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Allgemeiner Anzeiger : 14.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189901149
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990114
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-14
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.01.1899
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Hannover. Wegen Erkrankung von etwa zweitausend Schülern mußte der Unterricht in sämtlichen Bürgerschulen zn Linden auf polizei liche Anordnung bis auf weiteres ausgesetzt werden. Die Krankheit, um die es sich im vor liegenden Fall handelt, ist der sog. Augenlid- Bindehautkatarrh, in einigen Fällen auch Folli kularkatarrh. Tie Krankheit stellt sich zwar meist als nur leichter Natur heraus, doch ist sie in hohem Grade ansteckend und bedingt deshalb zu ihrer Bekämpfung besondere und durchgreifende Maßnahmen. Das schnelle und plötzliche Um sichgreifen der Krankheit ist zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß seitens der Ange hörigen die zur Bekämpfung derselben notwen digen Maßnahmen entweder gar nicht oder nicht rechtzeitig angewandt worden sind. Um eine Weiterverbreitung der Krankheit zu verhindern, ist, soweit die von ihr befallenen Kinder nicht bereits durch ihre Angehörigen in ärztliche Be handlung gegeben sind, nunmehr eine kostenlose ärztliche Untersuchung und Behandlung für die selben behördlicherseits angeordnet worden. Paderborn. Vor kurzem fanden im be nachbarten Stövelhof Arbeiter beim Urbarmachen von Heideland in einer Tiefe von „ etwa V- Meter eine große Anzahl alter Silbermünzen. Dieselben sind teils spanischen, teils englischen Ursprungs und tragen die Jahreszahlen 1571 bis 1529. Die Legierung ist wesentlich schlechter als die unserer heutigen Münzsorten. Bei den Münzen, die auf einem Haufen lagen, fanden sich Teile von Wagenrädern u. s. w. sowie ein Spaten. Kiel. Der Kieler Dampfer „Ferdinand" kollidierte im Kaiser Wilhelmkanal mit dem Danziger Segelschiff „Zoppot". Der Dampfer erlitt an der Steuerbordseite eine bedeutende Havarie. Der Anker wurde vollständig in die Schiffswand hineingedrückt. Delmenhorst. Das zweijährige Kind einer Arbeiterfrau verschluckte vor einigen Tagen eine Haselnuß und erstickte. Der zu spät hinzu- gerufene Arzt fand die Nuß in der Luftröhre und das Kind als Leiche. Alsfeld, Hessen. Am Mittwoch wurde in Ohmes ein in den vierziger Jahren stehender Mann erschossen aufgefunden. Die Recherchen ergaben die Verhaftung des Sohnes als mut maßlichen Thäters. Ob die Angaben des jungen Mannes richtig sind, er habe die That aus Unvorsichtigkeit begangen, wird die Unter suchung ergeben. Rakel. Auf der Kleibahnstrecke Nakel-Crone stürzte die Maschine eines Zuges den 5 Meter hohen Bahndamm hinab. Der Packwagen wurde mitgcrissen, blieb aber an der Böschung hängen. Von dem ausströmenden Dampfe wurden der Lokomotivführer und der Heizer verletzt; die Passagiere blieben unverletzt. Metz. Am Montag morgen fand bei Metz ein Pistolendnell mit tödlichem Ausgange zwi schen einem Offizier und dem Sohne des Groß müllers Pillement statt. Der letztere ist ge fallen. Schwabing. Am Mittwoch nachmittag zog aus dem Heimgang von der Schule der elfjährige Volksschüler Sandmeier einen Re volver, schoß und traf mit dem Schüsse den etwa 13 jährigen Schüler Blank so schwer, daß letzterer Freitag nachmittag im Krankenhause starb. Wien. In Wien wurde ein Mordanschlag einer habsüchtigen Tochter gegen ihre greise Mutter entdeckt. Die Tochter hatte einen Mann gedungen, der zu bestimmter Zeit ihre Mutter erschlagen sollte, dieser willigte aber nur schein bar ein. Der Möbelpacker Valentin Gannona erschien vor einigen Tagen bei der Polizei und machte Mitteilung, daß ihn eine ihm unbekannte Frau in ihre Wohnung bestellt habe. Dort habe sie einen Mordplan entworfen, zu dessen Ausführung sie ihn durch Geld gewinnen wollte. Er sollte m die Wohnung der Haus besitzerin Anna Moeldner, die m ihrem eigenen Hause in Mariahilf wohnt, unter einem Vorwande eindringen und die Frau mit einer Hacke oder einem anderen Mord instrument ermorden. Nach der Mordthat sollte er die im Kasten aufbewahrten Werteffekten und Bargeld der Auftraggeberin überbringen. Die Polizei stellte fest, daß die Frau, die den Mord geplant, die 30 jährige Witwe Anna Braune, die Frau aber, die ermordet werden sollte, die Mutter der Anna Braune sei. Anna Braune ist die Witwe eines Delikatessenhändlers, der im Vorjahr durch Selbstmord geendet hat. JhreMutterhatteihr fast ihr ganzes Vermögen geschenkt und sich nur einen kleinen Rest behalten. Dieses kleine Ver mögen reizte nun die Habgier der entarteten Tochter. Anna Braune wurde verhaftet und nach kurzem Verhöre dem Landgericht einge liefert. Der Mann der Anna Braune hatte fast das ganze Vermögen seiner Frau durchgebracht; er hatte schon einen tödlichen Haß gegen seine Schwiegermutter, weil sie einen Teil ihres Ver mögens zurückbehalten hatte. Prag. Von den deutschen Gastwirten Tetschens, Bodenbachs und mehrerer anderer Orte des Elbthales mit überwiegend deutscher Bevölkerung ist beschlossen worden, kein Bier mehr aus der zur Herrschaft Letschen gehörigen Brauerei zu beziehen, und zwar wegen der antideutschen Haltung des Besitzers der Herr schaft Tetschen, des Ministerpräsidenten Grafen Thun. Auch mehrere Gastwirte in Dresden haben über das Bier des Grafen Thun den Boycott verhängt. Paris. Dr. Pöan in Paris hatte einem Duell als Arzt beizuwohnen. Einer der Kämpfenden war so feige, nach dem ersten Schüsse unverletzt davonzulaufen. Der zurück gebliebene Gegner, die vier Sekundanten und der Arzt sahen zunächst schweigend und ver legen einander an, bis Dr. Pöan zuerst die Sprache wieder fand und mit ernstem Gesichte sagte: „Ich weiß, was für eine Krankheit den Herrn plötzlich befallen hat!" und Bleistift und Papier herausnehmend, verfaßte er folgenden Bericht: „Beim ersten Schuß bekam Herr X. plötzlich einen Anfall von Tachypodie (Schnell füßigkeit), der jeder Behandlung trotzte. Die Sekundanten machten deshalb nach Beratung mit dem Arzte dem Duell ein Ende." So war der Ernst des Ehrenhandels vor der Welt ge rettet und die Menschheit um eine neue Krank heit reicher geworden. — Am Freitag abend gegen 10 Uhr wurde die Spezereiwarenhändlerin Joli, eine 66jährige Frau, in ihrem Laden im Viertel der Militär schule mit ihrem eigenen Brotmesser erstochen und ihre Kasse ausgeplündert, indes ihre zehn jährige Enkelin in einem Nebenraume arglos schlief. Von den Thätern hat man bisher noch keine Spur. Versailles. Der bekannte Graf Kastellane, der eine der reichsten Amerikanerinnen, Miß Anna Gould, geheiratet und sich ein herrliches Schloß an den Ufern der Seine errichten ließ, hat dasselbe am Neujahrstage durch eine eigen artige Gesellschaft eingeweiht. Alle Personen, die bei dem Bau oder der Einrichtung irgend wie beschäftigt gewesen, vom Archiekten bis zum einfachen Handlanger, waren mit ihren Frauen und Kindern zum Mittagessen eingeladen. Graf Kastellane empfing alle und begrüßte jeden einzelnen mit Händedruck. Die Gräfin widmete sich mehr den Kindern, deren 400 anwesend waren. Nach dem Essen gab es für jedes Kind ein Geschenk, und Tanz für die Erwachsenen, die zum Schluß ein donnerndes Hoch auf ihre Gastgeber ausbrachten. Rom. Vatikanischen Blättern zufolge hat das Parlament der südamerikanischen Republik Kolumbia beschlossen, dem Heilande in Bagota, der Hauptstadt des Landes, ein großartiges Denkmal zu errichten, „zum Zeichen der ewigen Dankbarkeit der Regierung und der Nation für die vom Erlöser der Republik erwiesenen Wohl- thaten." Der betreffende Gesetzentwurf wurde einstimmig genehmigt. Er besteht aus vier Artikeln, deren letzter besagt, daß die eine Million Goldpesos (etwa vier Millionen Mark), die zur Errichtung des Denkmals aufgewendet werden sollen, den zu erwartenden Ueberschüssen des Staatshaushaltes zu entnehmen sind. Bisher hat freilich, so lange es eine Republik Kolum bien gibt, das Budget dieses Staates noch nie einen Ueberschuß aufzuweisen gehabt. San Francisco. Die Barlington-Quincy- und die Nord-West-Eisenbahn haben die schon angekündigten Wettfahrten von Expreßzügen veranstaltet, um zu entscheiden, wer die Beför derung der Post erhalten soll. Dem.Standard' zufolge ist die Fahrt von New Jork nach San Francisco — 3348 Meilen oder 5357 Kilo meter — in 91^ Stunden (3 Tage und 19^4 Stunden) gemacht worden, d. h. man hat elf Stunden weniger gebraucht, als früher bei der schnellsten Fahrt festgestellt wurde. Im Durch schnitt haben die Züge 58 Kilometer in einer Stunde zurückgelegt. Gerichtshalle. Berlin. „Mit die Dienstmädchens is det heit- zudage so 'ne Sache; man weeß immer nich recht, ob man „du" oder „Sie" zu se sagen soll, un An sprüche machen se, als wcnn't jeborne Jrafendöchter wären. Et mag ja schlimm sind, det et numal so injericht is, det der eene Mensch den andem be dienen muß, aber ick muß meine Jäste doch ooch uffwarten un —" Ihr Redestrom erfuhr hier eine Unterbrechung. Der Vorsitzende erklärte der Angeklagten, der Schankwirts-Ehefrau B., daß sie sich einfach auf die Frage, ob sie sich der Mißhandlung ihres Dienst mädchens schuldig bekenne oder nicht, anszulassen habe. — Angekl.: Det ick ihr eene Backpfeife jejeben hab', will ick jewiß nich streiten, aber ick muß doch erzählen derfen, wieso ick dazu jekommen bin. — Vors.: Dann machen Sie es aber wenigstens kurz. — Angeklagte: Wenn man in die Nähe von die Kaserne wohnt, is et schon een Unjlück. Eene hatte ick, die hatte sich eenen Trommler anieschafft, un wenn ick det Abends vorne in de Schenkstube saß, denn hörte ick, wie det hinten in de Kiche immer jing: „Bum, brumm, brumm," un als ick rauskam, saß sie uff'n Kichen- disch un hatte sich die kleene Fußbänke zwischen die Beene jeklemmt un trommelte mit zwee Holzstöcke druf. „Mächen," rufe ick, „biste denn nich recht bei Jroschens?" Ick habe ihr bald rausschmeißen müssen, aber des Militär wurde ick doch nich los. Die andere hatte wieder eenen Trompeter, „un wenn der Herr det Deibels Wär, die Köchin liebt ich doch," det sang sie den ganzen aus- jeschlagenen Dag. Die wurde ooch nich alt bei mir. Endlich denke ick, du sollst mal eene nehmen, die schon bei Jahren is, und da habe ick mir denn die olle Jroßmutter genommen, die draußen steht. Aber da war ick erst vom Rejen in Feuertaufe jekommen. Ick habe ihr ansdrücklich bei't Meten jesagt, ick wäre keene Millioneserin, aber wenn sie sich jut führte, dann hätte sie bei mir ooch 'ne anständige Behand lung. Bloß mit die ollen Soldatenliebschaften dürste sie mir nich kommen. Und da schlug sie die Oogcn nieder un meente, die Jahre hätte sic gehatt, aber sie hätte' zwee Brieder, der eene wäre Klempner un der andere Kürschner, die dürften doch mal kommen. Nu ja, sage ick, da hätte ick nischt dajejen. Un nu denken Sie bloß an.HerrJerichtshof, kaum is sie zwee Dage bei mir, da treffe ick eenen Jardehulaner bei ihr in die Kiche. Un da weeß ick denn Bcscheed, wenn so'n Milletärverhältnis erst im Hause is, denn wird rinn- jcstoppt, haste wat kannste. Da jcht denn so manche Portion Flcesch, wo man jut und jernc noch een Abendbrod vor'n Jast machen kann, zum Kuckuck. „Karline," sage ick bloß, „is det der Klempner?" „Nee," sagt sic, „det is der Kürschner, er is plötz lich injezogen worden. Er soll mir meinen Muff zurechte machen." Ick sage jarnischl un jehe wieder nach vorne. Zwee Abende später komme ick wieder in die Kiche. Sitzt da nicht richtig eener von die Maikäfer an'n Disch und hat zwee Karmenaden und eenen Teller voll Bratkartoffeln vor sich. „Karline!" rufe ick, is det der Klempner? „Jawohl," sagt sie janz frech, „det is er, er is ooch plötzlich einjezojen worden, und wenn Sie mal wat zu löten oder dichte zu machen haben, denn macht er det for een Billijet." — Ick war starr über so 'ne Unver schämtheit und jehe dicht an den Soldaten ran, kieke ihm uff die Achselklappen und sage: „Ick sehe schon, bei welche Kompanie Sie sind, und Ihren Herrn Feldwebel kenne ick janz jenau. Wenn Sie zehn Minuten Zeit haben, denn können Sie een klecnet Briefchen an ihn mitnehmen, wenn Sie aber nach der Kaserne müssen, denn halten Sie sich ja nich uff. Ick jehe wieder vorne nach der Jast- stube." — Vors.: Kommen Sie nun doch end lich zu der Ohrfeige, die Sie dem Mädchen gegeben haben. — Angekl.: Ick bin jleich zu Ende. Also nach zehn Minuten komme ick wieder nach der Kiche. Mein Maikäfer war natürlich weg. „Er hat et ja mächtig eilig jehatt," sage ick, „er hat nich mal seinen Teller halb leer jejcssen. Die scheenen Bratkartoffeln! Die kannste dir wärmen, denn haste noch een schcenet Abendbrot." War det vielleicht zu Ville gesagt, Herr Jerichtshof? — Vors.: Kommen Sie doch bloß zum Schluß. — Angekl.: Meine Kar line hat eenen roten Kopp und arbeitet in der Kiche rum wie doll und ick sehe ihr an, det sie im höchsten Jrade mietend is. Denn nimmt sie 'n Schauer lappen un fängt an, den Disch abzuwischen und streicht so mit'n Schwung den Teller mit den Soldaten sein halb stehen jebliebenet Essen von'n Disch runter. Der Teller jing natürlich in Kaufend Stücke. Un da is et Woll nich zu verwun dern, det mir die Jalle in't Blut getreten is. Ick habe ihr eene jewinkt, det sie Zitter mondiöh schrie und die Jäste nach die Kiche jestürmt kamen. Un wenn ick dafor bestraft wer'n soll, denn kann ick mir nich helfen, verdient hatte sie wenigstens en Stückencr drei fo'ne Dinger. — Vors.: Sic sollen ihr einen Zahn losgeschlagen haben. — Angekl.: Aber ick bitte Ihnen, wo sic den ganzen Mund voll ohne echte Zähne hat? Heitzudage sind die Dienstmächens ja die besten Kunden von die Zahnärzte. — Die Zeugin, eine 42 jährige Person, gibt zu, daß ihre „Bekanntschaft" zum Besuche in der Küche gewesen fei. Den Teller wollte sie aus Versehen vom Tische heruntergestrichen haben. Der Gerichtshof gelangte zu der Ansicht, daß die Angeklagte das ihr zustehende Züchtigungsrecht keineswegs überschritten habe, uud fällte deshalb ein freisprechendes Urteil. Mel. Das hiesige Schöffengericht verhandelte gegen einen städtischen Polizeisergeanten. In der Nacht vom 2. August kam der Sergeant, einen Zitherkasten unter dem Arm, mit mehreren Begleitern aus einer Wirtschaft und glaubte sich von einem Schmiede verfolgt, den er früher einmal verhaftet hatte. Er und seine Begleiter schlugen derart auf den Schmied ein, daß er Wunden am Kopfe davon trug, und seine ganze Kleidung blutüberströmt war. Das Schöffengericht erkannte dem Anträge des Amtsanwalts gemäß mit Rücksicht darauf, daß der Sergeant selbst für die Aufrechterhaltung der öffent lichen Ordnung zu sorgen hat, auf zwei Monat Gefängnis, Ucbernahme der Kosten der ärztlichen Behandlung und ein Schmerzensgeld von 20 Mk. Gemeinnütziges. Gebrauchte Weinflaschen find sehr leicht zu reinigen, wenn man sich vorher klar macht, welche Unreinigkeiten die Flaschen enthalten. Handelt es sich um die Entfernung kahmig ge wordener kleiner Weinreste, so ist Reinigen mit Flaschenbürste und Sodawasser mit gutem Nach spülen das ratsamste Mittel, das dagegen zur Entfernung von Weinsteinkrusten oder dunklen Ansatzes völlig wirkungslos ist. In diesen beiden Fällen ist das Reinigen mit verdünnter Salzsäure mittels kräftigen Schüttelns die leich teste und sicherste Art, diese Flaschen wieder tadellos sauber zu bekommen. Kitt für Stubenöfen. Gleiche Teile Lehm, Salz und Holzasche werden mit so viel Wasser gut durcheinander gearbeitet, daß ein dicker Brei entsteht, welchen man zum Verschmieren der Ofenrisse anwendet. Der Ofen darf aber nicht mehr heiß sein. Wenn man sich dieses Kittes beim Setzen der Oefen bedient, so sollen die selben unverwüstlich sein, weil der Kitt mit der Zeit wie zn Stein erhärtet. Kuntes Allerlei. Admiral Schley nennt die Philippinen „das Baby, das man uns auf die Thürschwelle gelegt hat". Ein ganz vortreffliches Bild! Hoffentlich wird es jedoch, meint der,Excelsior', nicht dahin vervollständigt, daß man die Per. Staaten zur Kleinkinder - Bewahranstalt um wandelt für die ganze Welt: Wir haben der ungezogenen Rangen jetzt gerade genug im eigenen Lande. Kleiner Irrtum. Ein Notar wird aufs Land gerufen, um ein Testament aufzunehmen. Der im Bett liegende Bauer diktiert, und als alles fertig, erhebt sich der Notar, um zu gehen. In demselben Augenblicke richtet sich auch der robuste Landmann auf seinem Lager in die Höhe und fragt: „Kann ich nun auch auf- steh'n?" — Notar: „Ja, sind Sie denn nicht krank?" — Bauer: „Mir fehlt nix! I' hab' nur 'glaubt, beim Testament machen muß ma' im Bett liegen!" Vor Gericht. Kläger: „. . . Der Be klagte hatte annonciert, um einen Kompagnon zur Ausbeutung einer Entdeckung zu finden!" — Richter: „Und ist das geschehen?" — Kläger: „Ja — aber die Entdeckung war ich!" Junger Ehemann. „Erinnerst du dich noch, Emilie? — In dieser Laube hat uns deine Mutter überrascht, wie ich dir den ersten Kuß gab." — Sie: „Ach ja! Und geschlagene drei Stunden hat die arme Frau daraus Watten „Nebenbei gesagt," fuhr Mellien sott, „Was soll mit Ihren Möbeln geschehen? Ich habe sie aus der Mühle räumen lassen müssen, weil sie dem neuen Pächter im Wege waren. Sie sind jetzt in einem Magazin bei mir." „Ich würde sie am liebsten verkaufen. Was soll ich damit?" sagte Käthe. „Das kann man nicht wissen," entgegnete Mellien scherzend. „Wer weiß, wie bald Sie einen eigenen Haushalt haben werden; die Möbel sind alt, aber noch gut erhalten." „Wollen Sie sie kaufen?" fragte Käthe. „Ich? Da müßte ich vorher mit meiner Frau sprechen. Es ist ein Schreibtisch darunter, den ich nicht ungern haben möchte. Ich will die Sachen in jedem Falle für Sie abschätzen lassen." „Wozu? machen Sie den Preis, Herr Justizrat. Ich weiß, daß ich mich auf Sic ver lassen kann. Sie sind ein ehrenwerter Mann." „Sehr verbunden, aber es ist für beide Teile besser, wenn die Sachen von einem Dritten abgcschätzt werden . . . Was ist denn aus Frau Baumann geworden? Sie war schon zwei Sonntage nicht in der Kirche. Sie ist doch nicht krank?" „Sic hat das Haus seit länger als vierzehn Tagen nicht verlassen," sagte Küthe ausweichend. „Aber jetzt lassen Sie mich eine Frage thun. Wo ist Herr von Lestow?" „Was kann das Sie bekümmern, Käthe? Ich glaubte, Sie haßten ihn so bitterlich?" Ob ich ihn hasse oder nicht, ist gleichgültig. Ich bitte Sie, mir zu sagen, wo er sich jetzt aufhält." „Er reist im Auslande und wünscht nicht, baß seine Adresse bekannt wird." „Wovor fürchtet er sich?" fragte Käthe, einen schnellen forschenden Blick auf Mellien werfend. , „Wovor er sich fürchtet? Was das für eine Frage ist! Fürchteten Sie sich, als ich Sie nach Herrn Richartz fragte?" »Nein; Herr Richartz ist hier, um mit Frau Baumann in einer Rechtsangelegenheit zu sprechen." „Daun ist er also doch Jurist!" »Er ist einer Rechtsangelegenheit wegen hier, das ist alles, was ich weiß," sagte Käthe leicht errötend. „Sagen Sie mir, wovor sich Herr von Lestow fürchtet." Vor allen zudringlichen Leuten, mein Herz. Soll ich ihn in meinem nächsten Briefe von Ihnen grüßen?" „Was für einen ausgezeichneten Schau spieler Sic machen würden!" sagte Käthe, ihn voll anblickend. „Gute Nacht, Herr Justizrat!" Sie ging eilenden Schrittes davon. Nach dem Abendessen erzählte Mellien seiner Frau von dem Fremden, der heute bei ihm ge wesen war. „Er stellte dieselbe Frage, die du gleich anfangs stelltest, weshalb Heinrich nicht nach Neudorf gegangen sei und selber Nach forschungen angestellt habe!" „Er ist vielleicht ein Verwandter der Well ners ?" meinte seine Frau. „Warum fragtest du ihn denn nicht hiernach?" „Ich stellte nur eine einzige Frage an ihn und auf diese bekam ich eine Lüge zur Antwort. Er sagte, er sei kein Jurist und von Küthe Rallas höre ich, daß er es doch ist. Verlaß dich nur darauf, der Mann ist hierhergekommen, um Unheil anzustiften. Seine Fragen nach Heinrich gehen augenscheinlich von Frau Baumann aus; aber was um des Himmels Willen kann sie nur von ihm wollen?" „Ja, was kann sie von ihm wollen?" wieder holte seine Frau. Dies war an einem Samstag gewesen. Am nächsten Tage sah man in der Kirche, welche Doktor Wellner in Berlin regelmäßig be- snchte, zwei Personen, die nie zuvor dagewesen waren. Die eine davon war der uns bekannte Herr Richartz, der in seinen fein behandschuhten Händen ein zierliches Gebetbuch hielt, mit einem goldenen Kreuze auf dem Deckel, und der an dächtig mit der Gemeinde die Fragen der Liturgie beantwortete, der andere war ein lang aufge schossener junger Mann, der ziemlich verlegen um sich schaute und nicht recht zu wissen schien, wann er aufstehen und wann er sitzen bleiben sollte. Die beiden beeilten sich durchaus nicht, die Kirche zu verlassen, nachdem der Segen ge sprochen war uud die Andächtigen ihre Plätze verließen. Sie zögerten so lange, bis Doktor Wellner hinansging. „Sehen Sie ihn sich jetzt genau an," flüsterte Herr Richartz, als Dortor Wellner herankam. „Prägen Sic sich sein Aeußeres genau ein. Sie müssen ihm von jetzt an auf Schritt und Tritt folgen und jede seiner Bewegungen auf das schärfste beobachten. Ich erwarte Sie jeden Abend, um mir Bericht abzustatten." Und sich gegen den Altar verneigend, ver ließen Herr Richartz und sein Begleiter langsam die Kirche. * * * Es war am Morgen nach dem Tage, an welchem Martha von ihrer Schwester ausgesucht worden war, als diese folgendes Telegramm erhielt: „Komme gleich zu mir, ich bin krank. Martha." Eine Stunde später beugte sich Ida über das Bett, in dem die bleiche Martha mit schmerzentstellten Zügen lag. Es hatte ihr nicht an Pflege gefehlt: die Hauswirtin hatte sich ihrer bereitwilligst angenommen und das kleine Wesen, dessen Lebensflamme eine Weile auf der Schwelle des irdischen Daseins flackerte, um dann für immer zu verlöschen, während seiner wenigen Atemzüge sorglich behütet; trotzdem war Idas Ankunft eine große Erleichterung für alle. Die gute, zärtliche, praktische Ida, die mit unhör baren Schritten im Krankenzimmer umherging und der armen Martha durch ihre bloße Gegen wart Trost in das kranke Herz flößte, verbreitete, wo immer sie weilte, eine Atmosphäre der Ruhe und Hoffnung um sich. „Wenn es einmal so kommen mußte, mein Liebling," flüsterte sie, „so danke Gott, daß es jetzt kam. Was hättest du wohl angefangen, wenn du auf dem Dampfschiff krank geworden wärest!" „O, aber wir wären dann nicht mehr hier," stöhnte Martha. „Ida, Ida, wenn ihm irgend etwas zustößt, bin ich schuld daran!" VH rs (Fortsetzung folgt.)
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