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Allgemeiner Amiger. Amtsblatt für Sie Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. > -- Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Allge meinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ^/,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Neöskiion, Druck und Verlag von A. Schurig, Breinig. Rr. 17. Sonnabend, den 27. Februar 1897. 7. Jahrgang. otg mr rn, en- ma ,25 ;en- nur von den« nur fs- s u. 3. S°. . üten '.rück et. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 27. Februar 1897. Bretnig. Am Mittwoch beging der Verein „Iduna" hierselbst im „Deutschen Hause" sein Stiftungsfest, welches einen vollauf befriedigenden Verlauf nahm. — Die farbigen Lampenschirme, die das Heim einer Modedame so reizvoll machen, werden jetzt von den Aerzten sehr heftig be kämpft. Die Aerzte behaupten nämlich, daß die Farben die Ursachen mannigfacher Augen leiden seien. Das Sonnenlicht, dem das menschliche Auge angepaßt ist, ist weiß. Jede andere Farbe, die das Licht annimmt, — so behaupten die Gelehrten — erfordert auch eine ungewöhnliche Anstrengung der Sehnerven. Je mehr eine Farbe von dem weißen Grund- ton absticht, desto schlimmere Wirkung übt sie aus. Ob die Warnung der Aerzte etwas nützen wird? — Unter ungeheurem Zudrang von Publikum fand am Mittwoch den 24. Februar die Verhandlung gegen den Maurer Friedrich Gustav Hoche in Bautzen wegen Mordes und Sittlichkeitsverbrechens vor dem Schwurgericht Bautzen statt. Der größte Teil der Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Die Ermordete hat mehrere Töchter aus erster Ehe, welche der Angeklagte in der scheußlichsten Weise miß brauchte. Hoche ist, wie die Beweisaufnahme ergeben hat, ein arbeitsscheues, dem Trünke ergebenes, gemeingefährliches, vorbestraftes Subzekt. Gemäß dem Wahrspruche der Geschworenen wurde Hoche wegen Mordes und Sittlichkeitsverbrechens zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre sowie zu einer Zuchthausstrafe von 4 Jahren verurteilt. Weder vor noch nach dem Urteile zeigte Hoche Reue. — Mit Meteorologie und Wettervorher sage befaßt sich auch, ähnlich wie Falb, der Gymnasial-Oberlehrer Lamprecht in Bautzen. Für das Jahr 1896 hatte er die große Hitze der Monate Mai und Juni sowie die Kälte des Septembers richtig vorausgesagt. Gestützt auf seine Berechnungen veröffentlicht Lamp recht nun auch eine Wetter-Prognose für das Jahr 1897. Darnach soll erwartet werden: April und Mai warm mit Gewittern, der Juni heiß mit sehr starken Hagelschlägen, der Juli kalt mit Landregen und der August etwas unter mittelwarm. Wenn man auch dergleichen Voraussagen stets mit der nötigen Vorsicht aufnehmen muß, so ist es doch ander erseits speziell für das Jahr 1897 gar nicht unwahrscheinlich, daß dieses wieder ein hagel- reiches wird. Nach den fast ein halbes Jahr hundert umfassenden Erfahrungen der Hagel statistik wechseln hagelarme und hagelreiche Perioden mit ziemlicher Regelmäßigkeit mit einander ab. Die Jahre 1892 bis 1895 stellten eine solche Periode geringer Hagel schläge vor und nach den bisherigen Erfah rungen und nach dem Gesetze der Wahr scheinlichkeit mußte auf diese eine hagelreiche Periode folgen, welche auch thatsächlich vurch das von vielen und schweren Hagelschlägen begleitete Jahr 1896 eingeleitet zu sein scheint. Diese Thatsache würde eine Bestätigung der theoretischen Berechnungen des Herrn Lamp- recht bilden. . .— Ein schöner Zug religiöser Duld- lamkeit ist durch den Dresdener Kreuz- nrchenbrand bekannt geworden. Der in höchster Lebensgefahr sich befundene Türmer Sowak auf der protestantischen Kreuzkirche ist Katholik. Hoffentlich nehmen die katholischen Kirchenbehörden bei der Besetzung von Stellen an den Kirchen ihrer Konfession gleiche Rück sicht auf die Zugehörigen zur evangelisch lutherischen Konfession. — Die Nachricht vom Brand der Dres dener Kreuzkirche hat im Vogtlands die Er innerung daran wachgeruken, daß sich im Anfang der 70er Jahre ein aus Markneukir chen stammendes Mädchen an demselben Tage vom Kreuzturm herabgestürzi hat, an dem ihr früherer Geliebter in der Kreuzkirche den Ehe bund mit einer anderen schloß. — Im Dresdner Stadtverordneten- Kollegium scheint das Vielreden au der Tages ordnung zu sein. Ju einem Bericht über die letzte Sitzung heißt es: „Der erste Punkt der Tagesordnung hatte über zwei Stunven in Anspruch genommen und hätte schließlich, wäre nicht Schluß der Debatte beantragt und angenommen worden, den ganzen Abend aus gefüllt. Der Vorsitzende wies darauf hin, daß bei derartiger Ausspinnung der Beratungen einzelner Gegenstände an eine Aufarbeitung des Materials nicht zu denken sei, er sehe sich genötigt, die Sitzungen bereits auf nachmittags 5 Uhr anzusetzen, da könne dann Jeder nach Herzenslust reden." — Ueber oie Verhandlung gegen den Kurt Johann Berthold und die Pauline Kunze teilen wir noch folgendes mit. Der Ermor dete hat zu Lebzeiten öfters seinem Mißmut über den fortgesetzten Verkehr Bertholds in seinem Quartier Ausdruck gegeben und er stattete am 4. November v. I. bei dem Distrikts gendarm Uhlemann Anzeige, es sei ihm eine ersparte Barschaft von 232 Mark gestohlen worden. Hierbei sprach er »ffen den Verdacht des Diebstahls gegen seine Frau uno Berthold aus. Die sofort eingeletteten Recherchen führ ten zu keinem Erfolg. Bei Gelegenheit der Anzeige hatte Kunze seine Befürchtung dem Gendarmen gegenüber wiederholt, er glaube, daß man ihm nach dem Leben trachte und als er am 10. November früh aufs Neue im Quartier des dienstlich abwesenden Beamten erschien, klagte er dessen Frau wiederum, daß er sich seines Lebens nicht mehr sicher fühle. Gleichzeitig brachte er zur Kenntnis, daß sich Berthold in der vergangenen Nacht wieder in seiner Wohnung ausgehalten habe und ließ er dringend bitten, daß man gegen Letzteren einschreite. Als der Gendarm gegen Mittag heimkehrte und stch auf Grund der Mitteil ungen seiner Frau nach der Wohnung Kunze's verfügte, war der alte Mann schon längst eine Leiche. Die angeklagte Kunze erklärte dem Beamten im Anschluß an ihr bisheriges Verhalten, ihr Mann sei durch einen Sturz von der Treppe tätlich verunglückt. Betreffs Bertholds versicherte sie, derselbe sei weder nachts im Hause gewesen, noch halte er sich jetzt an Ort und Stelle auf. Nachdem sie den Gendarmen vergeblich ersucht hatte, von einer Durchsuchung der Räume Abstand zu nehmen, entdeckte derselbe Berthold in der oberen Kammer in einem Versteck hinter dem Sopha und verschritt sofort zu dessen Verhaftung. Hierbei entwickelte der Arrestant eine hochgra dige Frechheit, indem er äußerte, es sei eine Schande, daß man ihn, den Sohn anständiger Eltern, wie einen Verbrecher behandle. Zu einem Geständnis bequemte sich Berthold erst, nachdem es gelungen war, von der Kunze glaubhafte Angaben über die Entstehung und Durchführung des Mordplan» zu erhalten. Hiernach war ursprünglich beschlossen, das Opfer der beiden Verbrecher durch Erwürgen mit einer dazu bereit gehaltenen Schlinge vom Leben zum Tode zu bringen. Erst nach der Rückkehr Kunzes am nächsten Morgen aus der Wohnung des Gendarmen hielt man den Zeit punkt der That für gekommen. Bald nach dem Eintritt K.'s in die Hausflur, nachdem zwischen Berthold und Kunze ein Gruß ge wechselt worden sein soll und letzterer dem ungebetenen Gaste betr. seiner nächtlichen An wesenheit Vorwürfe gemacht hatte, sprang B. auf den alten Mann los und warf ihn zu Boden, wobei K. heftig mit dem Hinterkopfe auf die Steinplatten der Hausflur aufschlug. Der Mörder würgte sodann sein Opser am Kehlkopfe, mit der anderen Nase und Mund zuhaltend. Da K. noch eine ziemlich lebhafte Gegenwehr entwickelte, rief B. die Mitange klagte aus der Stube herzu und diese hielt, ebenso wie B. auf ihrem Lianne knieend, dessen rechtes Bein und rechten Arm so lange fest, bis die Bewegungen K.s aufhörten und derselbe für tot gehalten wurde. Während sich B. den blutigen, aus dem Munde ge tretenen Schaum des Opfers abwischte, kam er auf den Vorschlag zurück, den immer noch atmenden Körper aufzuhängen, worauf die K. unter Hinweis auf tue Verletzungen am Hinterkopfe erwiderte, das ginge nicht, und dafür nunmehr in Gemeinschaft mit Bert hold den erwürgten K. nach der nahen Treppe schaffte, um den Anschein zu erwecken, Kunze sei durch einen Sturz von der Treppe verunglückt. Bei dieser Gelegenheit ließ man den Kopf des alten Mannes, dessen leises Stöhnen noch auf das Vorhandensein von Leben hinwies, nochmals auf den harten Steinboden aufschlagen. Berthold hatte sich bei der Blutarbeit sein Hemd beschmutzt und verlangte, daß man dasselbe vernichten solle, während die Kunze erklärte, sie werde das blutige Wäschestück reinigen und hierauf ein altes, ihrem Manne gehöriges Hemd herzu brachte. Die Kunze soll, wie Berthold be hauptet, bei Gelegenheit des darauffolgenden Kaffeetrinkens widerlich gelacht und geäußert haben: „Der ist aus der Welt gekommen — er weiß nicht wie!", wobei sich B. dachte: „Das schlechte Frauenzimmer wird mich noch verraten!" Das verkommene Weib bestritt, die Anregung zur Tötung ihres Mannes ge geben zu haben, giebt aber die thatsächliche Beihilfe zu, nachdem Kunze von Berthold zu Boden geworfen und gewürgt worden war rc., und besaß in Bezug hierauf die Frechheit, zu erklären, sie habe nicht gewußt, daß darauf Strafe stehe. Das Schwurgericht verurteilte die beiden Angeklagten zum Tode. — Seit längerer Zeit schon fanden ver schiedene Einwohner des Ortes Lohmen früh beim Erwachen zu ihrem nicht geringen Erstaunen in meist entlegenen Teilen ihres Grundstücks wiederholt verschiedenfache Mengen ganz neubackener Frühstückswaren. Da Nie mand so rechtes Zutrauen zu diesen Geschen ken hatte, und Jeder wohl glaubte, es könne damit etwas Schlechtes geschehen sein, wurde die Ware meist weggeworfen und verdarb. Jetzt ist es gelungen, diesen freigebigen Bur schen in einem Bäckerlehrling zu ermitteln, der zu faul gewesen war, die Backware bei den entlegeneren Kunden seines Meisters aus- zutragen. — Der Eisenbahnübergangswärter Wei gelt zu Adorf i. V. mußte wegen Geistes störung im Krankenhaus untergebracht werden. Vorher hatte er in seiner Wohnung seine Frau mißhandelt und mit einem Revolver 8 Schüsse abgefeuert. — Der Schweinemagen kann unter Um ständen auch eine Sparbüchse sein, wie ein Gutsbesitzer in Mülsen St. Jacob erfahren mußte. Ein .von ihm geschlachtetes Schwein hatte zusammen 9 Geldstücke im Magen ver borgen. — Vor noch nicht ganz 3 Wochen mietete ein angeblicher Lederreisender in einem Gasthofe einer Stadt im Erzgebirge ein Zimmer für 14 Tage. Der Herr machte sichs bequem und ließ sich besonders den Karpfen während dieser Zeit rech: oft gut schmecken. Als die Zeit der Abreise gekom men war, bat er, seinen beim Hertransport schon recht auffällig schweren Koffer auf einem Wagen bereit zu halten, er gehe unter dessen noch einen Geschäftsweg und werde baldigst zurückkommen, um dann auch die Gasthofsrechnung glatt zu machen. Der Herr aber blieb fort, und beim Oeffnen seines Koffers fand man weiter nichts vor als eine große Anzahl Steine. — Wie hoch die Schneeverwehungen viel fach im Erzgebirge waren, läßt die Thatsache erkennen, daß jetzt nach dreiwöchiger Sperrung erst mehrere eingeschneite Kommunikationswege für den -Verkehr haben freigegeben werden können. Kirchennachrichten von Hauswalde. Dom. Estom.: Ab endmahlsfeier, Beichte 8i/z Uhr vorm. — Nachm. 2 Uhr: Bet stunde. 'Freitag, den 5. März, nachm. 3 Uhr: 1. Passionsandacht mit Abendmahlsfeier. Beichte 2^/. Uhr. Getraut: Edwin Adalbert Meißner, Kauf mann in Bretnig, mit Martha Margarethe Fichte in Bretnig. — Max Bruno Petzold, Tischler m Polschappel, mit Klara Hed wig Schuster in Hauswalde. Beerdigt: Frau Joh. Eleon. Horn geb. Mager in B., 76 I. 8 M. 28 L. alt. Kirchennachrichten von Frankenthal. Getauft: Martin Bruno, d. Gutsbesitzers Haufe in Fr. S. — Erwin Max, des Maurers Hentschel in Fr. S. Getraut: Der Tuchw. Max Bruno Bär und Anna Martha Hörnig in Fr. Dom. Estomihi: 1. Frühtommunion. Die Beichte beginnt früh 8 Uhr, vorm. 9 Uhr: Hauptgotlcsdienst, nachm. '^2 Uhr: Kate chismusunterredung mit den konfirmierten Töchtern von Frankenthal uno Bretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Minna Maria, T. des Schmie demeisters Bruno Gustav Nitzsche Nr. 273ck. Otto Fritz, S. des Kaufmanns Hermann Otto Schubert Nr. 68. — Ernst Willibald, S. des Maschinenbauers Ernst Reinhard Philipp Nr. 248b. — Paul Willibald, S. des Wirtschaftsgehilfen Ernst Gustav Johne Nr. 312. — Elsa Gertrud, T. des Stein- druckerü Franz Joseph Kretschmer Nr. 319e. — Mmna Clara Helene, T. des Fabrikarbeiters Karl Wilhelm Davio Baum Nr. 273e. — Außerdem ein uneheliches Mädchen.