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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz und Wissen", „Unterhaltungsbeilage", Agg LeböN lM Bild // Bad Sckandau, Zrettag, den 8. Npril 1927 71. Jahrgang 3länüige Wot^endeiiageni "gusOüer^Wett der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage ej,,zel„^ j„soiae höherer Gewalt. Streik, Aussperrung. Betriebsstörung usw, berechtigt nich! zur Kürzung des Bezugspreises odcr zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Tageszeitung für die Landgcmcindcn Allendorf, Kleingießhübel, Kicinl»:uners. dors, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna. Waltersdorf. Wcndischfährr, sowie für das Gcsamtgcbiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespaltcne 35 mm breite Pctitzeile 15 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 2» Pfg., 85 mm breite Ncklamczeilc 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau SLSSM M-HZKMM Löhne und -Matertalienpreise behalten wir uns das Recht der Ra )i u Nichterscheinen Nr. LZ Für eilige Leser. * Reichspräsident v. Hindenburg hat gegen die illustricric Zeitschrift der „Note Stern" wegen der in ihrer Aprilnummcr enthaltenen Beleidigungen Strafantrag gestellt. * Im Neichsral wurde gegen das Finanzausgleichsgesch kein Einspruch erhoben. Bei den erhöhten Bicrsteucrantcilen für Sud- dcutschland wurde der prcusiischc Antrag, Einspruch zu erheben, mit 37 gegen 30 Stimmen abgelehnt. * Belgien geht jetzt daran, seine Ostgrenze zu befestigen. Die Forts ar.; rechten Mansufer bei Lüttich sollen den modernen Kriegsmethodcn angepasst werden. * In außerordentlicher Sitzung Hal die Londoner Handels kammer beschlossen, das im Jahre 1!>1t! erlassene Milgliedsvcrbol sür dculsche, österreichische und türkische Firmen wieder auszu- hcben. * Die Nachricht, das; zwischen der französischen Negierung und Sowjetrußland eine grundsätzliche Vereinbarung über das Schuldenproblcm zustande gekommen sei, wird vom Quai d Orsay dementiert. Auch die in der Presse verbreiteten Einzelheiten Aber die Basis eines Sichcrheitsabkommens seien nicht zutrcMnd. Die Verhandlungen würden indessen sortgcsctzt. Wnesisch-rMche Überraschungen. Es war in den Oktobcrtagcn 1918. In Berlin sah als Geschäftsträger der Sowjetrepublik Joffe. Bekanntlich unterliegt das diplomatische Gepäck, das an eine Gesandtschaft geht, ebensowenig einer Kon trolle durch die Zollbehörden wie überhaupt die Zusendun gen, die an eine diplomatische odcr an eine Kousiilarvcr- trclnng gerichtet die Grenze überschreiten. Nun erhielt .Herr Joffe attßcrordcutl'ch viel Gepäckstücke und .Kisten zu- gcsandt, bis beim Ausladen auf dem Bahnhof eine solche Kiste zu Boden stürzte und platzte. Da stellte es sich her aus, das; der Inhalt dieser Kiste nichts anderes war als ganze Ballen von A g i t a t i o n s m a t e r i a l, das mit Hilfe des diplomatischen Gebrauchs uukoutrollicrt vou der Sowjetregierung durch ihre Berliner Vertretung den deutschen Spartakisten in die Hände gespielt werden sollte. Und was vorher anch wirklich ohne weiteres geglückt wat. Selbstverständlich war, das; daraufhin Herr Joffe aus Druck der deutschen Negierung nach Moskau zurückbcrusen wurde. Au diese kleine» Gcschichlchcn erinnerte man sich, als jetzt die außerordentlich überraschende Mitteilung aus Peking kam, der GcncralTschaugtsolin habe das russische Botschaftsgebäude iu Peking besetzen und eine große An zahl von Personen, die sich dort befanden, durch sciue Sol daten fcstnchmen und abtrnnsporticrcn lassen. Unter den Festgcnommenen sollen 'sich 50 Chinesen, aber auch 20 Russen befunden haben. Außerdem wurdcu iu gauzeu Wagculaduugeu Bücher, Gewehre, Munition nnd Flaggen der chinesischen Bolschewisten abtrausportiert. Die Maß regel erfolgte, weil angeblich eine große Anzahl chinesisch bolschewistischer Agitatoren in Peking cingctroffcn nnd im Sowjctgcbände cinqnartiert seien. Noch auffallender als dieses Ereignis ist, daß angeblich das D i p l o m a t i s ch e .Korps mit diesem Vorgehen der Regierungsbehörden Pekings einverstanden war, daß vor allem Englau d über das Vorhaben Tschangtsolins unterrichtet gewesen sei. Formell bedeutet dieses chinesische Vorgehen einen geradezu einzig dastehenden Bruch der international garantierten Exterritorialität, deren sich jede Botschaft er freut. Das Gesaudtschaftsvicrtel iu Peking ist eine durch hohe Maueru geschützte besondere Stadt, die kein chine sischer Soldat betreten durfte; es konnte diesmal angeb lich auch nur geschehe'» unter Zustimmung der nichtrns fischen Gesandtschaften. Sehr bald wird daher zunächst einmal die Frage geklärt werden müssen, ob auch der deutsche Gesandte seine Zustimmung zu dem chinesischen Vorgehen gegeben hat. Politisch kann das Ereignis natür lich von den weittragendsten Folgen sein, denn es ist sclbst- verständlich, daß ein Volk, das auf seit; Ansehen auch nur das geringste gibt, sich etwas Derartiges nicht gefallen lassen wird. Wenn Tschangtsolin der Sowjetregierung nicht eine Genugtuung gibt, die weit über das Mas; dessen hinausgeht, was beispielsweise von Deutschland nach dem Boxeraufstande für die Ermordung des deutschen Ge sandten .verlangt worden ist — und daß der chinesische General eine solche Genugtuung gibt, ist ganz unwahr- schemlich —, daun ist ein Einrücken sowjetrussischer Trup. Pen nach Nordchina, also vor allem in die Mandschurei, N^eme Selbstverständlichkeit. Ebenso selbstverständlich tst, daß Moskau jetzt ganz offen ans die Seite Südchinas und dessen Negiernng treten, die Pekinger Rcgiernng aber .völkerrechtlich gültige Vertretung Chmas anerkenne» wird. Gleichgültig, ob die Mitteil«»- Kotigen Einzelheiten richtig sind, — die schweren Bruchs des Völkerrechts liegt vor, mag auch seiteus der Pekiuger Regierung darauf hinge- vielleicht auch mit Recht erklärt werden köchuen, das; unter der Flagge der Exterritorialität eine kom- Deutschland und der Albanien-Konflikt Stresemann über die albanische Drage Tagung des Auswärtigen Ausschusses. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages trat am Dounerstag unter dem Vorsitz des de»tschnationalen Ab geordneten Wallraf zn einer Sitzung zusammen. Den Ver handlungen wohnten von den Mitgliedern des Neichs- labinctts die Minister Dr. Stresemann, Dr. Geßler und Dr. Curtius sowie Staatssekretär Dr. Schubert und fast sämtliche Vertreter der deutschen Länder bei. Nach kurzer Besprechung wurde zunächst das S a a r gr e n z a b k o in. m c n nnd das d e n t s ch - f r a n z ö s i s ch e H a n d e l s - Provisorium zur weitere« Beratung an den Handels politischen Ausschuß verwiese«, der dem provisorifchen Wirtschaftsabkommen mit Frankreich bereits mit 15 gegen 10 Stimmen zngcstimmt hat. Es folgte sodann die Be sprechung über Deutschlands Politik in China, über die sich Außenminister Dr. Stresemann in längeren Ausfüh rungen äußerte. Nach Erledigung dieses Punktes beschäftigte sich der Auswärtige Ausschuß auch mit der albanischen Frage. Dr. Stresemann berichtete hierbei über den Gang der Verhandlungen und teilte mit, daß auch an Deutschland die Aufforderung ergangen sei, sich au einer cinznscßcndcn GrenzuntersiichttngSkonimisfion zu be teiligen. Von verschiedenen AnSschußmitgliedern wurden gegen die Beteiligung an einer solchen Kommission Bc- denken geäußert, da Deutschland leicht hierdurch in Schwierigkeiten verwickelt werden könnte. Regierungs seitig vertrat man dagegen die Meinung, daß cS mit Deutschlands Stellung alS Großmacht nicht vereinbart werden könnte, eine Aufforderung zum Eintritt in eine solche Kommission auszuschlagen. * Deutschlands Mitwirkung in der Albanien- kommission. Deutschland hat bekanntlich seine Beteiligung an der' Alban>cnkommission davon abhängig gemacht, daß erstens alle interessierten Mächte dieser Beteiligung zustimmten und daß zweitens die Funktionen dieser Kommission vor her fcstgelegt würden. Diese beiden Vorbehalte haben jetzt ihre Erledigung gefunden, so daß die Teilnahme Deutsch lands an dieser Kommission gesichert ist. Albanien, Süd- slawien und Italien haben zwar nicht formell der Teil nahme Deutschlands zugestimmt — wie ja überhaupt die ganzen Kommissionsverhandliingen nicht formell schrift lich geführt werden —, aber nach den abgegebenen Er klärungen dieser drei Länder wird von ihnen eine Mit wirkung Deutschlands begrüßt. Die Verhandlungen über die technische« iiiid sonstigen Aufgaben der Kommission, die mir im Moment eines akuten Konflikts in Aktion treten soll, werden zurzeit zwischen den beteiligte« Mächte«, Deutschland, Frankreich und England, eifrig gepflogen. mttnlstiscvc Agitation gegen die Pekinger Negierung und zur Vorbereitung des füdchinesischcn Angriffs erfolgt sei. Vielleicht war überhaupt der Zweck des ganzen Vorgehens, solche Verwicklungen hcrbeizufnhrcn, obwohl man nicht recht cinzusehen vermag, warum sich der au und für sich schon schwer bedrängte nordchinesische General Tschangtso- lin nun auch noch die ganze offene Feindschaft Rußlands zugczogcn hat. Vielleicht beruhen die Nachrichten auf Wahrheit, daß die Sowjctregierung schon seit längerem an der chinesischen Grenze Truppen zufammengczogen hat. Vielleicht hofft der chinesische General jetzt auf cuglifche Unterstützung. > Das französische Außenministerium läßt freilich zu dem Vorkommnis erklären, das; es sich nicht um die russische Botschaft allein gehandelt habe, sondern nm eine Durchsuchung des ganzen Gcsandtschaftsviertels, von der das Diplomatische Korps vorher in Kenntilis gesetzt worden sei. Dadurch werde» die Dinge aber nicht anders, werden vor allem die Folge» nicht andere, die ans diesen überraschenden Maßnahme» der verzweifelt kämpfenden Nordchmescn erwachsen werden. Russischer Protest in Peking. Rückfragen an die deutsche Pekiuger Gesandtschaft. Der russische Geschäftsträger in Peking, Tschcruych, hat gegen das Vorgehen der chinesischen Polizei beim Mmisterium des Äußern energischen Protest erhoben. Dem Pekinger Korrespondenten der „Morning Post" zu folge ist die Erlaubnis znm Betreten dcS Gesandtschafts- Viertels von dem Doyen des Diplomatischen Korps den chinesischen Behörden erteilt worden. In politischen Kreisen Pekings hält man einen Abbruch der Be ziehungen zwischen Peking und Moskau für wahr scheinlich. Nach den bisher bei den Berliner amtlichen Stellen eiiigetroffenen Nachrichten über die Vorgänge im Pekinger Diplomatenviertel soll es nicht zutreffen, daß in Peking das russische Botschaftsgebäude durchsucht werden ist. Vielmehr haben nach den bisherigen deutschen Feststellung««! chinesische Polizeitruppen eine Durch- suchung alter russischer Militärbaracke u im Gesandtschaftsvicrtcl vorgenommc», dort Material be schlagnahmt nnd eine große Anzahl von chinesischen Per sonen, die sich in den Baracken aufhiclten, verhaftet. Von einer Festnahme russischer Staatsangehöriger ist nichts bekannt. Die Polizeiaktion erfolgte auf gewiße Ver dachtsmomente gegen chinesische Staatsangehörige hin. Wenn seitens des Diplomatischen Korps die Er mächtigung zu dieser Polizeiaktion erteilt worden ist, so ist nach den bisherigen Jnformatonen der deutschen Ge sandtschaft in Peking dieser Ermächtigungsbeschlnß nicht vorher mitgeteilt worden. Es scheint sich also nicht um eine Kollektivermächtigttng des Diplomatischen Korps in Peking zu handeln, doch sind die Nachrichten ans Peking bisher noch soverworrcn und die Handhabung diplo matischer Schritte der srcmdcu Machte in Peking eine so komplizierte, daß seitens der Berliner amtlichen Stellen nochmals eine N ü ck s r a g c an die deutsche Pekiuger Ge sandtschaft ergangen ist. * Vor dem Abbruch der Beziehungen Moskaus zu Tschangtsolin. Riga, 7. April. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Sowjctregicruug »och keine Beschlüsse über die Vorsälle iu Peking gefaßt. Aus jeden Fall soll schon heute scststcheii, daß die Sowjct- rcgicruug ihre Beziehungen zn der Pekinger Negierung nicht nb- brechen wird, sondern nur die Beziehungen zu Tschangtsolin. Es werde erwogen, das Generalkonsulat in Mulden auszulöse». Militärische Vorbereitungen sollen rnssischcrseits nicht getroffen werden. Wie ans Moskau gemeldet wird, ist dort ei» ausführlicher Bericht über den llcbcrsall aus die russische Sowjctbotschast cm- gctrosseu. Es verlautet, daß eine scharfe Protestnote vorbereitet und noch heute nach Peking abgesandt wird. * London. Wie aus Peking gemeldet wird, Hal nicht nur der russische Geschäftsträger, sondern anch der holländische Gesandte bei der Pekinger Negierung gegen die Ueberschreitung der den chinesischen Beamten gewährten Privilegien Protest erhoben. Nach einer weiteren Meldnng ans Peking hat Tschangtsolin seinerseits in einer an Moskau gerichteten Note gegen die Ver letzung der diplomatischen Vorrechte durch den russischen Geschäfts träger Protest eingelegt. Die Gebäude der Botschaft seien zn Propagandazwecken benutzt worden mit der Absicht, die gegen wärtige Pekinger Negierung zu stürzen. London, 7. April. Es ist bemerkenswert, daß der Uobcr- fall der Truppen Tschangtsolins ans das russische Gesandlschafts- viertel von der englischen Presse zu einem Ereignis von unterge ordneter Bedeutung heräbgedriickl wird. Redaktionell wird der Vorfall nur spärlich oder gar nicht kommentiert. Nur der libe rale Manchester Guardian gibt seiner ehrlichen Entrüstung Aus druck und fordert den englische» Außenminister auf, zu der Be schuldigung Stellung zu nehmen, daß der Ueberfall im Einver nehmen mit dem britischen Gesandten in Peking ausgeführt wor den sei. Wenn dies richtig wäre, dann habe England im chinesi schen Bürgerkrieg Partei ergriffen. Wie der Amtliche englische Funkspruch meldet, ist die Räu mung der englischen Konzessionen Schunking, Jschang nnd Schang- scha restlos durchgeführt. Die englischen Kriegsschiffe find zurück beordert worden. Die russische Botschaft in Peking noch immer besetzt? Weiter Zunahme der frcmdenfeindlichen Bewegung? Paris, 7. April. Die letzten Meldungen aus Hankau sprechen von einer weiteren Verschlechterung der Gefamtlage in