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Sächsische Elbzettung Sächsische Schweiz rinterkMungsbe^ ,Ms LgheN lM Bild // Bad Scbanüau. Dienstag, den 8. November 1S27 71. s)a!rrgang Tageszeitung für die Laiidgemciiideii Altendorf, Kleingießhübel, Klcinhenners- dors, Krippe», Lichtcnham, Mitlclndorf, Ostrnu, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfnhre, sowie für das Gcsamtgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung, Alma Hieke, Inh. Malter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gcspaltenc 88 mm breite Pctitzeile 2N Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite Rcklamczcilc 8N Psg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Nichtcrschcineu einzelner Nummern infolge höherer Nr. 261/262 Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen Vankkonwn: das Haup.zoüam, Ost sächsische Genosieusthaf.sbank Zmeignicder- S.ad.bank ^-.ndtgrwkch^ Dresden üü.'b'c Fernsprecher: Bad Schandan Nr. 2/^Drahttinschrift: Elbz-itung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. .5 Uhr mit ^Uch abhol er 80 Psg. preis (in NM.) halbmonatlich ms U ^^tw'mveN Erhöhungen der Me''E^ w' . a... - U r 8 .r b .. . . .. Unterlinltuna und Wissen". „Untersialtungsbellage", Zismdltjo WoÄeNV6ll3g6NI her Welt der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage ' Streik, Aussperrung, Betriebsstörung nsw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder znm Anspruch auf Lieferung der Zeitung MMW nPlge ier EWtlt-Iellkschrlst zu aaciltcii ist das alles nicht nur gleichgültig, sondern er bekämpft jeden Versuch der deutschen Ncichsrcgicnmg. die Erregung im Volke zu dämpfen, weil das den Dawes- Plan in Gefahr bringe. Er beschuldigt die Negierung einer glatten Sabotage der Ausführung dieses Planes, sic wolle ihn, genau besehen, überhaupt nicht erfüllen; „auf der Ncichsrcgicrnug selbst must die V c r a n t w 0 r t - lichkcit für eigene Handlungen ruhen bleiben, welche durch übermässiges Ausporncn der Einfuhren und durch Behinderung der Ausfuhren künstlich darauf ausgehen, die Transfcrsmö gl ich ketten zu beschrän ken". Durch die Kommentare der Londoner, Ncwyorker und Pariser Presse wird der Sah Parker Gilberts noch unterstrichen; wenn den „Ratschlägen" des Generalagenten nicht gefolgt, die „Tendenzen" in der dcntschcn Wirtschafts- nnd Finanzpolitik nicht geändert würden, dann würde dies „den Eindruck v e r st ä r k e n (!), Deutschland handele nicht mit gehöriger Berücksichtigung seiner Neparations- Die Ncwyorker Börse bleibt fest. Newport, 7. November. Abgesehen von ganz gering fügigen Schwanluugcn nach unten, die bei wesentlichen deutschen Papieren der Bruchteil eines PunUrs dnrstcllcn, reagierte die Newporter Börse nicht ans (Hilberts Memorandum, was als ein Verpflichtungen". Parker Gilbert ist eben nur Sachwalter der Gläu- bigcrstaaten und lehne cs — im falsch verstandenem Fntcrcssc seiner Mandanten — rnndwcg ab, irgendwelche Nü-tsicht aus das historisch Gewordene in Deutschland zu nehmen. Die Antwort der Neichsrcgicrung trifft bei einem Punkt diesen Gcgcnsah der Anschauungen be sonders deutlich: Der Finanzausgleich, also die Aufgaben- und die Lastcuvcrteilung zwischen Ncich, Län dern und Gemeinden in Deutschland, läßt sich nicht vom rein wirtschaftlich-finanziellen Standpunkt allein anS be urteilen, sondern ist nur als Produkt einer langen historischen Entwicklung anzusehcn, und „das ist ganz be sonders schwierig für jeden, der die geschichtliche Ent wicklung nicht vor Ange» hat". Darüber geht Parker Gilbert in seinem jüngsten Memorandum ebenso hinweg, wie er schon in seinen früheren Berichten das Verhältnis zwischen dem Ncich ans der einen, den Ländern und den Gemeinden auf der anderen Seite znm Gegenstand schärfster nnd rücksichtslosester Kritik gemacht hat. In ihnen sicht cr nur dcu Hemmschuh für ciue vcrwaltuugs- organisatorische, wirtschaftliche, finanzielle Vereinheit lichung Deutschlands zu dem alleinigen Zwecke, Träger der Neparationsverpflichtungen zn sein, einen Haushalt aufzustclleu, von dem die Ausgabe« für jene Körper schaften möglichst weitgehend zu verschwinden haben, Daß dies nicht geschieht mit der Schnelligkeit, wie cs Gilbert verlangt, ist für ihn Beweis genug für die Be hauptung, Deutschland zeige nicht bloß einen Widerwillen gegen die Dnrchführung des Dawes-Planes, sondern ver hindere die Transfcrmöglichkcit. Gerade ans diese kommt es ja dem NeparationS- agentcn natürlich in erster Linie an: cs ist ihm nicht genug, das; Dcntschland zahlt, sondern die Gläubigerländcr sollen auch „bar Geld sehen". Wenn er davon spricht, das; die steigende Ansgabcnwirtschaft der deutschen Negierung ein schnelles Anwachsen der deutschen Ausfuhr über die Ein fuhr verhindere, so rührt cr damit an der Grundlage des gesamten Dawes-Planes. Er war darauf abgestellt worden, das; die deutsche Wirtschaft sich schnell erholen würde, nm die Lasten des Planes durch die Steige rung der Ausfuhr über die Einfuhr, volkswirtschaftlich ge sehen, hercinzubringcn. Dann erst ist ein die Währung nicht erschütternder Transfer möglich. Aber diese Voraus setzung hat sich nicht erfüllt; Parker Gilbert sagt: durch die Schuld der deutschen Negierung. Was das ans unsere Kreditwürdigkeit im Ausland an nachteiligem Einfluß ansüben kann, braucht nicht erst hervorgclwbcn zu werden. Zeichen dafür angesehen wird, daß die ameritanischen Geldgeber, im Gegensatz zu Parker Gilbert, die dcMschc» Anleihen für Schwarzer Ioniag an der Vörse. Folgen des Neparationsschriftwcchscls. Die Kritik des Ncparntionsagcntcn G'lbcrt dcr dcntschcn Wirtschaftö- und Finanzpolitik hat die Börse nnsicrordcntlich nngünstig bccinfluht. Obw^ banken erklärten, das, dcr Kursstand schon sc Woch^ rürlgcgangen wäre und für die Baisscspcknlantcn letzt k ni Anlast mehr für eine neue Ermässigung des Kursstandes dcr dcntschcn Aktien Vorlage, kam cs in Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M. zu Abgaben auf der ganzen Lime Un glücklicherweise wurde zur gleichen Zeit wie dw GUb^ Denkschrift auch ein Situationöbericht dcr Vereinigten Stahlwerke in Düsseldorf veröffentlicht, dcr pessimistisch gehalten war und von den erwarteten Dividend^ anssichtcn nicht sprach. Er wirkte daher auf die Aktien der westdeutschen Indnstricuntcrnchmungcn nachteilig ein. Wenn diese Papiere dcr Schwerindustrie im Kurse znrnrk- gchcn, folgt zwangsläufig eine allgemeine Abschwächung. Es gab bei den bekannten hochbcwcrtctcn Aktien Nun- schlägc nm ll) bis 15 Prozent, Vereinigte Glnnzstoffwcrtc Elberfeld gingen sogar mn 2» Prozent zurück. DaS mcist- gchnndcltc Papier, I. G. Farbenindnstric, verlor 11 Pro zent. Auch festverzinsliche Werte, Obligationen und Gold- pfandbricfc gingen nm '/L bis Prozent zurück. DaS ist um so auffälliger, als doch bei einer schlechteren Renta bilität dcr industriellen Untcrnchmnugcn die Verzinsung für diese Werte nach dem Handelsgesetz dieselbe bleiben must. . Auch das Privatpublikum erschien auf den Borscn- märktcu mit großen Angeboten, ein Beweis, wie beunruhi gend die Ncparationsanseinandersctznna ans, außerhalb der Finanzkrcisc gewirkt hat. Cavern Segen Sen Einheitsstaat. München. Die Baprischc Volksparteikorrespondcnz nimmt in einem „Wie lange noch?" überschriebenen Artikel in scharfer Form gegen die Ncde des preussischen Kultusministers Dr. Becker gelegentlich dcr Jahrcstagscicr der Hochschule für Politik in Berlin Stellung und bemerkt, diese Ncde bedeute für das außer- preußische Deutschland einen Schlag ins Gesicht und müsse in den weitesten bäuerische» Kreisen Erbitterung auslöscn. Menn dcr preußische Kultusminister glaube, Bapcru würde mitmachcu bei seinem großpreußischcn Einheitsstaat, so befinde cr sich in einem großen Irrtum. Bayern werde niemals mitmachcil und sich auch nicht dazu zwingen lassen. Ma» unterschätze auch die immer lauter werdende Stimme ans dem schwäbischen und dem badischen Lande nicht, die vor dem Beginn warnten, den deutschen Süden verpreußen zu wollen. Wir wollen keine Gespenster an die Wand malen, aber cs gibt eine Einheit deutscher Gefühle vom Nhein bis »ach Wien. gesund halten, als Laß sie ernstlich gcsährdct wcrdcn können. Gilberts DenLschrift in Uebereinstimmung mit Washington. Washingtoner Meldungen bestätigen, das; die llcbcrrcichung dcr Dcnlschrist Pnrlcr Gilberts an die Ncichsrcgicrung in Ucber- einstimuumg mit den 'Ansichten des Staatsdepartements nnd ins besondere des Schatzamtes erfolgt sei. Besonders vertrete man in Washington den Standpunkt des Neparationsngcntcn bezüg lich dcr Mahnung zn größerer Sparsamkeit. Bian begrüßt es, daß sich die Verhandlnngcn zwischen Parker Gilbert und dcr Neichsrcgicrung in voller Oesscntlichtcit abspiclcn. Mellon für Gilbert. Washington. Schatzsclrctär Mello», der während einer Pressekonferenz um seine Meinung znm Gilbert-Memorandum befragt wurde, erklärte: „Das Memorandum spreche für sich selbst. Die Kritik Parker Gilberts sei in erster Linie gegen staatliche und kommunale Anleihen zu uuproduktivim Zwecke» gerichtet. Es liege in Deutschlands eigenstem Interesse, so sparsam wie möglich zu wirtschafte», damit cs sich gegen den Vorwurf schützen könne, picht alle erforderlichen und möglichen Anstrengungen zur Erfüllung seiner Verpflichtungen gemacht zu haben." ' ReichsreAsmng und Mparaü'onsagent. Ma« mag von dem Mcmoraiidiim des Neparations- agcntcn sagen, daß es sich immerhin noch in den Formen äußerer Höflichkeit hält, man mag auch sagen, das; die deutsche Antwort ein sehr weites Entgegenkommen bc- N räumt beides die Tatsache uicht aus der Welt, das; hier der Neparatwnsagent, dort die Reichs- regiernng die Dinge mit ganz verschiedenen " Puschen. Man liest in der Erwiderung der Neich^regicrung: „Auch vom Standpunkt dcr Gläubiger- es nicht ohne Bedeutung sein, ob das Deutschland, von dem die Leistnngcn des Sachverstän-. dtgcnplaues erwartet werden, ein Land voller politischer Erregung nnd voller innerer Unruhe ist, weil eine Reihe von nach der Überzeugung des deutschen Volkes und seiner Negierung lebenswichtigen Fragen nicht oder nicht langt ch gelöst sind," Hier, in diesen! Gedanken siegt der Gegensätze anfeinanderprallcn; die Negierung spricht von „stnatspolitischen Notwendigkeiten" legt größtes Gelvicht auf Vie Erhaltung des Lcisinnas' d°s - .Md Lm N'L Füi- eilige Lefee. * Dcr Reichspräsident empfing am Montag Le» Ncichsauße»- minstcr Dr. Slrcscmami zum Vonrag. * Auf dem Lcmokraiischc» Parlcilag dcs Wahlkreises Pots dam I wurde Chefredakteur Georg Bernhard einstimmig durch Akklamation als Spitzenkandidat für die nächste Ncichstagswahl ausgestellt. * Der Präfekt von Bozen hat ein Dekret erlassen, das die An wendung dcr italienischen Sprache für alle Anschriften, Schreibe» und an sic Bevölkerung gerichteten Kundgebungen vorsiehl. Die - Kundgebungen müssen vor ihrer Veröffentlichung den lommn- irale» Behörden vorgclcgt werden. * Der japanische Innenminister hat alle lommunistifchcn Ver- sammlupgeii und Veranstaltungen verboten. In Tokio, Kobe, Pokohama und Seul sind über 0l Kommunisten verhaftet worden. Das kommunistifchc Büro in Tokio wurde geschlossen. Einen Schlag hat damit dcr RcparationSagcnt gegen uns geführt, dessen schwere Folgen wir bald genng verspüren werden. * Echo im Auslande. England. Äic Londoner Presse behandelt die Anscinandcrschnng zwischen dem Ncparationsagcntcn nnd dem deutschen Ncichs- sinanzministcr, Dr. Köhler, zwar zurückhaltend, aber doch mit deutlichem Unterton zur Kritik an dcr deutschen Finanzhand- habung. Die „Times" bezeichnen das Schreiben Gilberts als eine wirksame Anklage gegen die deutsche Finanzpolitik. Seitdem, im Jahre INI, durch den Dawes-Plan Deutschland fincmzicll Lust bekommen habe, sei dort eine Politik dcr Ver schwendung cingcrisscn. Die Amwort dcs Rcichssinanz- ministcrs aus die „Anklagen" Gilberts sei wenig überzeugend. — „Financial News" schreiben, daß die Dcnkschrist dcs Neparalionsagcnlcn nicht geeignet sei, die Besürchlnngcn in bezug aus die glatte Abwicklung dcs Neparationsplancs zu beseitigen. Densichlands jetziger Wohlstand, dcr aus geborgtem Gcldc beruhe, sei künstlich nnd nnnalürlich und kömie eines Tages zur Katastrophe führen. Frankreich. Die französischen Blätter heben ans dcr Antwort Dr. Köhlers an Gilbert vor allem die Stelle hervor, wo er im Name» der Ncichsrcgicrung sich noch einmal formell zur gc- wisscnhaflim Durchführung des Dawes-Planes verpflichtet. — „Mat in" betrachtet die Antwort dcr Rcicbsrcgicrung als einen politischen Akt von höchster Bcdentnng. Es sei einer der Vorteile des Dawcs-Plcmcs, das; durch direkte Verhandlungen zwischen Deutschland und den interessierten Mächten eine loyale Aussprache ermöglicht werde. — „Jonrnoc In dustrielle" erklärt, vom Stnndpmikl Dcutschlauds aus ge sehen, bestätige oie Lage die Schlußfolgerungen Parker Gil berts, daß das künstlich ersetzte Kapital sich nur durch Ord- nuug, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit tatsächlich wieder bilden könne Die Interessen Deutschlands deckte» sich hier genau mit denen seiner Gläubiger. — „P 0 P u l a i r c" meint, schon heute könne man sich sage», das; in zwei Jahren, wenn nicht schon früher, alle Mächte, die die Abkommen von Lon don mttcrzcichuct haben, in ihrem eigenen Interesse veranlaßt werden würden, die Zahlungsbedingungen einer neuen Prü- sung zu unlcrzichcn. Dies werde vielleicht der Augenblick fei», e»dgüllig die Höchstsnmme der deutschen Reparations zahlungen sestzusctzcu Amerika. Das Memorandum Parker Gilberts und die deutsche Ant wort bildeten die Scusalicm dcr amerikanischen Sonntags- blätlcr. Im allgemeine» wird der Schriftwechsel ausführlich, doch nicht sehr freundlich für Deutschland besprochen. Man pflichtet Parker Gilberts Behauptungen bei, das; Deutschland zuviel Geld borge nnd zuviel ausgcbe. Die Aussührung des Dawes-Planes müsse allen anderen Verpflichtungen voraus- gchcu. Von farbigen Franzosen überfallen. D a r in st a d t, 7. November. Am Sonnabend wurde nm Aus gang des Ortes Griesheim bei Darmstadt ein junges Paar von farbigen Frauzoscn überfallen. Dcr junge Mann erhielt Schläge ins Gesicht, während Las Mädchen von ihnen in die Richtung des Waldes verschleppt wurde. Aus ihre Hilferufe eilten mehrere Einwohner hinzu, die die Verfolgung dcr Täter ansnahmcn, ohne jedoch Erfolg zu haben. Das Mädchen hat sich sodann, von den Farbigen zurückgelasscn, aus Umwegen nach Hause begeben können. Die Täter konnten am Sonntag früh auf Betreiben der französischen Kommandantur sestgcstcllt werden. Pollrische Militärgrcnzwachen in Oberschlesien. Warschau, 7. November. Wie aus amtlicher Quelle ver lautet, beabsichtigt die polnische Negierung, an der deutsch-pol- mschcm Grenze in Oberschlesicm militärische Grenzwachen einzu- richlen. Bisher wurde nur die polnische Ostgrenzc militärisch bemacht, mährend an der Westgrenze Zollbeamte diesen Dienst versahen. Eine entsprechende Gesetzesvorlage ist bereits in Vor- bcrcitnng.