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Sächsische Elbzeitung -S- ölänüiae Wockenbeilaaen: -unterkaltung und Wissen", her Welt der Frau". II! Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung 71. Ktrrgsng Bad Scksnüau, Freitag, den 6. Mm 1927 Nr. 10^ - l. „Unterkaltungebellage", Leben lM Bild Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage 2 Erscheint täglich nachm. 8 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — BezMs- preis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 90 Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfg. — Bei Produktionsvcrteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Nachforderung vor Sächsische Schweiz Tageszeitung fiir die Landgemeinde» Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Nathmannsdorf, Ncinhardtsdorj, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre sowie fiir das Gesamtgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Berlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Pcrantwortlich: K. Rohrlappcr Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltene 35 mm breite Pctitzeilc 20 Pfg., fiir aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat. das Amtsgericht, oas Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Stadtbank — Stadtgirokassc Nr. 12 — Ostsächliscke Genossenschaftsbank Zweignieder lassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau „HebW Ses LebMiilms" v. Siemens vor der WeltwirWastskonferenz. „D » r ch A r b e i t z « r W o h l f a h r t." > Auf der Wcltwirtschaftökonfcrcnz in Genf, die mich vielfach als das Parlament der Millionäre bezeichnet wird, hielt der deutsche DclegationSfiihrcr, von Siemens, seine mit Spa»«»»« erwartete Rede. Als Zweck der Konferenz bezeichnete Dr. von Siemens, in gemeinsamer Aussprache dcu Politikern die Grnndfordernngcn der Wirtschaft auf- zuzcigen, damit die bestehenden wirtschaftlichen Hemmun gen nbgebant und der natürlichen Entwicklung wieder freierer Spielraum gewährt werden kann. Nur so kann in gemeinsamer Arbeit das von allen erstrebte Ziel „He bung des Leben SnivcanS der Bevölke rn n g c n" erreicht werden. ES wäre ein grosser Erfolg der Konferenz, wenn einige znm Teil vielleicht nur vor bereitende, den Weg iu die Zukunft ebnende Empfehlun gen ausgesprochen werden würden, von denen die Welt aber nnch die Überzeugung bekäme, das, sie mit einigem guten Willen von den Politikern durchgcführt werden könnten. Die Beeinflussung der Wirtschaft durch die Staats- lcitttngcu ist heute viel größer als vor dem Kriege. Viele Staaten haben Maßnahmen mit Rücksicht auf mögliche Kriege getroffen. Hierdurch ist eine starke Veciuträchti- gung der natürlichen Produktionsbcdingungen zum Schaden der Lebenshaltung der Bevölkerung cingctrctcu. Weiterhin sind die Produktionsstätten aus Kriegs- und Jnflationsgrnndcn weit über das notwendige Maß ver- mehrt. Herr von Siemens kam dann auf die nach dem Kriege cingctrctcne Arbeitslosigkeit in Europa zu spreche», die er tn der Hauptsache aus die plühltchc Verteuerung der Arbeitskräfte in Europa zurückführt. ES ist die große Frage, was sozial richtiger ist, dafür zu sorgen, daß mög lichst viele Menschen Arbeit haben, wenn auch zn einem etwas geringeren Einkommen, oder daß diejenigen, die inr Besitz von Arbeit sind, möglichst viel verdienen nnd dann von diesen, Verdienst zum kärglichen Unterhalt der anderen nbgcbcn. Alle Wirtschaftler müßten sich stets ihrer obersten Pflicht bewußt blcibeu, für das Wohldcsge- samteu Volkes zu sorge«, und sich vor Augen halten, daß dnS Ergebnis ihrer Arbeit den Lebensstandard ihres Volkes in materieller, sozialer und knltnrcllcr Art bestimmt. Die in deutscher Sprache gehaltene Rede des Prä sidenten des Ncichswirtschaftsrats, von Siemens, wurde von den außerordentlich zahlreichen Delegierten, die der deutschen Sprache mächtig waren, mit lebhaftem Interesse angehört. Etwa fünfzig Delegierte nnd Sachverständige hatten sich in der Nähe der Rednertribüne aufgestellt, um den Ausführungen des Herrn von Siemens besser folgen zu könne«, der für seine Darlegungen von allen Bänke« lebhaften Beifall erntete. Oer Wettbewerb für das Völkerbundhaus. Das Preisgericht für den internationalen Architekten- wettbcwcrb für das Völlckbundgebände hat keine« der ei«gcrcichten 377 Entwürfe zur Ausführung empfohlen. Die gesamte Preissumme von 165 000 Franken wurde in neun erste Preise von je 12 000 Franken und in neun zweite und neun dritte Preise von je 3800 bzw. 2500 Franken anfgcteilt. Unter den neun ersten Preisträgern befinden sich auch zwei deutsche Firmen. Die weiteren ersten Preise entfallen auf drei Franzosen, zwei Italiener, einen Schweizer und einen Schweden. polnische Militärbasiö in Danzig? Nachdem von amtlicher polnischer Seite bisher immer das Be stehen einer größeren polnischen Militärstärke, die über die Zahl von 88 Militärpcrsonen nach einer ausnahmsweise« Genehmigung fiir das polnische Munitionslager auf Ler Westerplatte hinaus- geht, abgclcugnct worden ist, wird heute, wie die Deutsche Tagco- zvitung aus Danzig meldet, bekannt, daß Polen insgeheim- Danzig doch zu einer Militärbasis musgebaut habe. Zuverlässig werde berichtet, daß durch eine neuerliche polnische Verordnung die Stelle eines polnischen Karnisonkommandanten in Danzig Eingerichtet morden sei, bei der sich alle polnischen Militärpersoncn nach ihrem Eintressen zn melden haben. Reue MMWsWsmen ver Neu iu SbMWn Kattowitz, 5. Mai. Wie aus Nadzionkau gemeldet wird, ist dort gestern abend auf Veranlassung der politischen Polizei der Spitzenkandidat der Deutsch-katholischen Volkspartei, Konsum verwalter Janosch le, ohne Angabe von Gründen verhaftet worden. Diese Verhaftung bringt man in Zusammenhang mit der am nächsten Sonntag in Nadzionkau stattsindenden Nachwahl für die als ungültig erklärte Kommunalwahl. In Vobrownik wurde ein Kandidat der deutschen Liste für die am kommenden Sonntag stattsindenden Nachwahlen, gezwungen, sofort seine Kan didatur niederzulegen, da er sonst seine Stellung verlieren würde. In Zhwallowitz wurde sämtlichen Kandidaten der deutschen Liste, die aus der Donnersmarck-Grube beschäftigt sind, am 2. Mai gekündigt, ebenso denjenigen Arbeitern, die ihre Kinder in die deutsche Minderheitsschule schicken. Die deutschen Zeitungen in Memel beschlagnahmt. Mudra aus Memel avgereist. Memel, 5. Mai. Gestern und heute wurde in Memel eine Anzahl deutscher Zeitungen beschlagnahmt, die Nachrichten über die Brüskierung des hiesigen deutschen Generalkonsuls Dr. Mudra durch den litauischen Gouverneur des Memelgebietes .'veröffentlicht hatten. Dem gleichen Schicksal verfiel auch ei le deutsche illustrierte Zeitschrift, die Bilder aus Memel vcröffem- licht hatte. — Der deutsche Generalkonsul Dr. Mudra ist heute auf dem Luftwege nach Berlin abgereist. Weitere Kündigungen deutscher Lehrkräfte in Oberschlesien. Kattowitz, 5. Mai. Von der Schulabteilung der Woje wodschaft wurde heute in Kattowitz zwei rcichsdcutschen Studien räten und einem Studienrat mit polnischer Staatsangehörigkeit an der Oberrenlsihule und drei weiteren deutschen Lehrkräften I an dem Minderheitslizcum zum Schluß des Schuljahres, also zum Juni, gekündigt. An der Obcrrcalschulc kommen damit die drei letzten akademisch vorgcbildcte» deutschen Lehrkräfte zur Ent lassung. Eine Delegation der deutschen Eltcrnbeirälc des Mindcr- hcitsgymnasiums und der Obcrrealschule in Königshütte, an denen .vorgestern deutschen Lehrkräften gekündigt wurde, ist heute beim Wojcwodcn vorstellig geworden, ob er als Ersatz für die deutschen Lehrkräfte über gleichqualifizicrte Lehrkräfte verfüge. Der Wojewode bejahte diese Frage, sagte allerdings, daß er erst in den nächsten Tagen eine genaue Antwort erteilen könne. Scharfe Sowjetnote an den Moskauer chinesischen Gesandten. London. „Chicago Tribune" meldet auS Peking: DU Sowjctregicning hat dem chinesische» Geschäftsträger in Mos kau eine scharfe Note übersandt, iu der cs heißt, wenn di« in den russischen Gebäuden in Peking verhafteten Beamte, und Frau Borodin nnd ihre Begleiter dieselbe Behandlung erfahren würden wie die jungst erdrosselten chinesische» Kom munisten, so würde Moölau „unverzüglich angemessen« Schritte tun". Infolgedessen ist die Verhandlung gegen die russischen Gefangenen plötzlich aufgcschobcu und eine Kon ferenz von militärischen und juristischen Beamten sowie Be amten des Ministeriums dcö Äußern cinbcrufcn worden. Die Schanghaier Studenten für Unterstützung Tschangkaischels. Schanghai, 5. Mai. Hier fand gestern eine Versamm lung von 6000 Studenten statt, die einen ruhigen Verlauf nahm. Die Versammlung faßte den Beschluß, die Nanking-Regierung Tschangkaischeks zu -unterstützen. Weiter wurden Entschließungen angenommen, in denen die Säuberung der Schulen von kommu nistischen Elementen und die Ausweisung Borodins aus China gefordert wird. — Auf dem Rennplatz fand heute die erste Parade von 2000 amerikanischen Marinetruppen vor General Butler statt. Die amerikanischen Luftstreitkräfte sind in der Olongapo in der Manila-Bai stationiert, von wo die Ankunft -von zwei Abteilungen schwerer Artillerie hier erwartet wird. Angeblicher Komitatschi-Ueberfall aus griechisches Gebiet. Wie aus Athen gemeldet wird, hat eine Bande bulgarischer Komitatschis die griechische Grenze überschritten, um eine Eisen bahnlinie zu zerstören. Es sei dabei zu einem Zusammenstoß mit griechischem Militär gekommen, wobei die Komitatschis Ver luste erlitten hätten. Bedeutende griechische Verstärkungen seien nach der Grenze beordert, um die Eindringlinge zurückzuwerfe». Flir eilige Leser. * In der gestrigen Kabinctlssitzung unter Vorsitz des Ncich--- kanzlcrs wurde das vorliegende, sehr weitläufige Programm nicht zu Ende besprochen, so daß heule nachmittag um 3 Uhr eine neue Kabinettssitzung stattfinden wird. —* Die sozialdemokratische» Rechtsanwälte Dr. Kurt Rosenfeld- Berlin, M. d. N., und Dr. Oswald Richter-Wien waren »ach Sofia gereist, um dem Prozeß gegen das Zentralkomitee der Kommunistischen Illegale» Organisation beizuwohiien. Nach zweistündiger Anwesenheit im Gcrichtssaal wurden beide am Doiinerslag vo» der Polizei verhaftet. Erst nach Intervention der deutschen Gcsandtschast wurde die Freilassung erreicht. Beide wurden jedoch ausgewiesen und mußten am Donnerstagabend die Rückreise antrcten. * Nach einer Meldung aus Genf wird die cinberufene Sce- abrüstungskoufercnz, die die Länder England, Amerika und Japan umfaßt, wie nunmchr offiziell bestätigt wird, am 20. Juli in Genf beginnen. * Die französischen Ozcanslicgcr Romain und Mouncyrcs sind am Donnerstag von Saint Louis an der Östliche Afrikas nach Brasilien abgcflogem * Aus Havanna wird berichtet, daß am -1. Mai in der Pulver fabrik von Las Vogas eine folgenschwere Explosion stattfand. 11 Arbeiter wurden auf der Stelle getötet, während etwa 100 sehr schwere Verletzungen erlitten. Gies Ser SeutfiHen Sprache tn «etttanv. Von t)r. V o l b m a r Löber- Berlin. Die jüngsten politischen Ereignisse in den östlichen Nand- staaten lassen darauf schllcßen, daß sich hier in der letzten Zeit ooch wichtige Ereignisse abgespielt haben. Man denke nur an die Bemühungen Englands, den seit Jahre» bestehende» Gcgen- atz zwischen Litauen und Polen, der seinen Grund in der Bc- otzung des litauischen Wilnagcbietes durch Polen hat, zu be- eitigcn, zum mindesten zu milder», um dadurch eine möglichst umfassende Kette vo» E»gla»d politisch abhä»giger Staate» gegen Rußland zu gewinnen. Die nach längerer Unterbrechung jetzt vor dein Abschluß stehenden Neutralitätsvcrhandlunge» Rußlands mit Estland, Lettland nnd Finnland, die von Rußland mit der größten Ausdauer betrieben werden, um die Einfluß- Möglichkeit Englands in diese» Staate» zurUckzndrängcn, ge- höre» cbeiifalls i» diese» Nahmen, ferner die zwischen Estland und Lettland abgeschlossenen Grundverträge einer Zollunion und die Versuche Englands und Frankreichs, in Estland und Lettland mit wirtschaftlichen Mitteln Emsluß zu erlangen. Alles politische und wirtschaftspolitische Vorgänge, die klar erkennen lassen, daß diese Gebiete, die zu der Zelt, als sie unter der russischen Zareiikroiic standen, d. h. säst 200 Jahre hindurch, im politischen Leben der Völker eine Nolle spielten, jetzt, nachdem sie selbständige Staaten geworden sind, in das weltpoli tische Kräfte spiel eingereiht erscheinen. Diesen Bestrebungen Englands, Rußlands und auch Frank- reiche scheinen leider diejenigen Deutschlands nicht im mer zu entspreche». Das zeigt sich u. n. dari», daß Deutschland bis heute noch immer keinen endgültigen Handelsvertrag mit Estland geschlossen hat und damit Frankreich, Amerika und England gegenüber, die Handelsverträge mit Estland besitzen, zolltarislich z. T. erheblich schlechter gestellt ist. Auch sind, wie die Aussprache im Auswärtigen Ausschuß des Deutschen Reichs tags kürzlich beivics, Litauens Angebot einer deutsch-litauischen Zollunion, noch keine entsprechenden Schritte deutscherseits gc- solgt. Wir haben aber alle» Grund, gerade in diesen Gebieten nicht untätig beiseite zn steheii,' denn, um int Osten erfolgreich zu sein, genügt es heute nicht mehr, durch Verträge mit Ruß land in einem guten politischen Verhältnis zu stehen. Dao „Ost problem" ist seit Entstehung der Nandstaaten gegenüber dem der Vorkriegszeit gänzlich verändert. Diesen veränderten Ver hältnissen Rechnung zu tragen, verpflichtet uns im eigensten Staatsintcresse nicht zuletzt die Tatsache, daß die Nandstaaten gewillt sind, unter Ablehnung einer Rückkehr zu Rußland, ihre gewonnene staatliche Selbständigkeit unbedingt zn erhalten und — wie die Erklärungen ihrer führenden Staatsmänner wieder holt bewiesen haben — zur Stärkung ihrer staatlichen Existenz politisch Anlehnung an Westeuropa zu suchen. In diesen: Augenblick hat sich nun in Lettland ein Er eignis abgespielt, das uns zwingt, der Entwicklung in den bal- tischen Provinzen verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Lett land stellte in: Aildungoausschuß seines Landtages die Frage, welche Fremdsprache zukünftig als erste Fremdsprache in den lettischen Schulen einzuführcn sei. Bezeichnend ist, daß in die „engere Wahl" nur die deutsche und russische Sprache kamen. Eine noch aus der Nachkriegspspchose erklär liche Anregung, der englischen Sprache den Vorzug zu ge ben, sand keinen Anklang. Ebenso wie in Estland ist man sich auch in Lettland jetzt bewußt, daß bei allem mit England angc- strebten und auch geführten Handel vor alle»: die Nachbarn Rußland und Deutschland als wichtigste Staaten auch bei der Kulturpolitik des Landes gebührend in Rechnung zu stelle» si»d. Das gleiche Schicksal erlitt der Antrag eines Aaucrnbündlers, der — und damit trug er seinen Nationalismus treffend zur Schau — die Ansicht vertrat, daß das Erlernen einer vorgcschrio- benen Fremdsprache überflüssig sei. Die Lcttisierung schreite so vorwärts, daß für den Heranwachsenden Durchschnittolettcn oie Kenntnis seiner Muttersprache genüge. Schon der Hinweis darauf, daß dann sämtliche Minderheiten gegenüber dem Staats-