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Sächsische Elbzeiiu! g Unterkaltungsbettage-'. ^SS Leben lM BUÜ Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nickst zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung 71. ^akrgang Bsü Sckanüsu, Dienstag, den 20. Dezember 1027 Nr. 296 Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners. Lors, Krippen, Lichtcnhain, Mittelndorf, Ostrau^ Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf. Reinbardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie fiir das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung, Alma Hieke, Inh. Wolter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gclpaltenc 35 mm breite Detitzeile 20 Dfg-, für auS wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezeite 86 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender RaboN gewährt. Anzeigenannahme fiir alle in- und ausländischen Zeitungen Ständige Wockenbeilsgen: Ä " „ftus der Welt oer zrau , Illustrierte vonntagsbellsge Tageblatt für die Ln'häll die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht dos Hc.uplzollümt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: btadtbank — Stadtgirokasse Nr. 12 — Ostsächsische Genossenschaftsbank Zweignieder lassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 827 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (in RM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 90 Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfg. — Bei Produktionsvertcuerungen, Erhöhungen der Löhne und Matcrialirnpreise behalten wir uns das Recht der Nachfordcrung vor FLir eilige Leser. * Zn Bochum und in den Nachbarorten haben Schar lach und Diphtheritrs einen bedenklichen Umfang angenommen. I» diesem Zahr sind bisher in Bochum 828 Fälle von Scharlach mit 36 Todessällen und 126 Erkrankungen an Diphtheritio mit 32 Todesfällen zu verzeichnen. Die Stadtverwaltung tift alles zur Bekämpfung der gefährliche«! Kinderkrantheitsen. Dee Kc- fnudheitsauoschuß beschloß den Neubau voi« Seuchrnbaracken. * Der Kommandant des Kreuzers „Berlin", Kolbe, dein der Borwurf gemacht wird, das; §r den Prinzen Heinrich an Bord der „Berlin" empfangen habe, ist gestern voin Rrrchswehrministcr zur Berichterstattung empfangen worden. Eine Entscheidung des Rorchswehrministers in dieser Angelegenheit wird erst für morgen vormittag erwartet. * Aus Urga (Mongolei) wird gemeldet, daß auf dem Wege zwischen Urga und Kjachta eine chinesische Karawane erfroren ist. Bisher wurden 22 Tote geborgen. * Bereits für die nächste Zeil wird mit einer Zusammenkunft zwischen Woldemaras und Dr. Stresemann gerechnet. Drese soll noch in Ler ersten Hälfte des Januar stattfinden. * Die Bcmülwngcn des Danziger Zentrums um eine parla mentarische Arbeitsgemeinschaft der bürgerliches Parteien sind an dem Widerstand der links orientierten DeutschtLiberalen Partei gescheitert. ------------ 'M«"» Reichstagsferien. Mit einem tief ans dem Herzen kommenden „Uff!* der Erleichterung sind am vergangenen Sonnabend die Beichötagsabgeordneten in die Ferien gegangen; denn „der letzten Monate Qual ivai groß", um ein Wort Schillers etwas zu variieren. Mehr als reichliche Arbeit in den Ausschüssen, vierstündige Sitzungen im Plenum, wo zahllose Abstimmungen stattfanden, deren Resultat so manches Mal ans des Messers Schneide stand, haben Zeit nnd Arbeitskraft der Volksvertreter stark genug in Anspruch genommen. Angenehmer und kurzweiliger wurde die Sache dadurch auch nicht gerade, daß der Wahlkampf des kommenden Jahres seinen ersten Schatten über das „Hohe Haus" warf, Auträgc, Reden nnd Abstimmungen zu beeinflussen begann. Das Parlamcntsjahr 1927 zog ja im Zeichen der Krise ein, der „üblichen" Weihnachtskrise, die im Anfang Februar durch das neugebildete .Kabinett Marx ihr Ende fand. Die Opposition hat der neuen Ncgicrungskoalition und ihrem Kabinett manch schwere Stunde bereitet, so manches Mal haben auch angebliche oder wirkliche innere Schwierigkeiten in Kabinett und Koalition die Entwick- knng zu gefährden vermocht. Beides wurde bisher über wunden; aber — man hüte sich vor dem politischen Prophezeien darüber, wie es im kommenden Jahre anö- sehen wird! Wachsende, tiefere Schatten wirst der Wahl kampf voraus; da muß man sich denn immer ans allerhand Überraschungen gefaßt machen. Auch bei der Beratung des N c i ch s sch u l g e se tz c n t w u r fs haben sich — wieder einmal — innerhalb der Koalition Schwierigkeiten gezeigt; nach bewährter Methode hat man die Weiter- beratung vertagt, um in der Zwischenzeit eins der im Parlament überaus üblichen Kompromisse zu finden. Schließlich hat ja keine der jetzigen Koalitionsparteien ein wesentliches Interesse an der Sprengung des parla mentarischen Bündnisses, die zweifellos die Auslösung des Reichstages herbciführen würde. Will mau doch unter allen Umständen noch das Liquidationsschädcngesetz, den Etat, das neue Strafgesetzbuch und so manches andere erledigen, vielleicht sogar auch an die soviel dis kutierte Neichsverwaltungs- und -vcrfassnngsreform Her angehen. Mitte Januar wird die jetzt aufgewühlte Streitfrage — Beaüfsichtigung des Religionsunterrichtes in der Bekenntnisschule durch Beauftragte der entsprechen den Neligionsgesellschaften —, die schon Anlaß zu Krisen- gerttchten gab, auch wieder mit größerer Ruhe und durch gegenseitiges Entgegenkommen aus der Welt zu schaffen fein, weil man einen Wahlkampf um das Neichsschulgesctz denn doch nicht entbrennen lassen will. Gesetzgeberisch ist im Jahre 1927 durch den Reichs tag recht Erhebliches geleistet worden; ob Gutes oder Schlechtes, wird natürlich vom verschiedenen Parteistand punkt aus auch verschieden beurteilt. Die großen Vor lagen über die Erwerbslosenversicherung und die Be-- amtenbesoldnngsreform konnten aber doch auch mit Zu stimmung der Opposition erledigt werden; sie sind sozial politisch, finanziell und wirtschaftlich von besonders großer Bedeutung. Erfreulicherweise ist es auch gelungen, eine Reihe von Handelsverträgen unter Dach und Fach zu bringen nnd die abgebrochenen handelspoli tischen Beziehungen mit Polen leicht wieder anznknüpfen. Ain meisten Arbeit verursachte dem Parlament natürlich das Schmerzenskind, nämlich die F i n a n z e n D e u.t s ch- lands. Auch hier ist noch manches, was geschehen soll, erst im Werden, aber in letzter Stunde hat man doch wenigstens eine wenn auch bedinate Lolmstenersenkuna M NchMMNi Ser klMcn MWUmbnik Berkin, 19. Dezember. Der Rcichsverbamd der Deutschen 1 Industrie, der Deutsche Industrie- und Handelstag, der Neichs- vcrband des Deutschen Groß- und Uebersechandtls, sowie vier weitere Spitzcnverbände der deutschen Wirtschaft haben im Inter esse der sofortigen Durchführung eines Notprogramms zur Ver besserung der finanzpolitischen Lage eine Kundgebung veröffent licht, die eine ganze Reihe von Vorschlägen zur Erzielung einer größeren Sparsamkeit enthält. Es wird darauf hingewiesen, daß wir zur Hebung der Lebenshaltung der Bevölkerung eine stän dige Enttvicklubng von Industrie, Handel, Gewerbe und Land- wirtschatft brauchen. Deshalb müsse alles vermieden werden, was die Kosten der Warenerzeugung erhöhe und die Bildung neuen Kapitals behindert. Eine einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik sei notwendig, um in allen Teilen des Reiches zu einem gesunden und nach den Grundsätzen sparsamster Wirt schaftsführung geleiteten öffentlichen Finanzwesen zu kommen. Abet eine einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik erfordere eine Stärkung der Befugnisse der Reichsregierung. Die finanz politisch« Lage des Reiches verlange die sofortige Durchführung eines Notprogramms, für das folgende Vorschläge zu machen seien: 1. Das wichtigste Interesse aller finanziellen Maßnahmen müsse darin bestehen, die Ausgpben von Reich, Ländern und Ge meinden erheblich zu kürzen. 2. Dem Reichssinanzminister müsse gegenüber dem Reichstag das Recht des Einspruchs gegen Erhöhung der Ansätze des von der Negierung vorgelegijen Etat-Borschlags, sowie gegen Be schlüsse mit nachträglichen Mehrausgaben eingcräumt werden. 3. Die Länder, Gemeinden und Gemeiudeverbände müßten mit sofortiger Wirkung verpflichtet werden, dem Rcichvsinanz- minister aus Anforderung jede notwendige Auskunft über ihre Vermögenslage zu geben. 1. Dem Reichsfinanzminister müsse unter der Voraussetzung, daß der Hnnsyaltplan eines Landes die allgemeine Richtlinie der Finanzpolitik des Reiches verletzt, das Recht gewährt werden, gegen die Vorlegung des Haushaltplanes in dem Landtag und gegen den Vollzug eines gegenüber dem Bor anschlag erhöhten Hauohaltplaneo Einspruch zu erheben. 5. Di« seit langem von der Wirtschaft gesordrrte Berwaltungs- resorm müsse mit größter Beschleunigung in Angriff genom men werden. Neben de« Duochsiihrung der im Reichstag ange nommenen Entschließung, jede dritte freiwerdende Stelle nicht zu besetzen, sei eine Anordnung erforderlich, daß bis zur Erledi gung der Derwaltungorrsorm die Einstellung neuer Anwärter gehemmt wird. Im letzten Punkt wird die Erweiterung der Befugnisse de« Reichssparkommifsars verlangt. Wir sind uns darüber klar, so schließt die Kundgebung, daß mit unseren Vorschlägen ein schneidende Maßnahmen verbunden find. Es kann nicht ver antwortet werden, daß ein Mangel an siltanzieller Mäßigung seitens der öffentlichen Gewalten die Durchführung richtige» Grundsätze unmöglich mache. Die Reichsregierung soll und muß die Verantwortung für die finanzpolitische Führung haben. durchgeführt, weil Lie Neichscinnahmen weit höher waren, als man dies zu Beginn des Jahres je zu hoffen wagte. Denn im großen und ganzen können wir mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Jahres 1927 einiger maßen zufrieden sein; dabei hat zweifellos sehr erheblich mitgewirkt, daß unsere deutsche sozialpolitische Gesetz gebung zu einem gewissen Abschluß kam, die Wirtschaft vor irgendwelchen Experimenten nach dieser Richtung hin verschont geblieben ist. Außenpolitisch hat sich der Reichstag einer ge wissen Resignation hingegeben, da hier die Entwicklung zwangsläufig verlief. Hierin herrschte im Reichstag eine Art Kirchhossruhc, die nur sehr selteu durch kurze, müde Debatten gestört wurde; daß es im nächsten Jahr anders wird, ist nicht zu erwarten. Viel an Arbeit ist durch den Reichstag geleistet wor den im nun bald verflossenem Jahr; nicht minder Wichtiges soll im kommenden Jahr noch geleistet werde»' und daun — hat der Wähler das Wort. Der Cisenkonslikt dauert an. Ablehnung des Schiedsspruchs durch die Arbeitnehmer. In Essen tagte die Gcschäftsführerkonferenz des Deutschen Metallarbeitcrverbandes (freigewcrlschaftlich und sozialdemokratisch) für den Nnhrbezirk Nordwest. Nach erregter Aussprache wurden die beiden Schieds sprüche des Schlichters einmütig abgelchnt. Angegriffen wurden in dem Arbeitszcitschiedsspruch insbesondere die Regelung der Sonntagsarbeit und die Bestimmungen über die Arbeitszeit in den weiterverarbeitenden Be trieben. Die Regelung über die Lohnhöhe wurde als vollständig indiskutabel bezeichnet, und auch die Laufdauer des Schiedsspruchs wurde abgelehnt. In Mülheim an der Ruhr tagte gleichzeitig die Ver treterkonferenz des Christlichen Metallar- beiterverbandes. Auch in dieser Versammlung wurde der Schiedsspruch über die Lohnhöhe kurzerhand abgelehut. Die Ansichten über den Schiedsspruch bezüg lich der Arbeitszeit waren geteilt. Die führenden Industriellen der nordwestlichen Gruppe des Arbeitgeberverbandes sind in Düsseldorf zu einer vertraulichen Besprechung zusammengetreten, um die Richtlinien für die Stellungnahme der Großindustrie bei deu am Dienstag stattfindenden Verhandlungen mit dem Neichsarbeftsminister in Berlin festznlegen. Eino Klärung in der Frage der Stillcgungsaktion ist bis zur Stunde noch nicht erfolgt. Diese Ungewißheit hat in Arbeiterkreisen Beunruhigung hervorgerufen. Bor der VerbindlichkeitSerklürung in Niederschlcsien. In Waldenburg nahmen sowohl die Arbeit- nehmer- wie auch die Arbeitgeberverbände zu dem am Sonnabend gefällten Schiedsspruch Stellung. Die A r b e i 1 n c h m e r v e r b ä n d e l e h n t e n den Schieds spruch ab, die Arbeitgeber nahmen ihn trotz schwerer Bedenken an. Nunmebr rinden die Nackverbandlunaen statt, in denen aller Voraussicht nach der Sctstedsfprnch für verbindlich erklärt wird. Damit dürfte die Streik gefahr im niedcrschlcsischen Kohlenrevier behoben fei». Neue MUiMim i» Her MMiMe. Berlin, 19. Dezember. Für morgen mittag um 12 Uhr sind beide Parteien cvncut ins Reichswirtschaftsministekium ge laden, nm in Nachverhaudlungcn über den Lohnkonslitt in der Eisenindustrie cinzutretcn. Für den Fall, daß keine Verständi gung erzielt werden sollte, wird der Rcichsarbeüsminister darüber zu entscheiden haben, ob der Schiedsspruch für verbindlich erklärt wird. * Der Schiedsspruch für Niederschlcsien verbindlich. Der zur Beilegung Ler Lohustrciligkciteu im Nicderschlesischcu Stciukohlcnbcrgbau am 17. Dezember gefällte Schiedsspruch ist vom Reichsarbcitsminifter für verbindlich erklär« worden. Killt WüSMldM zu MkM MW. Paris. Eine offenbar halbamtliche Erklärung der Agentur Havas weist daraus hin, daß cs angebracht sei, die Nachrichten von einer bevorstehenden Revision des Dawesplancs mit äußerster Zu rückhaltung aufzunchmen. Die führenden Kreise Frankreichs wiivdcn sich vorläufig zu dieser wichtigen Frage völlig stillschwei gend verhalten. Es sei jedoch anzunchmen, daß Poincare in nicht ferner Zeit die Stellung der sranzösischcn Regierung zur Rcparn- tioussrage belvnntgcbcn werde. Nach wie vor sei für diese Frage die Regierung zuständig. Die Besprechungen der sührcndcn eng lischen, sranzösischcn und amerikanischen Banklcute hätten in diesem Zusammenhang nichts zn bedeuten. (?) Berenger zu den Gilbert-Erklärungen. Paris, 19. Dezember. Der frühere französische Botschafter in Washington, Berenger, veröffentlicht in einem Fiuauz- blalt eine Antwort auf Lie Vorschläge Parker Gilberts über eine Abänderung des Dawesplancs. Verenger schreibt, die Vor schläge Parker Gilberts verfolgten nichts weniger, als den auf die Reparationszahlungen bezüglichen Teil des Versailler Ver trages und Lie Neparationskommission in Frage zu stellen. Natür lich handele es sich vorläufig nur um Vorschläge des Nepara- tionsagentcn, aber auf keinen Fall dürfe ohne Einwilligung der Ncpurationskommission und der interessierten Regierungen irgendeine Entscheidung fallen. Je nachdem, ob Deutschland den .Alliierten 132 Milliarden Goldmark bezahlen werde oder nicht, würden auch die Alliierten an Lie Vereinigten Staaten ihre Schulden bezahlen oder nicht. Verenger meint, daß die schwer wiegenden Entscheidungen über all diese Fragen im Frühjahr 1928 fallen dürften. Berlin. Der Reichspräsident empfing den osterrelchcimm Gesandten Dr. Frank, der dieser Tage nach seiner schwerer Erkrankung nnd Operation wieder nach Berlin zurückgckehrt «st. Berlin. Eine Reise des Reichspräsidenten nach Schlesien ist schon lange in Anssicht genommen, ein Termin Lasur aber nom nicht keltaesctu.