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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die kn»SIt dir amtlichen Bekanntmachungen für von Sladirat, va« Amirgcrtchl Pa« Hauvizollamt Bad Schandau und da« Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten. Ntadtoank — Stadtgirokafsc Nr. >2 — Oftiächsiichc Gcuollcnschafüvank Zmcignicder- lasiung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 88 827 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bab Schandau Trichcint täglich nachm. 5 Uhr mit «urnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (inRMZ halbmonatlich in» Hau» gebracht SU Pfg., sllr Selbstabholer 80 Pfg. L:nzclnümmcr 10 bzw. 1b Pfg. — Bei Produktionsvcrteuerungen, ErhShungen der 8Ihne und Materialienpreisc behalten wir uns da» Recht der Nachforderung vor Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Lauvgemcinocu Altendorf. Klcingickhübcl. Kleinhenner». darf. 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August 1927 Für eilige Leser-. * Gestern trafen sich in Rüdcshcim Tausende von Republika nern aus dem besetzten Gebiet, aus Hessen, Vaden, vom Ober- und Niederrhein, um ihren Willen für die freie deutsche Republik zu bekunden. * Der Mailänder „Sera" meldet aus Bozen, datz am 1. Okto ber fünf weitere deutsche Privalschulen geschlossen werden. * Rach einer Meldung aus Boulognc sur Merc wurden in dem Badeort Berck-Plage vier Kinder beim Bau von Sandburgcn verschüttet. Drei von -ihnen sind erstickt. * Wie Neuler aus St. Johns aus Neufundland meldet, wurden dort während des letzten Sturmes an der Küste 30 Personen ge tötet. VartranSfer und Ireparationsasent. Von Bernhard M a h r h o l z - Berlin. Am 31. August läuft das dritte Neparationsjahr ab. Nach dem Dawes-Abkommen hat Deutschland insgesamt 1500 Mil lionen Mark au den Agcnlcu für Reparationszahlungen abzu- sühren, und zwar beträgt die eigentliche Hanshaltsbelastung nur 110 Millionen Mark, dazu kommen 290 Millionen Mark ans der Bcfvrdernngssteuer und 300 Millionen Mark als Abgeltung für den sogenannten kleinen Bessernngsschein, der ohne Ver einbarung zwischen dem Agenten und dem Neichsfinanz- minister im vierten und fünften Rcpacationsjahre eine zu sätzliche Belastung von je 250 Millionen Mark bewirkt hätte. Die Reichsbahn ist mit 550 Millionen und die Industrie mit 250 Millionen belastet. Die Beträge sind znm grössten Teil bereits abgeführt, nud auch die Restbeträge, wovon die zweite am 25. Angust fällige Nate von 125 Millionen Mark auf die Jndustricobligativnen nahezu die Hälfte ausmacht, werden zweifellos fristgerecht dem Agenten überwiesen werden. Aber immer näher rückt die Zeit, wo Deutschland die volle Last der dnrch die Annahme des Dawcsplcmcs übernom menen Verpflichtungen tragen soll. Das vierte Jahr steigert die Belastung ans 1750 Millionen Mark, wovon der Anteil, der auf das Reich entfällt, sich auf 500 Millionen Mark er höht. Im fünften Jahre, dem ersten Normaljahre, das am 1. September 1928 beginnt, tritt dann in der Belastung dnrch Reparationen ein Sprung von 750 Millionen auf insgesamt 2500 Millionen ein, der auüschliesstich auf den Reichshaus- halt entfällt, aus dem also 500 4- 750 ----- 1250 Millionen Mark aufzubringen sind. Das Reich wird sich vom vierten und noch mehr vom fünften Reparationsjahre ab autzcrvrdcut- licheu Schwierigkeiten gegenüberschen. Schon heute tobt im In- und Ausland der Kampf der Meinungen, ob Deutschland in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen ordnnugsgemäs; nachzulommen, und ob es möglich sein wird, falls die vorgesehenen Beträge ans das Konto des NeparationSagenten überführt werden, grötzcr e, nicht znm Ankauf von Waren verwandte S u m m e n infre m de Währung u m znwandeln, z n transferieren. Während aber die erste Frage das ganze deutsche Volk äugelst, liegt die Sorge um die durch die Auslaudszahlungen hervorgerufenen Transfer-Schwierigkeiten dem ausschlictzlich aus Vertretern der reparativnsberechtigten Mächte zusammengesetzten Ueberweisungskomitee ob. Die Sachverständigen, die geistigen Väter des Dawesplaues, ha ben ausdrücklich anerkannt nud festgestellt, das; die deutsche Neichüregierung ihre Verpflichtungen erfüllt hat, wenn sie die vorgesehenen Beträge ans das Konto des Neparationsagenten abgeführt hat. Wenn also die Verantwortung für die Ka pitalübertragungen auf dem Agenten bzw. dem Ucbcrwci- sungskomitcc ruht, so berühren die jeweiligen Verfügungen des Generalagenten die deutsche Währungs- und Kreditpolitik unmittelbar. Ohne nus jedoch an dieser Stelle mit der ersten Frage, nämlich der Ausbriugnugsmöglichkeit, zu beschäftigen, wenden wir uns der zweiten Frage, dem Transferproblem zn, das gerade jetzt akute Bedeutung gewinnt. Bekanntlich haben alle deutschen Zahlungen an den Ne- parationSageulen auf dessen Konto bei der Rcichsbank zu er folgen. Er kann die Beträge je nach Wahl zur Begleichung von Sachliefernngen verwenden oder Devisen kaufen. Aller dings sind ihm bestimmte Grenzen in seiner Verfügungs fähigkeit gesetzt, die durch die Gestaltung der deutschen Wäh rung jeweils gezogen sind. Gerät nämlich der Markknrs in Gefahr, so ist der Agent verpflichtet, Barüber- l r n g u n g c n e i n z n st e l l e n. Das Programm für die Sachleistungen und die Zahlungen ist derart zu regeln, das; in jedem Falle Erschütterungen der Wechselkurse vermieden werden. Soweit keine Ueberwcisungcn durch Sachlieferungen oder Devisenkäufe erfolgen können, sollen die sich ansammelu- den Gutbaben bis zur Höhe von zwei Milliarden Mark bei der Bonk verbleiben und bis zur Höhe von fünf Milliarden Mark tn Deutschland selbst in der Form von Obligationen oder Anleihen anacleal werden. Tatsächlich haben sich im kaust veS vnue.i Reparalious- jahreS dir Kasfenbcstände des Agenien langsam aber stetig vermehr, und veirugen Ende Juli mehr als 170 Millionen Mart Rechne! man hierzu die Restbeträge der dritten An nuität hinzu, so kommt man aus einen Barbestand von über 400 Millionen Mark, die dem deutschen Geldmarkt entzogen sind. Es ist als sicher anzunehmen, das; der Neparaliousagent in den kommenden Monaten versuchen wird, in erhöhtem Matze die Kassenbcstände durch Barlransfcrieruugen zn er leichtern, was zur Folge haben mutz, das; nicht nur die aus- länoischcn Devisenkurse dauernd die Neigung zum Steigen bzw. die Reichsmark die zum Fallen besitzt, sondern das; auch die Deviscnbilanz der Rcichsbank unter einen erhöhten Druck gesetzt wird. Aber die Devisen, die aus Grund der Girv-Mark- guthaben zum Zwecke der Transferierung gekauft werden, stellen natürlich nicht den alleinigen Barlransfer dar. Bisher sind in den abgelansencn 11 Monaten des dritten Neparalions- ;ahres von den 1489 Millionen Einnahmen nur 143 Millionen unmittelbar in bar überwiesen worden, d. h. knapp 10 Pro zent, aber als Barlransfer sind auch die Aussuhrabgaben an- zusehcn, die eine teilweise Vorwegnahme der Deviseneingänge ans dem deutschen Autzcnhandcl darstcllen, sowie die Zins zahlungen für die Reparationsanleihe. Diese Posten stellten im dritten Reparalionsjahrc bereits ein Vielfaches der reinen Barübcrwcisungen dar. Schon hieraus ergibt sich von selbst die Notwendigkeit sür die Rcichsbank, einen hohen Dcviscnschatz in Bereitschaft zn halten. Denn schon einmal zeigte es sich, welche Auswirkun gen ein Bartransfer auf Deviscnbilanz und Wcchsclknrse ha ben kann, als nämlich der Neparaliousagent im April dieses Jahres eine Barübertragung von 108 Millionen Mark — znm ersten Male in einer grotzeren Summe — vornahm. Damals überschritten die Devisenkurse unter den Augen der Ncichs- bank, wenn auch nur sur wenige SlNiwen, oerens tue ovecen Goidpv.nkle, und mit einem laufenden Druck aus die W äyrung innerhalb der durch den Goldausfuhrpunkt ge zogenen Grenze wird in den kommenden Monaten und Jahren mehr als bisher gerechnet werden müssen. Wichtig ist daher für die Neichsbank dio>Fragc, aus w el chen Quellen die Devisen slietzcn. Zum Ueberflus; ist ausgesprochen worden, datz die wichtigste Quelle die Akti - vilöt oer Handelsbilanz werden mutz. Auch im DaweSguiachien ist ausdrücklich anerkannt worden, datz „die Reparationszahlungen nur durch einen wirtschaftlichen Ueber- schutz aus der Arbeitsleistung des Landes gezahlt werden können^ Tatsächlich sind aber die Devisen, die der Rcpa- rationsagenl zur Transferierung brachte, nicht aus Export überschüssen, sondern aus der geborgt-aktiveu Zah lungsbilanz geflossen, d. h. das Geld, das sich Deutsch land im Auslande gepumpt hat, ist zu einem erheblichen Teil wieder ins Ausland in Form von Reparationen abgcflossen. Auf die Dauer mutz aber die Begleichung langfristiger Ver pflichtungen durch einen nicht fundierten Devrfenzuflutz be denklich werden. Auch schon ans diesen Gründen dürfte dem Bartransfcr in Zukunft erhöhte Bedeutung zukommen. Aber einerlei, ob Sachliefernngen oder Barübertragnngen, es bedarf keiner be sonderen Einbildungskraft, um sich vorzustellen, datz der Agent und das ihm unterstellte Ueberweisungskomitee dauernd die stärkste Finanzmacht inDeuts ch land bildet. Es liegt in seiner Hand, — unter dem bekannten Vorbehalt, datz die Wä h rnng n i ch t gefä h rdet werden darf— die Gläubiger in fremder Währung statt in Waren zn befriedigen, also, die aufkommenden Reichsmark- §eträge zum Ankauf von Devisen zu verwenden. Hierdurch erhält, wie schon erwähnt, die Reichsmark die Neigung zur Verschlechterung. Unternimmt er gar nichts, lätzt er vielmehr die Reichsmarkbeträge auf Girokonto stehen — mangels An gebots an Devisen —, so wird hierdurch automatisch eine Ver knappung des Geldmarktes bewirkt, was den Markkurs in die Höhe treiben und deflationsartige Erscheinungen Hervorrufen mntz. Es bestehen keinerlei Garantien dafür, das; die gewal tigen in einer Hand befindlichen Beträge nicht znr Ueberfrem- duug unserer Wirtschaft, für spekulative Ausnützung derselben oder zur Schaffung von Konjunktur-Aufstiegen und -Nieder gängen zum Schaden der deutschen Wirtschaft benutzt werden. Wenn auch die Festigkeit der Reichsmark durch den R e P a r a t i o u s a g e n t e n nicht bedroht lv er den darf, so sind doch die Storungen, die er hinsichtlich der Deutschen WährungS- und Kreditpolitik Hervorrufen kann, recht zahlreich. Jedenfalls dürfte schon im nächsten Jahre die Lage gefährlich werden und unter Umständen eine Auseinander setzung über Pie weitere Verwirklichung des Planes veran lagen. Die Amerikaner verlassen Frankreich. Paris, 28. August. Nach einer Meldung des Jntrausigeant aus Cherbourg haben -angesichts Ler mnerikafeindlichcn Aus schreitungen der französischen Bevölkerung -anlätzlich der Sacco- Vanzett-i-Kundgcbungen 1500 Amerikaner wieder die Rückreise -angetreten, 1700 weitere ihre Plätze für die Rückfahrt belegt. „Oer Tag von Tannenberg." Ein Nnfrn f. Unter dem Titel „Zum Tag von Tannenberg" ver öffentlicht die Hindenburg-Spende einen Aufruf, in dem es heisst: „Noch fünf Wochen trennen uns von dem Tage, an dem Hindenburg seinen 80. Geburtstag begeht. In allen Teilen Deutschlands rüstet man sich, um ihm an diesem Tage erneut Zeichen der Verehrung darzubringcn? Hin denburgs schlichte Art und seine Liebe znm deutschen Volk haben auch aus diesem Anlas; wieder den richtigen Ton gefunden. Ausdrücklich hat er gebeten, von allen rauschenden und kostspieligen Festl^hkeiten als mit der Not der Zeit unvereinbar abznsehcn. Dagegen hat er den herzlichen Wunsch geändert, es möge ihm zu seinem 80. Geburtstage durch ein reiches Ergebnis der Hinden burg-Spende die Möglichkeit gegeben werden, das Los der Kriegsveterancn und Waisen noch besser als bisher tatkräftig zu lindern. Damit hat unser Reichspräsident uns den Weg vorgezeichnct. In jedem Beitrag zur Hin- dcuburg-Tpeude sicht cr dankbar den tatkräftigen Aus druck der Verehrung. Möge der Tag der Erinnerung an Tannenberg, der Tag, der znm ersten Male dein deutschen Volke den Namen Hindenburg nahcbrachtc, auch ein Tag des opferwilligen Dankes des deutschen Volkes sein. Beiträge zur Hindenburg-Spende werden bei allen Postanstaltcn, Sparkassen, Banken, Eiscnbahnkasscn und u. a. auch vom Postscheckkonto der Hindenburg-Spende Berlin Nr. 73 800 cntgcgcngcnommen." Amerikanischer MMWW MM. Oer »Stolz von Detroit" in England gelandet. Sonntag morgen ungefähr 7 Uhr überflog das von Harbvur Grace (Neufundland) mit den amerikanischen Piloten Brock und Schlee nach England abgcgangcne Flugzeug „Stolz von Dctrvi-' die Hafenstadt Plymouth an der Siidwcstküstc England-; am Kanal La Manche, Plt;- moutsund. Die Ozcnniibcrgncrung ist den beiden Ame rikanern also gelungen. Sic landeten um 10.33 mittel europäischer Zeit glücklich im Flughafen Ervydou im südöstlichen England, von einer zahlreichen Menge be geistert empfangen. Der Weiterflug nach Stuttgart erfolgt, sobald die Flieger sich von der Ozennüberquernttg genügend erholt haben. Der Pilot Schiller und der Detroiter Kaufmann Wood, die zu ihrem Englaudflnge in Windsor (Ontario) erst bei günstigerer Wetterlage starten wollten, sind Sonnabend ebenfalls nbgcflogcn, als sie hörten, das; der „Stolz von Detroit" sich bereits ans dem Fluge nach England befand. Aber der Insel Valentin (Südwestküstc von Irland) will in 1000 Fus; Höhe ein Dampfer einen Eindecker im Fluge in südwestlicher Richtung bemerkt haben. Der „Stolz von Detroit" unterwegs nach München. London, 29. Angust. Die Flieger Schlee und Brock sind mit ihrem Eindecker „Der Stolz.von Detroit" heute vormittag 8,31 Uhr jn Croydon zu ihrer zweiten Etappe nach München gestartet. Aus dem Flugplätze hatte sich eine grotze Zahl von Per sonen eingesniiden, die den Weltsliegern Glück sür ihren weiteren Flug wünschten. Das Flugzeug kreiste ciuige Male über dem Flughafen von Croydon und flog dann in östlicher Richtung ab. Heute Start der französischen Ozcanflicgcr? Paris. Angesichts Les glücklichen Verlaufes des Allanlik- Flugcs der amerikanischen Flieger Schlcc nnd Brock rechnet man damit, das; Lie französischen Flieger am Montag vormittag zum Fluge Paris—Ncwyork starten. Seit Sonnabend ist aus dem Flughascu Le Bourget ein besonderer Wetterdienst, der anch nachts arbeitet, eingerichtet worden. AW-MastMe in AM». London, 2!). August. Nach Meldungen aus Tokio sind die japanischen Pro vinzen Nagasi und Koti sowie die Insel Shikoku von einem furchtbaren Taifun heimgesucht worden. Etwa 4000 Häuser wurden zerstört. Zahlreiche Brücken sind fortgerifsen worden. Nach den bisher vorliegenden Meldungen sind fünf zig Personen getötet worden. Die Zahl der Berichten soll sehr groh sein. Nähere Einzelheiten liegen noch nicht vor, da die Verbindungen unterbrochen sind.