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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Unterhaltungsbeilage". Agg LebeN lM Bild unü Wissen". 71. ^skrclang Bad Sckanüsu, Zreltsg, den 16. September 162? Nr. 21? Ständige Wotbenbeilngeni üor Zraü". Jllustrlerle Sonnsagsdolsago I^II^III^^^tk^u.lv-rrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Nichterscheinen «in^lner Nummern infolge höherer »ewatt. vireir, — - Taaeszettung für die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Klelnhenner«. dors, Krippen, Lichtenhain, Mitlelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespaltenc SS mm breite Pctitzeile 2V Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Ncklamezeil« 80 Pfg. Tabellarischer Cat; nach besonderem Tari,. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die das Vauvtzollamt Bad Sandau ost'ächsiickc Genossenschaftsbank Zweiqniedei- »» Sch.»«»« -i - D,-d,-nw,I«^ «»» e«»»»» Für eilige Lesee. - Der Ncparalionsagent Parker Gilbert erstattete S^sistu dem Präsidenten Coolidge und Staatssekretär Mellon Bcrmst über den Dawcsplan, wobei er ein optimistisches Bild über die Arbeiten des Dawcsplancs entwickelte, das im Gegensatz hervor ragender Wirtschaftssachverständiger steht. * Aus Chicago werden INO Grad Hiße (Fahrenheit) gemeldet. 20 Personen sind bereits dem Hitzschlag erlegen. sämtliche Schulen mußten geschlossen werden. » Bei den Nachwahlen in Bessarabien kam cs vielfach zu schweren Ausschreitungen. Zn Prostccu wurden bei Zusammen stößen zwischen Wählern und der Polizei ein Mann gelotet und zahlreiche Personen schwer verletzt. * In der gestrigen Sißung der Spitzcnorgaiiisalion der deut schen Filmindustrie in Berlin ist die Fortsührung des Kampscs um den Abbau der Lustbarkcilssteucr beschlossen worden. Auf ven Gvuren des ^oSseheNriSnruS in Mfien Von Hannah F c ch n c r - N h i c m. Die ExpansionSgclüste des zaristischen Rußland asic»- wärts sind leicht verständlich, ebenso natürlich ist es, daß Eng land und Rußland einen erbitterten, vfl unter der Oberfläche geführten Kampf um Indien führen. Vor dreißig nnd vierzig Jahren konnte man in Indien oft lebhafte Erörterungen dar über hören, ob es besser sei, England oder Rußland zu ge horchen. Rußland hat den tatarischen Einschlag, der cs Wohl befähigt, die tatarischen nnd mongolischen Steppen- und Berg völker Turkestan« ihren Stammeseigenarten entsprechend zu regiere«. Die Mischung von Barbarei und väterlichem Wohl wollen, die die zaristische Negierung den Nachkommen der Horden Dschingis Khan« angcdeihen ließ, war vielleicht zweck- gemäßer al« die Methoden irgend einer anderen europäischen Kolonialmacht. Anders aber verhält es sich mit Persien, Arabien, Afghanistan und Belutschistan, anders mit den 08 Millionen Mohammedanern Indiens oder gar den 200 Mil lionen Hindus. - Der Bolschewismus, der mit der Parole der Weltrcvo- lution und Weltherrschaft des Proletariats auftritt, hat in Europa versagt. Eine starke bolschewistische Propaganda ist bekanntlich mich nach Asien hincingetragcn worden. Unter dem Schlagwort des „Panislamismus" versucht sie, Persien nnd Afghanistan zn betören. Ter Mohammedaner, der nach dem Gesetz des Koran jeden Glaubensgenossen — ob Sultan, ob Bett',er — „Bruder" heißen muß, glaubt iu der bolschewisti sche» Gleichmachung aller Stände etwas Geistesverwandtes zn erblicken. Aber wer längere Zeit unter den Mohammedanern Asiens gelebt hat, ihre Trägheit, ihre Liebe zu Pracht und Prunk, ihre Abgeneiglheit gegen geistige Arbeit kennt, dabei ihre fanatische Liebe sür die Traditionen des Koran, der wird verstehen, daß der Bolschewismus schwerlich für diese Länder eine glückbringende Heilsbotschaft bedeuten kann, so sehr er sich auch anheischig macht, eine solche zu sein, und sich den asiatischen Nachbarstaaten ausdrängt. — Der Amir von Af ghanistan, Amanullah Khan, ist der am härtesten Bedrängte. Er sieht in dem Bolschewismus den Ruin seines Landes, wes halb er auch bisher gegen den Bau einer Eisenbahn vom Nor den her bis Kabul Widerstand leistete, wobei er allerdings stark von England her gestützt wird. Diese Eisenbahn würde von Kabul aus durch Belutschistan über den Khhber Paß, das alte Tor der Völler, der augestrcbten „Weltrevvlution" bald Ein gang in die Ebenen Indiens verschaffen. Im Norden grenzt Afghanistan an das russische Turlestau, nud iu diesen nörd lichen Bezirken des afghanischen Reiches leben an den Ufern des Oxus tatarische Stämme. Dort haben die Sowjets ge wühlt nnd ernste Störungen veranlaßt, gerade so. wie sie auch bei der Khost-Rcbellion in Persien die Hand im Spiele hatten. Diese Länder sind aber den Bolschewisten nur eine Vorstufe zu Iudieu, um das Rußland jetzt mit derselben Heftigkeit wie in ven früheren zaristisiyen Tagen wirbt. Wenn manche Iung- Jndier im Bolschewismus das Heil ihres Laubes sehe», so bezeuge» sie ebe» dadurch ihre Politische Unreife. Die Führer Indiens, sowohl die hinduistischen als auch die mohammeda nischen, die Weisheit und Erfahrung besitzen und die Eigen arten der indischen Rassen und ihre Entwicklung bis zum heu tigen Tage kennen, wollen, so sehr sie auch Indiens politische Unabhängigkeit erstreben, viel lieber unter der weisen Vor mundschaft Englands bleiben, als den Politischen Experi menten der Räterepublik ausgeliefert sei». Judiens Große ist durch seinen Konservativismus, seiue Klassen- und Kasten unterschiede, seine religiösen Ideale bedingt. Die junge» Heißsporne, die i» rührender Unkenntnis die bolschewistische» Schlagworte zu den ihrigen machen und vielleicht denken, ihrem Vaterland damit einen Dienst zu erweisen, wissen nicht daß sie an den Grundpfeilern eines jahrtausendealte» Baues rütteln, dessen Größe gerade in seiner vielverzweigtcn Man- mgfal ugkeit besteht, und der unter bolschewistischer Herrschaft in Blut und Grauen versinken würde. Nur eine politisch so ge- cbultc und so weitsichtige Regierung wie die englische vermag as Schifslcin indischer Politik in den ersehnten Hafen Wirt- chaftlichcr und politischer ScMndigkcit z» leiten. Mögen lun die besten der indischen Führer England auch nicht ge- vagen sein so sehen sic doch in der Anlehnung an diese anti- aolschcwistischc Macht das einzige Mittel gegen die Zertrum- neruua ibrer .Heimat durch dcu Bolschewismus. Kens, 15. September. Zn der heutigen Vollversammlung des Völkerbundes wurden im ersten Wahlgang in geheime,) Stimmzettclwahl zu nichtständigen Natvmitgliedcrn Kuba mit II), Finnland mit 88 und Kanada mit 26 Stimmen ge wählt. Insgesamt sind 19 Stimmen abgegeben worden. Es cnt- siclcn serncr noch 28 aus Griechenland, 1ti aus Portugal, 8 aus Uruguay, 2 aus Dänemark, 1 aus Siam. Die Wähl erfolgte nach einfacher Stimmenmehrheit. Nach Bekanntgabe des Wahlresul- tatcs erklärte der Präsident Guani, daß Kanada, Finnland und Kuba zu nichtständigen Natsmitglicdern gewählt worden sind. Der Wahlakt. Die Völkcrbundsversammlung schritt gestern nachmittag zur Neuwahl der jährlich ausscheidcnden drei RatsmitgUcder, die nach der am 16. September v. I. von der Völtcrbundsvcrsamm- lung beschlossenen Wahlordnung in geheimer Sliminzeltelwahl mit einfacher Stimmenmehrheit erfolgte. In diesem Jahre scheiden aus Belgien, Tschechoslowakei und San Salvador. Die Wahl der neuen Ratsmilglicdcr erfolgt auf drei Jahre. Zu Wahllcitern wurde» die Präsidenten Neichsaußenministcr Dr. Stresemann und Außenminister Chamberlain gewählt, Lie unter Beifall der Versammlung vor der Präsideulentribiine am Wahltisch Platz nahmen. Als Briand vorbeiging und den beiden Außenministern die Hand drückte, brach die ganze Ver sammlung in neuen Beifall aus. Das Haus war bis auf den letzten Platz besetzt und folgte mit gespannter Aufmerksamkeit dem Verlauf der Abstimmung. Die Delegierten wurden wie üblich in alphabetischer Reihenfolge aufgcruscn, um die Wahl- zcttel, der die Namen dreier Länder enthalten muß, in den Stimmkastcn zu werfen. Als erster stimmte Staatssekretär v. Schubert ab. Darauf folgten der Reihe »ach die anderen 48 Delegierten. Nach Verkündung des Abstimmungsergebnisses be trat Vanderveldc die Tribüne, nm eine kurze Erklärung abzngebcn, dahin kantend, Belgien habe seine Kandidatnr nach Ablauf sciuer Natsperiode auf Wunsch einer Anzahl anderer, besonders der Locarnomächte, ausgestellt. „Die Mehrheit hat sich dagegen entschieden," so führte er ans „Die belgische Delegation ist aber durchaus davon über zeugt, das; das negative Votum auf Grundsätze zurück- gcht, die durchaus achtenswert sind und nichts mit irgend welchen unfreundlichen Gefühlen gegen Bel gien zu tuu haben. Weiter möchte ich erklären, das; dieses Abstimmungsergebnis uns in keiner Weise verhindern wird, in der aktivsten, aufrichtigsten und entschiedensten Mitarbeit an dem großen Werke des Völkerbundes fort- znfahrcn wie in der Vergangenheit." Während dieser Er klärung und nach ihrer Beendigung wurde Vanderveldc ein außergewöhnlich lebhafter Beifall zuteil. In dieser Niederlage Belgiens erblickt man in Nölker- bundkrcisen einen neuen Schlag der kleinen Staaten gegen die Großmächte, gegen die ja die Mißstimmung auf der jetzigen Tagung sich schon besonders fühlbar gemacht hat. Die kleinen Staaten wollten mit dieser Abstimmung zeigen, daß sie nicht gewillt seien, sich noch weiterhin deu Abmachungen der Großmächte, die ja Belgien zu einer nochmaligen Kandidatur für den Völkcrbundrat er muntert hatten, ohne weiteres zu beugen. Das Aus scheiden Vanderveldes aus dem Nat wird allerdings auch andererseits vielfach bedauert, da gerade der belgische Außenminister in allerlei schwierigen Situationen oft als erfolgreicher Vermittler aufgetreten ist. Die erste Sitzung des neuen Völkerbunösrateö. Genf, 15. September. Der heute neu gewählte Völker bundsrat tritt am Sonnabend zu seiner ersten Sitzung zusammen. Es besteht die Absicht, den bisherigen Präsidenten Villegas zum Präsidenten der am Sonnabend beginnenden neuen Nats- session wiederzuwählen, obwohl mach der geschäftsordnungs- mäßigcn Reihenfolge im Rat China den Vorsitz übernehmen müßte. Aus der Tagesordnung stehen die beide» heute vertagte» Da»zigcr Fragen, sowie der ungarisch-rumänische Streitfall. Belgien mid die Tschechoslowakei scheiden damit auch aus' der ständigen MUüärkommission aus, salls nicht der Völkerbundsrat Das erbitterte Ringe» i» China gehört nicht In Ven Rahmen dieser kurzen Feststellung. Aber cs ist nur zu vfscn- üchtlich, daß gerade bei diesen erschütternden Umwälzimgcn, deren Endergebnis »vch niemand Voraussagen kann, nnd wo inn das Schicksal nnd die Zukunft eines 400-Millioncnreiches gewürfelt wird, England mid Rußland ebenfalls die am »eisten beteiligte» Spieler sind. die beiden Staaten zur Entsendung von Vertretern in die Ab- riistungskommission ausfordert. Aussprache der Locamomächte. Genf, 15. September. Wie heute von gut unterrichteter Seite mitgctcilt wird, ist bei dem gestrigen Frühstück, das der Präsident des Völkerbundes Villegas den Mitgliedern des Völkerbundes gab, zwischen den Außcmninistcrn Dcutschlands, Englands, Frankreichs und Belgiens, sowie dem Vertreter Ita liens eine Aussprache geführt worden, in der die die Locarno mächte berührenden Fragen erörtert wurden. lieber den Inhalt dieser Aussprache wurden keine nähtren Mitteilungen gemacht, jedoch darf angenommen werde», daß in dieser Unterredung, die sich längere Zeit hinzog, auch die Nhcin- landsragcn behandelt worden sind. Genf, 15. September. Briand verläßt Genf Frcitagvor- mittag, um an der am Sonnabend stattfindendc» Pariser Ka- bincttssitzung tcilzunchmen. Er wird, wie bestimmt verlautet, Sonntagabend oder Montagfrüh nach Genf zuriickkchreii, um, wie von französischer Seite mitgctcilt wird, voraussichtlich bis zum Schluß der Ratstagung in Genf zu bleiben. Chamberlain Hal seine ursprünglich für Sonnabend vor gesehene Abreise verschoben, da er erst nach Klärung des ungaristh- rumänischen Streitfalles, der auf der Tagesordnung der Sonn abendtagung steht, Genf verlassen will. Man rechnet damit, daß Chamberlain am Sonnabendabend abreisen wird. Wie von der deutschen Delegation erklärt wird, bleibt Stresemann bis zur Erledigung sämtlicher wichtigen Fragen in Eens. Da der Reichstag erst Mitte Oktober eröffnet wird, wird mit der Mög lichkeit gerechnet, daß Dr. Stresemann bis zum Schluß der Tagung in Genf bleibe» wird. Der Eindruck der Genfer Natswahlen. Gens, 15. September. Zu de» Neuwnhlcii in de» Völkcr- buttdornt wird von deutscher Seite darauf hiugewiescii, daß das Ergebnis der Wahle» als zufriedenstellend angesehen werden kann. Die Wahl Kubas sei lediglich aus die persönliche Stellung des kubanischen Delegierten zurückzusühren, der allgemeine Hoch achtung genieße. Die Wahl Kanadas habe zweifellos prinzipielle Bedeutung. Die Niederlage Griechenlands, das als ein aussichtsreicher Kandidat galt, wird allgemein aus die innerpolilischcn Verhält nisse Griechenlands und auf die letzte» Erklärungen des griechi schen Delegierten zurückgesiihrt, die nicht überall als friedlich empfunden wurde. Vielfach hat besonders Verstimmung hervor- gcrufe», daß Griechenland nicht gesonnen ist, die Verpflichtungen der Pangaloserklärungen anzuerkcnnen. Die Wahl Finnlands ist allgemein lebhaft begrüßt worde». Es ist zu erwarten, daß Finnland ebenso wie die anderen skandinavischen Mächte seinen Einfluß im Nat als neutrale Macht geltend machen wird. Da in Finnland soeben eine neue Negierung gebildet worden ist, steht noch nicht fest, wer Finnland im Nat vertelen wird. Zu der Ablehnung der Wiederwahl Belgiens wird daraus hingewiescn, daß Belgien seine Kandidatur zur Wiederwahl seinerzeit in Uebercinstimmung mit den Locarnomächlen gestellt hat, am Belgien die Möglichkeit zu geben, an de» Besprechungen der Locarnomächtc, die bisher stets in Verbindimg mit den Rats sitzungen stattfanden, teilnchmcii zu können. Bei den künftigen Besprechungen der Locarnomächtc wird, wie erklärt wird, von den übrigen Mächten nach wie vor eine Teilnahme Belgiens erwünscht. Vor einer neuen Abrüstungödebatte. Genf, 15. September. Anläßlich der Vorlegung des Be richtes der dritten Kommission für Abriistungsfragcn in der Voll versammlung erwartet man allgemein eine neue lebhafte Dis kussion über das Abrüstungsproblem, bei der auch von Seite» der deutsche» Delegation in grundsätzlicher Erklärung Stellung ge nommen werden wird. Bei dem vom Völkerbundsrat am Sonnabend zu behandelnde». Klagerechl der Danziger Eisenbahner wird aller Voraussicht nach eine Rcchlseiitscheidung des Haager Schiedsgerichts cingereicht werden. Die Vertagung aus Sonnabend erfolgt heute, weil in der Zwischenzeit neue Verhandlungen zwischen den Delegationen stattgefunden haben. Mi, UMM mit MM tttt 'KkcklitüM MWt WM. MtWMlei M SM MMr WM mir.