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Sächsische Elbzeitung Bsü Scksnüsu, Sonnsbenü. üen 24. Dezember 1427 Lang bevor das erste LLerde Zog die erste lichte Furt, War beschlossen für die Erde Gottes menschliche Geburt. Liegt ein holder lieber Knabe Auf dem Stroh des fremden Stalls: Gott als Geber, Gott als Gabe Schöpfer und Geschöpf des Alls. Wenn die Tiere ruhig malmen, Hängt ein Heller Schein um ihn, Rauhe Hirten singen Psalmen Und die fremden Weisen knien. Sagt mir doch, geliebte Freunde, Hat es Einer je zcrdacht Dieses stets erneut erneunde Wunder einer Wintcrnacht? Leben, Tod und Wicdertehren Heim in seinen Schos; der Macht: Freunde, beugt Euch fromm dem hehren Wnnder einer Winternacht! Hcrina n u P u r i c. Sächsische Schweiz Taneszcilung flli die Landpemeinben Allendorf, KleinchchlWel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, MiUclndorf, Ostrau, Porschdorf, Poftelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie fiir das Eesamtgebict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlappcr Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gcipaltcne 35 mm breite Petitzeile 20 für aus wärligc Auftraggeber 25 Pfg,, 85 mm breite Neklamezcilc 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die En'hält Vic amtlichen Banttonlcii: da, S-.uvtzollamt^ Ostsächsische Eenossenschaflsba.ik e'adtbans-^SMdtg^oka^Rr.^ Dresden 03 027 Gottes Geburt Selig strahlt das Kiud im Säugen Seine Jungfrau Mutter an, Func hält ein Stern, zu zeugen Pon des Heiles ewigem Plan. »-LM. - M- «'NL 3t8ndige Wockenbetlagen: Fss Leben im BM- -kichtcricheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, StreHussperrung, Betriebsstörung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Nr '300 Bad ScNsndsu. Sonnabend, üen 24. Dezember 1427 71. Kbrgang Aeußerliche und innerliche Weihnachten Von Oi 1 0 mar Enking. Schon wochenlang vor dem Feste sind die Läden voller Weihnachtssymbole; in den Theatern werden Märchenstücke aufgesührt, und vieler Orten sieht man geschmückte Christbäume. Es scheint so, als sollten wir mit Gewalt auf das Evangelium hiugewiesen werden, das nach der Bibel einst über Bethlehem verkündigt wurde; aber der Schein trügt: in Wahrheit steckt hinter all dem Sinbildlichen oft kein Sinn mehr, es ist nur um seiner selbst willen da und ein weiteres Mittel zur Ver- äusterlichung unseres Lebens. Planmässig arbeitet der Materialismus an der Eemütsverodung; er erfindet stets etwas Neues, um uns von uns selbst abzulenken, denn er kann es nicht ertragen, das; der Mensch ein Inneres besitzt, ein Heiliges, dem man Achtung und Ehrfurcht schuldet. Einen mächtigen Helfer bei diesem Abbauen der seelischen Werte hat er an der Technik, die an und für sich neutral ist, und weder zur Religion noch über haupt zur Ethik im Gegensatz steht; gefährlich wird üe erst, wenn wir so in ihren Bann gezogen werden, das; wir ihre gewiss bewundernswürdigen Erscheinungen für das eigentliche Wesen der Welt ansehen und uns mit ihnen begnügen, anstatt auf den Geist zurückzugehen, der das Technische nur zu einer unter den unzähligen Ausdrucksmöglichkeiten seiner Schöpferkraft erwählt hat. Wenn wir die Weihnachtszeit recht verstehen, so empfinden wir sie als eine Mahnung zur Einkeh r. Und cs wäre auch falsch, wollte jemand behaupten, der Idealismus sei ausgestorben. Es gibt überall stille Ge meinden, in denen reine Kunst und Wissenschaft ge pflegt wird; solche Inseln im Meere des Hasses wider das Höhere stehen miteinander in geheimer Verbindung, und es wird eine Epoche anbrcchen, wo sich der Boden zwischen ihnen erhebt, so das; sie ein Festland bilden, vor dem die feindlichen Gewässer zurückweichen müssen. Und die Bestrebungen ästhetischer und forschungsfreu- diger Natur werden durch Religiosität gekrönt werden, denn alles ernste Nachdenken führt uns leisten Endes zuEott, wir fühlen, das; das All nur aus dem Prinzip der Liebe geflossen sein kann und sich nur in rhm zwcckmässtg entwickelt. Die Ueberzeugung ist das Tor zur innerlichen Weihnachtsfeier. Wir er kennen in Christus den Wegebereiter zum edelsten Ziele, und die Erinnerung an den Tag seiner Geburt ist uns willkommen und regt uns an, seinen: Lichtspendertum nachzueifern. Im Kleinen können wir da manches tun. Unsere Liebe wendet sich vor allem der Jugend zu. Die er habenen Ostern bleiben ihr fremd, bis sie über den ersten wahren Schmerz nachdenken musste, aber das Kindlein in der Krippe ist ihr verwandt, und weil sie überhaupt der Weltsecle näher steht als wir Gros;en, die wir in Wirklichkeit gar nicht viel wissen, so ist es ein natürlicher Trieb zur Heimat, wenn wir Erwachsenen gern da eine Fröhlichleit Hervorrufen, wo das so leicht ist, wo ost eine Gabe zum bedeutenden Ereignis wird. Dann vollzieht sich in uns leise, ja uns häufig unbe wusst, der Uebergang dazu, das; auch wir uns einer kind- lichen Empfänglichkeit noch fiir fähig halten und uns selbst in jene schönen Tage zurllckversetst dünken, da wir jede Kleinigkeit, die wir heimlich gefertigt oder für unsere Sparpfennige erworben hatten, mit wichtigem Gesicht auf deu Gabentisch ausbreiteten, in der Erwar tung, sie werde nach Gebühr geschäht und gelobt werden. Und darin irrten wir uns nicht, — die Liebe wertete auch das Geringfügigste nach der Kindeshoffnuug. Das ist die Ursache für die Eebefreudigkcit, und wenn im Mysterium der Weihnacht die Liebe von oben au der Menschheit teilgenommen hat, so brachte der Mensch ihrer in Armut gehüllten Verkörperung sein Mitleid entgegen. Dies Zusammentreffen hat den Segen des Festes erzeugt; die Hände tun sich auf, um Elend zu lindern und dafür das Glück des Hilfsbereitseins ein- zuheimsen. Gerade dem Deutschen ist es auch heute noch trotz aller Hindernisse für die Gemütsbetätigung eigen, sich Weihnachten selbstloser zu zeigen, als es ihm sonst mög lich gemacht wird. Das rührt daher, weil die christliche Religion dem germanischen Gottesbcdiirsnis alles Not wendige bietet. Die kraftvolle und sinnreiche Natur- religion unserer Vorväter gleicht einem wurzelgesunden und safttreibenden Baume, dem ein Reis aus dem Osten aufgepfropft ward, so das; beide gänzlich.eins wurden. Der neue Zweig wuchs unaufhaltsam und zeitigte die herrlichsten Früchte; da konnte das alte Geäst ruhig ab sterben, denn die Fortdauer des Baumes war gesichert. Mit welcher Zartheit hat der Deutsche das am Kreuze des Sohnes weinende Weib in sein Herz ausgenommen! „Jungfrau, rein im schönsten Sinn, Mutter, Ehren würdig, Uns erwählte Königin, Göttern ebenbürtig!" Er ist nicht müde geworden, die Geburt Christi in holde Legenden einzuspinnen, und er ahnt unter dem überlieferten Geschehnis das, was eben dnrch Gleichnisse wiederzugeben ist, und auch vor der dürstendsten Sehn sucht des Sterblichen nach Klarheit nicht den Geheim nisschleier lüftet. In jeglicher Brust glimmt ein Funke der göttlichen Liebe. In der Geschäftigkeit des Alltags versäumen wir es oft, seiner zu warten, aber das kleine Feuer brennt auch ohne, sogar nicht selten gegen unseren Willen weiter. Gönnen wir es ihm denn, das; es um die Weihnachtszeit zur Flamme emporlvdert! Unter dem Lhristbaum haben auch die unsichtbaren Schätze ihren Platz, die nicht vergehen, wenn die Lichter längst erloschen und die Nadeln abgefallen sind. Heilsam und versöhnlich ist ihre Wirkung über die Weihnachtstage