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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Ln'hält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht oa» Hc.uvtzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadtoank — Stadtgirokasse Nr. 12 — Ostsächsische Genossenschaftsbank Zweignieder lassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 93 327 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis fin NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 90 Psg., für Selbstabholer 80 Psg. Einzelnummer 10 bzw. 16 Psg. — Bei Produktionsverteucrungen, Erhöhungen der Löhne und Matcrialienpretse behalten wir uns das Recht der Nachforoerung vor Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwih, Prossen, Rathmannsdorf, Reuthardtsdors, Schmilka, Schöna. Waltersdorf, Wendischfäyre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gc!paltcnc 35 mm breite Pctitzcile 20 Pfg., für auS wärtige Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite Neklamezcile 80 Psg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Ständige Wockenbeilagen: L Pas Leben cm Bild" Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Nr. 309 Bad Sckanüau. Sonnabend, den 31. Dezember 1927 71. ^abryang Gedanken zürn neuen Znyre Von Walter Bloem. Zehn Jahre nun bald seit dem letzten Kanonenschuss! Mas für Jahre! Statt des tragischen Pathos, das Unserm vierjährigen Heldcnkampfe Wucht, Gröhe, Feierlichkeit, Erhabenheit gab, trotz Schmerzen, Wun den, Millionensterbens — nur ein keuchendes Mühen, Alltaasbitternis, Feindesfuchtel, phantastischer, unbe greiflicher Schwund unserer letzten Habe, Bruderzwist, Zukunftsgrauen. Dennoch, stolze Erkenntnis: den Krieg haben wir verloren — den Nachkrieg, die scheussliche aprös-guerre der Voulevardpresse, haben wir gewonnen. Nur ja keinen Rückfall in die emporkömmlinghafte Selbstüberschätzung unserer Vorkriegsträumc! „Nach folgevolk des römischen Imperium" — das war ein Nest mittelalterlich-romantischen Wahnrausches. Volk unter Völkern sind wir. Nein zahlenmttszig mit unsern 90 Millionen deutschredender Menschen, nach den 500 Millionen Chinesen, den 250 Millionen Indern, den l20 Millionen Engländern, das viertstärkste Volk der Erde — aber ein Drittel unserer Stammesgenossen lebt, als Ausländsdeutsche freiwillig, als „Jrredenta" gezwungen unter fremder Herrschaft. Ein „Weltvolk" sind wir nicht. Könnens nicht werden. Es fehlen die geographischen Voraussetzungen. Es fehlt die „macht- politische Basis". Unsere Kriegsgegner hofften uns auszurotten, zu mindest uns in die Erbärmlichkeit des Jahrhunderts nach dem Krieg der dreissig Jahre zurückzustoszen. Frevelhaftes, hirnloses Unterfangen! Das Werben von Jahrtausenden kann rohe Gewalt nicht blindwütig zer trümmern. Wir waren, sind, werden sein. Die Welt weih heute: sie konnte uns nicht vernichten, sie kann uns nicht entbehren. Freilich, wir hatten zu lernen. Wir haben gelernt. Lange starrten wir verstört, gelähmt auf unser Schick sal, das uns, wie schon so oft, auch diesmal wieder nach lenzhaft kurzem Aufblühen in grause Tragödien stürzte. Wir haben angefangen, es zu begreifen. Als uns aus Schlachten das Reich wiedererstand, da wähnten wir den steilen Anstieg zur Höhe der Stauferherrlichkeit voll endet. Heute wissen mir: unsere Auferstehung war nicht Vollendung, nur Neubeginn. Vieles haben wir im Banne jenes Wahns versäumt. Bismarcks Werk — ein Notbau nur, von eines Titanen Faust in der Hast und Not des Krieges bangen Widerständen der Umwelt, den inneren Hemmungen eines Jahrtausends der Irrtümer abgetrotzt. Und der 11. August — Skizze und Entwurf nur wie jener 18. Januar. Unendliches ist noch zu tun, bevor unser Reich ein Haus wird, wohnlich und wohlig allen seinen Bürgern. Unabsehbar lange noch werden wir tasten, suchen, versuchen, verwerfen und abermals versuchen müssen. Wer wäre so kindlich, vom kommen den Jahr den allersehnten inneren Frieden zu er träumen? Nicht mir Deutsche nur, die Völker des Erdballs stehen inmitten einer kosmischen Ummandlung. Er schütterung der Grundlagen des Menschentums unter höhlt allerwärts ererbte Gliederung, bewährten Aus bau, tief im Blute langer Geschlechterfolge verstautes Lebensgefühl. Wir Deutschen empfinden diese Welt- Mende bitterer und zerreibender, weil wir tiefer ver bittert, gründlicher zerrieben sind als jene Völker, die sich heute noch ohne den rechten Glauben, den nacken- steifenden Stolz, ihres Sieges brüsten. Beklagenswert unser Los, aber längst nicht das beklagenswerteste. Seht auf das grosse Nachbarvolk im Osten! Wer cs kennt, wie es heute dahinvegetiert unter dem Fluch seiner Irr tümer, krampfhaft noch immer sich anklammernd an längst enttäuschte Hoffnungen, längst widerlegte Welt- verbesserungs- und Menschenbeglückungsträume, dem dünkt unsere eigene gualbeladene Wirrnis ein Paradies neben dem Fegefeuer. Aber tiefer als die Nussennot be wegt und erhebt uns das ergreifende Schauspiel zähen, trotzigen Veharrungswillens, unerschöpflicher Erncue- rungskraft der russischen Seele. Was der Russe kann — wir Deutsche sollten's, nach ungleich minder schauervollem Absturz, nicht vermögen? Sind wir nicht aus härterem Metall? nicht vielmals hitziger durchgestählt? Und schliesslich — sind wir nicht schon unvergleichlich schwellender gesundet? Alle Stürme, Kundgebungen zum Jahreswechsel! An Heer und Marine. Von Wehrminifter, Heereöchef und Marinechef. Auch bei Schluß dieses Jahres haben die leitenden Männer ihre Anerkennung und ihren Dank an Deutsch lands kleines, aber pflichtbewußtes Heer und an die Marine bei Beginn des neuen Zeitabschnitts aussprechcn wollen. Aus den Erlassen geht hervor, wie sehr die höch sten Kommandostcllen die ernste Arbeit zu schätzen wissen, die in der Truppe geleistet wird. Die Angehörigen der Reichswehr und der Flotte dürfen überzeugt sein, daß die Wertschätzung, die ihnen ihre obersten Befehlshaber ent- gegenbringcn, im ganzen Volke einmütig geteilt wird. Wir geben nachstehend den Wortlaut der erlassenen Kund gebungen wieder: dl u die Reichswehr! Die Reichswehr wird weiter ihre Pflicht tun wie bis her und den Glauben a» Deutschlands Aufstieg stärken Helsen. Dank und herzliche»» Ncujahröwnnsch jeden» An gehörige»» der Reichswehr. oe». Dr. - ßlcr, Reichswehrministcr. v. Hindenburg. Dr. Geßler. An das NeichSheer! Allen Angehörigen des Reichsheeres spreche ich für die treue Pflichterfüllung in» vergangenen Jahre Dank und Anerkennung aus und rufe ihnen zum Jahreswechsel ein herzliches Glückauf zu. gez. Heye, General der Infanterie und Chef der Heeresleitung. An die RcichSmarine! Dank und Anerkennung für die im verflossenen Jahre geleistete Pflichttreue Arbeit. Beste Wünsche für eine kräftige, gesunde Weiterentwicklung auch im konrmenden Jahre zum Wohle unseres Vaterlandes. gez. Zenker, Admiral und Chef der Marineleitung. »eujahrsempsang beim Reichspräsidenten Am 1. Januar beginnt der feierliche Empfang des in Berlin beglaubigten Diplomatischen Korps und der Spitzenbehörden des Reiches und Preußens beim Reichspräsidenten von Hindenburg um 12 Uhr mittags. In» Neichsprästocntenpalais versammeln sich die Botschafter und Gesandten unter Führung ihres Doyens, des päpstlichen Nuntins Pacclli, der vem Reichspräsidenten die Wünsche der fremden Diplomaten zum neuen Jahre für ihn und für das deutsche Volk über mitteln wird. Reichspräsident von Hindenvurg wird mit einer kurzen Ansprache antworten. Dann erscheint das vollständige N e» ch s k a b i n e t t, als dessen Sprecher Reichskanzler Dr. Marx die Wünsche für Hindenburg und zum Wohle des deutschen Volkes ausdrücken wird. Auf die Ncichsregicriing folgen die Präsidier» des Reichstages und des Neichsrats, der Generaldirektor der Neichsbahngescllschaft und der Neichsbankpräsidcnt. Die Wehrmacht »vird durch den Reichswehrminister Dr. Geßler, de»» Chef der Heeresleitung, General Heye, und den Chef der Marineleitung, Admiral Zenker, ver trete»» sein. Für die preußische Staatsregierung wird Ministerpräsident Braun dein Reichspräsidenten seinen Glückwunsch zum Ausdruck bringen. Zwischen dem Reichspräsidenten und dem österreichischen B u »» d c s p r ä s i de n t e n wird zum neuen Hahr der übliche Telegrammwcchsel stattfinden. Beide werden die Wünsche ihres Volkes an das Bruder volk für das kommende Jahr znm Ausdruck bringen. Auch die Stadt Berlin wird ihre Glückwünsche dem Reichs präsidenten übermitteln. Nenjahrölundgcbung deS KyffhäuserbundcS. Der Präsident des Deutsche»» Neichskriegcrbundes ,Kyffhäuser", General der Artillerie a. D. von Horn, wendet sich in einer Neujahrskundgebung an die Bundes- angehörigen, in der darauf hingewiescn wird, daß der Bund als Träger der Tradition das Große der Vergan genheit in eine große deutsche Zukunft hinüberleitcn will. Dies will der Bund im Mitschaffen an der Gegenwart tun. In der Pflichterfüllung am Vaterland und der Treue zum Volke will der Bund gegen die seit neun Jahren den nationalen Aufstieg hemmende Unmoral und innere Zer setzung kämpfen. Die Farben Schwarz-Weiß-Not sind für den Kyffhäuserbund nicht nur Vergangenheit und Gegen wart. sondern vor allein auch Zukunft. NewyorkS Bürgermeister an Deutschland. Bürgermeister Walker voi» Newyork, der bekanntlich vor einiger Zeit in Deutschland weilte, hat folgenden Neujahrsgruß an das deutsche Volk übermittelt: Es be reitet mir große Freude, der Bevölkerung Berlins sowie den» gesamten deutschen Volke zum neuen Jahre viel Glück und alles Gute zu wünschen. Die Bevölkerung der Stadt Newyork, unter der sich viele Bürger deutscher Her kunft befinden, schließt sich mir, dessen bin ick» sicher, in diesem Wunsche an. Möge das neue Jahr die Freund schaftsbande, die unsere beiden großen Nationen vor- knüpfen, weiter stärken! die unser nationales Leben umtoben, wüten und wühlen doch nur an der Oberfläche. In der Tiefe, geruhig, un verschlammt, unabgelenkt, treibt der stille, starke Strom unseres deutschen Arbeitslcbens. Unter dieses Zeichen, Deutscher, stelle das Schicksal des kommenden Jahres! Kein Wunder vom Himmel sollst du erflehen. Kein starker Mann ist in Sicht, dir die Arbeit für unsere Rettung abzunehmen. Du selber, du Einzelner, und jeder Einzelne von uns — wir müssen uns entschließen, Hand anzulegen ans große gemeinsame Werk unserer Wiedergeburt. Geniale Führer, umwälzende Erfindungen, Wandel der Weltkonstcllation — alles Zufallsfügnngen. Kein Ernster rechnet mit ihnen, kein Tapferer wartet auf sie. Ein tüchtiges Volk ringt sich aus eigenen! Entschluß, aus unbeirrbarem Lebensglauben empor zu neuem Anstieg. Wenn wir zurückschauen auf diese zehn Jahre des „Nach krieges" — nein, wir wollen uns nicht überheben. Politisch sind mir noch immer talentlos, begriffsstutzig, engstirnig, schwer zu vereinigen, schwer zu lenken. Fremd ist uns der Wille zur staatlichen Form, unfaßbar der Ge danke, daß Zusammenleben Opfer verlangt — und gar nicht so selten das allerschwerste: das Opfer der eigenen, wohlbegründeten, lebenslang bewährten Ueborzeugung. Eines wird niemand uns aberkennen, dürfen wir selber uns ohne Ueberhebung bescheinigen: daß wir tüch tig sind. Tüchtig zur Arbeit, wacker zum Schaffen. „Glück auf die Dauer hat nur der Tüchtige." Lohnkämpfe im kommenden Iahre. Wer kill, 30. Dezember. Mit dem 31. Dezember lausen in sehr vielen deutschen Industrien Hunderte von Tarifen ab, über deren Erneuerung zu Beginn des kommenden Jahres verhandelt werden muß. In der Metall-, Holz- und in der chemischen Indu strie müssen Mitte Januar und Anfang Februar Beratungen über die Lohnhöhe geführt werden. 35 Tarife sind für den 31. Dezember gekündigt worden und -11 für Anfang Februar. Auch für das deutsche Baugewerbe, für das in diesem Jahre nach langen Verhandlungen eine allgemeine Lohnregelung getroffen worden war, muß in den nächsten Monaten ein neuer Tarif ge schaffen werden. Die Arbeiter der Neichspost und die staatlichen Arbeiter werden Anfang des Jahres die Abkommen kündigen. Im Mittelpunkt des Interesses dürften die Forderungen der Eisenbahner stehen, da der jetzige Vertrag Ende März abläuft. Hier sind nicht nur die Löhne zu regeln, sondern auch die Fragen über soziale Vergünstigungen. Hier dürsten die Verhandlungen schwierig werden, da die Arbeiter nur nach kurzfristige Tarif verträge bis zu sechs Monaten abschließen wollen. Für Berlin werden Lohnverhandlnngen in der Brauindustrie und im Ver kehrsgewerbe im Februar beginnen. Kellogg livei- Repomttons- und Gchuldenproblem. Newyork. Gegenüber den Pariser Mcldmcgen über eine Verknüpfung des Nepnrationsproblems mit der Schuldensrage betonte Staatssekretär Kellogg, das, dies zwei volllommen ge trennte Probleme seien. Ausgeschlossen sei ferner, das, die alliier ten Schulden »vciter herabgesetzt würden.