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Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Waller Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Tageblatt für dl« Anzeigenpreis lin RMA: Die 7gespaltene 35 mm breite Petitzeile 20 Pfg., für aus- -g wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breit« Reklamezeile 83 Pfg. Tavellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt Einzelnummtt H-»»," da, Recht der «achsorderüng vor S-währt. Anzeigenannahme für alle in. und ausländischen Zeitungen «Ihne und atc p Unterhaltung und Wissen", „Unterhaltungsbeilage", Dag im Riiü" 2l8nölg6 W0t^l6Nb6lIäg6N. der Welt der Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage ^^mern infolge hlherer Gewalt. Streik, Aussperrung, BetriebsftSrung uiw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zgm Anspruch aus Lieferung der Zeitung Bad Sckanbau, Dienstag, den 1b. August 19271! kl. Mrgang Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, KleingieWbel, Kleinhcnner,. dors, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau. Porschdorf, Poftelwih, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamlgcbiet der Sächsischen Schweiz E nzelnummer lv.bzw 15 P g - «et Proouri ^cht der Rachforderung ° Für eilige Leser. * Die seit langem erwartete Begründung zum Ncichsschul- gcscl, ist am 8. August dem Ncichsrat zugcgangcn. Die prcu- fiischc Regierung Hal sich für ihre Stellungnahme eine Bcdcnl- ,cit bis zum 20. September ausbcdungcn, um in der Zwitchenzcu die Angelegenheit gründlich durchzubcralcn. * Ucbcr dem oberen und mittleren Moscltal bis in die Ge gend von Trier und Neumagcn hinein gingen gestern neue schwere Hagclschlägc nieder, die stellenweise die Weinernte ,a,t völlig vernichteten. .. * Der Präsident des amerikanstchen Slahltruitcs Garn ist gestorben. NieOerlänOische Kolonialpolitik Gedanken zur M.mdatüsragc von F. Morsich - Berlin. Theoretisch gibt es keine Kolonien im alten Sinne meh'. (in der Praxis ist natürlich manches anders): denn der Boller, bnnd vergib! sic als Mandate nnd die MandatSprufungLkom- Mission führt die Oberaufsicht über die Kowmalpottlik der weissen Völker. So wurde» auch die alten deulschen Kolonien verschiedenen Völkern zur mandatöweiscu Verwaltung über- tragen. Bisher war nun Deutschland selbst von der Mandals, kvmmissivn gänzlich ausgeschlossen; jetzt besteht die Aussicht, dass cö ausgenommen wird, damit ist aber noch lange nicht gesagt, dass über kurz oder lang mit der Ueberweisnng eines wertvollen Mandats zu rcchueu ist, denn wo n Ion« ^>v. Eng- ländcr behaupten sogar, selbst wenn ihnen auch die Tatsachen das Gegenteil beweisen, dass die Deutschen gar nichts von der Kolonialverwaltnng verständen. Dass aber Deutschland in den letzten 13 Jahren ans eine aktive Kolonialpolitik vcr- zichten musste, ist iu dem Krieg, Versailles und seinen Folgen zu suchen. Aber wir dürfen nns bezüglich unserer kolonisato rischen Fähigkeiten auch keinen Illusionen hingcbcn, denn in mancher Hinsicht haben sich inzwischen Forni nnd Entwicklung der Kolonialpolitik von Grund aus geändert. Daher müssen wir erst wieder von andern lernen, müssen die praktisch er- probten alten Gesetze an den neuerprovten anderer Völler Messen. So wird es Zeit, dass man sich in Deutschland all gemein gründlich mit Kolonialpolitik befasst. Hierzu bietcu die niederländischen Erfahrungen der letzten zehn Jähre einen wertvollen Anhalt, da sich hier interessante Entwicklungen zeigen. Niederländisch Indien besitzt bereits ein Parlament. Im Jahre 1918 wnroe es zuerst von dem damaligen General- gonverneur Graf Limburg-Stirn,n, dein jetzigen Gesandte» i» Berlin, eröffnet; allerdings befass der damals ans gewählten nnd auch ernannte» Mitgliedern bestehende „Volksraad" noch nicht einmal beratende Stimme. .1925 aber wurde bereits eine Verfassungsänderung Vorgenvinmcn, denn der Vvlksraad wurde mit wesentliche» gesetzgeberische» nnd vcrwaltimgSrccht- lichcit Befugnissen ausgestattet; weiterhin wurde eiu Kol legium (Cnmitü legislativ) ausgeschiedeu, das, aus beamteten Volksraadsmitgliedern bestehend, in Zusammenwirken mit dem Generalgonvernenr die gesetzgeberische Arbeit vollzieht. Bisher war die Anzahl der holländischen Mitglieder und der einheimischen gleich, d. h. der ans 00 Mitgliedern bestehende Vvlksraad setzt sich ans 30 Holländern nnd 30 Asiaten zusam men; der Vorsitzende ist grundsätzlich Holländer nnd wird von der Königin ernannt. Bon diesen Abgeordneten werden 38 gewählt nnd 22 ernannt; die Wahlen erfolgen nicht direkt, sondern durch die Orts- und Provinzräle, d/c ihrerseits 'ans den Regenten, den ehemaligen Stammeshäuptern der Ein geborenen, hervvrgegangen, zu Veamleu gawordcu siud. Durch diesen zweifellos geschickten Schachzug waren die Regenten ans ihren Führerstellnngen heranögenommen und zu Staats- dienern gemacht worden. Wenn auch gerade dnrch diese Mass- nähme, dnrch die sich die Regenten ihren Slammcecmgchöri- gen zu entfremden drohte», Mitgründe für die rcvvlntioiiäre Bewegung gesammelt wurden, so besteht doch längst wieder die beste Aussicht, dass ein Ausgleich hergestellt wird. Dieser bahnte sich bereits kürzlich ans dem m Batavia abgehaltenen Kon gress der Regenten an, ans dem sich nämlich hcranSstellte dass die Regenten vielfach ihre Stellung nicht ganz begriffe» hatte». Aus einer Entschliessung, die dort gefasst wurde, geht hervor, dass die mlcmdischeu Vcrwalttmgsbcamte» eiu unmittelbares Bindeglied zwischen Bevölkerung nnd Negierung bilden soll ten, auf das nicht verzichtet werden könnte, und dass ihnen wenn sie auch mehr nnd mehr zu Werkzeugen der Regiernnas- gewalt geworden seien, doch ei» sehr fruchtbarer WirkungS- treis offen stände. " Wic sich Graf Limburg gelegentlich äusserte, wird der revolutionären Bewegung in Niederländisch-Jndien, oft ans wensatwnKust, viel zu viel Bedeutung zugemessen, denn sie berichte, wie wir sahen, auf Missverständnissen, z. T. aller- s-k^iccic? M'ch «ach Indien gelangten bvl- Verhetzung, die in einem für sie günstigen Augenblick gekommen war, da sie einmal die Holländer ziem- ich überraschte, dann aber die Eingeborenen in einer gewissen Unruhe über die Regentenfrage nnd damit für ihre Einflüsse cnipfanglich fand Es war' ja schon bisher Las LstiN Lr ibor^ Evesen, allmählich den Ein- Kvorcnc» die Mitbestimmung an ihrer Verwaltung zumbilli- len denn cs wnrdc dnrch ocn ictzlgcn Gcncrcngouvcrncur '.onkhecr de Gracf bereits m diesem Jahre die den Einhcimi- üben in Aussicht gestellte» Rechte, wic Aufnahme von Far- biaci, in den indischen Staatsrat, Stimnumglcichheit mit den Holländer» n. a. ausdrücklich feierlich zucrka,,»t uicdcrläudischc Kolvuialpolitik befindet sich in cmcm Ausländ tastend werdender Entwicklung, aber gerade dadurch wird sie für uns vicl interessanter noch als die englische, die in ihren Dominions bereits mehr oder weniger feste Formen auswcist. Dennoch unterliegt cs keincm Zweifel, dass die Ent- Wicklung der niederländischen Kolonien auf einen ähnliche» Zustand wic den der Dominions hinstrebt, selbst das hvllän- dische Kolonialministcrium zielt auf weitere Reformierung des Vvlksraads hinsichtlich der rassemässigcn Zusammensetzung, wonach die Zahi der europäischen (holländischen) Abgeordneten von 30 aus 25 herabgesetzt und die der Malaycn ans 30 er- höht werden sollen: hierzu werden dann etwa noch fünf weitere komme», die sich hauptsächlich aus ansässige» Chmcsc» rekru tiere». Hierüber schwebe» naturgemäss noch viele Fragen, und man hat sich noch nicht endgültig fc «gelegt; denn die neuen Reformen hatten immerhin weitere Acndernngcn der nieder- ländisch-indische» Verfassung zur Folge. — Im Zusamcnhang mit den indischen Verhältnissen die Prognose für die kolonialpolitischc Zukunft Afrikas zu stellen, wo Deutschland zunächst Wohl koloniale Betätigung zu er- warten hätte, ist sicher verfrüht, jedenfalls braucht man dort mit einer so raschen Entwicklung der Neger zur Staatsreifc nicht zn rechne»; daher ist cs auch falsch, wie cs vo» gewisser Seite zu geschehe» Pflegt, de» Eindruck erwecke» z» wollen, als wäre» die Taac der europäische» Kolonisation bereits gezählt, vielmehr hat der kolonisatorische Gedanke, wie nicht nur Italien beweist, in Europa eher zu- als abgenommcu. Bedenken wir doch nur, dass mau kaum begonnen hat, die Schätze Afrikas zu heben, allein der Erzreichtum ist noch nicht ilenncnswcrt augeschürft; die tropischen Naturprodukte, die wir gar nicht entbehren können, bieten noch unerschöpfliche Quellen, die die Neger ohne abendländische Führung gar nicht zu heben in der Lage sind. Bei einer künftigen Kolonialpolitik kommt es vor allem darauf an, dass man versteht, die An sprüche der Eingeborenen in ein richtiges Verhältnis zu ihrer Leistungsfähigkeit zu bringen, d. h. ganz einfach, die Neger richtig zn behandeln. Dass dies aber Deutschland, vielleicht besser als mancher andere Staat, kann, beweist die Anhäng lichkeit, die crfahrnngügemäss manche Negerstämmc noch heute für Deutschland bekunden. Alle diese ncgerfreundlichen, auf einer falsch verstandenen Humanität beruhenden Bestrebungen, die darauf hinausgehen, Deutschland von kolonialer Betätigung abzuraten, entspringen nur dem Wirken entwnrzelter Elemente, die weder dem einen noch dem andern dienen. Sehr zu bcgrüssen ist es, dass Deutsch land in der Person des neuen holländischen Gesandten einen mitten aus der aktiven Kolonialpolitik stammenden Fachmann in Berlin hat, der, wie wir wissen, selbst dnrch Vorträge seine Erfahrungen dienstbar machen will. Bei den guten freund- »achbarlichcn Beziehungen zu den Niederlanden wollen wir daher nicht die Gelegenheit verpassen, aus der Beschäftigung mit niederländischer Kolonialpolitik für unsere koloniale Zu- lttuft zu lernen. Bedenken wir, dass nur der als Politiker Bedeutung hat, der in der Lage ist, aus dem Gegenwärtige», das Zukünftige zu gestalten. Deutscher Mlantikflug abgebrochen cuuty die „»reinen zurüNgekehri. (Gestern abend durch Sonderblatt bereits gemeldet.) Widrige W c t t c r v c r h ä l t n i s s c. Wegen des anhaltenden Sturmes ans dem ANantichen Ozean musste auch das nach der Not landung der „Europa" wcitergeflogene zweite Uebersecstugzeug „Bremen" die Weiterfahrt ab- brechen und zurlickkehren. Westlich von Irland machte die „Bremen" lehrt und richtete den Kurs wieder nach der Heimat. Um 16.30 kam sie in Dessau au und landete glatt. Die Piloten find wohlauf. Trotz Sturm und Wetter wollte» die erste» Pilote», die seinerzeit de» Europa—Nmerika-Flug wagten, die Franzosen Nungesser imd Eoli, den Atlantik auf alle Fälle ttbergucrc». Ihr Schicksal, der Untergang in den Wellen, ist tragisch: cs gibt z» dcukea Anlass. Die deutschen Atlan- ?. ^^en vor ihrem Start noch eiu Telegramm au die Mutter der beiden v.'nmglücktc» Franzosen geschickt. jetzige» Aufstieg mit dciiselben Gc- cü? Zu kampscu gehabt, aber sie zogen aus dem Schick sal Nungessers imd Colis die richtige Lehre, das heisst, sic kehrten zurück, als cs »och Reit war. Die Landung der «-Bremen". Berliner Luftsahrtlrciscu wird die Durch führung dcö RÜckflugcS und der Landung der „Brcmrn" als rmc grosse flugtechnische Leistung bezeichnet. Dabei wird be sonders hervorgchobcn, dass Köhl und Loosc die Maschine nicht irgcndivo unterwegs nbgcsctzt, svndcrn trotz der a»sscrurdc»t- lichcn Wittcrnnnöschwicrigkcitcn sicher in den Heimathafen znrückgcführl haben. Der Entschluss zu den, Rückflug wird als die cmzinttiöglichc Lösung angesehen, und cs wird besonders Piloten ihn gefasst haben, obwohl sic natür sich den Ehrgeiz hatten, de» Flug nach Amerika, wenn» irgend wic möglich, zn Ende zu führen. Die „Bremen" »ach dem Abflug. Das Llnweiier über dem AilanM. Nach amerikanischen Wettermeldungen herrschte aus dem Atlantischen Ozean Weststnrm der Stärke 11 bis 12. Die Windverhältnisse werden weiterhin beeinflusst durch die Lage der Tiefdruckgebiete. Südlich des Kerns herrscht Westwind, nördlich davon Ostwind. In den letzten Tagen lag nun der Kern der atlaiitischcn Depression ziemlich weit im Süden, so dass auf dem grösste» Teil der Fliigstrcckc Ostwind zu beobachten war. Seit Sonnabend hat sich nun jedoch der Kern weiter nordwärts verschoben, so dass sich dementsprechend auch die Wcstwiudzonc weit nach Norde» ausgedehnt hat. Die Gegenwinde treten bis über die Hälfte der Flugroute auf. Erst dann, über der zweiten Hälfte des Özeäns, flauen sie etwas ab. Ober der Mitte des Ozeans ist ein ganz schwaches Tiefdruckgebiet iu Ent wicklung begriffen, das nordostwärts vordringt und An schluss an das über Irland liegende Tief gefunden hat. Sin schwere!- Entschluß. Ucbcr die Rückkehr des Ozeanslugzenges „Bremen" nach Dessau erfährt die Tclcgraphcn-Union noch folgendes: Die „Bremen" tras über der Nordsee dichtesten Nebel an. Die Unsichtigkeit über England war so stark, dass das Flngzeng nur in Bamnhöhe fliegen konnte. Das gleiche war über der Irischen See und Irland der Fall. Vein, Hinaustrctcn über das offene Meer schlug den Fliegern ein Sturm — Windstärke 11—12 — entgegen, so dass die Flieger den Entschluss fassten, den Weiterflug aus-ugebcn nnd nach Dessau zurückzukehrcu. Der Niickslug sand uiitcsr den gleichen ungünstigen Witterüngsverhältnissen statt. Die Landung in Dessau erfolgte glatt. Der Flug kennzeichnet sich schon nmer diesen Umständen als eine flugtechnische Tat ersten Ranges und verdient höchste An erkennung. Es muss den Fliegern gedankt werden, dass sic, als sie einsahen, dajl eine Ueberquerung des Ozcans bei diesen Wittcrungsvcrhältnissen unmöglich sei, vernünftig genug waren, ein solch aussichtsloses Unternehmen nicht weitcrzusühren. Die „Bremen"-Viloten übel- ihren Flug. Dessau, 15. August. Die beiden Piloten der nach Dessau zuriickgekehrlen „Bremen", Loose und Köhl, gewahrte» dem Ver treter der Tclcgraphcn-Uniou ein Interview. In diesem wiesen sie darauf hin, dass sie bereits in der Höhe der Nordsee mit schwe re» Gewittcrstiirmen zu kämpfe» gehabt hätte». Auch über der Nordsee hätte» sich bereits schwere Nebel gezeigt, deren Dichte über Irland ganz bedrohlich zugenommcn hätte. Selbst die Scheinwerfer des Flugzeuges hätten die Nebel nicht mehr durch dringen können; ohne jede Sicht sei die „Bremen" für den Ozeanflug allein ans den Kompass angewiesen gewesen. Dazu sei noch hinzugckommeu, dass der Brennstoffverbrauch sehr gross gewesen fei, da die Flieger mit aller Gewalt die Nebelwände zu überwinden versucht hätten. Weit über Irland hinaus sei der Entschluss zur Rückkehr getroffen worden. Der Pilot Loose wie Hauptmann Köhl zeigten sich irvt; allem optimistisch. Sic wollen möglichst bald bei besserem Wetter den Ozeanfing noch einmal wagen.