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Bis jetzt wurden etwa sechs Nüssen und zwanzig Chinesen zur Polizeiwache gebracht. Gin Maschinengewehr, fünfzehn Gewehre nnd zahlreiche Munition wurden in der Botschaft beschlagnahmt. Der Geschäftsträger der Sowjetunion «nd andere Beamte der Botschaft sollen in ihren Amtszimmern in Haft gehalten werden. Dic Truppen Halton dic ganzc Botschaft besetzt. Wie Ncutcr anö Peking weiter meldet, sollen dic in der Sowjctbotschnft verhafteten Nüssen und Chinesen Auf wiegler sein. Weder an Berliner deutschen noch chinesischen amt lichen Stellen war bisher eine Bestätigung dieser Meldung zu erhalten. * Zu deu Vorgängen in der Pekinger Sowjetbotschaft verlautet noch, daß der Doyen des Pekinger diplomatischen Korps, der holländische Gesandte Oudcndijk vormittags um 11 Uhr die Polizei des Gcsandtschaflsvicrtcls instruiert hat, der chinesischen Militärpolizci Zutritt zu gewähren, ohne das; die anderen Ge sandtschaften benachrichtigt würden. Schwere Konflikte werden als Folge dieser Erlaubnis erwartet, obwohl mancherseits be hauptet wird, Oudcndijk sei von England vorgeschoben. Schon am Dienstagabend waren zwei amerikanische Journalisten in dem außerhalb des Ecsandlschäftsvicrtcls liegenden Hotel Du Nord verhaftet worden. Dic Beiden sollen nach Tientsin ab- transporticrt werden. Wahrscheinlich wird ihnen Verbindung mit der Kuomingtang oorgcworfen. * Kein Angriff aus die russische Gesandtschaft * in Veking? Paris, 7. April. Nach einer hier eingelauscncn offiziösen Meldung aus Nanking sollen die Chinesen nicht die russische Ge sandtschaft i» Peking, sondern eine russische Bank geplündert haben. K Deutschland in der BalkankommWon. E i ii neuer König von Albanien? Dic englische nnd die französische Negierung sind an dic deutsche Negierung mit der Aufforderung Heringe- trctcn, sich au einer Kommission znr Beilegung des Bal- kankonflilreS zu beteiligen, dic ans jc einem militärsach- vcrständigcn Vertreter der drei Ncgicrnngcu zusammen gesetzt ist. Der Zweck der Kommission ist, eine Lösung der bei den direkten Verhandlungen zwischen Italien und Jngoslawien möglicherweise anftrctcndcn Streitfragen durch eine Untersuchung an Ort und Stelle nnd eine sach lich objektive Berichterstattung zu fördern. Dic deutsche Negierung hat prinzipiell ihre Z n st i m m u n g gegeben unter der Boranssetzung, das? Italien, Jugoslawien nnd Albanien sich mit dieser Mastregel einverstanden erklären und dic Kompetenzen der Kommission genau fcstgelcgt werden. Die Belgrader Zeitung „Novosti" veröffentlicht eine allerdings mit Vorsicht aufznnchmendc Meldung aus Nom, wonach Mussolini sich mit der Absicht trage, ein Mit- glied der montenegrinischen Dynastie zum K önig von Albanien zu machen, falls Achmed Zogus Stellung unhaltbar werden sollte. Er wollte sich dadurch einen Stützpunkt für eine Einmischung auf dem Balkan schaffen. Jugoslawien habe angeblich um diese Pläne ge- wuszt und darum rechtzeitig dic Dynastie Petrowitsch ab- gefunden. „Novosti" bemerkt selbst, das; die Nichtigkeit dieser Meldung bisher noch nicht festgestcllt werden konnte. Neichsrat und vorläufiges Handelsabkommen zwischen Deutschland und Frankreich. Berlin, ti. April. Im Neichsrat wurde heute der Gesetz entwurf über das Zusatzabkommen vom 31. Mürz d. I. zu dem vorläufigen Handelsabkommen und den wirtschaftlichen Vcrein- Dic amerikanischen Bertcidigungs- nnd Sammelpunkte in China. Wie aus Washington amtlich gemeldet wird, sind Peking, Schanghai und Tientsin zu amerikanische» Verleidigungs- zentren nnd SammclpunUeii für amerikanische Flüchtlinge be stimmt worden. Nach den n,uesten Berichten aus Lhiua hat dort vielerorts ein Boykott amerikanischer Waren eingesetzt. * Hinrichtung des chinesischen Admirals Pi. Der Evening Standard meldet aus Peking, das; Admiral Pi, der für dic Ucbcrgabe Schanghais nn dic Siidtruppen ver antwortliche Befehlshaber der Nordtrnppcn, gestern abend auf Befehl des Schanglungcr Generals Tschangtschnnglschang hin- gerichtet worden sei. Chinadebatte im Unterhaus. London, 6. April. Im Unterhaus erklärte heule Außen- ministcr Chamberlain auf eine Anfrage, die englische Negierung beabsichtige nicht, sich in den chinesischen Bürgerkrieg hincinzichen zu lassen, welche Form dieser auch immer annehmcn würde. Ramsay Macdonald kritisierte darauf in längerer Rede die Chinapolitik der englischen Regierung; die Entsendung von Truppen nach China habe dic Verhandlungen behindert nnd das Misstrauen des chinesischen Volkes über dic Absichten Großbritan- uicns wachgerufcn. Blättcrmcldungcn aus Schanghai zufolge sind bei Pukow heftige Kämpfe zwischen den Siidtruppcn nnd den Truppen Tschangtschungtschaugs im Gange. Letzterer versucht, die wichtige Tsingpu-Eisenbahnlinic zuriickzucrobcrn. Vier Regimenter sind zur Verstärkung von Schanghai abgcgangcn. * Keine Verschiffungen von Kriegswaffen m Deutschland. Der Verband Deutscher Reeder in Hamburg und der Ostasiatische Verein haben den Beschluß gefaßt, keinerlei Verschiffungen von Kriegswaffen nnd Kriegsmunition, dic zur Verwendung in China bestimmt sind, in deutschen Häfeu oder auf deutschen Schissen zu übernehmen. Englische Berichte aus Moskau wissen zu melden, daß dic Sowjetregierung sich auf einen Krieg vorbereitet. Jedenfalls hört man viel von außer ordentlicher Tätigkeit in den Arsenalen nnd Munitions fabriken. Man ist in London geneigt, an einen ruf- fischen Feldzug zur Unterstützung der Kantoncsen oder Marschall Fengs zu glauben. baruugcu zwischen Deutschland und Frankreich in namentlicher Abstimmung mit -1-1 gegen 23 Stimmen entgegen dem Beschluß der Ausschüsse angenommen. Mit Ja stimmten das preußische Stantsministerium, die Vertreter aller preußischen Provinzen, die Staaten Sachsen, Hamburg, Mecklenburg-Schwerin, Mccklen- burg-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Anhalt, Lippe, Lübeck, Waldeck und Schaumburg-Lippe; mit Nein stimmten Bayern, Württemberg, Vaden, Thüringen, Hessen und Bremen. In der vorhergehenden Aussprache erklärte Ministerialrat Sommer namens der preußischen Negierung, daß die preußische Regierung zwar schwere Bedenken gegen dic Vorlage habe, ihr aber zustimme. Nameus aller preußischen Provinzen wurden Bedenken wegen des deutschen Weinbaues vorgebrncht; namens des Freistaates Sachsen Bedenken wegen der Erhöhung des Mchl- zolles. Für Bayern erklärte Staatsrat von Romer, Bayern werde dagegen stimmen, vor allem wegen der Bewilligung eines Wein- koutingentes au Frankreich und ferner, weil die von Frankreich dafür gegebenen Gegenleistungen eine ganze Reihe von.Indu strien nicht berühren, dic für Bayern von wesentlicher Bedeu tung seien. Eine Botschaft Briands an Amerika. Ncwyork. Nus Anlaß der zehnten Wiederkehr des Tages von Amerikas Eintritt in den Weltkrieg hat Außenminister Briand, der soeben jede Beteiligung Frankreichs an Coolidges Abrüstungskonferenz abgclehnt Hai, an die amerikanische Nach richtenagentur Associated Preß eine Kundgebung gesandt, in der er u. a. anssnhrt: Der Krieg als Mittel der Staatspolitik ist bereits von den Unterzeichnern der Nölkerbundsatzung nnd der Locarnoverlräge abgclehnt worden Frankreich wäre be reit, mit deu Vereinigten Staaten ein Abkommen zu schließen, durch das der Krieg tu dic Acht erklärt wird. Ein solches Ab kommen würde dic Grundlage der internationalen Friedens politik erheblich festigen. Die beiden großen befreundeten Nationen, die beide für die Sache des Friedens arbeiten, würden damit der Welt das beste Beispiel dafür geben, daß das gegenwärtig erreichbare Ziel nicht Entwaffnung, sondern Betätigung der Friedenspolitik ist. Für eilige Leser. * Der italienisch-ungarische Vertrag ist am Mittwoch ver öffentlicht worden. Der Frcuudschafts- »nd Schiedsgerichtsver- trag besteht aus 5 Artikeln und ist für dic Dauer von 10 Jahren abgeschlossen worden. Der Zusatzartikel umfasst 18 Artikel. * Nach Meldungen aus Japan haben dort große Ucbcrschwem- »uwgen riesigen Schaden angcrichtct. <>000 Personen sind ob dachlos. * Aus Moskau wird gemeldet, daß in Kiachta ein Radiosende- lurm von« Sturm umgerisse» worden sei. Der Turm zerstörte einen Teil der Nadiostation und erschlug zwei Beamte. * Im Reichstage wurde gestern eine demokratische Entschlie ßung angenommen, die an Stelle der verschiedenen Staatsange- hörigkeitei, eine Ncichsangchürigkeit sctzen will. * Das Flugzeug Pinedos wurde bei Roosevelt am Arizona vor dem Weiterflug »ach Santiago vollkommen vernichtet. Der Flieger selbst ist unverletzt. Äeutsrhe ^efatzungü Methoden 187173. Bon Prolessor Ur. Gerhard Budde. Noch immer seufzt ein Teil des Rheinlandes unter dem' Druck der französischen Besetzung. Dieser Druck würde erlräg. lich sein, wenn die Franzosen dieselben Besatzungsmethoden in Anwendung bringen würden wie die Deutschen in den Jahren 1871/73 in dem von ihnen besetzten französischen Gebiete. Seit einigen Jahren liegt hierüber wertvolles historisches Material vor, das aber noch viel zu wenig bekannt geworden ist. Wenn man dieses betrachtet, dann erkennt man, wie unhaltbar die von französischer Seite ausgestellte Behauptung ist, daß wir Deutsche cs nach 1871 in Frankreich nicht anders gemacht hätten, als es dic Franzose» i» Deutschland nach dem Weltkriege getan haben und noch heute tun. Am 25. Oktober 1871 sagte Bismarck im Reichstage: „Wir halten cs nicht für unsere Ausgabe, unser» Nachbarn mehr zu chüdigen, als zur Sicherstellung der Ausführung des Friedens iir uns absolut notwendig ist, im Gegenteil, ihm zu nützen und hn wieder in den Stand zu setzen, sich von dem Unglück, das über sein Land gekommen ist, zu erholen, so viel wir ohne Ge fährdung der eigenen Interessen dazu beitragen können." Diesen Richtlinien entsprechend hat General von Manteuffel, dem die militärische Ausführung der Besetzung anvertraut wurde, gehandelt. Nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes wandte er sich an die Soldaten seiner Siidarmec mit den Worten: „An euch ist es jetzt, nach euren großen Wasscnlalon der Welt zu zeigen, daß die wahre Bildung in de» germanischen Bolksstäm- mc» woh»t. Sitte, Milde, Schonung, Rücksichtnahme dem über wundenen Feinde gegenüber tun dies." Und in seinem Erlaß vom 28. Juli 1871 heisst cs über den Geist, in dem er die Bc- satzungsgcwalt gehandhabt wissen wollte: „Das Wohl und die Sicherheit der Truppen bleiben auch jetzt die ersten Gesichts punkte. Aber gebot der Krieg hierbei oft ein rücksichtsloses Durchgreifen, so gebietet der von Seiner Majestät ratifizierte Friede Rücksichtnahme, soweit cs nur irgend zulässig ist. Hin zu kommt, und ich appelliere an unser Selbstgefühl, daß wir dic Sieger sind und daß den Ueberwundenen gegenüber das alte Wort „dloblcsao nbligo" von nns zu vertreten ist, den» wir prä sentieren hier die ganze Armee. Am »leisten geschieht dies durch Schonung des Gefühles der Ueberwundenen." Am 12. Fe- binar 1872 ließ von Manteuffel dann noch ein Rundschreiben folgen, in dein er die Soldaten des Besntzungshceres daraus hinweist, daß nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Geschichte einst darüber geurteilt werden würde, wie sich das Bcfatzungsheer in Frankreich verhalten habe, und in den: er dann sorlfährt: „Ich erinnere daran, welche die ganzc franzö sische Nation treffende Kritik ck,s 'Vorhalten der frnnzösischeii Truppen in Deutschland im Anfänge des Jahrhunderts hervor- gcrusen hat. Sic übcrhobcn sich des Sieges, mißbrauchte» die Gewalt, behandelte» die Ueberwmidenen mit Härte u»d Nicht achtung. Wir wolle» u»s vornehmer verhalte». Bornehm ist es aber, de» überwundenen Gegner seine 'Niederlage nicht aus Schritt und Tritt fühle» zu lassen, und selbst ehrt sich der Sieger und erhöht selbst den Glanz seines Sieges, wen» er nach diesen, de», Gegner Ebenbürtigkeit zugesteht." Und solchen Worten ent sprach auch durchaus das tatsächliche Verhalten des deutschen Befatzungshecres. Die Offiziere gingen ihren Soldaten mit gutem Beispiel voran. Ritterliches Betragen gegen friedliche Einwohner war für sie eine selbstverständliche Forderung der Standesehre. Wo sich trotzdem einmal ein herausforderndes Benehmen der Offiziere gegen die Bevölkerung hervorwagte. wurde es von de» 'Vorgesetzten nicht geduldet. Diese Offiziere wurden vielmehr ausnahmslos bestraft, selbst wenn es sich um geringfügige 'Verschlungen handelte und von französischer Seite gar kein Strafantrag gestellt war. In derselben Weife wurde bei den Unteroffizieren und Mannschaften verfahren. Natürlich waren Ausschreitungen einzelner nicht z» vermeiden, aber sie wurden mit empfindlicher Strafe geahndet. Dagegen wurden 'Vergehen der Bevölkerung des besetzten Gebietes mit große, Milde bestraft. Gegen sie wurden verhängt: in -1 Fällen kleine Geldstrafen, in 12 Fällen Freiheitsstrafe» bis zu einem Monat, in 33 Fällen Freiheitsstrafen von 1 bis 0 Monaten, in 8 Füllen Freiheitsstrafen von bis zu 1 Jahr, in 8 Füllen Freiheitsstrafen von 11L bis zu 3 Jahren, in 1 Falle Freiheitsstrafe von 5 Jahren, in 2 Füllen Todesstrafe. Tie Fälle, in denen Freiheitsstrafen von längerer Dauer als einem Uabro ausgesprochen wurden, betrafen Einbruchsdiebstnhl,