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Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlappcr 71. )skrgsng Bad Sckanüau. Sienslag, den 29. März 1927 Nr. 74 Tageblatt für die Enthält di- glichen B^nn^ Ä»-?°»An: Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gcspaltenc 38 mm breite Pctitzeile 18 Pfg., fiir aus wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 88 mm breite Reklamezcilr 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt Sächsische Elbzeiiung — — Sächsische Schweiz Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeiiung Bad Schandau " ge^ Unterhaltung unü Wissen-, „Unterkllltungsbellllge", Da« Aofion im Rllü" ölänülge Wocsienbellsgen. Welt der Frau-, Illustrierte Sonntagsbeilage 2 Tageszeitung fiir die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen. Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischsäh»«, sowie für das Gcsamtgcbict der Sächsische» Schweiz Für eilige Leser. * Der Auswärtige Ausschutz des Reichstages hat seine nächste Sitzung auf Freitag dieser Woche anberaumt mit der Tagesord nung: Deutsche Gcrichtspolitik. * Anlässlich der ersten Ausreise des Dampfers „Ncwyork" aab die Hamburg-Amcrika-Linic am Montag an Bord des Schiffes ein Diner, bei dem Generaldirektor Dr. Cuno und der amerikanische Botschafter Schurman Ansprachen hielten. * Auf dem Bahnhof Güsten bei Halle fuhr der Gütcrzug 6702 Vuckau—Güsten auf einen Gütcrzug auf. 18 Güterwagen wur den zertrümmert. Personen sind nicht verletzt. Der Betrieb ist durch Umlcitcn aufrecht erhalten. Der Sachschaden wird auf rund 60 600 .K beziffert. * Im Kanal siietzen gestern zwei englische Dampfer im Nebel zusammen. Der Dampfer „Bulmar« wurde so schwer beschädigt, das, er kurz nach dem Zusammcnstotz sank. Die 21 Mann starke Besatzung konnte sich in Sicherheit bringen. * Wie aus Moskau gemeldet wird, sind beim Ucbersctzen über den Flutz Torez in der Ukraine 10 Arbeiter ertrunken. - Bei einem Grubenbrand in Japan kamen 136 Bergarbeiter ums Leben. Bisher konnten die Leichen von 60 Bergleuten ge borgen werden. Oie „gelbe Gefahr". Die chinesischen Wirren, vor allem die Ereignisse in Nanking, wo angeblich eine grobe Anzahl von Euro päern nnd Amerikanern ihr Leben cingebützt hat, veran lassen namentlich England, Japan und Frank reich zn einem noch schärferen Vorgehen in China. Aber auch Amerika hat sich dieser Verschärfung des Vor- gehens anschlictzcn müssen, weil bei den Unruhen in Nanking anscheinend viele Amerikaner ermordet worden sind. Man hatte ja dem amerikanischen Flottenführcr völlig freie Hand gelassen und der Admiral ist denn auch rücksichtslos vorgcgangcn. Damit hat sich Amerika nun bedingungslos der Politik der anderen Mächte ange schlossen und angeblich soll die ganze pazifische Flotte der Vereinigten Staaten nach China gesandt werden, um dort eine große Kundgebung an der nord- und südchinesischen Küste zu veranstalten. Es ist ja selbstverständlich, daß die kantonesischen Armccführer alles daransctzen, vorläufig mit den frem- den Mächten in keine militärischen Konflikte zu geraten. Ist es doch das Ziel der Südchinesen, zunächst einmal auch Nordchina in irgendeiner Form zu erobern oder zu gewinnen. Die Nolle des nordchinesischen Generals Tschangtsolin ist nach wie vor eine sehr unbestimmte und inan scheint auf feiten der kantonesischen Führer sehr stark damit zu rechnen, daß es mit der Negierung in Peking und mit Tschangtsolin zu irgendeiner Einigung kommt. Trotzdem kann es nicht ausbleiben, daß es bei: diesen Wirren zu Überfällen auf die Fremden kommt,: wenn auch die Mächte schleunigst ihre Staatsangehörigen! an die Küste heranzuholen, also aus dem bedrohten Innern zu entfernen versuchen. Nach wie vor ist ja in der kantonesischen Armee der innere Zwiespalt nicht über- wunden, der sich daraus ergibt, daß zu dieser an nnd für sich rein nationalistischen Bewegung starke bolschewistische Elemente hinzugetrcten sind. Dieser Bolschewismus wird nun hauptsächlich getragen durch die junge Intelligenz der chinesischen Studentenschaft. Man will aber auch hierbei von einem russischen Einfluß nicht viel wissen, obwohl sich die Sowjetregierung nach wie vor aufs eifrigste bemüht, die Häudc im chinesischen Spiel zu: behalten. Durch eine etwaige Einigung zwischen dem Süden nnd dem Norden Chinas werden nun die japanischen und die nordamcrikanischcn Interessen stärker berührt als die englischen, die sich in der Hauptsache im reichsten Gebiet' Chinas, im Becken des Jangtsekiangs, befinden. Man rechnet in Kanton damit, daß in der Mandschurei, also im Stammland Tschangtsolins, und im Rücken der Pekin ger Negierung gleichfalls ein nationalistischer Aufstand! ansbrechcn nnd das Vordringen der Kantoncsen auf Peking erleichtern wird. Gelingt es dann wirklich, China wieder zu einigen, den mit dem Sturze der Mandschn- Dhnastie herbcigeführtcn Zwiespalt zwischeu dem Süden und dem Norden zu beseitigen, so ist auch für die fremden Mächte in China eine ganz neue und nicht gerade sehr erfreuliche Situation geschaffen. Der Oberkommandierende der Kanwnarmec ist ja recht deutlich geworden in einer Erklärung, die er unmittelbar nach seinem Eintreffen in Schanghai erlassen hat: Solange ungleiche Ver - trage zwischen China und den Großmächten beständen würden die gegenseitigen Beziehungen unbefriedigend blerben, und solange das chinesische Volk nicht sein volles Recht erhalte, werde cs den Kampf fortsetzen. Das Hecht mchts anderes, als daß China irgendwelche Sonder rechte der Fremdmächte nicht mehr dulden wird, damit also denselben Weg gehen will, den die Türkei mit Erfolg emgeschlagen hat. WirDeutsche Nnd daran nicht mehr tnicrcmcrl, wert wir jur unsere Staatsangehörigen in China solche Sonderrechte seit Jahren nicht mehr in An- spruch nehmen. ., , . , ...... Die Knntonregicrung scheint aber doch nicht so ganz Herr jener bolschewistischen Nntcrströmnngen zu sein. Die Waffe dieser Bewegung ist der Generalstreik, ein Mittel, das ja schon verschiedentlich mit vollstem Erfolg in An wendung gebracht worden ist. Angeblich sollen aber die chinesischen Kommunisten sehr bald zn wirklichen An griffen ans die Konzcssionsgcbicte der fremden Mächte in Schanghai übcrzugchen beabsichtigen —, kurz, die in China machtpolitisch interessierten Länder sehen sich einer Frage gegenüber, der sie mit Schisfskanoncn nnd Lan- dungskorpö nicht restlos beikommcn können. Der mili tärische Spaziergang des Jahres 1900 anläßlich des Boreraufstandes ist heute nicht mehr möglich und die gelbe Gefahr ist keine Phantasie mehr, sondern Tatsache. China hat aufgchört, Kolonialland zu sein. In Schanghai Hai sich die Lage dadurch verschärft, als jetzt auch die französische Niederlassung stark gefährdet ist. Demonstration in Nanking. Rückgabe der Konzessionen gefordert. In Nanking hat eine Demonstration fiattgefunden, an welcher ungefähr 3V 000 Personen teilnahmen. ES wurden Resolutionen angenommen, in welchen die sofor tige Übergabe der ausländischen Niederlassungen unter Androhung eine« Generalstreiks verlangt wird. Die infolge der Unruhen nnd Feuergefechte aus Nanking geflüchteten Fremden sind in Schanghai ange kommen. Sie befanden sich in einem bedauernswerten Zustande und waren zum Teil nur notdürftig bekleidet. Manche haben buchstäblich nur das nackte Leben gerettet. Die Flüchtlinge gaben herzzerreißende Schil derungen von ihren Erlebnissen in den Händen der Kantontruppen. Wie der „Times^-Korrespondent aus Peking berichtet, bezeichnete Tschangtsolin in einem Presse-Interview die Nankinger Tragödie als einen von Sowjetrußland inspirierten Akt. Er erklärte, daß er die aus- ländischen Gesandten schon vor einiger Zeit gewarnt habe,, daß ernste anti-ausländische Entwicklungen zu erwarten seien, da Sowjetrußland das Geld für die revolutionäre nnd antirevolutionäre Bewegung in China kompensiert habe. Die fremden Mächte seien größtenteils für die Lage selbst verantwortlich zn machen, und zwar erstens wegen ihrer schwankenden Politik China gegenüber im allge meinen; zweitens wegen ihrer gescheiterten Bemühungen, irgendwelche Schritte zu unternehmen, dem Bolschewismus cntgegenzutreten, nnd drittens wegen ihrer Bereitwillig keit, angesichts all dieser Drohungen rmd Nngrisfe mit dem Süden zu verhandeln. * Die französische Konzession in Schanghai unter englischem Schutz. Nach Meldungen aus Schanghai hat nunmehr der britische Oberkonnnadierende Duncan die Befehlsgewalt in der franzö sischen Konzession übernommen. Britische und amerikanische Marinesoldaten habe» Befehl erhalten, im Notfälle auch die fran zösische Konzession zu verteidigen. Wie die englischen Blätter melden, sollen in Schanghai noch immer kommunistische Agita toren am Werke sein, um die Einwohner Schanghais zu einem Stnrm au; die ausländischen Konzessionen zu veranlassen. Dschangmrschck hat an seine Truppen einen neuen Befehl er- lasse», jeden Angriffsversuch auf die fremden Niederlassungen zn verhindern. * ÄHversmWonaretnsranttns ermordet? Atte der Sonderkorrespondent des Corriere dcllcr Sera aus Schanghai meldet, sollen in Nanking Aufrührer in die Woh nungen der französischen Missionare cingcdrungcn sei» und dort den Pater Dugout und den italienischen Pater Manara er mordet haben. Bk Kovtnettssitztmg tn London zur Erörterung der Lage tn Cytna. London, 28. März. Das englische Kabinett hat heute in etwa zweistündiger Sitzung die Lage in China erörtert. Ein Teil der Abendblätter sicht in der Einberufung des Kabinetto- ratcs ein sicheres Anzeichen für eine ernste Wendung der Lage im Fernen Osten. * China Devatte im Ltnterhanse. London, 28. März. In der heutigen Unterhaussitzung gab Chamberlain eine ausführliche Schilderung der Zwischen fälle in Nanking. Er stellte fest, daß die Ausländer dort nicht von Nordtruppc», sondern von Kantoncsern angegriffen worden seien. Im weiteren Verlauf der Chinadcbatlc beschwerte sich Chamberlain bei dem Sprecher des Hauses, weil ein sozialistischer Abgeordneter ihn der Lüge beschuldigt habe. Der Abgeordnete erklärte darauf, er habe der Rede des Ministers nicht die ge ringste Aufmerksamkeit geschenkt; seine Bemerkung sei nicht gegen den Minister gerichtet gewesen, sondern habe sich auf die lügen haften Zeitungsberichte über die Vorgänge in Hankau bezogen. Ultimatum der Mächte an den Befehlshaber der Kantontruppcn in Nanking? Rach Meldungen aus Peking erwägt das diplomatische Korps zurzeit die Frage, ob es ratsam sei, von dem Befehlshaber der Kantontruppen in Nanking in ultimativer Form eine Ent schuldigung für die dortigen Zwischenfälle zu verlangen. Keine Mersuchungskommission für Albanien. Politischer Bombenanschlag in Jugoslawien. - . Die Mächte setzen ihre Bemühungen fort, zwischen Italien und Jugoslawien eine Verständigung herbeizu- ftthren. Wie es scheint, ist nunmehr doch der Gedanke, eine Untersuchungskommission nach dem Balkan zu ent senden, vorlänfig fallengelassen worden. Die jugo slawische Regierung sträubt sich nämlich dagegen, daß die Untersuchung ausschließlich au der südslawischen Grenze Albaniens angestellt werden soll. Andererseits will Italien eö nicht zulassen, daß auch die angeblich gegen Südslawien gerichteten militärischen Vorbereitungen in Albanien fest- gcstellt werden. Die jüngsten Vorschläge an die beiden streitenden Mächte gehen nun dahin, daß Italien und Jugoslawien indirekteVerhandlnngen über den Streitfall eintreten, um in diplomatischen Besprechungen untereinander eine gütliche Verständigung zn erreichen zu suchen. * In Neusatz in Jugoslawien versuchten unbekannte Täter, das ungarische Kasino durch eine Ekrasitbombe in die Luft zu sprengen. Infolge der Explosion sind zwei Zwischenmauern eingestürzt, sämtliche Fensterscheiben des Gebäudes und der Häuser der Umgebung zertrümmert. Die Polizei hat zwei Mitglieder der Orjuna-Organisation, unter ihnen den Journalisten Naffaitsch Vogoljnb, ver haftet. Die Angelegenheit hat in der Stadt große Er regung hervorgerufen. * Vegmn direkter Veryandwnsen im MManien KonfriN? Belgrad, 28. März. Der italienische und der englische Gesandte statteten gestern dem Außenminister Pcritsch Besuche ab. Man nimmt an, daß diese die Einleitung direkter Verhandlungen bedeuten, obwohl die Politica heute erklärt, die Negierung wünsche solche Verhandlungen nicht. In der Belgrader Presse wird weiter behauptet, die jugoslawische Negierung habe den Negierungen in Berlin, Paris und London bereits eine Mit teilung zugehcn lassen, in der sie im Gegensatz zu Italien betont, daß eine militärische Untersuchung notwendigerweise nicht nur aus jugoslawischem, sondern auch ans albanischem Gebiete durch- geführt werden müsse. Gleichzeitig wird weiter mitgeteilt, daß Italien eine solche Untersuchung aus beide» Seiten der Grenze ablehnc. * HSarSfer ASeriGte üver alvantsMe Truwenkonzentrattonen. Paris, 28. März. Nach Meldungen der Abcndprcsse aus Belgrad sollen in Albanien 2000 Reservisten unter die Fahnen gerufen worden sein. Militärlastwagcn sollen täglich von Tirana Waffen und Munition »ach den verschiedenen Movilisations-