Volltext Seite (XML)
Sächsische Elbzeitung .Oss Leben im Bild // Bad Sckanüau, Sonnabend, den 6. August 1927 71. >brgang Nr. 182 Deutscher Rekord im Dauerfliegen 6500 Kilometer in 52 Stunden. Die Junkers-Piloten überbieten Chamberlin. Die Piloten Nisticz und Edzard haben mit der Jnnlerö-Rckordmaschinc „33" die ganze Nacht znm Frei tag den schweren Tancrflng dnrchgchaltcn und noch weit in den Vormittag hinein fortgesetzt. Erst gegen 10 Uhr 11 Minnien bormittaas erfolate bei herrlichstem Sommer- .MW" Md „Mim" ani Mnntag zum Amling Mdmit. Dessau, s. August. Nach den letzten Dispositionen, dip in Dessau a>uf Eruud des alle Erwägungen übcrthesscndcn Retord- sluges des Junker L:>3 getrosse» worden sind, gelten die/ beiden Maschine» „Europa" und „Vreuum" nach Vollendung des be stimmt morgen erfolgende» Prvbesluges der Pilote» Loose «nd Koehl vom Montng, de» 8. August, ab als stalrtberi.it zum Ozean slug. Alles weitärc wird nunmehr vom Wetter über dem Atlantik Für eilige Leser. * Für den lü. August ist eine wichtige Sitzung des dcuischen Rcichskabinclts vorgesehen. * Es hciht, das, nach Abbruch der Genfer Sceabrü^ konscrmz von Kabinett zi, Kabinett über die Abrüstung weiter- verbandelt werden soll. -» Der französische Aussenminister Br and ha« ein Schreiben an den Völkerbnndrat tibcr die MUttarkontrollc in Deutschland * Ain 1l. August, am Tage der Verabschiedung der Weimarer Verfassung, findet in der Prager Gesandtschaft ein Empfang der Freunde des Deutschen Reiches und ihrer Angehörigen stall. * Vom 8. bis l5. August wird der amerikanische Kreuzer „Detroit" zu einem offiziellen Besuch im Hamburger Hafen cintreffen. Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhcnner,. dors, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre. sowie für das Eesamlgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis sin RM.): Die 7gcspaltcnc 85 mm breite Pctitzeilc 20 Pfg., für aus. wärtigc Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamczcilc 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Der Juukcr-Pilot Nisticz wcttcr und angesichts clner ungeheuren Ziischanerinenge die nusierordcntlich glatte Landung in Dcssan. Der bis her bon Chamberlin nnd Aeosta gehaltene Danerwelt- rckord tviirde nm 1 Stnnde 12 Minuten geschlagen. Der Franzose» Dronhin gehaltene Streckcnrckord mit Rückkehr znr Startstclle fiel gleichfalls mit 4660 kon- trollierten Lkilvmctcrn an Deutschland. Insgesamt haben die Flieger 6500 Kilometer znrückgelegt. Diese Strecke entspricht der Luftlinie Berlin-Buenos Aires oder Berlin—Kapstadt. .... die Landliug glatt voustatten gegangen war, stürmte alles zur Maschine. Die beiden Flieger wurden aus der Maschine gehoben und auf den Schulter» in das Auto getragen, das sie znm Flngbureau brachte. Der Apparat wurde inzwischen von den Sportzeugen unter sucht, die Plomben wurde» nachgeprüft: alles war in Ordnung. Lediglich Benzinmangel hatte das Flugz eng zur Landung gezwunge u. Flug selbst verlief nach Ananben der Piloten scheu Schulcii — mehr als cs heute geschieht — Deutschland in seinem Geistesleben und in seinen Naturschönheiten nahe zu bringen, um ihnen Deutschland als etwas Schönes, Hehres, Ver. chrungswürdiges vor Augen zu führen. Der Argentinier sagt: „Die Jugend ist unsere Zukunft, in der Jugend liegt die Größe Argentiniens". Für den Argentinier ist jeder hier Geborene ein Kind seines Geburtslandes, daher geht sein Streben dahin, diese Jugend zu Argentiniern zu machen. Es ist erstaunlich, mit welchem Geschick« er diese Aufgabe löst. Es ist ihm auch nicht zu verübeln, denn dieses reiche Land braucht eine selbst, bewußte Bevölkerung, die für ihr Land in guten und bösen Tagen eintritt. Wir Deutschen sollten aber dafür sorgen, daß die Kinder unserer deutschen Auswanderer in Argentinien wenigstens deutsche Art und deutsches Denken bewahren und mit Achtung von dem Lande ihrer Eltern sprechen. Der geistige Zusammenhang darf nicht verloren gehen, und hier ist cs Pflich» der deutschen Behörde, den deutschen Auslandsfchulen mit allen Mitteln diese Kulturarbeit zu erleichtern, ihnen zu helfen, den Kindern jenen Stolz einzuflöhen, der sie überall bekennen läßt: „Wir sind von deutscher Abstammung. Hie gut Deutsch alle- weae". Wenn auch von den reich gewordenen Deutschen sehr viel geleistet wird, um die deutschen Schulen zu unterhalten und zu Mustcranstaltcn auszubauen, so darf man andererseits nicht vergessen, das; der deutsche Einwanderer mittellos und arbeitsuchend hierher kommt und daß Ihm der Kampf ums Dasein keine Zeit läht, sich um völkische Zusammengehörigkeit zu kümmern oder seine Kinder dem Deutschtun« zu erhalten. Hierzu ist einzig und allein die deutsche Schule berufen, die auch dem unbemittelten Arbeiter Gelegenheit bietet, seine Kinder deutsch erziehen zu lassen, indem sic ihnen Freistellen zur Ver- fügung stellt. Alle diese deutschen Schulen werden durch Pri. vatmittel der hiesigen deutschen Kolonie unterhalten und oft gc- »icht mehr als die Hälfte der Schüler Freistellen. Deutschland darf diese vorgeschobenen Posten in« Kamps um das Deutschtum nicht vergessen. Aracnttntcn gibt cs ittchl viele Rechtsanwälte, Magistratspcr- soncn und Richter, die nicht während ihres Studiums in Irgend einem Ncchtsamvaltobiiro, Gerichtssekretariat oder Zeitungs- unternehmen Ihr Brot verdient und so praktisch durchgcmacht kaben was Ihnen an den Universitäten wissenschaftlich erklärt wird ' Durch diese praktische Arbeit bekommen sie ferner die persönlichen Beziehungen zu jenen Personen, mit denen sie Im späteren Berufsleben zu tun haben, was Ihnen von großem Nutzen Ist Dadurch cntwickiclt sich dann diese Zusammen, gchörlgkelt, die dem Ausländer sehr bald aussällt. Die Argen- tinicr suhlen sich wie eine grohe Familie. Diese argentinische Eigentümlichkeit ist es in erster Litte, was den hier geborenen Sohn des Ausländers veranlaht, sich nur als Argentinier zu fühlen und nur in den seltensten Fällen die Staatsangehörigkeit seiner Ellern beizubehalten. Wir finden dies bei allen eingewanderten Nationalitäten, und selbst der Engländer, der doch sonst auf der ganzen Welt bis in das dritte und vierte Glied Engländer bleibt, klagt hier, dah sich schon die Kinder vollkommen als Argentinier fühlen. Es wäre daher verfehlt, von den hier geborenen Abkömmlingen der Deutschen mehr zu verlangen, als daß sic die Sprache ihrer Eltern wenig, stcns sprechen und sich als Argentinier deutscher Ab- stammung fühlen. Wenn unsere deutschen Schulen dies er. reichen, dann will das schon viel bedeuten. Hiesige deutsche Lebrerkretse haben das auch erkannt und durch Gründung von Bereinigungen ehemaliger Schüler" au feder deutschen Schule die Verbindung unter ihren früheren Zöglingen aufrecht er- halten, wodurch wieder das Festhalten am Deutschtum auch im Deutsch-Argentinier gestärkt wird. Wohlgcmcrkt handelt cs sich bei diesem Zusammengehörigkeitsgefühl nicht um ein poli tisches Bekenntnis zu Deutschland, sondern nur um ein Bekenntnis zu deutscher Art. Hier könnte von Deutsch, land aus viel geholfen werden, wenn von behördlicher Seite den deutschen Auslandsschulen Lehr- und Landschastsfilm« zur Verfügung gestellt würden, um den Kindern in den ocut- Tageblatt für die L«thült die amtlichen ^^""^"chungen Ilir den Stadt^ Bankkonten: da, Hauotzollamt Bad Schandau ^"d da L Genossenschaftsbank «tadäanl-Ad^S Dresden -U-,27 ohne jeden Zwischenfall, wenn auch der Nebel in den Nachtstunden die Orientierung schwierig machte Die Maschine arbeitete im allgemeinen ausgezeichnet Nach dem Erfolg des Daucrrekordfluges ist es nicht mehr zweifelhaft, das; der Flug nach Ncwyork schon in der nächsten Zeit vor sich gehen ivird. Wie die Neichspost mitteilt, können für diesen Ozcan flug auch B r i e f s e n d u u g e n mitgcgcbcn werden. Das Gewicht eines Brieses darf 20 Gramm nicht über steigen. Portogebühren für eine Postkarte 12, für einen Brief 25 Mark. Auf dem Umschlag ist auzugcben: „Sen dungen zur Beförderung mit Flugzeug nach Amerika — Postamt Dessau". - - * Oer LebenSllmf der Flieger. Nisticz ist der ältere der beiden Piloten. Er wurde 1895 in Budapest geboren, befindet sich also im 32. Lebens jahre. Bei Beginn des Krieges meldete er sich als Frei williger in die österreichische Armee, wurde dort mehrfach ausgezeichneter Pilot. Nach Beendigung des Krieges war er Äerkehrsflicger bei der Ungarischen Lufwerkehrsaktiengescllschaft. Seit dem 1. August 1925 ist er für die Dessauer Junkers-Werke tätig. Er ist ver heiratet und hat seinen Wohnsitz augenblicklich in Dessau, der jüngere ist Edzard. Er ist 29 Jahre alt, wurde 1898 in Bremen geboren und meldete sich zu Kriegs- beginu bei der deutschen Armee ebenfalls als Kriegs freiwilliger. Den größten Teil des Krieges machte er als Flieger mit. 1924 trat er als Verkchrsslieger in den Dienst der neuen Bremer Luftverkehrsgesellschaft m. b. H. Auch er ist verheiratet. -r- Andere Wettbewerber. Die Vorbereitungen des Kielers Könnecke zn seinem Ozeanflug werden in Travemünde mit ver- stärktcr Kraft fortgesetzt. Die letzten Probeflüge mit dem Atlantikflngzeug „0 32", die hauptsächlich zur Kontrolle des Betriebsstoffvcrbrauchs und der Geschwindigkeit ver anstaltet wurden, sind gut verlausen. Auch Lev tue, der sich mit Drouhin wieder gut steht, ist in Paris startbereit und möchte gern als Erster den Europa—Amerikaflug durchführen. Von Zufällen dürfte es abhängen, Iver das Nennen als Erster gewinnt. crrrgentinifther drtef. Von Guillermo Kah. Buenos Aires. Von Jahr zu Jahr nimmt das Musikleben von Buenos Aires größeren Ausschwung. In den letzten Jahren brachten hier die bekannte len deutschen Dirigenten besonders Werke dcutschcr Komponisten zu Gehör und ernteten rauschenden De«, fall, der im letzten Jahre bei Erich Kleiber zu unbcschrcib Uchen Beifallsstürmen anwuchs. Nicht zu unterschätzen ist die völkische Arbeit die diese dcuischen Dirigenten dadurch leisten, daß sie dem Argentinier die Werke deutscher Geistesgrößen vermitteln und in ihm die Achtung vor deutscher Leistung erwecken und starken. Es sollte aber von 'deutscher berufener Seite darauf gesehen werden, daß nur die allerbesten Kräfte nach dem Aus land gehen, denn für diese deutschgcisligc Propaganda in frem dem Lande ist nur das Beste gerade gut genug, da wir cs auch schon erlebt haben, das; deutsche Opernkraste hier kläglich ver sagten. Man sollte in dcuischen Kunstkreiscn immer bedenken, das; alle iulcrnationalen Kunsigrößen sich in Buenos Aires ein Stelldichein geben, das; infolgedessen das hiesige Publikum sehr vcrwöhut ist und das; besonders die Kritik der großen Tages zeitungen nicht daran denkt, ein Blatt vor den Mimd zu nehmen. Ueberhaupt, die argentinische Presse ist ein Kapitel für sich, nnd die argentinische Pressefreiheit geht oft schon zu weit. De mokratisch in seinen Ansichten, traditiouslos von Geburt, iu seinem Denken ganz aus das Heilte eingestellt, Ist der Argen tinier an sich sehr leicht zum Spott geneigt, und die „Broma" fd. h. einem andern einen Schabernack spielen) liegt ihm im Blute. Diese argentinische Charaktereigenschaft spiegelt sich am ausgeprägtesten in der argentinischen Presse wider. Wenn wir hier, wie in Deutschland, ein Gesetz znm Schutze der Republik hätten, dann würde die argentinische Presse nicht genug Redak teure aufbringen, welche die wegen Verhöhnung der Minister und selbst des Präsidenten verhängten Strafen abzusitzen hätten. Besonders in politischen Karikaturen leistet man hier ganz Vor zügliches. Wehe dem Minister oder Senator oder Deputierten, wenn er der Presse Gelegenheit gibt, über ihn hcrzusallcn! Es gab Minister und sogar Präsidenten, die von allen Karikaturen, die sich mit ihnen beschäftigen, Sammlungen anlcgten. Einer der letzten Präsidenten soll ein Wandregnl von fünf Metern Länge und vier Meter Höhe damit angefüllt haben. Diese Freiheit der Presse ist aber eine heilsame Kontrolle des ganzen öffent lichen Lebens, und ivo vielleicht moralische Hemmungen nicht vorhanden sind, ist cs die Furcht vor der Presse, die manchen Politiker aus dem Wege der Rechtlichkeit hält. Und cs ist gut so, denn ein Land, wo einzig und allein das Gelb Ansehen ver leiht, wo jeder daraus bedacht i t, möglichst schnell und mühelos reich zu werden, bedarf einer solchen Kritik, Die „Assairen" der Slaatscisenbahnen, die in letzter Zeil hier viel von sich reden machten, sind dafür ein guter Beweis. Das Land verdankt es nicht zuletzt den ernst zu nehmenden großen Tageszeitungen, wenn diese Skandalgeschichteu, bei denen der Staatssäckel um Millionen geschädigt wird, immer seltener werden. Es ist aber andererseits auch ein Vergnügen, zu sehen, wie iene Blätter bestrebt sind, nicht rüpelhaft zu werden und — wenn auch ihr Urteil ost sehr scharf ist — doch immer eine gewisse Linie der Unvoreingenommenheit inne zu halten. Dann bemüht sich aber auch die nrgenttnische Presse, zu lehren und nufzuklären, und zeigt einen Inhaltsreichtum, der oft in Erstaunen setzt. Die Tageszeitungen kommen vielfach als wahre Bücher heraus Die „Preusa", die „Naciün" und die „Razün" zählen nicht selten 40 und mehr Seiten von 40X05 Zentimeter Größe, davon 3—4 Seiten Tagcstelcgramme aus Europa und den anderen Welt teilen, was täglich viele Tausende von Pesos kostet. Angesichts dieser Stellung der argentinischen Presse ist es kein Wunder, das; mehr als die Hülste der argentinischen Staatsmänner aus dem Zeitungswesen hervorgiug oder mindestens einige Jahre ihres Lebens an einer Zeitung als Mitarbeiter tätig war Einen großen Teil der Zeitungen, ob Parteiblatt' oder „unabhängig", beherrscht hier die Jugend, und zivar bereits in einem Alter, wo die Jungen in Deutschland noch Indianerbücher lesen und ihnen die lange Hose als erstrebenswertes Ziel er- scheint. Mancher gute Deutsche hier hat sich schon über die „un- reifen Flcge " geärgert und ihnen mehr Erziehung, vielleicht auch den Nohrstock gewünscht. Und doch hat diese „Dressur in Freiheit viel für sich und erzieht die Jugend trotz vieler Mäu- "srakiischen Menschen, die im Leben ihren Mann stehen dÄ i'e wollen. Aus der Jugenderziehung ist hier jeglich«. Weichhcrzigkeit, man kann fast sagen, jeder Idea lismus verbannt. Ick wünschte manchem deutschen Einwanderer, «er Homer und Ouib un Urtext auswendig aussagen kann, nur praktischen Lebenserfahrung, wie sie der Durch- DLL SL bereits seit vielen Jahre», der Werkstudent" ist die Reoel Sh--»-- Nr. -- - D--°«-l'll l-lb.-ll.n- »Nb «scheint -"Klich nachm. -Uhr ^lbhaiholcr W preis (m AM.) halbmonatlich n H Produktlonsvcrtcuerungen, Lrhihungcn der .. .Unterkaltung und Wissen". „Unterkaltungsbellage". Älänülgö her Welt der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage