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e 5 ru on: ocb ten g- 8H n., sr., c an K'- k» 4e. w IN«, Sächsische Elbzeiiung Unterhaltungsbeilage", YgS Leb6N lM BllÜ // Nichlcrjchcinc» einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung 71. ^alrrcmng Nr. 277 Baü Lickanüsu, Montag, üen 28. November 1927 ätänüme Motbenböllaoen' »Nnterkaltung und Wissen". _ _ '.ULUULst.lt. Melk der Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain. Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwih, Prossen. Nathmannsdorf, Ncmhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischsähre, sowie für das Eesamlgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeiiung, Alma Hieke, Inh. Waller Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltenc .'!ö mm breite Petitzcilc 20 Dfg., für aus wärligc Auftraggeber 2? Pfg., 8ö mm breite Rcklamczcile 80 Psg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- nnd ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht das Hnuplzollamt Bad Schandan und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Eladtbank — Stadtgirokassc Nr. 12 — Ostsächsische Genossenschaftsbank Zweignieder lassung Bad Schandau — Postscheckkonto! 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DaS Schreiben dürfte als neues Material zur Untcrstühung de« litaui. scheu Standpunktes für die bevorstehenden Verhand lungen des Völkcrbuttdratcs über den polnisch-litauischen Streitfall nnfzufassc» sein. Polen beabsichtigt, in Wilna eine neue litauische Ncbcurcgicrung zu bilden. Die Anf- ,ftcll»ng dieser Regierung soll in wenigen Tagen voll- Pvlnisch-litauische Grenze endet sein. Sic würde unter dem Schuh Polens stehen. Polen hoffe, das; die Negierung Woldcmaraö in Kowno zur selben Zeit zttsninmcnbrcchcn würde, zu der die vou Polen begünstigte neue litauische Negierung sich in Wilna konstituieren würde. Lie englischen Gesandten in Kowno und Warschau haben diplomatische Vorstellungen bei den dortigen Negierungen erhoben. Die lebhaftesten Unterstützer der polnischen Pläne sollen die vor dem Regime Woldcmaras aus Litauen geflüchteten und gegen seine Machtstellung aukämpfendcu Flüchtlinge in Wilna sein. Sic gehören hauptsächlich den Linksparteien an. Mit diesen soll auch Marschall Pil< sndski bei seinem kürzlichen Besuch in Wilna bestimmte Abmachungen zur Förderung einer Umstnrzbewegnng ge troffen baden. Polen wolle dann bewaffnet eingreifen. * Die GieSlung Deutschlands. In Warschau hat die Zusammeukuuft zwischen Dr. Stresemann und dem russischen Völkerbnno- delegicrtcn Litwinow Unruhe hervorgeruseu. Di« Zeitungen behaupten, es hätten Abmachungen zwischen beiden zu dem Konflikt mit Litauen stattgefunden. Auch ein Berliner Blatt glaubte andeuten zu müssen, Deutsch land werde Vermittlung des Völkerbundes in dem Streit beantragen, der Ministerrat habe sich mit der Sache schon befaßt. Von zuständiger Seite erfährt man zu diese»« Ge rüchten, das; sich die lehte Kabinettssihnug lediglich urü innenpolitischen Fragen befaßt hat und das; der Reichs- anßcnminister Dr. Stresemann an der Sitzung über- hanpt nicht teilnahm. Auch ein direktes deutsches Vor gehen zur Lösung des litauisch-Polnischen Konfliktes ist weder erfolgt noch beabsichtigt. Selbstverständlich hat Deutschland als umnittelbarer Nachbar von Litauen und von Polen ein ernstes Interesse daran, daß sich der litauisch-polnische Fall nicht noch weiter zuspitzt und schließlich zu kriegerische» Verwicklungen zwischen beiden Staaten führt. Von der russischen Note an Polen hat der Neichsaußenministci in der Besprechung mit Litwinow Kenntnis genommen. Die amtliche Mit teilung über die Besprechung zwischen Stresemann mrd Litwinow dürfte dahin zu verstehe» sei«, daß Deutschland wohl ein lebhaftes Interesse an den in der russischen Note bezeichneten Gesichtspunkten hat, aber nicht beabsichtigt, aus Anlaß der in der russischen Rote angeführten Gerüchte über ein Vorgehen Polens gegen Litauen Maßnahmen ergreifen. Nuhe in Kowno. Niga, 27. 'November. Die hier gestern hartnäckig umlaujcn- den Gerüchte über einen Sturz der Maldcmarasrcgicrung nnd einen Putsch in Kowno haben sich als unbcgrünkel erwiesen. Wie einwandfrei scststch!, herrsch! bis seist in Kowno Ruhe. Gestern fanden eingehende Besprechungen aller Paricivorftände stall. Die gesauste liiauischc Presse verlang! die Bildung einer naiionalen EinhcilsfroM in Anbclrach! der ernsten außenpoli tischen Lage. Die Waldemarasrcgierung hat Fühlung mit den Christlich-Dcmokralen und den Volksfozialisten ausgenommen, nm eine Koalition herbcizuführen. Vorläufig stößt jedoch die Bildung der Koalition auf Schwierigkeiten. Der aus Nußlnnd eingclrofsenc litauische Gesandte in Moskau leiste mil, daß Ruß land alles luu werde, um Lilauen zu schüßen, doch crwarie man hier, daßRußland sich ausProlesstnolen beschränst und selbst imFalle eines polnischen Angriffs nickst zum leisten Mistel des bewassnelen Eiuschrcilcus greisen werde. Dcsscnungeachlcl crrcgl es hier großes Aufsehen, daß der russische Mililärverstcler für die bal- lischcu Slaaleu in Kowno eingclrofsen ist nnd mil den zuständigen Slcllen Verhandlungen führ!. Die Verlrclcr Englands und Frankreichs begaben sich ans Kowno nach Wilna. * Ein Kommunique der litauischen Negierung Wie der „Kurjer Poranny" aus Wilna bcrichlel, hat die lilauische Negierung gestern ein Kommunique verössemlichl, in dem es heißt: die Absichlen Polens aus Litauen beunruhigten die Be völkerung und die gesamte Ocsfcnllichkcst aufs schwerste. In Kowno spreche ein Teil der Bevölkerung von einer bcabsichligten Bombardierung der Stadl und verlang! den Riicstrill der Ne gierung. Dieses Verlangen habe aber keinen Zweck, da der Rücktritt der Negierung Litauen in den Augen des Völkerbundes schaden und nur für Polen günstig sein würde. Polen wolle seine Anncxionsplänc mil Nücksicht auf den Völkerbund nichl durch einen öffenllichen Krieg, sofern mil Hilse der sogenannten Emigranten erreichen. Angeblich werde der Führer der von Polen unterstützten Emigranten Plelfchkaitis auch zur Völlerbunds- lagung nach Genf kommen. Das Kommunique endet mil folgenden Woncn: „Es wird bei uns über die Notwendigkeit, sich mit Polen zu versöhnen, viel gesprochen. Mir stehen ans dem Standpunkt, daß weder Litauen an Polen noch Polen an Litauen den Krieg erklärt hat. Da bisher keine formelle Kriegserklärung vorlicgt, kann auch lein Friede geschlossen werden. Polen wiederholt ständig seine freundlichen Absichten nnd gleichzeitig macht cs Pläne, Litauen zu annektieren. Litauen hat davor aber keine Furcht. Litauen ist kein Angrisssstaat und hat nicht die Absicht, Polen zu überfallen, aber das litauische Volk ist bereit, seinen Staat bis zum letzten Vlntstropscn zu verteidigen. * London nnd der polnisch-litauische Konflikt. London, 27. November. Zn der Beurteilung des polnisch- litauischen Konfliktes in Londoner maßgebenden Kreisen ist in den letzten 24 Stunden eine optimistischere Auffassung zu verzeichnen. In London scheint man bis zn einem gewissen Grade darauf zu vertrauen, daß die beteiligten Staaten sich nicht leichtfertig über ihre Verpflichtungen gegenüber dem Gemeinwohl Europas und vor allem auch die Auffassung der interessierten Mächte hinweg- sctzcn werden. Der Obscrver weist darauf hin, daß Abrüstung, Sicherheil und die Situation auf dem Ballan und im Baltikum sofortige Maß nahmen notwendig machen. Das Eingreifen Genfs in den litauisch-polnischen Konflikt erscheint dem Blast dringend er wünscht. Die kurze Spanne bis zum Zusammentritt des Völker- bundsrates müsse aber dazu ausgeniitst werden, um Warschau und Kowno von übereilten Schritten abzuhalten. Der diploma tische Korrespondent des Obscrver sagt im Zusammenhang mit den verschiedenen über die Entwicklung des litauisch-polnischen Konfliktes vorliegenden Meldungen, daß unterschieden werden müsse zwischen der Möglichkeit eines Zusammenstoßes, bevor die Maschinerie des Völkerbundes in Bewegung gesetzt werden kann und den Schmierigkeiten des Problems an sich. Die ausfallende Beweglichkeit an der polnisch-litauischen Grenze in der letzten Zeil und die Besprechungen Marschall Pilsndskis mit seinen mili tärischen und diplomatischen Kollegen in Wilna seien allerdings ausreichender Grund für die Besorgnisse der Großmächte gewesen. Aeber die Behandlung des Konfliktes durch den Völkerbund berichtete der diplomatische Korrespondent, daß der russische Schritt in Warschau und die parallel laufenden Bemühungen Briands in Großbritannien, Frankreich und Italien begrüßt würden. Ls sei Grund für die Annahme vorhanden, daß Briand ein Ver sprechen aus Warschau erhalten habe, daß weder im Wilna- noch im Grodnobezirk irgendetwas unternommen werde, was der Be handlung des Streitfalles auf der bevorsteheudcn Völkcrbunds- tagung vorgreifen könnte. Bis zum Zusammentreten des Nates sehe die Diplomatie ihre Aufgabe darin, die Erregung etwas zu dämpfen. Selbst wenn lokale 'Unduldsamkeit zu kriegerischen Zwischenfällen führen sollte, werde kein ernster Mensch daraus die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden polnisch-litauischen Krieges Meilen. FOi- eilige Lesei-. * In Anwesenheit des deutschen Botschafters v. Hoesch und des österreichischen Gesandten Grünberger sand gestern in Pacis dcr Festgostesdienst zur Wiedereröffnung der deutschen evan gelisch-lutherischen Christuskirche stall. Aus der Heimai waren zahlreiche Telegramme und Glückwunschschreiben eingclrofsen. * Dem „Neuen Wiener Tagcblalt" wird aus Belgrad be- richlet, daß die österreichisch-jugoslawischen Handclsvertrngsver- handlungcu sich überaus schlcppeud gestallen. Jugoslawien be harre auf Erhöhung von Einfuhrzöllen für österreichische Waren und zeige sich nickst geneigt, die österreichischen Wünsche zwecks Steigerung seiner Agrarzölle zu erfülle». * Aus Algerien werden schwere llebcrschwcmmnngsschäden gemeldet. Man spricht von 300 Toten. Besonders arg sind die Gegenden von Orlcansville und Oran hcimgesucht worden. Ganze Häuserreihe« wurden weggcjchmemmt, Eisenbahnstrecken und Straßen zerstört. Zahlreiche Gebäude sind cingcstürzi und mehrere Ansiedlungen vollkommen zerstört. Das Auslandsdeutschtum. Bon Dr. Rudolf Prcdeek. Es ist ganz seltsam, daß man an denlsth.n Mnllerlande jo herzlich wenig von der großen Gemeinschajl der Denlschen weiß, die nicht nur im Anslande ihre innere Verbindung mit dem Heimatlande ansrecht erhallen, sondern dvrl auch in wcrlvöller nnd aufopfernder Arbeit Dienste am denlschen Volk und am deutschen Ansehen leisten, das während des Krieges beschmntst und verleumdet wurde. Biel zu gering ist noch das Interesse derer, die nm die Nöte des AnSlandsdentsch lumü wissen nnd nm die großen Volkstcile, welche, da sie die Heimai nicht mehr ernähren konnte, answandertcn, eine nene zn suchen, ohne die alte zn vergessen. Fast ein Drittel aller Deutschen lebt im Ausland. Würoe dieser Teil Plötzlich nach Deutschland znrückkehrcn, so wäre die natürliche Folge Not nnd Teuerung in einem bisher ganz ungekanntcn Maße. Mußten sic die Heimat verlassen, weil hier die Lebensbedin- gnngen unzureichend waren, so kann nnd darf die Heimat nichl anch sic verlassen. Aber es stchl heute so: der viele» Millionen gedenken nnr wenige. Die großen Verdienste der Ausländsdeutschen nm deutsches Ansehen und dentsche Arbeit sind zn wenig be kannt. Die denlschen Kullnrvcreinigungen im Ausland, die Gemeinschaften zur Pflege deutschen Geistes und deutscher Sprache finden in Deutschland selbst keinen Widerhall. Um gekehrt ist aber der Reichsdeutsche, weuu er ins Ausland kommt, oft überrascht von der Liebenswürdigkeit nnd dem Entgegenkommen der Denlschen, einerlei, ob sie seit Genera- üoncn dort leben oder erst in jüngster Notzeit nnsgewanderl nid. Es gibt keine größere Hilfsbereitschaft als die der Aus iandsdentschcn znm Deutschen. Genug erduldet haben sie während des Krieges und nach her nm ihr Deutschtum: die wirtschaftlichen Grnndlagen sind Millionen von ihnen zerrüttet worden. Denlsche Gemein schäften, oft verfolgt nnd gehaßt, sind im allgemeinen Ruin zn Grnnde gegangen. Deutsche Schule» wurde» geschlossen nnd beschlagnahmt: die denlsche Sprache wurde verfehmt, der Deutsche selbst geächtet und znm Paria der Völker gestempelt. Aber trotzdem hat der Ausländsdeutsche uichtS verloren von seiner Liebe zur Heimat, von seiner Zugehörigkeit zur deul scheu Volksgemeinschaft. Inzwischen hat sich manches in den Vezichnngen der Völker zn einanoer geändert. Daß sich aber von innen heraus die Stellung des Auslandes zu Deutsch land änderte, ist nicht znm wenigsten der prächtigen Haltung unserer Volksgenossen in der Fremde zu danken. Hat man den Deutschen während des Krieges überall verleumdet, so achtel mau jetzt wieder seinen Fleiß und seine Aufbaukraft. Das bedeutet mehr Pionierarbeit für deutsches Ansehen im Anslande als alle Vorträge, alle Taseleien und alle papiere nen Frenndschaftsversichernngen. Ehemalige Feindstaaten rechnen wieder mit dein Denlschen, vielfach ist er ihnen un entbehrlich geworden. Nnr in Deutschland selbst weiß man wenig von dem Zweige des dentschen Baumes, der draußen wieder zu grüne» nnd zn blühen beginnen möchte. Ein Trupp nur steht ge sammelt und ist Willens, im oentschen Stamme Kräfte und Säfte zn treibe», die einst an allen Aesten nnd Zweigen des gewaltigen Baumes wieder Früchte krage« solle». Das ist der Verein für das Deutschtum im Ausland, die Fortsetzung nnd Vollendung des alten deutschen Schnlvercins, von dessen segensvoller Tätigkeit in den fünfzig Jahren vor dem Kriege ungezählte Deutsche im Ausland rühmen nnd singen. Nnn ist )er Verein zum Verein für das Deutschtum im Auslande gewor den, weil die Aufgaben noch größer, die Lage in den abgetrete nen Gebieten noch drückender nnd anch die Not im eigenen Lande noch schwerer sind als früher. Der Verein für das Denlschtnm im Anstande ist eine Prächtige Brücke zwischen hübe» nnd drüben, ist ein Weg znr Erhaltung des Zusammengehörigkeitsgefühls aller Deutschen über fremde Länder und Meere hinweg. Bedauerlich ist nur, daß dieser Weg noch nichl ofl genug begangen wird, nnd die drüben stets liebreich ansgestreckte Hand hüben noch so häufig überseben wird.