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Sächsische Elbzeitung Ständige Wockenbeilagen: L z // «tchtcrschcinen einzelner Nummern infolge tz-her-r Gewalt, «treit, Aussperrung, Betriebsstörung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch nu, Lieferung der Zeitunc Baü Sckandsu. Sonnabend, den 3. September 192? 71. ^abrgang Nr. 206 .Untorftaltungsbettage". ggg yebeN lM VllÜ Illustrierte Sonntagsbeilage 2 Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemcmoen Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenner,. darf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen Rathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischsährc, sowie für das Eesamtgebict der Sächsischen Schweiz Druck und Berlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlappei ligenprcis (in NM.): Die 7gcspaltene 35 mm breite Pctilzeiie 20 Pfg,, für aus« tigc Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die »«thSlt die amtlichen Bekanntmachungen skt den 5-avlral da,- lassung Bad Schandau — Postscheckkonto. Dresden Nernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und gWa W- ün^M wir NN, da, R-cht der Nachforderung vor FOi- eilige Lefee. * Die deutsch-polnischen Verhandlungen über das Vermögen der durchschnittenen Erenzkrcisc sollen am Dienstag, den 27. September d. I-, wieder ausgenommen werden. - Der 35jährigc Kaufmann Karl Traub aus Steglitz, der in der Friedrichstraße eine Iuwclengros,Handlung betrieb, wurde am Freitag von der Kriminalpolizei wegen dringenden Verdachtes des Konkursvcrbrcchcns verhaftet. Die Passiva des Kaufmanns belaufen sich über 180 000 Mark, Aktiva sind nicht vorhanden, da sein ganzes Lager aus Kommissionsware besteht. * Nach einer Meldung aus Mailand rannte in der Nähe von Varese auf einer abschüssigen Stelle ein mit Holz beladener Güterwagen mit rasender Geschwindigkeit gegen einen Straßcn- bahnzug. 10 Passagiere wurden verlest!. * Lemberger Meldungen sprechen vom Fallen des ostgalizischen Hochwassers. Die grössten Hochwasserschäden hat die Erdöl industrie zu tragen, da viele Oelschächlc durch Vollaufen für längere Zeit unbrauchbar geworden sind. Vie fremde Hand in Mna. Bon Major a. D. O t t o M v ß d o r f. Der Zusammenbruch der nationalen Armee Chinas im iili zwischen der Südgrcnze der Provinz Schantung und dem jangtsefluß mit dem nachfolgenden Rücktritt ihres bis dahin sieggewohnte» Führers, des Gc»crals Chiang Kai-shek, stellt sich immer mehr für den Verlauf des chinesischen Frciheits- lampfes als ein bedeutungsvolles Ereignis Herans. In küh nem Siegeszng hatte der General mit Unterstützung sowjet- russischer Ratgeber vom Sommer 1926 au seine gut aus gebildeten Truppen von Kanton nach Norden geführt »»d Ende 1926 den Jangtse, die Schlagader Chinas, erreicht. Hankau, mit Hauyaug und Wutschang vereinigt, wurde zur ucucu Negicruuashauptstadt Wuhan. Dort erlebten die Eng länder Anfang Januar ihre grosse Demütigung, als die briti sche Flagge nicht nur vom Verwaltuugsgebäude der Nieder lassung, sondern auch vom britischen Konsulat hcruutcrgcholt wurde. England mußte sich zu Verhandlungen bequemen nnd gab die Konzession Hanka», wie später die in Kiukiang fluß abwärts auf. Da»» stieß Chiang Kai-shek ans Schanghai vor, dessen Chinesenstadt er im April besetzen konnte, während ihm das inzwischen eingetroffcne Schaughai-Verteidignngskvrps der Briten die internationale Niederlassung sperrte. Zwei Tage später fiel die alte Kaiser- und Revolntionsstadt Nan king. Der Triumphzug der Nationalisten schien nicht mehr anfznhalten zu sein. Sie selbst sahen sich bereits in drei Mo naten in der Neichshauplstadt Peking. Dazu besteht zurzeit keine Aussicht. Die Lage hat sich voll ständig gewendet. Den Anstoß gab zunächst die Spaltung innerhalb der nationalen Partei. Hankau oder Wuhau hatte sich mehr uud mehr zur Zentrale der Radikalen entwickelt, die schon im März General Chiang Kai-shek von seinen Poli tischen Posten entfernten. Daraufhin sagte sich Chiang von Hankau los uud gründete eine eigene nationale Negierung in Nanking. Er mußte damit auch der sowjetrussischeu Rat geber entbehren, die in Hankau verblieben. Trotzdem gelang ihm znnächst der Ende Juni über den Jangtse geführte Vor stoß nach Norden in Richtung ans Schantnng. Kampflos gingen die ihm entgegenstehenden Nordtruppen zurück. Ob' chuen die Verteidigung von Schantnng gelingen würde, er schien zweifelhaft. Schon wurden von "ihnen Stellungen un weit von Peking bei Paotingfu als Schutzstellungcn für die Hauptstadt bezeichnet. England nnd Amerika entsandten ihre Oberbefehlshaber nach Tientsin, um sich über eine gemein same Verteidigungslinie Peking — Tientsin zu einigen. Da griff eine fremde Hand ein und schuf eine neue Lage': Japan. Als die Nationalisten der Schantunggrenze nähe kamen, hatte Japan bereits mehrere hnndert Mann in Tsingtau ge landet, nm die Schantungbahn zu schützen, wie cs hieß. An fang Juli tagte iu Tokio unter Vorsitz des Ministerpräsiden, te» Tanaka eine Chinakonferenz, die zwar das alte Leitmotiv verkündete, sich nicht u. ow inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen, gleichzeitig aber sehr scharf betonte, daß Japan niemals znlassen werde, seine angestammten Rechte iu der Mandschurei von irgend einer Seite augetastet zu sehen. Kurz darauf gingen weitere 200 Mann nach Tsingtan ab. Die Schantungbahn wurde iu ihrer ganze» Länge bis Tsin- anf» besetzt und damit den weiteren Vorstößen der Nationa listen ein Niegel vorgelegt, der andererseits die geschlagenen NordtruPPcn befähigte, unter der Oberleitung des Genera lissimus Chaug Tsv-li» zum Angriff überzuge'hen und diesen bis an das Norduser des Jangtse gegenüber Nanking zu fuhren. Dieser Rückschlag für die Nationalisten wird sich nicht so leicht wieder ausglcichen lassen, wenn anch Versuche im Gauge sind, Haukau und Nanking wieder zu vereinigen, wo- Oel gleichzeitig die noch im Lande befindlichen svwjctrussischen üAr hoffen, nach ihren mehrfachen Mißerfolgen wieocr eine Nolle spielen zu können. Weltvolitisch wicktiaer aber ist es. daß das Pazifische Dreieck Amcrita-England-Japau, gegen dessen imperialistische Einflüsse die nationale Bewegung der Chinesen vor allem ge richtet war, das Heft wieder in die Hand bekommen hat. Es unterliegt keinem Zweifel, daß England nach seinen Miß erfolgen zu Anfang des Jahres wieder sehr enge Fühlung mic Japan genommen hat. Ob es zu bestimmten Abmachungen gekommen ist, läßt sich nicht sagen, ist aber anznnehmcn. Konnte doch in diesen Tagen die „Washington Post" die Bc- hanplnng aufstellcn, daß Großbritannien mid Japan zu einem gegenseitigen befriedigenden Abkommen über die Seehcrrschast gekommen seien, das die Einleitung zur Wiedererweckung des 1922 aufgcgcbcnen Bündnisses bilden solle. Offizielle De- mcntis solcher Nachrichten besagen nichts. Tas eigenmächtige Vorgehen der Japaner bei der Trnppcnlandung in Schau- !uug laßt gleichfalls den Schluß zu, daß sich Japan und Eng land über ihre Politik in China weitgehend geeinigt haben. England dürfte sich seine alte Interessensphäre, das Iaiigtsc- ial, Vorbehalten haben, während Japan freie Hand in der für Japan lebensnotwendigen Mandschurei erhalten Hal. Dann erklärt sich anch, warum England in Gens auf keine Vergleiche gegenüber Amerika cingiug, sondern kaltlächelud Sie Secabrüstungskonferenz scheitern ließ. Wenn jetzt Amerika mit Macht daran geht, die Gleichheit mit England znr See snrch Ausrüstung zn erzwingen, so kau» England anch hier, alls Japan an seine Seite tritt, die Entwicklung abwarlen. Nnil aber präsentiert Japan für seine Hilfeleistung au den chinesischen Norden seine Rechnnng. Man wird lebhaft an das Jahr 1915 erinnert, wo Japan in Peking seine bc- rüchtigtcn 21 Forderungen stellte. Jetzt hat es sich unter Um gehung von Peking, wo eine Negierung nur dem Namen nach besteht, unmittelbar an den Beherrscher der Mandschurei, Chaug Tso-lin, gewendet. Japan protestierte znnächst gegen Bahnkanten, die als Konkurrcnznnlcrnehmnngcn der Süd- mandschurischen Bahn angesehen werden können, ferner ver langte es das 1915 erhaltene, bisher aber von China ver weigerte Recht, Land in der Mandschurei erwerben zn können, und wandte sich im dritten Punkt gegen die revolutionäre Tätigkeit ausgewandcrter Koreaner, die sich in der Mand schurei niedergelassen haben. Diese japanischen Forderungen werden ohne Zweifel in der künftigen Mächtepolitik gegenüber China noch eine große Nolle spielen. Die Mukdcner Negie rung wird sich nicht dagegen wehren können, so daß für Ja pan als Ergebnis der letzten Entwicklungen in China ein noch licfcres Eindringen in die ihm benachbarten Gebiete Chinas hcrausspringt. Wenn England und Amerika dieses Vor gehen Japans ruhig mit ausehcn, erkennen sie die Begrün dung des amerikanisch-japanischen Jshii-Lansiug-Abkommens vom 2. November 1917, das mit den Abmachungen der Washingtoner Konferenz fiel, wieder an, daß nämlich terri toriale Nachbarschaft besondere Beziehungen zwischen Ländern schafft und infolgedessen Japan besondere Interessen in China hat, vornehmlich in den Teilen, an die sei» Gebiet grenzt. So triumphiert wiederum der fremde Imperialismus in reinster Form in China. Es bedarf noch gaiiz anderer, gewaltigerer Anstrengungen, wenn die nationale Bewegung in China seiner Herr werden soll. Aber cs mußlc ja von vvrnhcrcin klar sein, daß die Ereignisse der letzten zwei Jahre in China erst den Anfang der auf Wiedererlangung voller Oberhoheit gerichteten Bestrebungen der Nationalisten darstellen. 11 TVSeSoMer eines GMrenNNNVMKeS. Kassel, 2. September. Iu einem Vasaltsteinbruch in Schlier bach im Kreise Fristlar ereignete sich heute infolge vorzeitigen Losgehcns eines Sprcngschusses ein folgenschweres Unglück. 11 Arbeiter aus den umliegenden Orten wurden getötet und einige verletzt. Kassel, 3. September. Zu dem Unglück in Schlierbach, wobei 11 Arbeiter den Tod fanden und einer schwer verletzt wurde, erfahren wir noch, daß der Basaltsteinbruch Landsberg der Firma Siege L Co. in Kassel gehört. In dem Steinbruck) arbeiteten etwa 100 Arbeiter aus de» umliegenden Ortschaften. Am 'Freitagmittag waren 11 Man» damit beschäftigt, eine große Sprengung vorzubcreiten. 10 Zentner Sprengstoff waren bereits in einem 15 Meter langen Stollen untergebracht worden. Die Arbeiter wollten gerade zur Erhöhung der Sprengwirkung den Stollen mit einem Vetonblock verschließen, als sich die Explosion ereignete, die weit im Umkreis die Häuser erschütterte. Es bot sich nun ein schauriges Bild. Der Stollen war unter gewaltigen Schuttmassen begraben. Aus dem Gelände vor dem Basaltstcin- bruch lagen verstreut mehrere Tote, zum Teil entsetzlich ver stümmelt. Einem Arbeiter wurde der Kops vollständig abgerissen, von anderen fand man nur noch die Gliedmaßen, zum Teil in der Umgebung auf den Bäumen hängend. 1 Arbeiter müssen noch in dem Stollen verschüttet sein. Die Namen der Toten waren bisher nur nach der Reihe der Vermißten festzustellen. Die Toten stammen aus den Ortschaften Michelsberg, Schlierbach, Maltersbrück und Allendorf. Die Kunde von dem Unglück hatte sich sehr schnell in der Umgebung verbreitet, doch wurde die UnglücksstcNc sofort abgcsperrt. Von den Angehörigen der Verunglückten waren indessen nur wenige anwesend. Behörden und Acrztc waren sehr bald zur Stelle. Oberstaatsanwalt Heinzmann aus Marburg nahm sofort die Untersuchung und Vernehmung auf. Ucbcr die Ursache des Un glücks gibt cs bisher nur Vermutungen. Die Sprengung pflegte mit elektrischer Zündung vorgenommcn zu werden, so daß die Möglichkeit besteht, daß Selbstentzündung die Explosion hcrvor- gcrufen hat. Äre Genfer Ratstagung Erste Besprechung .zwischen Dr. Stresemann und Chamberlain. Kens, 2. September. Heute nachmittag hat die erste Zu sammenkunft zwischen Rcichsauhcnministcr Dr. Stresemann und dem englischen Außenminister Chamberlain siattgcsunden. Um 147 Uhr erschien im Hotel „Beau Nivage" Dr. Stresemann zu einer längeren Unterhaltung mit Chamberlain. Briand nach Eens abgereist. Briand ist gestern um 20,55 Uhr nach Genf abgcrcist. In feiner Begleitung befindet sich der Generalsekretär der franzö sischen Völkcrbundsdclcgation, Lcroy. "Oie Bedeutung der presse. Zusammenkunft Stresrmann — Louchenr. Im Mittelpunkt der am Freitag abgchaltenen öffent lichen Ratssitzung stand eine Erörterung des Ergebnisses der jetzt in Genf zu Ende gegangenen internationalen Pressekonferenz. Der Präsident der Pressekonferenz be- tonte in seiner Daukcsrcdc an den Völkerbund, dass die Pressekonferenz eine erste offizielle Anerkennung der Presse darstclle, die damit zum erstenmal nicht über die Hintertreppe, sondern über die Freitreppe in die LLeltpolitik cintrat. Neichsaußcnministcr Dr. Stresemann, der in der Debatte das Wort ergriff, führte ans, daß die Welt presse mit der Ergänzung der Arbeit der Staatsmänner betraut sei. In iher Hand liege es, ob die Welt befriedet oder die Öffentlichkeit anfgcrcizt werde. Die Ratssitzung verabschiedete ferner eine Anzahl von Ausschnßbeschlüsscn, die sich ans internationale Zn- sammcnarbeit beziehen. Inzwischen hat die private Fühlungnahme der Dcle- aationsführcr in Genf wieder eingesetzt. So leistete Dr. Stresemann der Einladung des französischen Groß industriellen Louchcur Folge. Die Zusammenkmlst fand in einem in der Nähe Genfs gelegenen Gasthaus statt, in do,» ei» früherer großfürstlicher Küchenchef seine berühmte Küche führt; vor allem soll es dort ganz delikate Pasteten geven. Die Zlisammenkimft verzögerte sich etwas, da das Anto Loucheurs mit einem Radfahrer einen Zusammen stoß batte. Ile WW Wimm Wl Sie MMmeWeie ab. Brüssel, 2. September. Der heutige Ministcrrat, au dem Vandervcldc, der besonders zu diesem Zwecke aus Kens zurück- gelehrt war, teilnahm, hat die VcranstaUung der Frmiktireur- cnquetc abgclchut. Diese Entscheidung wird, wie verlautet, größere politische Konsequenzen haben. Einzelheiten fehlen noch. Wie die TU. erfährt, hat Vandervclde seinen Vorschlag aus Einsetzung einer Franktireurcnquctc energisch verteidigt, hat aber angesichts der Haltung der Minister nicht aus der Durchführung der Enquete bestände». Sofort nach Schluß der Sitzung hat sich Vandervcldc nach Genf zurückbegeben. Die Regierung veröffentlichte nach Schluß der Sitzung ein Kommunique, in dem cs heißt: Auf Grund der Erklärung des belgischen Außenministers vom 13. Juli 1926, in der erklärt wurde, daß Belgien eine inter nationale Untersuchung, selbst wenn sie verspätet erfolge» würde, über den angeblichen Franktireurkrieg zulasscn würde, hat die Regierung des Deutschen Reiches ihren Gesandten in Brüssel am 22. August beauftragt, der belgischen Negierung mitzuleile», daß Deutschland den Vorschlag einer Enquete annchme und darüber hinaus der belgischen Regierung die Ausdehnung dieser Enquete auf alle Fragen des Krieges vorgeschlagen. Der deutsche Ge sandte hat weiter erklärt, daß der Ansicht der deutschen Negierung nach dieselben Methoden auch auf andere Länder angewandt werden könnten. Der belgische Minister des Auswärtigen hat den Eingang dieser Mitteilung dem deutschen Gesandten bestätigt und milgetcilt, daß er den deutschen Vorschlag dem nächsten belgi schen Ministcrrat vorlcgcn würde. Der belgische Ministcrrat ist in seiner hcutigen Sitzung übereinstimmend dcr Ansicht gewesen, daß diese deutschen Vorschläge nicht angenommen werden könnten, obwohl sie aus einem Willen zur Besänftigung der internatio nale» Atmosphäre hcrrührcn.