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Sächsische Elbzettung Sächsische Schweiz Tageblatt für die 8» »27 und Wissen", Ständige Wockenbeilsgen: Uichtrrscheincn einzeln« Nummern Infolge HSH-rer Gewalt. Streit. Aussperrung, Betrieb.stSrung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zcitun, Bad Scksnüsu. Zreitag, den 1Y. üugust 1Y27 71. ^skrgsng Nr. 1V ilht ganz der alofabrikalivn Ae sefarötck LksahMBttnitiknlH da» Amtrgerlchl, » — Bankkonten: Deutschland und Lugoflawien. Berlin, 1g. August. Der südslawische Außenminister Ma- rinkowitsch, der sich Leim König in Vled befindet, äußerte sich nach einer Meldung aus Belgrad über die Beziehungen zu Deutschland, daß Südslawien bereit sei, alle Beziehungen mit Deutschland aufzunehmen, die seinerzeit abgebrochen wurden. Der Handels vertrag sei fertiggestcllt. Es sei nur noch die Zustimmung des Ministerratcs erforderlich. Die Hauptsache sei, das; die süd slawische und die deutsche Delegation ln allen Punkten ein Ein vernehmen erzielten. Marinkowitsch besprach sich in Vled auch mit dem italienischen Gesandten. Direkte Verhandlungen über alle noch strittigen Punkte würden nach den Neuwahlen beginnen. Die Rothermcre-Akiion hält Marinkowitsch nicht für ernst, da Rotherniere in England keinen Einfluss besitze. Noch keine Antwort des Foreign Office ans die französische Note. Paris, 18. August. Bis zur Stunde ist eine Antwort des Foreign Office aus die letzte französische Nheinlandnote noch nicht in Paris eingetrosfen. Man glaubt Hier nicht, das; die Antwort so frühzeitig erfolgen wird, das; der Ministerrat sie morgen seine» Beratungen zugrunde legen kann. Bekanntlich steht als haupt sächlichster Punkt atus der Tagesordnung der morgigen Minister ratssitzung Lie Frage der Verringernng der französischen Truppe» im Rheinland. Für eilige Lefee. * Der. deutsche Botschafter v. Hoesch einen Bcsuch bci dem französischen Ministerpräsidenten Poincarö ab. Es sollen dabei die deutsch-französischen Beziehungen besprochen worden sei». , . . * In der Rhcinschifsahrt ist ein Streik ansgebrocben, der gröberen Umfang anznnchmen scheint. In Bcsseringcn (Saar) crschob der Hfährige Sohn des Arbeiters Uder einen Nachbarn, der seine Mutter ge schlagen hatte. * Wie aus Wladiwostock gcmcloet wird, sind durch die Ncbcr- schwcmmung der User des Flusses Ussuri 20 VW Menschen obdach los geworden. 2g Personen sind in den Fluten umgckommen. * Nach einer Meldung aus Mexiko Citi; sind in einem Ge fängnis im Staate Jalisco 21 Rebellen durch mexikanische Nc- gierungstruppen getötet worden. Unterhaltungsbeilage«, ZaS Leben lM Bild Welt der Zrau«, Illustrierte Sonntagsbeilage Zesatzungsabbau am Mein muß kommen! Befürwortung aus England. Nachdem das deutsch-französische Handelsabkommen abgeschlossen ist, tritt nunmehr die Frage der Nheinland- räumnng mit verstärkter Deutlichkeit in den Vordergrund. Das; sie auf die eine oder die andere Weise in Angriff ge nommen werden muß, ist jedem Politiker klar, der nach einer endgültigen Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche strebt. Es ist zuviel iu der letzten Zeit über diese Angelegenheit gesprochen worden, als das; man annehmen könnte, die beiderseitigen Staatcuvertretcr könnten an ihr bei offiziellen Zusammen künften Vorbeigehen. So vermutet mau jetzt auch, das; ei«, Besuch, den der deutsche Botschafter Dr. v. Hoesch bet dem französischen Ministerpräsidenten Poincarü Donnerstag früh machte, der weiteren Förderung der ge genseitigen Beziehungen gegolten habe. Amtlich wird aus Paris gemeldet: Hoesch bei poincare. Der deutsche Botschafter v. Hoesch hatte eine Unter redung mit dem Ministerpräsidenten Poincars, die andert halb Stunden danortc. Anlast zu dieser Besprechung gab der Wunsch dcS Botschafters, dem Ministerpräsidenten per sönlich für die Anteilnahme zu danken, die die französische Negierung und insbesondere Poinrars ihm während seiner langen Krankheit gezeigt habe. Im Laufe der Un terredung wurde der gegenwärtige Stand der deutsch-fran zösischen Beziehungen im allgemeine» erörtert, wobei der erfolgte Abschluss des deutsch-französischen Handcsvertra- ges in seiner Bedeutung einer besonderen Würdigung unterzogen wurde. > Für Freitag früh war in Parts ein Ministerrat an beraumt, bei dem man wichtige Auseinandersetzungen über die Nheinlaudfragc und unter Umständen wichtige Beschlußfassungen erwartet. Die Nachricht von der Ab sendung einer Antwort er französischen Negierung auf die englischen Noten, d mi Juli wegen der Verminde rung der RheinlandbeF g nach Paris gerichtet wurden, wird von der Havas-Agentur bestätigt. Der Londoner Korrespondent des „Echo de Paris" schreibt zu dieser Ant wort der französischen Regierung, deren Inhalt noch nicht bekannt ist, daß die englischen Militärs zweifellos eine Ab- lehnung der Verminderung der Nheinlandbesatzung durch die französische Regierung verstimmen würde. In poli tischen Kreisen neige man dazu, den Wunsch Deutschlands auf Verminderung des Truppcnbestandes um 10 006 Mann zu unterstützen. „Ein unerfülltes Versprechen." Die englische Presse nimmt aus der Handelsvertrags- Unterzeichnung durch Frankreich und Deutschland erneuten Anlaß, sich mit der Nheinlandsrage zu beschüstigcn. Unter der Überschrift: „Soll Locarno leben oder sterben? Ein unerfülltes Versprechen", veröffentlicht „Daily New s" einen Artikel ihres Berichterstatters für auswärtige Ange legenheiten, in dem es heißt: Von den Entscheidungen, die in den nächsten zwei Wochen in Paris in der Frage der Truppcnvermindcrung im Rheinland gefällt werden, würden die Beziehungen Frankreichs und Deutschlands für lange Zeit abhängen. Die Ansicht in Loudon sei, daß die gegebenen Versprechungen nicht angefochten werden können. , Der diplomatische Korrespondent des „Daily Chrc>7 nicle" schreibt: Die öffentliche Meinung in England will, daß keine weitere Verzögerung in der Erfüllung eines bin denden Versprechens eintritt. Fast zwei Jahre sind be reits vergangen mit dem Ergebnis, daß die Aufgabe Strescmauus bei der Rechtfertigung des Locarno-Ver trages schwierig gemacht worden ist. Auch in einem Leit artikel nimmt „Daily Chronicle" Stellung zu der Frage der Herabsetzung der Nheiulandtruppen, die, wie das Blatt ausführt, ein kritisches Stadium erreicht habe und für alle Locarno-Mächte von Wichtigkeit sei. Während „Daily Chrpnicle" der Ansicht ist, daß eine Herabsetzung auf 60 000 Manu zwar keine Begeisterung in Deutschland verursachen werde, aber als Mitte zwischen der augenblick lichen Zahl und Deutschlands Forderung nicht unvernünf tig sei, wendet sich das Blatt hauptsächlich gegen eine Ver minderung der französischen Truppen um uur 9 Prozent, der britischen und belgischen dagegen um je 35 Prozent. I einem Monat, zweieinhalb Milliarden Handclsluianzpastivnm im ersten Bicrtel 1927, OOprvzeMigcr Rückgang des Fremden Verkehrs 70 000 Wechselproteste im Monat, 700 Insolvenzen in dreißig Tagen, Riesenandrang bei den Lcihämtern — das sind die bisherigen Meilensteine an der DcflativnSstraßc, wobei man nicht weiß, ob der Hvhcpnnkt schon überschritten ist. Tic Banmwvllinduftrie ist nnr ungenügend beschäftigt, die Spin nereien können nnr gelegentlich größere Auftrage hercin- holeu. Tas gleiche gilt für die Kammgarnspinnereien und Wollwebereien. Die Kunstseidcnprvduklion hat sehr abgenom men und der Reinseidenindustrie mangeln neue große Auf träge. Die Lebensmittel- nnd Kouservcnindnstrie ist dem Ans- lanb gegenüber Henle nnr sehr schwer konkurrenzfähig, nnd anch die Landwirtschaft muß in ihren hauptsächlichen Aus- snhrprvdnktcn große Prcisopfer bringen, nm nicht ganz der spanischen Konkurrenz zn unterliegen. Die Antofabrikativn und die Gnmmiindnstrie haben sich bis jeyl verhältnismäßig gut gehalten, konnten aber, wie ans diesen Geschäftszweigen geklagt wird, infolge der hart andrängenden Konkurrenz Frankreichs und Amerikas anch nnr halbwegs lohnende Preise im Export nicht mehr erzielen. Ueberhaupl hört man aus Jndnftriekreisen, daß selbst die eingeschränkten Betriebe zur Zeis uur aufrecht erhalten werden, damit selbst nm den Preis großer finanzieller Opfer die Jndnstrievrganisation Weiler ar- beitet und bei der Wiederkehr der Konjunktur sofort mit der findet sich in einer sehr mißlichen Lage, unter der naturgemäß auch die Baumaterialien hcrftellenden Fabriken sehr leiden. Ein Stolz des neuen Italien, die mächtig entwickelte italie nische Cchifsbaninduslrie, die iu den letzten zwei Jahren eine beispiellose Hochkonjnnktnr hatte, befindet sich in großen Sor gen wegen der Erlangung neuer Bauaufträge. Die Schiff», sahrtsgcjellschaften haben ihre Flvttenernenernngsprvgrammc fast völlig durchgesührt. Das italienische Fremdenverkehrs- gewerbe, dessen Bruttoertrag in gnten Jähren über 3 Mil liarden Lira ansmacht und so über 10 Prozent des Handcls- bilnnzpassivnms tilgt, das sich im Jahr aus über 7 Milliarden stellt, ist von der Lirasteigerung hart in Mitleidenschaft ge- zogen. Obwohl die Großhandelspreise einen ziemlichen Rück gang erfahren haben, waren die Lebenshaltungskosten in Italien bis vor kurzem uur unwesentlich gesunken, so daß die italienischen Hotels nur eine sehr kurze Frühjahrssaison und ein sehr geringes Sommergcschäft hatten. > Zur Milderung der Dcslationskrisc hat die Negierung in letzterer Zeit verschiedene Maßnahmen durchgeführt, die, wenn sie wirksam werden, das Land Wohl über die schwere Zeit, die der Uebcrgana von einem wirtschaftlichen Gleich gewicht zum anderen allerorts im Gefolge hat, einigermafzen hinweghelfen werden. Es sei hier auf die verstärkte amtliche Ausfuhrförderung, Schaffung einer Exportversicherung, Or ganisierung eines Exportnachrichtcndicnstcs, Einfuhrcinschrätt- kungen, Erleichterung von Agrarkrediten, Slenerabbau, zeit weise Wiedereinführung des Mieterschutzes, amtliche Fest setzung und Kontrolle von Höchstpreisen usw. hingewicsen. die amtlichen Bekanntmachungen für Len Stadtrat, Tageszeitung für die Landgemcinoen Altendorf, Kleingießhübel, Klcinhenner», dors, Krippen, Lichtcnhain, Mitlclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwiß, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardisdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähie, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper rigenpreis (in RM1: Die 7gcspaltene 35 mm breite Pctitzeilc 20 Psg., für aus- iigc Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamezeile 80 Psg. Tabellarischer nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen vollen Arbeit cinsctzcn kann. Die chemische Industrie hat sehr stark die gesteigerte Konkurrenzfähigkeit des Auslandes, nicht zuletzt Deutschlands, zn spuren. Das Baugewerbe be- Italien in Wirtschaktssorgen. Von Dr. K a r l H ii t t c r - Triest. Ter Faschismus besaß, als er in Italien die Herrschaft an sich brachte, kein eigentliches Wirlschaftsprogramm: er ist erst nach nnd nach in immer größere Aufgaben förmlich hm- eingcwachsen. Der Gedanke der notwendigen Aufwertung der italienischen Währung stand in faschistischen Kreisen von Anfang an fest, ist aber erst im vierten Jahre des Regimes, vom Herbst des Vorjahres an, in die Tat umgcsetzt worden. Der Grund dieser Verspätung ist in den innerpolitischcn Schwierigkeiten zu suchen, mit deren — bekanntlich ziemlich restlosen — Aufräumung die Faschisten die ganze Zeit über beschäftigt waren. Ob durch die Einführung einer emscitlyeu Paneihcrrschaft nnd durch das Niederhalten jeder Opposition die Herstellung einer danerndcn innerpolitischcn Ruhe gelun gen ist, erscheint fraglich. Soviel ist sicher, daß das neue, fa schistisch-syndikalistische System im Lande einen immer grö ßeren Ausbau erfährt und daß der neuen Wirtschaftsordnung, wie sie sich bis jetzt in der neuen Arbcitsverfassnng, im Syn dikatssystem, im Schiedsgerichlswcsen, in den Provinzialwict- schaftsrälen und im Entwurf des geplanten Ständcparlaments äußert, ein volkswirtschaftlich tiefer Sinn nicht abzusprcchcn ist. Besonders die „Carta del lavoro" stellt in ihren dreißig Artikeln, die nicht geschrieben, sondern gemeißelt erscheinen, ein interessantes Dokument dar, in dem ein bürgerlicher Staat die Pflicht zur Arbeit und die Gleichberechtigung aller Arbeit znm ersten Mal praktisch anerkennt. „Die italienische Nation steht als einheitlicher Organismus über der Gemein schaft der ihr angehörcndcn Einzelpersonen,' ihre Lebensziele sind höher als die eines oder mehrerer Bürger des Landes." (Art. 1 der Carta del lavoro). „Arbeit in jeder Form, gleich viel ob Kopf- oder Handarbeit, ist soziale Pflicht; deshalb steht jede Arbeit unter dem besonderen Schutz des Staates" (Art. 2). „Die gesetzlich anerkannten Berufsverbände sichern den politischen Ausgleich zwischen Arbeitgeber und Arbeitneh mer, sie stellen eine Einheit ocr Produktionskräfte und zu gleich deren Jntercsfenvertrctnng dar" (Art 6). „Die Folgen von Produktionskrifcn und Währungsschwankungen werden gleichmäßig unter alle Faktoren der Wirtschaft anfgeteilt" (Art. 13). Was die Entwicklung der italienischen Währung anlangt, so ging das ursprüngliche Programm dahin, sic auf die Höhe des französischen Franken zn bringen und etwa eine Pfnnd- quotierung um 120 herum anzustreben. Dank einer wirklich methodischen Deflativnspolitik setzte mit dem Spätherbst 1926 bekanntlich ein andauerndes Steigen der Lira ein, die schon nach wenigen Monaten die Quote von 115 erreichte. Damit wäre das damals vorgezeichnete Ziel der Aufwertungspolitik erreicht gewesen. Die Lira stieg aber weiter, oft in geradezu panikartiger Weise, und die Höherbewertung machte von einem Sommer zum anderen schließlich schon gegen vierzig Prozent ans, eine Entwicklung, die ganz außerhalb aller Erwartungen der Negierung verlief. Nachdem die italienifche Negierung der bis dahin schwachen Lira ein solideres Fundament gegeben hatte, trug nämlich die früher auf die Baisse eingestellte inter nationale Spekulation der neuen Lage kurzerhand Rechnung 'und wechselte die Position. Leider konnte sich die Negierung bis vor kurzem nicht dazu entschließen, Versuche zur Hintan haltung weiterer Steigerungen zu unternehmen. Im letzten Halbjahr hat sich nun infolge der Lirasteigc- ruug die Wirtschaftskrise im Land in einem solchen Ausmaß entwickelt, daß der Finanzminister sich Anfang Juli zu der eindeutigen Erklärung genötigt sah, die Lira auf jeden Fall vor weiteren Steigerungen bewahren und sogar einen Rück gang auf den Pfundkurs vou'90 austrebeu zu wollen. Diese Feststellung und die an neutralen Plätzen banktechnisch vor- Ecitetcn Stabllisierttngsmaßnahmen haben die Hausse tat sächlich aufgehalten, und damit wurde, wenn auch sehr ver- spatet, den Forderungen der italienischen Industrie, des Han dels und des Fremdenvcrkehrsgcwerbes ein wenig Rechnung getragen Die Deflationskrise lastet heute jedenfalls noch in voller Starke auf den genannten WirtschaftSzwe gen Neber 200 000 Arbeitslose. 90 Millionen Lira ExPorKickga^ »«»,pr°ch-r- Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Llbz-itun- Bad Schandau »WE-SSWkLMK L»hnc und'Materlalienprcise behalten wir un» da, Rccht der Nachsordcrung io