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Allgemeiner Anzeiger : 12.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189705121
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-12
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.05.1897
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politische Rundschau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat dem französischen Botschafter in Berlin wiederholt den Ausdruck seines Beileids über das furchtbare Brand- unglück in Paris ausgesprochen, und den Fürsten Radziwill nebst Gemahlin nach Paris gesandt, um sich und die Kaiserin bei dem Leichenbegängnis der Opfer der Katastrophe vertreten zu lassen. Prinz und Prinzessin Alfons vonBayern begeben sich gleichs- falls nach Paris. — Präsident Faure hat den deuschen Botschafter in Paris besucht und denselben versichert, wie tief er (Faure) durch die Kundgebung des deutschen Kaisers gerührt sei. * Die ältesten beiden kaiserlichen Prinzen find, wie man aus Plön meldet, leicht an den Windpocken erkrankt. Die Erkrankung trägt einen ganz ungefährlichen Charakter: die Prinzen dürfen jedoch das Bett nicht verlassen. *Der vom Bundesrat am Donnerstag genehmigte zweite Nachtragsctat be läuft sich auf 171210 Mk., und zwar auf 71210 Mk. fortdauernde (zur Vermehrung des Personals des Reichsverficherungsamts) und 100 000 Mk. einmalige Ausgaben (zu Vor arbeiten für die deutsche Beteiligung an der Pariser Weltausstellung.) * Trotz des vorgerückten Stadiums der Reichstagssession wird, wie verlautet, noch eine neue gesetzgeberische Aktion vorbereitet. Man wird fich erinnern, daß das Zustandekommen der Novelle zur Strafprozeßord nung und zum Gerichtsverfassungs gesetz seiner Zeit, trotzdem gerade deshalb der Reichstag vertagt und nicht geschlossen worden war, an der Frage der Berufung in Strafsachen und der Stärke der Zu sammensetzung der Strafkammern wegen des Widerspruches der verbündeten Re gierungen gescheitert ist. Es ist nunmehr die Anregung aufgetaucht, diese Spezialfragen aus dem Rahmen der Vorlage herauszugreifen und eine Regelung in Form eines Initiativ antrages herbeizusühren. Die verbündeten Regierungen haben, dem Vernehmen nach, sich bereit erklärt, ihre Hand zu diesem Vorgehen zu bieten. *Die Aussichten der Handwerks organisation sind sehr gering. Die bisherigen Beschlüsse der Kommission finden be kanntlich bei den Regierungen in wichtigen Punkten lebhaften Widerspruch: gleichwohl find kür die zweite Lesung schon Anträge im Sinne der von dem Handwerkertage grundsätzlich ver langten allgemeinen Einführung der Zwangs- innuitg angekündigt, über die eine Verständigung mit den verbündeten Regierungen kaum denkbar ist. Es ist auch wahrscheinlich, daß bei dem noch nicht in erster Lesung in der Kommission erledigten Teile der Vorlage noch Anträge zur Annahme gelangen werden, die bei den ver bündeten Regierungen Widerspruch finden. Es bestehen daher berechtigte Zweifel darüber, ob die Kommisfionsberatungen zu einer brauchbaren Vorlage für die Plenarberatungen führen werden. *Die Dresdener Polizeidirektion hat verboten, daß auf der für den 9. d. angekün digten Versammlung gegen die österreichi schen Sprachenverordnungen öster reichische Vertreter das Wort ergreifen. *Es wird jetzt bestätigt, daß Herr von Bennigsen seinen Entschluß aus dem Amte als Oberpräfident von Hannover auszu scheiden erklärt hat, und zwar für Ende dieses Jahres. Frankreich. *Der Herzog von Aumale ist vor Schreck über die Nachricht von dem tragischen Ende seiner Nichte, der Herzogin von Aleuron, ebenfalls gestorben. Der Herzog hat ein Alter von 75 Jahren erreicht, hatte sich mit der Republik ausgesöhnt und hinterläßt der fran zösischen Akademie, deren Mitglied er war, sein Schloß und seine Sammlungen in Chantilly. England. * Lord Salisbury erklärte am Donners tag in einer Versammlung der Primrose-League in der Albert-Hall in London, daß derFriede Leidenschaft und Liebe. 16) Roman von C. Belmar. (Fortsetzung.! Als Konrad Melitta so dafitzen sah an der Seite ihres Mannes mit sanftgeröteten Wangen, ein seliges Lächeln auf den Lippen, gedachte er un willkürlich jener Szene im Walde, da fie ihn mit heißem Flehen bestürmt, fie vom Lindenhofe fortzubringen: fort, wie hatte fie sich von der Heimat weggcsehnt, und doch hatte fie nun dort ihr höchstes Glück gefunden! Nachdem man genug geplaudert, ging es «um Professor; der alte Herr und seine Frau hatten große Freude, Melitta wiederzusehen. „Freilich mit der Künstlerin ist's nun aus," meinte der Professor mit einem halb unter drückten Seufzer — „schade, schade, Sie hätten es weit gebracht! Nun, dm besten Teil haben Sie doch erwählt, ein glückliches Familienleben wiegt allen Beifall der Welt auf. Aber morgen Müssen die Herrschaften zu uns kommen; ich gebe eine kleine musikalische Soiree, lauter Kapazitäten. — Sie werden mir eine Freude durch keine abschlägige Antwort verderben wollen?" Melitta sah ihren Gatten bittend an; dieser beeilte sich zuzusagen, und auch Konrad versprach - zu kommen — arme Melina, fie ahnte ni^^ welch' unwillkommene Ueberraschung ihrer nächsten Abend harrte! — Zur festgesetzten Stunde fand sich das>^zolk- mannsche Ehepaar mit Konrad pünktlich . xZ waren schon fast alle Gäste versammelt -^inc'ge wählte Gesellschaft, einige Musikliebl^,,^ Europas im großen ganzen, von lediglich örtlichen Streifigkeiten abgesehen, auf eine bessere Grundlage gestellt sei, und daß bessere Hoffnung für dessen Zukunft bestehe, als jemals in der jüngsten Zeit. (Er hätte hinzufügen können, daß England daran keine Verdienste hat.) * Londoner Blätter melden, eine Million Gewehrpatronen werde nach Südafrika ab gesandt, auch eine große Ladung Gcschütz- munition sollte dorthin abgehen. Ferner heißt es in den Blättern, den drei Batterien Artillerie, welche bereits Befehl erhielten, nach Südafrika zu gehen, würden weitere Artillerieorigadeu folgen. In militärischen Kreisen verlaute gerücht weise, in den nächsten Monaten wurden 35000 Mann in Südafrika zusammengezogen werden. Italien. * Es bestätigt sich, daß der F o rs ch un g s- zug des italienischen Hauptmanns Bottego an der abessinischen Grenze im Gebiet des weißen Nils von Abessiniern verräterisch überfallen und größtenteils niedergemetzelt ist. Bottego ist der sechste italienische Afrika- forscher, der in den letzten Jahrzehnten sein Leben im dunklen Erdteile gelassen hat. Vor ihm traf dieses Los Giulietti, Porro, Sacconi, den jungen Fürsten Nuspoli und ganz vor kurzem noch den Konsul Cecchi. Rußland. *Ein Besuch des Kaisers von Ruß land beim König von Italien wird für den Monat September in Monza geplant. Auf der Reise dorthin ist ein neuerlicher Aufenthalt in Wien wahrscheinlich. Balkanstaaten. *Auch die zweite Verteidigungs linie der Griechen, bei Pharsala, ist am Donnerstag von den Türken genommen worden. Den vollen Umfang der neuen griechi schen Niederlage wird man also erst durch weitere Berichte schätzen lernen. Hoffentlich wird diese erneute ernste Mahnung nicht wirkungslos in Athen verhallen. Die griechische Regierung hat alle Ursache, jetzt in größter Eile die Vorbedingungen zum Friedensschluß herzustellen. *Die von ihrem Kronprinzen ge führten Griechen, der aktiv am Kampfe teil nahm, hatten am Donnerstag anfangs Erfolg gegen die Türken bei Pharsala. Dieser Erfolg wurde nach Athen gemeldet und erzeugte dort einen wahren Freudenrausch. Die Türken sammelten sich aber zu einem neuen Angriff, der gelang und die Griechen zum Weichen, ja zur Aufgabe ihrer Stellung bei Pharsala zwang. * Der Wunsch nach Frieden wird nach Mitteilung des ,B. T/ in Athen immer leb hafter. Man sieht ein, daß es auch nach momentanen Erfolgen nicht möglich sei, die Türken wieder aus Thessalien herauszuwcrfen. Jeder Frieden, der nicht demütigend für Griechen land, sei annehmbar. Die Stimmung hinsicht lich der königlichen Familie hat sich sehr gebessert, nachdem das Kabinett Ralli sich als dynastisch gezeigt und der für anti- dynastisch gehaltene Minister Tsamado selbst erklärt hat, daß den Kronprinzen keine Schuld für die militärischen Vorgänge träfe. *Die italienischen Freischärler in Griechenland fahren fort in Unthätig- keit, Gezänk und lächerlichen Ansprüchen. Zwischen Ricciotti Garibaldi und Oberst Bertet ist Streit ausgebrochen, weil Bertet die sozia listische „Legion" selbständig befehligen, Gari baldi ihr das Tragen des historischen roten Hemdes verwehren will. Ricciotti hat der Athenischen Regierung dieAuflösung seinerTruppe und seine Abreise angedroht, falls fie nicht den Gebrauch der Garibaldiner - Uniform allen Italienern untersage, die nicht unter ihm dienen. Seine Offiziere stimmten zu, weil das rote Hemd nicht von Gesindel (!) getragen werden dürfe, das den garibaldinischen Namen schände, indem es marschuntüchfig sei oder ausreiße. *Die Nachricht, die Verlobung des Ser be nkönigs mit der montenegrinischen Prin zessin Pema stehe bevor, wird aufrecht erhalten. Amerika. *Bei der Washingtoner Senatsabstimmung ausübende Künstler, welche sich des besten Rufes erfreuten. Melitta war heiter und voll Leben; sie fühlte sich glücklich an der Seite ihres Gatten, und dieses Glück leuchtete aus ihren Blicken, die fie mit unverhohlener Zärtlichkeit auf Volkmann ruhen ließ. In den Produktionen war eine kleine Pause eingetreten. Melitta stand an Konrads Seite in der Mitte.- des Salons und blickte lächelnd nach chiem Gatten hinüber, welcher der Fra^ pes Hauses einige Artigkeiten sagte, als d'- Thür plötzlich geöffnet wurde und an der Sünd des Professors — Cornaro hcreintrat. „Eine angenehme Uebe-Laschung," rief fröh lich der alte Herr — „c-me ebenso angenehme, als unerwartete VLiÄaschung," wiederholte er, während sich Bekannten des Künstlers zu diesem drängten, um ihm die Hand zu schütteln und zu fräsen, was er denn so lange in Paris getrieben. Cornaro gab lächelnd Antwort, verbeugte fich, Änderte die Händedrücke und ließ seine Blick-, forschend umherschweifen. Mit Mühe unterdrückte er einen Ausdruck des Erstaunens 'auf seinen Lippen. Wachte er, träumte er, oder stand die „Kleine" wirklich da vor ihm in ihrer holden Anmut und Lieblichkeit, die glänzendsten Pariser Damen übertreffend? Wie hatte ein kurzes Jahr das Kind so zu verändern ver mocht ? Melitta trug ein blaßgelbes Kleid aus feinem duftigen Stoffe. Die halbweiten Aermel ließen den schön gcförmten Arm sehen, in dem reichen, über den Schiedsgerichts - Vertrag mit England wurden 43 Stimmen für und 26 Stimmen gegen den Vertrag abgegeben. Der Vertrag ist durch diese Abstimmung ab - gelehnt, und zwar endgültigerweise, weil die zur Genehmigung des Vertrages erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreicht wurde. * Die Aufständigen in Uruguay haben die Streitkräfte des Generals Escobar am 3. Mai geschlagen und hat eine andere Ab teilung Aufständiger die Truppen des Generals Villar bei Macauarembo ebenfalls geschlagen. Die Regierung von Uruguay gibt zur Deckung der Kriegskosten Bonds im Bettage von vier Millionen aus. Afrika. *Jm ,Volksftem', dem amtlichen Organ der Regierung des Transvaals, fordert ein Ein sender zur Gründung einer panafrikani schen Boern - Liga auf, um die Engländer der Kapkolonie in die See zu treiben. Aus dem Reichstage. Der Reichstag erledigte am Donnerstag die zweite Lesung des Auswanderungsgesetzes. Eine längere Debatte entstand um die vielumstrittenen §8 '3, 6 und 11. Abg. Lenzmann hob nochmals den Charakter des ganzen Gesetzes hervor und be antragte Rückverweisung an die Kommission oder eventuell Errichtung einer kollegialen Auswanderer behörde. Die 8 3 und 6 blieben unverändert, 8 11 wurde so umgeändert, daß der Bundesrat und > Reichskanzler zusammengenommen die Konzession widerrufen dürfen. Weiter wurde gegen den Wider spruch des Negierungsvertreters ein Antrag Kanitz- Bebel betr. Bestrafung des Mädchenhandels ange nommen. Am 7. d. teilt der Präsident dem Hause mit daß der Kaiser ein Exemplar seiner vergleichenden Tabellen über den Stand der deutschen Marine im Jahre 1886 und 1896 für die Reichstagsbibliothek übermittelt habe. In dritter Lesung steht zunächst zur Berrtung der von den Abgg. Colbus und Gen. (Els.) ein- gcbrachte Gesetzentwurf betr. die Einführung des Neichstagswahlrechts für die Wahlen zum elsaß-lothringischen Landes-Aus schuß. In der Generaldiskussion bittet Abg. Colbus im Namen der elsaß-lothringischen Bevölkerung, deren Anschauungen im Landcs-Ausschusse bei dessen jetziger Zusammensetzung nicht zur Geltung kömmen können, um Annahme des Anttages. Abg. Preiß «Els.) bezeichnet den Landes-Aus schuß in seiner jetzigen Zusammensetzung als eine Art politischen Deckmantels für die Regierung. Elsaß-Lochringen sei heute thatsächlich kein Rechts staat, sondern ein Gewaltstaat. Der erste Schritt « zu ersterem müsse die Schaffung einer wirklichen Volksvertretung sein. Die Regierung werde sich vielleicht zunächst noch ablehnend verhalten, aber auf die Dauer werde sie dem Votum des Reichstages nicht Widerstand leisten können. Geheimrat Halley widerlegt die Ausführungen des Vorredners und kommt sodann auf die früheren Verhandlungen zurück, wobei er u. a. bestreitet, daß die Polizcidircktion den Abg. Bebel verhindert habe, seinen Wählern Bericht zu erstatten. Als die Polizei die Erlaubnis zu einer Versammlung versagt habe, sei Herr Bebel noch nicht Abgeordneter gewesen, sondern Kandidat. Daß später eine Versammlung nicht zugelassen wurde, geschah aus baupolizeilichen Gründen. Abg. Bueb (soz.) beschwert sich über die Hand habung des Vereins- und Versammlungsrechts durch die reichsländische Regierung. Abg. Winterer (Els.) behauptet, die Anwen dung des Diktaturparagraphen bei Unterdrückung der beiden Zeitungen sei unberechtigt gewesen. Der vorliegende Antrag habe keinerlei agitatorischen Charakter. Er solle nur dem elsaß-lothringischen Volke geben, was es seit 25 Jahren als sein gutes Recht fordere. Abg. Bebel erklärt, er halte seine frühere Be hauptung, daß er durch die Machinationen des Straß burger Polizeipräsidiums noch nicht habe in die Lage kommen können, seinen Wählern Bericht zu erstatten, vollkommen aufrecht. Geheimrat Halley stellt fest, daß Abg. Bebel keinerlei Beweis für seine Behauptung erbracht habe, daß ihm die Berichterstattung an seine Wähler von der Straßburger Polizei unmöglich ge macht worden sei. Damit schließt die Generaldiskussion. — Eine Spezialdiskussion findet nicht statt. Der Antrag Colbus wird gegen die Stimmen der Rechten und einer Anzahl Nationalliberaler angenommen. Es folgt nunmehr die Fortsetzung der am 31. April ! goldbraunen Haar barg sich ein Strauß dunkel roter Nelken, während einige dieser Blüten den Busen schmückten. Kein Schmuck, keine Ueber- ladung von Spitzen und Falbeln und doch sah fie so schön, so vornehm aus in dieser reizenden Einfachheit, die so gut zu ihrer Jugend, zu ihrer Lieblichkeit paßte. Melitta hatte das Eintreten der beiden Herren kaum beachtet; erst die Ausrufungen und lebhaften Begrüßungen ließen fie ihre Blicke dem Eingetretenen zuwenden; das Wort erstarb auf ihren Lippen, eine Totenblässe überzog ihr Ant litz, als fie Cornaro erblickte. Mit krampfhafter Hast faßte fie Konrads Arm. „Bring' mich weg von hier," keuchte fie mühsam. Wellendorf sah fie bestürzt an. „Melitta, was fehlt dir?" „Nichts, nichts, ich möchte fort." Es war zu spät. „Der Künstler war direkt auf Melitta zugegangen, um ihr mit einer tiefen Verbeugung zu sagen, wie sehr er fich freue, sie wiederzusehen. Am ganzen Körper bebend, hörte ihn die junge Frau an; sie hielt Konrads Arm fest um klammert, als wollte sie Schutz und Hilfe bei ihm suchen vor dem Manne mit den trüge rischen Worten und dem falschen Herzen. Eine unbeschreibliche Angst erfüllte ihr Inneres. Ihr Gatte, der Mann, zu dem fie mit der innigsten Verehrung cmporsah, und dieser treulose Mensch miteinander im selben Raume, dieselbe Luft atmend, vielleicht im nächsten Moment einander die Hand drückend, es war zu viel, zu viel. „Hat Sie die Ueberraschung stumm gemacht?" begonnenen zweiten Beratung des Margarine- Antrages der Abgg. v. Kardorff (freikons.) und Graf Hompesch (Zentr.) u. Gen. Dabei ist zunächst die damals wegen Bcschlutz- unfähigkeit des Hauses ergebnislos gebliebene namentliche Abstimmung über die inhaltlich gleichen Anträge der Abgg. v. Plötz (kons.) und von Grand-Ry (Zentr.) auf Wiedereinfügung des von der Kommission beseitigten Gebots getrennter Verkaufsräume für Margarine und Butter für Orte mit mehr als 5000 Einwohner in den 8 4 ZU wiederholen. Dieselbe ergibt die Annahme der Anträge mit 142 gegen 100 Stimmen bei 6 Stimment haltungen. Ebenso wird der dadurch abgeänderte §4 angenommen, und demnächst debattelos § 5 und 6. 8 7 enthält die Anzeigepflicht für die gewerbs mäßige Herstellung und Vertreibung von Margarine, unter Bezeichnung der dafür bestimmten Räume. Abg. Wurm >soz.) beantragt, auch die Butter dieser Anzeigcpflicht zu unterwerfen. Abg. v. Plötz bekämpft diesen Antrag. Abg. v. Grand-Ry erklärt sich ebenfalls gegen den Antrag Wurm. Abg. Graf Bernstorff - Uelzen (Welfe) hält den Gedanken des Anttages Wurm für ganz richtig. Abg. Wurm bittet nochmals um Annahme seines Antrages. Abg. v. Kardorff (freikons.) kann die Not wendigkeit der Ausdehnung der Anmeldepflicht auf Butter nicht anerkennen. Abg. Bachem hält den Antrag Wurm nach An nahme der Vorschrift über den Zusatz eines Er kennungsmittels für unnötig. Abg. Weiß (fr. Vp.) will für den Antrag Wurm stimmen. Staatssekretär v. Bötticher weist darauf hin, daß es sich um ein Margaringesetz handle, und daß für die Herstellung von Butter gar keine Veranlassung vorliege, eine Anmeldepflicht einzusühren. Abg. Fritzen-Düsseldorf (Zentr.) schließt sich diesen Ausführungen an und bittet um Ablehnung des Antrages Wurm. Nachdem Abg. Bachem nochmals den Antrag Wurm bekämpft, wird die Diskussion geschlossen, der Antrag Wurm abgelchnt und 8 7 unver ändert nach den Kommissionsvorschlägen ange nommen. — Debattelos gelangt sodann der Rest des Gesetzes zur Annahme. Der Termin des Inkrafttretens soll in dritter Lesung festgesetzt werden. Darauf vertagt sich das Haus. preußischer Landtag. Im Abgeordnetenhause wurde am Donnerstag das Kapitel „Elementarschulwesen" des Kultusetats beraten. Die Verhandlungen zogen sich so in die Länge, daß das Kapitel erst in einer Abendfitzung zur Annahme gelangte. Am Freitag erledigte das Abgeordnetenhaus daS Ordinarium des Kultusetats. Angenommen wurde ein Antrag bett. Erhöhung der Staatsaufwendungen für Geistliche, nachdem die Minister v. Miquel und Bosse sich mit der Tendenz des Antrags einverstanden erklärt hatten. Beim Kavitel „Medizinalwesen" kamen die Fragen des Verbots der Kurpfuscherei und der Befreiung der Aerzte von der Unterstellung unter die Gewerbeordnung zur Sprache. Usn Uah «nd Fern. Thorn. In den Provinzen Ost- und West preußen sowie Posen find bei den großen Gewittern, die am 29. und 30. April, sowie 1. und 2. Mai niedergingen, insgesamt 17 Per sonen getötet worden. Im Kreise Schlochau wurden in Lichtenhagen, Hasenficr bei Jastrow und vor Baldenburg allein vier Personen durch Blitzschläge getötet. Iserlohn. Durch unvorsichtige Finanz politik ist die hiesige Stadtkasse z. Z. zahlungs unfähig. Die Kasse ist infolge der fortgesetzten Entnahme von notwendigen Geldern ohne jeden Barbestand, und da sie auch die dringendsten Ausgaben nicht leisten kann, haben einzelne Gläubiger gerichtliche Hilfe in Anspruch ge nommen. Kehl. Dieser Tage wurden durch spielende Kinder in einem zwischen dem Ort Sundhcim und dem Fort Kirchbach liegenden Faschinen haufen Gipsformen für falsche Einmarkstücke und Metall gefunden. Offenbar hat man hier die Prägestätte für die in letzter Zeit in Straß burg und Umgegend mehrfach in den Kurs ge kommenen falschen Einmarkstücke entdeckt. Der Thäter hat sich durch die Wahl des abgelegenen Ortes bei einer allenfallfigen Entdeckung vor der Auffindung von ihn belastenden Gegenständen sichern wollen. fragte lachend der Professor. „Haben Sic allein kein freundlich Wort für unsern Künstler?" Melitta raffte fich gewaltsam aus ihrer Er starrung empor, mit halblauter Stimme mur melte fie einige Worte, deren Sinn sie selbst kaum verstand. Cornaro hörte ihr lächelnd zu, während seine Augen bewundernd auf der reizenden Gestalt ruhten — ja, fie war schön geworden, wirklich schön geworden, die kindische Kleine, die ihm bei ihrer letzten Zusammenkunft so viel vorgeweint. Er machte ihr eine tiefe Verneigung und schritt weiter. „Der Roman ist noch nicht zu Ende," dachte er bei sich. Auch Volkmann hatte den Künstler bemerkt. „Cornaro, einer der besten Violinspieler," ver setzte die Professorin auf seine Frage. „Ihre Frau Gemahlin kennt ihn auch, fie hat mit ihm zusammen gespielt bei ihrem ersten Konzerte. Beide haben damals Triumphe gefeiert." Volkmanns Stirn umdüstcrte sich. Es war ihm peinlich, den Namen eines Mannes mit demjenigen seiner Frau in Verbindung zu hören. Melitta war seine erste, einzige Liebe; von Natur aus ernsten Sinnes, hat er sich immer nur mit seinen Studien und Arbeiten beschäftigt und Damengesellschaft, wenn auch nicht gerade gemieden, so doch auch nie gesucht. Ruhig und kalten Herzens war er seine Bahn gewandelt, bis ihm die liebliche Mädchenerscheinung in den Weg trat. Wie ein Blitzstrahl vom Himmel kam der zündende Funke in Volkmanns Herz, Melitta sehen und lieben war fast eins — und dieje Liebe wurde täglich stärker, täglich inniger, ec hätte die größten Opfer bringen mögen, um NW
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