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Allgemeiner Anzeiger : 17.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189702174
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-17
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 17.02.1897
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* Der Senat von Hamburg hat der stellung des Dammes 100 000 Mark zurück ¬ zuzahlen. Frankreich. * * Atemlos hörten die Damen ihm zu, wie alle diese Volksstämme, gegeneinander in wildern Haß entbrannt, sich gegenseitig erwürgten, wie Oesterreich, ohnmächtig gegen seine eigenen rebellischen Kinder, die Russen zu Hilfe rief, wie Paskiewitsch, ihr Feldherr, erbarmungslos wütete, wie Görgey, mit Kossuth zerfallen, bei Vilagos kapitulierte und wie zu Pest und Arad ein Ludwig Graf Batthhanyi und viele andere Söhne der edelsten Geschlechter durch Strang * Uebcr den Zu st and der französi schen Marine äußerte sich der frühere Marincminister Lockroy in einem Interview fol gendermaßen: „Niemals hat sich Frankreich in einer so kritischen Lage befunden, niemals war der Friede Europas mehr bedroht, niemals die französische Flotte weniger in Stand, als gegen wärtig. Sic sehen mich untröstlich und ver zweifelt. Ich habe wiederholt gesagt, daß wir sofort wenigstens 100 Millionen zur Verbesserung unserer Flotte und des Arsenals benötigen, so daß wir die Fertigstellung der neuen Schiffe hätten ruhig abwarten können, aber niemand will mich hören. Die Ereignisse spitzen sich immer mehr zu, und vielleicht sieht man noch ein, daß ich recht habe. Unser Mittelmeer geschwader ist in einem bejammernswerten Zustande; das ganze aktive Geschwader ankerte in diesen Tagen im Golf Jouan. Wissen Sic, * In seiner Wohnung fand er ein Billet der Gräfin Gerbersdorff, die ihn im Auftrage ihrer Herrin zum Nachmittagskaffee lud. Auch hier wurde er huldvoll empfangen. Die Prinzeß zeigte sicherschüttert und sprach mit großer Wärme und Anerkennung von Winzcek. Sie hatte Baron Luyken nach Rheustcin zur Gräfin geschickt; Luyken mußte jeden Augenblick wiederkommen. Trautmann war es angenehm, die letzten Nachrichten von dort durch den Bacon zu er fahren; er blieb also. Endlich rollte der Wagen mit Baron Luyken vor's Schloß, gerade in dem Augenblick, als auch Ulla kam, mit der Prinzeß zu musizieren. Der alte Herr ließ seine Zuhörer alle Stadien der Spannung und Ungeduld durch machen, uni sich „angemessen in Szene zu setzen" und seinem Bericht Wert zu verleihen. So erfuhr man denn erst langsam, das Gräfin Rheustcin wieder weinend auf ihrer Chaise longue gelegen und daß die alte Dame ihre Kammerfrau und ihre Gesellschafterin fortwährend auf den Füßen halte, um nur von jedem Atem zug des Verwundeten schnell Bericht zu em pfangen. „Und was unserer lieben Gräfin alle Ehre macht," fuhr der Baron dann fort, „das ist die warme Dankbarkeit, mit welcher sie Herrn Winzcek rühmt! Sie macht gar kein Hehl mehr daraus, daß er sie buchstäblich erhalten habe,! Gin Ehrenwort. Roman von L. Haid he im. (Fortsetzung.) PreuyisUier Aandtag. Das Abgeordnetenhaus setzte am Donnerstag die Spezialberatung des Etats bei der Position „Mmister- gehnkr fort. Im wesentlichen drehte sich die Ver handlung um die Reorganisation der politischen Polizei. Die Beratung des Etats des Ministeriums des Innern wurde im Abgeordnetenhaus am Freitag fortgesetzt. Es kam die Verordnung des Berliner Polnei-Präsidenten betreffs der Sonntagshciligung zur Sprache. Von Interesse war die Mitteilung des Unterstaatssekretärs Braundehrens, daß der Entwurf einer allgemeinen Fahrradordnung dem Minister zur Prüfung vorliege. ständen hinzuwirken, wie sie namentlich auf dem Mbiete der Löhnung und Verpflegung hervortretcn. Moch immer hören wir von Mißhandlungen von Soldaten durch Vorgesetzte. Es scheint mir vor allem an einer genügenden Beaufsichtigung der Unteroffiziere in den Kasernen zu fehlen. Man läßt sie zu frei schalten und walten. Des halb hat auch die neue Bcschwerdeordnung wenig Nutzen gebracht und man kann nach wie vor die Hoffnung nur auf eine bessere Militärstrafprozcß- ordnung setzen. Freilich wird man die Hoffnungen auf das Zustandekommen einer solchen schon jetzt nach den in die Oeffentlichkeit gedrungenen Mit teilungen ganz erheblich hcrabstimmen müssen. Ich komme dann zum Duellwesen. Vor kurzem haben wir nun eine Neuregelung des Duellwesens erlebt, die von Berlin ausgegangen ist. Ich erkenne an, daß ihr die Absicht zu Grunde liegt, die Duelle zu beschränken. Aber es ist zu befürchten, daß diese allerhöchste Willensmeinung ebensowenig Erfolg haben wird, wie die vielen vorangegangeuen auf Beschränkung der Soldatenmißhandlungen. Wirksam würde allein ein völliges Verbot der Duelle sein.--- Seit einer Reihe von Jahren wird nun weiter der Armee beständig ein sogenannter innerer Feind vor geführt, nämlich die Sozialdemokratie. Man will damit den Anschein erwecken, als arbeiteten wir auf Straßeukämpfe, auf eine Revolution hin. Die Re volution aber, die man meint, liegt uns durchaus fern. Die Sozialdemokraten sind im allgemeinen, dank der in unserer Partei herrschenden Disziplin, ausgezeichnete Soldaten, wie der bayrische Kriegs minister ausdrücklich anerkannt hat. Ilm so ungs- rDchtsertigter ist cs, sie anders zu behandeln, als die Er stürzte fort und lief im Park umher, nach Ruhe und Selbstbeherrschung ringend. Kon Uah und Fern. Emden. Das Kabel Emden—Vigo hat unfern der englischen Küste bei Dungeneß in niedrigem Wasser eine Beschädigung erlitten, wahrscheinlich durch Treibeis. Die Wiederher stellung ist bereits im Gange. Rustland. * Demnächst soll im Odessaer Militär bezirk dessen jetziger Kommandeur, General Mussin Puschkin, durch GeneralD ragomirow aus Kew ersetzt werden, der einer der ersten russischen Feldherren ist. Man will, wic/dem ,L.-A/ aus Petersburg gemeldet.wird, >aß sich für den Ernstfall gerade der Odessaer Bezirk, der den vorgeschobensten Posten bildet, in durch aus zuverlässigen Händen befindet. Als Gehilfe Dragomirows soll General Schack ernannt wer den, ein Schüler der Berliner Kriegsakademie. Balkanstaaten. * Prinz Georg von Griechenland ist mit der griechis ch en Flottille vor Kanea eingetroffen, dürfte aber kaum Gelegen heit finden, seine Feldherrn- und maritimen Fähigkeiten zu bekunden. Die Großmächte haben beschlossen, des Prinzen Flottille zur Rückkehr nach Griechenland aufzufordern; falls sie sich dem widersetze, solle ihre „Be gleitung" durch die Schiffe der Mächte erfolgen. In der betreffenden Meldung heißt es weiter, daß die Mächte sich entschließen dürsten, die Herstellung der Ruhe auf Kreta selbst in die Hand zu nehmen. *Zu den Wirren auf Kreta wird ge meldet: In Kanea find nur Mohammedaner zurückgeblieben. Alle Christen befinden sich auf aus wieviel Schiffen es besteht? Aus zwei Panzern, dem „Brennus" und dem „Neptun"." *Jn der französischen Presse erkaltet die Freundschaft für Rußland mehr und mehr. Clemenceau sagt in der,Justice': „Der Zar gibt nichts für nichts." Lanessan schließt eine Betrachtung im .Rappel': „Das beste wäre, in einer aufrichtigen Annäherung an England eine Lösung zu suchen." Italien *Die Italiener haben den auf dem Rückzüge befindlichen Derwischen Verluste beigebracht. *Man nimmt an, daß die Verhandlungen der internationalen Pestkonferenz sich nicht übermäßig in die Länge ziehen wer den. Die Anschauungen über das, was zum Schutze unseres Weltteils gegen Einschleppung des SeuchcnkeimS zu geschehen habe, stehen ja im wesentlichen fest und erhalten ihren Ausdruck in den von den einzelnen Regierungen bereits aus eigener Initiative getroffenen Kontrollmaß regeln. Es dürfte sich also in der Hauptsache nur um einen gegenseitigen Meinungsaustausch handeln. . Antrag über diEMO des Staatsvertrageö' un.- e n über die Korrektion der Unter - Elbe zugehen lassen, worin außer anderen Beträgen auch 1530 000 Mark für Herstellung eines Leitdammes in der Elbe vor dem Altonaer Hafen gefordert werden. Die Stadt Altona hat indessen nach Fertig- Votttische Rundschau Deutschland. * Dem Erz Herz ogOtlovon Oester reich hat der Kaiser den Schwarzen Adlerorden verliehen. — Am Donnerstag vormittag begab sich der Erzherzog nach dem Mausoleum in Charlottenburg und legte daselbst am Sarge des Kaisers Wilhelm einen kostbaren Kranz nieder. Mittags folgte der Erzherzog einer Einladung des österreichisch-ungarischen Botschafters von Szögyeny zum Frühstück. Nachmittags besuchte er die Geweih-Ausstellung und die Kunstakademie. Freitag entsprach der Erzherzog einer Einladung des Prinzen Friedrich Leopold zur Frühstückstafel und reiste nachmittags nach Stuttgart weiter. * Vier Kreidezeichnungen des Kaisers, die tabellarische Darstellungen über den Stand unserer Flotte im Ver hältnis zu anderen Mächten enthalten, find der Bibliothek des Reichstages gewidmet und einst weilen in der Kuppelhalle des Reichstags gebäudes ausgestellt worden. * Die Teilnahme des Prinz - R e g e n tc n von Bayern an der Feier des 100. Geburts tages Kaiser Wilhelms I. in Berlin wird angc- kündigl. * Zufolge kaiserlicher Bestimmung soll die Hundertjahrsfeier für Kaiser Wil helm I. drei Tage dauern. Für den 21. März find ausschließlich kirchliche Feiern in Aussicht zu nehmen. Am 22. März sollen Schulfeiern, „Festakte", Paraden, Festessen, Festvorstellungen und sonstige Veranstaltungen stattfinden. Der 23. März ist für Volksbelustigungen und volks tümliche Feste bestimmt. Am 22. und 23. März sollen die Dicnstgebäude der Behörden beleuchtet, an allen drei Tagen aber geflaggt sein. * Der Für st-Reichskanzler und seine Gemahlin feiern am Dienstag, den 16. d., das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Wegen der tiefen Trauer, die im fürstlichen Hause über das kürzlich erfolgte Hinscheidcn der jungen Prinzessin herrscht, ist von glänzenderen Fest lichkeiten abgesehen. Am Montag abend findet als Vorfeier eine größere Familientafel statt. Am Dienstag vormittag wird im Palais eine kirchliche Feier abgehalten, und abends sind zur Festtafel die Mitglieder der Familie und die nächsten Freunde des Hauses geladen. * Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes wegen Verwendung über schüssiger Reichseinnahmen aus dem Etatsjahre 1897,98 zur Schuldentilgung nebst Begründung zugegangen. Der Gesetzentwurf bestimmt, daß die Hälfte des Ueberschusses der pro 1897/98 den Bundesstaaten zustehenden Ueber- weisungen aus den Zollerträgen rc. über die aufzubringendcn Matrikularbeiträge zur Vermin derung der Reichsschuld zurückzuhalten ist. Aus dem Rerrl itaye. Am Tomierstcig kam die Beratung über den Antrag der Sozialdemokraten betr. Einführung des von der Armee sernzuhalten. Die Devise der Armee ist nun einmal: „Mit Gott für König und Vater land," die der Sozialdemokratie: „Ohne Gott gegen König und Vaterland!" Wir werden jedenfalls nicht aufhören, die Soldaten gottesfürchtig, wahrhaft und treu zu erziehen. Abg. Bebel (soz.): Trotz der letzten Worte des KriegsministcrS wird er es erleben müssen, daß die Sozialdemokratie immer stärker und mächtiger werden wird, lieber Ansnahmebehandlung sozialdemokrati scher Soldaten habe auch ich mich zu beschweren. Man verbietet z. B. die Verbreitung sozialdemo kratischer Schriften, nicht aber die von anderen Par teien. DaS erweckt den Anschein, daß inan die Armee gegen die Sozialdemokratie verhetzen will. In der Jiistruktionsstunde stellt man uns ja auch als Vatcrlandsfcinde hin, die alles zerstören wollen. Ein Sozialdemokrat würde sagen, wer solchen Blöd sinn glaubt, mutz ein kolossaler Esel sein. Gegen Leute, die sich einmal zu einer unbedachten Aeußerung hinreitzcn lassen, wird, wenn sie im Verdacht ' stehen, Sozialdemokraten zu sein, mit der ganzen Strenge eines Militärstraigesetzbuches vorgcgangen, das den Stempel der Barbarei trägt. Auch in diesem Jahre liegen mir wieder eine Reihe von Beschwerden über Soldatenmißhandlungen vor. Alljährlich hören wir noch Fälle von Hitzschlag auf Märschen rc.. Fälle von schweren Erkrankungen in folge von Erschlaffung: ja es kommen sogar noch immer Todesfälle infolge übermäßiger Anstrengung vor. Ein weiterer Mißstand liegt in der Beschäfti gung von Soldaten mit Arbeiten, mit denen freien Arbeitern Konkurrenz gemacht wird. Die gegen die Duelle erlassene neue Verordnung können wir als den vorjährigen Erklärungen des Reichskanzlers ent sprechend nicht anerkennen. Der Kricgsminister schreibt uns die Devise zu: Ohne Gott, gegen König und Vaterland. Wir sind keineswegs alle Atheisten, sondern wir erklären die Religion nur als Privat fache. Das scheint aber der Minister nicht zu ver stehen. Republikanische Gesinnungen zu hegen, ist aber bis jetzt im Deutschen Reich nicht verboten Wir halten die Republik für die Spitze der kulturellen Entwickelung. Sie wird auch bei uns kommen, wahrscheinlich ohne daß ein Schutz fällt. Wenn heute Europa sozusagen auf einem Fatz Pulver steht, so ist das nicht unsere Schuld, sondern die des Militarismus. Kricgsminister v. Gotzler: Auch diese Rede war mir nur eine Bestätigung für den inter nationalen, revolutionären Charakter der Sozial demokratie. Sie bestätigt auch, daß unsere Anstchvm sich nie decken werden. Jedenfalls werden wir thun, was in unseren Kräften steht, um der vom Abgeord neten Bebel geschilderten Entwickelung emgegenzu- Wirken. Wenn Abgeordneter Bebel eine Broschüre als Blödsinn, unser Strafgesetzbuch als Barbarei kennzeichnet und von den Instruktionen eines Offi ziers sagt, wer daran glaube, der sei ein Esel, so sind darin Beleidigungen ausgedrückt, für die wir nur das Gefühl der Verachtung haben. Auf einzelne Fälle von Mißbräuchen, die Vorredner vorgebracht, gehe ich heute nicht ein. Wenn Abgeordneter Bebel schließlich der bestehenden Gesellschaft die Totenglocke läutete und es so darstellte, als säßen wir auf einem Pulverfaß, so ist es doch gerade das Richtige, daß wir für alle Eventualitäten gerüstet sind. Abg. Beckh (ft-, Vp.) bedauert, daß noch immer nichts Bestimmtes über den Inhalt der neuen Straf- Prozeßordnung bekannt geworden sei, insbesondere darüber, inwieweit sie die Grundsätze der Oeffent- lichkcit und Mündlichkeit des Versah-ens zur Ml- tung bringe. Heute verlaute in einem auswärtigen Blatte, der Entwurf habe wenig geändert an dem vor zwei Jahren ausgearbeiteten. Der damalige Entwurf sei aber allgemein als unannehmbar be zeichnet worden. Redner bespricht noch das Duell wesen und den Fall Brüsewitz. Kriegsminister v. Goßler: Die Annahme des Vorredners über den neuen Entwurf einer Militär strafprozeßordnung ist eine irrige. Der Entwurf ist ein anderer und neuer. Was -den Fall Brüsewitz anbetrifft, so fühle ich mich veranlaßt, mitzuteilen, daß Herr von Brüsewitz wegen Totschlags unter Mißbrauch der militärischen Waffe mit Dienstent ¬ decken. Auf die Er.E:«Lelhciten habe ich dem Vor redner zu erwicdern, daß wirA^.hse.lgr sicher warmen Abendkost beständig im Auge behalten: daß sielt-- och nicht dnrchgcsührt ist, liegt namentlich an dem Man gel an Mitteln. Einzelne Fälle von Soldaten- mitzhandlungen hat der Vorredner nicht anfgeführt. Daß solche vorgekommen sind, ist richtig. Es ist aber auch richtig, daß strenge Bestrafungen erfolgt lind. Bezüglich der Dnellfrage kann ich den Vorredner nur ersuchen, die Wirkungen der neuen Verordnung abzuwarten. Der Vorredner beschwert sich über Sonderbehandlung der Sozialdemokraten. Wir haben aber die Pflicht, sozialdemokratische Kundgebungen große Gcnugthuung darin, seinen Zuhörerinnen, denn Trautmaun mußte sich empfehlen, davon zu berichten. Seit langer Zeit hatte Baron Luyken nicht mehr so interessant und fesselnd gesprochen als heute — von dem wilden Sturm, der 1848 alle Leidenschaft entfesselte, von der Fata Morgan« der Völkerfreihcit. Er schilderte nicht wie ein Hofmann, sondern wie ein durch die Schule des Lebens gegangener, vorurteilsfreier Mann die unermeßliche Bewegung, die überall gleichzeitig heroorbrach. Dann erklärte er ihnen die un garischen Zustände, das Drängen des Volkes der Magyaren nach einer Regelung seiner Ge setze und althergebrachten Selbständigkeit unter der Krone Oesterreichs; die Rassenmischung in dem ungeheuren Ländergebiet und dem daraus entstehenden blntigcn Bürgerkrieg, den Oester reich vergebens mit eigener Macht zu dämpfen suchte. Und an der Spitze dieser zur Revo lution gewordenen Bewegung standen die vor nehmsten Männer des Landes, glühende Patrioten, die nur das Wohl ihres Volkes wollten. „Und hatte das Mädchen wohl etwa einen Liebsten, Fräulein Ulla?" fragte Trautmaun. „Ja, in der That, einen der jungen Gärtner- burschen in Rheustcin." „Was sagte denn der Bursche dazu, daß das Mädchen verschwand?" fragte er weiter. „Ich weiß es nicht. Ich habe nie mit ihm gesprochen und sah nachher nur, wenn er mir einmal MMark begegnete, daß er mich scheu und traurig anblickte, als schäme er sich vor mir, wozu doch keine Ursache war." Da hatte Trautmann eine Spur! Eine Möglichkeit! Und doch konnte er nicht daran mir dem Eifer denken, den er noch vorhin gc- nihlt hatte, den Verbrecher zu entdecken. Ein bitteres Gefühl stieg in ihm auf und über flutete sein Empfinden. Wie kühl und blaß sah Ulla ihn au und wie herzlich war sie vor hin gewesen. Nein — sie liebte ihn nicht —! Ach, wenn er doch das Mittel wüßte, ihr Herz zu gewinnen, dessen Wächter der edelste Mädchcnstolz war. Die schmerzvolle Erregung seines Gemüts ließ ihn heute jein hoffnungsloses Lieben doppelt schwer tragen. Während er sie anbetete, mußte er sie so unnahbar? finden wie im Anfang. Als er ihr zum Abschied die Hand küßte und sie ihn nun doch wieder herzlich bat, sich nicht allzu sehr um den Freund zu sorgen, Herr Winzcek werde ja hoffentlich leben und genesen, da war's um all' seine Fassung geschehen. ohne jede Verpflichtung dazu, ja sie erzählt, baß sie ihm zuliebe sich habe dumm und leicht gläubig stellen müssen, um ihn nicht mit Dankes- äußerungen zu kränken! Tausend kleine Züge hat sie mir berichtet von seinem Zartgefühl, seiner bescheidenen Zurückhaltung, und als ich ihr mitteilte, daß wir Gründe hätten, für ihn an eine vornehmste Abstammung zu glauben, da hat sie mir selbst ganz eigentümlich kleine Züge erzählt, die allerdings auf Wien Hinweisen! Eines Tages, als sie von der Fürstin Ester hazy gesprochen, fragte er sie: „Meinen Frau Gräfin die blonde, eine geborene Prinzessin von Croy, oder die Tosca, deren Mutter eine Czechenyi war?" Ein anderes Mal hat er im Eifer gesagt: „Der Feldmarschall Leggeditsch hatte einen Vetter von mir für den Theresien- orden vorgeschlagen." Aber nachher war Herr Winzcek, wenn auch jedesmal blaß, doppelt leb haft oder empfahl sich rasch und ließ sich lange nicht wieder sehen." Sie sprachen hin und her darüber. Wenn Winzcek nicht gerade jetzt am Rande des Todes geschwebt hätte, so würde Prinzeß Mathilde ge jubelt haben über Baron Luykens unleugbaren Eifer, Winzceks vornehme Herkunft darzuthun. Auch Ulla stimmte zu, und dann fragte sie mit großer Teilnahme nach dieser ungarischen Revolution, über welche sie in den Geschichts stunden im Pensionat so wenig wieder erfahren hatte wie von ihrer Gouvemante. Baron Luyken aber hatte jene Schreckensjahre für ganz Deutschland als Reisebegleiter seines jungen! Herzogs an verschiedenen Höfen und speziell auch ! — ..... - längere Zeit in Wien verlebt und fand eine! und Schwert hingerichtet wurden, auf Befehl achtstündigen Normalarbeitstages noch nicht zu Ende. Das Zentrum hatte durch den Abg. v. Hertling noch einen zweiten Eventnal-Antrag einbringen lasfen, wonach weitere Enquelen über den Gesund heitszustand der Arbeiter in industriellen Betrieben angestellt und auf Grund der gemachten Erfahrun gen im Wege der Verordnung eingeschritten werden solle. Die Abgg. Rösicke und Pachnicke vcautragten, hinzuzusetzen „auf dem Wege der Gesetzgebung". Abg. Schneider (frs. Vv) beantragte Streichung der Bestimmung des EveMual-AutrageS, daß im Ver- ordnungswege eine Regelung der Arbeitszeit herbei geführt werden sollte. Am 12. d. wird die zweite Etatsberatung mit dem Militäretat fortgesetzt. — Beim Titel „Kriegsminister" nimmt zunächst das Wort Abg. v. Vollmar (soz.): Meine Freunde halten nach wie vor das herrschende Wehrsystem für unvereinbar mit den Interessen des Volkes. Es hindert die kulturelle Entwickelung im Innern und sichert in nicht? den Frieden nach außen. Die Heere haben einen Umfang^altgenommen, daß selbst frühere Offiziere es ausgesvp'öiMi habe», daß eine Lcilung wtt Vervflcgüng solcher Mciffcn in boyem Grade unwahrscheinlich, daß das Resultat möglicher weise ein neggnves sein würde. Wenn wir somit für den Btttträretat nicht stimmen, so enthebt uns das nicht^ber Verpflichtung, für die Interessen der Soldattn einzutreten und auf Abstellung von Miß- gen, worauf.fiePcae/^tztadt vorrücken wollen. Die Stlkmg im Lager ist seit der Proklamic- der Union mit Griechenland einer Verständigung wenig günstig. In Kandia und lassung zu drci Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, außerdem mit 20 Tagen Gefängnis wegen eines militärischen Vergehens, welches das Haus nicht interessieren dürfte. Der Totschlag ist als vorsätz lich erwiesen, aber es sind mildernde Umstände als vorliegend angenommen worden, weil Brüsewitz zweifellos nicht nüchtern gewesen sei, sonst hätte er rechtzeitig daS Lokal verlassen. Avg.W. .... Kardorff (sreikonh) verteidigt die Ver wendung von O" Saldaten zu Erntearbeitcu. In Not fällen könne die Waldwirtschaft diese Hilfe garnicht entbehren. Er bitte . daher den Kricgsmünsrer, von der bisherigen schönen nicht abznweichen. Ava. Werner (Antis-- -volemisicrt gegen Bebel. Eine Besserung in dem Duellwesi. ' ,, wird hoffentlich durch die kaiserlichen Erlasse hcrbelgcmhn. ' ^Redner bemängelt sodann die zu häufige Pensionierung.., .in den unteren Heercsstellcn. den Kriegsschiffen, von welchen sie nach Milo expediert werden. Die christlichen AuMHen' in der Nähe von Kanea erwM^Zuzüge aus dem Innern des Landes wMmitionssendun- Retimo wird von den Mohammedanern ge plündert. Fremde Kriegsschiffe, darunter auch griechische, find dahin abgcgangen. An mehreren Orten plündern die Mohammedaner militärische Waffendepots. Afrika. * Vor Tanger (Marokko) trifft die deutsche Fregatte „Gneiseuau" am 27. Februar ein, um die Bemühungen des deutschen Ge sandten in Sachen der Ermordung des Kauf manns Häßner zu unterstützen. — Wie dem ,Ncuterschen Büreau' aus Tanger gemeldet wird, seien mehrere Verhaftungen vorgcnommcn wor- dcii, die mit der Ermordung des Deutschen Häßner in Zusammenhang stehen. * lieber die Entschädigungssumme, die Transvaal von der Chartered Company für Jamesons Einfall zu fordern hat, ist jetzt vom dortigen Änsführendcn Rate Be schluß gefaßt wordcu. Eine amtliche Mitteilung über den festgcstelltcn Bettag ist noch nicht er folgt: einem Blakte zufolge soll sich derselbe jedoch auf l lOO o MiU. Mk.) belaufen. übrigen Soldaten. »c "Eiegsminister v. Gotzler: Die Ansichten des Vorreduc>r>- S,.werden sich niemals mit der meinige»
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