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Allgemeiner Anzeiger : 18.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189708181
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970818
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-18
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.08.1897
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Politische Rundschau* Deutschland. * Ueber die Verabschiedung der beiden Kaiserpaare, welche den herzlichsten Cha rakter trug, wird noch gemeldet: Beide Kaiser umarmten und küßten sich wiederholt und schüttelten sich die Hände; ebenso die Kaiserinnen, denen die Kaiser Hand und Wangen küßten. Kurz vor Verlassen des Schiffes waren beide Kaiser sowie Kaiserinnen Arm in Arm auf Deck des „König Wilhelm" allen auf der Reede be findlichen Dampfern sichtbar. Als beide Mon archen sich in herzlicher Umarmung verabschiede ten, brach von allen Seiten ein ungezwungener, enthusiastischer Jubel der Tausende los, welche zur Verabschiedung vor dem Kaisergeschwader erschienen waren. Auch bei der weithin sicht baren Verabschiedung auf der „Hohenzollern" sanden ähnliche Kundgebungen statt. *Der König von Siam trifft, von England kommend, am 26. d. am Berliner Hofe ein. Als Gast des Kaisers wird er aller Vor aussicht nach in einem der Potsdamer Schlösser Quartier nehmen. Nur drei Tage wird sein Aufenthalt in Potsdam bezw. Berlin währen. *Die .Köln. Volksztg.' will wissen, Herr v. Bülow habe sehr wenig Lust, das Staats sekretariat des Auswärtigen an Stelle des Herrn v. Marschall dauernd zu über nehmen, trage sich vielmehr noch immer mit der Hoffnung, nach der Stellvertretungszeit auf seinen römischen Posten zurückkehren zu dürfen. — Sehr wahrscheinlich klingt diese Nachricht gerade nicht. * Im Reichshaushaltsetat für 1898/99 wird der Einnahmetitel, welcher die Ueberschüsse aus früheren Jahren behan delt, mit wesentlich höherem Betrage als im laufenden Etat erscheinen. Eine ganze Reihe von Etatsjahren hindurch hat nun schon diese Position Einnahmen aufzuweisen gehabt, nachdem sie für einige Zeit aus dem Etat verschwunden war, die Schwankungen der einzelnen Jahres beträge find aber recht beträchtlich gewesen. So konnten im Etatsjahre 1894/95 unter dem in Rede stehenden Titel 4 Mill, in den Etat ein gestellt werden, um im Jahre 1895/96 auf 1,3 Mill, zu fallen. Im Jahre 1895/96 stieg der Betrag auf 14,4 Mill, und fiel wieder im Jahre 1896/97 auf 7,4 Mill. Im laufenden Etat konnte er auf 12,1 Mill, normiert werden, er wird im Etat für 1898/99 auf etwa 28,5 Millionen steigen. Oesterreich-Ungarn. * Ein in Cilli erscheinendes sloweni sches Blatt stellt die Forderung, den Unter richt in der deutschen Sprache in den südöster reichischen Diittelschulen einzustellen und das Tschechische obligatorisch zu lehren, da alle Aussicht vorhanden sei, daß die künftige Staats- und Parlamentssprache in Oesterreich die tschechische sein wird. Frankreich. * Gleich nach seiner Ankunft in Marseille halte der Prinz Henri von Orleans eine Unterredung mit einem Redakteur des ,Temps'. Der Prinz sagte, er nehme nur Albertones Forderung an und könne sich nicht mit der italienischen Armee schlagen. Er habe mit der Schilderung der Haltung der italienischen Ge fangenen nur sein Recht als Rciscschnftsteller ausgeübt und halte alles aufrecht, was er be hauptet. Mit Bewundemng spricht er vom Negus. Selbst unter den europäischen Sou veränen würde er durch seine Kenntnisse und staatsmännische Begabung hcrvorragen. Der Prinz reiste nach Paris. Freitag sollten die Zeugen des Generals Albertonc mit seinen Ver tretern zusammenkommen. Italien. * General Morozzo della Rocca ist am Donnerstag in Luferna im Alter von 90 Jahren gestorben. Er war der älteste General der Armee. Kaiser Wilhelm hatte ihm neuer dings seine Glückwünsche gesandt. Morozzo della Rocca hatte vor kurzem ein wertvolles Buch über seine Erlebnisse veröffentlicht. Belgien. *Die interparlamentarische Friedens konferenz in Brüssel beschloß, im Jahre > ZHr Geheimnis. 2vj Roman a. d. Englischen d. Lady G. Robertson. «Fortsetzung.! D erMnstlerhatte geschrieben,daßseineZeit ihm jetzt erlaubte, die Arbeit in Angriff zu nehmen, und Paul, den sein Dienst auf einige Tage in die Garnison berief, überwachte die sorgfältige Verpackung des BÜdes. Es wurde an Lady Charnleigh geschickt, da der Rahmen einer Reparatur bedurfte, und kam an einem Tage an, an welchem Leonie der Einladung zu einer Matinee der Königin zu folgen im Begriff stand. Sie war sehr stolz auf diese Einladung ge wesen, und Miß Day hatte verschiedentlich ihren Rat in Toilettenfragen geben müssen. Leonie wollte gern besonders hübsch aus sehen. Eine Einladung zur Königin! Das war die Höhe ihres Triumphes, und sie genoß ihn vollkommen. Als sie fettig geschmückt vor Nelly stand, sagte diese bewundernd: „Du siehst aus wie eine Fee, die gerade aus den Wolken herabgeschwebt ist. Ich hoffe, das Fest wird deinen Erwartun gen entsprechen." „Daran zweifle ich nicht," erwiderte Leonie lachend. Und nie vergaß sie diesen Tag, den letzten ihrer glänzenden Laufbahn. So wie heute war sie noch nie bewundert worden. Die Königin hatte sich in huldvoller Weise mit ihr unterhal ten, und selbst in dieser auserlesenen Gesellschaft war sie die Gefeiertste. Aber auch hier inmitten aller Huldigungen, umgeben von allem Luxus und Glanz, vermochte sie nicht die leise Stimme 1898 inLissabon zu tagen; für 1899 . t Christiania, für 1900 Paris in ziemlich sichere Aussicht genommen. Luxemburg. * Das Blatt der Luxemburger Französlinge teilt seinen Lesern unter allen Anzeichen des Entsetzens mit, daß der Großherzog es neulich bei dem Festmahl, das er aus Anlaß seines 80. Geburtstages den höheren Beamten gab, gewagt habe, einen Trinkspruch in deutscher Sprache auszubringen. Zum ersten Mal sei es also nunmehr geschehen, daß unter den Gewölben des altehrwürdigen Palastes eine Rede in einer anderen als der französischen Sprache gehalten worden sei. Unter der gegen wärtigen Regierung sei alles möglich. Spanien. *Die Regierung beschloß, der Witwe Canovas' den Titel einer Herzogin mit dem Range der Granden erster Klaffe zu ver leihen und ihr eine Pension von 30 000 Pesetas zu gewähren. *Der ,Figaro' bringt interessante Einzel heiten über das Verhör des Mörders Canovas'. Als der Untersuchungsrichter den Attentäter zu überzeugen versuchte, daß das Verbrechen für die arnarchistische Sache nutzlos sei, erklärte Golli in sehr erregtem Tone, die Propaganda durch die That würde ohne Erfolg fein, wenn man nur isolierte Attentate beginge. Die Menschheit werde noch weitere Attentate er leben und sie werde die Anarchisten noch um Gnade anrufen. — Die Wahrheit dieser Mit teilungen wird dem genannten Blatte von seinem Gewährsmann verbürgt. Wie es heißt, wird das Urteil rasch vollzogen und der Mörder wahr scheinlich bereits in den nächsten Tagen erschossen werden. Portugal. *Die neue militärische Expedition ist am Donnerstag mit dem Dampfer „Dona Amelia" von Lissabon nach Mozambique (Ost afrika) abgegangen. Die Expedition besteht im ganzen aus 801 Mann. Der König und die Minister des Krieges und der Marine hatten sich zur Abfahrtzeit auf dem Dampfer einge funden. Balkanstaaten. * Die Friedensverhandlungen in Konstantinopel kommen zu keinem Ende. In der Mittwochs-Sitzung in Tophane machte Tewfik-Pascha einen Vorschlag zu einem Kompromiß bezüglich des Modus der Räumung Thessaliens. Die Botschafter berichteten hier über an ihre Regierungen. Die nächste Sitzung in Tophane wird voraussichtlich erst in acht Tagen stattfinden. *Der König von Griechenland hat seinen Entschluß, von der Regierung zurück zutreten, falls die auswärtige Finanz kontrolle angenommen würde, nach einer Unterredung mit dem russischen Gesandten auf gegeben. Letzterer versicherte dem König im Namen sämtlicher Mächte, daß die vorgeschlagcne Kontrolle die staatliche Selbständigkeit Griechen lands nicht beschränken werde, sondern nur eine Einrichtung privaten Charakters sein solle, die lediglich von den GlSubigerfyndikateii ausgehe. Gleichzeitig wären die Regierungen darüber einig, daß die Gläubiger die aufgestellten Be dingungen bedeutend zu ermäßigen hätten. *Der österreichische Gesandte in Bul garien zeigte der bulgarischen Regierung den Antritt seines Urlaubs an, da der Forde rung der österreichisch-ungarischen Negierung be züglich eines kategorischen und offiziellen Wider rufs der bekannten taktlosen Aeußerungen Stoi lows über Oesterreich-Ungarn nicht entsprochen worden sei. Aegypten. *Der Feldzug der Engländer gegen den Mahdi hat mit der Einnahme Abu Hameds begonnen. Der,Sirdar' meldet, daß die Kolonne des Generalmajors Hunter am Morgen des 7. d., nach hitzigem Gefecht von Haus zu Haus, Abu Hamed genommen hat. Major Sidney und Leutnant Fritz Clarence find gefallen. Der Angriff begann morgens um 6 Uhr nach achtstündigem Marsch und dauerte eine Stunde. Weitere Einzelheiten find noch nicht eingelroffen. Die Folgen des Sieges find ihres Gewissens zum Schweigen zu bringen. Immer war ihr gegenwärtig, daß fie, ein Gast der Königin, welcher Prinzen ihre Bewunderung zu Füßen legten, im Grunde nichts Besseres war, als ein gemeiner Dieb. Was würde die Gesellschaft sagen, wenn fie wüßte, daß fie einem ehrenwerten Mann sein Besitztum und sein Vermögen geraubt hatte? Ob wohl einer unter ihnen eine Entschuldigung für fie finden würde? Weder ihre Jugend noch ihre Schönheit dürften genügen, dort zu be zaubern, wo man ihr die Achtung versagen mußte. Im nächsten Augenblick schüttelte sie die trüben Gedanken wieder ab und die Eitelkeit gewann wieder die Oberhand. Einen Erfolg wie heute hatte fie noch nicht zu verzeichnen, und Leonie sagte zu sich: „Der Preis ist doch nicht zu hoch. Warum soll ich nicht als erste in der Gesellschaft herrschen, wenn ich den Platz so gut ausfülle?" Sie kam sehr befriedigt wieder zu Hause an, und Nelly Day hatte fie nie so strahlend gesehen. „Ich brauche wohl garnicht zu fragen, wie du dich amüsiert hast, Leonie," sagte fie, „es steht auf deinem Gesicht geschrieben." „Ja, es war herrlich. Ich habe mich mit allen Großen im Lande unterhalten." „Dann bist du sicher jetzt ermüdet." „Ermüdet? Nein, glücklicherweise nicht, denn ich habe heute noch viel vor. Erst will ich das Konzert in der Albert Hall hören und später Lady Arlingtons Ball besuchen." Nelly schlug die Hände zusammen. bedeutend. Jetzt können die Dampfer und andere Fahrzeuge über die Wasserfälle zwischen Merawi und Abu Hamed fahren, ohne sich der Gefahr eines Ueberfalles seitens der Derwische auszu setzen. Auf der Strecke nach Berber ist nur noch der fünfte Wasserfall, und der ist durch aus nicht der schlimmste. Ueber Berber hinaus wird der Zug in diesem Jahre wohl nicht ge langen. Afrika. *Aus Marokko wird berichtet, daß eine Karawane, die mit zwei englischen Missionaren nach Tassa ging, beraubt wurde. Die Karawane, von deren Mitgliedern keines ernstlich verletzt ist, kehrte nach Fes zurück und führte bei dem englischen Konsul Beschwerde, welcher dem Gouvemeur von dem Geschehenen MUteilung machte. Asien. * Marquis Hirobumi Ito, der frühere Premierminister von Japan, kommt nicht nach Deutschland. Nach einem aus London eingetroffenen Briefe ist er von Brüssel zum zweiten Male dorthin gekommen, da er von der japanischen Regierung den Auftrag erhielt, seine geplante Reise nach Deutschland und Rußland aufzugeben und möglichst schnell nach Nord amerika zu reisen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser plötzliche Auftrag mit der Hawai- Frage zusapmenhängt. A-rs Frankreich. Die französische Presse hält sich in ihren Be- gleitwotten zu dem Trinkspruche Kaiser Wilhelms an den Ton, der in einem anscheinend halbamt lich beeinflußten .Matin'-Artikel angeschlagen wurde. Die Ausführungen lassen sich wie folgt zusammcnfassen: Wie überraschend feierlich auch die Worte des deutschen Kaisers klingen mögen, so enthalten fie im Grunde doch nichts, was auf ein engeres Zusammengehen Rußlands mit Deutschland schließen lassen könnte. Das etwas zu west gehende Entgegenkommen Kaiser Wil helms entspricht keineswegs einer Einladung des Zaren zu gemeinsamem Vorgehen gegen einen ungenannten Feind, sondern gleicht eher einer schlecht verhüllten Bitte um die Unterstützung des Zaren gegen „jeden, der den Frieden zu stören versuchte". Damit kann offenbar nur England gemeint sein; allein dieses hat seine egoistische Haltung im Orient aufgcbcn müssen, da es nichts gegen die Einmütigkeit der anderen Mächte zu unternehmen vermochte, und wird auch in Zukunft sich auf dem Balkan ruhig ver halten müssen, ohne daß Deutschland direkt ein zugreifen braucht. England ist der große Gegner Deutschlands und beunruhigt Wilhelm II., nicht aber Rußland. Dieses braucht also keine Unter stützung gegen England, wie Kaiser Wilhelm fie so feierlich und rückhaltslos versprochen; da gegen fordert Wilhelm II. diejenige Rußlands. „Wir können ruhig schlafen," meint Alphonse Humbert im,Eclair', „dieser Trinkspruch wird noch nicht die Lage der Welt ändern." Der blasse Neid, der kleine National-Erbfehler unserer lieben gallischen Nachbarn, spricht aus dem, was fie über den Kaiserbesuch schreiben. Um so glänzender werden später ihre spaltenlangen Depeschen über den Empfang des Präsidenten abstechen; denn es gilt doch, sich und dem Volk einzureden, daß Guillaumes Besuch beim Zaren keine Bedeutung hat, während Faures Anwesen heit in Petersburg ein welterschütterndes Ereignis ist. Wie weit die Franzosen das selber glauben, lassen wir dahingestellt. Aufrichtigkeit ist keine ihrer hervorragenden Eigenschaften. Im Privat gespräch hört man meistens einen zweifelnden, spöttelnden Ton anschlagcn, wenn von der Prä- sidentenrcise die Rede ist. Aber öffentlich muß das Pathos gewahrt bleiben, das der „nationalen Würde", d. h. der alten Ruhmredigkeit der Fran zosen entspricht. Als Stilmuster für die Be handlung der deutschen Kaiserreisc mag die kleine Abhandlung gelten, die der ,Figaro' über das Thema bringt: „Offen gesagt, hat der Besuch, welchen Kaiser Wilhelm am russischen Hofe ab stattet, in den Augen der Franzosen nur ein nebensächliches Interesse. Die Bande der Familie, Nachbarschaft und freundschaftlichen Ueberlieferungen, welche die Hohenzollern mit den Holstein-Gottorp verbinden, erlegen beider „Jch begreife nicht, wie du dies Hasten von einem Genuß zum andern aushältst." „Ich würde im Gegenteil ein Leben ohne diese Genüsse nicht ausyalten können. Du gehst doch mit in das Konzert?" „Ja gewiß. Ich freue mich schon darauf. Hast du übrigens gesehen, daß das Bild aus Lighton Hall angekommen ist? Hauptmann Barlow hatte mich gebeten, wenn du keine Zett hättest, das Auspacken zu überwachen. Soll ich dir das abnehmen?" „Es wäre sehr freundlich von dir. Ich bin zu ungeschickt und ungeduldig, um solche Dinge ordentlich zu machen." Nelly war glücklich. Es gab keine größere Freude für fie, als etwas für Paul thun zu können. „Dann will ich es gleich besorgen," sagte fie. „Laß einen Diener dir helfen, den Rahmen loszunehmen," schlug Leonie vor, „es ist un gewohnte Arbeit iür deine Hände." „Ich glaube nicht, daß Hauptmann Barlow es gern sehen würde, wenn der Diener das Bild anrühtte," erwiderte Nelly. Leonie lachte etwas spöttisch. „Es amüsiert mich immer, wie viel Aehn- lichkeit du mit Paul hast in Gefühlssachen. Ich wäre nie auf solche Gedanken gekommen. Gewiß, laß nur ja keine profanen Hände daran rühren." Miß Day verließ das Zimmer und das Lachen verschwand von Leonies Lippen, sobald die Thür sich hinter ihr geschlossen hatte. „Wäre ich doch nur halb so gut wie fie," rief sic leidenschaftlich aus. seits eine Pflege höflicher Beziehungen auf, die durch die lange Reihe der Jahre bekräftigt und erhalten wird. Das Fest verläuft programm mäßig ohne Ueberraschung und ohne Hindernis, und die Politik kommt, abgesehen von einigen Unterredungen zwischen den beiden Monarchen, nicht ins Spiel." .Figaro' erwähnt dann die Preßstimmen der beiden Länder und findet, daß die russischen kühl und die deutschen ohneJllusionen seien. „Also nichts als ein Austausch ziemlich kalter Höflichkeiten, — das ist das Schauspiel des gewöhnlichen Verkehrs der beiden Nattonen. Das ist bemhigend für uns, und weiter ver langen wir nichts." — Weiter läßt sich von Franzosen auch nichts erwarten. — Im Anschluß hieran kommt der Pariser Brief dann weiter darauf zu sprechen, inwiefern Frankreich bei einem Bunde der festländischen Hauptmächte als vernünftig berechenbare Größe angesehen werden könne, und stellt sich dieser Möglichkeit sehr zweifelnd gegenüber. Allerdings, so wird dann übrigens hinzugefügt, haben wir bemerkt, daß auch Diplomaten vom Fach seit einiger Zeit etwas auf französische Regierungswotte geben. Das mag daher kommen, daß sie jetzt mit einem Minister des Auswärtigen zu thun haben, der selber vom Fach ist, seine Geschäfte glatt und anständig abwickelt und persönlich einen ehren werten Charakter besitzt. Aber was kann Hano- taux bei großen Staatsaktionen für Bürgschaft leisten? Im Parlament hat er keinen Rückhalt, die Regierung selber wäre ihn vielleicht schon lieber los, die ganze auswärtige Politik bleibt dem heillosen Mischmasch der inneren unter geordnet. Usn UaK unk Fern. Berlin. Die Berliner Stadtverordneten- Versammlung hat zu Gunsten der Ueber- schwemmten 1 Million Mark bewilligt. Dresden. Prinz Max von Sachsen kehrt, wie die ,Katholicke Listy' aus verläßlicher Quelle vernehmen, demnächst aus London nach Dresden zurück und wird kurze Zeit im elterlichen Hause verweilen. Dann begibt er sich nach Eichstätt, um seine theologischen Studien fottzusctzen und sich zur Erlangung des theologischen Doktorates vorzubereiten. Es sei, so berichtet das katho lische Blatt, Wunsch des Prinzen, in einen geistlichen Orden einzutreten, und zwar denke er schon längere Zeit an den Kapuzinerorden; allein es hätten sich diesem Wunsche von mehreren Seiten Einwände entgegengeftellt. Frankfurt. Unter dem Namen „Ausländer heim" hat sich hier ein Verein gebildet, der den zu gewerblicher und kaufmännischer Ausbildung oder zu wissenschaftlichen, vor allem sprachlichen Studien nach Deutschland kommenden Aus ländern gute häusliche Unterkunft Nachweisen, sowie eine Stätte zu sprachlichem wie allgemein bildendem Umfange bieten will. Zu diesem Zwecke ist zunächst eine Auskunststelle errichtet worden, woselbst Ausländer auf briefliche An fragen oder bei persönlichem Vorsprcchen Rat und Auskunft über hiesige Verhältnisse erteilt und namentlich die zur Aufnahme von Pen sionären bereiten und geeigneten Familien namhaft gemacht werden. Außerdem ist in Aussicht genommen die Schaffung eines als Ver sammlungsott und Erfrischungsraum gedachten eigentlichen „Ausländerheims", das den Mittel punkt für den geselligen Verkehr mit Deutschen bei zwangloser Unterhaltung oder Vorträgen bilden soll. Dem Vereine find die Konsuln der in Frankfurt vertretenen Staaten fast aus nahmslos bcigetreten, ferner Vertreter von Handel und Gewerbe, Lehrer, Geistliche, Nechts- gelchrte und Aerzte, alle von dem Wunsche beseelt, das, was Frankfurt an Schönem und Wissenswertem bietet, den Ausländern in reicherem Maße als bisher zugänglich zu machen. Zahlreiche Anfragen beweisen schon, daß der Gedanke auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Stettin. Der Arbeiter Laschinski aus Kammin war erst vor einigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er eine Strafe von vier Wochen wegen Mißhandlung seines acht Monate alten Kindes verbüßte. Diese Strafe scheint ihn noch mehr gegen das Kind erbittert zu haben, nächtlicherweile hat er das Kind erwürgt. Ein Diener trug die Kiste in Nellys Wohn' zimmer und löste den Deckel, dann schickte sic ihn fort. Sie nahm das Seidenpapier ab, mit dca> die Malerei zugedeckt war, und sah lange i» daS ernste, schöne Antlitz, welches Paul so ähn' sich sah. „O, daß sie meine Fürsprecherin sei», ihm sagen könnte, wie lieb ich ihn habe," dach^ das junge Mädchen, „und wie öde und einstig mein Leben ist, weil sein Herz nichts für nM fühlt!" Lange und traurig schaute fie das Bild und grübelte darüber, warum es wohl in dc«' Zimmer des verstorbenen Grafen gchang^ hatte. Dann nahm fie vorsichtig die Rückwall? ab, die nur lose angefügt war, und dabci f" ein zusammengefaltetes Papier auf die Erde- Zuerst beachtete sie das nicht; als fie abs' sah, daß es eng beschrieben war, hob sic auf. Es war ein kleiner vergilbter Bvg^, Nelly las den Inhalt wieder und wieder "" ihr Erstaunen wuchs mit jeder Minute. - Der Brief war an Paul Barlow gerM s und lautete: „Mein lieber Paul! Du hast Dich vielleicht gewundert, daß' , gerade Dich in meinem Testament zum i eingesetzt habe. Du bist nicht mein nä" ' Anverwandter, aber ich habe einst Deine Mu" geliebt, mehr als Worte es je ausdru^j können. Bettug und Verrat trennten uns, wir jung waren, aber ich bin ihr treu gcblll ^ durch mein ganzes Leben und ich will ihr a im Tode treu bleiben. Darum habe alles, was ich besitze, vermacht. Du wirll i
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