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Sächsische Elbzeitung : 18.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192702183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19270218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19270218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-18
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 18.02.1927
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Die Hüterin des Ernis. Bo» l)r. G u st a v Renker. Bayreuth rüstet zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums der Festspiele, und im Blättcrwalde wurde gebührend davon -Kenntnis genommen. Solcherart nämlich, daß zumeist diejeni gen, welche vom grünen Tische aus alles besser zu wissen pflegen, gute Ratschläge gaben, wie man dem Festspielhaus neues Blut zuführen, wie man aus Bayreuth eine erweiterte Stätte der dramatischen Kultur schassen könnte. Als wenn der Gedanke Richard Wagners dort nicht noch ebenso lebendig wäre wie vor fünfzig Jahren, als wenn das Leben nicht noch ebenso heiß und flammend sich dort in musikalische Taten umsctzc wie am ersten Tage des Hauses am grünen Hügel, als wenn Bayreuth nicht heute ebenso die einzigartige Stätte deutscher tdeutsch im Sinne der Rassengcmcinschast und Sprache) Bühnenkunst wäre. Bei vielen dieser ermunternden und überaus wohlwollenden Artikeln, welche im Grunde zersetzenden Geist der Gegenwart in die majestätische Ruhe des Mysteriums von Bayreuth tragen wollten, wurde eines vermißt: eine Huldigung an die Frau, die endlich heiß ersehnte Sonne des Glückes in das Leben Richard Wagners getragen halte, an die Frau, die Ihm Heim, Familie und Seelenfrieden geschenkt, die mit eiserner Tatkraft das große Werk sortgcführt hatte, als der Meister im Palazzo Bcndramin zu Bcncdig die kampscsmüden Augen geschlossen hatte. An die Hüterin des Grales zu Bayreuth, an Cosi m aWagnc r. Ihr aus gigantischen Hochgratcn hinschrcitcndcs Dasein ist eines der größten Frauenlcbcn, welches die Geschichte, nicht allein die der musikalischen Kunst, zu verzeichnen bat Am Vierwaldstättersee liegt unmittelbar in der Nähe Lu zerns ein stilles, van Pappeln überhöhtes Haus: eine Wlcse nicdersührend von seinen Stufen, Fclsgcstadc, an das die Wellen des Sees branden, lind darüber in all ihrer Herrlichkeit die Schweizer Berge mit nlabastcrhcllcn Firnen und düsteren Fels- graten. Tricbschcn heißt dieser abseitige Winkel, hier trat Cosima Liszt, die Gattin Hans von Bülows, mit vollem Be wußtsein ihrer großen Bestimmung aus dem Rahmen des engen Gesetzes und Herkommens und gab Richard Wagner jenes Glück, das dem ärmsten und unscheinbarsten Ailtagsmcnschcn geschenkt wird, das der Größte aber bisher vorgeblich gesucht hatte — das Glück der Familie. Es schien, als ob Cosimas Dasein von nun an im Sonnenglanz des Genius, der sic zu sich erhoben hatte, hinwandcln würde, als ob jede Sorge oder Not kleinlicher Art Ivie lästiger, hindernder Nebel nun vor ihren Füßen in dÜmmer- düstere Talticsen nicdorsinkcn würden. lind doch kam es anders: die Frau, die sich ihren Lcbcns- bcgleiter unter Kämpfen aller Art, umzischcll von aller Bosheit der lieben 'Nächsten gewonnen hatte, trat in eine slrcildurchtoste Arena, mußte Höhen und Tiefen durchkosten, mußte alle Krästc zusammcnraffcn, um Schritt zu halten mit dem Riesen, der ihr zur Seite ging. Sie erlebte den geschichtlichen Augenblick, da Wagner die Hammerschläge am Grundstein des Festspielhauses führte, sie erlebte den gewaltigen künstlerischen Sieg des ersten „Ring"-Zyklus, erlebte aber auch die finanziellen Sorgen nach den ersten Festspielen. lind sic crlcbtc dcn 18. Februar 1888 am Canale grandc in Venedig. Richard Wagner war tot, sein Sohn Siegfried ein vierzehn jähriger Knabe, der Weiterbestand der Festspiele schien aus das äußerste gefährdet, die offiziellen Kreise Deutschlanos kümmerten sich darum nicht, Bismarck, der Gründer dos neuen Reiches, hatte wenig Ahnung von der Größe Wagners. „Not tut ein Held, der ledig göttlichen Schutzes " Dieser Held war eine Frau, war Cosima, die Gattin Richard Wagners. Heute, da sich die Kunst des Meisters dcn brcilcstcn Boden der Ocsfentlichkcit erobert hat, kann man cs kaum mehr ermessen, welch ungeheure Arbeit cs damals bedcutetc, die Fest spiele sorlzusührcn, Bayreuth zu erkalten. Cosima Wagner voll endete. was ihr Gatte begonnen hatte. Sic führte Bayreuth zum endgültigen Siege, sie erzog Siegfried im steten Erinnern an seine große Aufgabe und konnte ihm endlich die wahre, ge weihte Stätte des deutschen Gcsamtkunstwerkes übergeben. Die Festspiele von Bayreuth wurden ein unzerstörbarer Edclsih der gesamten musikalischen Menschheit. Nun schienen die Gespenster der Not und Sorge dauernd gebannt. Aber Cosima Wagner blieb nicht einmal das letzte, das bit terste erspart — die klägliche Not des kleinen Alltags trat an sie heran, als Sicgsricd Wagner längst Herr im Festspielhause war. Es kam der Krieg und nach ihm die große deutsche Not. Wagners Werke waren 1913 frei geworden, sogar auf das My sterium des „Parsisal" stürzten sich die sensationshungrigcn Bühnen, entgegen dem Gebote des Meisters Cosima Wagner 6chieesch»elze. Skizze von Hedwig Stephan. Roch streckten zwar die mächtigen alten Linden in der Aller, die nach Nömershos führt«, ihre Arme schwarz und kahl gegen den Himmel, und yinter den Hecken und in den Ackerfurchen lag noch Schnee, aber er war schon bröcklig und dünn, und in der Lust, so rauh sie auch noch daherfuhr, war schon ein leise» Frühlingsahncn. Ueber den Knicks lag es wie ein ganz zarter grüner Schleier, und wer Glück hatte, konnte au geschützten Stellen sogar ein paar blasse Veilchen finden. Aber Hubert Römer dachte nicht an Veilchen und nicht an dcn Frühling. Schwerfällig und mit finsterem Gesicht stapfte er m seinen Stulpenstiefeln den durchweichten Weg am Äaldsaum entlang und wies Hero, die braune Vorftehhündin, die laut bel lend nach Kaninchen jagte, mürrisch zur Nul-e. Jetzt l>atte er die Anhöhe erreicht, die im Dors „S<i)öner Blick" genannt wurde, setzte sich auf die Bank unter der großen Tanne und schaute hinab. Fürwahr, ein schöner BNck, der sich ihm darbot! Da lag unten sein behagliches Haus, an dcssin starken grauen Mauern der Eseu emporwuchs, daneben der .Hof mit den geräumigen Stallungen und der parkartige Garten, hinter dessen dunkler Masse die verschwcbcndcn Umrisse des nahen Gebirges sich abzeichneten. „Liebe Heimat! Liebe Heimat!" sagte er vor sich hin mit dem leiscn Anslug eines Lächelns, aber gleich wurden seine Augen wieder düster, und er stützte traurig den Kops in die Hand. War ihm denn die Heimat wirklich noch so lieb wie früher, war nicht doch das Schönste daraus fort, seit Beate ihn verlassen hatte? Beale — — — Wie oft hatten sie hier zusammen ge sessen an seligen Sommernbcnden in der ersten Zeit ihrer jungen Che, und Beale's weiches Gesichtchen hatte förmlich geleuchtet vor Glück und Stolz, wenn sie ihm berichtete, was sic den Tag über geschasst und wie bald sie sich in die fremde Umgebung und die ungewohnte Tätigkeit eingelebt hatte. Aber dann wurde cs Herbst, und die Blumen verblühten, der Regen klatschte an die Scheiben und feuchte Nebel stiegen aus de» Wiese». Da verstummte ihr srohes Lachen, sic klagte über Langeweile, hustete auch ein wenig, und die Mutter, die zu Besuch kam, nahm sie mit nach Haus. Nur sür ein paar Tage — nur bis der Husten sich gegeben hatte! ' Indessen, aus de» Tagen wurden Wochen, und als Hubert ungeduldig Beate's Rückkehr verlangte, gab cs allerhand Aus flüchte. Sie wäre noch zu angegriffen'— das Wetter sei zu schlecht — und schließlich schrieb ihm die Mutter in ihrer Kühlen 'Art, er solle es doch machen wie so viele andere auch, den Winter über sei» Gut dem 'Verwalter überlassen und in die Stadt über siedeln. Schrosf, voll Empörung wies er dies 'Ansinnen zurück. Das könne ihm nur jemaiid zumuten, der weder 'Verständnis noch Gesühl sür den Besitzer einer eigene» Scholle habe. Damil Halle er es inm mit der rechthaberische» Fra», die der Tochter ,,'Valiernheirat" nie gebilligt halte, ganz verdorben. Vielleicht war es in der Hauptsache ihrem Einfluß zuzuschreiben, daß Beale selbst den Wunsch äußerte, einstweilen »och im Eltern haus zu verbleibe» — vielleicht aber war ihre große Liebe »ur ei» Flackerscuer gewesen, das beim ersten harte» Windstoß wie der verlöschte. Hubert hatte Zeit genug, an den langen Winterabenden da rüber nachzugrübelu; aber sein Stolz litt es nicht, daß er als l ei» Bittender da erschien, wo er zu fordern kalte. Hätte es ihm ! bcnam nemen Graichen von oen Buhnen, welche ihres Gatten Werke nach allen Regeln moderner Bühnengeschästskunst aus werteten. Damals herrschten sorgenvolle Tage im Wahnfried und, wenn der Herbststurm um die Giebel des Festspielhauses sauste, glaubte man ein Totcnlicd zu köre». Das alles mußte die alte Frau noch erleben, so sehr sich die Liebe des Sohnes auch mühte, die allerärgste Not von ihr sernzuhaltcn. Aber das Schicksal hatte Mitleid mit der müden Kämpferin, vergönnte ihr noch den legten Sonnenschein, der durch dunkle Wolkenbänke des Abends brach: trotz der Not der Zeit, trotz der, zumeist aus recht unkünstlerischen swcil deutschfeindlichen) Motiven fußenden Wagnerscindlichkeit unserer herrlichen Epoche erstanden die Festspiele neu. Und nun rüstet man in Bayreuth für das jetzige Jahr an der Neuausstattung des „Tristan", rüstet zur großen Gedenkfeier. Die zahlreichen Pilger, die In den Fcstsplcltagen Wagners Grab besuchen, neugierigen oder demütigen Blickes durch den Garten von Wahnfried gehen, sehen die schon säst legendäre alte Frau, welche Gattin Richard Wagners war. nicht. Sic hält sich der Ocfsentlichkeit fern, lebt dcn Erinnerungen an die große Zeit von ehemals und läßt nur das schönste Ihrer greisen Gegen- wart zu sich — ihre Enkelkinder, die junge, zukunstsretche Gene- ration der Dynastie Wagner. Um sie rauschen die alten Bäume Wahnsrieds, und Ihr mildes Lied klingt in den Abend eines Weibes, dessen Leben groß war wie nur wenige ihrer Geschlechts, genossinnsn. Weil sic reich war an Liebe, überreich an Treue. Lom WempslnMen Fleck zur Pholokammer. Bo» Kurt Bi bl. Alle lebendigen Wesen streben zur Sonne, und auch das winzigste Samenkorn kann nur dann zur Entfaltung gelangen, wenn die warmen Soimcnstrahlen aus den schlummernden Keim einwirkcn. Licht, Wärme und Feuchtigkeit sind die 'Voraus setzungen für das Wachstum der Organismen. Von dcn Emp- sinduiigcn, welche die Sonneiistrahlcn im Pslanzcnkörpcr Her vorrufen, weiß die Biologie gegenwärtig so gut wie nichts. Eine Klärung ist bei dem sogenannten Assimilationsvorgang erfolgt; denn wir wissen, daß unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen die Pslanzc ihre, Kohlcnstofsvcrbmdungcn, das Stärkemehl und dcn Holzstoss, ausbaut. Je höher das Wesen, desto clcmcntarcr gc- ftaltct sich der Trieb nach dem Sonnenlicht. Besonders ausfällig tritt er uns bei den Augenlierchen entgegen. Diese interessante» Wesen bilden den Uebcrgang zwischen dem Pflanzen- und dem Tierreich. Es sind Infusorien, Urtiere, die mit Hilse einer Geißel durch das Wasser schnellen, und deren Körper chlorophyllhaltige Bcstandle"e Blattgrün) enthält. In der 'Nähe der Mund- össnung I I sich ein roter Fleck beobachten, der fälschlicherweise als Auge oezcichnct wurde und dem Tiere dcn Namcn gab. Selbstverständlich kann ein Urtier niemals eine Auge besitzen; den» Lichtcmpsindungcn werden von diesem Wesen immer mit der gesamten Zcllhaut ausgenommen. Immerhin aber Ist der rote Fleck des Augcntieres das Kennzeichen des Ausstieges: Der tierische Körper beginnt die Elemente gewisser Sinnesorgane zu bilden. Er besitzt noch kein Auge im gewöhnlichen Sinne, sondern ciiie» lichtempfindlichen Fleck, d. h. einen Zclltell. der dem Tiere die Eindrücke von Hell und Dunkel übermittelt. Schreiten wir die Entwicklungsstufen auswärts, so stoßen wir auf das Rädcrtier, das die stattliche Größe von '/m Milli- mcler erreicht. Hier Hal die Natur bereits einen kleinen Zcilen- staat mll genauer Arbeitseinteilung ausgcbaut. Schon sind die Organe für'die Verdauung und die Vermehrung vorhanden, und am Kopfe entdecken wir vier sogenannte Augen, die lichtemp findlichen Stellen. Achnlichc Verhältnisse lassen sich bei den Süßwasscrpolypcn, den Quallen und Seesternen Nachweisen. Einen merkwürdigen Ausnahmcsall stellt der Regenwurm dar. Während wir beim Blutegel die Augen als dunkle Punkte be obachten können, haben sich diese Gebilde beim Regenwurm nicht entwickelt, wohl eine Folge der unterirdischen Tätigkeit des Geschöpfes. Aber trotz dieses 'Mangels soll der Borstenwurm sür äußere Reize wie Laternenschein empfänglich sein. Welche Organe Träger der Lichtempsindungen sind, ist unbekannt. Zum Kreise der Weichtiere rechnet man die Muschel, die Schnecke und den TIntcnsisch. Mit diesen Vertretern sind wir in der Entwicklung wieder einen Schritt fortgeschritten, aber die Sehorgane haben sich gerade hier nur teilweise vervoll kommnet. Bei der Muschel fehlen sic ganz, die Lebensweise die ses Wasscrbcwohiiers gestattet das. Die Schnecke nimmt Licht- rindrllckc nur bei vorgcstrecktcn Fühlern auf. Ihre Sehorgane heben fick an der Spike der Taster als schwarze Pünktchen ab. WMMWWMWWLZMZLZ Gereimte Zeitbilder. Bon Gotthilf. Herr Coolidge, den wir außerord'ntlich schätze«, Tat sich vergnügt an seine« Schreibtisch setzen . Und sprach: „Es gilt dem ganzen Erdenballe, Ich schreibe heul' mal einen Brief: An alle!" Er schrieb dann diesen Brief mit Schneid nnd Schliffe Und sagt', es gebe vielzuviele Schisse, Drum sei es Zeit, so mein' er im Vertrauen, Statt ab undzu zu bau'n, nurab zubaue«. Man dürfe sich nicht stets mit Rüsten brüsten Von Kähnen, die des Meeres Küsten küßten — Ein Schelm, wen's immer dies zu tun gelüstet! Er selber sei drum lange schon entrüstet. Als die Franzosen die Epistel lasen, Da dachten sie: „Er kann uns sonst was blase»! Was uns der „Banker dudelt" hier postalisch, Erscheint uns ein'germaßen karnevalisch!" Alt-England doch, als es den Brief erbrochen, Sprach: „Nur vom Wasser hat der Mann gesprochs», Mit keinem Worte sagt' er was vom Lande, D a ist das Rüsten also keine Schande. Erst wenn du dort auch schreist: „Die Waffen nieder!" Dann, Vetter Coolidge, sprechen wir uns wieder . . ." Worauf die Bulls bei so bcwandten Dingen Trapp im Parademarsch gen China gingen. Nun sehen Sie, mein lieber Präsident«:, Jetzt steh'n Sie hilflos da mit dem Talente! Ich rate Ihnen, lassen Sie das bleiben, Man soll und soll nicht so'ne Briefe schreiben. Es freunden immer noch sich die Nationen Per Panzerkreuzer an und per Kanonen, Der Friede doch, das Dummchen, steht und kichert: „Mir kann ja nix gescheh'n — ich bin gesichert!" ocim nucy geiromnil, Bcaie zu uverrcden. wemi ihr Herz sie nicht zu ihm zog? Was werde» sollte, wußte er nicht oder wollte es nicht wissen, aber seine Seele zitterte vor dem Tage, an dem Beate ihn bitten würde, sie ganz sreizugeben. — Die Wipfel über ihm begannen stärker zu rauschen. Der Abend kam; es wurde wohl Zeit, an die Heimkehr zu denken. Mit einem müden Seufzer erhob sich Hubert, psisf dem Hunde und stieg die Anhöhe hinab. Als er in die Lindenallee einbog, unterschied sein geschärftes Iägerauge eine heile Gestalt, die im Vorgarten des Hauses auf und nieder ging. Unruhig beschleunigte er seine Schritte — und — alles Blut strömte iln» zum Herzen — Beate war es! Der Ttntciuuch M wohl der dclleMwickclsitc Vertreter der Weich tiere, und sein Ange besitzt fast schon die Bauart wie das der Wirbeltiere. Außerordentlich verwickelte Gebilde sind die Sehorgane der Insekten und Krebse. Die Augen der Schmetterlinge, Bienen, Fliegen und Käser sind nämlich facettiert, d. i. aus einer große» Anzahl sechseckiger Pyramide» zusammengesetzt. Jede Pyramide ist ein Auge für sich und nimmt die Lichtstrahlen aus, die senk recht eindringen. Da nun die Facetten halbkugelförmig ange ordnet sind, so wird das Blickfeld des Insekts sehr wirksam vergrößert. Eine Fliege ist also Imstande, nach allen Richtungen hin gleichzeitig zu blicken. Man kann sich diesem Störenfried und Unratträgcr von jeder Seite nähern, Immer wird die Fliege den Menschen wahrnehmcn. Die Frage, ob das Insekt farbig« Lichtcindriickc ansnimmt oder nur Tonwcrtc von Hell und Dun- Kel ersaßt, ist ebenfalls noch umstritten. Aber man kann bei der Beschaffenheit des Facettciiauges nicht recht clnsehen. warum gerade die Kerbtiere nicht die Farben empfinden sollen. Die Augen der Fische ähneln im allgemeinen den Sehorga nen der Säugetiere. Nur die Hornhaut, d. i. der durchsichtige Teil der äußeren Hülle, weist eine flache Bauart auf. Dafür Ist die hinter der Hornhaut liegende Linse um so gewölbter — fast kugelrund —. so daß dadurch eine genügende Brechung der Lichtstrahlen erreicht wird. Die Fischaugen sind besonders groß, upd die Pupillen bleiben weit geöffnet, um recht viele Licht strahlen ausnchmen zu können. Von den höher entwickelten Tieren haben jedenfalls die Vögel die besten Sehorgane. Wenn ein Kondor aus einer Höhe von 7N0N Meter das Aas erblickt und sich in einem wilden Sturz- sluge ans das verendete Tier wirst, dann deutet dies aus ein Sehvermögen, das sich der Mensch nur mit Hilfe eines guten Fernrohrs verschaffen kann. Vom Auge zur Pholokammcr ist nur ein kleiner Schritt. Hier wie dort werden Lichtstrahlen durch eine Linse gebrochen. Im Innern entsteht ein umgekehrtes, verkleinertes Bild, wel ches im Auge durch eine chemische Veränderung der Netzhaut ein flüchtig hastendes Gepräge, in der Silberschicht des Films oder der Glasplatte dagegen einen anhaltenden Abdruck der Wirklichkeit hinterläßt. OelZtbieaeit« H) Sicherung der Eisenbahttübcrgänge. Die sich häufen de» Unfälle an Eiscnbahnttbergängcn haben dem General direktor der Deutschen Neichsbahngesellschaft Veranlassung gegeben, sofort außerordentliche Maßnahmen einzulciten. Zunächst soll dem Eisenbahnbcwachnngspcrsonal noch ein mal die äußerste Aufmerksamkeit ciugcschärft werden. Be sondere Kommissionen sollen die bestehenden Sichcrnugs-- einrichtungcn dahin nachprüsen, ob Schranken, Läute- werie, Beleuchtung und Vahnsignalc geeignet sind, die Gcfahrmomcntc eines Eisenbahnnberganges hcrabzumin- dcru. Es wird auch mit dcn Ländcrrcgicrungcn in Vcr- bin'c.mg getreten werden wegen besserer Signalisierung der Übergänge und eventueller Anlage von Zwangs- kurvcn. Auch zusammen mit den Automobilverbänden soll geprüft werden, ob nicht eine bessere Unterrichtung der Kraftwagcnführcr erfolgen kann, um ein überfahren von Schranken und schrankenlosen Übergängen zu ver meiden. L.I Lohnstcucrcrstnttnng für Kriegsbeschädigte. Am 31. März 1927 läuft die Frist ab zur Stellung von An trägen auf LohnsteuererstaLtuug für das Jahr 1928. Be kanntlich wird Kriegsbeschädigten, die Lohn oder Ge halt beziehen, der Satz für Wcrbnngskosicn nnd Sondcr- lcistungen um den Prozentsatz erhöht, um welchen sie crwerbsbchindcrt sind. Nach dem Erlaß des Reichs- Ministers der Finanzen vom 30. November 1926 gilt dies auch dann, wenn von einem Kriegsbeschädigten ei»^ Antrag auf Erhöhnug des steuerfreien Lohnbctrages im Jahre 1926 noch nicht gestellt war, im StcncrerstaUunugs- antrage aber die Kriegsbeschädigung geltend gemacht wird. Ein entsprechender Antrag ist unverzüglich unter Beifügung des Rentenbescheides an das für den Wohn ort zuständige Finanzamt zu richten. Soweit das noch, nicht geschehen ist, ist dabei gleichzeitig unter Beifügung der Steuerkarle für 1927 die Erhöhung des steuerfrei«, Lohnbetrage« für das laufende Jahr -u beantrage«.^ Jetzt hatte der Hund sie erkannt, raste auf sie zu, sprang, toll vor Freude an iyr hoch — langsam kam auch Hubert nähncz Sollte nun der Schlag auf ihn niedcrfahren? Kam sie. um der zu gehen — auf immer? Sic trat auf ihn zu, rührend und lieblich war sie, wie früher, aber dock — es hatte sich etwas verändert in ihrem Dcstchtk Reifer schien es ihm, gesammelter im Ausdruck. „Hubert" — sagte sic zögernd, „ich wage es ja kaum, dir wieder entgcgenzutreten — zu tief stehe ich In deiner Schnlko Willst du mich überhaupt anhören?'' Er nickte, noch ganz benommen, und führte sic In das ekx». erdige Wohnzimmer. Sic setzte sich aus ihren Fensterplatz faltete die Hände zusammen. .Sieh, Hubert — als Mutter mich damals mitnahm, da — ich will ganz ehrlich sein — da bin ich ihr nicht ungern gafostst. Sie malte mir den einsamen Winter hier in den düstersten Far- den und meinte, du würdest sicherlich einverstanden sein, die wenigen Monate in der Stadt zu verbringen. Als du dann f» kurzerhand ablehntest, da bedauerten sie mich alle — redeten auf mich ein. rissen und zorrten an meinem Herzen. Du könntest mich ja nicht liebhaben, wenn du dich so halsstarrig zeigtest — ich gehöre überhaupt nicht aufs Land, und die ganze Heirat f« ein Irrtum gewesen. Sic verwirrten mich auch anfangs; aber es dauerte nicht lange. Was ich früher nur undeutlich gefühlt, das sah ich jetzt erschreckend klar — wie leer, wie hohl doch das Leben ist, das sie führen! Der Vater denkt an nichts als ans Eeldvcroienen, die Mutter nur an ihre Kleider und Gesellsä)aftcn und Hilde an irgend einen Sport. Ach, wie ost habe ich mich hierher zurückgcschnt, in diese Stille, die doch so voll von Lebe» ist — »ach unserm Wald und unserm Hof —, »ach der köstlichen Müdigkeit, die vom Arbeiten kommt und nicht von durchtanzten Nächten. Und ich wäre schon längst zurückgekehrt, ivenn — ach Hubert —!" Sie stand auf und streckte ihm zaghaft die Hände entgegen — „willst du mich denn noch haben?" Er »ahm die kleinen kalten Hände und küßte sie mit zit ternden Lippen. „Du bist mein Glück. Beate — du allein — liebe, einzig geliebte Frau!" murmelte er leidenschaftlich. „Aber hast dli es auch recht bedacht? Wirst di, cs auch aushalten hier? Noch liegt der Schiiec; es werden noch viele trübe Tage kommen — es ist ja »och nicht Frühling!" Sie schmiegte sich fest an seine Brust und sah zu ihm auf. Ihre dunklen Augen leuchteten in die seinen. „Doch, Hubert! Es ist schon Frühling!" sagte sie innig. Kunst und Künstler. Aon Anna Enders-Dix. Der wahre Künstler wendet sich nie an ein Publikum — sondern stets an das Menschenherz. I Große Kunst setzt seelische Fülle voraus, der die Kraft innc- wohnt, sich ihre Eigcnform zu bilden. Erst in Zukunft wird man ermessen, welch seelisches Helden- tum das Leben und Schaffen echter, dem göttlichen Reich de» Lichtes wahrhaft dienender Künstler in dieser unserer Zelt gewesen ist.
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