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Allgemeiner Anzeiger : 24.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189704248
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970424
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-24
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.04.1897
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Politische Rundschau. Deutschland. * Das Kaiserpaar empfing am Dienstag den Fürsten Ferdinandvon Bulgarien. Abends trat der Kaiser seine Reise nach Wien an. * Am ersten Osterfeiertag besuchte das Kaiserpaar den Gottesdienst in der Dom- Jnterimskirche. Nach der Frühstückstafel empfing der Kaiser den Staatssekretär des Aus wärtigen Amts Freiherrn Marschall von Bieberstein zum Vortrag. Um 5 Uhr nach mittags fand im Schlosse Bellevue für die kaiserlichen Kinder und deren Gespielen ein Ostcreiersuchen statt, worauf das Kaiserpaar eine Spazierfahrt unternahm. Um 8 Uhr abends fand im königlichen Schloß Familientafel statt. *Am 24. April wird der Kaiser in Karlsruhe zur Teilnahme an den Auer hahnjagden auf dem Kaltenbronn erwartet. * Herzog ErnstGünther von Schles wig-Holstein hat sich mit der Prinzessin Dorothea von Sachsen-Koburg- Gotha verlobt. Herzog Ernst Günther, geboren zu Dölzig am 11. August 1863, war der einzige Sohn des 1880 verstorbenen Herzogs Friedrich. Seine älteste Schwester ist die deutsche Kaiserin, seine dritte Schwester ist vermählt mit dem Prinzen Friedrich Leopold. Prinzessin Maria Dorothea von Sachsen-Koburg und Gotha, ge boren 13. April 1881, ist eine Tochter des Prinzen Ferdinand Philipp, österreichischen Feld marschall-Leutnants, und der Prinzessin Luise von Belgien. *Der Bundesrat hat angeordnet, daß im Schulunterricht sowie im amtlichen Verkehr fortan für 100 Kilogramm die Bezeichnung „Doppel zentner", abgekürzt „ä-r" angewcndet wer den soll. *Wie die ,L. N. N.' versichern, wird die Militär-Strafprozeßordnung dem Reichstag bald nach Ostern zugehen. *Jm Reichsjuftizamt nähern sich abermals drei große Gesetzentwürfe ihrer Vollendung; sie find bestimmt, die Neuordnung der Rechtsver hältnisse, wie sie durch das Bürgerliche Gesetz buch bedingt ist, zum Abschluß zu bringen. Es handelt sich um ein Gesetz über die frei willige Gerichtsbarkeit, um eine Novelle zur Konkursordnung und um die in der Presse bereits vielfach erwähnte Novelle zur Zivilprozeßordnung. Wie mitgetheilt wird, besteht der Wunsch, alle drei Vorlagen noch im Laufe dieses Sommers dem Bundesrat zugehen zu lassen. Dem bisherigen Brauche zufolge würde man dann gleichzeitig, wenn nicht schon vorher, eine Veröffentlichung der Gesetzentwürfe im ^Reichsanzciger' erwarten können, wodurch den interessierten Kreisen Gelegenheit, die Entwürfe zu begutachten und ihre Wünsche zu äußern, gegeben würde. * Der Kolonialrat wird Mitte Mai zu einer Tagung einberufen werden. *Jm Reichstag ist von den Abgg. Rösicke und Genossen ein eingehend ausgearbeitcter Gesetzentwurf bctr. die Abänderung des Alters- und Jnvaliditäts-Verficherungs-Gesetz- entwurfs eingebracht worden. Derselbe geht von den auf der Konferenz, die im Reichsamt des Innern im Herbst 1895 abgehalten wurde, ent wickelten Grundgedanken aus und versucht auch an Stelle des bisherigen Markensystems eine anderweitige Lösung dieser Frage. * Der Bund der Landwirte hat an den Reichskanzler, sowie an den Preuß. Handels minister und den Landwirtschaftsminister eine Eingabe gerichtet, innerhalb der für die Ent scheidung zuständigen Stellen auf die endliche wirksame Durchführung des Börsengesetzes hinwirken zu wollen. *Der Nachricht über die baldige Einbrin gung des preußischen Vereinsgesetz entwurfs im Landtage wird jetzt von anderer Seite widersprochen. Vor allen Dingen habe das Präsidium des Abgeordnetenhauses keinen - Druck auf die Regierung auszuüben versucht.' Dieser Widerspruch hat freilich wenig praktische Bedeutung. Einem parlamentarischen Bericht- ! erstatter zufolge soll die Sache so stehen, daß sich zwar das Staatsministerium grundsätzlich! auf einen Entwurf geeinigt hat, jA aber an entscheidender Stelle beanstandet wk ,'n ist. *Eine Milliarde für die Zwecke der Arbeiterversicherung ist während des ersten Jahrzehnts der Anwendung der verschie denen Gesetze verausgabt worden, wie der Vor sitzende der Berliner Versicherungsanstalt, Dr. Freund, in einer soeben erschienenen Schrift darthut. Im Mittelpunkt dieser gewaltigen Summe stehen die Ausgaben für die Unfallver sicherung, deren Lasten allein von der Arbeit- geberschast aufgebracht werden müssen. Zur Zeit kann kein Land in dieser Hinsicht mit Deutschland einen Vergleich aushalten. Oesterreich-Ungarn. *Eine Erneuerung des Drei kaiserbundes, der ausschließlich Friedens zwecken dienen soll, wird in ungarischen Zeitun gen als bevorstehend bezeichnet. Die bevor stehende Reise des Kaisers Wilhelm nach Wien und die Fahrt des Kaisers Franz Joseph nach Petersburg soll damit in Zusammenhang stehen. England. *Ein englisches Geschwader von sieben Schiffen ist nnvermutet in Durban (Natal) eingetroffen. Am Freitag abend wurden zwei weitere Kriegsschiffe erwartet, deren Ziel und Bestimmung unbekannt ist. Svante». *Ueber eine Amnestie in Spanien wird gemeldet, daß die Königin - Regentin am Freitag 14 zum Tode Verurteilte begnadigte, darunter drei, die wegen Empörung verurteilt waren. Balkanstaaten. * Nachdem in voriger Woche eine Reihe von Scharmützeln zwischen Türken und griechischen Freischärlern stattgefunden hatte, ist am 19. d. die offizielle Kriegserklärung der Türkei an Griechenland beschlossen worden. Am Sonntag und Montag wurde an der Grenze heftig gekämpft; die Türken versuchten die drei Bergpäffe zu nehmen, welche nach Griechenland hinüberführen. Selbst verständlich schreiben sich beide Teile den Sieg zu, doch scheinen in Wirklichkeit die Türken einige Erfolge errungen zu haben. Der Kampf dauert fort. — Den Großmächten war der offizielle Krieg eine Ueberraschung. England und Italien sollen die sofortige Auf- Hebung der Blockade Kretas be schlossen haben. Die Pforte hat alle in der Türkei wohnenden griechischen Unterthanen, etwa 30000, auszuweisen beschlossen und ent schuldigt diese Maßregel damit, sie wolle den Ausbruch des Fanatismus ihrer muselmanischen Unterthanen vorbeugen; es wohnen aber außer dem noch 5 Millionen Griechen unter den Türken. *Jn der griechischen Kammer hat am Freitag Delyannis eine Gesetzvorlage einge bracht, durch welche die Regierung ermächtigt wird, die Ausgabe von Schatzbillets von 14 auf 30 Millionen Drachmen zu erhöhen, für den Fall der Unzulänglichkeit dieser ersten Maßregel eine innere Anleihe von 24 Millionen Drachmen aufzunehmen und die Ausgabe kleiner Banknoten von 1 und 2 Drachmen bis zum Betrage von 4 Millionen zu erhöhen — Finanzmaßregcln, die teilweise die große Geldverlegenheit Griechenlands in recht bedenklichem Lichte erscheinen lassen. Amerika. * Um die neue amerikanische Tarifbill wird der Kampf im nordameri kanischen Senat sehr heftig werden. Der An trag des Senators West, welcher die Gesetz mäßigkeit der Verfügung des Schatzsekretärs Mr. Gage in betreff der rückwirkenden Kraft des Stcuergesctzes bestreitet, ist mit 24 gegen 23 Stimmen dem Finanzkomitec überwiesen worden. * Die Annektion von Hawai seitens der Vereinigten Staaten von Nord amerika steht, einer Mitteilung der ,Daily Chronicle' zufolge, in Aussicht. Vorher werde der Kongreß eine Resolution annehmen, welche die Besitznahme durch eine fremde Macht ver bietet. Afrika. * Einer Kapstädter Meldung der .Daily Mail' zufolge versprach PräsidentKrüger, eine Vorlage einbringen zu lassen, die Uit- ländern, die zwei Jahre in Transvaal ansässig find, das Stimmrecht für alles, ausgenommen die Volksraadwahlen, gibt; Uit- lander, die vier Jahre ansässig find und den Treueid leisten, erhalten das Stimmrecht auch für die Volksraadwahlen. *Die südafrikanische Frage wird im Kap-Parlament durch die Beratung über zwei bezügliche Anträge angeschnitten werden. Der Afrikaner Dutoit hat einen Be schlußantrag eingebracht, wonach der Frieden und das gegenseitige Vertrauen unter den Staaten Südafrikas am besten durch treues wechselseitiges Einhalten der eingegangenen Ver trags-Verpflichtungen und durch die Befolgung einer Politik der Mäßigung und gegenseitigen Versöhnung durch die betreffenden Staaten er reicht würde. Darauf hat nun von britischer Teste Janes einen Zusatzantrag eingereicht, wonach der Frieden am besten durch genaue Befolgung der Londoner Konvention, durch Ab stellung der wohl begründeten Beschwerden der Uilländer durch die Südafrikanische Republik und durch die Weiterbefolgung einer Politik der Mäßigung durch die englische Regierung er reicht würde. Transvaal und der Oranje- Frerstaat. Eine Sonder-Ausgabe des.Gouvernements- Eourant' des Oranje-Freistaates vom 22. März bringt den Wortlaut der Beschlüsse, die von den Präsidenten der Transvaal-Republik und des Oranje-Freistaates nach Beratung mit den Aus schüssen aus beiden Volksraaden am 17. März gefaßt find. Es heißt darin: Der Oranje-Freistaat und die Südafrika nische Republik, überzeugt von den vielen Banden des Blutes und der Freundschaft, die das Volk vom Oranje-Freistaat mit dem Volke der Süd afrikanischen Republik verbinden; eifrig danach trachtend, die Interessen beider Länder zu ge meinsamen zu machen und sie durch einen feier lichen Verband noch mehr zu vereinigen; wünschend, zu diesem Zwecke eine Foederal- Union zu stände zu bringen; zugleich in Kenntnis dessen, daß eine solche Foederal-Union erst nach einigen Jahren in Wirksamkeit wird treten können; erfüllt von dem Wunsche, schon gleich demselben Gefühl und demselben Verlangen Ausdruck zu geben, welches nach einer Foederal- Union strebt; haben sich, in Erwartung des Zustandekommens einer solchen Union bereits über folgendes geeinigt: „1) ES soll ewig dauernder Friede und Freundschaft bestehen zwischen dem Oranje-Frei staat und der «Südafrikanischen Republik. 2) Der Oranje-Freistaat und die Südafrika nische Republik verpflichten sich gegenseitig, einander mit allen verfügbaren Kräften und Mitteln zu unterstützen, wenn die Unabhängig keit eines der beiden Staaten bedroht oder an- getastct wird, cs sei denn, daß derjenige Staat, der Unterstützung gewähren soll, darthut, daß die Sache des anderen Staates keine recht mäßige ist. 3) Die Regierungen der beiden Staaten halten es für wünschenswert, daß sie sich so bald als möglich gegenseitig über dasjenige, was den Frieden und die Unabhängigkeit eines der beiden Staaten zu benachteiligen geeignet ist, informieren." > Diesem Beschlusse find noch drei Bestim mungen beigefügt. Die erstere derselben besagt, daß die Rechte und Pflichten der Offiziere und Bürger desjenigen Staates, der im Kriegsfälle Hilfe leistet, und die Lieferung von Munition und dergl. an dieselben von beiden Regierungen und Volksraaden gemeinsam bestimmt werden. In der zweiten heißt cs, daß den Volksvertre tungen der beiden Staaten Gesetzentwürfe vorzu legen find, wonachdieBürger des einen Staates und deren legitime Nachkommen bei einer Uebcrsiedc- Leidenschaft und Liebe. 11) Roman von C. Belmar. (Fortsetzung.) „Sie sehen allerliebst, reizend aus," wieder holte Frau Walther schon zum sechsten Male. Melitta verstand erst jetzt, was sie meinte, ein flüchtiges Lächeln umspielte ihren hübschen Mund. „Wird er mich auch reizend finden?" fragte sie fich. , , Es klopfte an der Thür. „Herein!" rief Frau Walther — „Melitta, eine Ueberraschung für Sie." Die Thüre öffnete fich. „Onkel Oskar!" rief Melitta — das klang so ganz wie im Jubcltone der dahin ge schwundenen, süßen Kinderzeit, da Onkel Oskar noch ihr Lehrer und Beschützer gewesen. „Melitta, mein liebes Kind!" Er hielt die schlanke Mädchengestalt in den Armen und preßte einen väterlichen Kuß auf die reine Stirn. „Onkel, wie froh bin ich, daß du gekommen bist!" flüsterte sie, sich dichter an ihn schmiegend. „Warum hast du nicht geschrieben?" Melitta unterbrach ihn hastig. „Sei nicht böse," bat sie tief errötend, „ich weiß nicht, warum ich dies unterließ — ich bin des Erfolges nicht sicher. — Wenn mein Versuch mißlingt —" „Davon ist keine Rede," fiel ihr Frau Walther ins Wort, „ich habe mit dem Professor gesprochen, er ist des Lobes voll über Ihr Spiel, Sie werden einen glänzenden Erfolg haben." Frau Walcher behielt recht; Melitta konnte sich eines glänzenden Erfolges rühmen. Ihre Leistung schloß sich würdig an jene Cornaros an. „Mögen diesem ersten Lorbeerblatte zu Ihrem Nuhmeskranze noch viele andere folgen," sagte der Künstler lächelnd zu ihr, als er sie aus dem Konzertsaal führte --.„ich werde stets mit Stolz daran denken, daß ich derjenige ge wesen, an dessen Seite Sie zuerst an die Oeffent- lichkeit getreten sind." Melitta senkte schweigend ihr Köpfchen auf das Boukett, welches er ihr beim Kommen überreicht hatte, sic wollte sprechen, ihm einige Worte des Dankes sagen, die Stimme versagte ihr, ihre Augen füllten sich mit Thränen, hilf los wie ein Kind sah sie zu ihm empor. Er neigte fich tiefer zu ihr herab, sodaß sein Arm ihre heiße Wange streifte. „Ich muß Ihnen Lebewohl sagen," flüsterte er, „morgen reise ich nach Königsegg." Melitta erbebte heftig. Noch einmal schlug sie ihre Augen zu ihm auf, aber diesmal mit einem so glücklichen, strahlenden Ausdruck, daß er sofort erriet, er habe ihr damit eine Freuden botschaft hinterbracht. Er wollte siefragen, aber der Professor ließ ihm keine Zeit dazu; der gute Mann war außer sich vor Freude, er nannte Melitta seinen „Stolz", seine „Hoffnung für die Zukunft" und ließ die beiden gar nicht zu Worte kommen. Endlich machte fich Comaro los; er ver sprach dem Professor, ihn am folgenden Tage zu besuchen, uitd empfahl fich von Melitta, welche im Korridor, von ihrem Oheim erwartet wurde. Cornaros Boukett mit beiden Händen fest an ihr Herz drückend, so kam Melitta heim; die Lobsprüche und freudigen Ausrufungen verhallten ungestört an ihrem Ohre, in ihrem Herzen jauchzte und wogte es mit unnennbarer Lust — „er wird in meiner Nähe weilen, ich werde ihm Wiedersehen." — Sie war nun diejenige, welche mit fieberhafter Hast zur Abreise trieb, mit einem Male hatte sich ihrer eine unendliche Sehnsucht nach dem Lindenhofe bemächtigt. Onkel Oskar ließ sie sragelos gewähren; er hatte eine Menge Geschäftssorgen im Kopfe, die ihm keine Zeit ließen, über Melittas seltsames Betragen nach zudenken. Wenige Tage nach dem Konzerte reiste man ab, Melitta glück- und freudestrahlend, Onkel Oskar sinnend, grübelnd, ob ihm die neue Speku lation wohl gelingen würde. Die Großmama empfing die „kleine Künst lerin," so nannte fie fortan Melitta, mit einem spöttisch-freundlichen Lächeln; die alte Danie sah brillant aus und schien fich der besten Gesundheit zu erfreuen. Um Melitta kümmerte sie fich ebensowenig wie früher, und da Onkel Oskar bald nach ihrer Ankunft auf dem Lindenhofe eine längere Ge schäftsreise antrat, so blieb Melitta fich wieder wie gewöhnlich allein überlassen. Diesmal schien Melitta ihre Verlassenheit nicht so bitter zu empfinden. Des Vormittags spielte sie Klavier, am Nachmittage unternahm sie weite Spaziergänge, von denen sie meist erst spät abends hcimkchne. Die Großmama fragte nie, wo fie gewesen, und sonst gab es niemand, dem Melitta über ihr Thun und Treiben Rechenschaft schuldig gewesen wäre. lung in den and eren Staat nach Ablegung des Unter thaneneides sofort stimmberechtigte Bürger des selben werden können. Die dritte Bestimmung enthält einen Gesetzentwurf betreffend einen ge meinschaftlichen Rat von Abgeordneten beider Staaten. Darin heißt es u. a.: 1) daß ein Rat von Abgeordneten beider Staaten ein gerichtet wird, 2) daß der Rat aus 10 Mit gliedern bestehen soll, wovon die eine Hälfte dem Oranje-Freistaat, die andere der Süd afrikanischen Republik angehören soll, 3) daß die Anstellung und Entlassung der Mitglieder und Sekretäre geschehen soll durch die be treffenden Staatspräsidenten mit Zustimmung und Bewilligung des Ausführenden Rats, 4) daß die Mitglieder zwei Jahre lang im Amt bleiben, 5) daß der Rat der Abgeordneten min destens einmal im Jahre Sitzung zu halten hat, wenn möglich nicht gleichzeitig mit den Sitzungen der beiden Volksraade, 6) daß die Sitzungen abwechselnd in Prätoria und Bloemfontein ab gehalten werden, es sei denn, daß die beiden Staaten gemeinschaftlich hierüber eine andere Bestimmung erlassen, 7) daß es die Pflicht des Rates der Abgeordneten sein soll, zu verhandeln und den Regierungen beider Staaten schriftlich zu berichten über Gegenstände von gemeinsamem Interesse, wie gegenseitigen Schutz und Handels verkehr, Anträge bezüglich einer Foederal-Union und Einwendungen dagegen, Mittel anzu empfehlen, wodurch Gleichförmigkeit in der Gesetzgebung beider Staaten befördert werden kann und ferner solche Dinge, welche von der Negierung des einen oder anderen Staates dem Rat der Abgeordneten zur Erwägung mitgeteilt werden, 8) daß der Rat der Abgeordneten keine gesetzgebende Macht besitzen oder ausüben soll, auch fich kein anderes Recht, Vorrecht oder Vor teil soll anmaßen außer denen, welche im Volks- raadbeschlutz angegeben find, außer dem Rechte des Rates der Abgeordneten, ein Ordnungs- Reglement für seine Thätigkeit aufzustellen. Außerdem enthält die Nummer des ,Gou vernement - Courant' einige Aenderungen des Vertrages von Potchefftroom vom März 1889. Demnach genießen die Bürger eines jeden Staates im andern dieselben Rechte und Vor rechte und find keinen schwereren Verpflichtungen und Abgaben unterworfen, als im Heimatstaat. Die Produkte des Bodens und der Industrie des einen Staates werden in dem andern nicht höher besteuert, als die heimischen Produkte. Nur Spirituosen machen eine Ausnahme. Jede Streifigkeit über Auslegung des Vertrages und Protokolls von 1889 wird einem gemeinsamen Schiedsgericht unterworfen. Uorr MH nnd Fern. Krossen. Der Kaiser hat dem Maurer polier und Brettschneider Anton Corduan in Klein-Dcichow das Allgemeine Ehrenzeichen in Gold mit der Aufschrift: „Verdienst um den Stand" verliehen. Dem Ausgezeichneten, welcher den Gebr. Gohr und deren Vorfahren fünfzig Jahre treu gedient hat, ist bereits vor einigen Jahren die goldene Jubiläumsmedaille verliehen worden. Düsseldorf. In dem Prozesse gegen den Homöopathen Dr. Volbeding wegen Kurpfuscherei war auch das aus dessen Praxis herrührende hohe Einkommen zur Sprache gebracht worden, Die Steuerbehörde nahm daher Anlaß, fich mit der niedrigen Selbfteinschätzung des „großen Medizinmannes" zu befassen, die in keinem Verhältnis zu der hohen Einnahme stand. Die Folge war die Feststellung, daß Volbeding, der jetzt eine mehrjährige Gefängnisstrafe verbüßt, einen Bettag von 5500 Mark an Staatsein- kommenstcucr hinterzogen hatte. Der Fiskus zog den Dr. Volbeding zur Entrichtung dieser Summe, ferner zur Zahlung des doppelten Be ttages der hinterzogenen Steuer strafweise heran. Von den vom Fiskus mit Beschlag belegten 25 000 Mk. der Volbedingschen Sicherheits- summc, die fich auf 200 000 Mk. belief, werden also zusammen 16 500 Mk. durch die Steuer behörde eingczogen. Der Rest der 25 000 Mk. dürfte fast ganz der Stadt Düsseldorf zufallen, da auch ihr ein Gemeindesteucrzuschlag von 140 Prozent auf den hinterzogenen Steuerbetrag von 5500 Alk. zusteht. Wenn sich jemand die Mühe genommen hätte, das junge Mädchen zu beobachten, so würde derselbe die Bemerkung gemacht baben, daß Melitta täglich frischer und rosiger erblühte. Auf dem jungen Gesicht lag ein eigener Aus druck von Glück und Zufriedenheit, die dunkel- grauen Augen leuchteten in einem ihnen sonst fremden Glanze, die Haltung der schlanken, ge schmeidigen Gestalt war sicherer, selbstbewußter geworden, die Knospe hatte sich über Stacht zur liebliche Rose entfaltet. Sie liebte und wußte sich wieder geliebt! Auf einem ihrer Ausflüge war fie mit Comaro zusammengetroffen, und seit jener Zett war er ihr steter Begleiter. Seinen süßen Liebesworten lauschend, schritt fie an seinem Arme durch den duftigen grünen Wald, ein namenloses Glück mit fich im Herzen tragend. In den Zweigen der Baumkronen über ihrem Haupte sangen und zwitscherten die Vöglein und es dünkte ihr, als säugen sie nur das eine Lied: „Er liebt mich, er liebt mich!" Der weltgewandte junge Künstler hatte bei dem jungen unerfahrenen Mädchen leichtes Spiel, die ganze Seele des Kindes lag wie ein aufgeschlagenes Buch offen vor ihm da. Sic hing mit enthusiastischer Begeisterung an dem Manne, dem ersten, der ihr von Liebe sprnck Widerstandslos ließ sie fich von dem süßeu Zauber umstricken, der ihr ganzes Sein ac- fangen nahm, für fie gab es kein Gestern, tew Morgen, sie lebte nur für heute, für die bc- glückende Gegenwart. Einige Wochen schwanden so in rascbcm Fluge dahin; Cornaro weilte längst nicht men auf Gut Königsegg. Um mit Mctitta ungchu -
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