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Sächsische Elbzeitung Ständige Wockenbeilsgen: L Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung ' .Unterkaltungsb^ Nss Leben im Bild Illustrierte Sonntagsbeilage - Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners» dors, Krippen, Lichienhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Rcinbardtsdorf. Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gcspaltene 35 mm breite Dctitzcilc 20 si)fg-, für auS wärtigc Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezcile 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. 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An dieser Nachricht sei kein einziges wahres Morl. Auch der Quai d'Orsay erklärt, das, über diese Zusammenkunft nichts bekannt fei. * Die deutsch - polnischen WiNschaflsbcsprcchungcn wurden gestern mit kurzen Erklärungen des deutschen Verhandlungs- führcrs Frohwcin und des polnischen Vcrhandlungsführers v. Zychlinski geschlossen. Letzterer lud die deutschen Vcrhand- lungstcilnehmer ein, die gegenseitige Aussprache am 27. und 28. Januar 1928 in Warschau fortzusctzen. * In der mittclamerikanischen Republik San Salvador wurde der Kriegszustand verkündet, um einen organisatorischen Auf stand der Ncgicrungsgegner, die unter Führung des früheren Präsidenten Melcndes stehen, niedcrzuschlagcn. Neuer Mui. Die Lage im Versicherungsgewerbe. Tief in dos Leben eines jeden einzelnen hinein greift die Versicherung. Wer nicht den verschiedenen Arten der staatlichen Versicherung unterliegt, ersetzt das durch An- schlnß an die vielgestaltigen Zweige der Privatversiche rung. Die Tagung des N e i ch s v e r b a n d e s für Privatversicherungcn hat so recht gezeigt, von welch ungeheurer Wichtigkeit nach den verschiedensten Seiten hin gerade dieser Teil unseres Wirtschaftslebens ist. Schwere Zeiten liegen hinter ihm. Die In flation zerstörte die riesigen Kapitalien nicht bloß der grossen Versicherungsgesellschaften, sonder» zerrieb auch einen Teil der kleineren vollständig. Die Währungsstabili- siernng hat den überlebenden neue n M u t gemacht und aus der Tagung konnte mit Stolz darauf hiugewiescu wer den, das, man vielfach über den Vcrsichernngskreis der Vorkriegszeit schon recht weit hinausgckommcn ist. Nicht blofr zahlenmäßig etwa, sondern auch die innere Festigkeit ist durch zahllose Nückvcrsicherungsvcrträge — auch mit ausländischen Gesellschaften — rasch vorwärts- geschrittc». Einen Teil ihrer Kapitalien, wenn auch einen kleinen, rettete ihnen das Auswcrluugsgesctz; waren es doch nicht zuletzt die großen Privatversichcruugcn, die die ihnen zusließcude» Gelder der Versicherten in der Form l a n g s r i st i g c u , m c i st h h p o t h c k a r i s ch c u K r c - dits festzulcgcn pflegten. Diese Gewohnheit gerade ist aber, volkswirtschaftlich gesehen, jetzt vielleicht von noch größerer Wichtigkeit als vor dem Kriege und der Reichs- wirtschaftsminister Dr. Curtius hat auf der Tagung des Ncichsverbandcs demgemäß es auch zum Haupt punkt seiner Ausführungen gemacht, angesichts des spär lichen Fliehens der Krcditqucllen in der Gegenwart cs als dankbare Aufgabe der Versicherungen zu bezeichnen, hier in die Bresche zu trete«, besonders deshalb, weil die Gc- schäftsergebnisse der Versicherungsgesellschaften wieder recht gute geworden sind. Eine innere Festigung der. Privatversicherung bedeuten auch die jüngsten Entwicke lungen, die zu einer Zusammenballung mehrerer großer Konzerne geführt haben, so daß jetzt die Gefahr, einem kräftigen Ansturm irgendeines Naturereignisses zu erliegen, besonders deswegen als ausgeschlossen erscheint, weil ein solcher Niescnkonzern — und der deutsche ist jetzt der größte in ganz Europa — natürlich cs viel leichter hat, in eine Verbindung mit großen ausländischen Konzernen zu treten. Vielgestaltig ist das Leben von heute und darum nicht minder vielgestaltig auch die Form der Versicherungen. Hier aber prallt die Vielgestaltigkeit besonders heftig mit der juristischen Möglichkeit, das Eintreten eines Vcrsiche- rungsfallcs festzustellen, hart aufeinander. Juristisch läßt sich immer nur eine Zusammenfassung fcstlcgen, aber bei der Versicherung kommt ja immer nur der Einzclsall in Frage. Man kennt die Versicherungsverträge mit ihren schier unzähligen Paragraphen — und doch sind die Streitigkeiten darüber sehr häufig, ob und wie im Ver- sicherungssatte die Pflichten der Gesellschaft zu erfüllen sind. Der beste Ruhm, den eine Versicherungsgesellschaft haben kann, ist aber der, „kulant" zu seiu und — meist lohnt es sich für sic, kulant zu seiu. So manche Streitig keiten hofft man aber, wenigstens auf einem Gebiete, nämlich ans dem der Feuerversicherung, durch eine Neufassung des Gesetzes beseitigen zu können. Das gilt nicht bloß in Kleinigkeiten, sondern hat tiefere Bedeutung; ist doch beweisbar, wie stark die Zahl der Brände abhängig ist von der — Wirtschaftskonjnnktnr! Ist diese günstig, so verringert sich die Zahl der Brände, nm aber bei einem Konjunktnrumschwüng wieder anzu- sleigen. Betrübend ist die andere Tatsache, daß ein Drittel aller Brandschadenfälle auf vorsätzlicher Braud- stiftung beruht. Auch die Privatvcrsicherung erhebt laute Klagen über das Vordringen der öffentlich-rechtliche;!, namentlich der Vrovinzial- und städtischen VersichcrimcMn.staltcp., weit 8er M PMM Sa kmichlm Coolidge verzichtet auf Wiederwahl. Bekräftigung der früheren Erklärung. Im Hochsommer d. I. hatte der Präsident der Per- einigten Staaten schon angedeutct, er werde bei der nächst jährigen Neuwahl für den Präsidentenstuhl nicht mehr kandidieren. Diese Andeutung wurde damals dahin ausgclcgt, Coolidge werde bei genügendem Zureden doch noch einer Wiederaufstellung zustimmcn. Jetzt unterstrich aber Coolidge seine damalige Kundgebung mit folgen den Worten vor dem Republikanischen Parteiansschuß, der anläßlich der Kongrcßcröfsnnng in Washington zu- sammentrat: „Wir nähern uns jetzt der Zeit, wo man an die Zn- kunft denken mutz. Die Partei must ihren Kandidaten, der mein Nachfolger werden soll, benennen. Um Zeit für rnhige Überlegung zu geben, erklärte ich am 3. Au- gnst, datz ich nicht beabsichtige, für die Präsidentschaft 1928 zu kaudidicren. Diese Erklärung steht fest und kein Mensch soll glauben, datz ich sie abändere. Ebenso hoffe ich, datz meine Entscheidung geachtet wird." Diese Erklärung Coolidges hat selbst auf seine nächsten politischen Freunde überraschend gewirkt. Man hatte bisher immer noch angenommen, er werde im letzten Augenblick doch sich einer Wiederwahl nicht entgegen setzen, das scheint nun ausgeschlossen zn sein. Die jetzt meistgenannten Kandidaten der Republikanischen Partei für die kommende Wahlkampagne sind zurzeit der Han- iibcr den Rahmen des ihnen zupchenven Gevicres mnans. Auch der ncncstc Zweig, die Versicherung der Autobcsitzcr, soll der „öffentlichen Hand" übergeben werden. Das be deutet eine Konkurrenz, die durchaus nicht immer diesen öffentlich-rechtlichen Versicherungen nützt, sicherlich aber den privaten Gesellschaften großen Abbruch tut. Das Ver sicherungswesen ist — und muß es sein — außerordentlich sein gegerbt und anschmiegsamer Natnr, da ist Burean- kratismns also noch unangebrachter als sonstwo. Oie Genfer Tagung -es Völkerbun-raies. Stresemann für Verminderung der Ratstagungen. Mittwoch früh trat der Nat zu einer öffentlichen Sitzung zusammen. Deutschland war am Natstisch durch Staatssekretär von Schubert vertreten, da Reichs minister Dr. Stresemann den Besuch des litauischen Ministerpräsidenten Wolde maras erhielt, der bereits vorher mit dem französischen Austenminister Briand eine längere Unterredung gehabt hatte. Aus der Tagesord nung der Sitzung standen die Durchführung von im Aus land erlassenen Schiedssprüchen in Handelssachen, ferner Fragen, die mit den Entschließungen der Weltprcssckon- fcrcnz vom August dieses Jahres zusammenhängeu, und schliesslich der Tätigkeitsbericht des Hygiencattsschusscs des Völkerbundes. Die Angelegenheiten wurden zustimmend erledigt. In einer anschließenden nichtöffentlichen Sitzung wurde der englische Antrag auf Herabsetzung der Zahl der jährlichen Ratstagungen von vier ans drei besprochen. Es entspann sich eine allgemeine Debatte, in der Chamber lain sowie auch der mittlerweile erschienene Außenminister Dr. Stresemann für Verminderung der Ratstagungen auf drei eintraten. Verschiedene andere Stedner äußerten dagegen Bedenken. Die Frage wurde nicht zu Ende be raten. Für nachmittags war eine weitere öffentliche Sitzung anberaumt, die sich mit dem polnisch-litauischen Streitfall beschäftigen sollte nnd in welcher der litauische Ministerpräsident Woldemaras und der polnische Außenminister Zaleski Erklärungen abgeben wollten Oer polnisch-litauische Konflikt. Militärische Sachverständige. Die neuen Schwierigkeiten, die sich bei der Behand lung des polnisch-litauischen Streitfalles ergeben haben sollen, beziehen sich hauptsächlich auf die Art und Weise, wie eine gewisse Kontrolle für die Durchführung der Regelung des Streitfalles durch den Nat gewährleistet werden kann. Nach einer Dnrstellnug wurden Schritte unternommen, um N c ch t s g a r a i« t i e u zu erhalte» für den Fall der Aufhebung des Kriegszustandes. Man denkt an die Einsetzung eines Ausschusses vou militärischen Sachverständigen, welche die Verhältnisse au der polnisch- litauischen Grenze zn überwachen hätten. Dieser Plan stösst aber insbesondere ans polnischer Seite auf Wider stand. delssekretär Herbert Hoover, Vizcprastvent Dawes, der Sprecher des Repräsentantenhauses, Longworth, der frühere Gouverneur von Illinois, der Farmer Lowden, und endlich Senator Curtis. ch Für starke amerikanische Rüstung. Bei seiner Jahresbotschaft zur Kongrcßeröffnung be tonte Coolidge, Amerika müsse zum Schutze seines aus- gedehnten Handels nnd seiner weiten Gebiete an beiden Ozeanen eine starke Kriegsflotte, besonders zahl- reiche Unterseeboote und eine hinreichende Luftverteidi gung besitzen. Amerika habe im Einklang mit dem Grund- satz, daß ein Wettrüsten vermieden werden muß, kürzlich versucht, zu einem Drci-Mächte-Abkommcn zu gelangen. Aber während Japan sehr weitgehend mttarbeitcte, sei Amerika außerstande gewesen, mit Großbritannien ein Abkommen herbeizusührcn. Die Genfer Konfe renz e r g e b n i s s c seien meistens ohne Inhalt gewesen. Durch kciuc Propaganda würde sich Amerika zu einer Kursänderung beeinflussen lassen. Soweit keine Vertrags- beschränkungcn beständen, sei cs durchaus Amerikas Sache, zu bestimmen, wie groß die Flotte der Vereinigten Staaten sein sott. Coolidge ging noch knrz auf die E i g c n t i> m s r ü ck g a b c ciu und erklärte, der Kongreß habe liberale Vorkehrungen zur Rückgabe eines großen Teils des ehemals feindlichen Eigetttiims getroffen. Znm Schluß äußerte sich Coolidge über China, Mexiko und Nikaragua und erklärte, Amerika wolle überall de» Friede». Nie Forderungen von Woldemaras. Genf. In der öffentliche» Nachmillagssitzung des Völkcr- lmndratcö am Millwoch bcamragle der lilauischc MiMster- präsidcnl Woldcmaras nach eingehender Darlegung der Er eignisse, die sich seil dem Oktober dieses Jahres zwischen Polen nnd Litauen abgespielt haben, folgende Maßnahmen des Völkerbundes znr Beilegung des titanisch-polnischen Konflikts: 1. Der Böllcrbnndrnt sott eine internationale Kvnlroll- kvnunisslon schaffen, die sich an Ort und Stelle, nnd zwar nur beiden Seilen der polnisch litauischen Grenze über die mili tärische Lage an der Grenze informieren nnd hierüber dem Völkerbund Bericht erstatten soll. 2 Die litauische Ncgicruug beantragt, das, die polnischen Banden im Gebiet von Wilna nnfgelöft werden. Sic ist der Ansicht, dass die Organisation dieser Banden eine dauernde, ernsthnstc Bedrohung Litauens bedeute. Sic seien geschaffen worden, nm Litauen zn bcscUcn. Die litauische Negierung sei der Ansicht, daß die Organisierung der Banden in Litauen der polnischen Negierung znr Last gelegt werden müsste und einem direkten militärischen Angriff Polens auf Litauen glcichkäme. 3. Die litauische Negierung beantragt die Einsetzung eines ttntersnchnngsnnsschnsseö znr Prüfung derjenigen Massnahmen, die die polnische Negierung gegen polnische Staatsangehörige litauischer Nationalität er griffen hat. . * Gaardelegation in Gens. In Genf ist die saarländische Delegation eingctrofsen, vic mit dem Völkcrbuiidrat über die Ernennung eines neuen Mitgliedes der Saarrcgicrung verhandeln soll. Man nimmt au, daß das bisherige belgische Mitglied der Saarrcgicrung, Lambert, demnächst cmsschciden soll. Die Saardelegatiou wünscht auch mit der deutschen Delegation über die allgemeine Wirtschaftslage des Saargcbiets, die Fragen der Elektrizitätswirtschast -und der Kohlcnauöfuhr zn sprechen. * Dei- große Tag in Gens. Woldcmaras spricht. Genf, 7. Dezember. Der DLIkcrbundsrat eröffnete heute nachmittag in einer öffentlichen Sitzung die Debatte über Len polnisch-litauischen Streitfall. Der Sitzungssaal bot Las Bild eines großen Tages. Sämtliche Mitglieder Les VölkcrbunLs- ratcs, sowie sämtliche Delegationen waren vollzählig erschienen. Der Andrang Ler Presse und Les Publikums war ungewöhnlich groß. Zn Beginn der Sitzung forderte der Präsident Len litau ischen Ministerpräsidenten Woldemaras, der in Begleitung des litauischen Gesandten in Paris 'kurz vor der Eröffnung der Sitzung erschienen war, auf, am Ratstisch Platz zu nehmen und erteilte ihm sofort das Wort. In einer etwa ^stündigen Rede 'schilderte Woldcmaras in chronologischer Reihenfolge die Ereig nisse der letzten Monate, die zu dem Anträge Litauens beim Völkerbünde geführt hatten. Woldcmaras sprach frei. Er be tonte, Laß bereits gleich nach Kricgsbeginn die Frage aufgctaucht fei, wie Lie östlichen NanLftaateu ihre Unabhängigkeit würben nufrechterhalten können. Allein Las Vertrauen auf den Völker bund als unparteiische übernationale Instanz gewähre eine Garantie für Lie Sicherheit dieser Staaten. In dieser Hoffnung habe Litauen sich an den Rat gewandt, um ihm die Tatsachen zu unterbreiten, Lie Lie Ruhe und den Frieden im Osten stören