanlage wird aus einem großen Saalgebäude, welches nach der Weißeritz seite zu gelegen kommt, bestehen, ferner aus einem Restaurations-Etablissement nach der Hamburgerstraße zu. — In der Ptrnaschen Vorstadt zu Dresden hat sich am Sonnabend abends in der siebenten Stunde ein junges Mädchen mit einem Revolver in den Kopf geschaffen. — Eine feine Familie ist die des ehe maligen Ortsdieners Eydam in Zehista. Das Familien-Obechaupt machte sich eines Sittlichkeits-Verbrechens schuldig und büßt dafür hinter Schloß und Riegel. Aber auch ein Sohn desselben befindet sich ebenfalls dort, während ein zweiter Sohn vor kurzem dort entlasten wurde. Sie hatten die Mutter bestohlen und auch sonstige Einbrüche verübt, und dann das gestohlene Gut verjubelt. Aber damit nicht genug, hat nun auch der dritte Sohn, der erst 14 Jahr alt ist und zu Ostern die Schule verläßt, die Verbrecher- Laufbahn beschritten. Bei der Witwe Reuter in Dohna stahl der jugendliche Taugenichts 4 Kaninchen und noch andere Gegenstände; dabei legte der Bengel eine Verstocktheit ohne Gleichen zu Tage, bis er nach völliger Ueber- führung die That endlich eingestand. Ver mutlich dürfte der Langfinger einer Besser ungsanstalt zugeführt werden. — „Befehlsbude" ist die neueste Ver deutschung, welche die oreußische Eisenbahn verwaltung in.die Dienstsprache eingeführt hat. Es sollen nämlich fortan als „Befehlsbuden" jene Häuser vor den Bahnhöfen bezeichnet werden, von denen aus mittels der elektrischen Blockapparate die Signale bedient und die Weichen gestellt werden, kurz, das Wort soll die frühere Bezeichnung „Signalstation" er setzen. — In den Hof herabgestürzt aus einem Fenster der in der 4. Etage gelegenen elter lichen Wohnung in der Wurzener Straße zu L.-Neusellerhausen hat sich kürzlich ein im 15, Lebensjahre stehender Schulknabe. Die Ver letzungen sollen keine lebensgefährlichen sein. — Sowohl in Oelsnitz, als auch in Tirpersdorf sino in der letzten Zeit Geld- männel erfolgreich aufgetreten, und am letzten Mittwoch wurde in Schönau bei Klingenthal eine Gastwirtsfrau abermals um 100 Mark geprellt. Ein Gast verzehrte eine Kleinigkeit und bezahlte mit einem Hundertmarkschein. Die ahnungslose Frau gab etwa 99 Mark in Silber heraus und legte den Schein in die Kaste. Als der Wirt einige Tage darnach in Klingenthal einkaufte und bezahlen wollte, wurde der Hundertmarkschein sofort als „Blüte" erkannt. Der noch unermittelte Gauner hatte zwei solche Reklamezettel sauber zusammengeklebt und damit seinen Zweck er reicht. — Also Vorsicht! — Auf dem unteren Bahnhofe in Plauen i. V. erschien am Donnerstag Nachmittag ein „Fräulein", welches 3 Uhr 5 Min. mit nach Weischlitz fahren wollte und vom Schaffner ein leeres Koupee verlangte. Der Schaffner lächelte verständnisvoll und entsprach dem Wunsche. Als aber die Botenfrau von Geils dorf noch kam, steckte er sie in dasselbe Abteil. Kurz vor Abgang des Zuges schaute die Botenfrau noch einmal zum Fenster hinaus und rief dem Bahnsteigschaffner zu, er möchte doch dem Lokomotivführer sagen, daß er sich sputen solle, damit der Zug sobald als mög. lich in Weischlitz ankäme. Der Lokomotiv führer that, was er thun konnte; als man indeß in Weischlitz ankam, wurde bereits ein kleiner Erdenbürger, welcher während der Fahrt das Licht der Welt erblickt hatte, als dritter Pastagier in dem Abteil vorgefunden. — Dem amerikanischen Petroleum, das seither bei der sächsischen Staatsbahnverwaltung ausschließlich Verwendung fand, soll der Krieg erklärt werden, da nach neueren Versuchen das russische Petroleum sich viel besser bewährt hat. — Der für hervorragende Leistungen bei einem Dauer- und Erkundigungsritt vom Kaiser gestiftete Ehrenpreis ist im sächsischen Armeekorps für das Jahr 1898 dem Leutnant Zürn, a la suits des 1. Königs-Husaren-Ne- giments Nr. 18, verliehen worden. — Der am vorigen Donnerstag Nach mittag in der Nähe des neuen Schlachthofes zu Plauen i. V. seinem Transporteur aus dem Eisenbahnwagen entsprungene Verbrecher Bruno Lindner aus Netzschkau ist am Mitt woch in Fröbersgrün gesehen worden. Er kam von Mehlteuer. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. — Was für abergläubische Leute es noch giebt, lehrte eine Verhandlung vor dem Landgericht Leipzig. Wegen Betrugs und Kurpfuscherei hatte sich eine schon viermal mit Zuchthaus vorbestrafte Frau zu verant worten. Dieselbe hat u. A. auch folgendes Mittel gegen Gicht empfohlen: Man nehme zwei Zwanzigmarkstücke, nähe sie in einen Flicken und thue das in eine Flasche, in welche man zuvor einige abgeschnittene Finger- und Fußnägel, einige Menschenhaare und einen Holzspan von der Bettstelle, in der man zu letzt geschlafen (!) hat, gcthan hat. Die Flasche läßt man 13 Tage unter dem Bette stehen, in dem man schläft. Man darf keinem Menschen von der Kur etwas erzählen und darf während dieser Zeit auch keinem Menschen etwas borgen. Nach Ablauf der 13 Tage nimmt man die Zwanzigmarkstücke wieder aus der Flasche und läßt sie wechseln. Im Augenblick des Wechselns ist die Gicht verflogen. — Wie die Verhand lung ergab, giebt es von Denen, die nicht alle werden, noch eine ganze Menge. Die Kurpfuscherin muß aufs Neue nach Waldheim wandern. — Beim Baden in zu heißem Master erlitt am Dienstag das 5 Monate alte Kind eines Produktenhändters ,u Leipzig so schwere Brandwunden, daß es alsdalo verstarb. Das Thermometer soll defekt gewesen sein und infolge dessen falsche Wärmegrade ange geben haben. — Vom Schwurgericht Gera wurde kürzlich der Postverwalte: Albert Baritz aus Hummelshain wegen Verbrechens im Amte zu einem Jahr Gefängnis und einem Jahr > Ehrenrechtsverlust verurteilt. Baritz hatte die Postverwalterstelle in Hummelshain, der S ommerresidenz des Herzogs von Altenburg, inne und war Inhaber verschiedener Orden. Er hat 785 Mark unterschlagen, da er in mißliche Verhältnisse geraten war. Kirchennachrichten von Haus walde. Mittwoch den 1. März: Erster Landesbuß tag: Hlg. Abendmahl; Beichte 8'/z Uhr vorm. — Nachm. 2 Uhr: Gottesdienst. Freitag den 3. März Abend 6 Uhr: Pas sionsandacht mit heiligem Abendmahl. Beichte 5^ Uhr. Dom. Oculi: Heiliges Abendu.ahl, Beichte 8^2 Uhr vorm. Marktpreise irr Kamenz jam 23. Februar 1899. ihöchsterzniedrigster I Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Hafer Heidekorn Hirse ». 7 8 7 7 7 12 19 24 86 80 L. 7 7 7 6 7 10 kk. 94 15 75 35 58 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd- Butter 1 k jachster 'nerdrig. Erbfen 50 Kilo Kartoffeln 50 Kilo il. 2 17 2 1 10 2 kk. 80 10 80 Dresdner Schlachtviehmarkt vom 27. Febr. Zum Auftrieb kamen: 316 Ochsen und Stiere, 187 Kalben und Kühe, sowie 172 Bullen, 1888 Landichweine, 1020 Schafvieh und 482 Kälber, zusammen 4065 Stücke. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen Lebendgewicht 34—36, Schlachtgewicht 62--65; Kalben und Kühe: Lebendgewicht 32—35,Schlc "gewicht59—62; Bullen: Lebendgewicht 31—3i,Schlachtgewicht 59—62; Kälber: Lebendgew.43—45, Schlacht gewicht 68—70; Schafe: 62—63 Schlacht- gew'.cht; Schweine: Lebendgewicht 42—44, Schlachtgewicht 55—57. Es sind nur die Preise für die besten hierin angegebenen Viehsorten verzeichnet.