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Allgemeiner Anzeiger : 11.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189708112
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-11
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.08.1897
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Kon Ualf «ad Fern. Kiel. Für den Prinzen Adalbert soll der Kaiser beabsichtigen, das an der Kieler Föhrde gebrochen. Walter war ihr verloren, sie hatte alle besseren und edleren Regungen in sich er stickt und konnte sich nun der Art von Leben, welche sie erwählt hatte, hingeben. Sie plante neue Feste, noch glänzender als das erste, aber welches Vergnügen würde sie davon haben, wenn Sir Gordon nicht dabei wäre. Sie dachte an Reisen, sie wollte nach Paris, nach Italien, dort würde und mußte sie ja auf andere Ge danken kommen. So vergingen einige Tage, an denen die verwunderten Bemerkungen ihrer Hausgenossen über Sir Gordons Fernbleiben qualvoll für Leonie waren. Dann kam ein Diner, auf dem die Thatsache, daß er nach Aegypten abgereist sei, so eingehend besprochen wurde, daß es ihr schien, als wollten die Vermutungen sich nie erschöpfen. „Du hast mir ja garnichts von Sir Gordons Abreise erzählt," sagte Nelly Day am Abend zu ihr. „Du hättest mir doch soviel Vertrauen schenken können, Leonie. Ich kann mir ja den ken, weshalb er fortging. Und ich glaubte so fest, daß du ihn liebtest." „Glaubtest du das? Ich habe kein Herz, Nelly, oder es ist wenigstens kalt wie Eis. Sir Gordon hat die Heimat für immer verlassen und du würdest mir einen Gefallen thun, wenn du ihn nie wieder in meiner Gegenwart er wähntest." Nelly verstand die Situation vollkommen: Es war Leonie schwer geworden, Sir Gordon zurückzuweisen, sie wollte nicht daran erinnert sein. Sollte es möglich sein, daß sie doch Paul den Vorzug gab? *Nach den letzten aus Honolulu einge troffenen Nachrichten erheben die Eingeborenen Hawais lebhaften Protest gegen die Ein verleibung ihres Landes in die Ver. Staaten. Allgemein ist man der Ansicht, daß Groß britannien, welches die Inselgruppe selbst zu besitzen wünscht, gegen die Annexion Front machen wird. Die Eingeborenen reiben sich schon an den Seeleuten der amerikanischen Kriegsschiffe. Es kommt fortwährend zu Schlägereien. Asien. *Wie verlautet, soll die japanische Regie rung als Schiedsrichter in der Frage der Beschränkung der Einwanderung von Japanern nach Hawai Belgien vorge schlagen haben. König Humberts Besuch in Deutschland. Der Besuch, den König Humbert dem deut schen Kaiser anläßlich der deutschen September- Manöver machen soll, bestreitet noch immer die Kosten der politischen Diskussion. Die Blätter aller Parteischattierungen konstatieren, daß die Ankündigung der Reise des Königs eine völlige Ueberraschung war. Anderseits wird darauf hingewiesen, daß auch die Potsdamer Reise des italienischen Königspaares im Jahre 1892 ohne jedwede Vorbereitung zur öffentlichen Kenntnis gebracht worden sei. Außerdem wird immer wieder betont, daß es sich auch diesmal, wie im Jahre 1892, um einen reinen Höflichkeitsakt, um einen selbstverständlichen Ausdruck der be stehenden Beziehungen handle. Um so merk würdiger ist der Lärm eines Teiles der fran zösischen und der italienischen Presse, welcher gar nicht zur Ruhe kommen will. Man muß gerechterweise allerdings bemerken, daß diesmal die franzosenfreundliche italienische Presse sich auffallender benimmt und lauter schreit, als selbst die chauvinistischen Organe in Frankreich. Die italienischen Radikalen, welche seit jeher mit Frankreich liebäugeln, sahen den innigeren An schluß an Frankreich offenbar schon vollzogen und bauten fest auf den nahen Abschluß eines Handelsvertrages. Selbstverständlich konnte der Besuch König Humberts unter diesen Umständen ihr Wohlgefallen nicht erregen. Diesem Teile der italienischen Presse und den französischen Chauvinisten ist ein äußerst kräftiger Artikel der .Gazzetta di Venezia' gewidmet, welcher diesmal wirklich das richtige Wort zur rechten Zeit findet. Das genannte Blatt läßt sich folgender maßen vernehmen: „Die italienischen Anbeter der französischen Republik wüten und schäumen über die Ankündigung der Monarchen-Zusammen- kunft und erklären, da sie einen anderen Grund für ihre Entrüstung nicht wohl finden können, diese Reise bedeute einen neuerlichen Beweis der unbedingten Gefolgschaft Italiens Deutsch land gegenüber. Kann man einen blühenderen Unsinn reden? Hätte man nicht im Gegenteil, wenn König Humbert die Einladung des deutschen Kaisers abgelehnt hätte, von einer Unterthänig- keit Frankreich gegenüber reden müssen? Die französischen Chauvinisten thun unrecht, sich wegen dieser Reise aufzuhalten, welche keinerlei Spitze gegen Frankreich hat. Lassen wir die Herren schreien, bis sie heiser geworden find. Denjenigen, welche so heftig nach einem An schlusse an Frankreich verlangen, können wir nur sagen, daß eine unbedingte Entente mit Frankreich nur auf Grund der politischen Knecht schaft Italiens durchzuführen wäre. Die Dinge und die Menschen, namentlich wenn es sich um Franzosen handelt, müssen so genommen werden, wie sie find. Wir werden uns heiser reden und es doch nicht dahin bringen, daß man dem Besuche unseres Königs die geringe politische Bedeutung zugefteht, die ihm wirklich zukommt. Hoffentlich wird die französische Regierung die Angelegenheit klüger anfaffen; nach den offiziösen Pariser Preßstimmen zu schließen, scheint dies auch thatsächlich der Fall zu sein." Nelly sollte nicht lange im unklaren bleiben. Wenn die Verlobung auch noch niemand be kannt sein sollte, so verriet Paul das Geheim nis mit jedem Wort und Blick. Und eine-- Morgens, als Nelly unvermutet cintrat, sah sie, wie er Leonies Hand in der seinen hielt und küßte. Einen Augenblick blieb sie wie gelähmt stehen. Sie kannte Leonie zu gut, um nicht zu wissen, daß diese bei aller ihrer Leichtlebigkeit nie jemand Freiheiten erlauben würde, der keiu Recht dazu hatte, sie sich zu nehmen. Sie machte die Thür leise wieder zu und ging in ihr Zimmer. Sie mußte allein sein, um ihre» Schmerz zu überwinden. Nelly hatte es sich ja immer nicht einge' stehen wollen, daß Pauls Liebe Leonie gehörte, sie wußte nur zu gut, daß dieselbe dort keine Erwiderung fand und diese Gewißheit hatte A stets neue Hoffnung gegeben. 14. Drei Monate später wurde die Verlobung veröffentlicht und es herrschte nur die eine Mel' nung, daß es eine ausgezeichnete Lösung der romantischen Erbschaftsgeschichte sei. Lady CharM leigh hätte ja bessere Partien machen können, aber es war doch immerhin gerecht, daß Pam nun durch seine Heirat in den Mitbesitz der schäft kam, und wahrscheinlich würde er st" später auch noch den Namen beilegen dürfen' damit die alte Familie nicht ausstürbe. Paul Barlow war so selig, daß er innm fürchtete, sein Glück könnte nicht von Besinn sein. Er liebte Leonie nur um ihrer selbst wm- und hätte es lieber gesehen, wenn fie arm S . herrlich belegene Hotel „Bellevue" anzukaufen. Als Kaufpreis wird eine Million Mark gefordert. Elberfeld. Der Eisenbahnminister Thielen hat sich mit Frau Wichelhaus in Elberfeld, der Witwe des Fabrikanten Rob. Wichelhaus, ver lobt. Minister Thielen war von 1881—1887 Präsident der Eisenbahndirektion Elberfeld. Die Hochzeit findet am 2. September statt. Der Minister steht im 60., die Braut im 53. Lebens jahre. Posen. Wie verlautet, wird die vor kurzem gemeldete Verhaftung deS Zahlmeisters Neu mann noch weitere Kreise ziehen, als man an fänglich annahm. Selbst in beteiligten Kreisen wird jetzt zugegeben, daß bei der Lieferung von Ausrüstungsgegenständen Unregelmäßigkeiten vor gekommen sind. Neumann, einer der ältesten Zahlmeister der Armee, erfreute sich allgemeinen Wohlwollens; man schenkte ihm großes Ver trauen. München. Einen ziemlich gewagten Scherz mit der bekannten Findigkeit der Post machte ein hiesiger Kaufmann. Er sandte einen Brief ab, der die Adresse trug: Hochwohlgeboren Herrn (dahinter eine Bleistiftzeichnung eines Ge sichtes), Tutzing. Die Post ging auf den Scherz ein und bestellte prompt dem ihr nach Namen, Stand und — Gesicht wohlbekannten Adressaten den Brief. — Vor Nachahmung wird gewarnt! Hochfelden. Vor kurzem fand ein Bauer im Weinberg von Alteckendorf (Unter-Elsaß) beim Aushauen alter Rebstöcke etwa einen Meter tief unter der Erde einen gußeisernen Topf, worin sich etwa 2800 Silbermünzen be fanden. Die fachmännische Untersuchung des Fundes ergab, daß es sich um über 100 ver schiedene Münzsorten, meist Groschen, mit un zähligen Varianten, größtenteils auS der Regie rungszeit der Kaiser Ferdinand II-, Ferdinand III. und Leopold II. handelte. Der Schatz wurde wahrscheinlich im spanischen Erbfolgekrieg ver graben, der 1705 und 1706 die dortige Gegend berührte. Seine eigentümliche Zusammensetzung läßt vermuten, daß er einem oder mehreren kaiserl. Soldaten gehörte. Lausanne. In dem Medaillen-Kabinett deS Staats-Museums ist kürzlich, wie schon berichtet, ein bedeutender Diebstahl verübt worden. Unter anderen sind goldene Denkmünzen, die zur Feier des 600 jährigen Bestehens der Schweizerischen Eidgenossenschaft geprägt waren, sowie Genfer goldene Ausstellungsmedaillen, ferner Thaler des Kardinals Schinner und auf Eidgenössische Schützenfeste bezügliche Münzen gestohlen wor den. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß der Dieb versuchen wird, die gestohlenen Sachen in Deutschland zu verwerten, so wird vor ihrem Ankauf gewarnt. Es empfiehlt sich etwa zum Kauf angebotene Münzen und Medaillen, die zu den gestohlenen gehören könnten, anzuhalten und der nächsten Polizeibehörde unverzüglich Mitteilung zu machen. Wieu. Am Mittwoch nachuÄag kam in das Miedergeschäst der Emilie Skoda in der inneren Stadt eine Frauensperson, die längere Zett Mieder wählte und schließlich eines um den Preis von 19 Gulden aussuchte. Plötzlich er klärte die Käuferin, die Tasche, in welcher sich ihr Geld befand, sei ihr abhanden gekommen. Frau Skoda, der die Käuferin verdächtig war, erklärte, fie werde die Wache rufen, um das Lokal untersuchen zu kaffen. In diesem Augen blick zog die Frauensperson ein Messer hervor und stieß es der Geschäftsinhaberin in den Hals. Frau Skoda stürzte, an der linken Seite des Halses verwundet, mit Blut bedeckt auf die Straße, fortwährend um Hilfe rufend. Eine große Menscheymenge sammelte sich an, durch welche die Fremde zu entkommen trachtete, indem fie gleich den übri gen rief: „Haltet ihn auf! Haltet ihn auf!" Wiewohl Frau Skoda der Ohnmacht nahe war, hatte fie noch so viel Kraft, um dem Publikum die Attentäterin zu bezeichnen. Diese wurde sestgenommen. Auf der Polizeidirektion gab fie an, Hedwig Mrazek zu heißen und das Attentat aus Not verübt zu haben. Sie erklärte, keinen i Mord beabsichtigt zu haben, sondern wollte Frau . ! Skoda nur widerstandsunfähig machen, um sich ! dann der Kasse zu bemächtigen. Bei der Atten- ' täterin fand man bei der Leibesvisitation Chroro« 1 forni und eine Schnur. Politische Dmrdschau. Deutschland. *Jm Gefolge des Kaisers und der Kaiserin während des Aufenthalts in Petersburg befinden sich: der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, der Oberhofmarschall Graf Eulenburg, der Kommandant des Hauptquartiers General-Leutnant v. Plessen, der Chef des Militärkabinetts General v. Hahnke, der Chef des Zivilkabinetts v. Lucanus, der Chef des Marine kabinetts v. Senden-Bibran, der deutsche Bot schafter in Rom v. Bülow, die Flügeladjutanten Oberst v. Scholl, Oberst v. Löwenfeld, Oberst Graf v. Klinckowström^ ferner Oberst v. Villaume, Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat Frhr. von Wilmowski, Generalarzt Dr. Leuthold; die Oberhofmeisterin Gräfin v. Brockdorff, Fräulein v. Gersdorff, Gräfin v. Bassewitz, Oberhof meister Frhr. v. Mirbach, Kammerherr von dem Knesebeck. *Zu den Reisedispositionen des Kaisers verlautet aus diplomatischer Quelle, der Monarch werde sich bald nach seiner Rück kehr aus Rußland nach Ostende begeben und dort eine Zusammenkunft mit dem König der Belgier haben, um die durch die Kündi gung derHandelsverträge geschaffene Lage zu besprechen und eine übereinstimmende Haltung Deutschlands und Belgiens zu verab reden. Herr v. Bülow werde den Kaiser be gleiten. *Mit dem italienischen Königs paar trifft das deutscheKaiserpaaram 7. September in Wiesbaden zusammen. Es werden Vorbereitungen für ein Begrüßungs festspiel getroffen. *Dem Vernehmen nach sind im Schoße der Preuß. Staatsregierung Ms kaiserlichen Befehl bereits Verhandlungen eingeleitet, wie angesichts der durch das Hochwasser entstandenen Not Hilfe zu schaffen sei. Invalidenrenten find seit dem Inkrafttreten des Juvaliditäts- und Altersver- ficherungsgesetzes bis einschließlich 30. Juni 1897 von den 31 Versicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kasseneinrichtungen bewilligt worden 258 742, Altersrenten 307847, Beitragserstattungen 148181 gegen 117 246 bis zum 31. März 1897. * Die Propftcisynode Nordtondern ver warf den von dänischen Parteigängem gestellten Antrag auf Einführung von zwei däni schen Sprachstunden in den Volksschulen Nordschlcswigs mit zwei Drittel Mehr heit. Der Agitafionsantrag, welcher alljährlich von den dänischen Mehrheiten der Synoden Tönninglehn, Hadersleben, Apenrade und Son derburg angenommen wird, war in Tondern zum ersten Male, eingebracht. Oesterreich-Ungarn. * Der .Wiener Zeitung' zufolge ernannte der Kaiser den Erzherzog Franz Ferdinand zum Protektor für die B et eili g u n g Oester reichs an der Pariser Weltaus stellung und den Handelsminister Freiherrn Glanz v. Eicha zum Präsidenten des öster reichischen Zentral-Ausschusses für die Aus stellung. Ein Aufruf des Handelsministers fordert zu weitgehendster, würdiger Beteili gung auf. *Das italienische Element in Tirol wünscht eine TeilungdesLandes nach nationalen Grenzen, vor allem eine Zer legung des Landtages in eine deutsche und eine italienische Kurie. Jüngst indes hat der Statt halter Graf Merveldt dieses von einer Abordnung der Italiener Tirols gestellte Verlangen ab gewiesen, „weil die Teilung geschichtlich ge wordener Gebiete, wie die Königreiche und Länder find, welche deu österreichischen Staat bilden, nach nationalen Grenzen auch außerhalb Tirols Folgen nach sich ziehen könnte, für welche die Regierung die Verantwortlichkeit nicht übernehmen kann." Mit anderen Motten, die Wälschtiroler wurden abgewiesen, weil man sonst den Deutschen in Böhmen dieselben Rechte ge währen müßte. So spielt auch in diese An gelegenheit die böhmische Frage hinein. * Von einem Schiedsgericht zwischen Ahr Geheimnis. Roman a. d. Englischen d. Lady G. Robertson. lF»rtsk,UN^> Leonie stand auf und trat zu Gordin. „Walter," sagte fie, „wollen Sie ach: nicht verzeihen?" „Ja," erwiderte er, „ich will Ihnen ver geben, wie Gott uns Menschen auch unsere Sünden vergibt. Ich will nicht im Zorn von Ihnen scheiden, denn wir werden uns nie Wieder sehen, nie wieder." „Sie wollen mich doch nicht verlassen?" bat fie. „Sprechen Sie doch nicht von völliger Trennung, wir können doch Freunde bleiben." „Wie grausam, wie egoistisch doch ein Mädchen sein kann!" sagte er. „Nein, so stark bin ich nicht, ich werde ins Ausland gehen und ver suchen, Sie zu vergessen." Sie umklammerte seinen Arm. „Gehen Sie nicht sott," flehte sie. „Wie soll ich ohne Sie leben?" „Das hätten Sie früher denken sollen, jetzt ist es zu spät. Leben Sie wohl, und möge Gott Ihnen verzeihen, was Sie an mir ge sündigt haben." Sanft löste er ihre Hände und schritt davon, ohne einen Blick auf fie zu werfen, die « in Verzweiflung zurückließ. Für ihn gab es nur einen einzigen Weg: er wollte weit fortgehen, wo er nie wieder etwas von dem Mädchen Hötte, das ihn so schändlich betrogen hatte. Sein Stolz kam ihm zu Hilfe und reitete ihn vor einer verzweiflungsvollen That. Sein Leben konnte er noch im Dienste! anderer nutzen, aber das, was ihm Wert ver lieh, war dahin. Sein Entschluß, abzureisen, stand fest, und als Hauptmann Barlow ihn erstaunt nach dem Grunde fragte, bekam er nur eine kurze Antwort. Walter Gordon entschuldigte sich unter dem Vorwande, daß ein am Morgen er haltener Brief ihn zwinge, nach Hause zu kommen. Paul war im ersten Augenblick sehr er staunt, dann fing er au, den Zusammenhang zu ahnen. „Leonie hat ihm einen Korb ge geben," sagte er zu sich, „und deshalb soll unsere Verlobung noch nicht veröffentlicht werden." Diese Ueberzeugung stimmte ihn milde und freundlich gegen Sir Gordon. Er half ihm bei seinen Reisevorbereitungen und als fie sich auf dem Bahnhof zum letzten Mal die Hand reichten, bat Paul, gelegentlich Nachricht von Sir Gor dons Ergehen zu erhalten. „Das kann ich nicht versprechen," erwiderte dieser. „Ein schweres Leid hat mich niederge drückt; sollte ich es je überwunden haben, so werden Sie von mir hören, sonst nicht." Diese Worte verfolgten Paul Barlow lange, er konnte fie nicht wieder vergessen und stets dachte er in seinem Glück des Mannes, dessen Liebe zurückgewiesen war. Wochen und Monate wartete er auf einen Brief, als aber keiner kam, mußte er einsehcn, daß der Kummer des Freundes immer noch derselbe sei. Wie lange Leonie noch ihrem Schmerz freien Lauf gab, wußte fie selbst nicht. Endlich stand sie auf und schütt langsam dem Hause wieder zu. Jetzt hatte fie alle Brücken hinter sich ab England und Transvaal will dicGgk lische Regierung nichts wissen, da sie d«süd afrikanische Republik nicht als einen selbsMoigen Staat anerkennt. Kolonialminister Chamberlain erklärte im Unterhause: „Man erwartet von mir hinsichtlich des Transvaal zu erklären, daß, falls Schwierigkeiten über die Deutung der Konvention entstehen, diese Fragen einem Schiedsgericht überwiesen werden. Es wäre aber ein außergewöhnliches und beispielloses .Verfahren, einem fremden Tribunal Streitig keiten zwischen dem Suzerän und dem unter geordneten Staate zu unterbreiten." Portugal. * Privatnachrichten aus Lissabon bestätigen, daß die „portugiesische Revolution" nichts weiter sei, als ein großartiger von den Ministern ins Werk gesetzter Schwindel, um die eigenen Missethaten vergessen zu lassen. Irgend ein republikanischer Putschversuch, wie etwa vor drei Jahren, als in den Straßen von Porto ganz lustig geknallt wurde, hat nicht stattge funden, vielmehr wollten angesehene Kaufleute, die weit entfernt find, republikanisch gesinnt zu sein, nur gegen die beabsichtigte Verschleu derung des National-Vermögens Einspruch erheben und beschuldigten die Minister der Bestechung. Dafür erklärt man fie zu „Republikanern" und „Anarchisten", unterdrückt die Zeitungen und macht den Philister durch militärische Maßregeln gruselig, als ob der Bürgerkrieg unmittelbar bevorstände. Das frisch gewaschene Unschuldskleid der Minister weist aber doch ganz bedenkliche Flecken auf und es liegt die Gefahr vor, daß, wenn man den Teufel der Revolution an die Wand malt, er auch einmal wirklich erscheint. Balkanstaaten. * Das tückische Verlangen auf Zahlung der ersten Rate der Kriegsentschä digung innerhalb zwei Wochen nach Ab schluß des Vorfriedens und Besetzung der Linie Kalabake-Trikala-Karadagh-Volo bis zu diesem Termin verwarfen die Botschafter. Dagegen wurde der Türkei der Besitz Volos bis zur ersten Zahlung zugestanden. Die Kabinette sollen von der Absicht des Königs von Griechenland, dem Throne zu entsagen, neuerdings Kennt nis erhalten haben. Man glaubt indes, König Georg werde es mit seiner Ehre nicht vereinbar finden, Griechenland in einem Augenblick seinem Schicksal zu überlassen, wo es unter den Folgen der von ihm selbst inaugurierten Politik schwer zu leiden hat. *Jn Konstantinopel ist seit einigen Tagen wieder von bevorstehenden Armenier putschen die Rede. Die türkische Negierung trifft ausreichende Vorsichtsmaßregeln für alle Fälle, doch darf man hoffen, daß an den Ge rüchten nichts Ernsthaftes ist. *Nach Informationen von maßgebender Stelle ist die Aufhaltung des türkischen Geschwaders auf seiner Fahrt nach Kreta lediglich dem energischen Auftreten der europäischen Admirale zu verdanken, die in diesem Falle, ohne die Kabinette zu befragen, vorgingen und ein entschiedenes Halt geboten haben. * Eine türkisch-montenegrinische Kommission prüfte die Ursachen des letzten Zwischenfalles an der Grenze und verfaßte ein Protokoll über diese Angelegenheit. Der Zwischen fall wurde freundnachbarlich beigelegt. Die Albanesen haben die Grenze verlassen und die Ordnung ist überall wiederhergestellt. Amerika * Zur Frage des Robbenfanges im Beringsmeer ist das amerikanische Staats departement durch dev Botschafter der Ver. Staaten in London, Hay, benachrichtigt worden, daß die britische Regierung den Vorschlag der Ver. Staaten, im Herbst eine Konferenz über die Frage des Robbenfanges in Washington ab zuhalten, angenommen hat. *Der Madrider ,Heraldo' meldet aus Washington, Nordamerika hätte Spanien eine Frist von vier Monaten gegeben, um die Ruhe auf Cuba wieder herzustellen. Wenn der Friede bis dahin nicht hergestellt ist, werde Amerika für Cuba Partei ergreifen.
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