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Sächsische Elbzeiiung Ständige Wockenbeilsgen: 7-^7°"^ . , „Untorlialtungsbcllage", s)gg Leb6N lM Bild Kus der Melt der Zrnu", Illustrierte Sonntngsbeilago - Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichlcnhain, Millclndors, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdon, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wcndischfäyre, sowie für das Gefamtgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeiiung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlappcr Anzeigenpreis (in NM,): Die 7gcspaltene "5 nun breite Petitzeile Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breite Rcklamczeilc 80 Pfg. Tabellarischer Sal; nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Tntbält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das^ Argerich,, Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeiiung Bad Schandau ML M L? L'VLL'LM.Ä WM »'N Li^l, - Bei P oduklionsvcrteuerungen, Erhöhungen der üAe und Ma.-riälienpr^ uns das Nech, der Nachforderung nor Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung 2^. 70 Bad äckandau, Donnerstag, den 24. März 1927 71. )akrgang Itoni sieht den Adria Konflikt a»s veigeiegt an Nom, 2!!. März. In italienischen politischen Kreisen hält man den italienisch-jugoslawischen Zwischenfall für erledigt, so weit er sich in einer diplomatischen Aktion Italiens ausgcwirtt Hal. Die Kabinette in London, Paris und Berlin lfällen die Mäßigung des italienischen Schrittes und damit indirekt die Friedensliebe Italiens zugegeben und die italienischen Klagen als begründet angesehen. Die italienische Demarche habe die Isolierung der jugoslawischen Politik gebracht, soweit sie sich gegen Albaniens Sicherheit oder darüber hinaus gegen den euro päischen Frieden richte. Eine Erhöhung des italienischen Presti ges sei cingctrcten. Allgemein wird die moralische Untcrstützimg Englands in Nom hoch cingcschäht und als ein neues Zeichen des Vertrauens zwischen London und Nom bewertet. Auch die Hal tung der Berliner Negierung wird als unparteiisch anerkannt, und Stresemanns Rede wird im Hinblick auf Vrcidscheidts An griffe sehr begrüßt. Dagegen haben die Reden Briands und Pcrilschs nur eine kühle Aufnahme in Nom gefunden. Beide Reden könnten das italienische Mißtrauen gegen gewisse Bel grader Militärkrcisc und gegen gewisse Pariser antifaschistische Kreise nicht zerstreuen. Von einer Völkerbundsintcrvcntion will man in Nom nichts missen, da die letzte italienische Demarche nur den Zweck hatte, die Großmächte auf Jugoslawiens albanische Treibereien aufmerksam zu machen. Kein bulgarisch-italienisches Abkommen gegen Jugoslawien. Paris, 23. März. Gegenüber der Behauptung des jugo slawischen Gesandten in Paris, daß zwischen Italien und Bul ¬ garien ein gegen Jugoslawien gerichtetes Abkommen bestehe, teilte der bulgarische Gesandte Morvoss dem Quai d'Orsay offi ziell mit, daß zwischen Bulgarien und Italien kein Abkommen bestehe, das irgend eine Spitze gegen einen der Balkanstaaten habe. * Paris, 23. März. Die ruhige Beurteilung des jugosla wisch-italienischen Konfliktes hält auch heute an. Am Quai d'Orsay erwartet man eine Antwort Mussolinis, die sich damit einverstanden erklären soll, daß sowohl in Belgrad wie in Nom eine internationale Untersuchung oder eine Demarche der Mächte unternommen wird. Man ist hier allgemein der Ansicht, daß eine Anrufung des Völkerbundes völlig aus dem Bereich der Möglich keit gerückt ist. Man hält cs allerdings für möglich, daß sich der Völkerbund im September mit der albanischen Frage zu befassen haben wird. Das Journal des Dcbats macht den Vorschlag, daß die Votschafterkonferenz, die im Jahre l!>21 das albanische Statut fcstgclcgt hat, cinbcrufcn werden soll, um ihre damalige Ent scheidung zu interpretieren. * London, 23. März. Chamberlain erklärte heute im Unter haus, daß er von dem englischen Gesandten in Belgrad einen Be richt über Jugoslawiens Nüstungsvcrmchrungen erhalten habe. Die jugoslawische Negierung habe betont, daß sich die Erhöhung der Hcercsstärkc äm Rahmen des ordentlichen Heeresprogramm-s abwickcle. Chamberlain fügte hinzu, daß er eine Völkcrbunds- intervention im Adria-Konflikt nicht für notwendig halte. Chaos in Schanghai. Das Wüten der Soldateska. In Schanghai herrscht völliges Chaoö. Der Streik breitet sich weiter ans und die bolschewistischen Einschüch- tcrnngöversuche werden immer kühner. Die chinesischen Vorarbeiter bedrohen aste Arbeiter mit dem Tode, wenn sie nicht sofort allen bolschewistischen Anordnungen Folge leisten. Die Szenen in dem chinesischen Stadtviertel Tschapei sind unbeschreiblich. Man hört nur Schüsse und Schreie von Frauen und Kindern, diehysterisch hin - nnd herlaufen. Viele Frauen sind unbekleidet, da sie von den Soldaten auf der Jagd nach Beute ihrer Kleider beraubt worden sind. Die Straßen sind mit Ge töteten besät. Gegen Abend flaute die Schießerei in dem Stadtviertel Tschapei etwas ab. Soldaten der Schantungarmee haben einen neuen Versuch unternommen, in das internationale Viertel von ! Schanghai einzudringcn. Hierbei kam es zu einem Feuergefecht, bei dem 20 Chinesen getötet und etwa 80 verletzt wurden. Auch zwei britische Soldaten wurden s verwundet. Der britische und der chinesische General- jkonsul in Schanghai haben mit dem Führer der Kanton- Struppen Verbindung ausgenommen. Er versicherte, daß es seine Absicht sei. die Ordnung aufrcchtzucrhalten. EngltsrHe Alarnilmekdunsen aus f GMansSa« Loiidon, 23. März. Nach de» heute in London eingelause- nen Meldungen aus Schanghai beabsichtigen die Kanton truppen, nachdem die Nahe und Ordnung in Schanghai wie der hergestcllt ist, einen k o n ze n t r i s ch e n A n g r i s s a n f d i c ausländischen Niederlassungen. Im Zusammen hang damit soll der amerikanische Konsul bereits einen Plan auo- gearbcitet haben, nach dem alle Ausländer aus Kriegs- und Transportschiffe» aus Schanghai sortgebracht werden sollen. In Schanghai haben sich heute die Straßenkämpse zwischen den Kantontruppen und verbarrikadierten Ueberrcstcn der Nord- truppcn wieder verstärkt. In einer Straße wurden allein 50 Sol daten getötet. Die Kampsbezirle von Schanghai gleichen rauchen den Trümmerhaufen, aus denen erst nach und nach die Opfer der letzten drei Tage herausgcschafst werden können. Die ausländischen Truppen in Schanghai unter englischem Kommando. Wie aus Schanghai gemeldet wird, haben sich die holländischen, portugiesischen, japanische», amerikanischen und italienischen Ko»- -Mersiellt" internationalen Zone dem englischen Kommando * Die Kantonrcgierung richtet eine neue Stadtverwaltung in Schanghai ein. Nach Meldungen aus Tokio haben die Kantontruppcn in Schanghai bereits einen besonderen Stadtrat aus 19 Mitgliedern errichtet. Nach einer anderen Meldung soll der frühere kanto nesische Außenminister Wu erklärt haben, daß die Ausländer in Schanghai den Chinesen die Hälfte der Sitze im Schanghaier Sladtrat überlassen müßten. * Der Sonderberichterstatter der Information meldet aus Peking, daß die Führer der nordchinesrschen Truppen Unter händler zu den Slldtruppen entsandt haben, um über einen Waffenstillstand und eine Einigung zwischen Nord- und Südchina zu verhandeln. * Chamberlain für friedliche Beilegung des Ehina-Konfliktö. London, 23. März. Im Unterhaus teilte heute Chamber lain mit, daß England der Kantonrcgierung kein Angebot für die bedingungslose Uebcrgabe von Weihciwei gemacht habe. Mit Bezug auf eine Rede Lord Cecils, nach der England die Anrufung des Völkerbundes durch die Kaittonregicrung begrüßen würde, er klärte Chamberlain, daß England keine Einwände dagegen hätte, wenn Kanton den Chinakonflikt in Genf Vorbringen würde. * Nanking wird geräumt. Wie aus Schanghai gemeldet wird, ist die Räumung von Nan king durch die Frauen und Kinder der Ausländer im vollen Gange. Britische und amerikanische Kriegs- und Handelsschiffe bringen sie nach Schanghai. Ein Manifest des Kantonbefehlshabers in Schanghai. London, 21. März. Wie aus Schanghai gemeldet wird, hat gestern der kantonesische Befehlshaber der Stadt, General Tai, der als gemüßigter Nationalist angesehen wird, ein Mani fest an das chinesische Volk erlassen. In diesem werden die impe rialistischen Fremdmächte beschuldigt, im Laufe von 80 Jahren durch die ungleichen Verträge China zu einem Vasallenstaat her abgedrückt zu haben. Nach der chinesischen Revolution von 1911 hätten diese Mächte der chinesischen Reaktion Waffen für einen 15jährigen Bürgerkrieg geliefert. Während sich die Aus-. ländcr immer wieder Sondcrvorrechte zugesichert hätten, hätten sic das chinesische Wildungswesen und die chinesische Industrie in ihrer Entwicklung stets zu hindern gewußt. China sei endlich aufgcwacht und Schanghai, das größte Handelszentrum im fernen Osten, werde nicht nur eine Hochburg des chinesischen Nationalis mus, sondern auch eine starke Basis für die Weltrevolution wer den. Zum Schluß fordert der General die schiedsgerichtliche Bei legung von kleinen Streitigkeiten zwischen Ausländern und Chi nesen und verurteilt alle übertriebenen Streikforderungen, die nur der jungen chinesischen Industrie schaden würden. Für eilige Leser. * Ain Dienstag abend ereignete sich in Graubünden in der Nähe von Gnarda ein schwerer Eisenbahnnnfall. Ein Zug stieß in der Nähe des Magnncuui-Tnnncls aus einen Felsblock, der sich losgelöst hatte. Die Lokomotive wurde aus dem Gleis gc- worscn. Der Lokouiotivsührcr wurde getötet und l> Personen er litten mehr oder weniger schwere Verletzungen. * Der Genfer Sonderberichterstatter des Temps meldet, daß man in maßgebenden Kreise» annehmc, daß nach einer fehl schwierigen Aussprache die vorbereitende Abrüstungskonferenz zu einer Konvention gelangen werde, die nur einen erste» jchüch- icruc» Versuch einer Abrüsttmgsbeschräittuiig darstellen könne. * Die Votschaftcrkonserenz Hal der Aufhebung der Militär- konttollc über Ungar,! zugcftimntt. Ueber diesen Beschluß beriet am Mittwoch der Außenminister Peritsch mit dem französischen und tchcchifchcn Gesandten. * Auf der Höhe von Island stießen zwei Fischerboote zusam men. Das eine sank mit seiner sieben Mann starke» Besatzung. * Drei Kommuiiistcn draiigcii gestern in ein dcutschvölkischcs Versammlungslokal in der Fruchtstraßc in Berlin cin, verletzten den Wirt durch Schläge ins Gesicht und cittkamen bis auf einen, der festgenommcn wurde. * Bei einem Brückencinsturz aus der Zeche „Gottcsscgen" in Löttmghausen bei Dortmund wurde» zwei Arbeiter schwer, zwei andere leicht verletzt. Danzig! Danzig! Von l)r. Franz Thierfelder-München. Drei Wahrzeichen stehcii am östlichen Himmel, der sich tief- bewölltt über die Wcichselmündung spamit. Der trotzige Turm der Mariciiliirche, ei» Wächter nordischer Frömmigüctt, ragt über die lcbeiisfrohe» und clcgante» Giebel der Barock- imd Rokoko-Bürgerhäuser Danzigs, in denen etwas von der heile- rcn Freude des Südens lebendig geworden ist: wuchtig und bodcnvcrwurzelt stchl cr da mil seinen strengen Backstein- mauern, die sich slawischer Angcnliist unerbittlich versagen. Sein Kumpan aus alten Tage» Hal sich am Wasser cingcpslanzl: wer kennt nicht das breitbehäbigc Krantor, von Trutztürmcn nach Nürnberger Art flankiert, über das der alte Kran eingebaut ist? Heute wie vor einem halbe» Jahrtausend rasselt das Zugseil herunter und erleichtert die Kähne, die mit schwerer Tracht am User anlcgen: man meint, die Zelt stehe still, wenn man durch Alt-Danzig geht, denn wie heute bot sich schon vor vielen Ge schlechtern der Blick dem wcrksrohen Hanseaten des ausgehen den Mittelalters, wenn er am Kühlen Abende auf dem stattlich gemauerten Beischläge vor seinem Hause sah und der verdienten Ruhe genoß. Aber nein, auch hier ging der Uhrwciser nicht langsamer als anderswo, denn da ist das dritte Wahrzeichen, das sich den Stcinricsen zuacscllt, der große Schiffskran der Schi- chanwcrft. Hier reicht die Gegenwart dem Alten die Hand zum unbezwiuglicheii Bündnisse, und weithin über das Gewirr von Maste» und Schornsteinen im Hafen verkündet der stählerne Arm den unbeugsamen Willen der alle» See- und Handelsstadt, die Meere zu befahren. Unter diesen drei Wahrzeichen hat Danzig einen guten Kampf gekämpft, denn an diesen drei Wahrzeichen hing das Herz dieses Bölkes. In ihnen wurde offenbar, wes Geistes und Blutes Danzig war, diese wundersame Stadt, die mit allen Lün- dern der Erde Handel trieb und sich doch nicht untreu wurde und eifersüchtig an der Eigenart ihrer Scholle festhielt. Seit sechshundert Jahren hegte deutsches Recht das Weichbild der Stadt, und wie auch das Schicksal dieses Gemeinwesen zum Zankapfel zwischen Pomcrellcn und Deutschrittcrorden, Polen und Schweden, Frankreich und Rußland werden lieh, die Seele blieb davon unberührt. Die Seele blieb deutsch wie in kaum einer anderen Stadt des östlichen Koloniallandes, und nie wag ten cs die polnischen Könige, unter deren persönlicher Oberhoheit die „Freie Stadt" jahrhundertelang stand, an den Senat anders als in deutscher lveremzelt auch in lateinischer) Sprache zu schreiben. Ja, selbst Roman Dmowski, dem Polen seine Unab hängigkeit im gegenwärtigen Umfange fast ganz allein zu ver danken hat, Roman Dmowski, der ganz Ost- und Westpreußen auf Grund gewagtester und ost unsinniger nationaler Ansprüche in den neuen polnischen Staat cinverlcibt haben wollte, selbst er gab unumwunden zu, daß Danzig eine rein deutsche Stadt sei. deren Zuteilung an Polen sich wohl wirtschaftlich, aber nicht bevölkerungspolitisch bsgründon lasse. Und diese Stadt Danzig ist jetzt zum ersten Male in ihrer ruhmvollen Geschichte ernstlich bedroht, aus dem deutschen Kul turkreise herausgcrissen zu werden. Seit einem Jahre verdop pelt und verdreifacht Polen seine Anstrengungen, die Freie, mit kärglicher Selbständigkeit ausgerüstete Stadt durch wirt schaftliche Druckmittel, unlautere Lockungen und internationale Propaganda in ihrem Bekenntnisse znm Deutschtum zu erschüt tern. Unzählige Stationen kleiner und großer Niederlagen kenn zeichnen den Leidensweg, den die vom Völkerbünde betreute Stadt seit Kriegsende zurückgelegt hat: vor den Augen Eur» pas wird ihm seine Souveränität Stück für Stück entrissen, und Deutschland, allzusehr mit seinen großen und kleinen Angelegen heiten beschäftigt, findet scheinbar keine Zeit, eine großzügige Hilfeleistung zu unternehmen. In Danzig herrsch! seit fünf Jahren unbestritten ein von der Warschauer Regierung mU jährlich 11000 Pfund ausgchaltenes deutschgeschrlebencs Hetz blatt, die „Baltische Presse", die das Gesicht Danzigs vor der Welt gründlich verfälscht. Reichsdeutsche, die kein Batcrland kennen, leisten willige Mitarbeit und tauschen den unbefangenen Leker über den wabron Cbarakter der .Zeituna. Obwonl das