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Allgemeiner Anzeiger : 07.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189901075
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990107
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- Saxonica
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- Vorlagebedingter Textverlust
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-07
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.01.1899
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Mrowrazlaw. Wegen MajestätSbeleidigung WN, eine Wirtshausäußerung über den Kaiser und W Armee ist der Bäckergeselle Ciesilski aus Minerts- dorf von der hiesigen Strafkammer zu 6 Monat Gefängnis verurteilt worden. Ueber de« Kalifen werden jetzt aus Kairo neue Einzelheiten be kannt, die von Personen stammen, welche dessen nächste Umgebung gebildet haben. Es ist näm lich der oberste Eunuch des Mahdi, Bishir Zohdi, mit seinen Begleitern, zwei Aegyptern, einem Araber und zwei Eunuchen in Kairo an- gekommen, und aus dieser Quelle stammen die Berichte, die insbesondere über das Verhalten des Kalifen nach der Schlacht von Omdurman einigen Aufschluß geben. Der oberste Eunuche mußte seinen Gebieter überallhin begleiten und hatte sich während der Schlacht, die für seinen Herrn einen so unglücklichen Ausgang nahm, in Omdurman aufgehalten. Der Kalif hatte seine ganze bewaffnete Macht, mit Ausnahme von 12 000 Mann, die mit Henry Martini- Gewehren ausgerüstet waren, der englisch ägyptischen Armee entgegengestellt. Er selbst hatte seinen Platz hinter der erwähnten Reserve gewählt. Als er nun sah, daß die Schlacht sich ungünstig für ihn gestaltete, gab er der Reserve Befehl zum Vormarsch. Sie stürzte sich auf den Feind und wurde vollständig aufgerieöen. Der Kalif floh nun in aller Eile in die Stadt zurück, rief die Scheichs zusammen und forderte sie auf, Die zweijährige Dienstzeit behandelt Her Neujahrsartikel des Militär- Wochenblattes^ wie folgt: Die Arbeit in dem Heere besteht hauptsächlich in dem Bemühen, durch erhöhte intensivere Thätigkeit die Mängel der zweijährigen Dienstzeit auszugleichen. Die Ansichten im Heere, ob dies gelingen wird, gehen noch vielfach auseinander; während die einen rundweg verneinen, daß es gelingen werde, bei der zweijährigen Dienstzeit die Schlagfertig keit des Heeres auf derselben Höhe wie früher zu erhalten, und besonders betonen, daß sich dies namentlich bei der Einziehung der Reserven und Landwehr von zweijähriger Dienstzeit zeigen werde, glanben wieder andere, daß bei richtiger Ausnutzung der zweijährigen Dienstzeit sich sehr wohl eine genügende Ausbildung der Führer und Mann schaften erreichen lasse. Ueber die folgenden Bedingungen, unter denen sich diese Ausbildung in zwei Jahren erreichen läßt, find sich diese ziemlich alle einig: 1) Die Mannschaften müssen während ihrer zweijährigen Dienstzeit auch wirklich vollständig zur Verfügung der Truppe stehen, also alle Abkommandierungen, die keinen Wert für die Ausbildung zum Kriege haben, müssen fortfallen. Die infolge von Abkomman dierung mangelhaft Ausgebildeten fallen jetzt schon bei den Reserve- und Landwehrübungen unangenehm auf; bei der zweijährigen Dienst zeit wird dies demnächst noch mehr hervortreten, und die Zahl dieser mangelhaft Ausgebildeten wird so wachsen, daß die Schlagfertigkeit namentlich der Reserve und Landwehr empfind lich leidet. Deshalb ist bei der zweijährigen Dienstzeit das Aushören der Abkomman dierungen eine größere Notwendigkeit wie bei der dreijährigen Dienstzeit. 2) Die Truppen müssen auf einen höheren Etat gebracht werden, wie er teils schon eingeführt ist, teils angebahnt wird. Dementsprechend muß auch ein höherer Etat von Vorgesetzten vorhanden sein und alles geschehen, um den Zudrang zur Unter offiziercharge zu fördern. 3) Für jede Garnison müssen genügende Uebungsplätze zum Schießen und Gefecht zur Verfügung stehen. Die stets vermehrten und besser ausgestatteten größeren Uebungsplätze haben nach dieser Richtung hin schon Vorzügliches geleistet, aber vollständig genügen sie noch immer nicht. Durch Erfüllung dieser drei Bedingungen ist die Möglichkeit ge geben, während der zweijährigen Dienstzeit Genügendes zu leisten. Die dem Reichstag jetzt gemachte Militärvorlage bezweckt wesentliche Fortschritte für Organisation und Ausbildung der Truppe und braucht als allgemein bekannt hier nicht näher berührt zu werden. Gerichtshalle. Berlin. Am 26. September v. hatte die Frau Dormann die Händlerin Heitmann in deren Ge- schäftskcller einer Streitsache von 20 Mark wegen mit mehreren Beilhieben schwer am Kopfe ver wundet; die Verwundete trat in der am Dienstag vordem Schwurgericht stattgehabten Verhandlung gegen die Thäterin als Zeugin auf. Die Dor mann leugnete die That, wurde aber der That für überführt erachtet und wegen versuchten Tot schlags unter Zubilligung mildernder Umstände (!) zu 4 Jahr 6 Monat Gefängnis und 5 Jahr Ehrverlust verurteilt. blik, hat sich verlobt. Die Verbindung ist w,/ Z fürstlich glänzend, als auf sehr solider materiell. > Grundlage beruhend. Der glückliche Bräutigam? ist ein Herr George Chiris, von dem man nichts mehr weiß, als daß er der reiche Sohn seines reicheren Vaters ist, des Senators Chiris. Mademoiselle Faure ist bekannter. Von große: Figur, die sie vom Vater hat, und hübscher Er scheinung, besitzt sie auch etwas vom Blau strumpf, denn sie beherrscht nicht allein die lateinische, griechische und englische Sprache, sondern sie hat auch sogar einige Bücher ge schrieben: „Reiseeindrücke". Ueberdies weiß man, daß sie ihrem Vater als nichtoffizieller Sekretär gute Dienste leistet und ihre Mutter bei den Vorbereitungen für den Empfang von Gästen und bei den Festen im Elisöe in ge wandter Weise unterstützt. Nizza. Auf seiner Hochzeitsreise hat ein Kaufmann aus Mainz in Monaco die ganze Mitgift von 30 000 Mk. verspielt und seine junge Frau dort sitzen lassen. Brüssel. Daß die Prinzessin Luise von Koburg geistig erkrankt sei und ihr Zustand zu Besorgnissen Anlaß gebe, wird von kompetenter Seite für unzutreffend erklärt. Diesem Dementi wird hinzugefügt, daß die Prinzessin, die sich zur Zeit in einem Sanatorium in Purkersdorf aufhält, wohlauf sei und nach Beendigung ihrer Kur nach England überzusiedeln beabsichtige. Madrid. Die spanischen Schatzschwindler, vor deren Treiben wiederholt gewarnt wurde, rühren sich von neuem, sie scheinen sich nament lich Mitteldeutschland zum Felde ihrer Thätig keit ausersehen zu haben; in allen Fällen er sucht ein Bankier oder Kriegskassen-Rendant, der sich angeblich in Untersuchungshaft befindet, um Vorschüsse, damit er in der Lage sei, einen in der Nähe des Wohnortes des Adressaten ver grabenen Schatz zu heben. Um Vertrauen zu erwecken, werden bisweilen auch Zeitungs abschnitte, die die Angaben des Bittstellers be stätigen sollen, aber nur zum Zwecke des Be truges hergestellt sind, beigefügt. Es ist fest gestellt, daß diese Betrugsversuche von einer Bande internationaler Schwindler ausgehen, die ihren Sitz in Madrid, Barcelona und Valencia hat, und die, wie sich herausgestellt hat, im Besitze einer ganzen Bibliothek von Adreßbüchern aller Länder ist, denen sie die Adressen der von ihr heimgesuchten Personen entnimmt. New Dort. Joseph Pearson, der ameri kanische Student, der vor einiger Zeit Ziegelsteine in die Fensterscheiben der britischen Botschaft zu Washington geworfen hatte und daraufhin für verrückt erklärt wurde, ist aus dem Jrrenasyl, in welches man ihn gebracht hatte, entsprungen, aber bald darauf wieder eingefangen worden. Diese Flucht machte ihn natürlich zum Helden zahlreicher „Interviewer" die jetzt von den ameri kanischen Blättern veröffentlicht werden. Pearson behauptet, daß er durchaus nicht wahnsinnig sei, was man schon daraus entnehmen könne, daß er jüngst sein juristisches Examen gemacht habe. Für seinen Angriff gegen die britische Botschaft hat er eine plausible Erklärung: Er wollte das amerikanische Volk gegen die perfiden Machen schaften des britischen Botschafters Sir Julian Paunceforte verteidigen, der, wie Pearson behauptet, die ganze amerikanische Politik be herrscht. „Wir leiden noch unter dem britischen Joch," ruft er aus. „Ö, wenn es doch zum Prozeß käme, ich würde furchtbare Staats geheimnisse enthüllen." Die Aerzte, die Pearson untersuchten, sagten, daß dieses Verrücktsein seiner Ansichten viel Aehnlichkeit mit Guiteau, dem Mörder des Präsidenten Garfield, habe. Düsseldorf. Die erste elektrische Schnell zug-Kleinbahn in Europa, die Linie Düsseldorf- Krefeld, ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil bei ihr zum ersten Male verschiedene Neue rungen eingeführt wurden. Der Entwurf für diese Bahn wurde von der Siemens u. Halske Aktiensgesellschaft zu Berlin ausgearbeitet. Be sonders bemerkenswert bei dieser Bahn ist die hohe Fahrgeschwindigkeit, die im Durch schnitt 40 Kilometer beträgt und bei der Probefahrt auf 55 bis 60 Kilometer gesteigert worden ist. Hierbei hat sich die zur An wendung gelangte Oberleitung nach dem System der Siemens u. Halske Aktiengesellschaft, also nach dem sogenannten Bügellystem gut be währt. Die ganzem Leitung ist in sechs von einander unabhängige einzeln ausschaltbare Ab schnitte eingeteilt, die ihrerseits wieder in Unter abteilungen von je etwa ein Kilometer zerlegt worden sind. Die Bahn dient zur Beförderung von Personen, Stückgütern und Bodenerzeug nissen und hat eine Länge von 22,2 Kilometer. Es verkehren auf ihr stündlich sogenannte Schnell züge, die nur zwischen Krefeld und Düsseldorf zum Zweck der Kreuzung an einer Haltestelle halten. In der Zwischenzeit und zwar ebenfalls alle Stunden fahren alsdann noch Personcnzüge, die auch an den Haltestellen der freien Strecke zur Aufnahme oder zum Absetzen von Fahrgästen anhalten. Dresden. In Cossebaude erfolgte in der Nacht zum Montag im Restaurant des Gast hofbesitzers Wustlich eine große Acetylengas- Explosiou dadurch, daß der Gasthofbesitzer mit einem offenen Licht einem Apparat zu nahe ge kommen war. Wustlich und zwei andere Per sonen erlitten schwere, mehrere Personen leichtere Verletzungen. Magdeburg. Acht Zuckerfabriken in der Provinz Sachsen haben ihren Betrieb eingestellt, weil unter den jetzigen Verhältnissen keine Atts sicht auf Gewinn vorhanden war. Es sind dies die Fabriken in Kalbe a. d. Saale, in Langen weddingen, in Ummendorf und Quedlinburg fowie in Neu-Beesen, Groß-Ottersleben, Athens leben und Staßfurt. Einige davon bestehen seit mehr als 50 Jahren. Frankfurt a. M. Der Sattlermeister Reineboth wurde am Neujahrstage in seiner Wohnung in der Stausenstraße erhängt aufge funden. Seine beiden Söhne, im Alter von 11 und 5 Jahren, lagen tot im Bett. Es steht zweifellos fest, daß Reineboth erst seine Kinder und dann sich getötet hat. Mißliche Vermögens verhältnisse sollen das Motiv der That sein. Danzig. Schon seit längerer Zeit liefen bei der hiesigen Postbchörde Beschwerden darüber ein, daß Briefe nicht an die betreffenden Adressaten gelangten. Die Entdeckung ist einem Zufall zu verdanken. Am 28. Dezember sah ein mit seinem Kahne auf der Mottlau liegender Schiffer ein zusammengeschnürtes Paket auf der Mottlau schwimmen. Er fischte es auf und ent deckte einige 70 fest znsammengeschnürte Briefe, die er der Ober-Postdirektion eiulieferte. Diese ermittelte sofort, daß die Briefe allesamt von ein und derselben Postabnahmestelle herrührten, und ferner, daß der als Hilfsbriefträger ange stellte 18jährige Arthur Metz dieselben hätte be stellen sollen. Bei einer in feiner Wohnung vorgcnommenen Haussuchung wurden mehr als 200 unbestellte Briefe vorgefunden und Metz hierauf sofort verhaftet. Bei seinem Verhör ge stand er die That ein und erklärte, daß er die Briefe in die vorbeifließende Radaune geworfen habe. Die Briefe sind von der Radaune in die Mottlau gelangt und dort schließlich ausgefischt worden. M. hat die Briefe anscheinend nur aus Bequemlichkeit unterschlagen. Prag. Bei der Silvesterandacht in der dichtgefüllten Weinberger Kirche wurde eine Frau während der Predigt ohnmächtig; jemand rief: „Feuer!", infolgedessen entstand eine Panik, alles stürzte zum Ausgang,, wo sich ein dichter Knäuel unter Jammergeschrei staute. Drei Geist liche schrieen aus Leibeskräften, daß nichts passiert sei, und beruhigten die Leute, so daß eine Katastrophe verhütet wurde und die Sache ohne erhebliche Verletzungen ausging. Paris. Fräulein Louise Faure, die einzige Tochter des Präsidenten der französischen Repu alle verfügbaren Mannschaften zu seiner Rettung zusammenzuraffen. Allein die Scheichs erwiderten, daß der Rest der Mannschaft,' der nicht vom Feinde vernichtet war, so vollständig erschöpft sei, daß man unmöglich seinem Befehl nach kommen könne. Der Kalif zog sich hierauf in das Haus seines gefallenen Bruders zurück, forderte alle Frauen des Harems auf, ihm zu folgen, begab sich mit ihnen in sein eigenes Haus, ließ seine Weiber kommen, und mit diesem Gefolge wandte er sich, von 40 Soldaten be gleitet, zur Flucht aus Omdurman. Was die Begleiter des Chefeunuchen betrifft, so standen die beiden anderen Eunuchen nicht im Dienst des Kalifen, sondern in dem seines Bruders. Von den drei anderen Begleitern des Eunuchen genießt der eine, Sigher mit Namen, einen be sonderen Ruf als der berüchtigste Räuber von Omdurman. Er „beschränkte sich", wie er sagte, darauf, nur die Baggaras und andere Araber zu plündern, einem Aegypter will er nie etwas zuleide gethan haben. Er sei zu diesem Ver brechen durch die Grausamkeit getrieben worden, die ihm und seiner Familie widerfahren sei. Sein Vermögen sei konfisziert, sein Vater ver haftet, zwei seiner Brüder ermordet worden. Endlich habe sich der Kalif seiner bemächtigt und habe ihm die rechte Hand und den linken Fuß abhauen lassen. Habe ihm schon diese Verstümmelung heftige Schmerzen verursacht, so habe er um so furchtbarer gelitten, als die blutenden Stümpfe in siedendes Oel getaucht wurden. Mit Sigher ist auch sein Vater Hadji Sayed in Kairo eingetroffen. Einer der Begleiter des obersten Eunuchen hat eine interessante Beziehung zum Mahdi. Er heißt Scherif Hassan und erzählt von sich, er habe in einer Nacht geträumt, der Mahdi sei ihm erschienen und habe ihm mitgeteilt, er werde der vierte Kalif werden und sein wahrer Name sei Osman. Ohne weiter darüber nach zudenken, habe er sich zum Kalifen begeben und ihm den Traum mitgeteilt. Der Kalif wurde selbstverständlich ypn Mißtrauen erfaßt und ließ Scherif Hassan in schwere Ketten legen. Zwei Jahre hatte er im Gesängnis verbracht, bis er infolge der Schlacht von Omdurman wieder die Freiheit erlangte. Grmeiimühiges. Gegen rauhe Haut. Zwei Teile Glpcerin, ein Teil Eiweiß in einem verkorkten Gläschen 10 Minuten lang durcheinanderschütteln, damit die Haut vor dem Schlafengehen bestrichen; zwei- bis dreimal wiederholt, wird die Haut glatt. Nur ein kleines Quantum einrühren, da es sich nicht lange frisch hält. Risse und Spalten in Fußböden werden am besten mit einer Masse, die aus einem Teil zerfallenem Kalk, zwei Teilen Roggenmehl und soviel Leinölfirnis besteht, daß dadurch eine knetbare Masse entsteht, verkittet. Kuntes Allerlei. Das Haus Hohenzollern im neue« Jahre. Das Gesamthaus der Hohenzollern umfaßt am Beginn des neuen Jahres 54 Häupter, von denen 44 geborene Hohenzollern und zehn angeheiratete Damen sind. Auf die preußische Kömgsfamilie kommen davon 35 Häupter, und - zwar 19 männliche, 11 weibliche und 5 ange heiratete Mitglieder. Das fürstliche Haus Hohen zollern zählt 19 Mitglieder, unter ihnen als ge borene Hohenzollern 9 männliche, 5 weibliche, und als angeheiratete 5 Häupter. Das älteste und das jüngste Mitglied des Gesamthauses gehören beide der fürstlichen Linie an: die ver witwete Fürstin Josephine, geb. 21. Oktober 1813, und Prinz Albrecht, geb. 28. Septem ber 1898. Dem Sparsamen. Einem Kaufmann, der bekannt ist wegen seiner Manie, von jeder Rechnung etwas abzuzwacken, schenkte ein Freund zu Weihnachten einen Hektographen, weil — er damit in einer Minute hundert Abzüge machen könne! Er muß. „Zwei Uhr morgens! Um diese Zeit kommst du heim?" — „Ich muß wohl, die Cafts find ja alle geschlossen. „Geheimnis über Geheimnis!" Der Mann, welcher uns für Onkel Gustav auffand, sprach davon, daß wir auch von andern Übermacht würden," flüsterte Martha, sich scheu nnd ängstlich umbückend. „Das ist schrecklich! Fürchtest du dich so sehr vor der Welt? Ich kann das nicht ver stehen. Früher oder später muß es doch her auskommen, daß Martha Wellner nicht von den Klippen hinabstürztc, sondern sich entführen ließ. Und wenn die Leute sich einmal darüber ge wundert haben, wird sich niemand mehr darum bekümmern. Sei tapfer, meine Martha, und biete dem Gerede Trotz! Laß dich nicht von Papa leiten, er War immer für Heimlichthuereien. Ich bin für deinen Mann und fein Benehmen durchaus nicht eingenommen, aber dir zuliebe will ich ihn freundlich bei mir empfangen. Kommt beide in mein Hans und überlaßt das übrige mir." Martha verbarg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte, als ob ihr Herz brechen sollte. „Es ist kein gutes Zeichen, wenn dein Mann für ein solches Sichverstccken ist. Gott sei davor, daß ich versuchen sollte, deine Liebe zu ihm zu erschüttern, aber er hat kein Recht, dich hier ge fangen zu halten und von deinen Freunden und Angehörigen abzusperrcu. Es ist vermutlich sein Stolz. Aber, Martha, thue, wie ich dir sage, mir für einen Monat wenigstens. Ihr körnftdann später so zurückgezogen leben, wie MWWUt, und wir wollen thun, was irgend Möglich ist. Dein Mann ist geschickt in seinem "ache?" „Ich weißt nicht, wie du das meinst." „Ich meine," fuhr Ida fort, „ob dein Mann ein tüchtiger Arzt geworden ist?" .. Martha starrte sie verwundert an, dann sich plötzlich besinnend, fuhr sie zusammen. „Jetzt verstehe ich dich. Nun, wir werden keine Not zu leiden haben." »Die Idee nach Buenos Ayres zu gehen, hat er natürlich aufgegebcn?" Martha nickte stumm. „Wie änderbar du bist! Und du hast noch kein Wort zu meinem Vorschläge gesägt!" „Liebe Schwester, dein Anerbieten ist sehr freundlich, aber — es kommt jemand die Treppe hinauf! wird doch nicht mein Mann sein?" Ich möchte heute nicht gern mit ihm zu- sammentrefftn, nef Ida hastig, „ich bin nicht vorbereitet daraus. Ich fürchte, ich würde nicht so höflich sein, als ich sein sollte. Hat eure Wohnung nicht noch einen Ausgang?" „Ja, komme nm mir in das Hintere Zimmer! Ich will dir den Weg,zeigen." „Du bist aber nicht beleidigt, Martha?" Ihre Schwester wandte sich an der Thür noch einmal uw Wenn du es wünschest, so will ich versuchen -d' „Nein, nein, es ist mir lieber, wenn ihr heute nicht zusammentrefft- Komm schnell!" Aber ihre Besorgnisse waren unnütz gewesen. Es war nicht Marthas Gatte, der hereintrat, sondern ihr Vater, der ihr hastig ein paar Worte zuflüsterte und dann Ida zum Fortgehen antrieb. „Du regst deine Schwester zu sehr auf," sagte er ungeduldig; „du. läßt deinen Mann unnötig warten und hältst die Leute vom Hause, die hier zu thun haben, ab." Er drängte sie aus dem Zimmer und aus dem Hause, ihr kaum so viel Zeit lassend, daß sie sich von Martha versprechen lassen konnte, ihr unter allen Umständen bald nähere Nachricht von sich zu geben. Sie waren noch nicht weit gegangen, als Ida plötzlich stehen blieb. „Das ist nicht derselbe Weg, den wir ge kommen sind," sagte sie, sich von seinem Arm frei machend, „hier kommen wir nicht zu der Droschke, in der mein Mann auf mich wartet." „Dein Mann ist längst zu Hause," entgegnete ihr Vater, einen Wagen anrufend, der langsam vorbeifuhr. „Ich sagte ihm, daß du sicherlich nicht sobald wiederkommeu würdest." „Aber Papa, du drängtest mich von Martha fort, damit mein Mann nicht zu lange warten müsse. Wie kann ich dir je wieder glauben, wenn du in dieser Weise fortfährst!" „Bah, bah, bah! Laß uns das doch nicht auf der Straße besprechen. Steig in eine Droschke hier und laß uns nach Hause fahren. Ich habe das viele Fragen über und über satt." „Und ich deine Heimlichkeiten," flüsterte Ida, in die Droschke steigend. „Du bist ein schlechter Ratgeber für Martha," fuhr sie fort, als sie davonfuhren. „Du kennst nur eine einzige Art, einem Unglück entgegenzutreten, nämlich die, dasselbe zu umgehen und zu verstecken. Ich kann das nun und nimmermehr billigen." „Mein Gott, Kind, du thust gerade, als ob alles meine Schuld wäre. Was habe ich denn gethan?" fragte Dr. Wellner. „Du bist nicht offen und — ich kann mir nicht helfen — du sagst nicht immer die Wahrheit." „Du sprichst eben, wie du es verstehst. Wie oft soll ich dir noch sagen, daß ich in dieser elenden Angelegenheit nicht freie Hand Habel Du nimmst keinerlei Rücksicht, du denkst an nichts als an die Befriedigung deiner Neugierde — es ist abscheulich! Ich möchte nur wissen, was du sagen würdest, wenn du und dein Mann ein Geheimnis hätten und ich lieft zu Martha und teilte es ihr mit?" „Alfred Baumann hat mich vermutlich nicht sehen sollen," entgegnete Ida, „und deshalb mußte ich so schnell fort. Ich kann mir wohl denken, daß ihm ein solches Zusammentreffen nicht besonders angenehm sein kann. Nun, du kannst ihm die Versicherung geben, daß selbst das Vergnügen, seine Frau zu sehen, mich nicht mehrdazu bringenwird, seineSchwellezubetreten." Nachdem Ida ihre Brust durch diese Worte einigermaßen erleichtert hatte, lehnte sie sich in ihre Ecke zurück und der Rest der Fahrt wurde von beiden schweigend zurückgelegl. Ida for derte ihren Vater nicht auf, mit herauf zu kom men, als sie endlich vor ihrer Wohnung ange langt waren. Sie sagte ihm nur „Gute Nacht!" Dr. Wellner hatte übrigens gar kein Ver langen, jetzt einen Besuch bei seiner Tochter ab- zustatten. Sobald die Droschkenthür geöffnet wurde, rief er dem Kutscher zu und fuhr davon, Ida aus dem Fenster einen Handkuß zuwerfend und eine Opernmelodie vor sich hintrillernd. Zornig mit dein Fuße ausstampfend, sah Ida ihm einen Augenblick nach und eilte dann die Treppe hinauf. Ihr Herz war bis zum Ueber- fließen voll Zorn und Bitterkeit gegen ihren Vater. VH sl (Fortsetzung folgt.)
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