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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Unterkllltungsbellage ', LebeN lM Bild // Ständige Wockenbeilsgcn Bsü Scksnüsu, Zreitag, den 14. Oktober 1S27 71. ^skrgang Nr. 241 Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Tageszeitung für die Landgcmcinosn Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners- darf, Krippen, Lichtenhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwiß, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gefamtgebict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis sin RM.): Die 7gespaltenc 35 mm breite Pctitzeilc 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg.. 85 mm breite Reklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Saß nach besonderem Tari,. - Bei Wiederholungen wird entsprechender Nadait gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die «tbLIt d,e amtlichen Bekanntmachungen für v-n St^trat d°.^ Unterhaltung und Wissen". - Kus der Welt der Zrau". Illustrierte Sonntagsbeilage ,„n,pr.cher: »ad Schandau Rr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitun, Bad Schandau « L' DLL« ALFT LL'n^m^MaUria'uenprKbehaU.'n N un. da. Rech, der Raderung vor Für eilige Leser. * Einer der drei Engländer, die im Cronbcrger Zwischenfall in der Angelegenheit des erschlagenen deutschen Feldhüters Haas ,c,t- acuommen worden sind, hat nunmehr die Tat cingesianden. Seine Aburteilung erfolgt vor dem britischen Militärgericht in Wies baden. * An der litauisch-polnischen Grenze kam cs erneut zu einem Zwischenfall insofern, als polnifchc Grenzsoldaten litauische Grenz posten beschossen. Zn diesem Zusammenhang erscheint es besonders besorgniserregend, daß die litauischen Schulzkorps in der Rahe der Demarkationslinie Manöver abhaltcn. * Schweren Unwettern in Südafrika folgte am Mittwoch, wie aus Iohannisburg berichtet wird, eine starke, 20 Sekunden an dauernde ErderschüUcrnng. Der Schaden beschränkt sich jedoch nur auf zerbrochene Fensterscheiben und Einrichtungsgcgcnständc. Transval wurde von fchweren Gewittern hcimgcsucht, wobei zahl reiche Eingeborene durch Blitzschlag getötet wurden. * 'Wie aus Mexiko gemeldet wird, stimmte der amerikanische Senat der Verlängerung der Amtsdaucr des Präsidenten der Republik auf sechs Jahre zu. Turnvater Sayn. Zu seinem 75. Todestage am 15. Oktober 1927. Vvn Oe. K. Brandes. Das Andenken an den Turnvater Jahn zn pflegen, ist heute nach dem verlorenen Kriege mehr denn je die Pflicht eines jeden Deutschen. Das Versailler Diktat beseitigte bei uns die allgemeine Wehrpflicht. Unser Heer ist nach Zahl nnd Be waffnung nicht einmal dem Tschechen vder gar dem ewig bcntchnngrigen Polen gewachsen. Der französische Soldat, der den europäischen Kontinent beherrscht, steht noch immer anz deutschem Boden. Die heutige Zeit ähnelt sehr den Jahren nach 1806, als das prenszische Heer bei Jena dem Korsen unterlag. Der damals 28jährige Friedrich Ludwig Jahn hatte die Truppen, in deren Reihen er gegen den Erbfeind kämpfen wollte, erst nach der Niederlage erreicht nnd mußte mit den versprengten Resten nach Lübeck flüchten. Er war schon frühzeitig als glühender Patriot zn Ansehen gelangt. Im Jahre 1800 hatte er die Schrift verfaßt: „Neber die Be förderung des Patriotismus im Preußischen Reiche. Allen Preußen gewidmet." Nach dem verlorenen Kriege streifte Jahn ruhelos im Laude umher und beschäftigte sich u. a. mit seiner Schrift „Deutsches Volkstum", die 1810 erschien. Er predigt darin eindringlich, daß in^r Deutschbewnßtsein, nationale Erziehung nnd ein volkstümliches Heer- und Staatswesen die Rettung des Vaterlandes bringen können. Jahn ist Zeit seines Lebens durch die Tal kür seine Worte eingetreteu. Seit 1810, nach dem er als Lehrer in Berlin Anstellung gefunden halte, zog rößer werdenden Knabcnscharcn zu den er mit seine» immer größer werdenden Knabc , , Leibesübungen, für die er unter Anknüpfung an die" alten Turniere das Wort „T nrnc n" fand, in die Hasenhcide nnd ans Wanderungen. Seine Schüler wurden unter seiner derben Erziehung überzeugte Deutsche, und 1813, noch vor des Kö nigs Aufruf au sei» Volk, stellte» sich Jahn nnd seine Turner als Freiwillige. Der Turnvater wurde Hauplmauu nud Kom mandeur des 3. Bataillons der Lützowschen Freischar. Nach den Befreiungskriegen lebte er durch Vorträge über deutsches Volks tum und vor allen: durch die Pflege der Turnkunst weiter seinen Idealen nach lind erfrente sich eines l,»beschränkten Einflusses auf die deutscheJugeud. Allerdings zog er sich durch unvorsichtige Aenßcrungeil das Mißtrauen der Preußischen Regierung zu; sein Turnplatz wurde gesperrt, er selbst als Demagoge verhaftet und zu zweijähriger Festungshaft verurteilt. Zwar hob die zweite Instanz das Urteil wieder ans, abor er kam unter Polizeiaufsicht und durfte seine» Wohnsitz — Freiburg an der Unstrnt — nicht verlasse». Dorthin, zn dem „Alten im Bart", pilgerten nun seine getreuen Turner nnd die Studenten, die ganze deutsche Jugend, die für die Ideale der Burschenschaft schwärmten. Um diese Wallfahrten zn erschweren, verlegte die Negiermig seinen Wohnsitz nach Kölleda. Erst im Jahre 1840 als Friedrich Wilhelm IV. de» preußischen Königsthron be- üieg, kamen Aufenthaltsbeschränkungen und Polizeiaufsicht iu Fortfall, und jetzt endlich, ein Vierteljcihrhnndert nach de» strei»»gSkriege», erhielt Jahn das Eiserne Kreuz. Wie groß .e Beliebtheit des Turnvaters beim deutschen Volke war zeigte sich besonders deutlich, als im Jahre 1838 eine Feuers brunst sein Hans nnd damit seine noch nicht vollendeten litera rische» Werke vernichtete. Die Spende» seiner Freunde flossen so reichlich, daß er sich ei» neues Heim bauen konnte. Die Er hebung des Jahres 1848 stellte ihn wieder in die vorderste Reihe: Der Kreis Freiburg wählte ihn iu das deutsche Parla- meut. Er saß auf der äußerste» Rechte» des Hauses mid trat für ei» erbliches deutsches Kaisertum »»ter Preußischer Füh- ruug ein Rednerisch ist er dort nicht oft hervvrgetreten Er war kein ^rennd der Revolution. Sein ganzes Streben galt der deutschen Eimgteit. Unter seinen hinterlassenen Anfzeich- nunaen finden sich die Worte: o Deutschlands Einheit Ivar der Traum meines erwachen- ben Lebens war das Morgenrot meiner Jugend, der Sonnen schein der Manncskraft nnd ist der Abendstern, der mich zur ewigen Ruhe geleitet. Für diesen Hvchgedankcn habe ich ge lebt und gestrebt, gestritten und gelitten. Anerkannt haben das elbst die Mainzer UnlersnchungSbehörde nnd der Bnndcstag. Beide haben mir nachgerühmt, daß „ich die höchst gefährliche Lehre von der Einheit Deutschlands zuerst aufgebracht." Das soll meine Grabschrift sein, wenn meinen Gebeinen noch ein Plätzchen in Deutschland vergönnt wird. An der Einheit Deutschlands habe ich fcstgehalten wie an einer unglücklichen Liebe " .rricdrich Ludwig Jahn. Jahu ist am 15. Oktober 1852 gestorben. Er hat Bis marcks gewaltiges Werk nicht mehr erleben dürfen. Aber er war einer der Wegbereiter. Die empfindsame, weltbürgerlich gesinnte Jugend der damaligen Zeit hat er zu einem wehr haften, kerndeutschen Geschlecht gehämmert. Angesichts dieser Verdienste ist cs ganz unerheblich, wenn er in seiner Derbheit nnd in seinem Franzoscnhaß recht weit gegangen ist. In ihm verehren wir den eigentlichen Schöpfer der Turnkunst. Die Turngeräte wurden von ihm eingeführt. Aber die körperliche Uebung war ihm nicht Selbstzweck, sondern mir das Mittel zur nationale» Erziehung. Dem gleichen Jwecke diente» seine Schriften, darunter seine sprachlichen Arbeiten. Er war einer der ersten, der die Bedentnng der deutschen Mundarten er kannte. Wer sich in Jahns Schriften versenkt, erkennt den hohen Mnt und den prophetischen Geist des Mannes erst in seiner volle» Größe. Gegen Ende seines Lebens hatte er man John-Museum in Freyburg a. d. Unstrnt. cherlei Anjemonngcn zn ertragen. Aber als ihm 1872, bei der 100. Wiederkehr seines Gebnrtstages, ans der Hasenhcide, sei nem alten Turnplatz, ein Erzstandbild und ein Stcinhügel er richtet wurden, sandten die Dcnlschcn aus alle» Gaueu, selbst von Uebcrsce unzählige Steinblöcke zn seinem Denkmal. Das beste Denkmal jedoch, unvergänglich nnd mahnend, errichtete er selbst, nämlich: i in Herzen seines Volk e s. Wieder ein Szeanflugzeug verschollen? Ohne Nachricht von Miß Elders. Das einmotorige Flugzeug „American Girl" ist zu letzt 540 Meilen östlich von Ncwyorl von dem Dampfer „American Banker" gesichtet worden, als es in schnellem Tempo in wcstöstlicher Richtung nach Paris zu flog. Seitdem fehlt aber vou dem Flugzeug der Miß Elders jede Nachricht, obwohl es schon nm Mittwoch vormittag nm 10 Uhr hätte auf dem Flugplatz Le Bourget bei Paris sein müsse», lind obwohl sich Hnndcrlc von Schiffen auf dem Atlantik befinden, vou denen wenigstens das eine vder das andere das Flngzcng hatten scheu müssen. Die Franzosen haben, wie einst bei Lindbergh, große Vorkeh rungen znm Empfang getroffen; schon nm frühen Morgen sollen über lO 000 Schnnlnstigc von Pnris nach Le Bourget geeilt sein, um die schneidige nmeriknnischc Mist zu be grüße». Während des ganzen Tages blieben sie ans dem Flugplatz und wartete» geduldig. Die verschiedensten Ge rüchte über den Verbleib des Flugzeuges kursierten bald unter der Menge, aber wieder einmal scheint cS so, als ob ein Ozcanflngzeng verschollen ist . . . ÜM Merr M dem Am MM« M gerettet Ncwyork, 13. Oktober. Nach hier vorliegenden, bisher noch unbestätigten Meldungen ist die amerikanische Fliegerin Miß Elders mit ihrem Flugzeug „Amcrican-Girl" in der Nähe der Azoren auf dem Ozcan notgclandct und von einem Dampfer aus genommen worden. Es soll sich um den Dampfer „Barcndrccht" einer Rotterdamer Linie handeln, der sich aus dem Wege nach Amerika befindet. Die Nachricht von der Rettung der amerikanischen Ozean- flicgcrin Miß Elders Hal in Ncwyort große Freude ausgelöst. Die Zeitungen verbreiteten die Nachricht durch Extrablätter. Die Nachricht von dem Start der Frau Grayson, ctncr Nichte des Präsidenten Wilson, wird jetzt dementiert. Sie will vielmehr warten, bis sich das Wetter auf dem Atlantik gebessert bat. Oie Ozeanflüge der Deutschen. Nach der kurzen Notlandung in Brunsbüttelkoog ist das Heinkel Wasserflugzeug „D. 1220" schnell wieder ge startet, denn die Beschädigungen waren nur geringfügiger Natur. Die Piloten schlugen die Richtung Cuxhaven- Norderney ein. Vermutlich wird das Flugzeug in Amster dam eine Zwischenlandung vornehmen und dann deu Weiterflug »ach de» Azoren nntrctc». Auch daS Flugzeug „D. 1230", das fast eine Woche in Lissabon geweilt hat, hat nunmehr deu Flug »mch den Azoren «»getreten. Die Flieger waren am Vortag der Abreise in Lissabon Gäste des deutsche» Gesandte«, der ihnen zu Ehre» eiu Esscu gab. Sie habe» sich in Portugal nur wegen des schlechten OzcnnwctterS so lauge anf- aebaltc» Äotraniüwg des deutschen Ozeanfliegers Berlin. Das deutsche Flugzeug „D. 1230" ist am Mittwoch m Lissabon gestartet, mußte aber nach der übcrsliegnug der Stadt wegen Maschincnstörung wieder landen. Ebenso halte das Schwimmslugzeug „D. 1220", das von Brunsbüttelkoog aus gestartet war, wieder einmal Pech. Der Kiihlcrdesekt war noch nicht ganz behoben, so daß das Flugzeug in Wilhelms haven nicdcrging. Der Weiterflug soll sobald wie irgend möglich vorgenommen werden, eventuell noch am Donnerstag. * Der Abflug des Flugzeuges „Nuugcsser-Coli" vou Afrika »ach Brasilien wird dementiert. Die beiden Flieger warten auf besseres Wetter über dem südliche» Atlantik. Berlin. Reichskanzler Dr. Marx ist »ach Abschluß seiner Reise durch die besetzte» Gebiete, von Speyer kommend, in Berlin eingctroffcn. In Speyer trugen Vertreter der Ge meinden, Wirtschaftsverbande usw. Wünsche und Beschwerde» der Pfal: vor. Oie NeichSpräsidcnlenbüsten im Reichstag. Berlin. Am Dienstag, den 18. Oktober, 12 Uhr mittags, smdct die Übernahme der Standbilder des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert nnd des Reichspräsidenten von 5-indenbnrg in der großen Wandelhalle des Reichstages statt.