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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt siir Sie Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Redaktion, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. 7. Jahrgang. Mittwoch, den 24. Februar 1897. Nr. 16. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich deigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes"' vie-teliährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 2o'Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag V,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Inserat-, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Allge- meinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 24. Febr. 1897. — Die Ziehung der 3. Klaffe 131. säch sischer Landeslotterie findet am 8. und 9. März in Leipzig statt. Die Erneuerung — der Lose zu dieser Ziehung muß bis zum 27. d. M. erfolgt seuz* — Die Centenarfeier des Geburtstages j Sr. Majestät des hochseligen Kaisers Wilhelm I. hre wird in der königl. sächs. Armee wie folgt begangen: Der Tag ist dienstfrei, die mili tärischen Gebäude werden beflaggt, die Wachen tragen Paradeanzug, alle anderen Militärper sonen Gesellschaft» bez. Ordonnanzanzug, in allen Garnisonen finden Parole-Ausgaben, Appells und Festdinecs statt. Die kirchliche Feier findet voraussichtlich am 21. März n statt. — " — Dem Stadtrat zu Bi-s chufLaLLp d a ist vom königl. Kriegsministerium die Mitteil ung zugegangen, daß für jetzt die Verlegung einer Garnison in oie Stadt nicht möAich^fei. in- l — Die zweite Meerturn^ahrt der Lach- bkü sen wird sich in Weg und Ziel in diesem Jahre zwei mal wiederholen. Die, bekannte tgr- 8irma W. Jesinghaus in Genua giebt bekannt, um- laß sie am 24. März d. I. von Genua aus ssh nne „Erste Orieutreise" zum Osterfest nach "^r- Ausatem, und am 20. August eine dergleichen Nsr- tnternimmt, und daß nach dem Norbilde der weiten Meerturnfahrt der Sachsen am 7. Nai und am 20. Juli zwei Fahrten nach UbM Spanien, Nordwest-Afrika, Sizilien und Jta- Lrtal in der Dauer von 30, bezw. 25 Tagen cswa rr den Preis von 375—900 Mark je nach age und Größe der Kabinen, unternommen werden. fest un' ach' Pcö New uü>^ unöS c de» : e^' er — Am Montag begann unter ungeheu- nn Andrange des Publikums vor dem kgl. Schwurgerichte zu Dresden die Hauptver- t. rndlung gegen die Arbeiterswitwe Ernestine Cutine Kunze geb. Strohm aus Kötzschen- wda und den 20jährrgen Sattlergesellen urt Johannes Berthold aus Plauen i. N. egen gemeinschaftlichen Mordes an dem UsK. hemanne Kunze, einem allgemein bekannten "ld beliebten 76 Jahre alten Bretzelträger, rrthold war feit langer Zeit arbeitslos, terhielt auf Antreiben der Mutter mit der >chter der Mitangeklagten ein Liebesver- ltnis, stano aber auch mit der Mutter im ^»Aimen Verkehr. Nachdem der ca. 33 Jahre et 10er als seine Ehefrau gewesene Ermordete 10. November v. I. oem OrtSgendarm zezeigt hatte, daß ihm 230 Mack Bargeld ' tohlen seien, erschien der Beamte einige —Zünden darauf in der Kunzeschen Wohnung fand den Anzeigeerstatter tot vor. Die Ju^zestellten Recherchen ergaben die gewalt- iuse" Iw Tötung des ik. durch Erwürgen. Atan d. d- ie ihu noch die Treppe hinuntergeschleppt, I- daß eS den ^.nfchein gewinnen sollte, als der Tod dmch -rieppenabsturz eingetreten. - erfolgte sofort die Verhaftung des im erfrag versteckt vorgefundenen Berlhmd und ''-n- Tage darauf diejenige der Muange- ^la.Die Ehe der Kunzeschen Eheleute b»il 12>/4 Jahren mW war keine gute, Nefrau stets in, Verdacht stand, Ehe- ebcm betreiben. Die lu Jrmge stehende w als 7jähriges Kind rn dre Ehe ,^'rden, leidet an Eptlepsie und war U? 'Kt Kleinwachau untergebrachl, von übertreiben der Mutter ins Eltecn- -Wolleit'"^- Hohe Justizbeamte, sow:e i auch die fragliche Tochter wohnen der Ver handlung, welche unter teilweiser Ausschlreß ung der Oeffentlichkeit stattfindet, bei. (Näheres in nächst. Nr.) — Der Senat der Technischen Hoch schule zu Dresden hat folgende Bekannt machung erlassen: „Der unterzeichnete Senat hat sich veranlaßt gesehen, über den „Ruffisch- litterarisch-wissenschaftlichen Verein" bis auf Weiteres die Suspension zu verhängen, da derselbe ohne hinreichende Gründe sich gewei gert hat, am 30. v. M. an dem Kommerse zur Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des deutschen Kaisers teilzunehmen. Dres den, den 18. Februar 1897. Rektor und Senat der Technischen Hochschule, gez. Engels. — Die Festung Königstein wird am 1. April ein Bataillon Infanterie als Garnison erhalten. Von den durch Umfor mierung der vierten Bataillone neu zu bilden den drei Regimentern wird das 177. Regi ment mit dem Stabe und dem 1. Bataillon in Dresden und mit dem 2. Bataillon auf Festung Königstein Garnison beziehen. Wie verlautet, setzt sich die neue Besatzung der Festung zusammen aus den bisherigen vierten Bataillonen des 133. und 105. Regiments der Garnisonen Zwickau und Straßburg i. E. Die bisher vom 102. und 103. Regiment abwechselnd gestellten Besatzungs- bez. Wacht- kommandos kommen in Wegfall und bleibt nach dem 1. April nur noch das bisher vom sächsischen Fußartillerie-Regiment in Metz ge stellte Detachement als artilleristische Besatzung i fortbestehen. Das Kommando der Festung be hält nach wie vor Herr Oberst v. Pereira. — Vom Raubmörder Kögler. In Rei chenberg langte am Freitag von Prag aus die Nachricht ein, daß der Raubmörder Josef Kögler schon in den allernächsten Tagen hin gerichtet werden soll. Es soll der Scharf richter von Prag schon den bestimmten Auf trag erhalten haben, sich bereit zu halten. Die offizielle Nachricht ist beim Reichenberger . Preisgericht noch nicht eingetroffen, doch ver lautet mit voller Bestimmtheit, daß Kögler nicht begnadigt worden ist. Man zweifelt deshalb auch nicht an der Richtigkeit dieser in Prag verbreiteten Nachricht. Reichenberg, 18. Febr. Der Raub mörder Bernhard Krusche, gegen welchen am 19. Febr. vor dem hies. Schwurgericht die Verhandlung wegen des Raubmordes, began gen an der Schnittwarenhändlerin Ernestine Einler in Markersdorf, durchgeführt werden sollte, hat sich heute früh in seiner Zelle mittels eines von einer Flasche herrührenden Glasscherbens die PutSaver am rechten Arm beim Ellenbogengelenk durchgeschnitten und liegt schwer verletzt darnieder. An seinem Aufkom men wird gezweifelt. Die Hauptverhandlung gegen denselben wird daher msrgen nicht statt- finven. Krusche hatte bereits erheblichen Blut verlust erlitten, als er in seiner Zelle bewußt los aufgefunden wurde. Nachmittags, als er vorübergehend, zum Bewußtsein gelangte, wurde er mit den Sterbesakramenten versehen. Den Glasscherben, mit welchem er sich die Verletz ung beigebracht, hat er wahrscheinlich bei einem seiner täglichen Spazierstöcke im Ge- fangnishofe gesunden und zu sich gesteckt. Es ist nur ein kleines Stück Glas, das er anschei nend in den rechten Arm eingesetzt und durch Schlagen gegen einen harten Gegenstand tief in die Wunde Hineingetrieben hat Am Schluffe der heutigen SchwurgerichtSsitznng teilte der Präsident den Geschworenen den Vorfall mit und gab bekannt, daß deswegen am Freitag und Sonnabend keine Verhandlung stattfinden werde. Wenn Krusche mit dem Leben davon kommen sollte, wird die Verhandlung gegen ihn erst in der nächsten Schwurgerichtsperiode im Mai stattfinden. — Heute wurde der Maurer Anton Rieger aus Hohenwalde, wel cher sich vor dem hiesigen Schwurgericht wegen des am 20. November 1870 an dem Förster Franz Malek in Dittersbach i. B. begangenen Mordes zu verantworten hatte, nachdem die Geschworenen die Hauptschuldfrage mit 10 Stimmen bejaht hatten, zum Tode durch den Strang verurteilt. — Die Verhandlung gegen den Raub mörder Bernhard Krusche, dessen Zustand sich inzwischen wesentlich gebessert hat, wird, neueren Meldungen zufolge, bestimmt am 1. und 2. März beim Schwurgericht zu Reichen berg stattfinden und werven die Zeugen nun mehr für diesen Fall vorgeladen werden. — Eine Aussehen erregende Meldung wird durch das „Goldberger Stadtblatt" ver breitet. Danach soll sich die siebzehnjährige Tochter des Kaufmanns Fr. Schlesinger vor acht Tagen bei einem Ausfluge nach Neukirch durch den Genuß von roher Milch eine An steckung mit Maul- und Klauenseuche zugezogen haben und am Donnerstage daran gestorben sein. Bisher waren wohl Fälle von Ueber- tragung der Krankheit aus den Menschen be kannt, aber nie ist ein tätlicher oder nur ein bedenklicher Verlauf der Krankheit beobachtet worden. — Kürzlich wurde der Schmiedemeister G. in Weißenberg verhaftet. Wie dazu geschrieben wird, soll ein Mann auf dem Sterbebette sein Gewissen durch das Geständ nis erleichtert haben, daß er seinen Schwie gervater ermordet habe, indem er ihn im Klei derschranke aufhängte. Bei diesem Morde soll nun der Schmiedenleister Beihilfe gelei stet haben. — Mitte der 70er Jahre hatte in Ober- gettengrün bei Adorf der Bankfleischer R. ein Schwein verpfundet, das stark mit Tri chinen durchsetzt war. Da eine mikroskopische Fleischbeschau damals noch nicht angeordnet war, wurde das Fleisch verkauft und viele Personen erkrankten schwer. Die Opfer siech ten langsam dahin. Erst nach Jahr uno Tag erlöste sie der Tod von ihren Schmerzen. Schwer zu leiden an der Krankheit hatte die am vorigen Sonnabend im einem Alter von über 60 Jahren verstorbene Ehefrau »es Webers Penzel. Sie war infolge der Krank heit von einer Schwäche befallen worden, daß sie jahrelang ihre häuslichen Geschäfte -nicht verrichten konnte. Während der letzten zehn Jahre ihres Lebens war die Frau infolge der zeitweise auftretenden heftigen Schmerzen geistig umnachtet. — Der m Reichenberg inhaftiert ge wesene Räuber Schöne aus Königshain, wel cher vor etwa zwei Monaten bei Hrrschfelde eine Frau räuberisch überfallen und noch an demselben Tage bei Friedland i. B. einen Ueberfall vollführt, ist aus der Haft entlassen und nach Sachsen abgeschoben worden. Es bat sich herausgestellt, daß Schöne geisteskrank ist. — Verhaftet hat man jetzt in Groß schönau einen Gärtnergehilfen, der mit der vom inhaftierten Förster Horn angegebenen Person identisch sein soll, welche ihn am Tage des Mordes im Forste um Feuer ansprach. Der junge Mann war zu jener Zeit in Haine walde beschäftigt und hat wahrscheinlich das Mädchen vorbeigehen sehen. Am Abend ist der betreffende Mensch in der Restauration am Breitenberge eingekehrt, wobei er im Ge sicht und an den Händen Kratzwunden auf wies. — Im Auftrage der japanischen Regier ung erschienen in den letzten Tagen in Frei berg vier Japaner, um dem Direktor der dor tigen Bergakademie, Geh. Bergrat Pros. Dr. Winkler, für seine außerordentlichen Verdienste um die Wissenschaft wertvolle Geschenke zu überreichen. — In Löbau ist am 18. Februar der weithin bekannte Pianofortefabrikant August Förster im 68. Lebensjahre gestorben. — Die berühmte Waffensammlung von A. Zschille in Großenhain ist vor einigen Tagen zum größten Teil in Lon don bei Christie und Manson versteigert worden; sie erbrachte in 862 Losen 326,480 Mark. — Wie vorsichtig die Geschäftsleute bei Abfassung von reklamehaften Annoncen sein müssen, um nicht in die Maschen de» Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb zu verfallen, zeigt eine Verurteilung eines Zeitzer Geschäftsinhabers. Derselbe hatte im „Zeitzer Anzeiger" Anzeigen erlassen, in denen es u. a. hieß: „Einziges Ge schäft, das nicht vorschlägt" und „Es wird zu festen Preisen verkauft". Ein Konkur rent ließ nun in dem betreffenden Geschäft um eine Joppe, die mit 7 Mk. 25 Pfg. ausgezeichnet war, handeln. Vom Verkäufer wurde sie Lem Käufer mit 7 Mark 25 Pf. angeboten und schließlich mtt 6 Mark 50 Pf. verkauft. Das Zeitzer Schöffen gericht verurteilte den Ladeninhaber zu 150 'Mark Geldftra;e wegen Vergehens gegen 8 4 des Gesetzes gegen den unlau teren Wettbewerb. Die Strafkammer de» zuständigen Landgerichts hat das Urteil be stätigt. Marktpreise in Kamenz am 18. Februar 1897. höchsterjniedriaster Preis. Preis 50 Kilo. il. kl. il. u. - Heu ;50 Kilo I Korn 6 -— 5 82 3 Weizen 8 24 65 Stroh 1200 Pfund -R Gerste 7 6 14 Butter 1 Kj^cr 2 10 Hafer 6 8« 6 56 'niedrigst. 2 .eidekorn Hirse 6 54 6 34 Erbsen 50 Kilo 9 7b 12 18 10 58 Kartoffeln 50 Kilo 2 50 Dresdner Schlachtviehmarkt den 22. Februar 1897. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum verkauf gestellt: 675 Rinder, f685 Schweine, 865 Hemmet und Z66 Kälber, in -umma 5591 ^chlachlstücken. Für den Zem- ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 60—62 Rik., für Riitielware einfchließl guter Kühe wurden 54—57 Rik., für leichtere Stücke 45—50 Rik. bez. Lngl. Lämmer dar jüaar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 58—60 Rik., solche geringer Sorte in derselben schwere 55—57 Rik. Der Zentner lebendes Gewicht von Landschwemen engl. Kreuzung galt 41—45 Rik., zweiter Ivahl hiervon 58—40 Rik. Für Kälber wurden 50—60 Rik. angelegt.