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Allgemeiner Anzeiger : 08.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189709085
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-08
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Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.09.1897
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Bcrgc hinaufkäme, um — nein," unterbrach sie M dann selbst, „das darfst selbst du nicht wissen, Bärbel, das ist ein Geheimnis." „Ich kann es mir aber denken," gab Bärbel zurück, und ihre Augen blitzten, während sie Gundulas Hand ergriff und kräftig drückte. „Schönen Dank, und bitte, kommen Sie auch einmal nach Ellerborn in den Krug hinab. Nun aber muß ich fort, sonst schilt die Mutter." Unhörbar und geschmeidig wie eine Wild katze schlüpfte sie aus der Thür und war im nächsten Augenblick im Walde, der dicht hinter der Ruine begann, verschwunden. Dort blieb ste einen Augenblick stehen, schüttelte die schweren Flechten von den Schultern zurück und begann dann, abwärts zu steigen. Also rot war sie geworden, als Fräulein Gundula Julius' Namen genannt, wie häßlich d"? war! Sie strich mit den beiden heißen Händen über die Wangen, als wolle sie die verräterische^ Färbung verwischen. Ob Gundula ahnte, was sie für den schmucken Jäger- burschen empfand der im Fluge - sic mochte wollen oder nicht — ihr Herz ge wonnen hatte? Sie war ja selbst er- schrcckt zusammengefahren, als er ganz uner- wartet nn Walde vor sie hin trat und so lieb er begann, und schließlich hatte nSln^ ber Hand gefaßt und näher, immer war es" herangczogen. - Das erste Mal "aß sie ^?icht gelegen kam, und sie Erschcmen nicht freudig empfand, das Beiiam^ sfE nichts Lieberes als W.ine d.^"s?n mit dem Fräulein aus der Ruine, die, wie der goldene Sonnenstrahl, dreus-isl^c^^"' Die Ausweisung eines Amtsv^m^" erregt hier Aufsehen. Die kirchen^^"^ ber zum Landkreise Gelsen- hörenden Gemeinde Ueckendorf stellte scheu wrung den Anirag, den österreichi- Zu Staatsangehörigen Albert Budeck mit ""b seinen drei Kindern als lästigen Mäander auszuweiscn, und hatte mit diesem auch insofern Erfolg, als der Aus- wciiungsbcfehl ausgefertigt und dann dem Budeck rugestellt wurde. Dieser legte nunmehr seine -tcuitärpapiere vor, welche beweisen, daß er seiner Zeit zur Aushebung hcrangezogen worden lst, daß er ferner volle drei Jahre in Metz ge dient, später eine dreiwöchige Uebung mitgemacht und die Gefreitenknöpfe erhalten hat. Dies ge schah, obwohl Budeck österreichischer Unterthan ist, weil sein Vater in Oesterreich geboren war und sich in Preußen nicht naturalisieren ließ. Grund des Ausweisungsantrages war die Unter- stützungsbedürftigkeit der Familie, als Budeck eine mehrwöchige Gefängnisstrafe verbüßte. Eisenach. Seit einigen Jahren stehen die Stammtische unseres Ratskellers und des Kroncn- kellers in Reichenberg in Böhmen in freund schaftlichem Verkehr. Zum Dank für den zum vergangenen Neujahr von den Eisenacher Stamm gästen den deutschböhmischen Stammesgenossen gestifteten Wartburgkrug überbrachten am Sonn tag drei Abgeordnete des Reichenberger Kronen kellers, die hier zur Sommerfrische weilen, eine schön geschnitzte eichene „Bundeslade". Die Innenseite des Deckels schmückt eine Original zeichnung: Reichenberg mit dem Jeschkenberg, gegenüber un ere Wartburg - in der Mitte eine prächtige Eiche, neben welcher Ritter St. Georg (beiläufig bemerkt der Schutzpatron der Stadt Eisenach) den Drachen erlegt, — im Sturz zerbricht der zum Tode gefällte den trennenden Grenzpfahl zwischen beiden Ländern. Hannover. Einen gefährlichen Kampf mit einem Känguruh hatte dieser Tage ein Wärter des hiesigen Zoologischen Gartens zu bestehen. Der Mann wollte das Tier abends in seinen Stall jagen und gebrauchte, als es nicht gut willig folgte, den Stock. Plötzlich wendete sich das gereizte Tier gegen ihn, umklammerte erst ihn mit den Vorderpfoten, riß ihn mit sich zu Boden und biß und kratzte auf ihn los. Erst dem Hinzuspringcn mehrerer Herren aus dem Publikum gelang es, den Wärter, dem die Kleider in Fetzen vom Leibe hingen und der im Gesicht erheblich beschädigt war, von der wütenden Bestie zu befreien. Mannheim. Der 21jährige Schuhmachcr- geselle M. Künstler war am Sonntag mit den Eltern seiner Braut in Streit geraten, weil diese ihre Tochter nicht allein zur Kirchweihe nach Sandhofen lassen, sondern sic begleiten wollten. Der Streit setzte sich fort, als man sich gemein sam auf dem Weg von Feudenheim nach Sand hofen befand. Plötzlich zog Künstler einen Revolver und gab auf seine Braut zwei Schüsse ab, die das Mädchen lebensgefährlich verletzten. Der Mordbube wurde sofort verfolgt und fcst- genommcn, trotzdem er mehrmals auf seine Ver folger feuerte. Oderberg. Ein furchtbares Familiendrama spielte sich auf der Station Kunzendorf der Ostrau-Friedländer Eisenbahn ab. Dort er tränkte der Bahnwärter Detz seine drei Kruder im Alter von 3 bis 6 Jahren und warf sich sodann unter die Lokomotive eines Aranbrausen- den Pcrsonenzuges, die ihn buchstäblich zn. malmte. Die Verzweiflung darüber, daß er wegen Kränklichkeit keine definitive Anstellung erreichen konnte, scheint ihn zu dieser furchtbaren That veranlaßt zu haben. .. . . Wien. Der Schlafwagendieb, der rm ver gangenen Monat in den SchlafUMgons auf der Strecke Wien — Karlsbad und Wien --Krakau Diebstähle verübte, ist hier am Mittwoch abend verhaftet worden. Er gestand sämtliche ihm zur Last gelegten Verbrechen ein. Erhcißt Banste und ist ein desertierter Infanterist eines bosnisch- herzegowinischen Regiments. . Paris. Der Protokollchef Crozier verläßt diesen Posten und erhält eine diplomatische Ver- Wendung. Crozier soll versäumt haben, den Präsidenten Faure darauf aufmerksam zu machen, daß man neben der Kaiserin nicht im Ueber- zicher sitzen dürfe was bei der Parade in Kraß- noje-Selo geschehen ist. Ueberdies hätte Faure gleichfalls unwissentlich am Grabe Peters des Großen das Zeremoniell nicht inne gehalten. Toulon. Der Maire von Toulon, Pastoureau, wurde am Mittwoch abend beim Verlassen des Munizipalrats von einem Korsen durch einen Dolchstich sehr schwer verwundet. Zürich. Bei einer Besteigung des Mont Plcureur durch eine Gesellschaft von acht Per sonen wurde die erste Gruppe, bestehend aus dem Pfarrer Gonin von Sitten und drei seiner Pensionäre von einer Lawine erfaßt und in die Tiefe gerissen. Alle vier Personen blieben tot. Die aus dem Führer und drei jungen Leuten aus Sitten, Kanton Wallis, bestehende zweite Gruppe entging der Katastrophe. Christiani«. Der Leichnam des bei Odde verunglückten Leutnants z. S. v. Hahnke ist auf gefunden worden und soll von einem deutschen Aviso geholt werden. Brüssel. Bei Samtes erschoß der dortige Bürgermeister Coupez auf der Jagd seinen Schwiegersohn Demeur. Der Unfall wurde da durch herbeigeführt, daß Coupez, der einen Hasen erlegt hatte, die Zweige einer Hecke mit dem Gewehrlauf aufhob, um das Tier zu suchen. Hierbei entlud sich die Waffe und eine Ladung Schrot fuhr dem auf der anderen Seite der Hecke befindlichen Demeur in den Unterleib. Antwerpen. In der Vorstadt Hemixem find zwei alte reiche Rentnerinnen ermordet und beraubt worden. Die Mörder raubten 150000 Frank Bargeld und Wertpapiere. New Avrk. Mann, der die unbefieg- bare Leidenschaft hat, sich in der Phantasie mit den Goldbergen der großen Millionäre zu be schäftigen, hat sich als Lieblingsobjekt das Ver mögen des amerikanischen Millionärs Rockefeller ausgesucht. Dabei hat er folgende Berechnung herausgcsunden: Wenn sich Rockefeller abends um halb 11 Uhr zur Ruhe legt und am folgen- dcn Morgen um 7 Uhr aufstcht, ist er um 17 705 Dollar reicher. Er nimmt das Frühstück zwischen 8 und halb 9 Uhr, und in dieser kurzen Zeit hat sich seiu Vermögen wieder um 1041 Dollar vermehrt. Sonntags geht er zur Kirche. Während seines zweistündigen Aufenthalts in derselben wächst sein Vermögen um 4166 Dollar, abends vertreibt er sich die Zeit mit Violinspiel. Jeden Abend, wenn er die Violine in die Hand ulmmt ist er um 50 000 Dollar reicher als am Abend vorher. Ueber Jay Gould staunte man, daß es ihm gelang, im Laufe von vierzig wahren ein Vermögen von 72 Millionen Dollars zu sammeln, oder fast zwei Millionen jedes -^ahr, aber wie unbedeutend erscheint diese Summe gegen einen „Verdienst" von fünf bis sechs Millionen im Monat bei einem Manne, und dieser Mann, dessen Vermögen jetzt auf Hunderte von Millionen Dollar geschätzt wird, hat im Alter von 35 Jahren noch keine 1000 Dollar besessen. Man berechnet, daß seine sämtlichen Aktien gegenwärtig eine Summe von 244 Millionen Dollar repräsentieren. Seattle. Der am Montag hier eingetroffene Dampfer „Portland" hat für 500 000 Dollar Gold von Klondykc gebracht. Hunderte von Personen sind von hier in diesem Monat nach dem Dukon gesegelt. Sie müssen aber in St. Michael überwintern, da der Mikon zugefroren ist. In Klondykc wird wahrscheinlich in diesem Winter eine Hungersnot ausbrechen. Schon im Juli hatte sich Mangel an Lebensmitteln einge stellt. Darin stimmen alle von dem neuen Gold gebiet Zurückkehrenden überein, daß es das reichste ist, das jemals auf der Erde entdeckt wurde. Bei Klondyke ist alles goldhaltige Land längst abgesteckt worden. Die neuen Ankömm linge müssen also entweder neue Fundorte ent decken, den jetzigen Besitzern die Parzellen ab kaufen, oder für sie arbeiten. Nur die aller stärksten Naturen können überdies das Leben in jenen rauhen Regionen ertragen. GerichtslsMe. Berlin. „Wenn mir nochmal eener mit Menschlichkeit und Jefälligkeit kommt, denn sage ick: „Jeh'n Se man lieber baden!" Undank is ja immer der Welt Lohn, det hat mir ja schon meine Jroßmutter jelerut!" So philosophierte der S-"' aubendreher August Fröhlich, der sich mit der. Schneider Hermann Fröhlich wegen Leichenfledderns vor der Strafkammer des Land gerichts zu verantworten hatte. August Fröhlich verfügt über eine treuherzige Miene und große Beredsamkeit und schilderte mit dem Tonfall des echten Biedermannes seine Abenteuer, welche der Anklage zu Grunde ge legt waren, wie folgt: „Wat hier mein Vetter is und ick, wir jingen in jene Nacht aus 'ne sehr jebildete Versammlung zu Hause. Wie wir nach de Langcstraße Nr. 107 kommen, sagt Hermann zu mir: „Seh mal, da liegt eenek quer uff 'n Astfalk." Richtig: da lag seuer. Der Mensch that uns leid, wir hatten MiMühl mit ihm, weil er wie 'ne Padde da lag, uu dadrum sagte ick: „Hermann, fasse du ihm unter den eenen Aermel, ick hebe ihm unter den andern, wir müssen ihn zum Stehen kriejen!" Wir hatten ihn ooch balv uff de zwee Beenc; ick machte ihm mein Kompelmcnt un sagte ihm: „Männeken, Se haben sich woll jeirrt: hier is keene Schlafstelle zu vermieten!" Ick war sojar noch so anständig und lange ihm seinen Stock un seine Streich holzschachtel von de Erde uff, mit eenmal aber wurde der Mann komisch, denn er sagte: „Kinder, ihr habt mir ja meine Uhr jestohlen, jebt se mir man wieder!" — Präs.: Na, ganz so gemütlich wird es wohl nicht hergegangen sein. — Angekl.: Janz so, wie ick det hier sage, is et jewesen. Wir dachten erst, er macht Spaß, und dadrum sagte ick: „Sie find woll brust krank? Machen Se man keene Zicken." Der Mann bleibt aber dabei, und det muß mir doch vom Standpunkt der Menschlichkeit Srjern. Ick sage also janz ruhig un janz anständig zu ihm: Sie Quasselkopp, Sie sind ja eijentlich wert, det ick Ihnen wieder uff'n Astfalk leje! Zum Jlück jing aber jrade een Schutzmann vorbei. — Präs.: Hat der nun Ihre Unschuld festgestellt? — Angekl.: Er meentc, ei würde woll am besten find, wenn wir ihm nach de Wache folgen thäten. — Präs.: Das glaube ich, denn Sic find von da gleich in Haft ge wandert. — Angekl.: Der Jerechtc muß ja immer leiden. (Elegisch.) Ick befleißige mir seit fünf zehn Jahren eines sehr jcehrten Lebenswandels. Ick mache jetzt wirklich so wat nich mehr. Sehn Se, jeehrter Herr Jerichtshof, allens frühere is in meine Jugend jewesen, da hat bloß meine Erziehung dran schuld, aber jetzt habe ick een Jrünkramjeschäft mit Rolle un een Hunde wagen! — Präs.: Es ist richtig, Fröhlich, Sie haben sich 15 Jahre straflos gehalten; bekannt lich ist aber die Verführung sehr groß. — Angekl.: Jeehrter Herr Jerichtshof, ehe ick meine Hand nochmals nach fremdet Jut ausstrecke, lieber verpflichte ick mir, den Nordpol zu ent decken. Der Mann, wat der Kellner Hanff ist, scheint ja een Künstler im Bestohlenwerden zu find, denn er sagte uns jleich: „Ick weeß mit so wat Bescheed, det is de siebente Uhr, die mir uff die Weise jestohlen wird!" — Präs.: Fröhlich, es istnur böse, daß Sie schon wegen Taschendiebstahl be straft find. — Angekl. (treuherzig): Det war meine dumme Kindheft, davon is mir's Jedächt- nis janz jeschwunden. — Präs.: Einmal ist es auch schwerer Diebstahl gewesen. — Angekl.: Verzeihen Se, et war zwar een schwerer Kasten, aber der Diebstahl war man bloß een leichter. — Die Beweisaufnahme ergab wirklich die er staunliche Thatsache, daß der Belastungszeuge Kellner Hanff schon sieben Mal auf dem Wege der Leichenfledderei um seine Uhr gekommen sein will. Gegen die Angeklagten lag zwar ein dringender Verdacht vor, der Gerichtshof ver mochte aber doch nicht ihre Schuld für voll er wiesen anzusehcn und erkannte deshalb auf Frei sprechung. Das biedere Gesicht August Fröh lichs nahm den Ausdruck noch größerer Bieder keit an, und er quittierte dankend mit der Be merkung: „Det habe ick jleich jewußt. Tugend muß immer siegen, ick hebe aber keenen mehr von Astfalk uff!" Bamberg. Die hiesige Strafkammer hat den Schullehrer Bauer von Teuchatz wegen fort gesetzter schwerer Mißhandlungen seiner Ehefrau zu vier Monat Gefängnis verurteftt. Die Miß- j Handlungen gehen auf fünf Jahre zurück. Die Frau ist am 27. März niedergekommen und! 10 Tage später gestorben. Am zweiten Tage! nach der Geburt bereits mußte sie das Bett - verlassen und ihrem Ehemann Salat zuberciten. Infolge Essiggenusses beim Versuchen der Speise verschlimmerte sich das Magenleiden, was den Tod der Frau zur Folge hatte. Der Mann hatte während ihrer Krankheit jede ärztliche Hilfe zurückgewiesen. Düsseldorf. Wegen Majestätsbeleidigung ist hier ein Schachtmeister zu 3 Monat Gefängnis verurteilt worden. Bezeichnend ist, daß der 14jährige Stiefsohn des Verurteilten den An geber bei der Polizei machte. Ge«eimriihiges. Bei Wunden und Geschwüren ist Honig ein vorzügliches Desinfektionsmittel, ähnlich wirkend wie Karbolwasser u. dergl. Am besten wird derselbe auf einen Lappen gestochen und aufgelegt. Besonders gut ist es, die Wunden mit Honigwasser auszuwaschen, und diesem einige Tropfen Arnika- oder Kalendulatinktur beizumischen. Honig, mit Roggenmehl gemischt, bringt Geschwüre zur baldigen Zeitigung. Auch bei Brandwunden erweist sich der Honig als vorteilhaft. Kohle als Mittel gegen Vergiftung. Da die Kohle alle Mctallsalze an sich zieht, so sollte man bei Speisen, wo eine Metallvergiftung mehr oder weniger zu befürchten ist, z. Ä. bei allem sauer eingemachten Fleisch, bei in metallenen Gefäßen gekochten Gemüsen, Suppen u. s. w. stets etwas Kohle mitkochen lassen. Selbst beim Kochen der Milch wäre dies anzuraten, da diese ost aus kupfernen Gefäßen Kupfer gelöst hat. Auch bei wirklichen Vergiftungen möchte eine Gabe Kohlenpulver in vielen Fällen das beste Beseitigungsmittel des Giftes abgeben. Hat jemand betäubende Gifte als: Bilsenkraut, Belladonna, Schierling, Hundspeterfilie, Stech apfel, Zeitlosen, Schwämme oder Pilze genossen, so muß man ihn durch lauwarmes Wasser, worin ungesalzene Butter aufgelöst ist, oder Milch, Oel, Honigwasser oder Gcrstenwasser zu starkem Erbrechen zu bringen suchen. Er muß von diesem in so großer Menge genießen, bis er sich vor Ekel erbricht und das Gift mit aus wirft. Ist dies geschehen, so gibt man ihm sofort Kaffee mit Essig und hält sich an den Rat des Arztes. Kuntes Allerlei. Tas Tragen des Schleiers ist, wie cs scheint, für die Damen nicht ohne ernstliche Gefahren. Ein amerikanischer Augenarzt ver öffentlicht interessante Beobachtungen, die den Beweis liefern, daß das Tragen des Schleiers die Sehschärfe verringert, Kopfschmerzen ver ursacht und ost Schwindel und den Trieb zum Erbrechen herbeiführt. Diese Wirkungen sind eine Folge der Anstrengungen, die das Auge machen muß, um durch das Gewebe und durch die fast undurchsichtigen Muster zu sehen, welche den Schleier schmücken. Eine Generalbeichte legt eine Frau im ,Groß-Gerauer Kreisblatt' ab. Sie erklärt: „Ich Unterzeichnete erkläre hiermit, daß ich die rohen, schweren Beleidigungen, die ich gegen Johannes Heid und dessen ganze Familie in einem Pasquill ausgedrückt habe, als unwahr zurücknehme, bekenne ich ferner vor aller Welt, daß ich einen angeborenen Charaktermangel besitze und daß ich mich mit Sachen befasse, die mir als Frau gar nicht zukommen, und nur Uebermut und Bosheit die Schuld hieran tragen. Ich bitte die Beleidigten inständigst um Ver zeihung und bereue mein Thun, verspreche fernerhin, nie und nimmermehr die geringste Beleidigung gegen diese Genannten auszusprechen, da ich gerichtlich belangt würde, während ich die Erlaubnis zu dieser öffentlichen Erklärung als einen Ast der Gnade bettachten kann. Elisa beth Wesp, geb. Rothenhäuser, Braunshardt." Bei der letzten Uebersrhwcmmung in Böhmen fing der Oekonom Knauer in Ullers dorf in seiner vom Hochwasser erreichten Wohn stube drei große — Karpfen im Gewichte von 12 Kilo! Auch ein Trost! Tierquälerei. Droschkenkutscher (zu den Schulkindern, die hinter dem Wagen herlaufen): „Ihr Bengels, schiebt nicht so, der Gaul kommt ja ganz außer Atem!" überallhin mit ihrem holden Wesen Wonne und Segen trug. „Guten Tag, Bärbel," klang da eine kräftige Stimme an ihr Ohr, „gehst heim nach Eller born?" und Friedels lange Gestalt trat aus dem dichten Unterholz hervor und neben sie hin. Bärbel stieß einen lauten Schreckensschrei aus, so tief war sie in Gedanken gewesen, und rief daun heftig: „Was fällt dir em, mich so zu erschrecken, Friedel, den Tod kann man davon haben." Dabei wandte sie ihm den Rücken. „Aber Bärbel," beschwichtigte der Schmied bittend, „sei doch nicht so zornig, ich habe es ja nicht böse gemeint; es ist doch nicht gar so schlimm, wenn ich dir meine Begleitung anzu- bietcn komme. Im Gegenteil, in dem großen, dichten Walde " „Wo es Räuber und Menschenfresser gibt, nicht wahr," spottete das braune Mädchen über mütig, „da muß mau einen so langen Menschen, wie du einer bist, zum Schutz haben, das wolltest du doch sagen? Aber laß dir nur gesagt sein, Friedel, daß ich keinen Wächter brauchen kann; es soll nur jemand versuchen, mich anzufassen!" Bärbels Augen blitzten, Helle Röte förbte ihre bräunlichen Wangen, die Hände ballten sich zur Faust. Nie war das Fremdartige ihres Wesens mehr hervorgetreten als in diesem Augenblick, und Hellmann wandte sich wortlos zum Gehen. So war cs immer, nie konnte Hellmann es dem Mädchen recht machen, seine besten Absichten reizten nur ihren Zorn und stachelten sie zur Grausamkeit gegen ihn auf. Und er liebte sie so treu und redlich, mit aller Kraft seines ehr lichen Herzens schon jahrelang! Das war der heimliche Kummer, der an seinem Leben fraß, daß Barbara nichts für ihn zu fühlen vermochte. Auch während seiner Soldatenzeit hatte er sie nicht vergessen, und dann, als er heimgekehrt, mit den besten Führungsattesten, begann das alte Lied von neuem. Als Bärbel den starken, blonden Mann so schweigend und demütig dahinschreiten sah, kam etwas wie Mitleid über sie, einen Augenblick noch zauderte sie, dann hüpfte sie leichtfüßig an seine Seite. „Lauf nicht so, Friedel," dabei lachte sie ihn von unten herauf an mit den schwarzen Augen, „wenn du willst, daß ich mitkommen soll. Nimmst ja Schritte, als hättest du Siebenmeilen stiefeln an." Hellmann blieb gehorsam stehen; der trübe Ausdruck wich aber nicht aus seinen Zügen, und seine hübschen blauen Augen suchten den Boden. „Wo bist du denn gewesen," fuhr Bärbel zu plaudern fort, „oder bist du spazieren gegangen? Muß recht unvehaglich sein, in der Wärme in der Schmiede am Feuer zu stehen, und der garstige Ruß —" „Nun, man gewöhnt sich daran, jedes Hand werk hat seine Last und seine Freude," ent gegnete Hellmann in seiner ruhigen Art, „und meins ist mir lieb! Beim Regiment waren die Hufschmiede am angesehensten, niemand anders als ich durste unserm Rittmeister die Pferde be schlagen." „Ach, ein Soldat ist was Rechtes," spottete Bärbel, „der bunte Rock allein machl's auch nicht." „Nein, das ist wahr," es klang aus tiefster Brust heraus, „auf den Kerl, der drin steckt, kommt es an." Dabei dachte Friedel an den Jäger-Julius in seinem stattlichen Wams, den er aus tiefstem Herzensgrund haßte, und den er für einen schlechten, leichtsinnigen Menschen hielt, und Bärbel schien das zu merken; denn sie ant wortete schnippisch: „Die Länge aber thut's auch nicht, wie du zu denken scheinst, Friedel!" Der Bursche errötete und sagte heftig: „An mich habe ich bei meiner Redr nicht gedacht, Bärbel, das magst du glauben, denn sich selbst loben, das darf ein Mann, der etwas auf sich hält, nicht. Es ist immer ein Zeichen, daß die anderen es nicht thun wollen. Aber an ihn dacht' ich, der auch einen schönen Rock trägt und den Kopf sehr hoch hält, der Erste im Dorf sein will, in der Schenke und beim Tanz, und doch keiner von den Besten ist." „Wie weise du doch bist," spottete das Mädchen, „gehst ja doch selbst in den „Schwan" am Sonntag nachmittag, und tanzen hab' ich dich auch schon gesehen, Friedel! Der reine Neid ist es von dir, daß der Julius ein — ein so glattes Gesicht hat, und du — und du nicht," vollendete sie stockend; denn der Schmied von Ellerborn hatte sie angeblickt, so ernst, durch dringend und traurig, daß es ihr drinnen in der Brust weh that, und sie sich plötzlich ihrer grausamen Worte auf tiefste zu schämen begann. SS » (Fortsetzung folgt.)
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