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Allgemeiner Anzeiger : 24.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189704248
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18970424
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970424
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-24
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.04.1897
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Eine seltene Erscheinung des . V Elmsfeuers beobachtete während eines vor «Niger Zeit niedergcgangenen Gewitters ein «pazlergänger. Derselbe war auf dem Heim wege begriffen, als er von der Dunkelheit und . "em gleichzeitig heraufziehenden Gewitter über rascht wurde. Plötzlich bemerkte er ein Leuchten an seinem Körper und sah bei aufmerksamem Beobachten die Spitzen seines Schnurrbartes in Hellem Licht erglänzen. Auch an einem am -Wege stehenden Hagebuttenstrauch war die Licht erscheinung wahrzunehmen; dieselbe hielt einige Minuten an und verschwand hierauf. Gleiwitz. Nachdem die Regierung die Ver einbarung zwischen dem Börsenvorstand und der freien Vereinigung über die Ueberlassung des Börsenlokals, weil darin eine Gesetzesumgehung zu finden sei, nicht bestätigt hat, ist die Schließung der Getreidebörse, die Auflösung der freien Vereinigung und die Errichtung eines städtischen GctreidemarkteS beschlossen worden. Oldenburg. Einen grausigen Fund machten einige Arbeiter in Bakum bei Fortschaffung eines Strohschobers. Sie fanden in dem Schober das Skelett eines Mannes. Wie dasselbe dort hin gelangt ist, ist nicht bekannt. Vielleicht darf man annehmen, daß der Mann zur Winterzeit in dem Strohschober Schutz vor Kälte gesucht hat dann aber doch darin erfroren ist. Es wurden bei dem Skelett Papiere gefunden, die andeuten, daß der Mann aus Lippe-Detmold stammte. Solingen. 3n Berghausen wurde ein junger Mann aus Richrath von fünf Land arbeitern überfallen und mit Pflastersteinen er schlagen. Vier an dem Morde beteiligte Arbeiter find bereits in Haft, der andere ist noch nicht ermittelt worden. Der Verstorbene wurde in einem Hause an der Treppe mit furchtbaren Verletzungen aufgefunden. Die Ursache der Mordthat ist unbekannt. Waldenburg. Als Seltenheit ist von der Musterung in Langwaltersdorf zu melden, daß ein Vater der Ersatzkommission auch seinen 14V-jährigen Sohn zuführte, der vollständig das Maß zur Garde besaß. Da der Zunge wegen seiner Jugend ins Regiment nicht eingestellt werden darf, wird er in einer Unteroffizier-Vor schule Aufnahme finden. Posen. Eine hiesige Firma ist durch ihren Reisenden auf eine ganz raffinierte Art und Weise um sehr hohe Beträge geschädigt worden. Bis jetzt ist ein Schaden von 70000 Mark bereits festgestellt. Der Agent, der auf Provision reiste, verkaufte die Waren um 20—30 Prozent billiger, als er sie verkaufen durste. Der unge treue Reisende ist verschwunden. Durch außer ordentlich geschickte Fälschungen hatte er die Be trügereien mehrere Jahre zu verdecken gewußt. Krojanke. Lebendig verbrannt ist in Stahren die kaum 20jährige Eigentümersrau Semrau. Die Unglückliche war am Kamin mit der Zu bereitung des Mittagessens beschäftigt, als ihre Kleider durch herausfallende Kohlen Feuer fingen und hell aufflammten; sie stürzte zwar sofort ins Freie, hauchte aber in kurzer Zeit ihren Geist aus. Memel. Die höheren Orts beschlossene Aufgabe des auf der Nehrung bei Süderspitze belegenen Forts scheint bereits in diesem Sommer zur Thatsache werden zu sollen. Mann schaften des hiesigen Bataillons sind gegen wärtig beschäftigt, die im Fort befindlichen Ge schütze von den Wällen hinabzuschaffen. Kronach. Der ,Fränkische Wald' enthält folgende, das Unangenehme mit dem Nützlichen verbindende Anzeige: „Wer mich noch einmal mit dem Namen Schlöppgoschen oder Rapsebuschel benennt, werde ich gerichtlich belangen. Adam Eißcnbeißer, Agent für Auswanderer nach Amerika. Außerdem habe ich zwei Regulateure zu verkaufen." Wien. Das Verschwinden der greisen Baronin Canitz erregt in Baden bei Wien nicht geringes Aufsehen. Die Baronin führte ein sehr zurückgezogenes Leben. Anscheinend lebte sie sehr behaglich, ihre elegante Kleidung und die hübsche Wohnung, die sie schon seit 15 Jahren inne hatte, ließen dies vermuten. Nun aber ist sie aus ihrem Wohnort verschwunden, und zwar aus Furcht vor der Not, der sie sich in letzter Zeit preisgegeben sah. Am 31. März sah man sie zum letzten Male; von jenem Tage an fehlt jede Gewißheit über ihren Aufenthalt und ihr Schicksal. Als ein Tag nach dem andern verstrich, ohne daß man sie bemerkte, verständigte man die Behörde. Diese ließ die sorgsam versperrte Wohnung durch einen Schlosser öffnen. Hier war alles in der größten Ordnunng. Auf einem Tischchen jedoch fand man einen Bogen Papier, beschrieben mit einigen Zeilen des Inhaltes, daß die Baronin ihres Lebens müde sei. Nur möge man nach ihr nicht forschen. Man erfuhr, daß Baronin Canitz sich seit Wochen schon gezwungen sah, Schulden zu machen, die zu bezahlen sie keine Aussicht hatte. Sie hatte wohl in früheren Jahren einiges Vermögen, allein sie griff ihre Kapitalien fort gesetzt an, bis dieselben aufgebraucht waren. Zu einer Veräußerung ihrer Wertsachen — es ist u. a. viel Silber vorhanden — deren Erlös ihr über ihre Verlegenheü auf einige Zeit hin weggeholfen hätte, wollte sie sich nicht ent schließen. Jetzt sollen die gesamten Effekten der Baronm öffentlich versteigert werden. Eine ihrer Freundinnen erzählt, daß die Verschwundene in den letzten Wochen sehr melancholisch ge wesen sei und häufig Selbstmordabsichten ge äußert habe. Budapest. Der Kommandant der vierten ungarischen Kavallerie-Brigade, Generalmajor Heinrich Polko, wollte am Dienstag den Rapport nicht unterschreiben und benahm sich so auf fallend, daß er in das Garnisonspital gebracht werden mußte. Mehrere Militär-Äerzte erklärten die Erkrankung des Generals Polko für schwer. Er wurde hierauf in eine Privatheilanstalt ge bracht. Man führt die Krankheit auf die viel fachen Stürze zurück, die der General beim Reiten erlitten hat. Bern. Die vielen in der Schweiz arbeiten den Italiener können sich nicht enthaften, auf Schweizer Boden dem italienischen Nationalübel des Vogclmordes zu fröhnen. Im Kanton Solothurn haben italienische Arbeiter die Vogel nester vielfach ausgenommen und die jungen Vögel massenhaft verspeist. An den von Vogel freunden angebrachten Nistkästchen wurden über Nacht die Deckel abgesprengt und die jungen Stare ausgenommen. Die Vogelschutz-Vereine haben nun beschlossen, den Arbeitgebern eine in italienischer Sprache abgefaßte Warnung zu übermitteln, die auf den Bauplätzen angeschlagen werden soll. Gleichzeitig wurde die einheimische Bevölkerung aufgefordert, die Italiener, welche die zum Schutze der nützlichen Vögel bestehen den Gesetze übertreten, den Strafbchörden an zuzeigen. Paris. Der Prinz von Wales ist nunmehr auch Motorwagenfahrer geworden. Der Prinz, welcher seit einigen Tagen in Parts weilt, durchfuhr in Begleitung des Pariser Sports man Nenö de Kupf am Montag in einem kleinen Petrolcummotorwagen die Champs Elysees, um nach seinem Hotel zu gelangen. In den Reihen der Pariser Automobilsportsmen herrscht Heller Jubel ob dieser wertvollen Unterstützung, die dem Automobilsport durch die Teilnahme des englischen Thronerben erwächst. Nizza. Der ehemalige ungarische Reichs tagsabgeordnete Emst Latinowitsch hat sich in Monte Carlo erschossen. London. Die hohen Würdenträger erhalten ost amüsante Briefe, in welchen ihnen gar sonderbare Dinge zugemutet werden. So er zählte jüngst der Lordmayor von London, daß ein junges Mädchen aus Budapest ihm ge schrieben habe, sie habe ihren Liebsten verloren und bitte den Lordmayor, ihn suchen zu lassen und ihn ihr nach Ungarn zurückzuschicken. Als einziges Detail fügt die unglückliche Dame hinzu, daß der untreue Geliebte Schmidt heiße; es sei jedoch wahrscheinlich, daß er in England einen Namen geändert habe. Brüssel. An der hiesigen Börse wurde ein nternationaler Gauner verhaftet, der mehreren Börsenbesuchern Portefeuilles mü 300 000 Frank in Banknoten entwendet hatte. Petersburg. In hiesigen militärischen Kreisen spricht man gegenwärtig viel von einer Liebesgeschichte, in der ein Mitglied der kaiser ¬ lichen Familie eine Rolle spielt. Ein junger Großfürst, der Äs Offizier bei den Garde husaren stand, lachte der ebenso hübschen als gefallsüchtigen Braut eines Regimentskameraden, des Grafen O., in allzu auffallender Weise den Hof. Der Graf hatte anfangs die Absicht, den Großfürsten zum Zweikampf herauszufordern, gab diesen Plan jedoch auf den Rat seiner Freunde auf, die seine Sache zu der ihrigen zu machen beschlossen. Sämtliche Offiziere des Regiments „schnitten" den Großfürsten in auf fälliger Weise und brachen jeden außerdienst lichen Verkehr mit ihm ab. Die Folge war eine Beschwerde des Vaters des also gemaßregelten Prinzen beim Zaren. Der Kaiser aber erklärte, daß er den Offizieren nicht ganz unrecht geben könne und sprach die Versetzung des Großfürsten nach einer anderen Garnison aus. Graf O. hat inzwischen seine Beziehungen zu seiner früheren Verlobten gelöst und hat sich nach Moskau versetzen lassen, wo er bald nach seiner Ankunft zum Adjutanten des Großfürsten Ser gius ernannt worden ist. New Aork. Der Mississippi hat neun Zentel der'Grafschaften Washington, Josaquena, Sunflower und Sharkey überschwemmt. Auch ein großer Teil der Grafschaften Jazoo und Warren steht unter Wasser. Der Vereinigte Staaten-Beamte, der die Bundesunterstützungen verteilt, sagt aus, daß 60 000 Personen unter stützt werden müssen. Gerichtshalk. Berlin. Gegen das Urteil im Anarchisten prozeß ist für den Angeklagten Koschcmann von den Rechtsanwälten Dr. Werthauer und Dr. Schoeps, sowie für den zu 1 Jahr Gefängnis verurteilten Westphal vom Rechtsanwalt Dr. Bieber Revision eingelegt worden. Leipzig. Leider ohne Strafe davonge- kommcn ist ein Schlingel, der sich am 17. Febr. vor dem Landgerichte Glatz zu verantworten hatte. Der 1883 geborene Dienstjunge Paul Wenzel ist von der Anklage des versuchten Diebstahls und der Beibringung von Gift frei gesprochen worden. Er hatte eine Peitsche seines Dienstherrn verloren und wollte nun eine andere entwenden, um den Verlust zu decken. Weil er keine fand, die der Verlorenen glich, sah er von dem Diebstahl ab. Ferner hat er in das zum Kaffeekochen bestimmte Wasser in der Küche seines Dienstherrn Zündhölzer gelegt und etwas Phosphor abweichen lassen. Nur weil der Sach verständige sagte, daß das Getränk, selbst wenn jedes Familienglicd sechs Tassen genossen hätte, kaum einen merklichen Einfluß auf die Gesund heit gehabt hätte, erfolgte Freisprechung. Die Revision der Staatsanwaltschaft gegen die Frei sprechung wurde vom Reichsgericht verworfen, so daß das saubere Früchtchen der moralisch reichlich verdienten Strafe entgeht. Passau. Das niederbayrische Schwurgericht verurteilte den Bauern Anselm Able wegen Vatermordes zum Tode, dessen Dienstknecht Girnghuber ebenfalls zum Tode und den 17jährigen Able, Sohn des ersteren, zu fünf zehn Jahr Gefängnis. Werden. Das Wiederaufnahmeverfahren in der Ziethenschen Mordsache ist nach einem Briefe des Albert Ziethen aus dem hiesigen Zuchthaus abermals abgelehnt worden. Das Gericht erkennt in dem vorgeschlagenen Zeugen Androk nichts Neues, da er sich schon am 20. Juni 1887 freiwillig gemeldet hat und nichts von dem Geständnis des Wilhelm gesagt hat. Er wird deshalb nicht für glaubwürdig anerkannt. Den Zeugen Rauscher (Berlin) hat das Oberlandesgericht abgelehnt, weil es sämt liche Erklärungen des Wilhelm als durchaus unglaubwürdig betrachtet. Kaiser Wilhelms erste Malstudien. Ein englischer Maler, Frith, nimmt die Ehre für sich in Anspruch, unserem Kaiser die ersten Pinselstriche beigebracht zu haben. Es war, wie Frith erzähft, kurz nach der Vermählung des Prinzen von Wales. Kaiser Wilhelm war da mals als Prinz Wilhelm vier Jahre alt und weilte mit seinen kronprinzlichen Eltern in Windsor zum Besuch. Frith war im Schloß mit der Ausführung des ihm gewordenen Auf trages, eines Gemäldes der Vermählung des Prinzen von Wales für die Königin Viktoria, beschäftigt. Alle Mitglieder der königl. Familie gaben dem Maler regelmäßige Sitzungen, und bei diesen Gelegenheiten tummelte sich Prinz Wilhelm in dem Atelier des Malers umher. Eines Morgens, als er in Begleitung seiner Gouvernante wiederum das Atelier aufgesucht hatte, gab der Maler dem Prinzen, um ihn zu beschäftigen, Pinsel und Farben in die Hand und ließ ihn in einer Ecke seines eigenen Gemäl des, wo der Prinz keinen Schaden anrichten konnte, nach Herzenslust herumpinseln und freute sich über die kecken Striche des Kindes. Die Folge dieses ersten Ausflugs des Prinzen iu das Gebiet der Kunst war, daß Prinz Wilhelm in seinem Maleifer sich über und über, auf Händen und im Gesicht, mit Rot, Grün und Blau beschmierte und bald wie ein tätowierter Indianer aussah. Ueber diese Verunstaltung ihres Zöglings geriet die Gouvernante in solche Angst, daß sie den Maler flehentlichst bat, dem Kinde doch die Flecken wieder abzuputzen. Frith nahm daher eine Flasche Terpentin und einen Lappen und machte sich an die „Wäsche". Das Werk war auch beinahe glücklich beendet, als zufällig etwas von der beizenden Flüssigkeit in eine Kratzwunde im Gesicht des Prinzen geriet und dem Knaben solchen Schmerz bereitete, daß er ein Zetergeschrei erhob und voller Zorn den Maler mit seinen kleinen Fäustchen zu bear beiten begann. Der Maler behauptete auch, Prinz Wilhelm habe von der Stunde ab seinem „Lehrmeister" einen stillen Groll bewahrt und diesen kindlichen Unwillen bei jeder der folgen den Sitzungen in seinem Gesichtsausdruck der maßen zur Schau getragen, daß es Frith schwer wurde, ein gutes Porträt seines kleinen „Schülers" zu erlangen. Kuntes Allerlei. Ueber die Vereinsmeierei in Berlin geben Erhebungen des Statistischen Amts inter essante Aufschlüsse. Obgleich die Ermittelungen noch nicht abgeschlossen sind, ist doch schon zu ersehen, daß sämtliche Vereine zusammen mehr Mitglieder haben, als Berlin Einwohner zählt. Es soll Personen geben, die mehr wie 30 Ver einen angehören. Patentierte Gemälde? In Berliner Künstlerkreisen wird die Frage erörtert, ob es nicht angezeigt wäre, Ideen und Stoffe von Gemälden durch Patentschutz vor unbefugter Nachahmung zu behüten. „Endlich," ruft einer der Beteiligten, „wird man nach berühmten Mustern sagen können: Male Patent!" Eine der Schwächen und Stärken Stephans war seine Gewohnheit, aus der Bibel zu zitieren. Seine Untergebenen kannten diese Zitierungsfreudigkeit und benutzten sie wohl zu einem kleinen Scherz. So telegraphierte ein mal eine Behörde bei der Eröffnung einer Tele graphenanstalt: „Exzellenz haben zur Verwirk lichung der von König David, Psalm 19, Vers 4 und 5, mit bezug auf die Telegraphie ge machten Prophezeiung wesentlich beigctragen." Die Verse lauten: „Kein Sprechen und kein Reden, da man keine Stimme hört! Ueber alle Lande erstreckt sich ihr Seil, und ihre Worte dringen bis an das Ende der Welt." Umgehend antwortete Stephan: „Meinen Dank für Ihren telegraphischen Gruß! Ich verweise Sie auf Psalm 92, Vers 3 und 6." Schlägt man nach, so findet man in der Bibel: „Möge er verkün den am Morgen deine Gnade und deine Wahr haftigkeit in den Nächten! Wie groß sind deine Werke, Ewiger! Wie sehr tief Deine Gedanken!" Zukunstsgespräch. „Ihre beiden ältesten Söhne find verheiratet, gnädige Frau?" — „Ja, an Aerztinnen mit sehr guter Praxis; beide haben eine vorzügliche Partie gemacht!" — „Und der Jüngste ?" — „Hm, den hat die Natur etwas stiefmütterlich.behandelt; der arme Junge wird wohl sitzen bleiben!" Erklärung. A.: „Ist denn die Dame ge fährlich krank, weil der junge Arzt so häufig zu ihr kommt?" — B.: „Nein, aber gefährlich hübsch!" ------E dert zusammenkommen zu können, hatte er unter irgend einem Vorwande das Schloß verlassen und sich in einem kleinen, von jedem Verkehr abseits gelegenen Dorfe eine Wohnung gemietet. Er war dadurch Herr seiner Zeit geworden, und diese Zeit wurde größtenteils Melitta ge widmet. In jenen Tagen des süßesten verschwiegenen Glückes komponierte er seine schönsten Lieder; oft nahm er seine Violine mit iu den Wald, um der Geliebten seine neuesten Kompositionen vor- zuspielen; leuchtenden Blickes lauschte dann lieblichen Weisen, die in Tönen die cmhle aussprachen, die sie für den geliebten dak'ni^I" Kerzen trug. Sie war so glücklich, antreten, Melitta mußte m die zurück dann hatte die Idylle emEnde^ch^ waren noch viele Wochen, wozu siw also die glücklichen Momente verkümmern ? Wie es dann werden sollte, wer konnte dies schon jetzt voraussagen? Jetzt liebte er das Kind, es war ein duftendes, herziges Mald- blümchen, ein süßes, licbcglühendes Gxschövf das ihn zu seinen besten Kompositionen begeisterte und die schönsten Melodien in seiner Seele wachrief. Er erfreute sich an ihrem naiven ungekün stelten Geplauder, an ihrer sich täglich mehr ent faltenden Anmut und Lieblichkeit, er erfreute sich an ihr, wie man sich an einer schönen Blume erfreut, die man bricht, um sich an ihrem Dufte zu erquicken, dann legt man die Blume achtlos beiseite und geht weiter seines Weges, unbekümmert, ob sie nun pfleglos welkt und zu Grunde geht. Da mitten in diese sorgenlose Seligkeit hinein kam eine Nachricht von einem Freunde aus Paris. Der Freund schilderte ihm das Leben in der Seinestadt mit so lockenden, glühenden Farben, daß in Cornaro die Lust rege wurde, sich hin zubegeben, um von dort aus seine Tournee zu beginnen. Er war schon einmal in Paris ge wesen und hatte daselbst mit vielem Beifall konzertiert. Eine plötzliche Sehnsucht nach Applaus, nach Bravorufen wurde in ihm rege; er begriff nicht, wie er so lange in der Einsamkeit hatte leben können. Wären seine Kompositionen nicht ge wesen, er hätte diese Zeit als eine verlorene beklagt. Jetzt wollte er hinaus in die Welt, um die unter Liebesgeflüster und Waldesrauschen ge dichteten Weisen der Menge vorzuspielen; es verlangte ihn danach, wieder bewundert und gefeiert zu werden, mit schönen Frauen zu ver kehren und ihrem pikanten Geplauder zu lauschen. Melitta, das süße stille Liebesglück der letzten Wochen — alles war vergessen. Er schrieb seinem Freunde sofort nach Paris, dieser möchte ihm eine kleine, elegante Garson- Wohnung bestellen, er komme so bald als mög lich. Dann ging es mit Hast an die Ordnung seiner Kompositionen, er vollendete angefangene Sachen, legte sich die Stücke zurecht, die er den s Parisern vorzuspielen gedachte, kurz er ent wickelte mit einem Male eine fieberhafte Thätig- keit, als gelte es, schon in der nächsten Stunde vor das Publikum zu treten. Er arbeitete von früh bis spät und gönnte sich kaum eine Viertelstunde Zeit, um ein fru gales Mahl zu sich zu nehmen oder eine Zigarre zu rauchen. Schon seit drei Tagen war er nicht in den Wald gekommen; hier und da fiel ihm wohl Melitta ein, allein der Gedanke, was sie zu seinem Ausbleiben sagen würde, hatte durchaus nichts Beunruhigendes für ihn. Die seit einigen Tagen herrschende trübe Witterung bot ihm einen hinreichenden Entschuldigungsgrund, sie mußte sich ja ohnehin an sein Fernbleiben ge wöhnen. Am Abend des dritten Tages saß Cornaro in dem bescheidenen Stübchen, das er bisher im Dorfwirtshause bewohnt hatte. Er war mit seinen Arbeiten fertig geworden und erholte sich nun bei einer guten Zigarre von der Plage der letztverflossenen Zett. Lächelnd sah er sich in dem ärmlich möblier ten Raume um, mit Behagen daran denkend, in welch' kurzer Zeit er diese primitive Woh nung mit einer mit allem Komfort ausgestatteten vertauschen würde. Morgen wollte er in den Wald gehen, um von der kleinen Melitta Abschied zu nehmen, es war fraglos, daß sie dort seiner harren würde, er wollte mit ihr noch einige idyllische Stunden verleben, mit Küssen Thränen trocknen, ihr alle möglichen Versprechungen machen, die er nie zu haften gedachte, und dann, wenn das über standen war, dann ging es fort, fort in die weite Welt. An Melittas Schmerz dachte er weiter nicht; die Frauen hatten den schönen Künstler verwöhnt und ihn dadurch herzlos gemacht. Es war ihm so viel Liebe entgegen gebracht worden, daß er die Wertschätzung dieses Ge fühls verlernt hatte. We hatten sie geweint und geklagt, wenn er von ihnen ging, und mit der Zeit hatten sie sich doch alle wieder ge tröstet; mit Melitta würde das ebenso sei. Vielleicht, daß das „Kind" den Abschied an fänglich etwas tragischer nahm als andere, sie war ja im ganzen eine leidenschaftliche Natur, deshalb wollte er auch Nachsicht mit ihr haben und ihr ein« oder zweimal von Paris aus schreiben, wenn ihm die Zeit blieb, mehr konnte doch niemand von ihm verlangen. . . Ein schüchternes Pochen unterbrach ihn in seinen Reflexionen. Cornaro rief ein lautes „Herein". Niemand trat ein. Etwas unwillig erhob sich der Künstler, um selbst die Thür zu offnen. Vor ihm stand Melitta, bleich, bebend, mit Thränen in den Augen. „Melitta I" Cornaro faßte sic bei der Hand und zog sie rasch in das Stübchen. Das Mädchen fiel ihm schluchzend um den Hals. „Verzeihe, daß ich gekommen bin, ich dachte, du seiest krank, ich hatte keine Ruhe. — Bist du mir böse? Zürnst du mir?" Er führte sie zu dem kleinen harten Sofa in der Ecke, und ließ sich an ihrer Sette nieder, sie immer fest umschlungen haltend. LL n (Fortsetzung folgt.'
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