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Allgemeiner Anzeiger : 10.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189704102
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-10
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.04.1897
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Leidenschaft und Liebe. 71 Roman von C. Belm ar. (Fortsttznao „Melitta, daS ist ein "thörichter Wunsch, du weißt nicht, was du willst," sagte Konrad. „Doch; hier wird «ich niemand vermissen, ich bin entbehrlich. Ich habe lange und viel darüber nachgcdacht; dieser Wunsch ist keines wegs das Resultat einiger flüchtiger Minuten, er ist nicht thöricht, wie du ihn nennst, er ist überlegt und wohl erwogen." „Was willst du beginnen?" „Ich habe mancherlei Talente, die hier brach liegen, ohne weiter ausgebildet zu werden. Onkel Oskar hat mich in Musik und Sprachen unter richtet, ich habe für beides Verständnis und Talent gezeigt; vor zwei Jahren hat er den Unterricht abgebrochen, seit dieser Zeit bin ich allein auf mich angewiesen. Mir fehlt es an guten Büchern, nm mich Wester zu üben, ich hatte bis her den Mut nickt, den Onkel darum zu bitten. Wenn du mir m der Residenz Unterkunft bei einer Familie verschaffen könntest, vielleicht wäre ich jetzt schon im stände, mir soviel zu verdienen, als ich für meinen Unterhalt brauche. Nebenbei könnte ich meine Studien fortsetzen, um meine Kenntnisse zu vervollkommnen. Mein sehnlichster Wunsch wäre, mich in der Musik unter Anleitung guter Lehrer weiterzubilden, ich möchte so gern Künstlerin werden! Wider sprich mir nicht, ich weiß, was du sagen willst; du zweifelst an meinem Können — sei unbe sorgt, ich fühle den göttlichen Funken deS Talents in mir, und ich habe die Kraft dazu, mein vorgestecktes Ziel zu erreichen — hilf mir, Konrad, hilf mir, ich werde dir keine Schande machen." Konrad konnte den flehenden Worten des jungen Mädchens nicht länger wiederstehcn. „Wohlan, es sei," sagte er nach kurzem Nachdenken. „Ich will dir helfen und deinen Wunsch erfüllen. Bedenke aber, der Weg zur Kunst ist lang und steil, es werden deiner Ent täuschungen harren; du mußt mit unermüdlicher Ausdauer vorwärts streben, um dein Ziel zu erreichen. Fühlst dn dich stark genug dazu, dann will ich dir behilflich sein, soviel in meinen Kräften steht." „O Konrad, habe Dank, Dank!" Sie hing sich lachend und weinend an seinen Hals. Nun war sie wieder das echte Kind, so daß er kaum seinen Augen traute, ob es wirk lich dasselbe Wesen sei, das soeben noch so ernst, so überlegt gesprochen. Bange Zweifel kamen nun wieder über ihn; wenn Melitta doch nicht die Kraft, die Ausdauer besäße, wenn sie in jugendlichem Uebermut eine verfehlte Laufbahn einschlug? „Melitta überlege es dir nochmals," sagte er warnend, „der Kampf ums Dasein ist hart und schwer." Sie schüttelte daS Haupt. „Ich fühle die Kraft in mir, mein Vorhaben auszuführen," sagte sie einfach. „Gut, so komm, ich will noch heute mit Onkel Oskar darüber sprechen, er wird dich schwer von sich lassen." „Du irrst," entgegnete sie bitter, „er wird meine Abwesenheit kaum fühlen." Politische Rundschau. Deutschland. * Das Kaiserpaar wohnte am Dienstag in der englischen Botschaftskapelle zu Berlin der Trauerfeier für die verstorbene Gattin des eng lischen Botschafters Lascelles bei; abends nahm der Kaiser an einer Tafel beim italienischen Botschafter Grafen Lanza teil. *Die ,Hamb. Nachr.' widersprechen auf Grund eingezogener Erkundigungen der Mel dung, daß beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruh ein Glückwunschschreiben des Kaisers eingegangen sei. * Das Reichs-Versicherungsamt hat an die Vorstände der gewerblichen und landwirtschaftlichen Berufsgenossen schaften ein Rundschreiben gerichtet, wonach ihm jetzt alljährlich, und zwar gegen Schluß des Jahres, zugleich mit den Rechnungsergeb- niffen statistisches Material über die Folgen der Unfälle einzurcichen ist. * Ebenso wie in Preußen soll auch im Reiche ein Fonds errichtet werden, aus welchem in Fällen der Hilssbedürftigkeit den nicht unter das eingebrachte Gesetz wegen anderweiter Be messung des Witwen- und Waisengeldes fallen den W i t w e n und Waisen der vor dem Inkrafttreten des Gesetzes verstorbenen Mili tärpersonen und Beamten eine Er höhung ihrer Bezüge in den Grenzen derjenigen Beträge gewährt werden soll, welche ihnen nach dem neuen Gesetze zu bewilligen gewesen wären, wenn der Ehemann oder Vater dessen Inkraft treten erlebt hätte. Der Fonds soll mit einem Betrage von 200 000 Mk. errichtet und nach ttäglich in den Reichshaushaltsetat eingestellt werden. * Eine allgemeine Regelung des Sonntagsfahrkartenwesens auf den preußischen Staatseisen bahnen steht demnächst bevor. Es geht das aus einem Antwortschreiben hervor, das dieser Tage einen Braunschweiger Verein auf eine be zügliche Eingabe seitens der königlichen Eisen- bayndirektion Magoeburg zuging. * Der Erbprinz von Reuß j. L. hat in einem Schreiben an den Sladtrat von Gera sich in den stärksten Ausdrücken gegen das anti nationale Auftreten der Regierung des Fürsten tums Reuß älterer Linie verwahrt. * Wegen der Entfernung der preußischen Fahne am 22. März in Greiz ist der Landratsvertreter Frhr. v. Ular-Gleichen seines Amtes entsetzt worden. Der Kaiser soll an den Fürsten Reuß ä. L. ein eigenes Handschreiben gerichtet haben. Oesterreich-Ungar»». * Badeni hat gesiegt; er und alle andern Minister bleiben im Amte. Graf Badem will zunächst keine feste Majorität bilden, sondern es den Parteien überlassen, sich zu gruppieren und die Regierung auf Grundlage ihres Pro gramms und der Thronrede zu unterstützen. Inzwischen hat sich die Mehrheit der alten Rechten, bestehend aus Tschechen, Polen, der katholischen Volkspartei, feudalen Großgrundbesitzern und Südslawen in einer Stärke von 230 Mann konstituiert und eine parlamentarische Kommission nach Art des alten Exekutivkomitees der Rechten eingesetzt. Frankreich. * Ueber die Reise des Präsidenten Faure nach Petersburg schreibt der ,Eclair': Der Zar sei gewiß geneigt, den Präsidenten der Republik zu empfangen. Eine Einladung könnte er jedoch erst dann ergehen lassen, wenn er überzeugt wäre, daß das französische Parla ment dem Reiseprojckte zustimmt. Präsident Faure würde, um alle konstitutionellen Be denken zu beseitigen, von den Präsidenten des Senats und der Deputiertenkammer begleitet sein. * Zur Angelegenheit Alton meldet die ,Libre Parole', Henry Maret habe dem Untersuchungsrichter gewisse Geständnisse gemacht und anerkannt, daß er mit Arton in verschiedenen Punkten übercinstimme, abgesehen jedoch von dem Gelde, das er erhalten haben solle. Im übrigen habe Maret bestätigt, daß er aus Ge fälligkeit für Alton, seinen damaligen Freund, zugestimmt habe, die Panamagesellschaft zu be günstigen, als Berichterstatter der Kommission habe er dann den Bericht verlesen, den die Pauamagesellschaft zu diesem Zweck ihm zugc- stellt habe. Er habe nicht gewußt, daß dieser Bericht der Hand Burdcaus entstamme. Spanien. *Die spanische Regierung hat General Weyler telegraphisch angewiesen, die Ein führung der Reformen auf Cuba vorzu bereiten. * Nachdem der Aufstand auf den Philip pinen vollkommen niedergeschlagen zu sein scheint und auch auf Cuba Ruhe wieder ein zukehren beginnt, lassen sich die gewaltigen militärischen Anstrengungen über schauen, die Spanien im letzten Jahre gemacht hat. Vom 1. März 1895 bis zum 21. März d. wurden nach Cuba 187 282 Mann geschickt, nach Portorico in derselben Zett 4827 Mann. Nach den Philippinen gingen vom 16. September 1896 bis zum 27. Februar d. 26 622 Mann ab. Die Verluste des cubanischen Heeres be tragen 14 012 Mann, von diesen fielen aber nur 1314 auf dem Schlachtfeld, 704 starben an ihren Wunden, 13 004 fielen dem gelben Fieber zum Opfer. Das Heer auf den Philip pinen hatte bis Ende Februar nur 260 Mann Verluste zu beklagen, doch konnten die letzten Kämpfe noch nicht berücksichtigt werden. Die cubanischen Aufständischen haben nach spanischer Schätzung 14 332 Tote verloren, also ungefähr ebenso viel wie die Spanier, die Tagalen 7900, von denen sehr viele den Metzeleien des Generals Polavieja zum Opfer gefallen sind. Portugal. *Von portugiesischer Seite werden in be stimmtester Form die Gerüchte von einer Ver äußerung oder Abtretung von Lorenzo Marquez (De Iago abai) an England für unbe gründet erklärt. * In Portugiesisch-Westafrika haben nach amtlichen Meldungen aus Bolama die portugiesischen Streitkräfte eine Niederlage durch die Eingeborenen von Guinea erlitten. Drei Offiziere und mehrere Soldaten leisteten acht Stunden hindurch Widerstand. Die portu giesische Fahne wurde gerettet. Es werden Verstärkungen vom Grünen Vorgebirge und von Angola erwartet. Rußland. *Der russische Justizminister hat bestimmt, daß von nun au die zurVerbannung nach Sibirien bestimmten Gefangenen mit der Eisenbahn von Moskau über Rjasan, Rjashsk, Pensa, Ssamara, Ufa und Tscheljabinsk, und von da weiter auf der sibirischen Bahn trans portiert werden sollen. Der alte historische Gefangenen - Trakt, der von Moskau über Nischni-Nowgorod, Perm, Tjumen und Tomsk führte, hat damit seine blut- und thränenreiche Rolle ausgespielt. Balkanstaaten. *Nach offiziösen Wiener Mitteilungen soll die Blockade des Athener Hafens nun doch stattfinden; es seien bereits ent sprechende Weisungen an die Admirale ergangen, welche die Verhängung der Blockade unverzüg lich ins Werk setzen sollen. In unterrichteten diplomatischen Kreisen wird die Stichhaltigkeit dieser Nachricht stark bezweifelt; man versichert, daß Rußland und Frankreich mit König Georg Verhandlungen führen, damit der König Oberst Vassos und dessen Truppen von Meta zurückziehe, worauf die Mächte den Anttag Griechenlands, in Kreta eine Volksab stimmung abzuhalten, erörtern werden. Das Resultat ist zweifelhaft. In Athen hat man genaue Kenntnis, daß ein großer Test der Kreter heute gegen die griechische Oberherrschaft ist und Selbstverwaltung wünscht. Die Ver worrenheit der Situation ist um nichts geringer. * Inzwischen ist die allgemeine Aufmerksam keit nach der thessalischen Grenze ge richtet. Selbst an jenen politischen Stellen, die vorläufig an eine griechische Kriegs erklärung nicht glauben wollen, gibt man zu, daß mit dem Eintritt ernster Zwischenfälle angesichts des Gegenüberstehens beider Armeen gerechnet werden müsse. Wie aus Athen ge meldet wird, hätten mehrere Diplomaten den König Georg benachrichtigt, daß die Blockade nicht in unmittelbarer Aussicht stehe. Aus diesem Grunde sei die Bekanntgabe der angeb lich beschlossenen Kriegserklärung einstweilen unterblieben. *Die vom serbischen Gesandten dem türkischen Minister des Aeußern überreichte, in heftiger Sprache abgefaßte Note bett, die an der albanisch-serbischen Grenze borg efallenenbluti gen Zusammen stöße, wurde von Tewfik Pascha rundweg ab gelehnt mit dem Hinweis, diese Form widerspräche durchaus dem üblichen diplomati schen Tone. *Die ,Agence Havas' meldet aus Konstanti nopel, daß eine außerordentliche Kommission zur Untersuchung der Vorfälle in Tokat ge bildet wäre, und daß dieselbe sofort die Ver haftung von 140 Mohammedanern und 4 Armeniern hätte vornehmen lassen. Au» dem Reichstage. Der Reichstag überwies am Montag den Antrag Ancker u. Gen. (sreis. u. südd. Vp.) bett. Gleich stellung der Offiziere mit den Reichsbeamten bezüg lich der Kommunalbcsteuerungen an die Budget kommission und erledigte den Vertrag mit der Schweiz bett. Errichtung von Nebenzollämtern auf badischem Gebiet in erster und zweiter Lesung. Darauf wurde die zweite Beratung des Handels gesetzbuchs begonnen und bis zum 8 237 nach den Beschlüssen der Kommission gefördert. Am 6. d. wird die zweite Beratung desneuen Handelsgesetzbuches fortgesetzt bei 8 238, der von der Zusammensetzung des Aufsichtsrats der Aktiengesellschaften handelt. Die Kommission hat hier folgenden Zusatz an genommen : „Die Mitglieder des Vorstandes und die Beamten der Gesellschaft dürfen an der Wahl des Aufsichtsrats nicht tcilnehmen." Abg. Frhr. v. Stumm «freikons.) beantragt, die Geltung dieser Zusatzbestimmnng auf die Gesell schaften zu beschränken, deren Aktien nicht auf den Namen lauten. Abg. Gamp (freikons.) beantragt die Streichung einer Bestimmung des Paragraphen, nach welcher der Beschluß aus Absetzung eines Aufsichtsratsmitgliedes einer Mehrheit bedürfen soll, die mindestens drei Vierteile des bei der Beschlußfassung vertretenen Grundkavitals umfaßt. Staatssekretär Nieberding erklärt, er habe zunächst Bedenken gegen den von der Kommission angenommenen Zusatz gehabt, namentlich in bezug auf die kleineren Gesellschaften. Diese Bedenken würden aber abgeschwächt, wenn der Anttag Stumm zur Annahme gelangte. Er bitte deshalb das Haus, diesem Antrag zuzustimmen. Dagegen könne er die Annahme des Antrags Gamp nicht befürworten. Sie würde dazu führen, daß die Zahl der anständi gen Leute, die sich zur Uebernahme eines Aufsichts- ratsamts bereit finden ließen, beschränkt würde. Das liege aber nicht im Interesse des soliden Ge schäfts. Er bitte daher, den Antrag Gamp ab zulehnen. Bei der Abstimmung wird der Antrag Gamp ab - gelehnt, der Antrag Stumm angenommen, sodann aber der Kommissionszusatz mit der dadurch herbeigeführten Aendcrung abgclehnt. Große Heiterkeit.) Im übrigen wird 8 238 unverändert angenommen. — Ebenso debattelos § 239. Zu 8 240 hat die Kommission folgenden Zusatz angenommen: „Besteht die Vergütung (des Auf sichtsrats) in einem Anteil am Jahresgewinn, so ist der Anteil von dem Reingewinn zn berechnen, welcher nach Vornahme sämtlicher Abschreibungen und Rücklagen sowie nach Abzug eines für die Aktionäre bestimmten Betrages von vier vom Hundert des eingezahlte.! Grundkapitals verbleibt." Abg. Frhr. v. Stumm beantragt hier, die Worte „sowie nach Abzug eines für die Aktionäre bestimmten Bettages von vier vom Hundert des eingczahlten Grundkapitals" zu streichen. Staatssekretär Nieberding kann den Kom missionszusatz als eine Verbesserung nicht anerkennen. Er bitte um Annahme des Antrags Stumm. Würde dieser nicht angenommen, so würden unter Umständen Jahre hindurch die Aufsichtsratmitglieder einer großen Anzahl von Aktiengesellschaften dem Unternehmern ihre Dienste ohne Vergütung widmen müssen. Nachdem Abg. Trimborn (Zentr.) einen Ab änderungsanttag eingebracht, wird die Beratung dieses Paragraphen ausgesetzt, bis dieser Antrag ge druckt vorliege. Die 88 243—259 werden debattelos ange nommen. Nach 8 260 müssen — den Kommissionsbeschlüfscn Schweigend schlugen sie den Rückweg ein. Am Abend benutzte Konrad eine günstige Ge- egenheit, um mit Onkel Oskar über Melitta zu prechen. Wider Erwarten fand er keinen Wider- tand von dieser Seite. „Melitta hat Talent," sagte der Onkel, „wenn sie fleißig ist, kann sie es zu etwas bringen." Konrad sah ihn erstaunt an; diese Gleich gültigkeit gegen Melittas Schicksal berührte ihn peinlich. Armes Mädchen, sie hatte recht ge habt! Kein Mensch kümmerte sich um sie. „Noch eins, Onkel," sagte er zögernd; „durch die Konnexionen des Präsidenten wird es mir leicht sein, für Melitta einen Freiplatz am Konservatorium auszuwirken — für das übrige laß mich sorgen, ich möchte gerne auch etwas thun: ich kenne eine Familie, bei welcher sie gut aufgehoben sein wird." Ueber das wettergebräunte Gesicht Onkel Oskars flog eine dunkle Röte. „Du willst für Melittas Unterhalt Sorge tragen?" sagte er unsicher; „das kann ich nicht zugeben, so viel kann ich noch für sic thun, wenn auch in letzter Zeit" — er brach ab. „Nein, nein, Onkel, gewähre mir meine Bitte; ich habe mehr als ich brauche, und Melitta ist mir lieb, gleich einer Schwester; laß mich nur für sie sorgen." Wellendorf seufzte tief auf. „Ich kann daS nicht annehmen, es ist unmöglich I" Konrad sah die Enegung des Mannes. Lassen wir das vorläufig," sagte er, „ich werde alles arrangieren, wir werden schon einig werden." gemäß — die Ansprüche der Gesellschaft aus der Gründung gegen die Gründer u. s. w. oder aus der Geschäftsführung gegen die Vorstands- und Aufsicht-ratS-Mitglieder geltend gemacht werden, wenn es in der Generalversammlung mit einsacher Stimmenmehrheit beschlossen oder von einer Minder heit verlangt wird, deren Anteile den zehnten Teil des Grundkapitals erreichen. — Die Regierungs vorlage hatte im letzteren Falle statt „den zehnten Teil" besagt: „den fünften Teil". Abg. Frhr. v. Stumm beantragt, die Regie rungsvorlage wiederherzustellen. Nach längerer Debatte wird der Anttag Stumm abgelehnt, 8..26O bleibt also unverändert nach den Kommissionsbeschlüssen bestehen. Ohne wesentliche Diskussion gelangen die 88 261 bis 292 nach den Kommifsionsvorschlägcn zur An nahme. Nach 8 293 haben die Liquidatoren nach Be endigung der Liquidation und Legung der Schluß rechnung das Erlöschen der Gesellschaftsfirma zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden, Bücher und Papiere sind auf die Dauer von zehn Jahren zur Aufbewahrung zu geben. Abg. Stephan (Zentr.) beantragt hier folgenden Zusatz: „Stellt sich nachträglich noch weiteres der Verteilung unterliegendes Vermögen heraus, so hat auf Anttag eines Beteiligten das Gericht des Sitzes der Gesellschaft die bisherigen Liquidatoren erneut zu bestellen oder andere Liqui datoren zu berufen." Der Antrag Stephan wird darauf ange nommen; ebenso der dadurch geänderte 8 293 und sodann ohne Debatte die 88 294—338. Die 88 339—343, welche die Anwendung ein zelner Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs für bestimmte Rechtsgeschäfte der Kaufleute auS- schließcn, hat die Kommission gestrichen. Abg. Lenzmann (frs. Vp.) beantragt die Wiederherstellung der Paragraphen. Lübcckischer Gesandter Klüg mann bemerkt, die Streichung der Paragraphen würde eine Schädi gung des deutschen Kaufmannsstandes dem Aus lände gegenüber herbeifvhren: er müsse deshalb die Wiederherstellung der Paragraphen empfehlen. Nach kurzer Debatte werden die 88 339—341 und 343 gegen die Stimmen eines Teils des Zen trums und der Sozialdemokraten, sowie einzelner Mitglieder der Freikonservativen wiederhcrgc- stellt, 8 342, welcher das Kündigungsrecht bei Schulden, die mit mehr als 6 Prozent zu verzinsen sind, betrifft, bleibt — dem Kommissionsantrag ent sprechend — gestrichen. Die 88 344—465 gelangen debattelos zur An nahme. 'Nunmehr wird die Besprechung des 8 240 mit dem oben mitgeteilten „Antrag Stumm" fortgesetzt. Der inzwischen verteilte Antrag Trimborn lautet: „Erhalten die Mitglieder des Aufsichtsrats für ihre Thätigkeit eine Vergütung, die in einem Anteil am Jahresgewinn besteht, so ist der Anteil von dem Reinge winn zu berechnen, das nach Vornahme sämtlicher Ab schreibungen und Rücklagen, sowie nach Abzug eines für die Aktionäre bestimmten Betrages von min destens vier vom Hundert des eingczahlten Grund kapitals verbleibt. — Ist die den Mitgliedern deS Nnssichtsrats zukommendc Vergütung im Gesellschafts- veriragc festgesetzt, so kann eine Abänderung des Gc- sellschastsvcttrages, durch welche die Vergütung herab gesetzt wird, von der Generalversammlung mit ein facher Stimmenmehrheit beschlossen werden. Den Mitgliedern des ersten Aussichtsrates kann eine Ver gütung für ihre Thätigkeit nur durch einen Beschluß der Generalversammlung bewilligt werden. Der Be schluß kann nicht früher als in derjenigen General- ! Versammlung gefaßt werden, mit deren Beendigung die Zeit, für welche der erste Aufsichtsrat gewählt ist, abläuft." Der Anttag Stumm wird abgelehnt, der Antrag Trimborn einstimmig angenommen. Der Nest des Handelsgesetzbuches, sowie das Ein- sührnngSgesetz zu demselben werden darauf auf An trag des Abg. Gamp o» Vivo angenommen. Die Beratung der von der Kommission bean tragten Resolutionen wird bis zur dritten Lesung ausgesetzt. zl>r»nhic<I,er Landkng. DaS Abgeordnetenhaus überwies am Montag die Vorlage betr. Acnderung des Reglements für die Preuß. Offizierswitwenkasse an die verstärkte Budget kommission und erledigte darauf in dritter Beratung die Städte- und Landgemeinde-Ordnung für Hessen- Nassau. Am Dienstag überwies das Abgeordnetenhaus die Vorlage bett. Neubau der Berliner Charitee und Verlegung des Botanischen Gartens an die Budget kommission. Die zweite Beratung des Antrags v. Schenkten dorff betr. Förderung des gewerblichen FortbildungSschulwcscns endete mit der Annahme des Antrags in der Kommissionsfassung, dazu noch Annahme einer Resolution v. Plettenberg bett. Ein führung des Religionsunterrichts. Damit war das Gespräch über diesen Punkt erledigt. Konrad schrieb sofort in die Residenz, um alles zu Melittas Aufnahme vorzubereiten. Wenige Wochen später reiste er mit ihr ab, von Onkel Oskars besten Wünschen begleitet, die Großmama war kalt wie immer geblieben. Melitta mußte sich in der Residenz einer Aufnahmeprüfung unterziehen; dieselbe fiel glän zend aus. Das junge Mädchen kannte sich nicht vor Freude, endlich, endlich stand sie am Ziel ihrer Wünsche! Ihre Dankbarkeit gegen Konrad kannte keine Grenzen, fie bat ihn, ihr nur noch Lektionen zu verschaffen, damit fie nicht voll ständig auf Onkel Oskars Güte angewiesen sei; sie wollte durchaus selbst für ihren Unterhalt sorgen. „Davon werden wir später sprechen," sagte Konrad lächelnd, „die ersten Jahre heißt es fleißig sein und nur ans Lernen denken, die Kosten find so gering, daß Onkel Oskar sich diescrhalb keine Entbehrungen wird auflegcn müssen. Jetzt sei füll davon, Kleine, und widersprich nicht länger, sonst mußt du wieder zurück." 4. Konrad hatte Melitta bei der Mutter eines ehemaligen Schulkameraden, einer Doktorswitwe untergebracht; er traf mit Frau Walther eine Vereinbarung, daß fie von Onkel Oskar einen äußerst geringen Preis für die Pension Mel-ttaS forderte, denn der Onkel hatte es sich durchaus nicht nehmen lassen, selbst für seine Nichte zu
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