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Sächsische Elbzeitung Unterkaltungsbellage". f)gg LeböN lM Bild Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streit, «u»sperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Ständige Wockendeilagen: Hus°üer WeU der Zrau^Illustrlerte Sonntagsbeilage Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postciwih, Prosten, Rathmannsdorf, Rcinhardlsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Beilag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gespaltene 35 mm breite Petitzeile 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Rcklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. 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Mai 1927 71. ^akrgsng Für eilige Leser. * Chamberlain teilte im Unterhaus«! mit, daß der englische Gesandte in Peking beauftragt worden sei. englische Unlcrtancn, die über Sibirien »ach London zu reisen wünschlcn, zu warnen. Die Warnung sei mehr als berechtigt angesichts der antibrilischcn Demonstrationen, die kürzlich in Moskau und Leningrad statigc- fundcn hätten. * Wie aus Jerusalem berichtet wird, stürzte gestern bei Gaza ein mit zwei englischen Flieger» besetztes Flugzeug ab. Die In sasse» wurden getötet. * Im Staate Virginia hat eine plötzlich niedergehende Wind hose die Städte Norfolk und Porthmoulh sehr stark mitgenommen. Viele Häuser und grössere Strecken bebauten Geländes wurden zerstört. 0 Tote und etwa 30 Verletzte werden bisher gemeldet. Ländern nichts im Wege fttinde. Das wird aber nicht von den Engländern allein abhängen! Die sonstigen Ausführungen des englischen Premier- Ministers stützen sich in der Hauptsache auf die Funde, die im Londoner Gebäude der Arcos gemacht worden sind. Selbst angenommen, daß sich alles so verhält, wie Baldwin behauptet, teilweise aber nicht beweisen kann — das ge heimnisvolle Staatsdokument spielt dabei die Haupt rolle —, so ist das alles doch nur eine formale Be gründung anscheinend längst beschlossener Pläne. Eine derartige militärische Spionage, wie sie russischcrseits in London eingerichtet worden sein soll, hat an und für sich nichts Auffallendes; solche Dinge leistet sich auch fetzt noch jeder Staat, soweit ihm das irgendwie möglich ist. Schließ lich ist cs doch auch nicht so etwas Weltbewegendes, wenn oon Moskau aus die Londoner Gesandtschaft aufgesordert iviro, .'cacyricyien uoer ir. n l n a an die Arbeiterpartei nno deren Hauptblatt, den „Daily Herald", gelangen zu lassen. Selbst wenn die Spionagcagcnten im Auftrage der Mos- lauer Negierung und im engsten Verein mit der Londoner Sowjetgefandtschast und der russischen Handelsdelegation gearbeitet haben, nm sich in den Besitz wichtiger militä rischer Dokumente zu setzen, so wäre auch das stillschweigen dem diplomatischem Brauch gemäß noch längst nicht Per- anlassung zu einem so scharfen Bruch — wen« eben die Absicht zu diesem Bruch nicht aus anderen Gründen ent- sprungcn wäre. Auch andere Vorwürfe, die Baldwin machte und die sich auf eine Sowjctpropaganda in Eng land selbst, dann aber auch auf autibritischc Wühlarbeit i» ganz Amerika beziehen, müssen unter diesem Gesichts punkt betrachtet werden. Man wollte eine Entscheidung berbeilübren. Front gegen Rußland. über den jetzt so offenkundig gewordenen Bruch zwi schen Großbritannien und Rußland wird uns aus Poli- tischen Kreisen geschrieben: Ter schon lange schwärende weltpolitische Gegensatz zwischen Ost und West ist damit zum Ausbruch gekom men, weil er zum Ausbruch gebracht werden sollte. Ver geblich bemüht sich jetzt der russische Volkskommissar für das Auswärtige, Tschitscherin, Frankreich von einem festen antirussischen Zusammenschluß mit England abzubringen. Daß diese Front geschlossen ist, muß als das Resultat des soeben erst beendigten Besuches der beiden französischen Staatsmänner Doumergue und Briand in London betrachtet werden. Vergeblich scheinen daher die großen Angebote zu bleibe», die Tschi tscherin jetzt in Paris auch hinsichtlich der Regelung der russischen Vorkriegsschuldcn an Frankreich zu machen nicht zögert. Die englische Negierung geht aufs Ganze und demgemäß fehlt es in Paris auch nicht an Stimmen, die auch wegen der Sowjetpropaganda es der französischen Regierung dringend empfehlen, sich dem englischen Vor gehen anzuschlicßen. So verzweifelt wie jetzt ist die diplo matische Lage der Moskauer Negierung seit jener Zeit nicht gewesen, als die Heere der Entente die Bolschewisten in ihrem eigenen Lande bekämpften. Abgekühlt ist das Verhältnis zwischen Italien und Rußland; um nichts besser sind auch die Beziehungen zwifchen Moskau und deu Nandstaatcn, nicht zuletzt mit der Kleinen Entente. Daher ist es nicht zuviel gesagt, wenn von einer Einheits front Europas gegen den Bolschewismus gesprochen wer den kann, wobei nur — Deutschland fehlt. Wir waren der erste Staat, der mit Rußland nach dem Kriege einen Vertrag abgeschlossen hat, und jenem Übereinkommen von Rapallo aus dem Jahre 1922 folgte dann vier Jahre später der Berliner Neutralitäts- ,Vertrag, bald nachdem in Locarno die Verträge mit dem Westen abgeschlossen waren. Daß wir nun durch das Gegcnübertrcten der beiden Fronten in eine schwierige Lage gekommen sind, darüber ist man sich in Berlin voll kommen klar. Ob es nns möglich sein wird, diesem Gegensatz gegenüber die Neutralität zu wahren, ist eine zweite Frage. Und schließlich ist es selbstverständlich, daß beim wirklichen Festhalten an einer solchen deutschen Neu tralität zwischen Ost und West unsere Lage bei den Ver handlungen über die Nheinlandräumung oder sonstige Fragen, an denen der Westen interessiert ist, alles andere als erleichtert wird. Das gleiche gilt aber auch für die politische Lage an unserer Ost grenze. Von den wirt- schaftlichen Folgen des Bruches zwischen Ost und West foll hier noch nicht geredet werden, — aber auch diese werden für die allgemeine wirtschaftliche Lage Europas recht unerfreuliche sein. So sind wieder einmal tiefschwarze Wolken an dem politischen Himmel Europas emporgcstiegen und wir Dentsche, die wir waffenlos sind, können der weiteren Ent wicklung nur abwartend gegenüberstehen. Trotz allem, was vorausgcgangen war, kommt der jetzt vollzogene Bruch zwischen England und Nuß- land doch überraschend. Kündigung des Handelsab kommens von 1924 und der Abbruch der diplomatischen Beziehungen waren ja vor ein paar Monaten durch London schon angedroht worden, aber man glaubte doch nicht, daß die damaligen scharfen Noten nun derartig er hebliche Folgen haben würden. Hatte doch Chamber lain ein paar Wochen nach diesen scharfen Noten bei der Genfer Tagung des VölkcrbnndratcS verhältnismäßig ver söhnliche Ausführungen gemacht. Nun wird also künftig hin in England kein russischer Beauftragter oder Agent weilen dürfen, der diplomatische Eigenschaften besitzt und damit dem Zugriss der Polizei entzogen ist. Baldwin, der britische Ministerpräsident, betonte aber in seiner Rede, daß dem-gewöhnlichen Handelsverkehr zwischen den beiden '-p Der engNfG-ruMGe Konflttt Die «nieeyauSdevatte üver den 2»vvrneh dee engMeH-rufsisehen Verletzungen London, 20. Mai. Die UnicrhausdcbaUc Uber den Ab bruch der engliich-nissischcn Beziehungen sand heute bei voll besetztem Sitzungsjaal und vor dichlgcfülllen Tribüne» statt. Zu nächst ergriff Ministerpräsideni Baldwin das Wort, uni auf einige Anfragen zu nnlwoncn. Er teilte u. a. mit, daß die briti schen Konsularbcamte», die der britische» Botschaft in Moskau zugctcilt siiid, gleichzeitig mit der englische» Mission zurück gezogen werde» würden und daß cs zurzeit noch ungewiß sei, auf welche Ari die britischen Interessen in Rußland in Zukunft ver treten werden sollten. Die Frage wird zurzeit noch erörtert. Nach ihm ergriff der Arbeiterführer Clynes für die Oppo sition das Wort und brachte unter dem Beifall feiner Partei freunde den arbcitcrparteilichen Antrag ein, wonach ein Aus schuß zur Nachprüfung des der Ncgierungvcntschcidung zugrunde liegenden Materials eingesetzt werden soll. Er begründet diesen Antrag damit, daß es nicht angängig sei, Rußland ohne vorheri gen Protest zu verurteilen. Seine Partei lehne cs ab, eine Schuld oder Unschuld Rußlands anzunehmcn und verlange, daß das ver fügbare Bcweismatcrial geprüft und ein Urteil erst nach ange messener Untersuchung gefällt werde. In einer so ernsten Ange legenheit dürfe sich der Premierminister nicht aus den bloßen Ver dacht verlassen, um ein Urteil zu fällen. Clynes bat sodann den Premierminister um Aufklärung, wie der Handel mit Rußland aufrecht erhalten werden solle, wenn die extremen Maßnahmen der Negierung erst Wirklichkeit geworden seien. Hieraus crgriss Chamberlain unter lautem anhaltcndcn Beifall der Konservativen das Wort. Er gab zunächst seinem per sönlichen Bedauern über die Abwesenheit Macdonalds Ausdruck. Er bedauere außerordentlich, daß Clynes in dem mittleren Teil seiner Rede die im ersten Teil enthaltene Vorsicht vergessen und sich zum Verteidiger der russischen Negierung gemacht habe. Die englische Negierung besitze eine Unmenge von Bcmcifcn dafür, daß überall in der Welt bestehende Unruheherde durch die Wühlereien der Sowjetvcrtretcr geschürt wür den und das namentlich in allen Teilen des britischen Welt reiches; dagegen müsse sich die englische Negierung nicht nur ver wahren, sondern auch schützen. An sich habe die englische Negie rung nicht die geringste Absicht, sich grundsätzlich anti-sowjetistischc Politik zu eigen zu machen, die mit der in Locarno scstgelcgtcn Linie und dem allgemeinen Wunsch Englands, den Weltfrieden zu wahren, in Widerspruch stehen würde. Rußland habe ja bisher wiederholt Gelegenheit gehabt, sich von der Aufrichtigkeit diefer Ziele durch eigene Mitarbeit zu überzeugen. Rußland weigere sich aber nach wie vor, im Völkerbund mitznarbeitcn. Rußland habe aus der anderen Seite eine Politik betrieben, die osscnsicht- lich und systematisch aus eine Schädigung der britischen Interessen abziele. Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern seien nicht unbedingt von einem Handelsabkommen und der Gewährung diplomatischer Vorrechte abhängig. Die englische Re gic- rung müsse daher den arbeiterparteilichen Antrag aus Einsetzung eines parlamentarischen Unter suchungsausschusses ablchnen und fordere vom Unter haus ein klares Vertrauensvotum und seine Zustimmung zu den von der Negierung vorgeschlagenen Maßnahmen. Sollte das Haus ein solches Votum nicht bringen, so werde die Negierung wissen, was sie zu tun habe. Nach Chamberlain sprach Lloyd Georges, der zunächst darauf hinwies, daß er selbst seinerzeit das Handelsabkommen mit Rußland abgeschlossen habe. Diese Politik verteidige er noch heute. Bei der Arcos-Angelegenheit müsse man drei Fragen unterscheiden. Die erste Frage laute, ob genügend Beweismatc- rial vorhanden sei, um den Bruch zu rechtfertige». Diese Frage könne er bejahen. Die zweite Frage sei, ob es gerade im gegen wärtigen Zeitpunkt richtig sei, energische Maßnahmen gegen die Sowjets zu ergreifen. Diese Frage müsse er verneinen, denn nicht nur die kommunistischen Bestrebungen in China seien gc- schcilcrt, solider» man müsse auch fcststcllcn, daß die gegenwärtige Negierung Rußlands die gcmäßigstc sei, die Rußland seil der Revolution gchabl habe. Er sei auch davon überzeugt, daß der Außenminister diesen Augenblick für den Bruch mit Nußland nicht gewählt haben würde, wenn nicht seine Hand durch seine hciß- köpsigcrcn Kollegen gebunden gewesen wäre. Die Frage, ob England durch den Abbruch der Beziehungen etwas gewinne, ließe sich ohne weiteres mit »ei» bcaniworlcn. Die dritte Frage, iiämlich, ob die Negierung nicht zu weit gegangen sei, selbst wenn die erste» beiden Fragen zu bejahe» seien, könne er daher ebcn- salls verneinen, da er fcststellen müsse, daß Europa ohnehin voll von Schwierigkeiten sei und daß England durch seine Aktion in dieses unruhige Europa »och de» Zankapfel werfe. Der Schritt der englischen Negierung sei ein Schritt ins Dunkle. Dei- Vettmuensantmg de^ Konservativen. Nach der Rede Lloyd Georges brachte» die Konservative» im Unterhaus folgende» Vcrtraucnsanlrag ein: „Das Unterhaus würdigt die lange Nachsicht der Negierung und ihre zahlreichen Versuche, freundschaftliche diplomatische Be ziehungen mit den Sowjetrepubliken zu »ntcrhaltcn und billigt angesichts der alutcn Provolatiouc» ihre Entscheidung, die diplo- matifchcn Privilegien znrückzuzichcn, die so schmählich verletzt wurden, während es zu gleicher Zeit keine Schwierigkeiten macht, legitime Handelsbeziehungen mit Rußland zu unterhalten." Der Auffassung des linke» Flügels der Arbeiterpartei gab der Abgeordnete Maxlcm Ausdruck, der darauf himvics, daß ein großer Teil der in dem Weißbuch aufgcführtc» Dokumente nicht das Geringste mit der Arcos-Durchsuchung zu tun habe. Der Konservative Locker-Lampson gab seiner Befriedigung über die Maßnahmen der Negierung Ausdruck. Die Politik der Duldung der britischen Regierung sei ein Fehler gewesen. Einige Unruhe verursacht die Rede des Arbcitcrparteilcrs Ponsomby, der er klärte, er glaube nicht, daß die Vorwürfe der Lüge und Spionage gegen russische Vertreter in stärkerem Grade erhoben werden könnten, als gegen andere diplomatische Vertreter in Europa. Der Liberale Laurence befürchtet durch de» Bruch eine Stärkung der gefährlichen Elemente in Rußland und eine Erschwerung jeder staatsmännischen Arbeit in Europa. Der Konservative Moore ersuchte die Negierung, in der Frage des weiteren Handels mit Rußland eine klare Erklärung abzugcbe». Der Antrag der Arbeiterpartei vom Unterhaus abgelchnt. London, 27. Mai. Der Antrag der Arbeiterpartei, der die Einsetzung eines Ausschusses zur Nachprüfung der für die Entscheidung der Negierung maßgebenden Unterlagen verlangte, wurde am Schluß der großen Auslandsdcbatte im Unterhaus mit 307 gegen 108 Stimmen abgelchnt. Bon der Regierung war der Antrag als Mißtrauensantrag angesehen worden. Annahme des konservativen Vertrauensvotums im Unterhaus. Das Vertrauensvotum der Konservativen für die Regierung wurde mit 357 gegen 111 Stimmen bei 50 Enthaltungen der Liberalen angenommen. Das englische Weibbuch über die sowjetrussischen Umtriebe. Loudon, 20. Mai. Das Weißbuch der englische» Negierung, das die Aufschrift trägt: „Die feindselige Aktivität der Sowjet- rcgierung und der dritten Internationale gegen Großbritannien" ist soeben veröffentlicht worden. Der erste Teil des Buches ist mit Papieren ungefüllt, die der Polizei bei der Durchsuchung der