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Sächsische Elbzeiiung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für de» 5ladtr.it, das Amtsgericht das Hc.uptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Etadtbauk — Stadtgirokassc Nr. 12 — Ostsächsische Gcnoiscnschastsvank Zweignieder lassung Bad Schandau — Postschcckkonta: Dresden 23 227 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtenschrift: Elbzcitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht litt Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. Einzelnummer 10 bzm. 12 Pfg. — Bei Produktionsvertcucrungen, Erhöhungen der Löhne und Matcrialienpreise behalten wir »ns das Recht der Nachfordcrung vor Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz. 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November 1927 Nr. 279 71. ^obrgang Für eilige Leser. * Wie einige Blätter meldeten, soll der zweite Bundesjührer des Stahlhelms, Oberstlentnani Ducsterbcrg, bei den kommenden Wahle» kandidiere». Wie jedoch die Siahlhclmpresscstclle mn- icilt, cnijprechcn diese Meldungen nicht den Tatsachen. Beide Bundcojührer haben erklärt, daß sie niemals kandidieren werden. * Wie der Mailänder Korrespondent der „Insormation" bc- richtci, wird Mussolini an den italienischen Knmmcrberaiungen über das italienisch-albanische Desensiv-Abkommcn sich persönlich beteiligen und bei dieser Gelegenheit bedeutende Erltärungcn über die auswärtige Situation abgebe». * In den Sicingruben von Opprcbais wurden am Dienstag 7 Arbeiter von hcrabstürzendcm Gestein vcrschüttci. Nur sechs von ihnen konnten noch lebend, aber mit schweren Verlegungen geborgen werden. * Der Hnnshaltsansschus; dcö NeubsiageS nahm bet den Wcilcrbcratnngen des Besoldnngsgescbcnuvnrses Anträge der Dcntschnntioualcn und der Pollspartci an, nach denen die Be züge der Pensionierten und -Hinterbliebenen nm Wirkung vom 1. Oktober G27 ab neu festgesetzt werden sollen Traurige Berühmtheit. In eines der trübsten Kapitel, vielleicht das trübste, hat der Prozess zurückgcsührt, der vor einem Berliner Amtsgericht geführt wurde und so dramatisch mit der so fortigen Verhaftung eines Zeugen wegen Verdachts des Meineids endete. Denn hinter diesem Acleidigungsprozess erhob sich der Geist Schlagctcrs, ging es um die Frage, wer ihn deu Franzosen in die Hände gespielt hatte einst i m N u h r k a m p f. Nur eiucr von deu beiden, die sich gegen die Beschuldigung gewehrt hatten, die Ver räter eines deutschen Volksgenossen gewesen zu sein, ver liess den Saal. Als — Verurteilter. Der andere wurde abgeführt. Jener durfte hiuausgchen. Denn ihu, den über führte» Verräter, vermag wegen seiner Untat ein deutsches Gericht nicht mehr zu packen. Davor schützt ihn die Amnestie, die 192-l wegen aller Geschehnisse während des Nnhrkampfes vor sich ging. Er geht hinaus mit dem Kainszeichen des Brudermordes auf der Stiru. Denn er und der uuu auch noch meineidig gewordene Genosse tragen die Blutschuld dafür, dass Schlagcter vou den Franzosen erschossen wurde. Jahre siud seitdem vergangen und der Streit, der damals auch im unbesetzten Deutschland um die Frage tobte, ob der „passive Widerstand" allein genügte oder durch einen aktiven ergänzt werden müsste, ist vom Schick sal entschieden worden: Deutschland war uneinig selbst in dieser Zeit. Immer schon war gemnnkelt worden, dass bei dem, was Schlagcter erleiden musste, Verrat im Spiel gewesen sei. Verrat durch eigene Volksgenossen, die von den Franzosen nnd Belgiern gekauft waren. Für lumpiges deutsches Papiergeld. Auch andere Verhaftun gen, Misshandlungen Deutscher sollten zur Ursache den Verrat „Deutscher" gehabt haben. Und doch gibt es jedem, dem deutsches Blut in den Adern rollt, auch jetzt noch geradezu einen Stich ins Herz, als festgestellt wurde, daß diese Gerüchte Wahrheit sind. Ob sie recht oder unrecht taten, klug oder unklug handelten, diese Schlagcter, Hauenstein und die Männer nm sie — Iver will es entscheiden! Und das braucht auch nicht entschieden zu werden, weil sie den festen Glauben befassen, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Sie wussten, daß ihnen Mißhandlung und langjähriger Kerker, ja, daß ihnen für ihr Handeln der Tod drohte, wenn sie in die Fänge der Nnhreinbrecher fielen. Und doch wagten sic es. Einst führte im Altertum beim Kampf um die Ther- mopylen ei» Verräter das persische Heer deu eigenen Volksgenossen in den Rücken und sein Name, Ephialtes, wuchs zu trauriger Berühmtheit, schwand nie mals aus der Weltgeschichte. Jetzt geben im Gerichtssaal zwei Männer zu, Geld von den Franzose,» dafür erhalten zu habe», daß sie Deutsche in die Hände derFran - zosen lockten. Bei einem gelang es, bei Schlagcter, bei anderen, die ein nicht ganz so schweres Schicksal hatten, ebenfalls; an diesen Verrätern lag es nicht, daß ihnen die Hauptbeute entrinnen konnte, der Mann, den jene beiden zu verklagen noch den traurigen Mut hatte». Hauptzeugc» gegen sie sind frühere französische Kriminal beamte, sind nicht etwa Deutsche, die durch die Vcc- räteroien bedroht waren. Sind — französische Kriminalbeamte! Das macht dies alles noch schamvoller für uns Deutsche, noch — schmachvoller für jene beiden! Gewiß, die Zeit jener Kämpfe ist vorbei; vieles von dem, was geschah, blieb im Dunkel, fast möchte man sagen: in einem wohltätigen Dunkel. Ungestraft mag wohl noch so mancher in Deutschland herumgehen, dessen Opfer jahrelang in französischen Kerkern gelitten haben. Un gestraft bleibr auch jetzt noch einer, dem die Larve vom Gesicht gerissen worden ist. Ihm aber sprach nicht nur daS Gericht das Urteil, — ihm spricht es ein gauzes Volk. Der Boryang in Genf yevi sieh deginn der Abrüstungskonferenz. Ankunft der deutschen Vertreter. Zu der für den M November anbcraumtcn ersten, Sitzung der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz ist der deutsche Gesandte Graf Bernstorff, ferner der Völ- kerbnndrcfercnt im Berliner Auswärtigen Amt, Geheim rat von B ii low, Geheimrat von Weizsäcker so wie der militärische Sachverständige Oberst von Böt tichcr in Genf cingctrofsen. Ebenso ist angckommcn die englische AbrüstnngSdclcgation, darunter eine grosse An zahl militärischer Sachverständiger, unter Führung deS neu ernannten Delegierten Englands beim Völkerbund, Lord E u s h c i: d n n, weiter der französische Völkerbund- rcfcrcnt Graf Clnuzcl. Paul-Bonconr wird erwartet. In Genf rechnet mau allgemein damit, dass die dies malige» Beratungen bis Mitte nächster Woche dauern werden. Die Wahl des chinesischen Gesandte» i» Paris, Tschengloh, zum Vorsitzende» der a» die Abrüstungs konferenz anschließenden Tagung des Völkerbundes soll fest stehen. Die Haltung Deutschlands. Was die Stellungnahme Deutschlands zu den Ab rüstuugsbcratuugcu aubclangt, so ist sic mehrfach und in entscheidender Weise von mussgcbcudcr Stelle Umrissen werde». Tic deutsche Delegation wird mit Nachdruck eine aktive Wetterführung der Aörüstnugsvcrhandlungcn for dern und sich auch davon nicht abdrängcn lassen, wenn vor' s r n n z ö s i s ch c r nnd englischer Seite wieder die Forderung vorheriger grösserer Sicherung für beide Länder erhoben wird. Tenn mit dem ewigen Gerede von genügender Sicherung, die noch immer nicht erreicht sei» soll, ist der ernsthafte Wille zur Abrüstung nicht zu vereinbaren. Natürlich ist eine Umgehung des Konfliktes Litau en-Polen kaum möglich. Kommt die Frage nicht schon in den Abriistungäbcsprrchungcn aufs Tapet, so ist bei der Ratstagung hierzu die Notwendigkeit schon durch oeu Appell gegeben, de» Litauen nach Genf gerichtet hat. In Deutschland besteht selbstverständlich lebhaftes Inter esse für die Erhaltung der Selbständigkeit Litauens. Dieses Laud bildet die letzte Brustwehr vor einer vollständige» Einschliessung Ostpreussens durch polnisches Gebiet, das ja auf der andere» Seite durch deu von ihm besetzten Kor ridor die Abschnürung vollenden würde. * Das russische Rätsel. Was werden die Russen Vorschlägen? So forschen die Neugierigen seit der Ankunft der Sowjctdclegation und manche Leute tuu recht unterrichtet, wem, sie de» Mos kauern diese oder jene erstaunlichen Pläne znschreiben. Es heisst also, der Volkskommissar Litwinow werde der Vorbereitende«» Abrüstnngölvinmission «veit- gehende AbrüstungSvorfchlägc unterbreiten. Auf jeden Fall soll die Sowjctdclegation entschlossen sein, über den 3. Dezember hinaus in Genf zu bleiben, um zur Teil nahme an politischen Besprechungen zur Verfügung zu sei«. Die russischen Vorschläge würden in einem allge meinen Nichtangriffspakt und einer Nüstungshcrabsetzung von etwa 50 Prozent gipfeln. Ein französisches Blatt meldet knapp, die Russen würden beantragen, in den Rüstungen aller Nationen solle ein zehnjähriger Stillstand cintrcten. Während dieser Zeit müssten alle Ausgaben für Heer, Flotte und Lnftschiffahrt auf die Hälfte hcrabgefelrt werden. Was an solchen Behauptungen Wahres ist, wird sich bald zeigen. Die russische Delegation selbst bewahrt äusserste Zurückhaltung. Litwinow hat dem Generalsekre tär des Völkerbundes, Drummond, einen Höflich keitsbesuch abgestattet. Anschliessend suchte Litwinow den Direktor der Abrüstungssektion des Völkerbund- sekretariatcs auf, mit dem er eine Unterredung über den Stand der Abrüstungsverhandlungen sowie die Tages ordnung der bevorstehenden Sitzung der Abrüstungs kommission hatte. Ferner hatte der deutsche Graf Bernstorff eine Unterredung mit Litwinow. Wegen der Anwesenheit der Russen hat das Völkerbundsckretaritt große Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Zulassungskartci« sämtlicher Pressevertreter müssen mit der Photographie des Inhabers versehen sein. Man will verhindern, dass sich etwa jemand unter missbräuchlicher Beuützuug einer Pressekarte in das Nölkerbuudhaus oder den Sitzungssaal Eingang verschafft. Die Meldung, dass die Buirdesbehörde der Sowjetdclegatiou zugesichert habe, während ihres Aufcnthättes in der Schweiz jedem russischen Emigrairtcii die Einreise zu verweigern, sott nicht richtig sein. Amei-ika nimmt am Sicherheitsauöschutz nicht teil. Gens, 2!>. Nouc»ibcr. Vo» zuverlässiger Seite wird heute abend mitgctcilt, daß die amerikanische Delegation aus Grund strikter Weisungen aus Washington sich an der Bildmig des Sicherheitsansschusscs nicht beteiligen wird, nnd zwar wird die amerikanische Delegation in den SichcrlpntsaNsschnß weder eine«« Delegierten noch einen Beobachter entsenden. Der Führer der amerikanischen Delegation, der Gesandte in Vern, Wilson, wird voraussichtlich in einer der erste«« Sitzungen der Kommission den Standpuntt der amerikanischen Negierung zu dem Sichcrhcits- ausschnß bekannt geben. * Die ersten Besprechungen in Gens. Genf, 20. November. Im Lause des Diensiagnachminag und am Abend haben die ersten Fühlungnahmen zwischen den nunmehr bis aus Paul Bonconr sämttich eingelrossenen Dele gierten zu 'Ser Abrüstungskonimission stcntgesnndcn. Der Führer der nmcritanijchen Delegation, die nur ans einigen wenigen juri stischen Sachverständigen besteht, ner Gesandte in Bern, Wilson, statlcle Sir Eric Drummond einen längeren Besuch ab. Sodann sand eine längere Besprechung zwischen der englischen nnd amen- tanischen Delegation stall. Auch zwischen der deutschen und sow- jelrussischen Delegation Hal nm Dienstagabend eine weitere Fühlungnahme staNgesuuden. Wie bereits gemeldet, besteht zwischen der sran-ösijchen und englischen Delegation Einstimmigkeit darüber, die kommende Dis kussion in der Abrüstnngskommissiou ausschließlich aus die Tages ordnung zu beschränke». Wie weiter verlautet, hat sich dieser Aussassuug auch die italienische Ncgier«ing angeschlosscn. Es scheint die Absicht zu bestehen, eine einheitliche Stellnngnnhmc zu den sowjctrussischen Anträgen hcrbeiznsührcn. Man will die An träge der sowjctrussischen Delegation, die zwcisellos ungewöhnlich weitgehende Abrnstungsfordcrungen enthalten werden, als über die Ausgabe der Abrüstungslommissiou hiuausgchcud erklären. Hierdurch würde eine sachliche Erörterung der sowjctrussischen Abrüstungsantrttge zum miudestcn qus Schwicrigkcttcu stoßen, da zunächst geklärt werden müßte, ob die sowjctrussischen Anträge überhaupt im Nahmen der Abriistnngskommission zu behandeln seien. Die Alliierten können is Millionen Soldaten ins Feld führen. London, 2!>. November. Am Vorabend des Zusammen tritts der Vorboreitcnden Abrüstungskommission in Gens werden in England noch einmal alle Möglichkeiten für ein Abkommen eifrig diskutiert. Obwohl es nicht an Versuchen gefehlt hat, Nußland nnd Dciitschläud als die beiden Länder hinzustellen, von denen voraussichtlich die größten Schwierigkeiten sür eine«« gün stigen Verlaus der Verhandlungen kommen werden, wird nun- mehr zugegeben, daß die französische These, erst die Sirherhcito- srage nnd dann dio allgemeine Abrüstung zu behandel», zu er heblichen Schwierigkeiten führen muß. Die Genfer Berichte, wonach bereits ein llclnZreinkommen zwischen Großbritannien, Frankreich und Italien bestehe, sich jeder Forderung Deutschlands und Rußlands, eine allgemeine Abrnstungsdebatte herbeizusührcn, zu widersetzen, sindcn in London keine Botätigung. Die Her stellung einer solchen Einhcitvsrout gegen Deutschland und Nuß land ist zum mindesten unwahrscheinlich, da bisher besonderer Nachdruck daraus gelegt wiirdc, sich nicht ohne weiteres mit der sran-ösischcu Sichcrhvitsthcse zu idcntisiziercn. Das Mißtrauen gegen überraschende Aktionen der russischen Delegation mag viel leicht die Tendenzen zur Srhassnng einer geschlossenen Front der Wcstmächte verschärsen. Die Zusammcnlopplung Dculschlands nnd Nußlands als Vertreter völlig gegensätzlicher Auffassungen ist aber zweifellos als Tendenz zu werten. Deo konservative „Evcning Standard" weist daraus hin, daß Frankreich und seine Alliierten neun Verträge untcreinchlder ge schlossen hätten, von denen siins eine geheime Militärkonvcntion enthielte», nämlich die Bündnisverträge mit Polen und Belgien und die dreh Verträge zwischen den Staaten der Kleinen Entente. Alle diese Mächte zusammen seien in der Lage, etwa 15 Millionen ausgebildete Soldatei« ins Feld zn führen. Frankreich fnchc aber immer noch nach Sicherheiten. Keine englisch-russischen Verhandlungen in Eens. Genf, 20. November, Vo» gut informierter englischer Seite verlautet, dass der eiiglische Aussenminister Chamberlain nicht die Absicht habe, in Genf in Verhandlungen mit der fowjelrufsischen Delegation und insbesondere mit dem stellvertretenden Außeii- kommissar Litwinow eiuzutreten. Die englische Regierung ver trete vielmehr die Auffassung, daß Verhandlungen zwischen der englischen und der russischen Negierung lediglich in London stau- zusinveii hätte». Es läge sür die englische Negierung keinerlei Veranlassung vor, in Genf in Verhandlungen mil der sowjei- rnssischeu Delegalien zu treten.