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Sächsische Elbzeitung IS- Unl°rka»un,-b-tt»^ Agg LöbiM IM Bild und Wissen", // 71. )okcgking Bad Sckandau, Sonnabend, den 21. Mai 1427 Nr. 118 Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespaltenc 35 mm breite Pctiizeile 20 Pfg., kür aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamczcile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen "^us^der^Wett üer Frau". Illustrierte Sonntagsbeilage Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhcnuers- dar,, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwih, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre. sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Tageblatt für die ,ntbält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtral da^ Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Mk ,7Ln° L L L7"°LK'« °L,"L'S-it. NL b,m Dka - Bei Produkt onsverteuerungen, Erböhungen der Amerika—Europa im Flugzeug Lindbergh nach Paris abgeflogen. Im Eindecker über den Ozean. Der amerikanische Hauptmann Lindbergh ist auf dem Newporter Flugplatz Curtiß Field mit seinem Nyan-Eindccker znm Fluge «ach Paris gestartet. Die ganze Welt verfolgt das Unternehmen Lindberghs mit nm so gröberer Anteilnahme und Spannung, als seine Vorgänger,Nungesser nndColi noch immer verschollen sind. Lindbergh hatte lange mit der Abreise gezögert, weck er vor allem gutes Wetter für seinen Flug haben wollte. K«rz vor dem Start tröpfelte ein feiner Regen, aber das Wetter besserte sich an der amerikanischen Küste; nach dem Start war an der Küste das schönste Wetter. Der zweite Ozean slieger, Bird, drückte Lindbergh vor seinem Ausstieg die Hand und wünschte ihm gute Reise. Einige tausend Neugierige waren schon lange vor dem Abfluge in Curtis; Field und blieben noch zusammen, als die Maschine dem ,Auge entschwunden war. Die voraussichtliche Flugzeit Lindberghs soll -IN Stunden betragen. In Fachkreisen weift man auf den Vorteil von LuivverghS Mafchliie ym, die im Gegensatz zn der von Nungesser Fnnkwcchsclgcrat besitzt. llbcr Nungesser laufen täglich widersprechende Mel dungen ein. Ein Küstenwachschiff, das einen Aeroplan- slügcl gefunden und ins Schlepptau genommen hat, ist nach New London unterwegs. Das Wachschiff, dessen Re vier sich auf der Höhe von Montauk Point befindet, hat seinem Heimathafen von dem Fund sunkcntclegraphisch Mitteilung gemacht. Wie lange das Boot mit dem Acro- planflügcl im Schlepptau brauchen wird,, nm die Strecke zwischen seinem Revier und New London zurnazmegen, ist ungewiß. Vielleicht trägt der Fnnd dazu bei, das Ver schwinden Nungessers anfznklären. Die ersten Versuche, den Ozcan zu überfliegen, gehen bis auf das Jahr 191!» zurück. Dem Engländer Alcock gebührt der Rnhm, im Jahre 1919 mit einem Landflug- zeng von Neufundland nach Irland geflogen zu sein. Die Nbcrgncrung des Ozeans mit dem Luftschiff Z. R. Nl wird aber auch heute noch als das Glanzstück des Flug sportes angesehen. Gutes Atlantik-Wetter für Lindbergh. S o » ii a b e n d m i t t e r ii a ch t in Paris? New York, 20. Mai. Der Flieger Lindbergh diirfic sich nach den zurzeit noch regelmäßig einlaufenden Sichtungsnach- richtcn bereits über Neuschottland befinden. Man rechnet, das; er den amerikanischen Kontinent heute um Mitternacht verläßt und morgen Sonnabendabend gegen !> Uhr Irland erreichen wird. Er würde dann, das Gelingen des Fluges vorausgesetzt, kurz vor Mitternacht von Sonnabend zu Sonntag in Paris eintrcffcn. Bis zur Stunde lauten die kontinentalen und atlantischen Wettcr- nachrichten mehr als günstig. Lindbergh über Halifax gesichtet. Ncwyork, 20. Mai. Um 0 Uhr nachmittags (deutscher Zeit) ist das Flugzeug Lindberghs bei gutem Wetter über Halifax erschienen und flog mit sehr großer Geschwindigkeit nach Ost-Nordost. New york, 20. Mai. Das Flugzeug Lindberghs wurde beim Passieren Neufundlands von Port au Basgue aus gesichtet. drohender druch zwischen England und Rußland. Das Ergebnis der Arcos-Razzia. Der in letzter Zeit schon öfter drohende Abbruch der Beziehungen zwischen England und Rußland wird an lässlich der Vorgänge in der Arcos von den Londoner Blättern allen Ernstes wieder in Aussicht gestellt. Nach der „Daily Mail" kau» cs als sicher gelte», das; die britische Antwortnote auf den russischen Protest wegen dcS polizeilichen Vorgehens gegen die Arcos die Mitteilung der Beendigung des Handelsabkommens enthalten wird. Gleichzeitig meint das Blatt, daß cs keine Überraschung verursachen würde, wenn zugleich die diplomatischen Be- zichungen zwischen beiden Ländern gelöst werden würde». In ähnlichem Sinne änsicrt sich die „Westminster Gazette", die auSführt, daß die Frage des Abbruchs der Beziehun gen mit der Sowjetregierung innerhalb der allernächsten Tage entschieden wird. Eine starke Gruppe innerhalb dcS englischen Kabinetts sei für den völligen Bruch. Das Ergebnis der Arcosrazzia wird in ministeriellen Kreisen als volle Rechtfertigung der unternommenen Aktion angesehen. Es wird angenommen, das; russische Agenten in Fühlung mit Mitgliedern der kommunistischen Bewegung in England standen und das; im Arcosgebäude eure ^ahlungsliste gefunden wurde. * Abbruch der englisch-russischen Beziehungen. Kabinettssitz ungen in London. London, 20. Mai. Zwischen den Mitgliedern des englischen Kabinetts sanden heute eingehende Besprechungen über die Frage der künftige» Beziehungen Großbritanniens zn Sowjetrußland statt. Die Besprechungen werden während des ganzen Wochen endes andauern. In politischen Kreisen ist man der Auffassung, daß gegenwärtig die Frage im Bordcrgrund stehe, ob den Arcos- Entdeckungcn ein völliger Abbruch Ler Beziehungen folge oder ob man sich mit weniger scharfen Maßnahmen begnügen werde. Der Entwurf der Antwortnote an Lie sowjetrnssische Negierung ist bereits fertiggestellt und wird dem Kabinett in seiner nächsten Vollsitzung vorgelegt werden. In politischen Kreisen beschäftigt man sich mit der Frage, ob das Kabinett, wenn ein Abbruch der Beziehungen mit Rußland beschlossen werden sollte, ohne Befragung anderer Mächte vor gehen werde. Man erklärt zuversichtlich, daß es i» diesem Falle so gut wie sicher sei, daß Frankreich und auch Italien Lem englischen Beispiel folgen würden. In rechts- konservativen Kreisen wird weiter daraus hingcwiescn, daß nach teilige Wirkungen für den englischen Handel durch eine» Abbruch der Beziehungen mit Sowjetrußland kaum zu befürchten seien, § da das Beispiel Amerikas zeige, daß auch ohne diplomatische Be ziehungen gute Handelsgeschäfte mit Moskau möglich seien. Das Kabinett wird am kommenden Dienstag zu einer Voll sitzung und zu einer Sondersitzung zusamnicntrctcn, um die Unter hauserklärung des Innenministers über die Arcos-Durchsuchung scstzulcgcn. Die gegenwärtige Aussassung geht dahin, daß der Erklärung des Innenministers eine weitere Erklärung Chamber lains über die Absichten der Negierung folgen werde. Falls die weitere Prüfung der Dokumente den durch die erste Untersuchung hcrvorgcruscncn Eindruck bestätigen sollte, werde die Negierung nach rcchtskonservativcr Auffassung wahrscheinlich ihren Entschluß anlüudigcn, den Handelsvertrag mit Nußlchid zu kündigen und möglicherweise auch die diplomatischen Beziehungen abzubrechen. Die Meinung für einen Abbruch der Handels- und schließlich auch der diplomatischen Beziehungen mit Rußland hat sich sowohl im Kabinett als auch in der konservativen Partei außcroUdcntlich verstärkt. Wenn aber gegenwärtig mit besonde rem Nachdruck von dem Abbruch der Beziehungen gesprochen wird, so ist dies zmcisclloo zum großen Teil auf parteipolitische Gründe zurückzusühren. * Russische Besorgnisse wegen der englisch-französischen Besprechungen. Wie aus Moskau gemeldet wird, werden dort in politische^ Kreisen mit Besorgnis die englisch-französischen Besprechungen verfolgt. Der Londoner Zwischenfall sei der Beweis dafür, daß zwischen Frankreich und England eine Einigung in der russischen Frage erzielt worden sei. England allein würde sich aus Grün den politischer Klugheit nicht dazu haben verleiten lassen, mit Rußland einen Bruch herbeizuführen. Die Sowjetregierung müsse damit rechnen, daß die russisch-französischen Verhandlungen unter dem Drucke Englands ergebnislos verlaufen würden. Rimsierrede auf der Kansadundtagung. Dr. Curtius über die Zollpolitik. Auf der Berliner Tagung deS Hanfabundes ergriff auch der Neichswirtschaftsministcr Dr. Curtius das Wort. Die Ausarbeitung eines einheitlichen Zolltaris- schemas werde von der Genfer Wirtschaftskonfercnz von allen Delegierten gefordert. Frankreich habe sich bisher aber bei dem deutsch-französischen Handelsabkonnncn zu diesem Vorschläge noch nicht durchringcn können. Immer hin erhofft der Minister eine baldige endgültige Regelung der dcutich-französischcn Wirtschaftsbeziehungen. . . " de" weiteren Reden au der Hansabundtagung ist die des Generalsekretärs Mosch besonders hervorzu- heben, der von der jetzigen unglaublich hohen Steuerlast uttgüttsuge Rückwirkungen für die Wirtschaft kommen sieht Uber 12 Milliarden hat das deutsche Volk jährlich an Stenern ohne Hinzurechnung der Reparationen zu zahlen! Für eilige Leser. * Als Auftakt zu der am 21. d. M. beginnenden Vorstands- und Vertreter-Tagung des Ncichslandbundcs in Dresden hatte der Sächsische Landbund gestern abend zu einem Begrüßungs- abcnd im Hotel Bristol cingcladcii. * Als Abschluß der Hansa-Bund-Tagung fand gestern abend im großen Saal der Philharmonie eine vom Hansa-Bund gemein sam mit dem Außeiihandclsverband veranstaltete Kundgebung für europäische Wirlschaftsvcrständigung statt, an der zahlreiche hervorragende Wirtschaftsvcrlrcler 'Deutschlands, Englands und Frankreichs tcilnahmen. Auch das Reichswirtschaflsministcrium; das Ncichsfinanzministcrium sowie zahlreiche andere Reichs- »nd Staatsbehörden waren vertreten. Unter den Erschienenen sah man ferner den englischen und den französischen Botschafter. " Die Hagelschäden des letzten Unwetters bei Nömerstadt in Schlesien werden auf 10 Millionen tschechische Kronen geschätzt. * Während der Ucberfahrt über den Dnjepr bei Kiew wurde ein Boot, in dem 25 Bauern zur Stadt fahren wollten, durch einen heftigen Windstoß zum Kentern gebracht. 19 Personen sind ertrunken, die übrigen <6 Personen konnten gerettet werden. Nie Regelung Vee «svvtifMen Arage Von Ur. M. H. Eggert-Athen. Falls nicht alle Anzeichen trügen, befindet sich Europa er neut vor außerordentlich wichtigen politischen Ereignissen, wichtig für die gesamte politische Welt, wichtig für den Staat, der unmittelbar von den sich daraus ergebenden Folgen betroffen "wird. Die jüngsten aus Aegypten einlrcsfendcn Meldungen be sagen nämlich, daß man in Kairo endlich eine Lösung des eng lisch-ägyptischen Problems gefunden habe. Es dürste noch hinreichend bekannt sein, daß Zaghloul Pascha, der Führer der ägyptischen Waft-Partci oder der Par tei der Nationalen Verteidigung, in seinem politischen Programm unnachgiebig war und das; dieses Programm den Leitgedanken enthielt, die Engländer zur vollständigen Räumung Aegyptens und des Sudans zu zwingen. Dieses Evangelium des ägyptischen Volkes predigte Zaghloul Pascha bei jeder sich nur ergebenden Gelegenheit, und die Folgen blieben nicht aus. Die Früchte aus- opferungsvollcr Arbeit und aufrichtigster Vaterlandsliebe gip- seltcn in dem Fanatismus der ägyptischen Jugend und der brei ten Massen des Volkes: der Leitgedanke eines politischen Kopfes wurde Kampsparole, politisches Leitmotiv ganz Aegyptens. Als dann Zaghlpul Pascha den Rang des Ministerpräsidenten im Staate bekleidete und zweimal ganz assen den Fehdehandschuh dem britischen Löwen in den Rachen zu werfen bereit ivar, merkte dieser große Patriot, daß er sich in den Maschen seines eigenen Netzes verstrickt hatte. Denn während Aegypten an erkannte, auf Grund der nun einmal bestehenden politischen Verhältnisse den Engländern gewisse Zugeständnisse einräumen zu müssen, verwarf der Ministerpräsident überhaupt schon den Gedanken an derartige englische Vorrechte, da er fürchtete, durch das geringste Zugeständnis seiner Sache mehr zn schaden als zu nutzen und hierdurch der breiten Massen seiner Gefolgschaft verlustig zu gehen. Stach dem Verrat von Sirdar mußte Zaghloul Pascha auf Grund des Ultimatums Sir Allenby's seinen Posten als Staats chef aufgebcn, und Ziwar Pascha erhielt die Zügel Aegyptens aus den Händen seines Vorgängers. Bei den letzten Wahlen konnte jedoch Zaghloul Pascha säst sämtliche Stimmen aus sich vereinigen. Da es ein Ding der Unmöglichkeit für den Politiker war, auf das Mandat zu verzichten, das ihm das ägyptische Volk in solcher Einmütigkeit angctragcn hatte, auf der anderen Seite jedoch außenpolitische Gründe es nicht erlaubten, seine Versprechen zu verwirklichen, übertrug Zaghloul Pascha die Würde des Ministerpräsidenten einem der besten Offiziere seines Heeres, Adly Pascha, und nahm selbst den Posten des Kam merpräsidenten an. Fn Wirklichkeit blieb er jedoch nach wie vor Herr der Lage und ist auch heute noch der stärkste Mann des Landes. Doch die Lehren der Vergangenheit gingen nicht acht los an dem Politiker vorüber, er ließ sie sich anläßlich seiner Wiederkehr zur Macht als Lehre dienen. Der Vetternwirtschaft seines Ministerpräsidenten zog er unnachsichtlich zu Leibe; gegen das Herrscherhaus zeigte er Takt; er erkannte, daß die Krone als solche immerhin die beste Vermittlerin für die Streitfälle ist, die seine Parteifreunde in der Hitze des politischen Kampfes fast täglch herausbeschworen. In den Verhandlungen der Kam mer aber verstand der Acgypter cs stets unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit, seiner Autorität und seiner orientalischen Methoden, dem Standpunkt immer mehr und mehr Geltung zu verschaffen, die englisch-ägyptischen Streitigkeiten vor ein Schiedsgericht zu bringen. Unter diesen Umständen blieb Sir Allenby einfach nichts andres übrig, als die Londoner Ne gierung davon in Kenntnis zu setzen, daß eine endgültige Lö sung nicht nur für die ägyptischen Bestrebungen sondern auch ganz besonders für die Lcbensinteresscn Großbritanniens eine unbedingte Notwendigkeit geworden sei. Es ist als sicher anzunehmen, daß die Vorgänge in China und die englisch-russiscken Gegensätze das Foreign Office ver anlaßt haben, eine neue Wcltpolitik zu betreiben, und daß unter solchen Umständen die Lage in Aegypten eine Prüfung von ganz neuen Gesichtspunkten aus erfuhr, einer Stellungnahme, die der früheren gegenüber bedeutend mehr Wohlgefallen an den Tag legt. Auf Grund der in der letzten Zeit stattgcsundcncn zahllosen Rücksprachen Zaghloul Paschas mit dem König und mit dem britischen Haut Commissar soll der Abschluß eines end gültigen Vertrages bevorstchen; in diesem Abkommen sollen die ägyptischen Forderungen weitestgehend Berücksichtigung finden.