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Allgemeiner Anzeiger : 14.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189704144
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18970414
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18970414
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-14
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.04.1897
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. ^rn. Zn der geheimnisvollen Ermordung des Postkondukteurs Angst werden noch folgende Mitteilungen gemacht. Der Ermordete hätte an dem verhängnisvollen Tage frei gehabt. Aber er hatte den Dienst mit einem Genfer Kollegen getauscht, um dafür den folgenden Tag frei zu «kommen. Der Kollege des Angst erwies diesem gern die erbetene Gefälligkeit. Hätte er es nicht gethan, so wäre er aller Wahrschein- Meit nach heute ein stiller Mann. Denn dem Hilfs-Wagen nach erledigter Arbeit stch zum Schlafen niederzulegen, ist allge meiner Brauch. Sehr wichtig für den ganzen Vorfall ist, daß es bisher den Kondukteuren verboten war, den Wagen von Innen zuzu- riegeln. Dieses Verbot war auf Wunsch der Bahn verwaltungen erlassen worden, denen daran liegen mußte, ihrem Personal einen ungehin derten Durchgang zu sichern. Jetzt, nachdem dieses Verbot ein so furchtbares Verbrechen im Gefolge gehabt hat, erließ die Ober-Postdirektion sofort Befehl, diese Wagen auch von innen schließen zu dürfen, so daß der Bahnkondukteur, der den Wagen betreten will, erst sich bemerk lich zu machen hat. In den Kreisen der Post angestellten ist man allgemein der Meinung, der Mörder müsse mit dem Dienst der Postbeamten, sowie mit allen in Betracht kommenden Um ständen vollständig vertraut gewesen sein, nament lich auch mit dem Oeffnen der Wagenthüre mittels des eigens hierfür konstruierten Wagen- scklüfsels. Brüssel. Die Polzei verhaftete in Arlon eine wohlorganificrte Falschmnnzerbande, die belgisches, französisches und deutsches Silber- gcld sowie Banknoten der belgischen Nationalbank in großem Maßstabe nachmachte. Es wurden große Mengen Falschgeld beschlagnahmt. Antwerpen. Auf der Börse für wilde Tiere, die ihren Sitz in Antwerpen hat, herrscht eine lebbaste Nachfrage nach Giraffen, die seit dem im Sudan herrschenden Kriege knapp ge worden find. Lian bietet 20 000 Frank und »ehr für eine Giraffe. Auch die Flußpferde si»d im Preise gestiegen; ein kleines, kaum entwöhntes Flußpferd wurde mit 6000 Frank verkauft. Dagegen find die Preise für die Elefanten stark gefallen; von 15 000 Frank Md sie auf 6000 Frank gesunken. Ein Panther kostet heute 1500 Frank, ein weißer Bär 5000 Frank, ein Nashorn 15 000 Frank. Der Preis der Tiger schwankt zwischen 2500 und 5000 Frank. Junge Löwen sind gar nickt mehr ge sucht und man ist froh, sie losschlagen zu Vunem Dagegen finden schöne, gut gebaute Löwen zu den höchsten Preisen Abnahme. Im allgemeinen schwankt der Preis eines Löwen zwischen 7000 und 12 000 Frank. Madrid. Der hiesige deutsche Konsul hat de» Behörden angezeigt, daß wieder eine Anzahl deutscher Unterthanen das Opfer des bekannten Schwindels mit dem vergrabenen Schatz ge worden seien. Es ist wirklich unglaublich, daß trotz aller Warnungen der Presse die Dummen bei uns noch immer nicht alle werden wollen. Gerichtslsalte. Eisenach. Zum ersten Male hat das Ge- sLH über das Detailreisen einen Prozeß ge zeitigt. Der Inhaber eines bekannten Geschäfts Eisenach war von der Polizeibehörde in Strafe genommen worden, weil seine einmalige gedruckte Aufforderung zum Besuche der Kund schaft nicht für genügend erachtet, sondern für jeden Besuch eine besondere Aufforderung ver langt wurde. Das Gericht, dessen Entscheidung anaerufen wurde, hat aber die einmalige ge druckte Aufforderung für genügend erklärt zum Bestich der Kundschaft nach Belieben. Mannheim. Der Hafenarbeiter Jakob Mhler von Mundenheim, der seinen Arbeit geb« Böhmer wegen Entlassung aus der Arbeit auf offener Straße zu erschießen versuchte, wurde »am Schwurgericht wegen Mordversuchs zu 3 Jahr 6 Monat Zuchthaus verurteilt. Usu den Sndsee-Insel«. Die Schauergeschichten von den Südseeinseln «chren fick- Erst vor wenigen Tagen brachte das deutsche Kanonenboot „Falk" die Nachricht von der Ermordung der beiden Händler Haylar und Frey durch die Wilden in Neu-Guinea und jetzt trifft eine zweite ein, welche alles, was die Chronik in den letzten Jahren von dort zu berichten hat, überbietet. Wiedemm ist der Mambara-Fluß, der zum Teil die Grenze zwischen deutsch- und cnglisch-Neu-Guinea bildet, der Schauplatz der Blutthat, noch richtiger des Blutbades, denn 40 Menschenleben sind dort der Mordgier der Wilden zum Opfer gefallen. Die Nachricht davon bringt dcrSchoner „Curlcw". Er kam von der Woodlackinsel, via Samarai, den Goldfeldern in Neu-Guinea, nach Cooktown zurück und berichtet Nachstehendes: Am 14. Januar wurde der englische Re- gierunsbcvollmächtigte, Mr. Green, 5 Gold gräber, 9 schwarze Polizeisoldaten und 30 schwarze Träger von den Wilden des Orokovo-Stammes überfallen und ermordet. Mr. Green hatte die Goldfeder zu überwachen, die Gerichtsbarkeit dort auszuüben, eventuell die Titel neuer Claims zu verleihen. Um die Wilden zu schrecken und besser von den Goldfedem ab halten zu können, beschloß er seine Polizei- statron weiter ins Innere, den Mambarefluß hmauf zu verlegen. Dazu hatte er einen ge eigneten Platz ausgesucht, und war beschäftigt die Umgebung von Baum und Gestrüpp reinigen zu lassen. Ein Haus war schon gerichtet. Während seine Leute weit umher zerstreut das Dickicht zu lichten suchten, war er auf das Dach gestiegen, um Umschau zu halten und hatte, nichts Böses ahnend, seine Waffen unten gelassen. In einiger Entfernung waren die Polizeisoldaten mit der Richtung eines anderen Gebäudes beschäftigt und gleichfalls waffenlos. Es war dies um so unvorsichtiger, da bereits am Morgen vor dem Abmarsch nach dem Platz sich eine gewisse Unruhe unter den Leuten gezeigt hatte. Die schwarzen Träger baten, ihre Ge wehre mitnehmen zu dürfen, da sie Verrat fürchteten. Dies wurde ihnen von Green, der seiner Leute vielleicht selbst nicht sicher war, ab geschlagen. Dies Mßtrauen sollte sich bitter rächen. Zwischen den Polizeisoldaten war ein Eingeborener des Orokovo-Stammes. Dieser hatte am Morgen seine Gin (Frau) nach dem Lager des Stammes gesandt, wodurch die anderen mißtrauisch geworden, was Green jedoch, bei der hekannten Lügenhaftigkeit der Schwarzen, für eine Erfindung hielt. Kaum war er auf das Dach gestiegen, als der Orokovo ein Zeichen gab; hinter dem Mangrovengebüsch erscholl plötzlich gelles KriegSgeschrei, und ein Hagel von Speeren überschüttete den Platz. Kaum eine Stunde nach dem Ueberfall kam Whitton mit einer Anzahl schwarzer Polizisten nach der Stelle. Die auffallende Stille erregte seinen Argwohn, vorsichtig drang er durch das Dickicht. Ein schrecklicher Anblick bot sich ihm l An der Erde, zwei Speere in der Brust, mit gespaltenem Schädel, lag Green, in der erstarrten Hand noch krampfhaft einen Zimmermanns- blcistift haltend, nehen ihm ein eingeborener Polizei-Soldat. Da und dort Blutlachen, ge ronnenes Blut und Kleiderfetzen am Gebüsch. Leichen wurden jedoch nicht mehr gefunden. Sie waren von den Orokovos mitgeschleppt worden, um ihrem Kannibalismus zu stöhnen. — Der Leichtsinn, mit dem derartige Expe ditionen ins Werk gesetzt werden, ist unbegreiflich. Es ist eben nur dadurch zu erklären, daß der Weiße in stetem Umgang mit dem Wilden sich so erhaben über diesen fühlt und im Besitz seiner guten Waffe so sicher, daß er die Ge fährlichkeit desselben in seiner Ueberhebung unterschätzt. Fast allemal, wenn derartige Expeditionen unglücklich enden, find fie auf einen Mangel an Vorsicht zurückzuführen, wie dies auch bei der österreichischen Expedition, wo Baron Foullcr von Norbcck, ein wissenschaftlich berühmter Mann, sein tragisches Ende fand, der Fall war. Ueber den Mord an Haylar und Frey in derselben Gegend wird noch berichtet: Die beiden Händler fuhren in einem Kanoe mit sechs Eingeborenen den Fluß hinunter. Ungefähr 10 Mellen von der englischen Hauptpolizeistation dort, landeten sie, um ihr Mittagsmahl cinzu- nchmen. Hier wurden sie von den Eingeborenen überfallen und Frey, nebst zwei ihm sehr er ¬ gebenen Schwarzen, mit Keulen erschlagen. Haylar und ein anderer Schwarzer erreichten das Kanoe. Sie konnten es jedoch nicht so rasch in die Strömung bringen. Auf dem Wasser sich nicht sicher fühlend, suchten fie Schutz im Dickicht. Doch Haylar, der vom Fieber geschwächt war, konnte nicht recht vor wärts kommen. Er wurde bald von den Wilden aufgespürt und erschlagen. Der treue Schwarze, ein Kanakenknabe, rettete sich bei Nacht auf das Boot der drei die Stelle passierenden Goldgräber, die später von dem Kanonenboot „Falk" nach Sydney mitgenommen wurden. Trotz dieser abschreckenden Thatsache, trotz der Warnungen in allen Zeitungen vor dem ficberausatmenden Boden, den bösartigen Ein geborenen, der Aussicht, durch einen aus dem Hinterhalt abgeschoffenen vergifteten Pfeil ein qualvolles Ende zu finden, wächst unbegreif licherweise die Zahl der Goldsucher von Australien nach Neu-Guinea täglich. Man kann in Wahr heit sagen, daß hier wieder einmal das Gold fieber herrscht. Das beste Urteil darüber haben die verschiedenen Schiffskompanien. Täglich dreistündlich kommen Anfragen wegen der Ueber- fahrt nach dem unbekannten Eldorado, das vor Australiens Thür so zu sagen liegt. Die Zahl der Schiffslinien, die dort hingehen, steigt ent sprechend. Die A. U. S. N. Kompanie läßt in diesen Tagen zu gleicher Zeit zwei Dampf schiffe, bis zur letzten Kabine jeder Platz be legt, direkt von hier dorthin abgehen und unter hält außerdem einen regelmäßigen 14 tägigen Postdienst durch Segelschiffe von Cooktown aus. Die Adelaidc-Stcamship-Kompanie unter hält von da gleichfalls eine 14 tägige Dampfer linie, im Anschluß an ihre Schiffe, die von dort über Sidney, Melbourne, Adelaide nach West australien gehen. Die Howard-Smith-Linie fährt regelmäßig von allen australischen Häfen via Townsville nach Neu-Guinea und ist die direkteste nach dem goldreichen Lande der Papuas. Es gibt verschiedene Pioniere, die in der Ge schichte eines neuen Landes wichtige Rollen spielen. Die einen find Reisende und Forscher, die einen rein wissenschaftlichen Zweck verfolgen, die anderen die Missionare, die nicht zum geringsten Teile zur Aufklärung fremder Erd striche beigetragen haben. Hier in der Südsee haben sie mit ganz besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen, nicht nur gegen die schrecklichen Gebräuche der Eingeborenen, sondem auch gegen die Hinterlist und Schlauheit der entwichenen Deportierten. Nun tritt eine dritte Klasse furcht loser Männer auf, die bereit sind, alle Stra pazen der Wildnis zu ertragen, ja, ihr Leben für einen gewissen Zweck einzusetzen. Wenn dieser Zweck nun auch kein selbstloser ist, so werden fie doch nichtsdestoweniger zur Auf klärung von Neu-Guinea das wesentlichste bei tragen, wie wir davon das Beispiel in West- Australien haben. Es ist daher auch wohl zu erwarten, daß die englische Regierung nach den vielen Opfern der letzten Zeit alles thun wird, um den Wilden eine ernstliche Lehre zu geben und das Leben der Pioniere zu schützen. Mag eine solche Lehre auch viele Härten mit sich bringen, so ist es doch notwendig, daß die barbarischen Gebräuche der Bewohner Neu- Guineas ausgerottet werden und das reiche Land der Zivilisation erschlossen wird. Aus London. Die Behandlung des Hundes in England unterscheidet sich wesentlich von der, die ihm bei uns zu teil wird. Unser vierfüßiger Hausgenosse findet zwar auch hier Liebe und Verhätschelung, nicht aber jene Achtung, die ihm der Brite ent gegenbringt. In ganz England wird man sich hüten, einen Hund zum Zug- und Lasttier zu degradieren. Ebensowenig wird es einem Eng länder einfallen, einen Hund zu mißhandeln. Es ist bezeichnend für die hohe Achtung, die sich der Hund in den Vereinigten Königreichen erfreut, daß der große englische Tierschutzverein in seiner Statistik der Tiermißhandlungen noch nie die eines Hundes zu buchen hatte. Selbst unter den Verkommenen des Londoner Ostens kursiert das Sprichwort: „Er drischt sein Weib, er flucht seinem Kinde, aber er küßt seinen Hund.' Ms man vor Jahren einmal versuchte, den Maulkorbzwang in England einzuführen, erregte dies einen solchen Entrüstungssturm, daß das Gesetz schon nach einem Jahre wieder auf gehoben werden mußte. In London und andern Städten findet man großartig eingerichtete Hospitäler und Herbergen für kranke oder herren lose Hunde. In den wohlhabenderen Familien wird der Hund nach seinem Tode feierlich im Garten begraben, und seine Ruhestätte erhält sogar ihr Denkmal. Der Vater des Lord Beaconsfield schrieb seinen Hunden auf den Denkstein: „Hier liegt Max, treuer Abkömmling aus Neufundland", und: „Hier schläft ein Dachs hund ohne Makel." Auf den großen Landgütern unterhält man vollständige Hundekirchhöfe. Auch in Indien unterhält man einen vollständigen Hundekult. Nach dem Kriminalgesetz wird die Tötung eines alten Hundes mit 700, die eines jungen mit 500 Rutenhieben bestraft. Einem Hunde schlechtes Futter zu geben, kommt der schlechten Bewirtung eines menschlichen Gastes gleich. Selbst der herrenlose Hund gilt als „ge heiligter Wanderer", und im Gesetz spricht man vom Mord an „Mensch und Hund". Auch in den Grabreden des Zendavcsta wird „Mensch und Hund" in einer Rangstufe genannt, der Brahmane aber, der an die Seelenwanderung glaubt, lehrt sogar im Dogma: Züchtige nicht deinen Hund, vielleicht war er einst dein Freund, der dich vor einem Flammen- oder Wassergrabe gerettet hat! Kuntes Allerlei. Tie Zahl der Selbstmorde in Europa, die als solche nachzuweisen find, beläuft sich jährlich auf ungefähr 60 000. Die Zahl der Toten, bei denen Selbstmord nur angenommen wird, ohne daß es möglich wäre, dies direkt nachzuweisen, beläuft sich ungefähr auf das Doppelte. Unter den 60 000 Selbstmördern befinden sich etwa 2000 den Kinderschuhen noch nicht entwachsene Knaben und Mädchen. Das Schwert des Varus? Ein Alter tumsfund ist nach der ,Köln. Volksztg/ bei dem Römerlager im Habichtswalde gemacht worden. Die kürzlich im Schlachtengclände veranstalteten Ausgrabungen hatten den Erfolg, daß an der Ostseste des Hügels, der nach Dr. Knoke von den Soldaten des Germanikus aufgeschüttet wurde, nachdem die gesammelten Gebeine der niedergemetzelten Römer vorher verbrannt wor den waren, eine kleine Steinkiste bloßgelegt wurde, die etwas 1 Meter lang, 50 Zentimeter breit und 35 Zentimeter hoch war. Nach Hebung der Deckplatte fand man einige Aschenrestc sowie ein Schwert in einer Scheide mit Bronzeringen verziert. Die römische Kleinkunst in den Schwert scheide-Ringen und den beiden Elfenbein-Ein lagen (einen Hirschkopf und einen Bären dar stellend) ist unverkennbar. Die noch deutlich lesbare Inschrift der Klinge: tz. V. III. I,. Ll. wurde gedeutet mit: tznintilius Varus trium lexionam muxistor, was auch mit den geschicht lichen Traditionen stimmt. Ein Schwertschlucker. Der Schauspieler Laroche befand sich in der Garderobe beim An ziehen, als plötzlich der Direktor eintrat. Zwilchen beiden entspann sich folgendes Gespräch: „Was haben Sie soeben unter Ihrem Mantel ver steckt?" — „Mein Schwert, das ich aus der Scheide ziehen werde." — „Zeigen Sie es mir." — „Hier" — und der Künstler zog eine mit Burgunder gefüllte Flasche hervor. Der Direktor nahm sie an sich, leerte sie in langsamen Zügen und übergab sie dem Schauspieler mit den Worten: „Hier haben Sie die Scheide, das Schwert Habe ich verschluckt." Da Capo. Ein junger Student hatte das Pech, im Examen durchzufallen. Es quälte ihn nun die Angst, seine Eltern könnten von dem schlimmen Ausgang etwas erfahren, weshalb er folgendes nach Hause telegraphiert: „Prüfung glänzend verlaufen. Professoren enthusiasmiert, wünschen dringend Wiederholung im Oktober." Eine väterliche Belehrung. Wirtssohn: „Schau, Vater, da oben am Dach fitzt a Has'!" — Wrt: „Dummer Bua, das is ja a Katz; erst später, wenn ma's schiaßt und gut zu bereitet, wird's a Has'I" — einem Worte der Liebe, wie ein Verschmachtender «ach einem Trünke Wasser, sie dachte er müsse dieses Wort sprechen, er könne mcht so von ihr scheiden, es sei unmöglich, daß er so von ihr gehen könne, und doch war es so Den Kuß, den er beim Abschied auf ihre bebenden Lippen drückte, war warm und Herz, stch, aber ohne Innigkeit gewesen ; kern Mann vor ihm hatte jemals ihre Lippen bMhtt; aber sie fühlte es instinktiv, das konnte kein Kuß der Webe gewesen sein, das war nichts als der Tribut einer ruhigen, freundlichen Zuneigung, ^ts mehr, nichts weniger als das! Bitterer, quälender Schmerz erfüllte ihre ^le; mußte sic immer nur Liebe geben und ^selbst welche empfangen? Was lagihr nun der Ku„ft, an der Zukunft, fie fühlte sich »«glücklich, tief unglücklich. ° , Die alte Frau vom Lindenhof hatte diesmal Ahl- Melitta war keine rechte Künstlernatur, A nur für ihren Ruf lebt und alles leicht lummt außer der Kunst. Sw hatte ein zu heißes, liebedürstiges Herz, »« sich so ganz ausschließlich nur ihrer Kunst ^ ^cben, und dann — sie war ein Weib und q^rst neunzehn Jahre! » Jahre später hätte fie vielleicht gerade ftmdenTrost für jeden Kummer ge- dafür l' war es noch zu früh, viel zu früh b«kend- Erde träumerisch und nach- kmntc vernachlässigte ihre Studien und Mumend und°'imm"^'^ -dastven, im Wachen Krage vorl^»».. wieder nm die eine Aben?" ^nd. „Warum kann mich niemand Frau Walther schob diese veränderte Gemüts - stimmung Melittas der Sehnsucht nach ihren Verwandten zu; sie wollte das Mädchen zer streuen und ging häufiger mit ihr aus, hin und wieder besuchte fie mit ihr Theater und Kon zerte, kurz, die gute, etwas beschränkte Frau that alles, was in ihren Kräften stand, um ihre Schutzbefohlene aufzuheitern. Eine andere, tiefer blickende Frau hätte viel leicht sofort die Ursache von Melittas Trübsinn erraten, sie hätte das Mädchen dahin gebracht sich auszusprechen, und durch sanften Zuspruch die Gefühl zu dämpfen gesucht; Frau Walther hatte keine Ahnung von Melittas Kämpfen; sie hielt das junge Mädchen überhaupt noch für viel zu sehr Kind, um an andere Dinge zu denken, und war fest überzeugt, Melitta bedauere die so rasch verflogene Ferienzeit und sehne sich nach dem Lindenhofe und seinen ländlichen Freuden zurück. Eines Tages kam Melitta ungewöhnlich er regt vom Konservatorium heim. „Mein Professor hat mir Karten zu einem Konzerte gegeben," sagte sie mit hochgeröteten Wangen, „wir werden einen ausgezeichneten Violinspieler zu hören bekommen; Herr Cor naro soll ein Künstler im wahrsten Sinne des Wortes sein." Frau Walther lächelte. „So sehe ich Sic gern," sagte fie zufrieden: „Rosen auf den Wangen und ein Lächeln auf den Lippen; in der letzten Zeit waren Sie stets so bleich und traurig, ich fluchtete schon, sie würden mir krank werden. Ja, ja, 's ist eine schlimme Sache um das Heimweh." „Heimweh?" fragte Melitta erstaunt, „Sie glauben, ich hätte Heimweh gehabt?" „Nun, war es das nicht? Leugnen Sie doch nicht, liebes Kind, ich kenne das — mir ist es ja selbst einst so passiert. Ms Mädchen schickte man mich einmal mit meiner Schwester zu weitläufigen Verwandten zu Besuch aufs Land; so lange meine Schwester da war, gefiel es mir ganz gut, und ich war fröhlich und guter Dinge, als aber diese abreiste und ich noch zurückbleiben mußte, da befiel mich eine derartige Bangigkeit, daß ich es nicht länger als acht Tage aushielt. Ich glaube, ich wäre heim lich davongelaufen, wenn man mich nicht hätte Heimreisen lassen. So ist's mit Ihnen auch. So lange der Herr Professor da war, fühlten Sie sich ganz zufrieden; Sie konnten mit ihm von der Heimat plaudern und waren ganz glück lich dabei. Jetzt kehren Sie nach angenehm ver brachten Ferien wieder zur Arbeit, zu Ihrem Studium zurück, all' das liegt Ihnen noch im Kopfe, der Herr Professor —" Melitta unterbrach sie hastig. „Meine beste Frau Doktorin, sprechen wir nicht mehr davon. Sie sehen mich gehellt, wozu die Erinnerung an das Unangenehme!" Sie lehnte sich schmeichelnd an die ältere Frau und sah bittend zu ihr auf. „Wie Sie wollen," sagte diese gutmütig, „ich bin nur froh, Sie wieder frisch und munter zu sehen." Wenige Minuten später trat Melitta in ihr Zimmer, um für das Konzert Toilette zu machen. Langsam ihre Flechten lösend, trat fie vor den Spiegel. Sie beugte das Haupt zurück und schüttelte die goldbraunen Haarmassen, daß fie tief über den Nacken herabflossen. Bin ich schön?" fragte sie mit leiser bebender Stimme. Mit fast ängstlich prüfenden Blicken musterte fie ihr Spiegelbild; ein Seufzer entrang sich ihrer Brust. „Nein, nein, ich bin nicht schön," flüsterte fie — „und doch, was kann der gefeierte Mann an mir gefunden haben? Er starrte mich so glühenden Blickes an, als wolle er mit seinen Augen bis auf den Grund der Seele dringen -- o, —" fie schauderte leicht zusammen, „er hat etwas Wildes, Dämonisches an sich und doch" — fie schlug hastig beide Hände vor das Gesicht, als könne sie so das Bild verscheuchen, das seit einigen Stunden unausgesetzt ihrem Auge vorschwcbte. Wie war das nur so rasch, mit so überwältigender Macht über sie gekommen! Als Melitta heute ihre Stunde beim Professor genommen, war plötzlich ein junger Mann ein- gctrcten; beim ersten Blicke dieser brennenden, schwarzen Augen hatte sich ihrer eine eigentüm liche Bangigkeit bemächtigt, fie vermochte nicht weiter zu spielen, lässig sanken ihre Hände von den Tasten herab: ihr war zu Mute, als sei fie plötzlich in eine neue, ihr gänzlich fremde Welt getreten; wie durch einen Zauberschlag war fie für die Erinnerung an all das Ver gangene verschwunden, fie sah und hörte nichts mehr als den dunkeläugigen Fremden vor sich. Wie geistesabwesend saß sie da, ihr Ohr vernahm nichts von dem, was die beiden Männer miteinander sprachen; nach einer kurzen Rücksprache mit dem Professor entfernte sich der Fremde. Sie starrte ihm nach, als sei er eine Erscheinung, so» (Fortsetzung folgt.-
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