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Sächsische Elbzeitmg Unterstaltungsb^ ,D3S LebkN lM BllÜ Nichtcrjchcincn einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung »Unterhaltung und Wissen". Welt üer 5rauIllustrierte Sonntagsbeilage Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinde» Altendorf, Kleingießhübel. Kleinhenners dorf, Krippen, Lichlcnhai», Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelmih, Prossen, Nathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie für das Gcsamtgebict der Sächsischcii Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung, Alma Hieke, Inh.'Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltcnc 35 nun breite Delitzcile 20 Dfg-, für auS wnrligc Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Ncklamczcilc 8N Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. 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Solange die kommu nistische Propaganda mich! restlos eingestellt werde, sei eine Neu regelung der englisch-russischen Beziehungen nicht denlbar. Hohe Politik in Genf. Die litauische Frage. Montag früh kurz nach 11 Uhr trat der Völkerbundrat .«ntcr dem Vorsitz des chinesischen Botschafters in Paris, Tschcng Loh, zunächst in einer nichtöffentlichen Sitzung zn seiner 48. Tagung znsainmcn. Nach der Regelung einer Reihe geschäftlicher Angelegenheiten bildete diepolnis ch- lita Nische Streitfrage, über die der litauische Ministerpräsident Woldcmarars am Sonntag noch eine zweistündige Unterredung mit Litwinow hatte, den Gegenstand der weiteren Aussprache. Ans nichtöffentlicher Sitznng verlautet, das» auf Chamberlains Antrag beschlossen wnrdc, die Behandlung deö nngarisch-rnmäni- schcn Optantcnkonfliktcs zn vertagen. Der ungarische Bcr tretcr, Graf Apponhi, habe seine Zustimmung znr Ver tagung erklärt. Im weiteren Verlauf der nichtöffentlichen Sitznng wnrdc der bisherige Direktor der Minderheiten- abtcilnng deö Völkerbundes, der Norweger Colban, znm neuen Direktor der Abriistungsabteilnng des Völker bundes ernannt. Der geschlossenen Sitzung folgte eine kurze öffentliche, die aber ohne wesentliche Beschlüsse beendet wurde. Dieuslag findet eine zweite öffentliche Sitzung statt. Der Nachmittag wurde von den Natsmitgliedern zu Be sprechungen benutzt. Ncichsanßcnminister Dr. Strese mann sah de» polnischen Außenminister Zaleski und den litauischen Ministerpräsidenten Woldemaras bei sich und unterhielt sich mit ihnen über die geplante Rege lung des polnisch-litauischen Streites. * Nussisch-briiische Annäherung. Litwinow bei Chamberlain. Den Hnnptgcgcnstand des Interesses bildete am Atom tag die Nachricht von der für den Nachmittag vorgesehenen Unterredung des Sowjctvcrtretcrs Litwinow mit dem englischen Anßcnminister Chamberlain. Die englische Delegation gab darüber folgende Mitteilung ans: „Ans Ersuchen des Herrn Litwinow wird Sir Allsten Chamber lain den russischen Dclcgationsführer Henle nachmittag empfangen." Die Überraschung über diese Ankündigung war grosr, zumal man so etwas bis hcntc geradezu für unmöglich gehalten hatte. Allster Litwinow sind sämtliche Russen von Genf nbgcrcist. Wie man in Genf vennntct, möchte Chamberlain gegenüber der erstarkenden Arbeiterpartei in England den Fehler des 'Abbruchs mit Rußland wieder gutmachen. Rußland aber habe wirtschaftliche und allgemeine Gründe dafür, mit England wieder auf annehmbaren Boden zu treten. * Litwinow und Chamberlain. Uber die Zusammenkunft zwischen dem russischen Volkskommissar Litwinow und dem englischen Staats sekretär des Äußern, Chamberlain, wurde von englischer Seite folgendes Kommnniquö ansgcgcbcn: „Nachdem Herr Litwinow Sir Austen Chamberlain um eine Besprechung gebeten hatte, fand im Hotel „Bean Nivage" eine Zusammenkunft zwischen beiden Ministern statt. Die Unterredung gab Gelegenheit zu einem freimütigen Mcinungsanstansch über die Be ziehungen zwischen den Negierungen von Sowjctrnstland und Großbritannien. Indessen zeigte es sich nicht als möglich, während des Verlanfs dieser Besprechung zu irgendeiner Grundlage für eine Vereinbarnng zu gc- kangen." Litwinow erklärte auf eine Frage der Journalisten kurz, daß er „nichts Interessantes" sagen könne. Die Unterredung Chambcrlitin—Litwinow. Gons, 5. Dezember. Das Commmnquö über dic Unter- retmng zwischen Lkttvinow und Chamberlain hat allgemein großes Aufsehen erregt. Es wird vielfach dahin interpretiert, daß die englische Negierung vorläufig noch keine Aenderung in ihrer Haltung gegenüber der Moskauer Negierung für möglich ansieht. lieber den Inhalt der Unterredung werden von gut infor- mierlcr Seile folgende Mitteilungen gemacht: Chamberlain soll in der Unterredung Litwinow den bekannte» Standpunkt bcr englischen Negierung in großen Zügen dargclegt haben. Die englische Negierung sei nach wie nor bereit, in neue Verhand lungen mit der Moskauer Negierung einzntreten, jedoch müsse die englische Negierüng als Grundvoraussetzung einer Neurege lung der Beziehungen die Forbreung auf völlige Einstellung dcr kommunistischen Propaganda im gesamten Oste», insbesondere in China und Nordwestindien, stellen. Die englische Negierung habe elndeuttge Beweise in dcr Hand, daß die propagandistische Mussolini wünscht eine Unterredung mit Briand. Paris, I>. Dezember. Wie dcr Intransigccwt berichtet, hat dcr italienische Delegierte Scialoja Briand ossiztcll mitgctcilt, daß Mussolini eine persönliche Unterhaltung über die sranzösisch- Uaticnischcn Beziehungen mit ihn, wünsche. Briand habe dcr Einladung zugesagt, lieber den Zeitpunkt dcr Zusammcnkunst sci dagegen nichts beschlossen worden. Polen—Litauen. Nach den Besprechungen über dic Regelung der pol nisch-litauischen Frage verstärkt sich dcr Eindruck, dast deren Regelung, d. h. hauptsächlich dic Aufhebung des für den ganzen europäischen Osten seit Jahren äußerst bedrohlichen Kriegszustandes zwischen Litauen und Polen und dic Wiederherstellung dcr diplomatischen Beziehungen, nur noch des formellen Abschlusses bedarf. Wenn auch mit einem Vorbehalt Litauens in bczug auf seine Ansprüche ans das W i! n a g c bi c t gerechnet werden muß, so wird in Genfer politischen Kreisen doch dic Auffassung vertreten, daß dcr Ausnahme der normalen Beziehungen zwischen Polen und Litauen entscheidende Bedeutung für dic Beruhigung der Ostlagc zukommt, und man gibt sich dcr Hoffnung hin, daß die volle Wieder herstellung der diplomatischen und wirtschaftlichen Be ziehungen zwischen Polen und Litauen daraus resultieren wird. Die juristische Formulierung dcr geplanten Lösung wird dic Aufgabe eines Fünscrkomitccs sein, in dem Eng land, Frankreich, Italien und Japan durch ihre juristischen Berater vertreten sein werden. Deutschland, dessen 'Haltung in dieser Streitfrage und dessen Interesse au der Wahrung dcr Souveränität Litauens bekannt sind, ist bereit, in diesem Ausschuß mitznwirken. Die Natsmitgliedcr und Nußland über die Lösung des polnisch-litauischen Konflikts prinzipiell einig. Genf, 5. Dezember. Bo» maßgebender Seite erführt die Tll., daß i» de» Verhandlungen des heutige» Tages zwischen den führenden Natomitgliedch» eine Einigung über die Lösung des litanisch-poknrschcn Konflikts in großen Linien erzielt worden ist. Jedoch steht noch die endgültige Stellungnahme der litauischen Negierung aus. Nach dar Einigung soll zunächst im Völkerbunds- rat in erster Lesung eine Erklärung festens Litauens exsolgc», Unch dcr der Kriegszustand zwischen Polen und Litauen als be endet angesehen wird. Hieraus sollen weitere direkte Verhand lungen zwischen Pole» und Litauen cingelcsiet werden, woraus daun in zweiter Lesung aus dcr Märztaguug des Völlerbunds- 'rates dic Beziehungen zwischen Polen und Litauen endgültig scstgclegt werden. Dieser Regelung hat auch dic somjctriussijche "Delegation ihre Zustimmung erteilt. Von polnischqr Seite wird gegenwärtig lediglich gefordert, daß die Regelung dex Beziehun gen zwischen Polen und Litauen in Etappen vorgcnommcn werde. Wie weiter mitgcteilt wird, dürfte nunmehr sesistehen, daß Marschall PUsndski nm Freitag in Genf cintrcsscn und die pol nische Regierung im Völkcrbnnbsrat vertreten wird. Somit werben die polnisch-litauischen Verhandlungen im Völkcrbnnds- rat voraussichtlich erst Ende der Woche beginne». Der litauische Ministerpräsident Walbcmaras Hat im Laufe des heutigen Abends längere Unterredungen mit Chamberlain, Briand und Litwinow sowie eine cinstündige Unterredung mit Dr. Strese mann geführt. Man rechnet gegenwärtig vielfach damit, daß bic gegenwärtige Tagung des Völkerbundsrntes bereits am Sonnabend zu Ende gehen wirb. Ltm die Besol-ungsvorlage. Erledigung noch vor Weihnachten. Der Haushaltsausschuß des Reichstages trat nach mehrtägiger Pause wieder zusammen, um die zweite Lesung der Besoldungsvorlage vorzunehmen. Man trat zunächst in die Beratung der Frage der Ministerialzulagen ein. Angenommen wurde ein sozialdemokratischer An trag, wonach eine Erhöhung der Ministerialzulagen über den Stand vom 1. April 1927 hinaus weder beim Inkraft treten des Besoldungsgesetzes noch durch den nächsten Haushaltsplan erfolgen därf. Im übrigen verlautet, daß die Koalitiousparteien im Reich beschlossen haben, die Bcsoldungsvorlagc noch vor Weihnachten zu erledigen, so daß die Bcsolduugsrcform noch vor den Feiertagen geregelt werden dürfte. Der Plan, die Erhöhungen vorläufig nur zn 75 Prozent aus zuzahlen, soll wieder fallen gelassen sein. Für eilige Leser. * 'Noch einer Siraßbvrger Meldung des Molin hol dcr Varon Klans v. Bulach im Zusammenhang mil den norgenom- mencn VerhasMngen von elsässischen Anlonomisten an den Prä- fcllen vom lliilerrhcin einen Brief gerühlci, in Sem er crllän, sich vom politischen Leben zurückzuziehcn und ein tonaler fran zösischer Bürger zu werden. — Eine Bestätigung dieser Meldung fehlt noch. * Wie aus Schanghai gemeldet wird, werden die Pnngisc- pirnleu den von ihnen eiilsührten englische» Kapitän Lellmk sttr cm Lösegclb von I.öOOOll Mark nm Millwoch ansliesern. " Wie aus Sidney gemeldet wirs, steht der australische SchiffahNsstreik vor dem Abbruch. Die Reeder und die Ver treter dcr Gewerkschaft haben eine Konferenz zur Beilegung des Konflikts einbcrnfen. Var üeuttche vorkriegreigentum in Nora-Amerika. Von Arthur Zmarzly. - Am 15. Dezember tritt der Kongreß der Vereinigten Staaten von Amerika zusammen. Unter den zahlreichen Ge setzentwürfen und Anträgen, dic ihm Vorlieben werden, be findet sich wicdernm dic sogenannte Green-Bill, die das wäh rend des Krieges in der Union beschlagnahmte deutsche Pri vateigentum bis zu 80 Prozent zurnckgeben will. Die rest lichen 20 Prozent sollen aus den amerikanischen Aahresanteilcn der Dawes-Zahlungen gedeckt werden. Für die Ansnutznng der einbchaltencn demschcn Patente, Schiffe und Nadiv- stationcn sicht die Bill außerdem eine Panschalcntschädignng in Höhe von hundert Millionen Dollar vor. Dic Green-Bill ist zwar in der vorigen Session vom Repräsentantenhause an- genvmmeu, aber von der anderen gesetzgebenden Körperschaft, dein Senat, ans Parteitaktischen Gründen verschleppt worden, so daß sie erneut eingebracht und beraten werden muß. Die Aussichten ihrer endgültigen Verabschiedung in diesem Ta gungsabschnitt haben sich insofern etwas gebessert, als dcr Bill der Charakter der Ueberparteilichkeit (Nonpartisan-Bill) ver liehen worden ist. Anch die Negierung will das Gesetz mil allen Mitteln unterstützen. In Dcntschland wird die Bedenlnng der Freigabe noch stark unterschätzt. Es ist richtig, daß die Anzahl der Jndnstrie- unternehmnngen aller Art, Banken, Versicherungsgesellschaften und Privatpersonen, die ans der Freigabe direkten Nutzen ziehen, verhältnismäßig klein ist. Die Beträge, nm die es sich dabei handelt — bei einer nnr sechzigprozentigen Auszahlung erreicht die Gesamtsumme immer »och einige hundert Mil lionen Dollar — fließen aber znm Teil in Devisen der deut schen Wirtschaft zn, die damit ihre Rohstoffeinkänfe für längere Zeit bezahlen kann, ohne die hochverzinslichen AnslandSanlei- hcn in Anspruch nehme» zu müssen. Die Summen, die bei der Freigabe für einzelne Gesellschaften in Betracht kommen, sind sehr beträchtlich. Es sollen hier nnr einige Beispiele her- ausgegriffcn werden. So schätzt der Norddeutsche Lloyd sein beschlagnahmtes Eigentum auf rund 80, die Hamburg-Ame- rika-Linic aus 50, die Flensburger Dampfer Co. aus 0 Mil lionen Mark. An der Spitze dcr Großbankcn steht die Ber liner Handelsgesellschaft mit einer Forderung von 22 Mil lionen. Eben so viel verzeichnet die Schokoladenfabrik Stoll- werk; 5,3 Millionen die Chemische Fabrik Heyden, 7 Millionen die Kammgarnspinnerei Stöhr. Mit größeren Guthaben er- cheincn die bekannten Firmen Orenstein L Koppel, die Ma- chinenfabrik Humboldt, die Gesellschaft für Lindes Eisma- chincn, ferner fast alle Großbanken, verschiedene Zement- abriken, Versicherungsgesellschaften und einige hnndert Pri vatpersonen. Die Freigabe könnte dic Kapilalnoi dcr deutschen Wirtschaft für längere Zeit wesentlich erleichtern. Mit dcr Kennzeichnung der Bill als überparteilich sind aber die Gegensätze zwischen den Freunden und Gegnern der Mekgabe noch lange nicht überbrückt. Die Ansichten gehen heute noch genau so weit auseinander wie im Vorjahre. Die Freigabe ist an und für sich rein Politischer Natur und wird von den Befürwortern in der Hauptsache mit Politischen Ar gumenten verteidigt. Sie ist der Ausdruck des Grundsatzes von der Unantastbarkeit des Privateigen- t u m s, der in Amerika sehr hohe Bedeutung besitzt. In der Union spielen aber stärker als anderswo in alle Politischen Angelegenheiten wirtschaftliche Rücksichten rind Bedenken hin ein. Die Gegner der Bill sitzen vornehmlich in den Kreisen der Industriellen, die an der Einbehaltung der deutschen Pa tente stark interessiert sind. Besonders scharfen Widerstand findet die Entschädigung an die dentschen Schiffahrtsgesell schaften. In der internationalen Seeschiffahrt rüstet man nämlich zu einem Tarifkampf. Dic Wnndcn, die dcr Krieg nnd der Friedensvertrag der deutschen Handclsschiffahrt schlu gen, sind zwar noch lange nicht geheilt, aber der zähe Han- seatengcist erobert sich seine alte Stellung im Seeverkehr all mählich zurück: der deutsche Anteil am Personen- und Frach- lenverkehr zur See wächst von Jahr zu Jahr. Die Ausschal tung der deutschen Handelsschiffahrt hat aber den amerikani schen Schiffahrtsaesellsckaften aroßen Nnben aebrackt: diese