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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz g. Bürgermeister Vorwieger, Dohna. Bürgermeister Lohse, Cunnersdorf bei Pirna. Für die Stadt Virna: Dr. Gaitzsch, Oberbürgermeister. fahren errianer unv errnngen woroen r<t. Mrnvelnoe B>nsser führen Banmricscn mit sich, die mit Wucht gegen Houser und Dämme prallen und dem Menschenwerk ein Ende bereiten. Alle Hände regen sich, »in dem Wüten der Elemente Halt zn gebieten, aber nngebändigt und nngehemnlt wälzt sich die erste Flutwelle mit starkem Ge falle weiter, in immer größere Flüsse mündend, von Ort zn Ort, ins Tal und in die Ebene. Wir aber, die verschont sind von so furchtharem Un heil, wir, die wir noch atmen im Licht, stehen erschüttert vor all dem Furchtbaren, das unsere Brüder und Schwe- stern betroffen hat. Aber wir dürfen, wir sollen nicht ge lahmt und erghlafst bleiben vor Schmerz und Erschütte rung wrr sollen und dürfen nicht bloß mit Worten Trost spenden den Hinterbliebenen der Opfer der Naturkata- Fm den Bezirk der Amtöhauptmannfchaft Vima: v. Thü m mel, Amtshauptmann. Dem Aufruf schliessen sich an: Die Arbeitsgemeinschaft der berufsmäßigen Gemeindeleiter u. Gemeinderatsmitglieder und der Bund der Gemeindevorstänöe (nicht berufsmäßiger Bügermeifter) im Be zirk der Amtöhauptmannschaft Virna. Mn alle Bewohner Gaehsens Die Regierung des Freistaates Sachsen hat als erste Hilfe Mittel bereit gestellt, um der dringendsten Not zu steuern. Der Reichstag hat sofort seine Bereitwilligkeit, in grohem Umfange ,zn helfen, erklärt. Weiteres wird noch von Staat und Gemeinden geschehen. Aber das Unglück ist so gewaltig in seinen noch gar nicht ab- zuschcndcn Folgen, das) der Einleitung einer groben privaten Hilfsaktion im ganzen Freistaat Sachsen nicht ent- ratcn werden kann. Darum ergeht an die gesamte Bewohnerschaft des Landes die dringende Bitte um frei willige Gaben. Alle sächsischen Banken, Spar- und Kirokassen der Gemeinden, sowie alle Zcitungsgeschästs- stellcn im Lande werden um Einrichtung von Sammclstcllcn gebeten. Im Arbcits- nnd Wohlfahrtsmini- stcrium ist eine Hilfszentralc errichtet worden. An diese sind alle eingcgangcncn Beträge baldigst abzu- ^In der Nacht zum 9. Juli d. I. ist das Gottleuba- und Müglitztal in, östlichen Erzgebirge von einer Un wetterkatastrophe heimgcsncht worden, die in ihrer Furchtbarkeit und Schwere in unseren Breiten ohne Bei^ spiel dastcht. Wolkenbrüche haben Städte und Dörfer innerhalb weniger Stunden zerstört, was Mcnschenfleih in mühsamer Arbeit in langen Jahren aufbaute, in Trümmer gerissen. Weit schmerzlicher als die Vernichtung noch ungemcsscner materieller Werte ist die Tatsache, dass die Katastrophe, so weit sich bis jetzt erkennen lägt, an die 150 Tote gefordert hat. Eltern beweinen den Tod ihrer Kinder. Unmündige Kinder sind zu Waisen geworden. Ganze Haushaltungen sind den reihenden Fluten zum Opfer gefallen. Hunderte von Volksge nossen stehen verzweifelt vor dem Nichts. Die Staatsregiernng ist der Ueberzeugnng, dass es weiter keiner Worte bedarf, um alle Volksgenosse», die von der entsetzlichen Katastrophe verschont geblieben sind, wie ein Mann zusammcnstehcn zu lassen, um den bemitleidenswerten Opfern helfend die Hände zu reichen. Es gilt jetzt die Tat. Gebe ein jeder, soviel er kann, denn schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe. Auch die kleinste Spende des Unbemittelten Hilst die schwere Not lindern. Die Negierung des Freistaates VaMsen. Das Gesamtministerium Heldt, Ministerpräsident. Ein zerstörtes Haus in Verggicsshübel. Zwei schwere Unwetterkatastrophen haben in den letzten Tagen unendliches Leid und tiefstes Weh über blühende Gegenden unseres deutschen Vaterlandes ge bracht. Im Harz, dem Sommer-, dem Fericnziel so vieler Tausender, haben Hochwasser einen scheinbar harm losen Gebirgsbach in einen brausenden, wildrasenden Strom verwandelt, Bahndämme nnterspült, einen Bahn- zng in die Tiefe gerissen und Menschen in der Vollkraft der Jahre, unter ihnen solche, die von fernher gekommen waren, um iu der reiucn Bergluft neuen Atem zu schöp fen für neue Arbeit, die zu Hause ihrer wartete, getötet, und im Erzgebirge sind durch jähe Unwetter ganze Scharen arbcitsfrcndigcr Bürger und Bauern wie Ähren vor der Sichel hingcmäht, von einstürzcnden Häusern er- schlagen und unter Trümmern begraben, ans friedlicher Arbeit in den Tod gerissen worden. Wahrlich —, mehr Opfer fast als der .Krieg fordert die Natnr, wenn sie zu rasen beginnt! Leider sind Katastrophen von der Art derer, welche wir jetzt wieder erlebt haben, uns nichts Neues, nichts Ungewohntes mehr. Wir haben sie in den letzten Jahren in jedem Sommer fast erlebt, in jedem Jahre fast fordern unsere Flüsse und Ströme, wenn sie durch Hochwasser anschwellen und oft meterhoch steigen, Opfer über Opfer, in jedem Jahre fast wird die düstere Unheilschronik durch neue Fälle bereichert. Brausend er- giesien sich gewaltige Wassermassen durch schmale Flnß- r-nnen zu Tal, Fels und Wald mit sich sortreißend, Stau- dammc durchbrechend, auch der Talsperren nicht achtend Fluren vernichtend nnd den Menschen und sein Besitztum mit _'.od und Verderben bedrohend. Immer dann nnter- incht man nach den .Katastrophen die Ursachen, immer daun prust man die Mittel, die Wiederholungen solcher Katastrophen vorbengen könnten. Es werden Wasser- regulicrungen vorgenommen nnd alles scheint gut und n dis dann ei.nes Tages die Natur sich doch mächtiger erweist als Menschennoist und Menschen- andc nnd m einem Augenblick niederreißt,. was in strophcn, den nm Hans und Hof und Hab gebrachtes Männern und Frauen — nein, wir haben die heilig» Pflicht, uns mannhaft aufznraffen und hilfreich beizu- stehen denen, welche in unverdiente Not geraten sind, auf das; sie wieder aufbauen, sich wieder ein neues Leben zimmern können, wo Tod lind Vernichtung gewütet baben, aus das; sie allen Gewalten, auch den Natnrge- mlten zum Trotz sich erhalten können. . . Um UM alle kaer MW» s. d.MWWlen Jede, auch die kleinste Kabe ist willkommen. Annalnneftelle: Ke- schästsstclle der Sächsischen Elbzeitung, Bad Schandau Nack Ser ßaiarlropke u nwet 1 cr und Tod. Machtlos steht der Mensch den Naturgcwalten gegen- tiber Überall ist er vom Tod umlauert. An allen Bcrges- wbncnin^ in allen NusMern baut er s^ Hütte uud ringsum scheint alles stiller Friede und -nnft- Veit und idyllisches Leben zu sein, an dessen Anblick sich das Herz erfreut. Die Äcker stehen in Blute und Frncht, ein heimliches Wispern und Raunen geht durch prächtige Wälder, geruhsam fast rauschen Bergbache dahin und cs ist in keines Menschen Brust, soviel Traur gcs über sie auch schon dahingegangen sein mag, ein Ahnen, daß es morgen schon, daß cs in der nächsten Stunde schon anders sein, daß die Natur selbst zerstören und für Jahre Humus vernichten könnte, was sie an Schönem bietet, war. in ihr reist und prangt und entzücktem Auge sich zeigt, und daß mit all diesen Herrlichkeiten zugrunde gehe» soll, was meuschlichcr Gcwerbefleiß in mühseliger jahrelanger Arbeit geschaffen, was Handel und Handwerk, Bauern, hand und Untcrnchmergeist sich aufgebaut und als sicheren Besitz angesehen haben. Und nicht bloß auf Hab und Gut, auf Wachstum und Werte lauert der Tod in der Natur — auch des Menschen Leben ist ihm hoff- uungslos preisgcgcben, das des einzelnen und das ganzer Familien, ganzer Gemeinschaften, in die er Un- bcil träat und die.er auseinanderreibt für immer. Aufruft Eine furchtbare Hochwasserkatastrophe hat Gemeinden des Bezirks und die Stadt Pirna betroffen. Soviel bis jetzt fcsigcstellt werden konnte, sind 113 Tote zu beklagen. Biele Hausgrundstücke sind vom Erdboden ver schwunden, viele Häuser sind dem Einsturz nahe. Unermesslich ist der Schaden au Hab und Gut, auf Feldern nnd in Gärten. Der Verkehr im Gottleuba-, Müglitz- uud Seidewitztal ist unterbrochen. Tief erschüttert bringen Bezirk und Stadt den schwer Heimgesuchteil, besonders den Angehörigen der Todes opfer, aufrichtige Teilnahme entgegen. Für die Anteilnahme uud die sofortige finanzielle Hilfe des Reiches und der Staatsregierug, auch der Landeskirche, der Landesversicherungsanstalt und der Presse sei aufrichtig gedankt. Aufrichtiger Dank auch dem hilfsbereiten Eingreifen der Reichswehr, Staatspolizeiverwaltuug, Feuer wehren, Samariter und freiwilligen Organisationen sowie allen denen, die sich unerschrocken unter eigener Lebensgefahr an den Nettungs- und Bergungsarbeiten beteiligt haben. Wenn auch von Reich und Staat wirksame Hilfe erwartet werden darf, so werden dennoch viele ihre An teilnahme an dem entsetzlichen Unglück durch eine Opfergabe zum Ausdruck bringen wollen. Bezirk uud Stadt fordern daher zu einer Sammlung und einem Notopfer auf. Zugedachte Spenden nehmen entgegen: Kasse des Vezirksverbandes lKirokonto Nr. 818 Pirna) — Staatskasse der Amtshauptmanuschaft (Girokonto 31 Pirna, Postscheck-Konto Dresden Nr. 3264) — Stadtbank Pirna (Konto 5400) — Stadttasse Pirna — Spar kasse der Stadt Pirna mit Zweigstelle Copitz — sowie sämtliche Sparkassen des Bezirks — sämtliche Ge meindeämter des Bezirks — Pirnaer Anzeiger — Pirnaer Volkszeitung — Sächsische Elbzeitung — Grenz blatt, Sebnitz — Köuigsteincr Anzeiger, die sich der Sammlung anschliebcu. P irna , 10. Juli 1927. laacszcitung für die Landgemeinde» Altendors, Kleingießhübel. Kleinhenner,» darf, Krippen, Lichtcnhain, Miltelndors, Ostrau. Porschdorf, Postclwiß, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfäyre. sowie für das Gesamtgcbiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlappcr Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gespallenc 95 mm breite Pctitzeilc 20 Pfa., sür aus wärtige Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite Ncklamczcile 80 Vfg. Tabellarischer Saß nach besonderem Taris. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme sür alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die «iinmrat da« Amisgertch: die amtlichen Bekanntmachungen , Sebnitz. — Bankkonten Erscheint 'täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und 8oW W (in RV halbmonatlich in, der Einzelnummer 10 bzw. 15 Psg. Bei P oo Recht der Rachforderung vor s»hne und Mat-rialienpr-sse b h Unterbaus und Wissen", „Unt^ Vas Leben im Bild" Attinüiae Wockienbellsgen. der Welt der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage 1! ,, «..«Inenuna B-trieb.stSrung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Einspruch aus Lieferung der Zeitung -— xg- Sckanüau, Dienstag, den 12. Mi IM 71. Mrgang Nr. ivO