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Sächsische ELbzeiimg Sächsische Schweiz Untertialtungsbellage-, Agg Leben lM BUÜ Ständige Wockenbeilsgen Bsd Scksnüau, Dienstag, den 4. Oktober W27 71. Jahrgang Nr. 232 RkiDWDent l. Hisenbm m ks ilcMe ÄI! ihr Gedenken ti-s gerührt und herzlich erfreut hat. ührcn sollen. * Zwei deutsche Flugzeuge wollen von Lissabon aus noch in diesem Jahre den Atlantik in Etappen überqueren. * Der berühmte schwedische Naturforscher Svante Arrhenius ist in Stockholm gestorben. freundeten Machte zum Ausdruck zu bringen, Spanien wieder im Völkerbünde zu sehen, wie cs das allgemeine Interesse Spaniens erfordert. Im Völker- bund kann Spanien auch deu sichersten Einfluß auf die Wahrung des Friedens und seines eigenen Prestiges in der Welt ausübcn. Wenn cs Chamberlain gelnngcn ist, beruhigend zu wirken, so würde er der internationalen Solidarität einen bedeutenden Dienst erwiesen haben. Die offiziöse Pariser Presse läßt durch ihre vorsichtige Haltuug die Bcuuruhigung erkennen, die in der französischen Öffentlichkeit und in den französischen politischen Kreisen über den Zweck der Begegnung Cham berlains mit Primo de Ribera herrscht. Die Gefahr einer euglisch-spanischütalieuisch-gricchischcu Mittelmeer- eutcntc, der „Licblingsidce" Mussolinis, wird zwar bezweifelt, aber in die Erörterungen über das Tanger- Problem noch mit ciubezogcn. Jedenfalls hat die schroffe Stellungnahme der französischen Presse und der offiziösen Kreise gegenüber den spanischen Wünschen in den letzten Tagen einem merklich versöhnlicheren Charakter an genommen. Mlnisteppräsiöentenbefpfechung. Berlin, 3. Oktober. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers fand heute nachmillag in der Reichskanzlei eine eingehende Aus sprache der Mitglieder der Ncichsrcgicrnng mit den in Berlin an wesenden Staats- und Ministerpräsidenten der deutschen Länder über eine Anzahl der bedeutendsten schwebenden politischen Pro bleme statt. Es herrschte Uebcremstimmlmg darüber, die eben beginnenden Beratungen des Ncichsrats über das Schulgcscg, die Besoldungsrcform und das Liquidationsschädengcsetz allseitig so zu fördern, daß die entsprechenden Verhandlungen des Reichs tages, wie beabsichtigt, am 17. d. M. beginnen könne». Die weitere Beratung mit den Vertretern der Länder siihrte zu einer grund sätzlichen Erörterung des staatsrechtlichen Verhältnisses zwischen Reich und Ländern. Angesichts der großen und geradezu ausschlag gebenden Bedeutung dieses Problems wurde eiuc Sondersitzung von Vertretern der Reichs- und der Länderregierungen in Aus sicht genommen. In der Einzelbcralung standen schließlich die Dcsoldungorcsorm und das Stcucrrahmengesctz im Vordergrund der Erörterungen. Die eingehende Aussprache diente der gegen seitigen Orientierung über die verschiedenen Ausfassunge». Be schlüsse wurden nicht gefaßt. Bemühungen um eine frauzösisch-russisch-poluischc Verständigung? Kowno, 3. Oktober. Wie aus russischen diplomatische» Kreisen berichtet wird, hat das Außenkommissariat die Absicht, die französisch-russischen und die polnisch-russischen Verhand lungen in Zusamenhaug zu bringen, um durch eine srau- züsisch-russisch-polmsche Verständigung eine enge Zusannneuarbeit zwischen diesen drei Staaten in allen Fragen der osteuropäischen Politik zu erreichen. Diese Zusammenarbeit ist als Gegengewicht gegen eine angeblich bestehende deutsch-englische Zusammenarbeit in den Oststaalen gedacht. Insbesondere soll sich der russische Außenkommissar Tschitscherin stark für diese Pläne einsetzeu. Wie hierzu aus politische» Kreise» Moskaus mitgetcilt wird, werden diese Versuche einer „westlichen" Orientierung der Sow- jetdiplomatie jedoch nicht überall gebilligt. Es wird darauf hm- gewicsen, daß zwischen Polen und der Sowjetunion Lie politischen Meinungsverschiedenheiten so groß sind, daß irgendwelche Zu sammenarbeit vorläufig micht in Frage kommt. Ebenso sind die flnuzüsisch-russischen Beziehungen außerordentlich gespannt, da Frankreich die russischen Bemühungen auf eine Verständigung durch Quertreibereien der am Schicksal Ler französischen Rentner interessierten Kreise vereiteln läßt. Eine Zusammenarbeit zwischen Rußland, Frankreich und Polen ist daher zurzeit unmöglich. Auch befürchtet die Sowjetregicruug, daß durch allzu enge Zusammen arbeit mit Frankreich die deutsch-russischen Beziehungen gestört werden könnten. Bekanntlich hofft die russische Regierung zurzeit in Deutschland neue Kredite für weitere Warenlieferungen an Rußland zu erhalten. ' Es wird daher darauf hingewiesen, daß maßgebende Kreise Ler Sowjetregicruug sich nach wie vor für eine Ostoricntierung Rußlands einsetzeu und keine Belastung der russischen Außen politik mit westeuropäischen Experimenten wünschen, solange nicht Lie Asicnpolitik Rußlands klargestellt ist. Für eilige Lesen. * Wie verlautet, wird Reichskanzler Dr. Marx als Reichs- Minister für die besetzten Gebiete am 12. Oktober in Speyer em- treffen, wo eine Besprechung mit Vertretern der Pfalz über die dortige Lage stattfindcn wird. Es wird damit gerechnet, Laß Dr. Held in Begleitung des Innenminister Stützel an diesem Tage in Speyer weilen wird, um an den Besprechungen teilzunchmen. * Reichspräsident v. Hindenburg nahm Montag im Berliner Stadion eine große Huldigung des Rcichskriegerbundcs ent gegen. Berlin, 3. Oktober. Reichspräsident von Hunden bürg läßt folgenden Erlaß bekanntgebcm: 2ln bas deutsche Volk! Aus dem ganzen Vaterlandc, von Angehörigen aller Schichten des deutschen Volkes und von zahlreichen Deutschen jenseits unserer Grenzen, die sich mit der alten Heimat in diesen Tagen besonders verbunden fühlten, sind mir zu meinem «N. Geburts- tage viele tausende Glückwünsche und Zeichen treuer Gesinnung beschert worden. Meinem Geburtotagswunsche, durch Beschaffung neuer Mittel die große Dankesschuld abtragcn zu Helsen, die wir alle den Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen gegenüber tragen, ist durch die aus allen Kreisen unseres Volkes und von den Deutschen im Auslände bereitwillig gegebenen Beiträge zur Hindenburg-Spende in herzerfreuender Weise Rech, nung getragen worden. Der schöne Erfolg dieser Sammlungen wird dazu helfen, manche Not unter den Opfern des Krieges zu lindern. Gern würde ich allen, die sich so in Wünschen und Gaben zu- sammcnfandcn, einzeln danken, aber die große Fülle dieser Ge burtstagsgrüße macht es mir unmöglich. Mir bleibt daher nur übrig, alle, die am gestrigen Tage dem Gefühl der Verbundenheit mit mir und meinem Streben für das Vaterland so gütigen Aus druck verliehen haben, auf diesem Wege meiner hcrzlichsten Dankbarkeit zu versichern und ihnen zu sagen, daß mich Nie englisch-spanische Zusammenkunft. Span ieu soll wieder in den Völkerbund. Die Znsannnenlnnft zwischen Chamberlain nnd Primo de Rivera hat in Palma an Bord der Jacht Chamberlains, „Delphin", stattgcfnndcn. Eine halbamt liche Mitteilung besagt, daß diese zwischen dem britischen Minister des Auswärtigen nnd dem Chef der spanischen Regiernng verabredete Unterredung hauptsächlich be zweckte, dem den beiden Staatsmännern gemeinsame» Wunsch zn entsprechen, sich gegenseitig kcnncn- z «lernen, sowie den ausdrücklichen Wnnsch Primv de RivcraS zu erfüllen, den britischen Minister bei der Ge legenheit seiner Anwesenheit an der spanischen Küste will kommen zu heißen. Die Verlautbarung sagt noch, es sei gewiß, daß im Verlause dieser Unterredung ein Mcinnnaö- anstnusch über Fragen dcr Wcltpolitik und be sonders über diejenigen, die beide Länder interessieren, stattgefundcn habe, jedoch habe Primo de Rivera betont, daß kein Abkommen oder Einverständnis über diese Fragen erzielt worden sei, was übrigens aus der Tat sache hcrvorgche, daß Frau Chamberlain und einige Freunde dem größten Teil der Unterredung beiwohnten. Die Mitteilung drückt zum Schluß Zufricdeuheit nud Dankbarkeit für den sympathischen Empfang aus, der den spanischen Gästen an Bord der „Delphin" zuteil wurde, und für die liebenswürdigen Worte, die der Besitzer der Jacht an Spanien richtete. Nach Pariser und Londoner Zeitungsmclduugcn soll Chamberlain die Begegnung dazu benutzt haben, dem spanischen Diktator den Wnnsch sämtlicher Spanien bc- Tageszeitung für die LandgemeMoen Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenner». darf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wciidischfähr«, sowie für das Gcsamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung. Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis sm RM.): Die 7gespaltene 35 mm breite Petitzcile 2ö Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg.. 85 mm breite Reklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tari,. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Mit gleichem Empfinden habe ich die Begrüßung entgegen ge nommen, die mir gestern bei meiner Fahrt durch die Straßen Berlins von der Studentenschaft, den kameradschaftlichen Ver bänden und den übrigen Organisationen und Vereinen, sowie den vielen Tansendcn meiner Mitbürger zuteil wurde. In beson derer Erinnerung werde ich die so eindrucksvolle Huldigung be halten, die mir die deutsch« Jugend, der unsere Arbeit und unser Hoffen gilt, im Stadion in so herzlicher Weise darbrachte. Ihnen allen gilt mein inniger Dank. In diesen verschiedenen Kundgebungen sehe ich nicht nur die Ehrung meiner Person, sondern das g e m e i n s a m e B e k e n n t- nio zum Vaterland, zur Gemeinschaft des deut schen Volkes, das trotz aller Not und Sorge des Tages hier freudigen Ausdruck fand. Das erfüllt mich mit besonderer Befriedigung und stärkt in mir die Hoffnung, daß das Streben nach Einigkeit und Zusammenschluß den Kampf der Meinungen und den Widerstreit der Interessen in unserem Volle überwinden wird. Möge ein jeder, der gestern meiner in Worten und Grüßen gedacht hat, an seiner Stelle an diesem Werke der Einigung Mitarbeiten und zur Erreichung dieses großen Zieles, in dem unsere Zukunft liegt, mithclscn! Berlin, 3. Oktober 1927. gcz. von Hindenburg Reichspräsident. Nationale CrAieyuns. Kritische Sätze von Albert Mähl. Deutschland kann nur bestehen durch eine Politik des Geistes, woran sein Eigenes haftet, sein Grund und Boden, die Lebensart und Moral volkhaft-denlscher Gestttung. Es muß eine Art der Politik des inneren Grundbesitzes sein, wes halb der Deutsche nicht dazu neigen kann, die Luftlinie einer „Verständigungspolitik" zu beschreiten. Solche Politik über brückt die Völker nicht anders wie ein Regenbogen, der eine Zeitlang am Himmel erscheint und dann sich auslöst. -i- Der Schiffer wird mit dem Winde groß und nicht mit dem Kompaß. Ein Volk, dos dem Kampf der Zeit nicht ge wachsen ist, das Politisch sich seiner Selbständigkeit begibt, hat feine Zukunft verspielt. Sie kann niemals beansprucht wer den, man muß sie erobern. Wohl sind wir ein „Volk ohne Raum", aber noch nicht ohne Glauben, noch werden wir je es sein. Ohne Glauben an den Segen der Arbeitsfreude, die uns aufrecht erhält; und wo Arbeitsfreude, da Lebensfreude, da Seelcnkraft. Wir wollen halten, was wir lieben, deutsches Land und deutsche Arbeit! -ü Ein Deutscher sein heißt leider nur zu oft eine mir theo retische Nalnr sein. Wenn wir suchen, was wir wünschen, werden wir irren. Wenn wir wissen, was wir wollen, wer den wir sein! Selbst ein bewußter Irrtum, wobei der Mensch ganz dahinter steht, ist fruchtbarer als eine unbewußte Wahr heit, die ohne einen festen Willen, von allen Zweifeln brüchig, tatlos in der Schwebe bleibt. -i- Wir müssen die Folgen des Politischen Handelns tragen, das wir gestattet haben, gestattet den Feinden im eigenen La ger, die uns verrieten, und nicht eher werden wir aufhören über nns selber enttäuscht zu sein, als bis wir charakterhafl denken gelernt nnd die Feinde unter uns beseitigt haben, wie der Bogenspanner Odysseus den Kampf mit den prassenden Fremdlingen in seinem Hause aufuahm. Ein Volk übersieht die Möglichkeit groß zu werden, sieht nur, wie es groß geworden ist. Die Zeit, im Ablauf gesehen, ist ein Vorarbeiter des Todes. Bian bleibt nicht nur hinter dem Ziel, sondern auch hinter sich selbst zurück, sobald man rückwärts gerichtet den Blick schweifen läßt. Denn, wer die Zukunft verfolgt, dem folgt die Vergangenheit nach, und sie erdrückt ihn mit ihrer Fülle, erreicht sie ihn, so sehr, wie die Zukunft, wie das, was ans ihn zukommeu will, ihn mit Fülle bereichert. Darum: das Vergangene sei für uns erledigt! Wir müssen die Geschichte verleugnen, sofern sie hinter uns liegt, weil wir sie bejahen sollen, sofern sie durch nns neu erwächst. -i- Wir waren von je ein Volk von Völkern, das selten ge radlinig Geschichte gemacht hat. Die Einigkeit wurde viel erträumt, oft versucht, meistens aber wenig wahrhaft gewollt. Es ging uns im allgemeinen nicht so sehr um die Freiheit, als um — den Liberalismus. Wir schassen die Zukunft nicht, wenn wir die Fehler unserer Vergangenheit wiederholen. Wir schaffen sie nur, indem wir sie aus uns selbst erneuern, indem wir oen festen Willen zur Bindung bekunden, so Weltanschat», lich geschlossen wie einig im Geiste produktiver Arbeit! -ü Wir sollen nicht töten, aber tausendfach töten wir unseres Nächsten Seele. Wir verneinen den Krieg, aber nur so lange wie wir nns friedlich übervorteilen können. Wir üben Ver träglichkeit, aber wie Hagen nach Siegfrieds verwundbarer Stelle spähte, sind wir uns nahe. Das Leben ist kriegerisch zu bestehen, es ist und bleibt ein unaufhörlicher Kampf. Das ist Schicksal, und ein Schicksal läßt sich nicht ablehnen. „Ein * Zwischen Dr. Stresemann und dem litauischen Minister- iräsidcMcu Woldemaras haben Besprechungen stattgcfundeu, >ie zum Abschluß eines Vertrages zwischen beiden Länder« Unterhaltung und Wissen-. „ Kus der Welt der Zrau". Illustrierte Sonntagsbeilage Fernsprecher: »°d Schandau Rr. 22 - Drahtanschrift: Tlbzeltun- Bad Schandau ZMMZZGZHKMU Tageblatt für die „"U -m>u«-»