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71. stabrgang Nr. 221 Innere Krise in Voten Staatspräsidenten, das vom Plenum mit Lärm nnd dem Nus „Feiglinge, Ihr fürchtet Euch" ausgenommen wurde. Die polnische Zmmrzlorge. Das Bestreben der Negierung, der Opposition Boden abzugrabe», geht ans einer Darlegung hervor, die soeben der Finanzminister Czechowicz zn offcnsichtliehein Zweck vor der Presse wachte. Obwohl in der ganzen Welt die wenig günstige Lage der polnischen Finanzen bekannt ist, bemühte sich der Finanzminister, möglichst rosige Lichter ansznsehen. Er sprach von Überschüssen, von der noch in der Luft schwebenden amerikanischen An leihe. Die Gold- nnd Devisendeckung wachse beständig. Nichtsdestoweniger erachte die Regierung den Zufluß ans- ländischen Kapitals als nühlich nnd notwendig sür das polnische Wirtschaftsleben. Das kann aber nicht von einer Anleihe mit ungünstigen Bedingungen erwartet werden. Wenn die amerikanische Anleihe z n st a n d e k o in in c . . . nsw. Darauf wartet man nun schon seit dem vorigen Jahre. Aber die Amerikaner scheinen weniger Vertranen zn besitzen als Herr C z e ch o w i c z. Sie lassen noch tmmcr nichts Ernsthaftes von sich hören. Der Fall Zagorsfi. So wurde der das stärkste Juteressc erregende Antrag in der Affäre des geheimnisvoll verschwundenen Flicger- gencrals Zagorski nicht nur vou sämtlichen drei Rechts parteien, sondern auch von den Sozialdemokraten, der Bäuerlichen Volkspartei und der Nationalen Arbeiter partei unterzeichnet. Die Anfrage weist noch ans die tiefe Beunruhignng hin, die das Verschwinden des Generals in der Bevölkerung hervorgerusen habe, nnd fordert die Regierung auf, alles zn unternehmen, das; die Wahrheit enthüllt und die Schuldigen bestrast werden. Ferner liegt vor der Mihtrancnsantrag der Nationaldemokratcn gegen Unterrichtsminister Dobrncki und der Antrag des gleichen Klubs, der Regierung die seinerzeit erteilten Voll machten zn entziehen, da sie, wie cs in der Begründung hcißr, zn politischen und zn Partcizweckcn benutzt wurden. LLm den ItzesoluNonsentwurf der VbrüftungökommWon. Genf, 2». September. Das heute eingesetzte Nedaktions- komiice, das die Anträge des Grafen Bernstorff und Paul Boncours über die weitere Behandlung des Abrüstungspro blems zu einem einheitlichen Nesolutionsentwurf züscuumen- sassen soll, tritt morgen vormittag zusammen. Die deutsche Delegation hat sich heute abend in einer längeren Besprechung eingehend mit einer neuen Formulierung besagt, die von deutscher Seite als Nesolutionsentwurf für die Zusammen fassung der beiden Anträge eingebracht werden soll. Die Dele gation hält morgen vormittag vor dem Zusammentritt des Ne daktionskomitees noch eine Besprechung ab, um eine endgültige Formulierung des Nesolutionsentwurfes zu beschlichen. Man nimmt an, das; die Verhandlungen des Abrüstungs ausschusses noch einige Tage tn Anspruch nehmen und voraus- A. Wz bMM Mr Vie MlMWMMmnz.! Genf., 20. September. In der zweiten Kommission der Völkerbundsversammlnag für soziale Fragen erstattete Neichs- außemninistcr a. D. Dr. Külz Bericht über die Weltnothilfe- konserenz. Dr. Külz wies daraufhin, das; das endgültige Er gebnis dieser internationalen Staatenkonferenz der Völkerbunds- Versammlung als Beschlußfassung für eine internationale Kon vention vorliege. Der Weltnothilsevcrband sei ein Beweis inter nationaler menschlicher Solidarität derer, die ihn schufen. Es sei Pflicht aller Nationen, an der unbedingten Entfaltung dieses Ge dankens mitzuarbeiten. Keine Nation lebe in der Welt für sich allein. Die äußere Verflechtung des Lebens der Völker werde von Jahr zu Jahr stärker werden. Der Weltnothilfeverband sei ern Zeichen des erwachenden Verständnisses für eine solche Ent wickelung. Der polnische Sejm vertagt. Warschau, 20. September. Der polnische Sejm wurde heute nachmittag unmittelbar nach Beginn der Sitzung durch ein Dekret des politischen Staatspräsidenten auf 00 Tage vertagt. Kurz vorher hatte eine Konferenz zwischen dem Staatspräsiden ten Marschall Pilsndski und dem Dizepremicr Bartel im Schloß stattgesunden. Nachdem die Negierung seit langen; ostentativ allen Sejmsitzungen ferngeblieben war, waren zu der heutigen Sitzung fast sämtliche Minister erschienen. Sofort nach Eröffnung der Sitzung verlas Vizepremier Bartel das Vertagungsdekret des pilsudski vor GewaMaßnahmm. Auflösung des Landtages bevorstehend. Der eigentlich an der Spitze des Polnischen Sinntes stehende Ministerpräsident P i l s n d s k i regiert bekanntlich mit stark diktatorischen Gelüsten. Er hat kürzlich den Sejm, den Landtag, ohne dessen Zustimmung vertagt, weil der Sejm dem Marschall nicht willfährig genug erschien. Ferner hat Pilsndski einen Pressecrlasr hcrnnSgcgcbcn, der ähnlich wie in Italien die noch bestehende dürftige Presse freiheit gänzlich zunichte macht. Der wieder zusamme»- gctrctcnc Sejm hat nun in seiner ersten Sitzung diesen Pressecrlasr als nicht dem StaatSwohl entsprechend mit überwiegender Mehrheit n b g c l e h n t. Marschall Pil- sudski ist daraufhin sofort ans seinem Sommcrnrlanb nach Warschau znrückgckehrt und hak über die Lage mit dem stellvertretenden Premierminister Bartel beraten. Pilsndski soll die Absicht haben, den Sejm unter Umständen nnfznlöscn nnd einstweilen seine Alleinherrschaft zn prokla mieren. Man erwartet,jedenfalls starke innere Verwick lungen. Im Sejm scheint vorläufig noch der feste Wille zu be stehen, die unhaltbare Lage, wie sic gegenwärtig zwischen Negierung und Volksvertretung besteht, zu beseitigen, oder, falls dies nicht möglich sein sollte, zu klären. — Die ge samte Rechtspresse stellt die Verschärfung der innenpoliti schen Lage fest. Es kommt dies auch in den zahlreichen Interpellationen und Anträgen der mächtig angewachscncn Opposition znm Ausdruck. Für eilige Leser. * Reichspräsident von Hindenburg ist von seiner Tannenberg- rcise nach Berkin zurückgekchrt. * Könnecke ist zu einem Fluge Köln-San Franzisko ge startet. * In Polen sind- heftige innere Schwierigkeiten zwischen der Regierung und dem Landtag zum Ausbruch gekommen. Pil sudsli droht mit der Auflösung des Landtages. * Ein japanischer Dampfer mit ZOO Passagieren ist in der Nähe von Tsingtau gesunken. * Das in Genf erscheinende oppositionelle Blatt „Lina Kom- beturc" veröffentlicht den Inhalt eines angeblich zwischen der albanischen und der italienischen Negierung abgeschlossenen Ge- hcimvcrtragcs. * Meldungen aus London und Peking besagen, daß der an geblich ermordete deutsche Forscher Fächer lebt und sich 10 Tage- märjchc nördlich von Lhasa befindet. * Nach einer Meldung aus Nom ereignete sich in der^Nähe von Ascoli ein schweres Straßcnbahnungliick. Als der Führer in einer Kurve bremste, überschlug sich der Wagen über den Straßenrand. Fünf Fahrgäste wurden getötet, acht erlitten schwerere und leichtere Verletzungen. Meer hinaus zur Hauptstadt Adis Abeba fertig. Damit wurde das sehr wertvolle Hochland„crschlossen". Uud tatsächlich gehen mgefähi. 80 Prozent des abessinischen Handels über Djibuli. Lie italienische Bahn voir Massaua nm Noten Meer hinauf rach Asmara uud weiter uacb Südeu mit den; Ziel, bis ins 'übliche Svmaliland dnrchznstvßen, kann mit der französischen . wt konkurrieren (schmalere Spnrweitc, nomadisches Hütter amd) Biel stiller als die andern, dafür um so zäher uud weit sichtiger, arbeiten die Engländer. Kein landwirtschaftlicher Ertrag reizt sie, sondern der Besitz des Tsana-Sees, des Quell grbietes für dcu Blauen Nil, der bei Ehartnm in den Weißen Nil mündet. Gewaltige Wasserbanpläne zwecks Vergrößerung der riesigen sudan-ägyptischen Baumwvllknlturen sind ihre wirtschaftlichen Beweggründe. ..... . Seit 1882—84 haben die drei Kolonialmächte abschnitts weise die Grenzen ihrer Eiuslußgebiete gegen das zentrale Hoch land vorgeschoben. 1900 ging man einen Vertrag ein, iu dem die regionale Aufteilung Abessiniens beschlossen wurde. Zur Ausführung kam cs allerdings nicht, auch nich» 1915 bei ähnlicher Gelegenheit. Kritisch wurde aber die Lage durch den englisch italienischen Dezember-Vertrag vou 1925 zwischen Chamberlain und Mussolini, der den Italienern Ost- Abessinien cinränmte als „Interessensphäre", den Briten da gegen den reichen Westen und Süden zusprach. Französische tänischeu Gesamtlandes und fast die Halste seiner Bevölkerung kommen heute auf britische Besitzungen. Ein gleich großer Raum und eiil weiteres Drittel der Gesamtdewvhnerzahl stehen unter französischem Einfluß. Dicht neben dem Schuittpuukt der beide» kolouialeu Hauptachscu — der sranzösischen West-Ost-Liuie uud der bri- tischen Süd Nord Linie — erhebt sich das Gebirgsland und Kaiserreich A b e j s i n i e n. Dies Gebiet ist neben dem win zigen, nur durch amerikanische Finauzvormnndschaft noch am Leben erhaltenen Negerstaat Liberia die tatsächlich einzige und letzte Hochburg freie» A s r i k a » e r t u m s. Seme Unabhängigkeit verdankt Abessinien folgende» drei Tatsache». Zunächst der Güte seiner Grenzen, die »wist als gestaffelte Hvchgebicgswände von über 1000 Meter Höhe das Land ge radezu mauerartig von aller Umgebuug abschließen. Sodann der kriegerische» Tüchtigkeit seiner Bewohner, die, in der be herrschende» Schicht voir semitisch-amharischem Blut, in be° wmldernngswürdige» Kämpfen die Freiheit ihrer Berge üüd Herzen gegen jedermann z» wahren wußten; unsergessen bleibt die fürchterliche Niederlage der eingedrmtgenen Italiener bei Adua 1898. Schließlich ist es die Politische Nebenbuhlerschaft seiner drei Nachbarn, der Engländer (Sudan-Ostafrika), Fran zvsen (Djibnti) und Italiener (Erythrca-Somaliland,', wodurch Abessiniens Selbständigkeit getragen wird wie etwa der spie' lende Ball vom Druck der Fontänenstrahlen. ' Abessiniens Bedeutung, d. h. sein »men- und außenpoli tisches Gewicht, gründet sich auf seiue L a n d w i r t s ch a s t. Der überwiegende Teil der nur dünn gesäten Bevölkerung ge hört den; Banernstande an, und zwar herrscht iu; allgemeiue» die Klembauernwirtschaft, besonders im südlichen Hochland, vor, während in; Norden die Nomaden überwiegen. Wenn übrigens die Berechnung des russischen Forschers Dr. Vavilow stimmt, der kürzlich Abessinien bereiste, so wäre zurzeit höch- fieus em Zehntel des anbaufähige» Bvde»s erst u»ter dem Daneben nm» bedenken, daß in einer Höhe von "u gesundesten Gebirgsklima, noch etwa 100 000 Quadratkilometer so gut wie uubesiedelteu Landes vorhanden stnd, die sich ausgezeichnet für europäische Siedler cngnen. Die wichtigsten Erzeugnisse für de;; Weltmarkt sind Rinds- und Ziegenhante, sodann Kaffee, daneben Wachs und Zlbet und scb leßlich Baumwolle, Kautschuk, Elfeubeim Das Getreide bleibt in; Lande. Eingeführt werde»; müssen Baum- wvllwaren und Metallgegenstände. denn nicht verwunderlich, das; d;e drei potlüschen Anrainer - England, Italien, Frankreich i eingehend für Abessinien interessierten. Z»- dü r^ ^gel abgeschossen. 1916 mar du französische Eisenbahn von Dübnti am Roten Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltene !15 nun breite Petitzcile 20 Psg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg.. 65 nun breite Neklamezeile 80 Psg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tari,. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Abessinien. Boi; vr. Erich Sander-Braunschweig. Afrika ist heule nicht mehr der „dunkle Erdteil", als der es noch unsern Eltern galt. Sv phantastisch lange Zeit hin durch die Berichte Ware», die über seiue Völker uud Land schaften umliefen, so erstaunlich war die Schnelligkeit, mit der in den letzten Jahrzehnten der Schleier von seinen Geheim- tlissen gelüftet wnrde. Wenk man heute die politische Karte des dunklen Kontiueuts überblickt, so liegt das Bild klar: Afrika ist eine e u r o P ä i s ch e Kotonie! Der riesige Nvrdwestblock bis tief nach Zeutralafrika hinein ward fran zösisches Machtgebict, während über der breiten Ostslanke vom Sudkap bis Kairo hinaus der britische Union Jack flattert. Was von deu übrigen Nationen: Portugiesen, Italienern, Bel giern, Spaniern, ehemals Deutschen noch Kolonialinteresseu pflegte, spielt neben den beiden großen Erdteil-Besitzern so gut wie keilte Rolle mehr. Mehr als ein Drittel des asri- Einsliisse beim Völkerbund schlugen dann aber diesen Plan zunächst noch einmal nieder. Es ist kein Zweifel möglich, das; England den scharfen Gegensatz zwischen Italien und Frank reich benutzt, um im Lrubeu zu loche». Es wird eines gute» Tages soweit komme», daß beide um ihre Vormachtstellung in; westliche» Mittelmeer kämpfcmd ihre Kräfte messen, während gleichzeitig England in Abessinien mit freier Hand schalten wird. Unter diesem Z»km;ftSblick sollte man anch alle Auswa»- dernngspläne betrachten, die zurzeit auf Abessinien zielen. Viel wichtiger allerdings ist die einfache Tatsache, das; in Abessinien an europäische Einwanderer kein Grund und Bode»; verkauft, souderu mir auf 80—60 Jahre verpachtet wird. Sicherlich ist genügend klimatisch für europäische Ansiedler prachtvoll geeig- letcsLand Vorhände»». Ohne festenArbeitsvcrtrag in derTnsche sollte jedoch niemand jenes Land aufsuchen. Die Hunderte von österreichische»; Arbeitslosen, die kürzlich »»nter Führung eines Peter Waller in Wien zwecks Auswanderung nach Abes- sinien znsammentraten, werden sich noch wunder». Deutsche Techuiker, Industrielle, Wissenschaftler genieße»; guten Rnf und werden in jüngster Zeit de»; andern Ausländern gern vorgczogen. Wir müssen uns mit dieser bescheidene»; Tatsache zunächst abfiudcn. Aber »vir »volle»; hoffe»;, daß unsere Saat einst gute Früchte bringe»; wird. Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinoen Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prosten Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf. Wendischsähre sowie für das Gesamtgebiet der Sächsische» Schweiz st-nd-u ---Ib-°»un« »°d »«-UU ISE n«»m. » U»- ml, UlÄN-iü «'N« »rei, (m RM.) halbmonatlich in« Ha crtc Erhöhungen der Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die „Itzku Lte anuNchen Aikanlumachunk«- I-'— BanllknI^ni ... ,iini°r»°nung und .Unl°runttungsb°lia,°-, Das Leben im Bild" Zlsndlye Womenveuagen. "g,^. der Welt der 8rau". Illustrierte Sonntllgsbellllge 2 ' „folg«. HSHcrcr Gemalt Streik Äu.lperrung, B-trieb.stSrung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitun, Bad Sckandau, Mttwocb, den 21. September 1027