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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen fü, den Siadtrat, da» Amtsgericht, da» Hauvtzollamt Bad Schandau und da» Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Gtadtbank — Sladtgirokasse Nr. l2 — Ostsächstsche Gcnossenschaftibank Zweignieder lassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden »«827 Fernsprecher: Bed Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs- Preis (in NM.) halbmonatlich in» Haus gebracht 90 Psg., für Selbstabholer 80 Psg. Einzelnummer lO dzw. 15 Dsg. — Bei Produktiorsvertcuerungen, Erhöhungen der Söhne und Maicrialienpreise behalten wir uns das Recht der Nachforderung vor Sächsische Schwei- Tageszeitung filr die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhcnner,- darf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau. 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Jenes grohc Problem, das heute Europa nm meisten beschäs. tigt: Die Möglichbcit einer politischen Vereinigung, scheint mir gar nicht von so großer Bedeutung zu sein, als cs die meisten annchmcn. Ich glaube, dah Europa bereits vereinigt ist. Wenigstens in einem Grundsätze, den ich sür den wichtigsten er achte: Europa ist der einzige Kontinent, wo sich die Kultur verschiedener Volker in ein gemeinsames Ganzes vereinigt. Je« iwm, der von einem anderen Weltteil hcrkvmmt, ist diese grohc j kulturelle Einheit geradezu unbegreiflich, ganz erstaunlich. Na türlich bilden die verschiedenen materiellen Interessen und poli tischen Auffassungen einzelner Länder einen Gegensatz zu diesem gemeinsamen Geiste. Tas Aushören der zwischen den Völkern bestehenden^ Differenzen ist ebenso unwahrscheinlich, wie auch das llebcrbriickc» der zwischen den einzelnen Individuen bc- stehenden Gegensätze. Und doch, wenn auch nicht in der Politik, begegnen sich die Völker in einer gemeinsamen, mtellcktuellcn Stärke, in der Einheit der Seele und des Geistes. Eine solche Einheit beschränkt sich nicht nur aus einen Kon tinent, da alle großen und wahren Kulturen miteinander ver wandt sind. Ich kann cs nicht glauben, dah cs zwischen dcr Kultur des Ostens und des Westens, derjenigen dcr Vergangenheit und ider Gegenwart irgend einen sundamcntalcn Unterschied gibt, deren Bedeutung in dcr Geschichte der Menschheit von gleicher Wichtigkeit ist. Es gab in den alten Zeiten einen Umgang zwi schen den Aölkcr», woraus wir solgern können, das; sich die Kultur des Ostens und diejenige des Westens nicht abgesondert haben. Das klassische Griechenland wurde zum Beispiel vom Orient Inspiriert und von n-ggptcn, Chinn und Indien stark becinsluht. Dieser Umgang hmtcrlieh tiefe Spuren im Alter, tum und verband unvcrl.cnnbar Kulturen, die man sonst qua litativ fiir sehr verschiedene gehalten hat. Könnte die Weisheit des Ostens ihren Weg zu dem europäischen Geiste sinden, so würde sie diesen Geist noch grösser und vollkommener machen, als er heute ist. Solange sich die Menschen nicht ändern, die vielen verschiedenen Herzcn, verschiedenen Geister nicht in voller Harmonie miteinander stehen, kann man von den Vereinigten Staaten von Europa überhaupt nicht sprechen Nehme» wir nur England zum Beispiel; dort reden di- Schotten, die Irländer und die Briten die Sprache eines einzigen Staates. Und doch: lwie groh ist dcr Unterschied zwischen den drei Völkern! Die starke Wunde des Weltkrieges ist noch nicht geheilt. Noch spüren iwir die Nachwchen !m Körper und besonders im Geiste. Diese !müssen zunächst verschwinde», da»» erst könne» wir uns ernstlich mit dem Gedanken der Vereinigten Staaten von Europa bc- i fassen. Wir haben auch in Indien eine ähnliche Bewegung wie jene von Europa. Hier ist zu allererst die „non conpsration", iNichtzusammenwirlnmg, die die vollständige Befreiung In diens erkämpfe» will. Es liegt mir scr», an dieser Bewegung unmittelbar tcilzunehmen, was natürlich nicht bedeutet, dah mir die Freiheit meines Landes, meines Heimes nicht am Herzcn liegt. Ghandi, meinem grohcn Landcsgcnosscn gegenüber ver spüre ich die gröhte, aufrichtigste 'Verehrung. Doch sind unsere Wirkungskreise ganz verschieden. In 1901 und 1905 habe ich an den nationalen und soziale» Bestrebungen der Indier noch aktiv tcilgcnommcn; heute bi» ich schon all diesem so.wsagen entwachsen. Doch war ich während dcr Kümpfe von Pandia dcr erste, der gegen die Ucbergritse dcr Engländer am »leisten pro testierte. Ich habe auch meine Entrüstung zum Ausdruck ge- i bracht, indem ich den Adelsstand, dcr mir von den Engländern !erteilt wurde, ablehnte und ihnen alle Auszeichnungen zurück- sandtc. Nicht als ob ich gegen Großbritannien Stellung nehmen wollte, sondern weil ich der Meinung war, dah das bei Pandia ausgeübte Gewaltsystcm mit meinen humanistischen Ideen über- chanpt unvereinbar war. — Solchen Anschauungen gemäß erachte ich auch den heutigen „Völkcrbu n d" als nicht auf der Höhe seines großen Berufes stehend. Die verschiedenen Parteien sind von ungleichem Range. Jahre werden vergehen, bis die verhandelnden Nationen sich ihrer höheren Ausgabe bewußt sein werden. Auch hier mangelt es an Seele! Einst im Mittelalter trennten geographische Gren zen die Völker voneinander. Innerhalb dieser Grenzen entstand und entwickelte sich die Kultur dcr einzelnen Völker. Doch war diese Isolierung nicht nachteilig, da die Völker überhaupt nicht auseinander angewiesen waren. Stolz lebten sie unter sich ihr § innerhalb ihrer eigenen Grenzen ablausendcs Dasein. Aber die Welt änderte sich, es Kani die Wissenschaft, deren unbeschränkte Macht die geographischen Grenzen vernichtete. Heute gibt es kleine geographischen Grenzen im eigentliche» Sinne des Wortes; !die Seele »grenzen sind jedoch »och nicht ent schwunden. Nun liegt unsere große Aufgabe darin, dah wir idie Grenzen, die unsere Seele trennen, niedcrrcihe». Heute i sind die wichtigsten Mittel ganz andere als sie vor Jahrhunderten ! waren. Wenn früher ein Volk das andere stürzen wollte, stan- !den zwei Mittel zu seiner Verfügung: Entweder die Eroberung mit Waffen oder die Ausbeutung durch den Handel. Diese zwei ! Faktoren herrschte» über die Vergangenheit. Für die heutige Menschheit haben die Wassen der Vergangenheit ihre einstige 'weitgehende Berechtigung verloren. Die Völker lebe» jedoch noch immer in dem alten Wahne, noch immer vergessen sie ihre ethische» Werte. Und bemerken cs nicht, dah sie sich eigentlich seihst töten, daß sie Selbstmord begehe», wen» sie sich mit de» veraltete» Mitteln dcr alten Kriege zu töte» ver- suchen. Sie wollen jene großartige Wahrheit, dah cs schon keine scheidende» Gräben, keine geographische» Grenzen gibt, dah wir keiner Scelenverschlossenheit bedürfen, nicht anerkennen. Die Wissenschaft hat Einheit erschaffen, und wenn die Menschen dieser grohc» Ei»heit bemüht wäre», so würden in jedem Teil dcr Welt, im Kreise jedes Volkes Harmonie und Friede herrschen. Künftig sind auf die Dauer nicht die rasch wechselnde Macht und die Ausbeulung, die das Zusammenleben der Völker ckarak- lengeren, ausMaggevend, jondern menschliche Nachbarschaft. Heute ist dcr Haß erkünstelt. So lasset uns den Haß hassen! Tölen, vcrnichlcii wir ihn. Wir können nichl weiter in kultu- rellcr Verschlossenheit lebcn. Jeder Mensch hat ein Recht auf den von dem anderen Menschen erschaffenen geistigen Schatz. Tic Europäcr rühmen sich immer mit den Kulturen einzelner Völker. Wann werden sie endlich einmal cinschen, daß die Ver- gaugenheil wie die Zuliunft der allgemeinen Kultur Eu- ropas gehört. Dio europäische» Schriftsteller schreiben jetzt dlckc Bände über die letzten Stunde» dcr europäische» Kultur: sic ver- gesseu jedoch, daß Ne letzte Stunde nur dann einlrcsse» Kan», falls dle Völker Europas »icht zusammcnhalten. Die Vergau- gcuhcit ist das Alter der Absonderung d I e Z u k u n s t g e b ö r t der Angewiesenheit auseinander. Die moderne Kultur ist eine allgemeine menschliche Kultur, die über die Grenzen himibcrreicht und sich der Einheit anschlicht. Taher gibt cs auch keinen „Osten" und keinen „Westen". Es gibt nur Menschcu. Was dcr Osten erschafft, gehört auch dem Westen, und die Arbeit des Westens gehört dem Osten. Es würde allcrdinas töricht sein, die Individualität einzelner Völker oder einzelner Lander ewzustellen oder auch nur ein- stellen zu wollen, da die Symphonie der Menschheit viele Stim- meu hat, und jede Stimme Ist nölig und edel. Diese Stimmen sind miteinander verbunden; nur wenn sie sich vereinigen, werden sic zur Symphonie, sonst würde die ganze Schönheit in dem Getöse, in dem Lärm der aufeinander brechende», eine die andere unterdrückenden Stimmen vernichtet werden. Jede Re ligion kam aus dem Oste» »ach Westen. Buddha, Confucius und Christus haben im Osten gelehrt, dagegen sind alle Wissenschaft- Uchen Werte im Westen geboren. Das Gefühl des Ostens und seine tiefe Scelengröhe, das Verständnis und bahnbrechende Wissen des Westens vegetieren noch von einander abgesondert. Wenn sic sich aber einst vereinigen, wenn sie sich verschwel- zc», wird eine derart mächtige und grohartigc Entwicklung der Menschheit anscmgcn, die sich die heutigen, in Zank und Uneinig keit lebenden Menschen nicht einmal vorstellcn können. Dem Menschen ist es schon gelungen, in vieler Hinsicht die Kraft der Natur zu besiegen. Jetzt erwartet ihn eine noch gröhere Aus gabe: Er soll sich selbst besiegen I Nur dann wird er zum grohcn Menschen werde». Narritadenkampfc in Wien Blutige Ausschreitungen in Oesterreichs Hauptstadt. Wien in Aufruhr. (Zum Teil bereits gemeldet.) In Wie» siud blutige Stratzenkäwpfe entbrannt. Den Anlatz zu diesen Kämpfen bot das Urteil des Wiener Schwurgerichts, das über einen Zusammenstotz zwischen' Frontkämpfern nnd Mitgliedern deS Republikanischen Schutzbundes im Januar d. I. in Schattendorf zn be finden hatte, bei dem ein Arbeiter und ein achtjähriger Knabe getötet und fünf Personen berletzt worden waren. Das Gericht sprach die drei angeklagten Frontkämpfer frei. Infolge dieses Freispruchs bemächtigte sich der Wiener Arbeiterschaft grotze Empörung, die ihre Wut in Demon strationen und Tätlichkeiten auölietz. Eingeleitet wurden die Demonstrationen gegen das Urteil durch Streiks der Arbeitnehmer bei einem Teil der Wiener Verkehrsmittel, des Wiener Elektrizitätswerke- und auch anderer Betriebe. Im Mittelpunkt der Demon strationen standen das Parlament und der Justizpalast. Zwischen berittenen Wachleuten und den Demonstranten entstand vor dem Parlament ein regelrechter Kamp^ bei, dem die öffentliche Macht mit blanker Waffe gegen die Menge vorging. Auch wurden hier mehrere Schüsse ge wechselt. Zn weit ernsteren Szenen kam es vor dem Justiz palast, vor dem die Menge Barrikaden errichtete. Nm die Mittagszeit drang ein starker Trupp Manifestanten in das Jnstizgcbändc ein, warf grotze Bündel von Akten auf die Strotze, wo sie in Brand gesteckt wurden. Auch im Justizgcbäude selbst wurde Feuer angelegt; ein Teil deS Palastes soll bereits den Flammen zum Opfer gefallen sein, da der heranrückende» Fencrwehr durch die Demon stranten jede Löscharbeit unmöglich gemacht wnrde. Vor dem Gebäude spielten sich wüste Szenen ab. Frauen, die unter den Demonstranten besonders stark vor- treten sind, fielen in Ohnmacht und muhten fortgeschafst werden. Im Jnstizpalast selbst sind mehrere Beamte mit Eisenstangen schwer mißhandelt worden. Militär wird eingesetzt. Da sich die Polizei als viel zu schwach gcgcnaoer ver erregten Menge gezeigt hat und der Polizeipräsident zudem den Auftrag gegeben hat, die Wassen zurückzu- ziehen, ist Militär eingesetzt worden, um die Re volten nicderzuschlagen. Auf die Kunde von den» Heran rücken des Militärs zogen sich die Demonstranten nach den» Rathaus zurück, wo sie Barrikaden z» errichten begannen. Dafür gaben sie de»» Platz vor den» Justiz- gcbäude frei, so das» die Fenerwehr dann zu den Lösch- arbeiten an das Gebände herankam. Bisher Tote, itOO Verwundete. Schntzbnndabteilungcn versuche»», aus di« erregte Menge beruhigend einzuwirker». Doch scheint da« bisher noch nicht gelungen zu sein. Im Gegenteil suchen sich die Demonstranten immer neue Objekte sür ihre Angriffe ans. Verschiedene Zeitungsgebäude sind von ihnen ge stürmt worden, wie überhaupt das Erschein»» der Mit tags- und Abendblätter in Wien zur Unmöglichkeit ge-. macht worden ist, so datz, wie immer in solchen Fällen, den Gerüchte»» Tür und Tor geöffnet sind. Bei de»» bisherigen Zusammenstützen soll es 100 Verwundete gegeben haben. Wie verlautet, siud bereits 15 Persone»» getötet worden. Die letzten Wiener Meldungen besagen, daß dl- Sichcrheitswache in Wien mit Gewehren bewasfnct geger bte Demonstranten vorgeht, die der bewaffneten Macht vorläufig anszuweichen scheint. Jmmerytn »st die Er regung in der Donanstadi so gewaltig, daß mit neuen Zu sammenstößen gerechnet werden muß. I» den gestrige» Spätnachmiltagsstunden vcrbrcilcte» wir folgende S o» d e r m e l d u n g: Men nor dm «Miene? Wien, 15. Juli. In den frühen Nachmittagsftun- den ist der Eindruck berechtigt, das; die G e f a h r c i n e s Bürgerkrieges über Wien sicht. Nach lan gem Zögern hat der Polizeipräsident in die Tumulte ein- gegriffen. Von etwa 2 Uhr ab wurde das Gebiet um den Justizpalast und beim Parlament sowie die ver barrikadierte Umgebung des Rathauses mit Gcwehr- salvcn gesäubert. Das Schiebe»» dauerte etwa Stun de. Es dürften etwa 20 Salven in die zusammengeballte Menschenmenge gefeuert worden sein. In den Höfen und Räumen des Parlaments liegen Tote und Ver wundete in unbekannter Zahl. Die Räumung des Platzes vor den» Justizpalast soll etwa 20 Tote gekostet haben. Die Erbitterung ist gegenseitig sehr grob- Es scheint, das; während der Belagerung des Justizpalastes eine grobe Zahl von Polizisten, die dort Zuflucht ge« fuuden hatte, vou den Demonstranten hcrausgeholt und vielfach schwer verwundet worden ist. Um dem Blutvergießen wenigstens ein vorläufiges Ende zu bereiten, wurde gegen 15 Uhr die Weisung erteilt, daß die Schutz- üundleMc abzichcn nnd sich ans ihren Sanunclplätzcn bereit halten sollten. Das ist geschehen. Das Bild, das die Stadt kurz »ach Mittag bietet, ist etwa folgendes: Dcr Straßen- und Stadtbahuvcrkchr ist aus Beseht der Direktion eingestellt worden. Die Eiscnbahnwertstättcn sind in den Streik getreten. Züge wurden während des Vormittags noch abgcscrtigt und von dein reisenden Publikum, zum große» Teil Ausländern, gestürmt. Gegen Mittag konnte eine regelmäßige Zugabfcrtigung nicht mehr erfolgen, »veil das Zugpersonal die Arbeit niepcrlegte, um zu den Schutzbundabteilungcn zu stohei». Zu dcu größere» Privatbetriebe» ist die Arbeit ebenfalls eingestellt. Auch das Staatliche MUnzamt ist durch Streik stillgelcgt worden. Die Ecschäftsläden in der innere» Stadt und aus der Ringstraße haben kurz nach Mittag zum größten Teil geschlossen. Telegraph und Telefon funktioniere». Auf einzelnen Telefonzentralen wird bereits passive Resistnez geübt. Auf die Nachricht vou dcu blutige» Vorgänge» in Wien sind aus der Provinz Züge mit SchutzbundmannschWcn abgelassen worden, ein Zeichen dafür, daß die Situation im Begriff ist, sich weiter zuzuspitzcn. Ji» den Bcyatungci» dcr Parlamentarier spielt das Wort Bürgerkrieg bereits eine große Rolle. Die Sozial demokraten der scharfen Tonart gebrauchen es ganz offen, indem sie erklären, sich dcr Gewalt nicht länger beuge» zu wollen. Aber auch die gemäßigteren Elemente der Partei glauben, dah man ohne Proklamierung eines Generalstreiks nicht zu Ende kommen werde, zumal die feste Absicht besteht, die Negierung zur Demission zu zwingen. Zweifellos wird auch der Polizeipräsident von Wie», Schober, seinen Poste» kaum behalten könne». Dcr Polizeipräsident unter steht nämlich dem Bürgermeister von Wie» in dessen Eigenschaft als Landeshaüptmann. Es herrscht nun in sozialdemokratischen Kreisen Helle Empörung darüber, dah dcr Polizeipräsident sich dem ausdrücklichen Befehl des Bürgermeisters widersetzt hat, wo-