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Sächsische Elbzeitung : 05.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192709059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19270905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19270905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-05
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 05.09.1927
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RMMW AL geUN MüiülcrvrilMent Bram. Stettin, -1. September. Im Nahmen einer Fahnenweihe bcr Ortsgruppe Stettin des Dcutschnationalen Arbcitcrbnndes hielt heute Ncichsvcrkchrsministcr Dr. Koch eine Rede über die innere und äußere Lage des Deutschen Reiches. A. a. führte er aus: Wir leben wieder einmal in einer Periode politischer Span nungen. Inncrpolitisch ist cs zurzeit vor allem die Flaggensragc, die die Gemüter bewegt. Bedauerlich ist cs, das, sich Behörden und soga» die preußische Staatsrcgierung dazu hcrgcgebcn haben, ihrerseits »och zur Er regung der politischen Leidcnschaslcn bcizutragcn. Es ist unver ständlich, wie der preußische Ministerpräsident kürzlich Ms einer Tagung des Westdeutschen Reichsbanners in Niideshcim erklären konnte, das, die Farben schwarz-weih-rot in ein Museum gehören. Es mühte ihm bekannt sein, dah die Handelsflagge schwarz-weih- rot ist und die Farben schwarz-rot-gold nur in einen, Feld in der oberen inneren Ecke zeigt. Ebenso muhte er wissen, dah die Ncichskriegsslagge schwarz-weih-rot ist. Der Ministerpräsident muhte aber als prcuhischcr Minister vor allem auch berücksichtige«, dah cs ein grohcr Teil des dcutschcu Bölkes als heiligste Pflicht empfindet, in der gleichen selbstlosen Hingabe, mit der Millionen deutscher Männer während des grohcn Krieges siir die Farben schwarz-weih-rot gestorben sind, siir eine Erstarkung des deutschen Batcrlnndcs ciuzutreten und dah dieser Teil des deutschen Bölkes darum iu den Farben schwarz-weih-rot eine gerade heute lebendige und in die Zukunft weisende Mahnung ist. Die Stellungnahme des preuhischcn Ministerpräsidenten in Niideshcim ist nicht eine Einzelerscheinung, sondern die folgerichtige Fortsetzung seiner in amtlicher Eigenschast gesührtcn, gegen das Neichskabiuett gerich teten Politik, die nicht speziell preuhischcn Interessen, sondern parteipolitischen Erwägungen zu entspringen scheint. Grundlage siir die Haltung des preuhischcn Ministerpräsidenten ist die These, dah die Republik den Republikaner« gehöre. Dieser Satz ist un bedingt abzulchncn. Er ist dazu angetan, den innerpolitischen Streit um die Staatsform zu verewigen und die Auseinander setzungen über den tünstigcn Staatsbau aus rein äuhcrliche Dinge abzulcnlcn. In Wahrheit ist es gar nicht der Gegensatz Republik uud Monarchie in seiner sormalcn Bedeutung, der unser Bolk bis in seine Tiescn auswühlt. Eine Monarchie kann im konkreten Fall national unfruchtbar und geradezu verderblich sei«, während eine Demokratie unter Führung von Männern vom Schlage eines Freiherr,, von Stein die Begeisterung aller Patrioten wach- zlr^uscn vermag. Mill man eine Ncihcnsolge siir die Würdigung zur Führung im Staat ansstellcn, so kann Mnhstnb nur der Wille sein, siir die Staatsgesnmthcit Opscr zu bringen. Nur denen, die die Idee des Staates, die mit dem Bcgriss der Volksgemeinschaft unlöslich verbunden ist, rückhaltlos bejahen, gebührt die Füh rung im Staat. Wer dagegen der Idee des Klassenkampses und der Klasscnhrrrschast anhängt oder mit dieser Idee spielt, ist nicht berechtigt, den Platz des „Ersten Dieners des Staates" zu besetzen. Die Bluttat in der Warschauer Sowjetgesandtschast. Die Persönlichkeit des Getöteten. Zn dem Zwischenfall in der russischen Gesandtschaft in Warschau, bei dem ein Besucher bou einem Sowjct- nngcstclltcn erschossen wurde, als dieser sich durch dessen Mcsscrangriff bedroht fühlte, werden jetzt Einzelheiten bekannt. Bei dem Erschossenen handelt cö sich nm den 20jnhrigen polnischen Staatsbürger Trajkowicz. Er stammt aus Wilna. Nach Erzählungen von Mitgliedern der Sowjctgcsandtschaft erschien Trajkowicz, der offen sichtlich sehr erregt war, in der Gesandtschaft und verlangte den Geschäftsträger Uljanow zn sprechen. Als ihm be deutet wurde, dich der Geschäftsträger nicht zu sprechen sei, begann er zu schimpfen. Dann zog er ein Messer aus der Tasche und verwundete damit einen Diener an der Wange. Sodann hieb er mit einem Stock auf das im Vorzimmer hängende Bild Lenins ein. Hierauf versuchte er die Flucht zu ergreifen. In diesem Augenblick gab der Telephonist der Gesandtschaft fünf Ncvolvcrschüssc auf ihn ab, so das, er vor der Tür tot znsammcnbrach. ES wird vermutet, dass Trajkowicz geistesgestört war. Seiner politischen Einstellung nach war er überzeugter russischer Monarchist. Zwei seiner älteren Brüder — Traj- kvwitsch war erst 19 Jahre alt — sind in Ruhland a u f Anordnung der Tscheka hingcrichtct worden. Einer unbestätigten Version zufolge soll sich Traj- kowitsch in den letzten Jahren mit Kowerda, dem Mörder des Sowjetgcsandten Wojkow, angefrenndet haben. Welchen Zweck Trajlowitsch mit seinem Besuch in der Sowjctgcsandtschaft befolgte, ist noch nicht völlig auf- geklärt. Angebliche Spionage zugunsten Deutschlands. Warschau, 5. September. Wie die halbamtliche Telcgra- phcnagenlur aus Thorn zu berichten weiß, ist dort am Sonn abend der Artillerieleutnant Kopala unter dem Spionagcverdacht zugunsten Deutschlands verhaftet worden. Leutnant Kopala werde aller Voraussicht nach vor ein Gericht gestellt und zum Tode verurteilt werden. Die Verhaftung erfolgte auf dem Thorncr Hauptbahnhof, von wo aus er die Flucht ergreifen wollte. potiiischc Rundschau. Deutsches Reich Deutschlands Eigentum in Italien. In Nom wurde vom deutschen Geschäftsträger und vom Ministerpräsidenten Mussolini ein Vertrag unter zeichnet, der einige Fragen c is dem Versailler Vertrag regelt. Es handelt sich um Angelegenheiten der gegen seitigen Ausgleichsämter, Posrverwaltnngen, Sozial-, Lebens- und Rückversicherung, deutsche Güter, Rechte uno Interessen in Italien. Die Abkommen regeln zum größe re« Teil Fragen allgemeiner Arts die bisher offen ge blieben waren. Es werden etwa 50 000 zwischen den beiderseitigen Ausgleichsämtern unerledigt gebliebeue Eiuzelfordcrungen pauschal aügegoltcn. Italien gibt ferner alles rcichsdeutsche in Altitaüen belegene nnd auf Grund des Versailler Vertrages beschlagnahmte Ver mögen, soweit es am 15. Mai 1927 noch nicht endgültig liquidiert war, mit einigen Ausnahmen, an die deutschen Eigentümer zurück. Es erläßt ferner jenen deutschen Eigentümern, die von Italien ihre Güter zurückgekaust hatten, alle am 15. Mai 1927 noch nicht bezahlten Teil beträge des Nückkaufpreises. Beamtenücihilfcn in Lübeck und Oldenburg. Besondere Notstavdsbeihilfen für Beamte sind in Lü beck und Oldenburg iu Aussicht genommen. In Lübeck soll den Beamten nuck einer Vorlaae des Senats ZN bis -IN Prozent des kür Juli zahlbaren Grundgehalts als Sondcrbcihilfc gezahlt werden. Eine ursprünglich in Aussicht genommeue allgemeine Erhöhung der Beamten gehälter ist vom Senat mit Rücksicht auf die gesamte Fi nanzlage des Staates vorläufig abgelchnt wordcu. Auch iu Oldenburg ist eiue Sonderzuwcuduug auf ähnlich?.' Grundlage geplant. Berlin. Die Einbringung der Besold uugsord- nnng für Bcanuc im Rcichsrai ist für Mille September vor- gcschcn. Die Besprechungen dcS Rcichssinanzministers mit den Spihenorganisalionen sind für den 8. September in Aus sicht aciiommen. Aus Zn- und Ausland, Berlin. Im Justizministerium ist unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Joel dic Kouscrcnz der Jnstizministcr der Lander Msammcnznlrclcn, um gemeinsame Richtlinien für die aus Anlaß des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten vor gesehenen E i n z c l b c a n a d i a n n a c n ausznnrbeilcil. Weimar. Der Thüringer Landtag tritt an, 15. September zusammen. Am 5. September wird der Landcswahlausschnß dic Ncitzulcilung des durch dic Ungüliig- kcitscrklärnng dcs dcnlsch-völkischcn Mandals vakanlcn Abgc- ordnclensitzcs vornchmcn, München. Reichspräsident v. Hi udenburg hat, wie all jährlich, dcm Kronprinzen Rupprecht von Bauern einen Be such abgestallct. Knttowib. Der Abgeordnete Konrad Knnsdors von der Deutsch-katholischen Volkspartci wurde auf dcm Wcgc bci Earolincngrubc-Hohcnlohchüttc bou drei Pcrsoncn Überfällen und mißhandelt. Zwei der Täler wurden vcrhaflcl. Prag. Die Tätigkeit der Jugendorganisationen der natio nalen Faschistcngcmcinde Groß-Prag ist von der Prager Polizcidircktion verboten worden, da die Organisationen nach Ansicht der Polizeibehörden dcm Gesetz znm Schutz der Republik cnlgcgcnstehcn. Budapest. Dic Budapcstcr Polizei hat mehr als 50 Per sonen scstgcnommcn, die an einer kommunistischen Zellen- organisatiou beteiligt sind. Fünf bis sechs Personen sind ge ständig, während die übrigen leugnen. Auch in 31 Provinz- ftädtcn wurden kommunistische Agitatoren verhaftet. Oslo. Dic Vcrlrclcr von 13 Verbänden, die 13 000 Staats funktionäre umfassen, beschlossen, den Staat zu verklagen, um dic Gcsctzmäßigkcit dcr von Slorthiug beschlossenen zchu- prozcnügcn L o h n h c r a b s c tz u u g zu prüfen, dic nach An sicht dcr Angcstclltcu gesetzwidrig ist. Kairo. Dic äguptische Regierung bat dic deutsche Re gierung, bci dcr Sowjclrcgicrung Schritte für dic Freigabe dcs von dcu Russen beschlagnahmten Dampfcrs „Costi" und dic Freilassung dcr Mannschaft zu unlcrnchmen. Oer tägliche Ozeanflug. Kapitän Courtueh in England gcstartc 1. Die Insassen dcs „St. Raphael" teilen das Schicksal der verschollenen Nungesser nnd Coli. Dic „Bremen" nnd dcr „Blanc Vogel" kehrten wegen schlechter Witterungs- verhältnissc zum Startplatz zurück. Das alles hindert mutige Piloten aber nicht, den Europa—Amerika-Flug aufs neue zu wagen. Nunmehr ist dcr englische Flicgcrkapitän Eourtney mit dcm „Wal N. 25" zn seinem Atlantikflng in Plymouth (England) gestartet und wird über dic Azoren und dic Trcpassaybai nach Montreal (Ncwyork) fliegen. Er war am 28. Juni d. I. von Friedrichshafen nach London ge startet. Er steuert dasselbe Flugzeug, mit dem Amundsen feinen Nordpolflug anSgcführt hat. Dcr „Wal N. 25" hat sich bis vor kurzer Zeit im Besitz von Norwegern bc- fnndcn, dic mit ihm eine Ncihc von Flügen von Oslo nach London nnd Amsterdam ansgcführt haben. Am 19. März wurde er von den Dornier-Metallbauten in Kiel wieder übernommen und auf dem Luftwege nach Friedrichshafen übcrgcführt, wo er für den Atlantikflug umgcbaut wurde. Eonrtnch unternimmt die schwierige Reise also mit einem Flugzeug, daö man als "chcS Fabrikat bezeichnen kann. * Courtney in Spanien gelandet. Start und Landung des "Royal Windsor." Kapitän Conrtney ist mit seinem Flngzcng „Wal 25' in Coruna an der spanischen Küste gelandet. Infolge star ken Gegenwindes und sehr schlechter Wcttcrverhältnissc Hal er die Agoren, wo eine Zwischenlandung vorgesehen war, nicht erreichen können. Dic Flugzenginsnssen befinden sich alle wohl. Wie erst jetzt bekannt wird, ist der an Bord üe- findliche Passagier der Sohn eines kanadischen Multi millionärs namens HoSmcr, dcr für einen Plah 1500 Pfnnd gezahlt hat. Das Flugzeug „Royal Wiudsor", das am 1. Sep- tcmbcr in Amerika zu einem Flug nach Wiudsor in Eng land aufgesticgcn war, jedoch in St. Johns (Qucbckj wegen schlechten Wetters hatte nicdcrgehcu müssen, ist von neuem zum Fluge nach England gestartet. Auch dieser Start blieb erfolglos, deun das Flugzeug hat in Portland niedergehen müssen. Die englischen Flugsachvcrständigen haben nun alle Hoffnungen aufgegcben, daß dcr Kapitän Hamilton, der am Donnerstag mit der Prinzessin Löwenstein-Wert heim und Oberst Michin mit dem „St. Raphael" auf. gestiegen war, mit seinen Begleitern noch am Leben ist. Die letzte Nachricht stammt von einem deutschen Petroleum- dampfer „Joria Macy" dessen Kapitän berichtet, das Flug zeug iu der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag mitten über dem Ozean in 1000 .Fuß Höhe acsehen zu haben. Courtney will heute weiterfliegc«. Dcr englische Ozeanflicgcr Courtney beabsichtigt, heute nach den Azoren weiterzufliegen. Daö Schicksal der St. Raphael. London, 4. September. Eine Rcutermeldnng aus St. John auf Neufundland besagt, daß Kolonialsekrctär Bennett ans Grund des Berichtes, wonach die St. Raphael auf Labrador gesichtet wurde, alle drahtlosen Stationen, Lcuchtiirmc, Zollstationen und Regierungsbehörden anwies, im Falle der Auffindung dcr Flie- gcr sofort Bericht zu erstatten. Der Fischereiminister Winser, der die fragliche Region genau kennt, gab jedoch dcr Befürchtung Ausdruck, daß das Schicksal der Flieger hoffnungslos wäre, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, mit möglichster Beschleunigung vom Innern Labradors die Küste zu erreichen. Wer begleitet Könnecke nls Bordfunker? Der Obcrtclcgraphensckrctär Johannes, der seit einigen Tag iu Köln mit Könnecke verhandelte, den er aus seiuem Ozeanflug begleiten sollte, ist wieder nach Koblenz zurückgekehrt, da er sich, wie vor ihm der Funker Wall, mit Könnecke über die Bedingungen nicht einigen konnte. Jetzt hat sich dcr hiesige Tclegraphensekrctär Maternus Oster bei Könnecke als Bo.dfnuker beworben. * Bereits ^zeansiusiopfer Eine amerikanische Vcrciuigimg hat eine Resolution angenommen, dic dem Kongreß zugchcn soll. Dcr Kon greß soll danach dem Handclsmiuistcr das Recht erteilen, Lzcnnflügc zn verbieten, falls das betreffende Flngzcng nicht den Erfolg gewührlcistcndc Vorbedingungen erfüllt hat. In dcr Begründung wird hcrvorgchobcn, daß bis her 25 Menschenleben infolge dcr Ozrnuflügc verloren- gingen. M WWmlMMe bei Mel. Die B c r g n » g s a r v c t t c n ans dcr Unglücksstätte bei Zimmcrsrodc dürften etwa vierzehn Tage in Anspruch nehmen, da infolge dcr außerordentlich starken Sprengladung — man spricht von 35—10 Zentnern — etwa 1000 Kubikmeter Gestein hcrabgcstürzt sind. Es ist anzttnehmen, daß von den Leichen dcr Verschütteten »nr noch wenige l.berrcstc unter den Trümmern zu fiudcu siud, da wahrscheinlich durch dic uugchcurc Gewalt dcr Explosion dic Leute zum Teil verbräunt oder vollkommen zerschmettert worden sind. " " ' Bluttat eines Keistcstrankcn. Kopenhagen, 5. September. Wic uns Ejcntoflc gemeldet wird, lockte ein 20jührigcr geisteskranker Student cinc» verheira teten Freund zu einer Verabredung aus dcm Hause heraus und überfiel in dessen Abwesenheit dic Gattin dcs Freundes. Diese hatte ihn angeblich einmal vor Jahren beleidigt. Mit einer Eiscnstangc zerschmetterte er den Kopf dcr jungen Frau und schoß den fünfjährigen Sohn dcr Frau und einen hcrbcicilcnden Haus nachbarn mit lebensgefährlichen Schüssen nieder. Erst nach cr- bittcrtcm Kampfe konnte dcr Wahnsinnige überwältigt werden. Der Höhcnmcltrrkord Callizos Schwindel. Paris, 4. September. Der französische Flieger Callizo, dcr dicfcr Tage cincn ncncn Wclthöhcnrckord von lüOOO Mctcrn aufstclltc, Hal jetzt zugcbcn müssen, daß scinc angebliche Leistung auf Schwindcl beruht. Dcr französischc Aeroklub hatte nämlich ohne Wissen dcs Flicgcrs in dcssc» Apparat cincn zweiten Höhen- mcsscr nntcrgcbracht, dcr nicht 13 000 Mclcr, sondern nur 4000 Mctcr zeigte. Callizo gestand ein, während dcs Flngcs dcn An zeiger dcs Höhcnmcssers ansgctauscht zu haben. Wic ihm dies gelang, ohne das amtliche Siegel zn verletzen, dürfte die morgige Verhandlung vor dcr Berufsorganisation ergeben. Filchncr am Leben? Peking. (Kabcldicnst dcr TA.) Von der Grenze von Vorma sind Henle Privatbriefe in Peking eingclaufen, nach denen fünf Fremde, Amerikaner, Engländer nnd Deutsche, in Batang eingetroffen sind, dic mittciltcn, daß sie auf tibetanischem Ge biet von Räubern überfalle» »nd ausgcplündcrt worde» sind. Diese Reisenden waren jedoch wohlauf. Da außer der Filchner- Expedition keine Tibctrciseiiden weiter bekannt sind, nimmt man an, daß cs sich bci dcn fünf Fremden um Filchncr nnd seine Ge fährten handelt. Ein politischer Mordanschlag? Rache siir Sacco und Vanzctti? Einc mysteriös« Angelegenheit beschäftigt feit Sonnabend abend die Dresdner Kriminalpolizei, worüber eine Korrcspon- denz folgendes schreibt: Der Sekretär dcr Handclsabtcilung dcs Amerikanischen Konsulates in Dresden, der Kaufmann Friedrich Emil Steger, wollte am Sonnabend in den Abendstunden mit seiner Frau und einem Freunde cincn Spaziergang nach der Moreauschänke in Kleinpestitz unternehmen. Als die drei Per sonen etwa nm 81-4 dic auf dcr Höhc von Räcknitz gclcgcne Bis- marckfäulc passiert hatten und einen kurze» Rückblick »ach Dres- dc» tun wollten — dic Stadt erstrahlte in vielen tausenden von Lichtern —, da stand plötzlich, wic aus dcm Boden gestampft, ein großer starker und mit Mantel versehener Mann hinter ihnen, der sich augenblicklich auch umdrchtc, als wollte er gleichfalls das herrliche Abcndpanorama genießen. Dic drei Personen gingen dann weiter. Als sic ungefähr 100 Meter hinter der Bismarck- fäule waren, tauchte dcr geheimnisvolle Unbekannte wiederum hinter ihnen aus uud seucrte plötzlich einen Schuß ab. Frau Steger, tödlich erschrocken, schrie laut um Hilfe. Ihr Mann und dessen Freund stützten sie in der Annahme, der Schuß habe ihr gegolten. Man glaubte im Augenblick, Frau Steger fei getroffen nnd verletzt worden. Beim Betasten der Frau gewahrte dcr Ehemann, dcr durch dcn Schuß gleichfalls sehr erschrocken war, daß er selbst der Getroffene sein mußte, was sich auch alsbald be stätigte. Die Kugel war i» den Rücken cingcdrungen nnd in Weichtcilcn stecken geblieben. Der Verletzte wnrde nach seiner in dcr Uhlandstraße gclcgcncn Wohnnng geführt, nnd später in das Südsanatorium cingelicfert. Dort stellte der Arzt fest, daß die Kugel dicht unterhalb dcs Herzens cingcdrungen war und glück licherweise nur Wcichteilc verletzt hatte. Heute Montag wird cinc Röntgendurchleuchtung vorgcnommen, dcr Sitz des Geschosses festgesicllt nnd letzteres gegebenenfalls auf operativem Wege ent fernt werden. Lebensgefahr ist keine vorhanden. — In dcr Woh nung eingetroffen, hatte Frau Steger zunächst sofort das Aeber- fallkommando alarmiert, das alsbald mit Beamten der Mord kommission eine Absuchung des Geländes vornahm. Der angc- sctzte Polizeihund verfolgte eine Spur bis zur Straßenbahnhalte stelle der Linie 5 in Zschertnitz. Auf der Flucht ist der vermut lich ortsunkundige Täter anscheinend erst in eine Lehmgrube ge stürzt, aus der er sich dann wieder herausgearbcitct hat. Der ver letzte Konsnlatssekrctär ist nahezu 40 Jahre alt, er war bereits vor dcm Kriege in Chemnitz als Vizckonsul tätig. In seiner jetzigen Dienststelle hatte er wegen der Hinrichtung von Sacco und Van- zetti mit fast dreißig im Konsulat vorgesprochenen Abordnungen zn verhandeln. Ob cs sich demnach um cinc politische Tat handelt oder ob eine Personenverwcchsclung Vorgelegen hat, darüber läßt sich augenblicklich näheres noch nicht sagen. Die kriminellen Er örterungen dauern fort. Zu dem Mordanschlag ist noch folgendes zu ergänzen: Der bisher unbekannte Verbrecher gab den Schuß aus einer Entfernung von kaum zwei Mctcrn ab, um sofort iibcr die Felder in Richtung Zschertnitz zu flüchten. Zur Zeit der Tat hielten sich an der Vismarckfänlc einige Liebespaare nnd mehrere jnnge Männer auf, die den Schuß wie auch dic Hilferufe- der Frau Steger gehört haben. Beim Abstichen des Geländes wurde die Hülse der abgefeuerten Patrone anfgefundcn. Das Ehepaar Steger betreibt nebenher noch in dcr Schnorrstrnßc 52 cin Tabak- warcngeschäft. Vcide Ehegatten stchcn in gutem Ansehen. Das nächtliche Abstichen der Felder hinter der Vismarckjäule durch die Beamten des Aeberfnllkommandos nnd der Mordkommission gab begreiflicherweise zu mancherlei Gerüchten Anlaß. Bei dieser Gelegenheit sei mit daran erinnert, daß der Mörder des erschossenen Mechanikers Zinke, der am 23. August in der Nähe des Windberges die ruchlose Tat begangen hat, noch nicht ermittelt werden konnte.
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