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indem sic Polen einen Sitz im Völkcrbundsrat gewährten, »nd zwar mil dem Ncchl auf Wicdcrwählbarkeit. Polen werde das ihm gefchcnklc Vertrauen voll rcchlferligen und werde mil allen ihm zur Verfügung sichenden Mitteln fowohl polilifcher, wirt- schastlichcr und militärischer Natur den Fricdcmsgedanken fördern, würde alle Kräfte dem inneren Aufbau des Landes bei völliger Wahrung der felsigen Grenzen widmen und zu allen anderen Ländern, auch zu Sowjetrußland, gul nachbarliche Beziehungen unlcrhalien. * Mim WWe Kreise zu dem MelM UM in Wien. Berlin, 5. März. Wie die TU. crsährl, werden die Be wertungen des polnischen Außenministers Zaleski i» Wien in Berliner politischen Kreisen beglicht, da sich aus diesen zu er geben scheint, das, Polen in der Tat geneigt ist, cs in Genf zu einer Verständigung kommen zu lasse». Jedoch wird darauf hin- gcwicscn, dich Polen durch seine unglaubliche Auswcisungotaitik allein die Unterbrechung der deutsch-polnischen Handelsvertrags- Verhandlungen verursacht hat und das, somit Polen co auch allein in der Hand hat, durch entsprechende Mahnahincn eine Ver ständigung mit Deutschland hcrbcizusührcn. Zu den Erklärungen in Bezug auf das polnisch-russische Ver hältnis wird bemerkt, das; Polen mit seinen Erklärungen das russische Missirauen wohl nicht wird völlig beseitigen können, insbesondere da Zaleskis Erklärung über das Zustandekommen des halbständigen Natssilzcs für Polen den Tatsachen nicht völlig entsprechen. Der Natssitz ist Polen bekanntlich nicht wegen seiner Verdienste um den Frieden, sondern erst nach schwierigen Ver handlungen, die zum Ausscheiden Brasiliens führte», gewährt worden. die Front gegen Moskau Bon l)r. Karl B r e n » e r t. Im Zeichen des für beide Teile so uiccrguicklicixn englisch, russischen Notenwechsels hat Lord Birkenhead, einer der überzeugtesten Gegner Sowjetrußlands, im britischen Kabinett bekanntlich eine Hetzrede wider Moskau gehalten, deren Schärfe selbst unter Berücksichtigung der augenblickliche» Krisenstim- mung allgemein überraschte. Ruhland, hciht es in einem Vc- richt der „Sunday Times" darüber, sei ei» Land, wo es kein Gesetz und kein Recht gibt, und wo öffentlich von einem ge heimen revolutionären Komitee Morde befohlen und ausgesüyrt werden. Der Name Ruhland sei heute zum Schimpfworr ge worden. — In Kreisen des „Forcign Office" erwägt man ernstlich die Frage der Annullierung des Handelsabkommens mit Ruh- land und ist vorläufig nur „aus Gründen der nationalen Ehre" bestrebt, die diplomatischen Beziehungen wenigstens äußerlich aufrecht zu erhalten. — Ungarn, also ein Land, in dem sich die Kämpfe um die bestehende Staatsform in immer schärfer wer denden Formen unter der Oberfläche abspielen, steht zurzeit unter dem Eindruck einer grohzügig eingeleitctcn bolschewistischen Agi tation. Nicht weniger als 50 für Moskau tätige „Propagan disten" unter Führung Szantos, eines ehemaligen Leiters des Budapester Wohnungsamtes, befinden sich gegenwärtig in Haft. Zahlreiche Versuche zur Bolschcwisierung der östlichen Nano- staatcn mit mehr oder weniger offensichtlichen politischen und wirtschaftlichen Machtmitteln der verschiedensten Art sind fast täglich an Hand der Presse dieser Staaten sestzustelle». Es er- übrigt sich, in diesem Zusammenhang auf ühnliä)e Bestrebungen hinzuweisen — der Name Radek mag hier genügen —, mit denen das Deutschland der Nachkriegszeit jahraus jahrein „be glückt" worden ist. Jedenfalls ist cs wohl nicht zuviel gesagt, wenn immer wieder behauptet wird, der Bolschewismus sc! heute als revolutionäres Prinzip fast in allen Länocrn sämtlicher Erd teile vorhanden. Schon aus den jüngsten Ereignissen im Ferne» Osten erhellt die Tatsache, dah der Bolschewismus seine Ziele weiter gesteckt hat als nur bis zur angeblichen sozialen Hebung des Proletariats aller Länder. Er ist nicht nur das sozialpolitische „Machtmittel einer internationalen Organisation zur Durchführung der kom munistischen Lehre", wie ihn die Führer der III. Internationale darzustellen beliebten, sondern melmchr gemäh seiner wahren Natur der w e l t r e v o l u t i o n ä r c Gedanke schlechthin. Mit Recht hat man den Bolschewismus als die größte Bedrohung der zivilisierten Welt seit den Tagen Dschingis Chans gekenn zeichnet, denn in ihm lebt die gleiche hemmungslose, von tau sendjährig verankerten Kulturen in keiner Weise beschwerte Erpansionskraft. Es ist dies eine Krast, die sich um Ihrer selbst willen in Formen auswirkt, die durchaus als imperialistisch gelten. Zwangsläufig vorgeschrieben ist daher die Haltung des sich in seinen Dominien ständig bedroht fühlenden „Imperiums" England, das sich zum Vertreter aller antibolschewistischen In teressen aufgeschwungen hat. Schon einmal trat die Unüber brückbarkeit des englisch-russischen Gegensatzes klar zutage, als die konservative Regierung Englands den Sowjets ihren Bc- schluß mitteilte, den seinerzeit zwischen Mac Donald und Ra kowski abgeschlossenen Vertrag dem Parlament nicht vorzu legen, gewissermaßen als Quittung des kurz zuvor an die eng lischen Kommunisten gesandten Sinojew-Brieses. Man kann sich endlich nicht des Einbruchs erwehren, daß in den am stärksten bolschewistisch infizierten Staaten eine Vo- gelstraußtaktik befolgt worden ist, deren Nachteile sich für die Beteiligten bereits bedenklich auszuwirken beginnen. Die Gei- ster, die man herauf beschworen... Sächsische Elbzeitung und E-n». »UnI°-da,,un,-b-tt»g--. x,gs Leben im Bild Nr. 54 crwfrEims Ses «ftprovlems in «Senf? 3l2nülg6 hör Wett der Zrnu", Illustrierte Sonntagsbeilage Nichtcrschcincn Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Vczugsprciscs oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Bad Sckanüau, Sonnabend, den 5. März 1927 71. Jahrgang Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichlcnhain, Mittcl'ndorf, Ostrau, Porschdorf, Poftclwitz, Prossen, Nathmannsdorf, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischsährc, sowie für das Ecsamlgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltc»c 3b mm breite Pclttzcilc 15 Psg., für aus wärtige Auftraggeber 20 Pfg., »5 mm breite Ncklamezcil« 80 Psg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Nabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Enthält die amtlicken Bekanntmachungen den Stadtrat da^ AnttUcr.cht, Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau VLWGWMLLMW Löhne und Matt wir uns das N-ch, der Nachforderung vor Englische Bemühungen zur Folierung Rußlands. Deutsch-englische Besprechungen auf der Ratstagung. In unterrichteten französischen Kreisen und auch in diplomatischen englischen Kreisen hebt man angesichts der bevorstehenden Genfer Ratstagung hervor, das; die An wesenheit Chamberlains und Briands bei dieser Genfer Ratstagung auf den Wunsch zuriickzuführen Ware, die bisher geübte Methode, alle Vierteljahre eine Zusammen kunft zwischen den leitenden Staatsmännern Europas hcrbeizufuhrcn, in Zukunft fortznschcn. Auch ist in der Anwesenheit der beiden Außenminister die Absicht mwer- kennbar, die Bedeutung der Nolle Deutschlands im Vol- : kcrbund, das diesmal den Vorsitz in der Ratstagung führen wird, zu unterstreichen. „ . In Genfer Kreisen rechnet man damit, dass diesmal neben den deutsch-französischen vor allem deutsch-eng lische Verhandlungen im Mittelpunkt der Bera tungen stehen werden, die vor allem auf die Zu» spitz » » g der e u g l i s ch - r u s s i s ch e u B e z i eh u n- g e n znrürkzufiihrcn sind. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Chamberlain die Absicht hat, in Genf die antirns» fische Frontzu verstärken und auf die Verhand- luugcn zwischen Deutschland und Polen einen Einfluss nuSzutibcn. Die lebhafte Tätigkeit, die das Foreigu Office einerseits in Warschau «nd in Wilna entwickelte, um eine Annäherung Polens an Litaueü zu erreichen, und die Bemühungen dcö Foreigu Office andererseits um eine Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Verband- lungen sind der beste Beweis dafür, wieviel der englischen Regierung an einer völligen Isolierung Sow- jctrußlands gelegen ist. In den direkten Unter- redungcn zwischen Chamberlain und Dr. Stresemann wird, so vermutet man, das ganze Ostproblem in vollem Umfange aufgcrollt werden. Man glaubt andererseits, daß Chamberlain alle Mittel anwendcn wird, um Ruß land und Deutschland einander zn entfremden. In französischen politischen Kreisen ist man sich offenbar klar, welche Bedeutung diesen dcntsch-cnglischcn Besprechungen bcizumcssen ist, und man sagt sich, das; der englische Außenminister jür die Lockerung der dcntsch- russischcn Beziehungen einen Preis zn zahlen bereit sein könnte, der vielleicht in der Unterstützung der deutschen Ansprüche auf die NHeinl and- ränmuug zu suchen wäre. Eine gcwissc Besorgnis über die bevorstehenden Verhandlungen ist daher im französischen Anßcnministcrinm nicht zu verkennen. So wird man den Genfer Verhandlungen der nächsten Woche mit gesteigertem Interesse cntgegcnsehen können. In Berliner diplomatischen Kreisen mißt man der vorstehenden Meldung große Bedeutung bei. Man hält es durchaus für wahrscheinlich, das; England unter Zu- stimmnug Frankreichs die Absicht hat, auf der kommenden Ratstagung das Problem der Beziehungen Westeuropas zu Sowjetrußland grundsätzlich aufzurollcn und sich für seine weitere Politik gegen Moskau der Uuterstützuug Deutschlands zu versichern. Solche Pläne würde auch die in der lebte» Zeit befolgte Taktik der englischen und fran- zösischcn Presse verständlich machen, die ja systematisch die Erörterung des Systems der Rbcinlandräumung auf der Mürztagung alö verfrüht und inopportun hinstellte. Deutschland wird sich aber durch solche Versuche nicht von seiner klar vorgezeichnetenpoliti- schcn Linie abdrängen lassen, die eine weitere Verständigung mit Frankreich und England erstrebt und die zur Erreichung dieses Zieles eine schnelle Bereinigung der noch zu klärenden Fragen, insbesondere des Rhein land- und Saarproblems, als wichtigste Vorbedingung ansicht. Deutschlands Politik gegenüber Sowjetrußland hat sich nach Meinung Berliner diplomatischer Kreise stets im Nahmen der zwischen beiden Staaten abgeschlossenen Verträge gehalten und wird dies auch weiter tun. Jeder Versuch von englischer oder französischer Seite, ein Ent gegenkommen gegenüber deutschen Forderungen in den Westfragen von einer Änderung der deutschen Politik im Osten abhängig machen zn wollen, wird auf einmüti- aeu Widcrstand der gesamten deutschen Öffentlichkeit stoßen. Die deutfehe Delegation auf dem Wege naeh Oenf Dr. Stresemann Sonntag früh in Genf. Genf, -1. März. Wie »unniehr feststcht, wird Dr. Strese mann mit Staatssekretär v. Schubert am nächsten Sonntag früh um 7,30 Uhr aus San Remo in Genf eintreffen. Der Völker- bundsrcferent des Auswärtigen Amtes von Bülow und Ministe rialdirektor Dr. Gaus weiden direkt aus Berlin mit dem übrigen Teil der deutschen Delegation am Sonnabend abend um 5 Uhr in Genf erwartet. Briand und Vanderveldc treffen gleichfalls Sonntag früh in Genf ein. Dagegen wird der polnische Außen minister Zaleski, der sich einen Tag in Wien aushält, bereits am Sonnabend in Genf nnkommcn. Abreise der deutschen Delegation nach Eens. Berlin, 4. März. Mit dem fahrplanmäßigen Zuge nach Basel reiste heute abend 8,05 Uhr die deutsche Delegation zur Genfer Ratstagung ab. Der deutschen Delegation gehören u. a. an Ministerialdirektor Gaus, Geheimrat v. Bülow, Degattonsrat v. Redhammer, Ministerialrat Thommsen, der Referent für Polen Zechlin, Gesandter Freytag, Gesandter v. Friedberg. Freie Hand für Chamberlain in Gens? London, 4. März. Chamberlain wird morgen um 10,45 Uhr vormittags in Begleitung seiner Frau und einiger Beamten des Auswärtigen Amtes von Loudon nach Genf abreisem Wie üblich, wird der Zug eine» dreistündigen Aufenthalt in Paris er halten. Man nimmt an, daß Briand mit der französischen Dcle- gatton von Paris aus denselben Zug nach Genf benutzen wird Lord Cecil wird erst in dcr nächsten Woche nach Genf reisen. "" maßgebender Stelle erführt, wird die ena- lsiche Delegation frei von jeder Bindung oder Verpflichtung nach Genf abrcisen. Das Genfer Programm und die aus ihm sich er gebenden Möglichkeiten sind zwar vor dcr Abrcise dcr Delega ¬ tion erschöpfend besprochen worden, doch wird Chamberlain erst in Genf auf Grund des Verlaufes dcr Verhandlungen in de» Kommissionen und dcr Vollversammlung seine Entscheidungen treffen. Das Genfer Programm ist an sich recht mager; man glaubt aber, daß auch Fragen, die nicht auf der Tagesordnung stehen, wie z. B. das chinesische Problem in Genf angeschnitten werden. Hinsichtlich der Stellungnahme Englands zum Saar- problcm, das auf dcr Tagcsorduung ebenfalls stchi, übt man an maßgebender Stelle starke Zurückhaltung. Man verweist darauf, daß die Saarfragc den Völkerbund direkt angehe und daher in Genf zur Entscheidung gelangen müßte. Zaleski über die deutsch-polnischen und die polnisch-englischen Beziehungen Warschau, 4. März. Aus Wien wird hierher gemeldet: Auf seiner Durchreise durch Wien gewährte heute der polnische Außenminister Zaleski dcr Neuen Freiem Pressc cin Interview, das umgehend nach Warschau gedrahtet wurdc und in dcm cr sich ausführlich übcr die polnische Außenpolitik äußerte, vor allem über die dcutsch-polnischcn Beziehungen. Zaleski er klärte, daß er sich mit Dr. Stresemann in Genf zu treffen hoffe und sich mit ihm über die eventuelle Möglichkeit dcr Wiederauf nahme dec deutsch-polnische» Handelsvertragsverhandlungen unterhalte» werde. Was die Beziehungen Polens zu anderen Ländern betrifft, so seien dieselbe» -von friedlichem Geist beherrscht. Die in letzter Zeit vielfach verbreitete» Meldungen, als ob England der pol nische» Regicruiig vorgeschlagen habe, eine gemeinsame Front gegen Sowjetrußland zu bilden, eiitbehrlcn jeder Grundlage. Die i» letzter Zeit immer mehr bemerkte englisch-polnische Annähe rung entspringe allein dem Friedensgedauke», der sowohl Eng land wie auch Polen beherrsche. Von feindlichen Absichten der polnischen Negierung irgendwelchen Nachbarn gegenüber, sei es lächerlich zu reden. Das hätten auch alle Großmächte erkannt,