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Allgemeiner Anzeiger : 09.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189701090
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-09
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Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.01.1897
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Komische Rundschau. Deutschland. 7 * Der Kaiser soll am Neujahrstage -er Generalität gegenüber betont haben, -aß es in nächster Zeit in Deutschland ernste militärische Aufgaben zu lösen gebe. Keine Ein richtung der Armee sei vollkommen, jede einzelne Organisation müsse ständig weiter ausgedehnt werden, da auch andere Länder Fortschritte machen, mit denen wir Schritt halten müssen. * Eine Kabinettsordre ist am Neujahrstage, wie die .Köln. Ztg/ berichtet, zur Kenntnis der Armee gelangt, die eine sehr bedeutsame Ergän zung der Einführungsordre zur der Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere im preußischen Heere enthält. Ihr Zweck ist, den Zweikämpfen zwischen Offizieren vorzubeugen durch eine Erweiterung der Befugnisse der Ehrcnräte, die von jetzt an alle Streitigkeiten und Beleidigungen von Offizieren untereinander und mit solchen Personen, die nicht dem Ehrengericht unterstehen, endgültig entscheiden. Es handelt sich offenbar um die vom Reichskanzler bei der Erörterung im Reichstag am 17. November angekündigte Aenderung. Inhalt und Tragweite derselben läßt sich nach der obigen vorläufigen Mitteilung noch nicht beurteilen. *Vom Bundesrat sind einige Aus schüsse bereits zum 7. und 12. d. ein st e r u f e n worden. In maßgebenden Bundes ratskreisen glaubt man, daß nach den gepflogenen Vorverhandlungen die Militär - Strafprozeß- Ordnung in ihrer von den Ausschüssen nun mehr gestalteten Fassung anstandslos durchgehen wird. Zutreffendenfalls würde die Vorlage dem Reichstag bereits im Laufe dieses Monats zugehen. Nach Beschluß des BundeSrats soll, gleich wie im Vorjahre, eine Ermittelung des Ernteertrages für das Jahr 1896 im Deutschen Reiche stattfinden, die den Zweck hat, durch direkte Umfrage möglichst zuverlässige Angaben über die wirklich geerntete Menge an Bodenprodukten zu gewinnen. Die Erhebung wird Anfang Februar 1897 bewirkt. Gleich zeitig mit diesen Ermittelungen soll eine Er hebung über den Umfang der durch Hagelschlag verursachten Ernteschäden verbunden werden. Die Beteiligten sind verpflichtet, den Erhebungs behörden, welche zur Jndividual-Umfrage schreiten müssen, willig die gewünschten, der Wahrheit entsprechenden Angaben zu machen. *Nach dem Militäretat für 1897/98 würde sich die Etat stärke des deutschen Heeres für das genannte Etatjahr auf 23 088 Offiziere, 78 217 Unteroffiziere (Zahl meister-Aspiranten, Spiclleute, Lazarettgehilfen und sonstige) und 479 229 Gemeine belaufen, (sine Verstärkung gegen das laufende Etatjahr würde nur bei den Offizieren, und zwar um 401, und bei den Unteroffizieren um 163 cin- ireten. Zu dieser Etatstärke treten noch 2107 ,1896 97: 2090) Militärärzte, 1078 (1102) Zahlmeister, Militär-Musikinspizient, Werkstätten- Lorsteher bei der Luftichifferabteilung. 583(528) Roßärzte, 1045 (1061) Büchsenmacher und Waffenmeister, 93 (93) Sattler. An Tienst- pfcrden würden nach dem Etat-Voranschlage 97 850 (1896/97 : 97 378) vorhanden sein. * Der Staat Bremen hatte im Bundes rat beantragt, für die Bremer Börse von der Einsetzung eines Staatskommissars Ab stand zu nehmen. Gleichwohl ist der ent sprechende Antrag Bremens ebenso wie der Hamburgs im Bundesrat abgelehnt worden, während Sachsen, Wüttemberg und Baden die beantragte Ausnahme bewilligt wurde. Oesterreich-Ungarn. *Die Reform der Artillerie hat auch in der österreichischen Armee zu Er örterungen Anlaß gegeben. Aus Darlegungen des Sachverhaltes, die zur Orientierung des Publikums bekannt gegeben werden, wäre an eine Verwirklichung der Reform vorläufig nicht zu denken, obgleich darauf abzielendc Studien schon längere Zeit gemacht werden. Die Er neuerung des Artillcriematcrials würde etwa hundert Millionen Gulden Kosten verursachen,' Gin Ehrenwort. RI Roman von L. HaidHleim. (Frischung., Trautmann wußte wohl, von wem sein Gastfreund hören wollte. Es kam ihm der Wunsch, Winzcek zu heilen von der Leidenschaft für das ihm unfreundlich gesinnte Mädchen, und zugleich beklagte er sich doch über seine persön liche Stellung zu ihr und fühlte, daß sie ihm weher gethan, als er es sich selbst bis jetzt bekannt hatte. Er redete sich im Laufe seines Berichts ganz in Hitze und nannte sie wider besseres Wissen, seinem momentanen Empfinden nach, auch heute Mes Vaters rechte Tochter. Winzcek hatte, den Koopf stützend, seine Linke über die Augen gelegt und hörte schwei gend zu. Dann sah er Plötzlich mit seinem Hellen, lie benswürdigen Lächeln empor und sagte heiter: „Verzeihen Sie mir, daß ich mich Ihres Aergers freue; ich sehe doch nun, daß ich nicht etwa allein von der dornenvollen Rose zu leiden habe." Winzceks auserlesenen Weinen hielt Traut manns Verdruß auch nicht auf die Dauer stand. „Ich mache sie zahm! Ich kuriere sie gründ lich!" versicherte er. Nachher erzählte er dann in bester Laune , der allseitigen Auflegung. Winzcek hörte n lächelnd zu, aber der melancholische Aus- V Ick verflog nicht. v Ohne diesen Truhn wäre ich auch mit da- »Bian hat mir die erste Rolle jahrelang zu ein Betrag, der durch eine Anleihe aufgebracht werden müßte. Mit einer solchen Anleihe glaubt aber die Regierung vor dem endgültigen Ab schlusse der Valuta-Ordnung nicht hervortreten zu sollen. *Jm österreichischen Abgeordnetenhause er klärte am Montag Brenner, als Obmann des landwirtschaftlichen Ausschusses, auf eine Inter pellation des Abg. Steiner, er sei bereit, alles aufzubieten, um die Vorlage wegen des Ge treideterminhandels noch vor Ablauf der Session fertig zu stellen und dem Hause ein zubringen. Frankreich. "Bei den Wahlen am Sonntag für die teilweise Erneuerung des französischen Senats wurden 64 Republikaner, 21 Radikale und 12 Konservative gewählt. Die Republikaner und besonders das Kabinett Meline haben Vor teile errungen. Die Konservativen haben Ver luste erlitten, die Radikalen nicht den erhofften großen Sieg erfochten. * Aus Madagaskar wird gemeldet, daß der dort kommandierende französische General entschlossen sei, die Königin Ranavola abzusetzen, weil sie bei der Neujahrsfeier im königlichen Palast eine Demonstration für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Insel veranstaltet hat. Italien. *Der König Humbert ist vollständig wieder hergcstellt. Er nahm am Familien- Frühstück teil und hat am Montag die Minister zur Entgegennahme der gewöhnlichen Vorträge empfangen. Belgien. * In Belgien hatte sich die Meinung ver breitet, König Leopold hätte bei den offiziellen Neujahrsempfängen Rücktritts- gedankem geäußert. Mehrere Blätter hatten diese Gerüchte wiedergegeben. Jetzt werden sie von Brüssel aus für reine Erfindung er klärt: Der König habe auch nicht die geringste Anspielung auf einen Rücktritt gemacht. Luxemburg. *Der Großherzog Adolf von Luxem burg hat sich an den d eu ts ch e n K ai s er mit der Bitte gewandt, ihm die noch im könig lichen Staatsarchiv zu Wiesbaden befindlichen Urkunden und Akten betreffend die verschiedenen Linien des Hauses Nassau, die wertvolles ge schichtliches Material enthalten, für das nassauische Hausarchiv zu Weilburg zu überlassen. Im Abdankungsvertrag des Herzogs Adolf mit der K-one Preußen wurde ihm das Hausarchiv zu gesprochen, doch ist ein großer Teil im Wies badener Staatsarchiv verblieben, aus welchem er jetzt verabfolgt werden dürfte. Spanien. *Auf den Philippinen füsilieren die Spanier wacker weiter. Nach einer amtlichen Depesche aus Manila sind daselbst am Montag dreizehn Personen, die des Verbrechens der Ver schwörung angeklagt waren, erschossen worden. Balkanstaaten. *Der Sultan will es auf einen neuen Konflikt mit den Mächten ankommen lassen, indem er die Zustimmung zu dem Beschlusse, den der Ministerrat über die Aufnahme von Ausländern in die kretensische Gendarmerie ge faßt hatte, verweigerte. *Der türkische Budgetschwindel wird drastisch durch die Meldung illustriert, daß der Unterstaatssekretär in der Hauptverwaltung der indirekten Steuern, Bekam Effendi, auf die Stelle eines Unterstaatssekretärs im Finanz ministerium verzichtet hat. Er begründet diesen Schritt mit dem Hinweis auf die offenbare Unrichtigkeit des Budgets, indem er erklärt, daß niemand ein solches Finanzprogramm durchführen könne. Gleichzeitig machte er gel tend, daß sein Gesundheitszustand eine zwei jährige ärztliche Behandlung erfordere, er bitte deshalb um einen Urlaub oder um seine Ent lassung. Amerika * Der amerikanische Kreuzer „Vesuvius" und das Depeschenboot „Delphin" wurden nach den Gewässern von Florida beordert, um die dort bereits durch zahlreiche Schiffe vertretene ameri - konische Flotte zu verstärken, welche sich bemüht, die Freibeuter-Expeditionen nach Cuba zu verhindern. Der ,New Jork Herald' meldet aus Jacksonville, daß das Flibustierschiff „Commodore" bei Newsmyrna infolge eines Lecks gesunken ist, welches die Be satzung nicht ausbessem konnte. Die gesamte Mannschaft wurde gerettet. * Wie stark Cuba durch denKrieg ver - wüstet worden ist, beweist eine Meldung der ,Times' aus Havana. Danach wird der ge samte Ertrag an Zucker auf der Insel Cuba für 1897 auf 150000 Tons geschätzt gegen eine Ernte von 1 100 000 Tons im Jahre 1894. Die gesamte zu erwartende Tabakernte wird auf 75 000 Ballen geschätzt gegenüber 500 000 Ballen im Jahre 1895. Afrika. * Der Angoni- Aufstand ist von den Engländern unterdrückt. Die aus Ostafrika eingetroffenc Post bringt die Mitteilung, daß die englische Streitmacht in der Stärke von 350 Mann auf meh:ere Tausend Angonis unter dem Häuptling Chelusi gestoßen sei und daß letztere nach einem Kampf von 20 Minuten in die Flucht geschlagen wurden. Chekusi wurde gefangen genommen und nach kurzem gericht lichen Verfahren als Mörder von christlichen Eingeborenen der Handelsstation am Zambesi hingerichtet. Die Pest in Indien. Die in Indier zum Ausbruch gekommene Pest ist viel ernstlicherer Natur, als nach den Berichten angenommen wurde. Nach einer dem .Daily Mail' aus Bombay zugegangcnen Depesche hat die Sterblichkeit in jener Stadt eine geradezu Entsetzen erregende Höhe erreicht, und die dadurch unter den Eingeborenen erzeugte Panik droht noch andere schwere Kalamitäten Herbcizuführen. Obwohl der Bericht, der die Sterblichkeit aus 100 vom 1000 angibt, wahr scheinlich auf llebertreibung beruht, so ist doch die Thatsache außer Zweifel, daß die Epidemie furchtbar in Bombay wütet: daß 130 Todes fälle in zwei Tagen vorkamen, ist ein genügender Beweis dafür. Die Eingeborenen, unter denen allein die Pest bisher aufgetreten ist, find so vom Schrecken erfaßt, daß alle von Bombay fahrenden Züge mit Flüchtenden überfüllt find, und daß bereits 200 000 die Stadt verlassen haben. Die Pest kommt um so ungelegener, als die seit einigir Zeit ausgebrochene Hungers not in einzelnen Gegenden bereits zahlreiche Opfer fordert. Imd es ist die Gefahr vorhan den, daß die von Furcht gejagten Menschen, die der Pest zu entgegen suchen, sich nach Distrikten flüchten, wo die Hungersnot herrscht, und daß hier durch Anstecking ein Elend erzeugt wird wie man es seit dir Besitznahme Indiens druck die Engländer noä nicht erlebt bat, denn zu Hungersnot und Pestilenz würden sich Unruhen der schlimmsten Art gesellen. Ueberdies hat die Hungersnot in ihmn Gefolge den Engländern bereits ein Aergerns ganz eigener Art gebracht. Die Russen haben sich nämlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen nnter dem Deckmantel der Menschenliebe und der Wohlthätigkeit aus der Kalamität für sich selbst politisches Kapital zu schlagen. Von verschiedenen russischen Zeitungen sind Geldsammlungea zum Besten der Not leidenden — natürlich aus reinem menschlichen Mitgefühl — ins Derk gesetzt worden; und Zitkow, der Hauptvennstalter dieser Liebesgaben für das indische Volk, schlägt vor, daß das Korn, welches mit Hilfe del gesammelten Geldes an- zukaufcn ist, von de Freiwilligen Flotte nach Indien geschafft und iort durch eine Abordnung der russischen Gesellschift vom Roten Kreuz ver teilt werden soll. Au Wunsch des Zaren wird außerdem im Januar in Petersburg ein Konzert gegeben werden, besser Ertrag gleichfalls für die Notleidenden in Indier bestimmt ist. Was die Engländer mit bezug «uf diese von den Russen für das Wohl der Indier bezeigte Besorgnis am meisten argwöhnisch »acht und beunruhigt, ist der Umstand, daß die Gesellschaft vom Roten Kreuz mit der Verteilung der Gaben beauftragt werden soll, denn man erinnert sich nur zu gut einer mysteriösen philatthropischen Mission der erkannt, es ärgert mich mehr, als ich sagen kann, daß ich wie ein Schwindler aus gestoßen bin," fuhr er einmal heftig empor. Wie gern hätte Trautmann ihm gesagt: „Ich verschaffe Ihnen eine Einladung." Aber er wußte, die Prinzeß dachte nicht an eine solche. Beim Abschiede drückte Winzcek ihm warm die Hand. Endlich war der große Tag herangekommen. Diejenigen Damen, deren Toiletten die Post schon gebracht hatte, genossen die Vorfreude in vollen Zügen, die anderen nur in Furcht und Zagen, denn wenn das Gräßlichste passierte? Wenn die Toilette nicht ankam? Trautmann hörte diese Ausbrüche ahnungsbanger Furcht aus erster Hand, denn Fides lief händeringend im Hause umher und wurde ganz blaß vor Auf regung. „So beruhigen Sic sich doch, Sic sind schön genug in dem schwarzen Spitzcnkleide, in welchem Sie den Leutnant erobert haben!" tröstete er sie. „Aber zum Andenken an diesen „glücklichsten Tag meines Lebens" will ich's nicht wieder tragen! Was meinen Sie zu einem Museum, in welchem ich alle Siegesfahnen aufhängte? Wie aber wird die aussehen, in welcher ich Sie erobere?" Und indem sie mit ihm, wie immer, in dieser übermütigen Weise scherzte, lief sie dunkelrot werdend davon, als der Leutnant gleich darauf vordem Hause erschien und hereintrat, Traut mann abzuholen, wie er sagte. .Denn wir haben noch sehr viel zu thun," mahnte er und berichrte, die Prinzeß sei mit der Gräfin spazieren gifahren. Sie schlenderten den Schlosse zu. „Sagen Sie einmal, Trautmann," fing der Leutnant an, „Sie sfld, wie ich mit Neid be merkt habe, ein unmäßig kluger Mensch — wissen Sie, was man in der Handelswelt Diffcr-nzgeschäfte nennt? Ich möchte Papa nicht fragen, der ohnehin gering von meinen Gefftesgaben denkt, aber er sprach davon und so vel, daß mir immer dummer und dummer im Kö>f wurde." Trastmann lachre und erkärte dem wißbe gierigen Kiegsmann das Wort. „Nein,'sagte dieser nachdenklich, „das kann es nicht se'-> ums jch meine, auf derartige Dinge ließe sich ij pa nicht ein" „Sie v.rden das Wort verwechselt haben, er hat gcsiß etwas anderes gemeint," sagte Trautman, und der Leutnant nickte. Die lüden Herren, die unter den Befehlen der Prinzß alle Einzelheiten für das Fest an geordnet ud geleitet hatten, inspizierten noch ein letztes Hal die Vorkehrungen in dem Fest saale und ds anstoßenden Gemächern, in der großen Soutcminküche, im Keller und zuletzt auch noch die 'mfasseuden Arbeiten für eine überraschende BettHtung des Parks. Es war alles inOrdnung und die Prinzeß kam gerade rechtzcitt. von ihrer Spazierfahrt zurück, um den befliegenden Bericht zu em pfangen und selbst noch gma! durch den Park zu gehen. „Was meinen Ase, m ich kennen gelernt ! habe?" flagie 'ne Lrautmm. Gesellschaft vom Roten Kreuz, die nach Abessinien angeblich zur Pflege von Kranken und Ver wundeten geschickt wurde, und die sich schließlich als eine politische Mission vom reinsten Wasser entpuppte und ganz augenscheinliche politische Erfolge davongetragen hat. Daß die Herren vom Roten Kreuz — wenn sie die Reise unter nehmen sollten — außer dem russischen Korn auch recht schöne russische Empfehlungskarten politischer Färbung zurucklassen würden, darüber braucht man wohl kaum zu zweifeln. Daher rufen warnende Prcßstimmen der Regierung sehr eindringlich zu: Seht dem geschenkten Gaul ja recht gründlich ins Maul, ^ohn Bull wird offenbar das in allen Himmelsgegenden auf tretende Schreckgespenst russischer Maulwurfs arbeit gar nicht mehr los. Uon Uah und F-rn. Kiel. Jetzt, nachdem das alte Pmzerfahx. zeug „Arminius" aus der Liste der Kriegsschiffx gestrichen worden, erinnert die ,M. Z- daran, daß dieses Schiff aus den Erträgen der Flotten sammlungen erbaut worden war. Als das prcuß. Marineministerium im Jahre 1865 öffent lich Rechnung über den Gesamtertrag der fler- willigen Spenden für die Flotte ablegte, ergab sich einschließlich der Zinsen ein Betrag von 458 536 Thlr. 1 Sgr. und 8 Pf. Mit dieser Summe wurde dann im wesentlichen der Bau des „Arminius" bestritten, eines Schiffes, das zur Zeit seiner Fertigstellung allen vorhandenen Panzerschiffen Europas ebenbürtig war. Roftwein. Eine besondere Art von Gaunern macht sich in hiesiger Gegend bemerkbar. In Böhrigen sprachen zwei Fremde, angeblich Gärtner, welche auf der Wanderschaft nach Dresden begriffen waren, beim Gärtnereibefitzer Lange um eine Unterstützung an und erhielten diese. Der eine Handwcrksbursche ging hierauf zu Fuß nach Roßwein, während der andere vor der Lehmannschcn Tuchfabrik ohnmächtig zusammenbrach. Bemitleidet von den Arbeitern, wurde der Fremde mit Speise und Trank ge stärkt und durch eine Sammlung mit 5 Mark beschenkt. Der ganze Vorgang des Handwerks burschen stellte sich jedoch später als Schwindel heraus; der Fremde hatte die Ohnmacht nur simuliert. Der Betrüger fuhr per Bahn nach Roßwein, konnte jedoch nicht wieder ermittelt werden. Dasselbe Manöver hat bereits mn Unbekannter in voriger Woche mit gleichem Er folge in Berthelsdorf veranstaltet. Güstrow. Die Arbeitcrwitwe Bcwitt und deren Liebhaber, der Viehhändler Brüggemann aus Neubrandenburg, die am 27. Oktober 1898 vom hiesigen Schwurgericht wegen Giftmordes, begangen an dem Ehemann der Bewitt, zum Tode verurteilt worden waren, wurden am Montag durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg hiugerichtct. Emden. Ein furchtbarer Unglücks fall er eignete sich dieser Tage am dem Hunte-Ems- Kanal. Drei Kinder vergnügten sich mit einem großen Torfschlitten, indem sie auf demselben einen ziemlich steilen Abhang hinabfuhren. Plötzlich geriet der Schlitten mit den drei Kin dern auf das bereits morsch gewordene Eis des des Kanals. Die Decke brach ein, und die Kinder stürzten ins Wasser, wo sic ertranken. Der Vater, welcher auf das Hilfegeschrei der Kinder zu Hilfe eilte, brach ebenfalls ein und fand mit seinen Lieben den Tod. Mannheim. In Atrip erschoß bei dem Neujahrsanschieben dsr Dienstknecht P^cr Schweickert seinen eigenen Bruder und ver wundete dessen Braut schwer m Gx«^ Schweickert ist verhaftet worden. Ludwigshafen. Der Vikar der prote- stantischen Pfarrei, Osthelder, bat sich durch einen Messerschnitt in den Hals entleibt Der Lebensmüde litt schon einige Wochen an Ver folgungswahn. Baireuth. ^im Bahnhofe Treuchtlingen (Mittelfranken) ist in der Nacht zu SonMag ein Schnellzug mit einem Personenzugc zusammen- gestoßen. Mehrere Waggons entgleisten einer geriet in Brand. Ein Reisender wurde leicht verletzt; der Materialschaden ist bedeutend. „Winzcek!" rief dieser, ihren Blick erratend. „Und für wen ich ihn hielt s Für den Baron von Haardt! Denn auf dessen Grund und Boden Passierte es, nef sie Hester „Aber wie?" fragten beide junge Mämrer . „Ganz unerwartet, ganz uugesucht-, Das Handpferd vor memem Waaen schlug l-ber die Stränge und wurde sehr unruhig, sprang in seiner Angst mit dem Hinterbein über die Wagen deichsel, und nun erschraken wir ernstlich, denn der Kutscher hatte vollauf zu thun, die sich hin und her werfenden entsetzten Tiere zu halten, und der Gottlieb sah aus wie eme Leiche, zitterte wie Espenlaub und verstand offenbar gar nicht, was der Kutscher ihm zurief. Jch war scelcnsfloh als ich di? gute Gerbersdorff auf ebener Erde'hatte- sw sich denn auch schleunigst an einen Grabenrand und sing an, zu wcmen; ich sah schon, mir blieb nichts übrig, als dem Gottlieb mit dem BeMel des Mitts vor anzugehen. Aber mit dem Mut allein war's nun doch nicht gethan; ich.Ee durchaus irgend welche Schnallen am Geschirr öffnen und konntr es nicht, da steht plötzl^ ein Herr neben uns, seine Flinte hatte er schon, das sah ich erst später, an einen Baum gelehnt, und sein präch tiger Wasserhuud blieb ruhig, wie ihm befohlen, daneben. Vorderhand sagte er nur: „Erlauben Hoheit!" nahm mir die Lederriemen aus den wänden und half wie ein verständiger Mensch, der sich auf Pferde auskennt. Der Kutscher und der Gottlieb faßten ordentlich neuen Acht und es war merkwürdig, wie bald er mit ihnen die geängsteten Tiere zur Ruhe brachte. Ich hätte daraus erraten können, wer vor mir sta^
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