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Allgemeiner Anzeiger : 21.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189704213
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970421
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-21
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.04.1897
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Servistarif ««d Klasseneinteilung der Orte. Nachdem der Bundesrat in seiner letzten Plenarsitzung dem Gesetzentwurf über den Servis tarif und die Klasseneinteilung der Orte seine Zustimmung gegeben hat, wird der Entwurf nunmehr auch bald dem Reichstage zugestcllt werden. Es bestätigt sich, wie offiziös gemeldet wird, daß im allgemeinen für die Einreihung der Orte in die verschiedenen Servisklassen die Grundsätze maßgebend gewesen sind, nach welchen auch der in der Mitte der achtziger Jahre dem Reichstage vorgclegte, von diesem aber nicht ver abschiedete Entwurf ausgearbcitet war. Unter anderm ist danach für die Veranschlagung des Wertes der Quartierlcistung an einem bestimmten Orte nicht der Aufwand entscheidend gewesen, der den Gemeinden infolge der Anlegung und Unterhaltung von kommunalen Kascrncments bezw. den Gemeinden oder den Quartierträgcrn bei Ausmietungen thatsächlich erwächst, sondern der lediglich nach den allgemeinen Verhältnissen des Ortes sich bedingende wirkliche Wert der Leistungen. Die Abänderung der bestehenden Klasseneinteilung ist hauptsächlich in zwei Kate gorien von Fällen erfolgt. Einmal bezüglich solcher Ortschaften, die in unmittelbarer Nähe großer Städte liegen und deren Verhältnisse denjenigen dieser Städte sich mehr und mehr gleich gestaltet haben, und sodann bezüglich solcher, die aus anderen Gründen eine unver hältnismäßig schnelle Entwickelung erfahren haben. Es ist selbstverständlich, daß die Vor lage auch einen finanziellen Effekt hat. Es dürften in derselben auch die Mittel zur Be streitung des infolge der neuen Klasseneinteilung sich ergebenden Mehrbedarfs für die einzelnen Verwaltungszweige ausgeworfen werden. Schon in der Vorlage, die in der Reichstagstagung von 1886/87 in die erste Beratung kam, in der Budgetkommission aber stecken blieb, war der Mehrbedarf auf nahezu eine Million berechnet, von welcher allerdings mehr als die Hälfte auf die Militärverwaltung entfiel. Man wird wohl kaum fehlgehen, wenn man annimmt, daß, nach dem nunmehr wieder zehn Jahre seit dem letzten Anlauf zur Aenderung der Klasseneinteilung der Orte verflossen find, der finanzielle Effekt noch größer sein wird. Wenn der Termin des In krafttretens des neuen Gesetzes noch in das laufende Etatsjahr gelegt würde, würden die Mittel zur Bestreitung des Mehrbedarfs den entsprechenden Ausgabetiteln des vor kurzem festgestellten Rcichshaushaltsetats zutreten müssen. Sic spielten. Melitta hatte alle Befangen heit siegreich überwunden; sie spielte so ruhig und sicher, als hätte sie immer mit dem Künst ler zusammen gespielt, sie fügte sich ganz in seine Vortragsweise, nicht die kleinste Nüance entging ihr, es war, als würden die beiden Instrumente von einer Hand beherrscht, von einer Seelcnempfindung geleitet, so rein, so innig ineinander verschmolzen klang das Ganze. „Alle Achtung, mein Fräulein," sagte Cor naro nach beendetem Spiele, den Bogen weg legend, um ihr die Hand zu bieten — ich hätte mir keine bessere Begleitung wünschen können; Sie leisten Vorzügliches." Bebend legte Melitta ihre kleine Hand in seine Rechte; der warme Druck, mit welchem er dieselbe umschloß, durchzuckte sie gleich einem elektrischen Strahle; sie fühlte sich in diesem Momente überglücklich; dennoch vermied sie es hartnäckig, den Blicken des Künstlers zu be gegnen, sie hatte angst vor diesen schönen, glühen den Augen, die so tief in ihre Seele drangen und ihr armes, kleines Herz in wilden Aufruhr brachten. Die Probe fiel äußerst günstig aus. Man verabredete noch einige Zusammenkünfte bei dem Professor, dann verabschiedete sich Cornaro; er sei zu einer Soiree bei Baronin Königsegg geladen. „Ich dachte, die Baronin sei Witwe," sagte die Professorin, „da ich niemals von ihrem Gatten hörte; erst kürzlich erfuhr ich, daß dem aber nicht so sei." Der Künstler zuckte leicht die Achseln. „Die Frau Baronin beherrscht vollständig ihren Gatten, er ist nicht viel mehr als eine Null in seinem eigenen Hause, daß heißt in demjenigen, das er für ihr Geld gekauft hat. Vor seiner Heirat befand sich der Baron in den mißlichsten Verhältnissen, jetzt hat er sich rangiert und ist aus Dankbarkeit der ergebene Diener seiner Frau geworden. Beide Teile scheinen vollkommen zufrieden zu sein, er gehorcht ihr und lebt dafür in ange nehmen, sorglosen Verhältnissen, sie gibt dazu ihr Geld hdr, beherrscht ihn vollständig und heißt „Frau Baronin" — aber der Wahrheit die Ehre, kein Mensch sieht ihr ihre bürgerliche Abkunft an, sie besitzt vollständig das Wesen einer Dame der großen Welt." „Nun ja, das Geld ist allmächtig," sagte der Professor lächelnd, „mit dem Geld läßt sich alles erreichen." „Eines steht noch höher: die Kunst," lachte der junge Mann, „denn die Kunst verschafft Geld, Ehre und Ansehen, ich möchte doch mit keinem Reichen tauschen." Mit gemischten Empfindungen sah ihm Melitta nach. War deshalb die Kunst führ ihn das höchste, liebte er sie nicht um ihrer selbst willen - War sie ihm eben nur das Mittel zum Zwecke« Die Stimme ihrers Lehrers weckte sie aus ihrer» peinlichen Nachdenken. Cornaro ist ein echtes Künstlcrblut, eine geniale Natur durch und durch; wie hätte er es sonst auch in so kurzer Zeit so weit bringe» können, als er es gebracht! Dieser junge Man» hat eine glänzende Karriere vor sich!" „Aber schätzt er auch wirklich die Kunst ihrer selbst willen?" fragte Melitta nun sch»«" Politische Rundschau. Deutschland, * Der Kaiser, welcher durch die Reise nach Wien behindert ist, an der am Mittwoch, 21. d., zu Ludwigslust erfolgenden Beisetzung des Großhcrzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin persönlich tcil- zunchmen, hat mit seiner Vertretung den Prinzen Friedrich Leopold beauf tragt, welcher sich am 21. vormittags in Be gleitung seines persönlichen Flügeladjutanten Major von Krosigk nach Ludwigslust be geben wird. * Die Handwerker-Vorlage wird im Reichstage von der betreffenden Kommission nach Beendigung der Osterferien sofort weiter beraten werden, nachdem in der ersten vor den Osterferien abgehaltenen Sitzung § 100 nach dem Anträge Gamp umgcarbeitet worden war. * Der Entwurf des preußischen Ver einsgesetzes samt einer eingehenden Be gründung ist nunmehr im Ministerium des Innern fertiggestellt und wird in den nächsten Tagen dem Abgeordnetenhause zugehcn. Wie man hört, ist das Präsidium des Hauses bei dem Minister v. d. Recke vorstellig geworden und hat ihn um möglichste Beschleunigung der Angelegenheit gebeten, damit die Vorlage noch bis Pfingsten, zu welchem Zeitpunkt der Schluß der Session in Aussicht genommen ist, erledigt werden kann. Es wird beabsichtigt, die erste Lesung des Gesetzes bereits am 2. Tag nach den Osterferien, am 28. April, auf die Tages ordnung zu setzen. Um an diesem Tage aber bereits eine Besprechung der Vorlage in erster Lesung zu ermöglichen, ist es nötig, sie den Ab geordneten bald zuzustellen, damit sie sie bis dahin eingehend studieren können. * Zur Förderung der Herstellung von Kornhäusern hat sich, wie offiös mitgeteilt wird, die Preuß. Staatsregierung entschlossen, noch in der laufenden Tagung einen weiteren Kredit von 1 bis 2 Mill. Mk. zu beantragen. *Für eine später vorzunchmende Revision des Krankenversicherungsgesetzes wird auch die Gleichstellung der freien Hilfs kaffen und der Ortskrankenkassen in bezug auf die Versicherung der Familien angehörigen der Kaffenmitglieder in Frage kommen. Während den Ortskrankenkassen eine Erweiterung der Mindestleistungen dahin ge stattet ist, daß außer freier ärztlicher Behand lung auch freie Arznei und sonstige Heilmittel für erkrankte Familienangehörige der Kaffen mitglieder gewährt werden, können die einge schriebenen Hilfskassen die Gewährung der Krankenunterstützung nur rückfichtlich der ärzt lichen Behandlung auf diese Familienangehörigen ausdchnen. In letzter Zeit ist aber von einer freien Hilfskaffe eine darauf bezügliche Petition an den Reichstag gerichtet worden. Die Frage wird deshalb nunmehr auch von der Regierung einer Prüfung unterzogen werden. * Die Sachsengängerei in Schlesien hat eine bisher noch nicht dagewesene Aus dehnung erlangt. Ein Teil der Sachsengänger reist in Begleitung der Unternehmer, von denen sie in Oberschlefien oder Russisch-Polen ange worben find, dem Bestimmungsorte zu. Augen zeugen berichten, daß die Wanderung dieser Sachscngängcr in den davon berührten polni schen Distrikten eine derartige sei, daß in man chen Dörfern auch nicht ein einziger Mann, sondern nur verheiratete Frauen mit den Kin dern anzutreffen wären. Die Sachsengänger erhalten auf den Arbeitsstellen, für welche sie angeworben werden, außer freier Hin- und Rückfahrt eine Mark'täglich nebst Deputat. In diesem Jahre tritt zum ersten Male die That- sache in die Erscheinung, daß viele Leute bis nach dem Rhein und Elsaß gehen und viele durch das jugendliche Alter von 14 bis 15 Jahren auffallen. Frankreich. * Präsident Faure wird, wie russische Blätter melden, auf seiner Reise nach Ruß land von seiner Tochter Lucie Faure be gleitet werden, die der Zar während seines Aufenthaltes in Paris persönlich eingeladen habe, mü ihrem Vater nach Petersburg zu kommen. Don Nah rmd Fern. Berlin. Die nunmehr erhobene Anklage gegen den Kriminalkommissar v. Tausch und den Schriftsteller v. Lützow umfaßt 133 Seiten und schon dieser Umfang zeigt, daß der am 24. Mai und die folgenden Tage sich abspielende Prozeß wieder von hervorragendem Interesse werden wird. Den Geschworenen werden zwei an sich selbständige Strafsachen vorgelegt wer den, die aber miteinander verbunden worden find: die eine betitelt sich „v. Tausch" und be trifft den diesem vorgeworfenen Meineid, die andere wird „v. Lützow und Genossen" genannt, * Gerüchtweise verlautet, der in diePana - ma-Sache verwickelte ehemalige Depu tierte Planteau sei verhaftet worden. In verschiedenen Geldanstalten in Paris wurden polizeilicheNachforschungen betreffs der Geldeinlagen einzelner bloßgestellter Parlamentarier angestellt. Schweiz. *Der schweizerische Bundesrat erklärt in einer Nachtragsbotschast über die Beschaffung der Geldmittel für die Kranken- und Unfallversicherung, er bedürfe für die Leistung der Bundesbeiträge keiner neuen Ein nahmequelle, wie z. B. des Tabaksmonopols; die Mittel des ordentlichen Jahresbudgets des Bundes reichten hierfür aus. England. *Jn der mit Untersuchung der Wirkungen des englischen Markenschutzgesetzes betrauten Kommission wurde allgemein darüber geklagt, daß das Gesetz dem englischen Handels verkehr schwere Nachteile zufüge und daß die deutsche Konkurrenz fast den alleinigen Vorteil davon habe. Durch den Zwang, die deutschen Jndustrieerzeugnisse mit der Aufschrift „Nacks in Germany" zu versehen, sei dem deut schen Handel mit den Tropenländern und ins besondere mit den britischen Kolonien der größte Entwickelungsantrieb gegeben worden. Italien. *Die Angelegenheit Favilla-Crispi wird immer verworrener. Durch die Empfangs bescheinigung über 195 000 Lira sind andere Beziehungen zwischen den beiden noch nicht auf geklärt und dies, sowie die Angelegenheit der hinterzogenen Schriftstücke, machen es immer noch möglich, daß das Parlament um die Er mächtigung zur Verfolgung Crispis angegangen wird. Der Marquis v. Collocci, dessen Verhaftung beschlössest war, hat es vorgezogen, aus Nizza, wo er sich gerade aufhielt, schleu nigst zu verduften. Hinter ihm ist ein Steck brief erlassen worden. * Durch grobe Unregelmäßigkeiten der drei großen Eisenbahn - Gesell schaften Italiens ist der Staat um mehrere Millionen Reingewinn-Anteil geschädigt worden. Svamen. *Noch immer wird dem Aufstande neue Hilfe von außen her zugcführt. So landete der Dampfer „Laurada" am Donnerstag Frei schärler unter Führung Roloffs bei Banes in der Nähe von Gibara (Provinz Santiago de Cuba). Die Aufständischen befestigten Banes. Balkanstaaten. * An der türkisch-griechischen Grenze scheint zunächst wieder Waffen ruhe eingetreten zu sein. Für dieses Mal dürfte die Türkei aus dem bisherigen Vordringen der Griechen keine weiteren Konsequenzen ziehen. Nichtsdestoweniger erscheint die Situation nach wie vor sehr ernst. Die Veranlassung dazu dürfte allerdings weniger in der prahlerischen Haltung der Griechen liegen, als vielmehr darin, daß die Türkei sich bei einem erneuten Einfall der sogenannten Aufständischen in ihr Gebiet kaum ein zweites Mal auf die bloße Verteidi gung beschränken dürfte. * Die Heldenlaufbahn der italienischen Freiwilligen unter Führung des Stutzers Cipriani scheint schon zu Ende zu sein; sie sind bei Grcvena von den Türken umzingelt, hoffen aber von anderen Freischärlern heraus gehauen zu werden. Amerika * Nach dem Muster des englisch-amerikani schen Schiedsgerichts - Vertrages soll nun auch ein solcher zwischen Amerika und derSchweiz vereinbart werden. (Zwischen letztgenannten beiden Staaten hat das Schieds gericht noch eher einen Sinn, da ihre Interessen nicht einander zuwiderlaufcn.) Afrika. *Wie es heißt, hätte der Sultan von Marokko infolge der Streifigkeiten unter den marokkanischen Stämmen an der Grenze, welche die Entsendung zweier Schwadronen französischer Jäger notwendig machten, die Riffpiraten mobil gemacht, welche auf Udida vorrücken sollen. Man befürchtet Unruhen, welche das Einschreiten fran Natürlichkeit zn plaudern begann: sic erzählte der freundlichen alten Frau von Onkel Oskar, vom Lindenhofe, von der einsamen Lebensweise, die sie dort geführt — da plötzlich, mitten in ihrer Rede zuckte sie zusammen, das Wort er starb auf ihren Lippen — nebenan vernahm man Stimmen, Cornaro war in das Mufik- zimmer des Professors gefielen. „Die Probe beginnt, mein Fräulein," rief der Professor zur halbgeöffneten Thür herein. „Nun zeigen Sie, was Sie können," sagte die alte Frau lächelnd — „Mut, liebes Kind, Mut; Sie sehen ja ganz erschrocken aus!" Melitta lehnte ihr glühendes Gesicht an die Schulter der sie sanft umfassenden Frau. „Ich fürchte mich, ich habe angst," flüsterte sie. „Ach, warum nicht gar," sagte die Professorin launig; „die beste Schülerin meines Mannes und Angst! Nur mutig vorwärts, Sie müssen Ihrem Lehrer Ehre machen." Melitta richtete sich hastig empor und strich sich das Haar aus der Stirne. „Ja, das will ich," sagte sie fest; „der Herr Professor soll mit mir zufrieden sein." Ohne Zögern ging sie in das Mufikzimmer und ohne Cornaro auch nur anzublicken, setzte sie sich an das Klavier; sie hatte seinen Gruß mit leiser Stimme erwidert uud blätterte nun in ihren Mufikalien, während der Künstler sein Instrument nahm und mit dem Bogen prüfend über die Seiten strich. „Sind Sie bereit, mein Fräulein-" fragte seine volle, weiche Stimme. .Ja-" .Beginnen wir. und bezieht sich auf die Urkundenfälschung, be gangen durch unbefugte-Ausstellung von Quit tungen unter dem Namen des Herrn Kukutsch. Ursprünglich war bezüglich dieser That die Untersuchung gegen Herrn v. Tausch wegen An stiftung geführt worden. Dieser Gesichtspunkt ist jedoch fallen gelassen und die Anklage nur wegen Verbrechens im Amte erhoben worden. Es wird hierbei unterstellt, daß v. Tausch, ob wohl er gewußt hat, daß v. Lützow mit der Vollziehung der falschen Unterschrift eine straf bare Handlung beging, die Verfolgung der letzteren doch unterlassen hat. Posen. Auf ein an den Kaiser gerichtetes Immediatgesuch betr. die Eindeichung der Warthe, zur Verhütung von Ueberschwemmungen in der Stadt Posen, ist die Antwort eingetroffen, daß der Staat die Ausführung der Arbenen nicht übernehmen könne, daß er aber den bewilligten Zuschuß von einer Million Mark auf 1600 000 Mark erhöhen wolle. Essen. Auf der Zeche „Oberhausen" hat am Mittwoch vormittag eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden, durch welche 10 Bergleute gptötet worden find. Die Wetterführung ist unversehrt. Die Ursache der Explosion ist unbekannt. Wörrishofen. Prälat Pfarrer Kneipp, über dessen Gesundheitszustand schon seit einigen Tagen besorgniserregende Nachrichten durch die Presse gehen, ist, einer Meldung zufolge, an einer Lungenaffektion so schwer erkrankt, daß er mit den Sterbesakramenten versehen werden mußte. — Nach neueren Nachrichten ist Prälat Kneipp außer Gefahr. Er hat das Bett bereits verlassen. Elberfeld. In der Kasse der hiesigen freiwilligen Turner-Feuerwehr ist ein Fehlbetrag von 4500 Mark ermittelt worden. Der Kassierer Bcnzenberg, welcher zugleich Brandmeister und Hauptmann der Feuerwehr war, hat sein Amt niedergelegt. Die Untersuchung ist eingeleitet worden. Dresden. In dem Holzbau des Zirkus Krcmbser wird allabendlich eine Wafferpantomime gegeben. Das später wieder abfließende Wasser ergießt sich in einen Flutkanal und staute sich am Dienstag abend. Zwei Arbeitern, die am Rande des Kanals standen und das Wasser beobachteten, wich plötzlich der durch das Wasser aufgeweichte Boden unter den Füßen, und sie sanken in die schlammige Erde. Durch die herbei geeilte Feuerwehr konnte einer der Arbeiter gerettet werden, der andere war bereits erstickt und wurde als Leiche herausbefördcrt. Meiningen. Das Herzogtum Sachsen- Meiningen wird in einigen Jahren auch seine Hundertjahrfeier haben, und zwar soll hier am 17. Dezember 1900, dem 100. Geburtstag Weiland Herzogs Bernhard Erich Freund, diesem Fürsten ein Denkmal errichtet werden. Gera. Im Verfolgungswahn starb hier der frühere langjährige verdiente Direktor der Zabelschen höheren Töchterschule, Kühn. Der selbe war etwa ein Jahr nach seinem Aus scheiden aus seinem Amte von der sozialdemo kratischen .Tribüne^ in ehrenrühriger Weise an gegriffen worden. Es hat ihn dies so er schüttert, daß sich bei ihm Verfolgungswahnfinn einstellte. In diesem Zustande geistiger Ge störtheit hat der bedauernswerte Mann Hand an sich gelegt. Leipzig. Das Projekt des Elster-Saale kanals darf als gescheitert betrachtet werden. Die Preuß. Regierung hat den Rat der Stadt Leipzig dahin verständigt, daß sie jeden Beitrag zu den Kosten des Kanals ablehnen müsse. Sie beruft sich namentlich darauf, daß die zur Zeit auf der Saale bestehenden Schiffahrtsverhältniffe Lem Bedürfnis durchaus entsprechen, und weist auf die mehrfach bekundete ablehnende Stellung der Preuß. Landesvertretung Kanalprojekten gegenüber hin. Metz. Der Speisewirt Spieß schnitt mit einem Tranchiermesser seiner Frau nachts im Bette den Hals ab und entleibte sich sodann durch einen Revolverschuß. Die Ursache dieser Blutthat ist in Zwistigkeiten zu suchen, die durch die Untreue der Frau veranlaßt waren. Leidenschaft und Liebe. 10) Roman von C. Belmar. Korlsktzung.) Melitta willigte in alles, ohne recht zu wissen, was sie sprach; ihr Herz pochte in lauten, heftigen Schlägen, daß sie meinte, man müsfe es hören. Eine tiefe Erregung hatte sich ihres ganzen Wesens bemächtigt, sie fühlte sich glücklich, unaussprechlich glücklich, und doch wieder überschlich es sie leise wie die Ahnung eines drohenden Unglücks. „Ist es möglich, Melitta, Sie sollen mit dem berühmten Künstler spielen?" rief die Doktorin erstaunt, als ihr Melitta mit leuchtenden Augen Md glühenden Wangen alles mitteilte. „Sie Glückskind,. Sie. Wer hätte das gewußt, als wir damals miteinander in dem Konzerte waren! Wie wird sich der Herr Professor freuen, zu hören, daß Sie solche Fortschritte gemacht haben." Eine leichte Wolke flog über Melittas Stirn. „Konrad, ach ja," sagte sie. Sie gönme sich kaum einige Minuten Ruhe, um zu Mittag zu essen. Dann setzte sie sich ans Klavier und spielte unermüdlich, bis es Zett war, zum Professor zu gehen. Mit zagender Scheu betrat sic die freundliche Behausung ihres Lehrers; trotz aller Hoffnungs freudigkeit, die sie erfüllte, war es ihr, als sagte ihr eine innere Stimme, den Umgang des Künstlers zu Meiden; hatte sie eine Ahnung von dem bittcrn Leide, das ihr noch bevorftand? Die Gattin ihres Lehrers empfing Melitta mit herzlichen Worten, sodaß sie bald ihre Be fangenheit verlor, und mü der ihr eigenen zösischer Truppen erheischen könnten. (Darauf haben die Franzosen schon lange ge wartet.) *Die Amtszeitung des Oranje-Frei- st^-a t s veröffentlicht das Friedens- und Freundschaftsbündnis, das zwilchen diesem Staate und Transvaal abgeschlossen worden ist. Australien. * Auf Samoa hatte im Februar eine feind selige Kundgebung einiger Häuptlinge gegen den von den Mächten anerkannten König Malte- toa stattgefunden. Nach einem Bericht der ,Köln. Ztg/ hatten die Abgefallenen sich vor läufig auf Gehorsams-Verweigerung durch Nicht zahlen von Steuern u. s. w. beschränkt und das Ableben des Königs abwarten wollen, um sich nicht der Gefahr des Eingreifens der Mächte auszusetzen, die früher erklärt hatten, einen be waffneten Aufstand sofort niederzuwerfen.
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