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6ächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Nr. M Beginn der Völkerbundraisiagung. Die M i n i st e r b e g e g n u n g e n in Genf. Die 45. Tagung des Völkerbundrates begann in Genf am Montafl vormittafl mit einer Gchcimsitzung, in der die endgültige Tagesordnung der Sitzung sowie gewisse Budget- und Pcrsonalfragen erledigt wurden. Dieser Beratung folgt dann eine öffentlich Sitzung, in der vor allem Danziger Fragen (Fliegerei, Schiedsrichter« ernennung in der Frage des Tabakmonopols, Mnnitions/ transportc) zur Diskussion stehen. Für Sonntag nachmittag war eine Besprechung zwischen Dr. Stresemann, Chamberlain und Briand vor. gesehen. Wie es heißt, sollte bei dieser Ministerbegegnung über die Hcrabsctznng der Zahl der Rhein» 1 andtruppen gesprochen werden, aus die Deutschland ans Grund der Rote der Botschastcrkonscrcnz vom 16. No- vember 1KI5 vollgültigen Anspruch bat. zwei Jahren erwarten. Da mit Banditcnübcrsällcn, Attentaten und Bomben nichts zu erreichen sei, werde England versuchen, eine „Einheitsfront" gegen Nusüand zu schaffen, wenn nicht militärischer, so doch wirtschaftlicher Art, in der alle kapitalistischen Staaten vereinigt seien. In jedem Falle müsse man vorbereitet sein, daß England einen kriegerischen überfall plane, der in zwei öder einem Jahre, aber schließlich auch schon in einigen Monaten kommen könnte. Die Note Armer, schloß Woroschilow, sei bereit, erfolgreich jeden Feind abzuwchrcn. Nötig sei aber noch eine energische Borbcrcitung des Hinterlandes, damit im Falle eines Krieges der wirtschaftliche Aufbau keine Erschütterungen erleide. Nach Meldungen aus Blagowjeschtschcnsk sind dort fünf Mitglieder gegenrevolutionärer Organisationen hin gerichtet worden. Die Verurteilten wurden bc- schuldigt, im Auftrage des Großfürsten Nikolajewitsch monarchistische Agitation unter den Kosaken getrieben und gegen die Sowjetregierung gehetzt zu haben. Auch in Tscheljabinsk wurde ein ehemaliger weißgardischcr Offizier erschossen, Desgleichen werden aus Wladiwostok und ans Tiflis Hinrichtungen gemeldet. In Charkow ist eine außerordentliche Kontrollkommission cingctroffcn, die den Kampf gegen die oppositionellen und separatistischen E,la- mente in der Ukraine leiten soll. Neichsaugeuminister Dr. Stresemann in Eens cingctroffcn. Genf, 12. Juni. Reichsaußenmniister Dr. Stresemann ist in Begleitung des Staatssekretärs Schubert heule vormittag von der Musilansstcllung in Frankfurt a. M. in Genf cingetrosfen. Gleichfalls traf heule vormillag der französische Außenminister Briand in Genf ein. Der englische Außenminister Chamber lain lraf heute nachmittag um fünf Uhr im Auto aus Aix-les- Bains in Genf ein. Vandcrvelde und Zaleski werden gleich falls heule abend in Genf erwarte!. Russische Kriegspropyezeiungen. „In einem oder zwei Jahren." .Der Volkskommissar für das Kriegswesen in Sowjet- Woroschilow, führte in einer Rede über die sche Lage auf einer Moskauer Arbeitervcrsammlung aus, Rußland sei in eine Periode cingetrcten, wo sich die Feindselrgkett gegen den Sowjetstaat verstärke. Nicht nur m England, sondern auch in Staaten, mit denen Rnßland Handel treibe, betrachte die Bourgeoisie die Sowjetunion nur als eine Episode, die früher oder später liquidiert werden müsse. Die Hauptaktion gegen den Sowjetstaat "Erlich von England geführt, wie die Spionage- tatlgkclt «nd die Zwischenfälle in der letzten Zeit deutlich h"ttcn. Wenn ein Krieg auch in nächster Zeit nicht wahrscheinlich sei, müsse man ihn doch in einem oder Amerika gegen Aebereinlvanderung. Die deutsche Einwanderuugsquotc erschöpft. Das amerikanische Generalkonsulat in Berlin teilt mit, daß die Vormerklisten zur Erteilung von Einwandc- rungsviscn nach den Vereinigten Staaten bei allen ame rikanischen Konsulaten in Deutschland wieder geschlossen werden, da genügend Vormerkungen vorlicgeu, um die deutsche Quote für das Rechnungsjahr 1927/28 vollkom- Newyorker Kommunisten gegen Englands Rußlandpolitik. Nach einer Meldung aus Ncwyork kam cs gestern in der Siadt zu aniibritischen Demonstrationen kommunistischer und linls- sozialistischer Anhänger. Die Manifestanten trugen Schilder mit den Worten: .Mieder mit dem englischen Imperialismus", „Die Angriffe gegen die Sowjets müssen aufhören". Die Polizei konnte die Demonstranten zerstreuen. Unterhaltung unü Wissen", Unterkaltungsbettage", Agg Leb6N lM Bild Kus der Welt der Zrau". Illustrierte Sonntagsbeilage 2 Front gegen Rußland? G e w a l t st i m m u n g in Moskau. Die Erregung über die grausame und juristisch kaum begründbare Erschießung von zwanzig politischen Gefan genen in Moskau hat weitgehende Empörung in Europa wachgcrufeu. Ein Warschauer Blatt fordert, daß sich die zivilisierten Völker mit Abscheu von den blutigen Henkern abwendcn und die antibolschewistische Front Europas und der kulturellen Welt stärken sollten.- Diejenigen Staaten, die unter der rommunistischen Propaganda zu leiden haben, wüßten jetzt, daß sie sich vor dem Bolschewismus durch Anwendung aller Mittel schützen müssen, wenn, sie nicht elend untergeben wollen. In London streitet mau entschieden ab, daß jemals englische amtliche Stellen sich an Spionage und sonstigen Treibereien auf russischem Boden beteiligt hätten. Ferner wird von den britischen Kreisen energisch erklärt, daß bei dem Abbruch der Beziehungen mit der Sowjetregie- runfl sich die britische Negierung von keinen geheimen Gründen habe leiten lassen, wie cs jetzt angedeutet werde. Wie stets gesagt wordeu sei, habe die britische Negierunn uicht die Absicht, den Kriegszustand herbeiznführen. Verschärfend auf die Lage wirkt die seit der Hinrich- tung der 20 Gefangenen in Moskau zum Ausbruch gekom mene G c w a l t st i m m u n g. Das Blatt „Prawda" fordert Verschärfung des Terrors gegen die bürgerliche Klasse; der alte Geist des Führers der Tscheka, Dsershinski, müsse in Rußland weiter herrschen. Das Blatt fordert die Arbcitermassen in Moskau auf, die englische G e - s a n d tschaft in Moskau zu stürmen, die doch nur „eine Kaschemme für Mörder und Brandstifter" sei. In den letzten Tagen sollen noch weitere 23 Hinrichtungen erfolgt sein. * Zweite russische Note an Volen. In der zweiten russischen Note, die gestern dem polnischen Ge sandten überreicht wurde, stellt die Sowjetrcgierung fest, daß sie sich mit der Annahme der Ermordung Woskows als Einzeltrt eines Wahnsinnigen nicht einverstanden erklären könne, sondern den Mord als eine der Aeußerungen systematischen und parla mentarischen Kampfes der dunklen Mächte der Weltrcaktion nnd der Friedcnsgcfahr gegen Somjetrußland betrachte. Zum Schluß werden folgende Forderungen ausgestellt: 1. Daß die polnische Negierung alle nöligen Maßnahmen zur umfassen den Untersuchung der Angelegenheit zur Feststellung des Schul digen und zur Aufdeckung aller Schuldigen des Verbrechens sowie zur raschen und strengen Bestrafung der Schuldigen, insbesondere des direkten Mörders treffen wird, 2. daß die polnische Regierung einen Vertreter der Sowjetrcgierung zur Teilnahme am Unter- juchungsverfahren in diesem Prozeß zulassen wird, 3. daß die pol nische Negierung endlich und tatsächlich nun unverzügliche ener gische Maßnahmen zur Bekämpfung der auf polnischem Gebiet entfalteten Tätigkeit der terroristischen Wandilcnorganisationen und Personen gegen die Sowjetbcamten und deren Vertreter er greift und Personen, die eine derartige Tätigkeit nusüben, aus Polen auswcisen wird. Nm MMM Ser WstwWn in WM-MrUM. Bialschowitz, 13. Juni. Anläßlich der Firmungsrcisc des schlesischen Bischofs Lisiecku kam cs gestern in Bialschowiß zu be dauerlichen Vorkommnissen. Schon am 'Abend, als der Bischof von Pfarrer Buschmann in deutscher Sprache begrüßt wurde, machten die Aufständischen einen Versuch, dies zu verhindern. Gestern vormittag wollten die deutschen Katholiken dem Bischof vor der Pfarrei eine Huldigung darbringen. Die vor dem Psarr- gebäujde Versammelten wurden jedoch von den Aufständischen mit Kolbcnschlägcn auscinandergctriebcn und eine Anzahl Personen, darunter auch Frauen, schwer geschlagen. Als der Hauskaplan die Aufständischen bat, den deutschen Katholiken zu gestatten, dem Bischof ihre Hjuldigung in ihrer Muttersprache darzubringcn, widrigenfalls der Bischof die Parochie verlassen würde, erklärten die Aufständischen, daß sie die deutschen Katholiken zu einer Huldi gung niemals zulasscn würden. Nachdem man sich von bischöf licher Seite an die Wojewodschaft um Hilse gewandt hatte und der Platz von den Aufständischen geräumt worden war, konnten die Deutschen dem Bischof huldigen. Inzwischen war auch der Wojcwodc Grazynski mit einem starken PolizeiMsgcbot aus Kattowitz zur Medcrhcrstcllung der Ordnung cingetrosfen. Der Bischof verzichtete nach diesen Vorfällen aus die im Programm vorgesehenen Veranstaltungen und setzte seine Firmungsreise fort. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenncrs- darf, Krippen, Lichtcnhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndilchfähre. sowie für das Gesamlgcbiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltene 35 mm breite Pctitzeile 20 Pfg., kür aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Rcklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Oie Diskonterhöhung. Zu der für die deutsche Wirtschaft wichtigen Erhöhung des Diskontsatzes von 5 auf 6 Prozent wird uns vvn einem finanzpolitischen Mit arbeiter geschrieben: Der Entschluß des Neichsbankpräsidcnten, dem Zcntralausschuß die Heraufsetzung des Diskontsatzes um ein Prozent zu empfehlen, ist sur tue Qffentllchkeit Wohl ziemlich überraschend gekommen; war doch amtlich tn den ersten Tagen des Juni verbreitet worden, m maß- gebenden Kreisen sehe man die starke Anspannung der Rcichsbank Z»m Monatöschluß noch nicht als entscheidend für die Notwendigkeit einer Heraufsetzung des Diskonts an. Es wurde damals auffallend scharf betont, daß die Rcichsbank nicht geneigt scheine, die Ansätze für einen K o n j u n k t n r a u f s ch w n n g, die sich in der letzten Zeit gezeigt hätten, durch eine Verteuerung des Kredites zu beeinträchtigen. Die Banken haben allcrdmgs richtiger gerechnet; sie hielten die Heraufsetzung des Rcichsbankdiskonts trotz aller Dementis doch für un mittelbar bevorstehend nnd haben daher in den letzten Tagen des vergangene« Monats einen großen Teil ihres Wcchselportefcuilles an die Reichsbank abgcstoßen, so daß sie ihr Geld jetzt ohne Verlust wiedcrerhaltcn können. Nnn wird wohl auch die Bank von England dem deutschen Vorgehen folgen; auch dort sind bereits Ver käufe von Goldguthabcn vor sich gegangen und der Lon doner Geldmarkt ist außerordentlich steif geworden. Dr. Schacht begründet die Heraufsetzung des ReichS- bankdiskonts mit längeren Ausführnngen, in denen er sich auch wieder genen die übertriebene Börsenspekulation mit Hilfe kurzfristigen auslän dischen Geldes wendet. Diese Anslandsverschnldungcn ans Kredit hätten die volkswirtschaftliche Liquidität sehr vermindert nnd außerdem die Diskontpolitik der Rcichsbank ständig durchkreuzt, so sehr, daß die Rcichsbank in ihren diskontpolitischen Entschließungen außerordentlich nnfrci sei. Krieg und Inflation haben Deutschland von flüssigem Gclde entblößt nnd die deutsche Wirtschaft sei daher auf die Zufuhr ausländischen Kapi tals angewiesen. Wenn jetzt der Diskont erhöht werde, so werde dadurch zwar diese Zufuhr gesteigert, aber möglicherweise über das volkswirtschaftlich notwendige oder nützliche Maß hinaus. Das täusche dann eine wirt schaftliche Blüte vor, die zu stärkerem Verbrauch von Ans- landswaren anrege. Außerdem werden anch die Barübcr- wcisnngcn des Ncparationsagentcn ans Grund der Dawcü-Lastcn viel zn sehr erleichtert, weil eben diese Bar- übcrweisnngen nichts anderes sind als Rückgabe der in übermäßiger Weise hcreingeströmten ausländischen De visen, während der Warenexport eine entsprechende Für- derung nicht erfahre. Unsere Handelsbilanz ist Passiv und diese Passivität hat im Mai wieder ein starkes Anwachsen ge zeigt; der Devisenbestand bei der Rcichsbank ist bis auf einen geringen Nest zusammcngeschrumpst. Infolge der Passivität der Handelsbilanz ist auf einen Ersatz der hin- gegebenen Devisen nicht zu rechnen; daher ist es not- wendig, durch die Erhöhung des Diskontsatzes wieder eine langfristige Anlage an ständischen Geldes zu begünstigen, aber nur solchen Geldes, das zweckmäßige Verwendung innerhalb der deutschen Pro duktion finden kann. Man hat ja auch wegen des Devisen- schwnndes der Rcichsbank und der von ihr getätigten Goldvcrkansc schon gewisse Bedenken hinsichtlich der LckabUitat unserer Währung geäußert; Dr. Schacht bc- d'e Gelegenheit, um sehr scharf dagegen Front zu machen. „D t e W a h r u n g s f r a g e i st i n D e u t s ch - ">'d lein Problem mehr" und wenn sich die Gold-nnd Devlsenveckung der Rcichsbank vermindere, so ^-glich eme Einschränkung des Notenumlaufes bÄc. wird Wirtschaft dem entgegen- »r sie bei ansteigender Konjunktur gerade eine Verstärkung des Notenumlaufes brauche' _. „Einen gewissen Ausgleich für die Erhöhung des Dwkontes der Rcichsbank hat allerdings der Beschluß der ^Euii°relnigung dadurch herbeigeführt, daß auch du. Habcnzinsen um ein Prozent herauf-, gesetzt werden solle», und zwar zunächst für die täglich FÜI- eilige Leser. " Dcr spanische König Alfons wird auf seiner Reste nach London einige Tage m Paris mrwcilcn und „ir den 1.' Jan. ßicr envnr:c:. Die Königin reist "rett nach London * Der frühere italienische Arbcitsmmistcr und Blirgcrmcist-r von Neapel, dcr Abgeordnete Lakkiola, Hai siy nach Ba,t:a am Korsika geflüchtet, »in, wie er erklärte, den Verfolgungen, durch die Faschisten zu entgehen. ' Wie aus Manila berichtet wird, ist ein weiterer ameri kanischer Transportoampfer mit 1150 Mirinc>olda:ett, 50 Last kraftwagen, 2.', Tanks u.o einer Flugzcugemhe:! an Vard von Olougspo (Philippine.-) noch Schangha' ausgelaufen. fälligen Gelder, dann aber auch nach Fühlungnahme nnt den auswärtigen Banken für die langfristigeren Ein lagen Die ansteigende Konjunktur wird aber durch die Heraufsetzung des Diskontsatzes doch kaum gehemmt werden weil die ungesunde Entwicklung, die die Börsen spekulation durch die Hereinnahme kurzfristiger auslän. bischer Kredite genommen hatte, und die dadurch erfolgte Jngnspruchnahme des Geldmarktes erfolgreich in den Hintergrund gedrängt worden sind. Tageblatt für dl« Fn.»SII di- amtlichen vkkannimachua^n llii d-n SiadNa^ va^ Afonin,: A,^up,,»N°m. Ba« Sch-»« Dt»ch,enlchai,.b»ill gw.lWi-d--. « - ->-.»l.nMli>l Lrlchein. iiialich nachm. b M- m" Au-nahm-der^dA. und ^^5 iin RM.1 j-ldmm-Mch LiUtuvu Ätändige Wockenbcilagcn: 77 «usloerruna Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung dcr Zeitung Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Viren, «u.,p« m Bad Scbanüau, Montag, den 1Z. Kni 1027 71. Mrgang