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Allgemeiner Anzeiger : 08.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190201082
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19020108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-08
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.01.1902
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Poltttschr Rundschau. Deutschland. * Eine längere Rede hat der Kaiser «ach dem,Berl. Tagebl.' am Neujahrstage im Berliner Zeughaus an die komman- dierendenGenerale gehalten. Das Blatt will wissen, daß der Kaiser dabei alle schwebenden Fragen berührte. *Man erfährt durch Zeitungen und Tele graphenagenturen, daß zwischen dem deutschen Kaiser und dem Kaiser Franz Joseph, ferner zwischen Loubet und dem Zaren Neujahrsgratulationen ausgetauscht wurden; der Wortlaut des letztangeführien Depeschenwechsels wird sogar bekannt gegeben. Damit ist natürlich das Register der Telegramme, die am Neu jahrstage zwischen den Regierenden ausgetauscht wurden, bei weitem noch nicht erschöpft. Inter essant ist nur, daß man die genannten beiden Telegrammwechsel besonders hervorhebt. * Zu dem deutsch-venezolanischen Konflikt wird offiziös mitgeteilt, daß die deutschen Forderungen zwei bis drei Mill. Mark betragen. Sie setzen sich zu sammen aus den Entschädigungen für Verluste, welche deutsche Reichsangehörige bei früheren Unruhen in Venezuela erlitten haben, und einer unbezahlten Zinsrate. Die Meldungen von angeblichen besonderen Erklärungen des deutschen Botschafters in Washington, Herrn v. Holleben, über die beabsichtigten Maß nahmen Deutschlands beschränken sich auf die Thatsache, daß Deutschland wegen seiner Forderungen an Venezuela sich in offener und freundschaftlicher Weise mit der Regierung der Ver. Staaten verständigt und bei letzterer ein ebenso loyales Entgegenkommen gefunden hat. * Nach den vom Bundesrate in einer seiner letzten Sitzungen beschlossenen Bestimmungen über eine Statistik derTaubstummen findet diese vom 1. Januar d. ab fortlaufend statt. ES wird bei ihr jedes taubstumme oder der Taubstummheit verdächtige Kind bei seinem Eintritt in das schulpflichtige Alter der Voll finnigen sowie bei seiner nach diesem Zeitpunkte erfolgenden Aufnahme in eine Taubstummen anstalt gezählt. Die zu diesem Zwecke ent worfenen Fragebogen werden jährlich zweimal durch die Ortsbehörden, Aerzie und Taub stummenanstalten ausgesüllt. Das Kaiserliche Gesundheitsamt bearbeitet die Ergebnisse der Statistik. Es ist ermächtigt, anerkannten Fach männern die Einsichtnahme in das Erhebungs material zu gestatten. "Die Reichsregierung bereitet eine Ab änderung der Maß- undGewichts- ordnung vor: die preußischen, badischen und hessischen Handelskammern find nach ihren Ver öffentlichungen von ihren Landesregierungen zur Begutachtung der für Handel und Industrie wichtigsten unter den geplanten Neuerungen herangezogen worden. Frankreich. *E!n in Grenoble verhafteter Anarchist Rolando soll der Mitschuldige des Königsmörders Bresci sein. Rolando besaß in Grenoble drei Wohnungen. Er wird ge fangen gehalten, bis die Auslieferungsformali täten erledigt find. Sngland. * Lord Lansdowne erklärte dem türkischen Botschafter in London, daß nach ihm jetzt zugegangenen Berichten allerdings englische Mmrosen eine Flagge auf dem Konat des Scheiks in Koweit gehißt hätten, daß aber damit keinerlei Aenderungen des Zustandes in Koweit beabsichtigt gewesen seien. DieFlagge habe ausschließlich SignaIzwecken für die arn der Reede von Koweit liegende englische Fregatte gedient und sei nach Erfüllung ihrer Aufgabe wieder eingezogen worden. (Also eine ganz unschuldige Sache. Die Engländer holen die türkische Flagge -hernieder und hissen ihre eigene — nur zu Signalzwecken I) — Thatsäch- lich wehte am letzten Freitag auf dem Konak Mbaruks wieder die Halbmondflagge zum ersten Mal fest füm Wochen. *Die Schiffbauer am Clyde haben von der englischen Admiralität die Aufforderung er- Die Tochter des Kerkermeisters. N t Roman von Karl v. Leistner. (Forts,tzu»g.f „Ach, Ernst, thue mir nur den einzigen Gefallen und schone die Bedauernswerte! Seit dem ich mich mit ihr versöhnt habe, liebe ich fie ja mehr, als je zuvor!" flehte Emmy nochmals. „Was ich bereits versprach, werde ich getreulich halten!" tröstete der Beamte. „Die heutige Mitteilung des Baron Urspring hat mich aufs äußerste überrascht und ließ mich erkennen, daß ein Fehlgriff bei den früheren Gerichtsverhandlungen nicht völlig ausgeschlossen ist. Seine Aussage wird sich allerdings nicht lange verschweigen lassen. Wenn mich indes meine Ahnung nicht täuscht, dürfte in dem wieder aufzunehmenden Prozesse auch sonst manches Neue zur Geltung kommen, was Fräulein Kron, oder Fräulein Reich, wie fie sich jetzt nennt, sogar erwünscht wäre. — Aber nun laß uns heimkehren, beste Emmy!" Das liebende Paar setzte seinen Weg nach dem Hause des Verwalters fort. Was Gertrud dessen Nichte außerdem gebeichtet hatte, behielt die letztere noch tür sich, da von ihrem Bräuti gam keine weiteren Fragen gestellt wurden. — Als die beiden den Eingang des Gebäudes erreichten, standen Matthäus Glock und der soeben von seinem Ausfluge eintreffende Olaf unter der Thüre. Ein kurzes Gespräch war daher nicht zu vermeiden, und bei diesem kam der heutige Besuch deS Gutsnachbarn zur Sprache. halten, Kostenanschläge einzureichen für zwei Linienschiffe, fünfPanzerkreuzer erster Klasse und zwei geschützteKreuzer dritter Klasse. Die Linienschiffe sollen die größte Artilleriebewaffnung in der gesamten britischen Marine erhalten. Die Vergebung der Bau kontrakte soll sofort erfolgen. Man macht in England nicht viel Aufhebens von einer solchen Flottenverstärkung. Belgien. * Guten Nachrichten zufolge werden die französischen Vertreter auf der Zucker konferenz in Brüssel sofort nach deren Wiederzufammentreten die völlige Ab schaffung aller Ausfuhrprämien (auch der verschleierten?) und die gleiche Zoll behandlung des Zuckers in allen Ländern, sowie die gleichmäßige Festsetzung der indirekten Prämien beantragen. Falls dieser Antrag abgelehnt werden sollte, müßte die Konferenz als gescheitert angesehen werden. Holland. * Im Haag verlautet wieder einmal „gerücht weise", Präsident Krüger habe einen Geheim-Abgesandten der englischen Regierung in Angelegenheit der Friedens- frage empfangen. Dänemark. * Die Unterzeichnung des Vertrages be treffend die Abtretung der dänischen Antillen an die Ver. Staaten gilt, da sämtliche Nebenfragen in befriedigender Weise erledigt worden sind, als unmittelbar bevor stehend. Den gesetzgebenden Körpern beider Staaten wird der Vertrag in nächster Zeit vor gelegt werden. Die dänische Regierung zählt darauf, daß die Zweite Kammer denselben nach vorausgehender Genehmigung durch den Unions kongreß mit überwiegender Mehrheit gutheißen werde. Sollte die Erste Kammer den Vertrag ablehnen, so dürfte ihre Auflösung sofort erfolgen, eine Maßregel, die bisher noch nie vorgekommen ist. Das gegenwärtige radikale Kabinett wird, wie man vorausfieht, in diesem Falle entschieden den Standpunkt einuehmen, daß infolge der Auflösung sämtliche Mandate erlöschen, auch diejenigen der vom König „auf Lebenszeit" ernannten Mitglieder, welche gegen wärtig der konservativen Partei angehören. Die Regierung würde dann in der Lage sein, auf die erledigten zwölf Sitze ihre Anhänger zu berufen und sich dadurch die Majorität auch in dieser Kammer zu sichern. Rußland. * Petersburger maßgebende Kreise beschlossen die Gründung einer slawisch-akademi schen Stipendienkasse. Man will in Preußen politisch verfolgte polnische Gym nasiasten und Akademiker ohne Prüfungen an russischen Gymnasien und Hochschulen auf gleicher Stufe aufnehmen und später staatlich in Rußland. (Es scheint doch sehr fraglich, ob die Polen dieser plötzlich austauchenden Freundschaft dauernd froh werden. Amerika. "Argentinien soll mit Peru, dem alten Feinde Chiles, ein Schutz- und Trutzbündnts abgeschlossen haben. Die öffentliche Meinung beider Länder, heißt es, sei entschieden kriegerisch gegen Chile ge stimmt. "Die Wahl eines Präsidenten der cubanischen Republik ist nunmehr er folgt und zwar ist fie auf den Nationalisten Palma gefallen. Afrika. "Nach Burenmeldungen erbeutete de Wet bei Twecnfonteins 8 Kanonen, 67 Munitionswagen, 2000 Gewehre, 150 Waggons mit Lebensmitteln. Getötet wurden angeblich 240 (?) Engländer, gefangen 890. "lieber einen Bureneinfall in Swaziland wird dem .Standard' aus Pretoria vom 31. Dezember gemeldet: Zwei hundert Buren machten einen Einfall in Swazi land und griffen Jnkanini Kraal, die Residenz der Swazi-Königin, an. Die Eingeborenen leisteten nur wenig Widerstand; es wurden viele von ihnen getötet. Nach einer weiteren Meldung des ,Siandard' ist es den Buren nicht gelungen, in die Residenz der Königin einzudringen. Es scheint, daß die Swazis ent schlossen find, Grenzverletzungen zu verhindern und daß eine beträchtliche Streitmacht die Be wegungen des Burenkommandos bei Dorkton überwachte. Einige Späher der Swazis, die mit den Buren in ein Gefecht verwickelt wurden, find gefallen. Aste«. * Es steht der Abschluß eine? sehr wichtigen Abkommens zwischen der indischen Regierung und dem Emir von Af ghanistan bevor, wodurch beide Länder in einen viel freieren Verkehr kommen und den englisch-indischen Handelsunternehmungeu voll ständiger geöffnet wird. Bemerkenswerte Reichstags- Petitionen. Die Thatsache, daß Personen dadurch oft schwere Nachteile erwachsen find, wenn fie vor Gericht über frühere Bestrafungen Angaben machen mußten, hat neuerdings die Petitions- kommisfion beschäftigt. Der Bittsteller wünscht zu 8 67 der Strasprozeßordnung einen Zusatz paragraphen, in dem auszusprechen wäre, daß die Frage nach Vorbsstrafung in öffentlicher Verhandlung weder an Angeklagte noch an Zeugen gerichtet werden dürfe; es solle viel mehr Sache der Anklagebehörde sein, sich über Vorstrafen zu unterrichten, oder die Personen könnten aufgefordert werden, sich darüber schrift lich zu den Akten zu äußern. Das Reichs- Justizamt ließ durch seinen Vertreter erklären, die Frage nach etwaigen Vorstrafen sei Zeugen gegenüber in das Ermessen des Gerichtes ge stellt; dabei werde es bleiben müssen. Ferner stehe das Verlangen, die Frage möge nicht in öffentlicher Sitzung gestellt werden und sowohl Angeklagte als Zeugen sollten sich schriftlich darüber erklären dürfen, in Widerspruch mit den das Verfahren beherrschenden Grundsätzen. Trotz dieser ablehnenden Haltung des ReichS- JustizamteS beschloß die Kommisfion, die Bitt schrift dem Reichskanzer als Material überweisen zu lassen. Im Reichstage und in seiner Petitionskom- kommisfion wird seit Jahren um das Verbot oder das Fortbestehen der Phosphorzündhölzer- Industrie gestritten. Kürzlich beschäftigte sich die Kommisfion wieder mit einer Petitton auS Hildesheim, die das Verbot der gewöhnlichen Phosphorzündhölzer wegen ihrer Feuergefähr lichkeit und Giftigkeit fordert; anderseits lagen 7 Petitionen vor, in denen das Fortbestehen der blühenden Phosphorzündhölzer-Jndustrie befür wortet wird, da die getroffenen sanitären Ein richtungen jede gesundheitliche Gefahr für die Arbeiter ausschließen. Der Regierungsvertreter bestätigte im wesentlichen diese Angaben durch Hinweis auf die gesetzlichen geltenden Be stimmungen über Einrichtung und Betrieb der Phosphorzündhölzeranlagen. Die Kommisfion verschloß sich keineswegs den in der Hildes heimer Petition geltend gemachten Bedenken, zog aber doch in Erwägung, daß es eine Härte wäre, wenn Betriebe eingestellt werden müßten, in denen die Gefahr der Nekrose auf ein Minimum eingeschränkt sei durch die Schutzvor schriften. Aus diesen Gründen empfiehlt die Kommisfion, die sämtlichen Petitionen dem Reichs kanzer als Material zu überweisen. Bemerkenswert find schließlich die Petitionen, in denen eine Novelle zur Regelung des Aus verkaufsunwesens angestrebt wird. Danach soll eine Ware nur sv lange als Konkursware oder Konkursmasse bezeichnet werden dürfen, als fie sich noch in den Händen deS Konkurs verwalters befindet. Ware, die durch Verkauf des Konkursverwalters in zweite oder dritte Hand oder noch weiter übergegangen ist, soll zum Zweck der Weiterveräußerung weder als Konkursmasse noch als Teil einer solchen oder als aus einer Konkursmasse herstammend be zeichnet werden dürfen. Uo« Uak ««d Fer«. Fünf Selbstmorde in Berlin meldet der Polizeibericht vom Silvester und Neujahrstag. „Apropos, Herr Lindström!" sagte der Be amte ziemlich außer dem Zusammenhänge zu dem jungen Mann. „Sie übten sich ehedem wohl auch bisweilen im Pistolenschießen?" „Ich? Warum? Wie kommen Sie darauf, mich dies zu fragen?" stotterte Olaf, einen Schritt zmücktrciend. Er vermied es dabei, dem ihm stets Un sympathischen ins Auge zu sehen, und seine Blicke schweiften unheimlich umher, bis fie auf dem Verwalter hasten blieben, der seinerseits den Fragenden aufmerksam und fast finster be trachtete, ohne sich in die Unterhaltung zu mischen. — „Herr Baron Urspring sprach zufällig von derartigen Versuchen," gab Rat Jäger zur Antwort, während er den Bestürzten sehr scharf fixierte. „Es handelt fich um die Uebunaen, welche er einstens mit Herrn von Ahl- burg und dem Dr. Kron gemeinsam an- stellie. Könnten Sie fich etwa die spezielle Be schaffenheit derjenigen Waffen noch vergegen wärtigen, mit denen man dieselben vornahm?" „Durchaus nicht!" entgegnete Olaf, fich gewaltsam beherrschend. „Ich habe kaum darauf geachtet. Jedenfalls sahen sie eben aus, wie jede andere Pistole auszusehen pflegt. Wenn ich auch ein paarmal zuschaute, so habe ich doch fast niemals einen Schuß selbst ab gefeuert." „Ich mußte dies nach Ihren früheren An gaben sogar vermuten," bemerkte der andere leichthin und sprang dann sofort von diesem Thema wieder ab, indem er fich nach den Damen erkundigte, die er vorher leider nicht angetroffen habe. „Sie hätten wohl die Güte, der gnädigen Frau und Fräulein Charlotte meine Empfehlungen zu überbringen?" Mit diesen Worten trat er übcr die Schwelle und begab fich mit Emmy in die Wohnstube. Olaf und Glock aber sprachen noch eine Zeitlang leise flüsternd miteinander, bevor fie schieden. „Wenn das so fortgeht, könnte ich mich bald darüber ärgern, daß ich das Mädchen zu mir genommen habe," ließ der Verwalter zuletzt in mürrischer Weise verlauten. Die neue Entdeckung, welche Baron Ursprings Erscheinen mit fich gebracht hatte, konnte den Heimkehrenden nicht verschwiegen werden. Unter solchen Umständen hielt es Gertrud, als man nach der abendlichen Mahlzeit bei- sammensaß, für geboten, alles mitzuteilen, was in jener Stunde besprochen worden war. Indessen Fran v. Ahlbvrg ihr Befremden über das Vorkommnis, welchen den mühsamen Aufbau der Beweisführung zu erschüttern drohte, durch einen erstaunten Ausruf zu erkennen gab, fand Olaf hierin die Erklärung für Dr. Jägers ihn so eigentümlich berührende Nachwrschungen wegen jener Schußwaffen. Eine gewisse Un behaglichkeit verratend, suchte er die Debatte über diese Angelegenheit abzukürzen, was jedoch Charlotte nicht ohne weiteres zuließ. Sie hatte bisher noch kein Wort darüber verloren, sondern nur bei Gertruds Mitteilung plötzlich die Farbe gewechselt. „Rege dich nicht unnötig auf!" ermahnte Die Zahl der Millionäre in den preußi schen Städten stellt der ,Hannov. Kour.' zu sammen. Danach hatten von den preußische« Städten mit über 5000 Einwohnern nach de« Ergebnissen der Veranlagung zur Ergänzungs steuer für das Jahr 1899 die meisten Millionäre die folgenden: Berlin 1306, Frankfurt a. M. 447, Köln 217, Charlottenburg 191, Düssel, dorf 151, Wiesbaden 143, Breslau 101, Hannover 95, Aachen 92, Magdeburg 89, Elberfeld 80, Halle 50, Krefeld 44, Dort- münd 41, Essen 34, Kassel 34, Königsberg 80. Opfer des Meeres. Nach den von dem Hamburger „Büreau Veritas" veröffentlichten statistischen Listen find in dem stürmereichen Monat November, soweit es fich bisher Hai er mitteln lassen, 141 Schiffe vollständig verloren gegangen, und zibar 108 Segelschiffe mit 36 890 Registertonnen und 33 Dampfschiffe mit 42 327 Registertonnen. Darunter befanden fich 8 deutsche Segelschiffe und 5 deutsche Dampf schiffe. Außerdem weist die Statistik noch 483 Schiffe auf, die durch Havarien rc. Be schädigungen erlitten haben. Darunter befinden fich noch 43 deutsche. Die zerstörte Festwurst. Eine Familie in Hannover hatte seit längeren Jahren von ihren in Oesterreich wohnenden Verwandten eine Festwurstsendung erhalten. Auch in diesem Jahr kam vom Zollamt ein Avis an mit der Bitte, eine Sendung abzuholen. Die Würste wurden ausgepackt, worauf der Zollbeamte er- klärte, daß die Würste nicht den Weg allen Fleisches gehen dürften, sondern wegen deS Fleischeinfuhrverboies der Vernichtung anheim fallen müßten. Ein schwerer Jagdunfall ereignete sich letzter Tage auf einer vom Fürsten Henckel von Donnersmarck in Repten veranstalteten Treib jagd, an der fich auch Gras Waldersee und der Fürst von Hohenlohe-Jngelfingen auf Koschentin beteiligten. Letzterem ging beim Anlegen auf aufsteigende Fasanen zu früh die Flinte los, wodurch zwei Förster und ein Treiber an geschossen wurden. Sämtliche Verletzungen der Getroffenen find zwar schwer, aber nicht lebens gefährlich; am schwersten verletzt ist der Förster Strulick, der ein Schrotkorn in die Stirn, zwölf Schrotkörner in den rechten Arm und zwei ins rechte Bein bekommen hat. Kohlenräuber. Unglaublich klingt eine Nachricht, die dem ^Geselligen' von Jnowrazlaw aus zugegangen ist, nach der ein preußischer Eisenbahnzug, nämlich ein Kohlenzug zwischen Jnowrazlaw und Kruschwitz, angefallen, zum Stehen gebracht und erheblich um Kohlen er leichtert worden sein soll. Nach der Schilderung des Blattes mußte fich dieser amerikanische Vorgang noch dazu in ziemlich unmfttelbarer Nähe des Bahnhoies abgespielt haben. Es werden nämlich folgende Einzelheiten gemeldet: „Am Ausgange des Bahnhofes bei de^ großen Brücke muß wegen der Kurve ganz langsam gefahren werden. Dies benutzten einige Männer, um auf den Zug zu springen, ihn anmhattcn und dann große Mengen Kohlen zu stehlen. Als fie damit fertig waren, wurde dem Zug personal das Weiterfahren gestattet. Daß von dem Zugbegleitungspersonal keiner daran ge dacht hat, einen der Diebe festzuhailen, ist rätselhaft." — Sollte diese Eisenbahnhumoreske: wahr sein, so würde doch Wohl eine amtliche Aufklärung nicht ausbleiben rönnen. Eine Mordihat ist in der Silvester nacht in Pinne (Posen) verüb- worden. Der Nachtwächter Fechner wurde, wie aus den bis> her stattgehabten Vernehmungen hervorzugehen scheint, von einer rauflustigen Horde Überfällen und erschlagen; seine Hilferufe sind in dem wüsten Lärm der Siloesternachi leider verhallt, so daß der fast leblose Körper erst früh morgens aufgefunden werden konnte. Im Krankenhaus verschied der Unglückliche bald darauf. Dem so ruchlos ermordeten Manne, der erst etwa 30 Jahre alt war, wird das beste Zeugnis ausgestellt; ec hinterläßt eine Frau und zwei tleine Kinder. Zwei stark ver dächtige Individuen sind bereits verha tet und in das Gerichts gefängms eingeliefert worden; auf die anderen Lhäter wirs eifrig gefahndet. > fie ihre Mama. „Wir wollen dieses Thema für jetzt lieber beiseite lassen. Ohnehin ist es Zeit, ans Schlafengehen zu denken." — Die Gesellscha i betrachtete das als ein Zeichen znm allgemeinen Aufbruch. Gertrud begab sich bald darauf zur Ruhe, aber ihre Gedanken, welche nächtlicherweile von den neuesten Vorkommnissen erst recht lebhaft in Anspruch genommen wurden, verscheuchten noch lange den Schlaf, dessen fie dringend be durft hätte, von ihrem Lager. Am andern Tage machte man Besuche aut einem benachbarten Gute und kehrte erst spät zurück. Der Himmel hatte fich sehr umwölkt und ein Gewitter zog heram. Der Kutscher der Ahlburgschen Equipage warf ein um das andere Mal besorgte Blicke nach oben und spannte die Zügel straffer, so oft die Strahlen ferner Blitze in grell leuchtendem Zickzack zum Horizont niederfuhren. Den jugendlichen Pferden, von deren Uebermut Verwalter Glock neulich schon gesprochen hatte, war in solchen Fällen keines wegs zu trauen. Auch die Damen, obwohl fie die Gefahr weniger ahnten, bereuten schon, fich nicht der früheren Bespannung mit den alten, allerdings etwas schwerfällig gewordenen Rossen bedient zu haben. Kaum zehn Minuten waren bis zum Schlosse noch zurückzulegen, als der Himmel fich total verfinsterte und das Gewitter mit voller Macht losbrach. Unglücklicherweise hatte man fich vor her nicht Zeit gegönnt, das Dach dec Chaise hinaufzuschlagen, da man das Gul noch unbe helligt zu erreichen hoffte; jetzt aber durfte de Lenker des Wagens nicht mehr riskieren, di
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